Musik des 20./21. Jahrhunderts - gerade gehört - kurz kommentiert

  • Was hat denn "zwölftönig" mit "rhythmisch interessant" und "farbenreich" zu tun?

    Bei Schönberg gibt's zwar alle drei Dinge gleichzeitig, aber an sich sind die völlig unabhängig voneinander.

  • Was hat denn "zwölftönig" mit "rhythmisch interessant" und "farbenreich" zu tun?

    Bei Schönberg gibt's zwar alle drei Dinge gleichzeitig, aber an sich sind die völlig unabhängig voneinander.

    ich meine nichts anderes gesagt zu haben. Ich konnte bloß keine Zwölftönigkeit aus seinem zweiten Quartett heraushören, obwohl ich es gelesen hatte. Wenn es Dir gelingt, kannst Du ja gerne helfen.


    Mit dem Gegenteil meinte ich eher, dass man sich nicht an Schönberg, sondern an Bartok erinnert fühlt und zwar stark. Ich habe beide ein wenig als Antipoden der Quartettkunst in Erinnerung. Schönberg und seine Reihen und Bartok und sein Rückgriff auf Volksmusik und ihre Rhythmen.

  • es hat mich nicht losgelassen. Habe ich Ginastera falsch beurteilt? Unter der Rubrik aktuell gehört und kurz kommentiert wäre das hoffentlich noch zulässig ;).


    Trotzdem: Erinnerungen scheinen hin und wieder zu trügen. Also jetzt Schoenberg Streichquartett Nr. 3 op.30


    516lph7LecL.jpg


    Richtige Zwölftonmusik (mit ein paar Abstrichen..), wer das noch mit der Einspielung des LaSalle Quartetts in Erinnerung haben sollte, kennt auch noch die Pop-Art Aufmachung des Schubers, die schon direkt signalisiert: Hier kommt was ganz Ausgefallenes. Die Einspielung des Quatuor Diotima zeigt uns ein anderes Bild (nicht nur auf dem Cover 8-)) Das etwas spröde, wenn auch schon immer interessante Quartett (LaSalle Einspielung) bekommt eine überraschende Natürlichkeit, die zeigt, dass es eigentlich ohne Schaden über 90 Jahre nach der Uraufführung unglaublich aktuell wirkt. Ich kann das Alter der Komposition kaum heraushören. Die Abstraktheit des kompositorischen Konzepts und nicht zuletzt wahrscheinlich auch das Können des Komponisten (:)) lassen dieses Werk irgendwie alterslos erscheinen.


    Naja, wer es nachempfinden möchte .....

    Beste Grüße,

    Axel

  • aktuell angehört und musste bis zuende hören und dann gleich nochmal.


    Caroline Widmann „Reflections“



    aufnahmetechnisch hervorragend. Der Boulez nimmt einen sofort gefangen und der Ysaÿe unterhält auf charmante Art und Weise Salvatore Sciarrino kannte ich bisher noch nicht, fesselt aber durchgehend und Jörg Widmann ähnlich mit seinen Etüden (Er ist der Bruder der Interpretin)


    Die beiden Sonaten von Ysaÿe sind jeweils den Geigern Jacques Thibaud und Fritz Kreisler gewidmet und sollen die jeweilige Spielweise imitieren. Mangels Kenntnis kann ich da sonst nicht viel zu sagen. Auf der CD spielen sie die Rolle von Intermezzi und das sehr gut.


    Die Capricci von Sciarrino und die Etüden von Widmann sind musikalisch auf ganz verschiedene Weise herausfordernd ( zur Technik kann ich nichts sagen) Dabei bilden die Etüden durch ihre Abstraktheit einen interessanten Abschluss.


    Ich war selbst über mich erstaunt, eine CD mit Solo Violine mit Spannung zweimal hintereinander gehört zu haben und wünsche den Mitgliedern hier im Forum dasselbe Vergnügen.


