Kirill Petrenko - Chefdirigent der Berliner Philharmoniker

  • Im Prinzip ist es völlig egal wieviel er dirigiert und was er dirigiert. Es ist fast ausschließlich eine Frage der Akzeptanz des Publikums und der Schallplattengesellschaften. Das ist genauso, wie manche ihn als "unsympathisch" etikettieren ohne dies näher begründen zu können. Oder jene die ihn politisch etikettieren möchten - das mag ihm einerseits schaden - dafür bekommt er aber andrerseits Aufmerksamkeit - gewinnt Profil. Überspitzt formuliert könnte man sagen, daß die Ablehnung einiger (Linker?), die besonders laut schreien, ihn (fürs erste) den Posten bei den Berlinern (ist der sooo anstrebenswert?) gekostet hat. Aber ohne diese polarisierende Persönlichkeit hätte er vermutlich niemals jene Aufmerksamkeit bekommen, die notwendig war, daß er als Anwärter in Betracht gekommen wäre...
    Dies Aussage meinerseits wirft natürlich sofort die Frage auf, wieso denn dann der RELATIV unbedeutende P. nicht nur Thielemann, sondern zahlreichen hochkarätigen Dirigenten gegenüber vorgezogen wurde. Da muß ich allerdings leider passen - denn diese Frage habe ich mir auch schon gestellt......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • ich bin mir sicher (und habe das hier im Forum schon verschiedentlich geäußert), dass Christian Thielemann diese Art von Beistand auch garnicht benötigt.


    Na ja, er ist für viele schon zu einem Lieblings-Feindbild und Lieblings-Sündenbock geworden.


    Dennoch kann ich mit deinem Statement gut leben. Du warst übrigens (neben mir) auch einer der wenigen, die Herrn Petrenko schon bei den Lieblingsdirigenten der Taminoianer 2014 auf dem Schirm hatten.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Diese ständigen Verweise auf Thielemanns Vorstellungszahl in Dresden kann ich nicht mehr hören: Er erfüllt genau den Vertrag, den man mit ihm ausgehandelt und den er unterschrieben hat, mit den dazugehörigen Abenden.


    So wie ich das verstanden habe, war das überhaupt keine Kritik an Thielemann, sondern nur ein Hinweis, der manche gegen Petrenko hier angeführten Argumente etwas relativieren sollte.

  • wieso denn dann der RELATIV unbedeutende P. nicht nur Thielemann, sondern zahlreichen hochkarätigen Dirigenten gegenüber vorgezogen wurde.


    Wie ich schon sagte, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, warum du den aktuellen GMD der Bayerischen Staatsoper München und aktuellen "Ring"-Dirigenten, der darüber hinaus auch ein gefragter Gastdirigent ist, für relativ unbedeutend hältst und wer dann relativ bedeutender sein soll - es sei denn, du machst dein CD-Regal zum für dich alles entscheidenden Maßstab.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Na ja, er ist für viele schon zu einem Lieblings-Feindbild und Lieblings-Sündenbock geworden.


    Dennoch kann ich mit deinem Statement gut leben. Du warst übrigens (neben mir) auch einer der wenigen, die Herrn Petrenko schon bei den Lieblingsdirigenten der Taminoianer 2014 auf dem Schirm hatten.


    Habe ich auch schon gesehen :hello: Basis war - in Ermangelung von Live-Erlebnissen; hier in Hamburg beim NDR-Sinfonieorchester habe ich ihn leider verpasst :( - die Ring-Übertragung aus Bayreuth. Aber auch in der Lulu aus München, welche vor kurzem im Livestream lief, hat mir sein Dirigat gut gefallen.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Und im Zusammenhang mit Bemerkungen wie »Aber sonst ist ihm, was viele erleichtert hat, nichts Zwischenmenschliches fremd. Wovon mindestens eine der diesjährigen Bayreuth-Sängerinnen berichten könnte« (nicht nur Stimmenliebhaber wartet immer noch darauf, dass erklärt wird, was damit gemeint war) [...]


    Dieser Artikel könnte Aufschluss darüber geben (und wirft gleichzeitig mal wieder ein schlechtes Licht auf Thielemann, wenn es denn stimmt): http://www.merkur.de/kultur/ne…ther-skandal-5176228.html

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • (und wirft gleichzeitig mal wieder ein schlechtes Licht auf Thielemann, wenn es denn stimmt)


    Bestimmt, denn Thielemann ist ja bekanntlich an allem Schuld, was in der Musikwelt schief läuft... :wacko:


    Zumindest haben einige Journalisten keinen größeren Lieblingsfeind und Lieblings-Sündenbock...