    Axel

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Die Klavierkonzerte von

    Amirov: Klavierkonzert über Arabische Themen (1957)

    und

    Vasif Adigezalov: Klavierkonzert (1994)


    sind der Hammer an rhythmischer Prägnanz mit einem Schuss Folkore - kurz gesagt - :thumbsup: Hörspass pur ! :thumbup:

    Es muss auch im späten 20.Jhd nicht alles avantgardistisch klingen um modern und "gut" zu sein ...


    Auch die drei weiteren Klavierkonzerte auf der CD decken einen weiten spätroantischen bis neoklassischen Zeitraum ab, obwohl die KK alle Fünf von 1957 - 2003 komponiert sind.



    NAXOS, 2010, DDD


    Wenn man so begeisterungswürdige Orchesterwerke von Amirov kennt, dass ist es begrüssenswert, wenn auf dem CD-Markt weiteres Repertoire, das bei Amirov sehr rar ist, erscheint.

    So war ich gespannt auf eine weitere NAXOS-CD mit dem Dirigenten Dmitri Yablonsky, der bereits die Sinfonischen Mugams mit dem Russian PO aufgenommen hat. Trotz aller Kritik, die diese Aufnahme erfahren hat, finde ich heute im nachhinein Yablonsky's zügigere Interpretationen dieser Werke gar nicht so schlecht. Das Zügige kommt mir sogar entgegen !

    Die neue CD: NAXOS, Aufnahme 2010, DDD
    *** Jetzt gibt es brandneu das Klavierkonzert (1957) auf der NAXOS-CD mit Aserbaidschanischen KK. Hier hat Yablonsky das glänzende Royal PO London zur Verfügung. Ergebnis ist eine orchestral wie pianistisch glanzvolle Aufnahme, die es mit jeder Hochpreis-CD locker aufnehmen kann.

    Amirov hat sich in dem 3sätzigen KK bei einer Reise durch Arabien thematisch anregen lassen und verwendet Themenmaterial neben Eigenem in diesem arabischen Choloit. Ergebnis ist ein fetzig-virtuoses KK mit tollen Orchesterfarben - Hörspassgarantie !
    Auch die weiteren KK von Adigezalov, Guiyev und dem Pianisten dieser Aufnahme Badalbeyli (für das Schreiben dieser nie gehörten Namen braucht man länger als für den ganzen Beitrag ) sind hörenswert, wenn sie auch nicht die "Amirov-Klasse" haben.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Mit 10 Einspielungen dürfte das Gidon Kremer gewidmete Violinkonzert "Distant Light" von Peteris Vasks das meistgespielte Violinkonzert der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts sein. Die neueste Einspielung stammt von Vadim Gluzman mit dem Finnischen RSO unter Hannu Lintu. Eine sehr schöne Aufnahme. Und BIS ist jetzt dazu übergegangen die CDs in Foldout-Covers und papierenen Innenhüllen zu verpacken, wie in guten alten LP-Zeiten. Das kommt mir sehr entgegen.



  • ich meine nichts anderes gesagt zu haben. Ich konnte bloß keine Zwölftönigkeit aus seinem zweiten Quartett heraushören, obwohl ich es gelesen hatte. Wenn es Dir gelingt, kannst Du ja gerne helfen.


    Mit dem Gegenteil meinte ich eher, dass man sich nicht an Schönberg, sondern an Bartok erinnert fühlt und zwar stark. Ich habe beide ein wenig als Antipoden der Quartettkunst in Erinnerung. Schönberg und seine Reihen und Bartok und sein Rückgriff auf Volksmusik und ihre Rhythmen.

    OK, nur haben halt unglaublich viele Komponisten zwölftönig komponiert, deshalb müssen sie ja nicht besonders Schönberg-ähnlich klingen. Das mit dem Heraushören ist sowieso schwierig, bei Themen kriegt man's vielleich noch hin, allerdings können die Reihen ja auf verschiedene Art verteilt werden, somit ist es eher ein hörendes Erahnen von Zwölftönigkeit. Das hat aber nichts mit der Rhythmik oder Farbe zu tun. Antipodisch zu Bartok wird es wohl eher durch die Volksmusik, die sich etwas gegen Zwölftönigkeit sperren dürfte - aber offenbar war gerade das "gegen das Schema Anarbeiten" bei der Zwölftönigkeit auch für Schönberg ein beflügelnder Aspekt (da er ja keine Tonalität mehr hatte, gegen die er arbeiten konnte), insofern müsste jetzt ein Volksmusikbezug nicht zwingend zwölftonverhindert sein (so rein gedanklich, weiß nicht, ob jemand das kombiniert hat). Die Ginastera-Quartette habe ich mal gehört, hätte ich im Gedächtnis grob unter "spätexpressionistisch" abgelegt, jedenfalls nicht so volksmusik-affin wie ich bei Ginastera vermutet hätte.

  • OK, nur haben halt unglaublich viele Komponisten zwölftönig komponiert, deshalb müssen sie ja nicht besonders Schönberg-ähnlich klingen. Das mit dem Heraushören ist sowieso schwierig, bei Themen kriegt man's vielleich noch hin, allerdings können die Reihen ja auf verschiedene Art verteilt werden, somit ist es eher ein hörendes Erahnen von Zwölftönigkeit. Das hat aber nichts mit der Rhythmik oder Farbe zu tun.

    Völlig richtig, nur sind bei Ginastera nicht unerhebliche Wiederholungen des Themas wahrnehmbar, die meines Erachtens nicht in Einklang zu bringen sind mit der Verarbeitung einer Zwölftonreihe.


    ... Antipodisch zu Bartok wird es wohl eher durch die Volksmusik, die sich etwas gegen Zwölftönigkeit sperren dürfte ...

    Ja klar, ein Volkslied ist selten zwölftönig aufgebaut. Wie gesagt, ich kann bei Ginasteras zweitem Quartett nichts derartiges hören, gebe aber selbstverständlich zu, dass das unter Umständen sehr schwierig sein kann. Über Hilfe würde ich mich freuen.


    Beste Grüße,

    Axel

  • kurzstückmeister hat mich auf ein massives Defizit beim Hören von Musik hingewiesen und ich habe heute (urlaub!) versucht ein wenig davon abzubauen:


    Georg Friedrich Haas, ein gar nicht so junger Zeitgenosse (ähnlich Wolgang Rihm) aber wohl ungeachtet seiner Bedeutung plattentechnisch so gut wie nicht vertreten.

    Aber hören kann man ja wenigstens das Bisschen, was da ist.


    9104WnH6ihL._SS500_.jpg


    Hört man die CD der Reihenfolge nach, wie ich es getan habe, so hört man erst sein zweites und danach sein erstes Streichquartett, durch die Wiederholung, dann mindestens einmal in chronologischer Reihenfolge :).


    Avantgarde hin oder her, das kann ich gegenüber Lachenmann, dessen drei Streichquartette ich liebe, nicht begründen, was aber auch nichts heißen soll. Man kann die Stücke sehr gut hören (vorausgesetzt eine passable Anlage). Sie basieren massiv auf Klangflächen und gefühlt auch Clustern, die einen durchgehend fesseln. Architektonische Strukturen konnte ich noch nicht hören, so etwas braucht mehr Zeit als einen Tag ;). Die Musik entwickelt eine gewisse Penetranz, die irgendwelche erwarteten Auflösungen erheblich verzögert, was sehr reizvoll sein kann.

    Ich bin immer wieder erstaunt, wie ein Streichquartett klingen kann. Also eigentlich eine tolle Aufnahme, die gehört zu werden verdient...


    Es grüßt die Forumskollegen,

    Axel

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Mit 10 Einspielungen dürfte das Gidon Kremer gewidmete Violinkonzert "Distant Light" von Peteris Vasks das meistgespielte Violinkonzert der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts sein. Die neueste Einspielung stammt von Vadim Gluzman mit dem Finnischen RSO unter Hannu Lintu. Eine sehr schöne Aufnahme.