    Aber es gibt doch auch andere Stimmen:


    http://klassiker.welt.de/2015/…tes-jahr-dann-petra-lang/


    und


    http://www.festspieleblog.de/2…lden-wechsel-in-bayreuth/

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat von Stimmenliebhaber

    Zumindest haben einige Journalisten keinen größeren Lieblingsfeind und Lieblings-Sündenbock...


    Nun ja, er polarisiert eben. Und es ist eben einfacher, sich mit verbalen Aussagen auseinanderzusetzen als mit musikalischen Leistungen. Das scheint mir zumindest einer der Gründe zu sein, warum sich die Journalisten etwas eingeschossen haben.


    Mit bestem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Ich bin der Meinung das man mit der Kritik über Herrn Petrenko warten sollte bis er die ersten 100 Tage als Chefdirigent hinter sich gebracht hat und wir das erste Fazit ziehen können. Und was Bayreuth betrifft bin ich da einer Meinung mit dem Verfasser des Zeitungsartikels. Ich habe Frau Kampe schon in einigen Rollen gesehen und gehört und war nicht sonderlich von ihr angetan. Sie hat den Vorteil das sie gut aussieht aber ihre Stimme ist leider nichts besonderes.

  • Ich bin der Meinung das man mit der Kritik über Herrn Petrenko warten sollte bis er die ersten 100 Tage als Chefdirigent hinter sich gebracht hat und wir das erste Fazit ziehen können.


    Wir sind doch hier nicht in der Politik, wo man nach 100 Tagen beurteilt, ob die Wahlversprechen umgesetzt werden oder nicht!
    Nach 100 Tagen ist vielleicht noch nicht mal das erste Silvesterkonzert erreicht...


    Nein, seine Arbeit in diesem Amt kann man erst nach einer oder besser zwei kompletten Konzert-Spielzeiten wirklich beurteilen

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Wir sind doch hier nicht in der Politik, wo man nach 100 Tagen beurteilt, ob die Wahlversprechen umgesetzt werden oder nicht!
    Nach 100 Tagen ist vielleicht noch nicht mal das erste Silvesterkonzert erreicht...


    Nein, seine Arbeit in diesem Amt kann man erst nach einer oder besser zwei kompletten Konzert-Spielzeiten wirklich beurteilen


    Wir sollten in diesem Zusammenhang mal daran erinnern, dass HvK die Berliner Philharmoniker 1956 als Chefdirigent auf Lebenszeit übernahm, die von allen so geschätzen Aufnahmen aber erst in den 1960er Jahren entstanden, also mindestens fünf Jahre später, die Beethoven Symphonien z.B. 1963.

  • So langsam beginnt sich ja wohl der Nebel zu lichten, der sich um die Wahl Petrenkos waberte.
    Das, was ich aus 'gewöhnlich gutunterrichteten Kreisen' der Berliner Musikerszene schon gehört hatte, wird nun in einem Artikel, der sich eigentlich mit Bayreuth und Thielemann beschäftigt, ziemlich genau so veröffentlicht!


    Vielleicht darf ich das hier mal zitieren:



    .......Während Thielemann "Tristan" probt, bereitet Kirill Petrenko zum letzten Mal den "Ring" vor. Die beiden dürften einander im Moment aus dem Weg gehen. Thielemann wurde ein Interesse an der Leitung der Berliner Philharmoniker nachgesagt – bis Petrenko am 22. Juni zum Nachfolger von Simon Rattle bestellt wurde. Wie sich mehr und mehr herausstellt, war Thielemann nie wirklich im Rennen. Zu groß war die Fraktion jener, die ihn als Chef ablehnten – als Dirigent ist er unumstritten.


    Die erste Wahl


    Schon beim ersten Wahlversuch am 11. Mai gab es eine klare Mehrheit für Kirill Petrenko – bereits nach zwei Stunden hatten sich die 124 stimmberechtigten Mitglieder auf ihn geeinigt. Als er daraufhin aus der Sitzung angerufen wurde, lehnte Petrenko zunächst rundweg ab – wohl aus Loyalität gegenüber der Bayrischen Staatsoper München, wo er Generalmusikdirektor ist (der KURIER berichtete). Daraufhin herrschte im Berliner Orchester Ratlosigkeit, und es gab keine Einigung innerhalb der noch acht Stunden andauernden Debatten.


    Viele Musiker hätten sich Mariss Jansons in einer Übergangszeit als Chef vorstellen können – dieser verlängerte jedoch seinen Vertrag beim Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks. Bei Andris Nelsons war wohl klar, dass er in Boston bleibt. Gustavo Dudamel wiederum stand nie zur Diskussion.


    Im Orchester gab es jedoch, wie schon seit Langem, auch eine Fraktion für Daniel Barenboim – er hätte ursprünglich statt Simon Rattle Chef werden sollen, bekundete diesmal aber, nicht zur Verfügung zu stehen.


    Da sich so gut wie alle wichtigen Solisten weiterhin für Petrenko stark machten, wurde daraufhin innerhalb der folgenden sechs Wochen eine Lösung hinter den Kulissen gebastelt. Die nun so aussehen dürfte, dass Petrenko seinen bis 2018 laufenden Vertrag als Musikdirektor in München zwar vermutlich verlängern, seine Dirigate dort aber von Jahr zu Jahr etwas reduzieren wird, um in Berlin immer stärker einzusteigen. Der Amtsantritt bei den Philharmonikern könnte jedenfalls früher als gedacht erfolgen.


    Hätte es übrigens am 22. Juni mit Petrenko nicht geklappt, wäre dieses Mal Barenboim die Alternative gewesen. So ist Petrenko der einzige, der von den Berlinern gleich zweifach gewählt wurde. Und der erste, bei dem die Entscheidung ohne politische Zurufe oder Einflussnahme von außen erfolgte. Ein Votum ausschließlich für die Qualität, das zumindest beim zweiten Wahlgang sehr gut vorbereitet war.

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Pardon, aber ich halte diesen Artikel für kompletten Unsinn! Das Schlimme ist ja, das jetzt JEDER öffentlich wie wild spekulieren kann, ohne dass ihm widersprochen wird, weil die Berliner Philharmoniker sich zu diesem internen Vorgängen nicht äußern, also auch nicht dementieren.


    Warum das Thema mehr als 14 Tage, nachdem alles entschieden ist, überhaupt noch so in den Zeitungen hochschwappt, ist mir auch ein Rätsel, aber offenbar ist der Berliner Schnee von gestern interessanter als die aktuellen Münchner Opernfestspiele u.ä.


    Meine Meinung zu diesem Artikel: Ganz billigster und niedrigster Sensations- und Gossenjournalismus!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Caruso 41,


    wenigstens einen Teilsatz ist es aus meiner Sicht wert, festgehalten zu werden:


    ...als Dirigent ist er (Thielemann) unumstritten.


    Nachdem ich mir gestern abend ausführlich die Beethoven-Symphonien 1 und 2 mit den Wiener Philharmonikern anhörte und anschaute, kann ich nur sagen, dass er bei mir als Dirigent und Beethoven-Exeget unumstritten ist. Meine Begeisterung dafür steigert sich von Blue-ray zu Blue-ray - es ist einfach höchstwertig, was er da macht. Ob mir da andere widersprächen, und aus welchen Gründen, ist mir dabei völlig egal - und dem emphatischen Wiener Publikum dort im Musikvereinssaal ist es offensichtlich ganz ähnlich ergangen. Ich weiß, was ich höre, was ich da an musikalischen Abläufen und Ereignissen mitbekomme uvm.