    Hallo lutgra,


    das kann ich bestätigen. Danke für den Tipp.


    Beste Grüße,

    Axel

  • Ein Klassiker, aber immer wieder schön zu hören, gerade wegen Bergs unorthodoxer Ambivalenz, ist das Berg-Violinkonzert. Gestern hörte ich diese schöne Aufnahme:



    Das ist wunderbar durchsichtig und sehr fein und flexibel gespielt von allen Beteiligten. Dazu ist die Aufnahmetechnik superb! :)


    Schöne Grüße

    Holger

  • Violinkonzert "Distant Light" von Peteris Vasks das meistgespielte Violinkonzert der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts sein. Die neueste Einspielung stammt von Vadim Gluzman mit dem Finnischen RSO unter Hannu Lintu. Eine sehr schöne Aufnahme. Und BIS ist jetzt dazu übergegangen die CDs in Foldout-Covers und papierenen Innenhüllen zu verpacken, wie in guten alten LP-Zeiten. Das kommt mir sehr entgegen.

    Dieses Vasks-VC werde ich mir auch bestellen, aber nicht in dieser Aufnahme, sondern in der Kopplung mit der Sinfonie Nr.2 unter Kangas (mit Storgards als Solist) auf ONDINE. Soll in der Tat tolle Musik sein, die auch ;)"für den Hörer" geschrieben ist. :hello:Sehr vernünftig Peter !


    Was Du, lieber Lutz, allerdings zu der CD-Verpackung schreibst kommt mir so ganz und gar nicht entgegen. Solche CDs muss ich dann immer umverpacken in die "normalen" CD-Cases. Auch diese komischen Hüllen, wo die CD auf aufgeklebten Plastikhalterungen aufgebracht ist, macht immer viel Arbeit mit dem passenden Umschneiden für CD-Cases.

    So ein "Pappkram" kommt mir jedenfalls nicht in meine Sammlung !

    Von der Warte des Platzverbrauches hast Du natürlich Recht. Aber so viele CDs (mit solchen Hüllen) kaufe ich nicht, als dass das bei mir Probleme macht.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Was Du, lieber Lutz, allerdings zu der CD-Verpackung schreibst kommt mir so ganz und gar nicht entgegen. Solche CDs muss ich dann immer umverpacken in die "normalen" CD-Cases. Auch diese komischen Hüllen, wo die CD auf aufgeklebten Plastikhalterungen aufgebracht ist, macht immer viel Arbeit mit dem passenden Umschneiden für CD-Cases.

    So ein "Pappkram" kommt mir jedenfalls nicht in meine Sammlung !

    Von der Warte des Platzverbrauches hast Du natürlich Recht. Aber so viele CDs (mit solchen Hüllen) kaufe ich nicht, als dass das bei mir Probleme macht.

    Wie Du ja schon weisst, entsorge ich alle Jewel Boxes und tüte die CDs mit Booklet in Soft Cover um. Aber das ist natürlich alles Geschmacksache. :) Mit der Mischform (Pappe plus eingeklebte Plastikhalterung) bin ich auch nicht ganz glücklich. Die kommen bisher so ins Regal.

  • Dieses Vasks-VC werde ich mir auch bestellen, aber nicht in dieser Aufnahme, sondern in der Kopplung mit der Sinfonie Nr.2 unter Kangas (mit Storgards als Solist) auf ONDINE. Soll in der Tat tolle Musik sein, die auch ;) "für den Hörer" geschrieben ist.

    Die CD besitze ich auch, da machst Du nichts falsch.;)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Ein Klassiker, aber immer wieder schön zu hören, gerade wegen Bergs unorthodoxer Ambivalenz, ist das Berg-Violinkonzert. Gestern hörte ich diese schöne Aufnahme:



    Das ist wunderbar durchsichtig und sehr fein und flexibel gespielt von allen Beteiligten. Dazu ist die Aufnahmetechnik superb! :)

    hallo Holger, das ist eine fantastische Aufnahme. Ich würde sie der Aufnahme mit Mutter und dem CSO vorziehen.