    Mein Fazit: Ein phantastischer, außergewöhnlicher und auch sehr reflektierter Dirigent.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Gräbt Kirill Petrenko dem Platzhirschen Thielemann in Bayreuth das Wasser ab? So reißerisch würde Alfred vielleicht formulieren. Aber wenn man Harald Eggebrechts Besprechung der Walküren-Aufführung in der gestrigen Süddeutschen gelesen hat, könnte man diesen Eindruck bekommen. Hier ein paar Auszüge:
    »Wie ausgedehnt und bedeutsam die Piano- und Pianissimophasen hier sind, welche Atem versetzenden Generalpausen es gibt – wenn sie jemand so sorgfältig ausarbeitet, ihnen mit jener Lust an klanglicher Differenzierung, untrüglichem Sinn für ihre Funktion im Drama und der Genauigkeit der Phrasierung begegnet wie Kirill Petrenko. Er tut das, was einst Sergiu Celibidache, in manchem ein Geistesverwandter, so auf den Punkt gebracht hat: Artikulieren heißt vermenschlichen.«
    »Eine „Walküre“ des intensiv Leisen, Vielfarbigen: Erstaunlich, was Wagner den Streichern an geschmeidiger Kantabilität, an kommentierendem, erinnerndem Fluss, an Wärme und Wehmut zugedacht hat, wenn es so bewegend verwirklicht wird wie von Petrenko und den wahrlich Wagner-vertrauten Musikern des Festspielorchesters.«
    »Natürlich lässt Petrenko nichts unbeleuchtet, aber er achtet darauf, dass sich nichts verselbständigt, sondern das Drama in allen Aspekten und Dimensionen erscheint.«
    »Petrenko hält nichts von einem sämigen Gesamtmischklang, sondern folgt Wagners Erfindung immer neuer, unerhörter, raffinierter Ausdrucksnuancen in den Orchesterfarben und verdeutlicht sie in ihrer Assoziations- und Charakterisierungsmacht in der einmaligen akustischen Magie dieses Raumes.«
    »Solches Dirigieren hilft den Sängern und verbindet deren Aufschwünge und Verzweiflungen, Grübeleien, Selbstvorwürfe, Drohungen, Todesahnungen, Zornausbrüche und Abschiedsschmerzen in vielgestaltiger Melancholie: ein aufwühlendes Ereignis.«

  • Zitat

    So reißerisch würde Alfred vielleicht formulieren.

    Ich formuliere stets so, wie es dem Ergebnis, das ich mit meinem Thread - oder Beitrag etc erzielen möchte, angemessen ist.
    Reisserisch oder sachlich oder subtil ironisch bis boshaft oder subversiv.


    Kommen wir aber wieder auf einige Fragen dieses Threads zurück:



    Zitat

    Warum das Thema mehr als 14 Tage, nachdem alles entschieden ist, überhaupt noch so in den Zeitungen hochschwappt, ist mir auch ein Rätsel

    Dafür gibt es verschiedene Günde:


    Zunächst bringt es Leser, hält ein interessantes Thema am köcheln - letztlich machen wir hier nichts anderes.....


    Dann aber versuchte man Petrenkos Wahl verständlich zu machen, denn sie kam schon überraschend und war - sonderbar.


    Letztlich versucht man zu erklären WARUM es eigentlich gar keine andere Wahlmöglichkeit gab, indem man ihn über den grünen Klee lobt - und fiktiv über Thielemann stellt. Da werden alte Rechnungen mit Thielemann beglichen - nichts weiter - und wieder mal geht es - sehr versteckt natürlich - um Politik. Was bei Karajan nicht funktioniert hat, das wird bei Thielemann auch nicht funktionieren.
    Wenn heute die Presse einen Dirigenten, der gestern noch weitgehend unbekannt war - es gibt kaum Aufnahmen von ihm - über alle Maßen lobt, dann fallen mir unwillkürlich die Lobhudeleien gewisser Kritiker über miesestes Regietheater und die Verächtlichmachung von werksgetreuen Inszenierungen ein - und meine Meinung darüber brauche ich hier nicht laut zu verkünden - sie ist Tamino-Lesern ohnedies bekannt......


    Thielemann wurde zu Beginn seiner Karriere mit Furtwängler verglichen, später mit Karajan. Beides geschah, um ihm zu schaden. Die Wirkung war eine andere: Thielemann ist heute eine interessante Persönlichkeit der Klassikszene, vermutlich der berühmteste lebende Dirigent Europas - egal ob er nun Chefdirigent Berliner Philharmoniker ist oder nicht.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Thielemann ist heute eine interessante Persönlichkeit der Klassikszene, vermutlich der berühmteste lebende Dirigent Europas - egal ob er nun Chefdirigent Berliner Philharmoniker ist oder nicht.