    Danke

    Axel

  • ich hatte in einem anderen Thread vom Brooklyn Rider Streichquartett gelesen und einer Aufnahme mit Anne Sofie von Otter. Mich quälte die Frage, was machen die ohne von Otter und fand



    und erhielt eine Tanzpartyplatte. Kein Hitfestival mit Stockhausen sondern Streichquartett à gogo. Die Platte hat einen Drive ohne Ende. Ich kenne bis auf Bill Frisell keinen der Komponisten. Das bin ich ja nun schon hier gewöhnt :).


    Wir haben Square Dance, einen Besuch von Led Zeppelin, schöne amerikanische Volksmusik, barocke Säle und am Ende einen langsamen Walzer, manches mehr, anderes weniger schräg. Unterhaltung bis zum Abwinken. Berührungsängste gibt es da nicht. Das einzige etwas ernsthaftere Quartett kommt von einem Schlagzeuger einer Indiegruppe. Mich überrascht nichts mehr.


    Nach dem Hören schlug mir mein Streamingdienst Metallica „nothing else matters“ live vor oder Shostakovich Klaviertrio op. 8 live in Verbier. Ich verstehe die Verwirrung der im Hintergrund tätigen KI.


    ich entschied mich für Shostakovich.

  • 81-fX620q+L._SS500_.jpg


    Ich bin wirklich erstaunt, hier wohl das Werk eines Siebzehnjährigen vor mir zu haben. Das erklärt wahrscheinlich einige romantische Stellen, die für den mir bekannten Shostakovich untypisch sind. Das Stück ist kurz aber beeindruckend.


    Die Interpretation ist glaube ich gut und der Klang fulminant.


    Es grüßt

    Axel

  • hallo Holger, das ist eine fantastische Aufnahme. Ich würde sie der Aufnahme mit Mutter und dem CSO vorziehen.

    Lieber Axel,


    Mutter habe ich auch aber schon länger nicht mehr gehört! Da müsste ich zum Vergleich nachhören. Mutter mit dem Gubaidulina-Konzert ist natürlich toll! :) Das, was ich nach meinem Umzug von Bielefeld ins schöne Münster wirklich bedaure - in Bielefeld hatten wir 16 Jahre gewohnt - sind die regelmäßigen Veranstaltungen der rührigen Cooperativa Neue Musik. Die Einladungen bekomme ich immer noch - nur ist es einfach zu weit, da hinzufahren. :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Dirsmal aus einer anderen Ecke, aus der der Hamelinliebhaber:



    Leo Ornstein, schon ein ursprünglich russischer Futurist, wenn auch mit deutlich romantischem Einschlag hier mit einem Klavierquintett. Obwohl man meines Erachtens viel Stravinsky durchhört (er kannte sicher den Sacre) hat dieses Werk so eine heimatverlorene Traurigkeit, wie man sie auch bei Rachmaninoff findet (den er allerdings locker um ein halbes Jahrhundert überlebt hat)

    Der Klavierpart ist sicher anspruchsvoll, es gibt ein paar hübsch versteckte Stellen, wo die Streicher ganz leise minimalistisch dissonant klingen, das soll man aber vielleicht nicht hören ;). Es gibt erstaunlich viele orientalisch anklingende Stellen. Am Ende ist man auch vor Schwulst nicht gefeit. Die Formation erzeugt einen Klang, den man einem Klavierquintett kaum noch zuordnen kann, so orchestral hört sich alles an.


    Sicher nichts für jeden Abend, aber einmal hören lohnt sich sicher.

    Es grüßt

    Axel

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • ....Das, was ich nach meinem Umzug von Bielefeld ins schöne Münster wirklich bedaure - in Bielefeld hatten wir 16 Jahre gewohnt - sind die regelmäßigen Veranstaltungen der rührigen Cooperativa Neue Musik. Die Einladungen bekomme ich immer noch - nur ist es einfach zu weit, da hinzufahren. :hello:

    Lieber Holger,


    vieles ist für mich leider auch eine Frage der Zeit. Durch Covid19 ist die Fahrerei auf ein Minimum beschränkt und ich habe etwas mehr, leider gibt es jetzt keine Konzerte mehr :(.


    ich bin auf eine App der Berliner Philharmoniker gestoßen, die Ihre Konzerte aus dem Archiv in wirklich guter Qualität verfügbar machen und auch virtuelle Livetickets ermöglichen. Das finde ich eine ganz fantastische Idee, die eigentlich Schule machen sollte.


    Wenn ich Alfred richtig verstanden habe, ist der Aufwand bei Kammermusik deutlich geringer, dass sich solche Events vielleicht kostengünstig produzieren lassen. Nur so eine Idee...


    Es müssten ja nicht nur große Orchester anbieten, was ist denn mit dem WDR oder dem SWR. Die sollten doch genug Material haben.


    Beste Grüße,

    Axel

  • Leo Ornstein, schon ein ursprünglich russischer Futurist, wenn auch mit deutlich romantischem Einschlag hier mit einem Klavierquintett.

    Ich kenne nur ein paar Klavierstücke von ihm, die allerdings sehr "futuristisch" sind und keinen romantischen Einschlag zeigen, radikale frühe Werke, die Schleiermacher unter dem Titel "The Bad Boys!" gemeinsam mit Stücken von Cowell und Antheil eingespielt hat, insbesondere die Impressionen von Notre-Dame setzen eine eigene, athmosphärische Clusterwelt gegen die berühmtere von Cowell und Antheil. Auch "Suicide in an Airplane" hat nichts Romantisches ...

  • vieles ist für mich leider auch eine Frage der Zeit. Durch Covid19 ist die Fahrerei auf ein Minimum beschränkt und ich habe etwas mehr, leider gibt es jetzt keine Konzerte mehr :( .

    Lieber Axel,


    ich war wirklich sehr traurig, weil ich die Aufführung von Benjamin Brittens "Der Tod in Venedig" in der Münsteraner Oper wegen Corona verpasst habe! Alles abgesagt! Gerade auch wegen der Thomas Mann-Novelle, mit der ich mich schon während des Studiums intensiv beschäftigt hatte! ;(

    ich bin auf eine App der Berliner Philharmoniker gestoßen, die Ihre Konzerte aus dem Archiv in wirklich guter Qualität verfügbar machen und auch virtuelle Livetickets ermöglichen. Das finde ich eine ganz fantastische Idee, die eigentlich Schule machen sollte.

    Das finde ich auch! :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

  • Ich kenne nur ein paar Klavierstücke von ihm, die allerdings sehr "futuristisch" sind und keinen romantischen Einschlag zeigen, radikale frühe Werke, die Schleiermacher unter dem Titel "The Bad Boys!" gemeinsam mit Stücken von Cowell und Antheil eingespielt hat, insbesondere die Impressionen von Notre-Dame setzen eine eigene, athmosphärische Clusterwelt gegen die berühmtere von Cowell und Antheil. Auch "Suicide in an Airplane" hat nichts Romantisches ...

    ich habe mir daraufin noch mal mein anderes Album mit Hamelin angehört, wo ich die etwas romantischeren Stücke vermutet hatte. Tatsächlich Fehlanzeige! Die ruhigen Stücke waren durchaus schön (wie auch immer man das verstehen möchte) aber nicht romantisch. Das Album von Schleiermacher kenne ich auch, aber dort ich ich sie auch nicht vermutet ;)