    Ich glaube, fragt man irgendwen x-Beliebigen auf der Straße, könnte er oder sie mit dem Namen Rattle wohl mehr anfangen. Letztlich beweisen wird sich wohl dieses oder jenes nicht lassen. Vielleicht würde aber auch der Name André Rieu fallen. :whistling:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wenn heute die Presse einen Dirigenten, der gestern noch weitgehend unbekannt war - es gibt kaum Aufnahmen von ihm - über alle Maßen lobt, dann fallen mir unwillkürlich die Lobhudeleien gewisser Kritiker über miesestes Regietheater und die Verächtlichmachung von werksgetreuen Inszenierungen ein


    Wobei der Rezensent der Süddeutschen Zeitung das Dirigat sehr lobt, aber nicht unbedingt die Inszenierung ...

  • Wenn heute die Presse einen Dirigenten, der gestern noch weitgehend unbekannt war


    Immerhin erstreckt sich das "heute" nunmehr auch schon über sieben bis acht Jahre und dazu gehört zweimal der Titel Dirigent des Jahres (auch, wennn dieser durch die Opernwelt verliehen wird, welche aufgrund ihrer Position zum Thema "Regietheater" hier vielleicht einigen weniger bedeutsam erscheinen mag - aber um Regietheater geht es hier nicht!), inzwischen der dritte Bayreuth-Ring, der von der Premiere in 2013 an bzgl. des Dirigats hoch gelobt wurde und natürlich die Erfolge in München seit der Spielzeit 2013/14. Wer sich also auch nur ein wenig mit der Klassikszene beschäftigt, dem kann der Name Petrenko kaum erst seit "heute" bekannt sein ... Und jetzt bitte nicht wieder Thielemann mit seinen "mehr Aufnahmen", "mehr Erfolgen", "mehr Bekanntheiten" und "mehr Feinden"; der ist nämlich schlicht dreizehn Jahre älter und hat somit eben auch dreizehn Jahre "mehr Arbeitsleben" hinter sich.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Das glaube ich nun überhaupt nicht! Eher noch Barenboim.


    Kommt darauf an, wo man fragt. In Berlin dürfte auch der "Mann auf der Straße" schon mal von Rattle gehört haben, bei Barenboim habe ich da meine Zweifel. Überregional ist der Bekanntheitsgrad gegenwärtiger Dirigenten nach meiner Überzeugung nahezu Null. Bei Karajan und Bernstein war das noch anders, aber diese singulären Stars am Pult gibt es halt nicht mehr. Was nicht unbedingt schlecht sein muss.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Überregional ist der Bekanntheitsgrad gegenwärtiger Dirigenten nach meiner Überzeugung nahezu Null.


    Nachdem ich vor einiger Zeit feststellen durfte, dass unter meinen jungen Mitarbeitern - alles studierte Leute, darunter eine ehemalige ASTA-"Kulturreferentin" - der Name Maria Callas weitgehend unbekannt war, glaube ich das auch.


  • Kommt darauf an, wo man fragt. In Berlin dürfte auch der "Mann auf der Straße" schon mal von Rattle gehört haben, bei Barenboim habe ich da meine Zweifel. Überregional ist der Bekanntheitsgrad gegenwärtiger Dirigenten nach meiner Überzeugung nahezu Null. Bei Karajan und Bernstein war das noch anders, aber diese singulären Stars am Pult gibt es halt nicht mehr. Was nicht unbedingt schlecht sein muss.


    Barenboim ist sehr häufig in den Medien, Thielemann auch, beide eben auch mit außermusikalischen Themen, Rattle diesbezüglich gar nicht und auch sonst immer weniger.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    auch, wennn dieser durch die Opernwelt verliehen wird, welche aufgrund ihrer Position zum Thema "Regietheater" hier vielleicht einigen weniger bedeutsam erscheinen mag

    GENAU das ist es !! Hier ist eine Lobby am Werk (ich drücke das bewusst dezent aus), welche mittels eines Netzwerke ihre Kandidaten mit allen Mitteln protegiert. Ich kann die Auszeichungen solcher Institutionen nicht ernst nehmen, sehe hier persönlich Manipulation des Publikums oder der Leser - oder wie immer man es formulieren will.



    Zitat

    Überregional ist der Bekanntheitsgrad gegenwärtiger Dirigenten nach meiner Überzeugung nahezu Null.

    Hier pflichte ich absolut bei.


    Ich meine aber, wenn ich vom Bekanntheitsgrad spreche - innerhalb der "Klassikszene" - im weitesten Sinne des Wortes.


    Hier würde ich vermuten, daß die Dirigenten Levine, Harnoncourt, Thielemann, Barenboim, Gardiner, Muti, Norrington, Rattle zumindest eine kleine Chance haben, daß man sie namentlich kennt. Dirigenten deren Namen für viele unaussprechlich ist - werden gerne verdrängt, oder aber auch wenn sie aus Ländern kommen wo für uns ein Name wie der andere klingt. Man kann darüber lachen, aber man sollte sich nicht täuschen - nicht umsonst haben sich früher Schauspieler und Sänger etc Künstlernamen zugelegt. Oder aber: der Dirigent als Pilot, die Pianistin mit den Wölfen, adelige Herkunft, exzessives Privatleben - Geiger die angeblich mit dem Teufel im Bunde stehen - Dirigenten, die Aufnahmestudios im Rahmen eines Wutanfalls zertrümmern (Toscanini) - DAS ist es was den sensationslüsterne Klassikkonsumenten wirklich interessiert - Derlei haben die heutigen Langweiler natürlich nicht zu bieten..... und darum kennt man sie kaum....


    Wie steht schon so richtig in der Bibel in Bezug auf die Direktionsetagen der klassikvermarktenden Schallplattenkonzerne?
    "Da wird Heulen und Zähneknirschen sein" :hahahaha:


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • GENAU das ist es !! Hier ist eine Lobby am Werk (ich drücke das bewusst dezent aus), welche mittels eines Netzwerke ihre Kandidaten mit allen Mitteln protegiert. Ich kann die Auszeichungen solcher Institutionen nicht ernst nehmen, sehe hier persönlich Manipulation des Publikums oder der Leser - oder wie immer man es formulieren will.


    Okay, jetzt verstehe ich: Die Berufung Petrenkos zum zukünftigen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker ist also nichts anderes, als der gelungene Coup der Regietheatermafia! - Danke, Alfred, dass Du mich wieder ein Stück klüger gemacht hast ... :hahahaha:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • »Wie ausgedehnt und bedeutsam die Piano- und Pianissimophasen hier sind, welche Atem versetzenden Generalpausen es gibt – wenn sie jemand so sorgfältig ausarbeitet, ihnen mit jener Lust an klanglicher Differenzierung, untrüglichem Sinn für ihre Funktion im Drama und der Genauigkeit der Phrasierung begegnet wie Kirill Petrenko. Er tut das, was einst Sergiu Celibidache, in manchem ein Geistesverwandter, so auf den Punkt gebracht hat: Artikulieren heißt vermenschlichen.«
    »Eine „Walküre“ des intensiv Leisen, Vielfarbigen: Erstaunlich, was Wagner den Streichern an geschmeidiger Kantabilität, an kommentierendem, erinnerndem Fluss, an Wärme und Wehmut zugedacht hat, wenn es so bewegend verwirklicht wird wie von Petrenko und den wahrlich Wagner-vertrauten Musikern des Festspielorchesters.«
    »Natürlich lässt Petrenko nichts unbeleuchtet, aber er achtet darauf, dass sich nichts verselbständigt, sondern das Drama in allen Aspekten und Dimensionen erscheint.«
    »Petrenko hält nichts von einem sämigen Gesamtmischklang, sondern folgt Wagners Erfindung immer neuer, unerhörter, raffinierter Ausdrucksnuancen in den Orchesterfarben und verdeutlicht sie in ihrer Assoziations- und Charakterisierungsmacht in der einmaligen akustischen Magie dieses Raumes.«
    »Solches Dirigieren hilft den Sängern und verbindet deren Aufschwünge und Verzweiflungen, Grübeleien, Selbstvorwürfe, Drohungen, Todesahnungen, Zornausbrüche und Abschiedsschmerzen in vielgestaltiger Melancholie: ein aufwühlendes Ereignis.«


    Was für ein unerträglicher Schwulst. Da wanzt sich aber jemand ganz ungeniert ran. Als hätte vorher niemand Wagner dirigiert. Petrenko wird damit kein Gefallen getan. Der hat diese Form von journalistischem Personenkult gar nicht nötig. Der Beitrag bestätigt alle meine Vorbehalte gegen das Feuilleton der SZ. Und das will der Autor also alles gehört haben?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat

    Okay, jetzt verstehe ich: Die Berufung Petrenkos zum zukünftigen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker ist also nichts anderes, als der gelungene Coup der Regietheatermafia!


    Nein - es ist der Coup der Modernisierer und der Globalisierer, die einem deutschen Orchester einen Ausländer vor die Nase setzen, und es ist natürlich ein Coup der Linken die den "rechtsliberalen"(?) Kandidaten per se ablehnen. Es ist eine Frage des Weltbildes und der Entwicklung dessen, was heute "Gesellschaft" genannt wird. Es ist die Frage ob man Perfektion und künstlerische Höchstleistung - ohne Rücksicht auf Verluste - als Priorität setzt - oder die sogenannten "soft skills".


    Nein das hat mit Regietheather nur indirekt zu tun - es eignet sich lediglich optimal zur Veranschaulichung dessen, was passieren wird, wenn wir uns nicht wehren gegen all die Unbedeutenden und von unten kommenden die die bestehende Gesellschaftsordnung auf den Kopf stellen wollen.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nein - es ist der Coup der Modernisierer und der Globalisierer

    Weder Modernisierung noch Globalisierung sind per se schlecht.



    die einem deutschen Orchester einen Ausländer vor die Nase setzen

    Wie schon an anderer Stelle gesagt: die Nationalität ist völlig unerheblich, es kommt auf den künstlerischen Rang an.



    es eignet sich lediglich optimal zur Veranschaulichung dessen wass passieren wird, wenn wir uns nicht wehren gegen all die Unbedeutenden und von unten kommenden

    Hier werden zwei Dinge gleichgesetzt, die nichts miteinander zu tun haben. Auch die heute oder ehemals Bedeutenden sind einmal von "unten" gekommen. Wobei das "unten" für den gefeierten GMD der Bayerischen Staatsoper ohnehin nicht zutrifft. Und das "unbedeutend" schon gar nicht.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Zitat

    das hat mit Regietheather nur indirekt zu tun

    Bedauerlich.
    Bewirkte die globale Regietheatermafia des Öfteren den Wechsel von Operdirigenten (z.B. an der Bayerischen Staatsoper) zu Sinfonieorchestern (etwa den Berliner Philharmonikern), bei gleichzeitigem Verbleib von operndirigierenden RT-Gegnern (Semperoper?), wie würde doch das Ende des RT-Spucks forciert!



    Zitat

    die einem deutschen Orchester einen Ausländer vor die Nase setzen

    Der österreichische Staatsbürger Nikisch und der österreichische Staatsbürger Karajan wurden offenbar weder in Deutschland noch von der neutralen Weltöffentlichkeit als besonders "ausländisch" wahrgenommen. Warum sollte dies beim voraussichtlich dritten österreichischen Staatsbürger als Chef der Berliner Philharmoniker anders sein?

  • Okay, jetzt verstehe ich: .......Nein - es ist der Coup der Modernisierer und der Globalisierer, die einem deutschen Orchester einen Ausländer vor die Nase setzen, und es ist natürlich ein Coup der Linken die den "rechtsliberalen"(?) Kandidaten per se ablehnen. .....
    Alfred


    Solch ein Satz ist schwer zu ertragen.
    Ich verkneife, mir darauf einzugehen. Ich will ja keinen Streit - obwohl es eigentlich nötig wäre, solcher Weltsicht und Denkungsart entgegen zu treten!
    Man muss schon eine hohe Verdängungsfähigkeit haben, die freie Entscheidung des Orchesters für Petrenkos so zu deuten, als wäre "einem deutschen Orchester" ein "Ausländer vor die Nase" gesetzt worden!


    Nur mal so zur Information:
    So sehr viele Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker kamen noch nicht aus Deutschland (was immer zu den verschiedenen Zeiten "Deutschland" war)!


    Hans Guido Freiherr von Bülow; * 8. Januar 1830 in Dresden
    Artúr Nikisch; * 12. Oktober 1855 in Mosonszentmiklós (Lébényi Szent-Miklós)
    Wilhelm Furtwängler * 25. Januar 1886 in Schöneberg (heute: Berlin-Schöneberg)
    Sergiu Celibidache; * 28. Junijul./ 11. Juli 1912greg. in Roman, Region Moldau, Rumänien
    Herbert von Karajan; * 5. April 1908 in Salzburg;
    Claudio Abbado ; * 26. Juni 1933 in Mailand
    Simon Denis Rattle, * 19. Januar 1955 in Liverpool


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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