    Sollte sich also bei mir nochmal (außer dem Quintett) einmal ein Stück von Ornstein finden was leicht (spät)romantische Touch hat, poste ich es hier.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • hallo liebe Forumskollegen,


    ich möchte hier auf ein in meinen Augen geniales Album aufmerksam machen, das Musik von Saariaho, Cage und Maderna enthält, alles keine Avantgardisten im eigentlichen Sinne, die letzten beiden schon länger nicht mehr unter den Lebenden. Trotzdem ist das Album in meinen Ohren herausfordernd und das schon seit Jahren. Eben wieder gehört;



    Trotz der erhörbaren finnischen Landschaft ist Nymphéa ein recht aggressives, aufwühlendes Stück. Das mag an der elektronischen Unterstützung liegen. Ein humorvoller Ruhepool ist das Streichquartett in 4 Teilen von Cage. Die CD endet mit dem Quartetto per archi due tempi von Bruno Maderna, einem schwergewichtigen, komplexen und wundervollem Werk.

    Alle Werke scheinen einem völlig anderen Kontext zu entspringen, vertragen sich aber ganz hervorragend auf der CD.


    Viel Freude beim Hören

    Axel

  • was lese ich da? Was habe ich denn da geschrieben?

    ..das Musik von Saariaho, Cage und Maderna enthält, alles keine Avantgardisten im eigentlichen Sinne,

    zu ihrer Zeit waren Cage und auch Maderna das durchaus!!

  • Cage wäre sogar der erste, den ich nennen würde, wenn es um einen bedeutenden Komponisten der Avantgarde geht, da er auch bei einem engeren Avantgarde-Begriff durchgehen würde als bei dem für Musik gebräuchlichen etwas ausgeleierten.

  • Von Nymphea gibt es auch eine sehr schöne Einspielung mit dem finnischen Quartett Meta4, die auf 2 CDs das ganze Streichquartettschaffen von Kaija Saariaho eingespielt haben. Ich schrieb seinerzeit:


    Kaija Saariaho ist neben Sofia Gubaidulina sicher die bekannteste und am häufigsten aufgeführte zeitgenössische Komponistin. 1952 geboren hat sie u.a. bei Brian Ferneyhough und am IRCAM in Paris studiert. Aus dieser Zeit stammt auch ihre Affinität zur Elektronik, die sie bis in die Gegenwart in einige ihrer Kompositionen integriert. Die Klangwelt der Kaija Saariaho ist eine ganz eigene, der sich zu nähern nicht ganz einfach ist. Von allen finnischen Komponisten der Gegenwart, die ich kenne, ist sie sicher die avantgardistischste. Ihre Musik kennt keine Themen, die entwickelt werden, sondern ihre Musik ist der Klang selbst, der Klang von Instrumenten umhüllt z.T. von elektronischen Geräusche oder auf Instrumenten selbst erzeugten Geräuschen. Dabei ist ihre Musik, gerade die hier vorliegende, oft leise und spärlich instrumentiert, deshalb ist sie trotz aller Avanciertheit gut anhörbar, sie ist selten laut oder aggressiv, sondern eher still und verträumt. Schwer zu beschreiben, am besten einfach mal hören.
    Nymphea wurde 1987 für das Kronos Quartet geschrieben und ist mit gut 21 Minuten die längste Komposition auf dieser CD. Daneben gibt es eine ganze Reihe von Solo- und Duostücke für verschiedene Streichinstrumente, Klavier und Elektronik, die von den Mitgliedern von Meta4 plus Gästen vorgetragen werden. Mit dieser, ihrer dritten CD, bestätigen die Meta4, das sie zu den interessanten neuen Streichquartettformationen gehören.


  • Von Nymphea gibt es auch eine sehr schöne Einspielung mit dem finnischen Quartett Meta4, die auf 2 CDs das ganze Streichquartettschaffen von Kaija Saariaho eingespielt haben. Ich schrieb seinerzeit:



    Hallo lutgra,

    Danke für den Hinweis. das werde ich mir bei Gelegenheit anhören. Mit gefällt Saariaho auch sehr gut.

    es grüßt

    Axel

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose