Kirill Petrenko - Chefdirigent der Berliner Philharmoniker

  • Mein teuerster Stimmenliebhaber!

    Wie kannst Du das behaupten?

    Ich habe noch nie etwas zu einer Beethoven-Interpretation von Petrenko geschrieben! Nicht im Forum und auch sonst noch nicht!


    Caruso41

    Genaues Lesen hilft! Ich habe geschrieben:


    Sowohl "Rheingold1876" als auch "Caruso41" schreiben nach diesem Konzert im Prinzip das (zum Thema Petrenko und Berliner Philharmoniker), was sie davor auch schon geschrieben haben (so gegensätzlich dies ist).

    Ich habe also nicht behauptet, dass du schon einmal etwas zu einer Beethoven-Interpretation von Petrenko geschrieben hättest, wie du mir unterstellst, sondern es ging mir allgemein um das Thema Petrenko und Berliner Philharmoniker. Und da warst du seit seiner Berufung Feuer und Flammer und ein glühender Verteidiger dieser Berufung (wie ich ja auch), während "Rheingold1876" diese eher kritisch sah und vor zu vielen Vorschusslorbeeren für Petrenko warnte. (Von dir habe ich noch nie ein kritisches Wort zu Petrenko gelesen). In der damaligen Diskussion war ich an deiner Seiten, bezüglich der Eindrücke dieses Konzerts kann ich hingegen seine Eindrücke weit besser nachvollziehen als deine.


    Wenn ich das Gefühl habe, dass jemand niemals(!) von seiner Grundlinie abweicht und niemals Kritik auch nur im Detail zulässt, wenn er generell begeistert ist (und das scheint mir bei dir der Fall zu sein), dann verliert ein solches Urteil für mich(!) an Gewicht. Nicht mehr und nicht weniger.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat von Joseph II.

    Mit etwa 61 Minuten legt Kirill Petrenko wirklich eine der flottesten Interpretationen aller Zeiten vor. Ist das nun gut oder schlecht? Das Konzept geht am ehesten im Scherzo auf (13 Minuten, wohl sämtliche Wiederholungen). Der Kopfsatz (14 Minuten) ist mir definitiv zu gehetzt. Von maestoso keine Spur. Mir geht ebenfalls der Gänsehautmoment in der Coda ab. Das Adagio ist zwar hübsch gespielt, aber lachhaft schnell (unter 13 Minuten). Der Finalsatz schließlich ist (natürlich) ebenfalls auf der sehr flotten Seite (etwa 21 Minuten). Von den Solisten gefiel mir der Tenor auch am besten, ohne dass ich ihn jetzt gleich in der Spitzenklasse verorten würde. Chor sehr gut, wie nicht anders zu erwarten. Ab und an kleinere Patzer im Orchester.


    Besser als Furtwängler, Karajan, Abbado und Rattle? Muss jeder für sich selbst entscheiden. Mein Beethoven ist es jedenfalls eher nicht.

    Lieber Joseph, ich kann zu dieser Interpretation noch nichts sagen, weil ich gestern abend in einem anderen, unter gewissen Aspekten weitaus dramtischeren Konzert war, doch davon später, aber was Tempo angeht, hat diese Interpretation Petrenkos noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Das hält unter den Aufnahmen meiner Sammlung seit vielen Jahren David Zinman, der 1997 mit dem Tonhalle Zürich Orchestra folgende Zeiten vorlegte:

    1. Satz: 13:35

    2. Satz: 12:11

    3. Satz: 11:31

    4. Satz: 21:40

    -----------------

    sa.:......58:57 min.;


    Dazu hat er alternativ noch eine zweite Version aufgenommen mit dem Allegro assai vivace nachdem Ende der Marcia (4. Satz) unter Berücksichtigung der Generalpause in Takt 747, entsprechend Beethovens eigener autographer Abschrift der Partitur.

    Wie dem auch sei, ich denke dass ich zur gleichen Einschätzung kommen werde wie du.


    So, nun wende ich mich erst dem Erinnerungsthread zu, wo ich (hoffentlich) nichts falsch machen kann.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Stimmenliebhaber!

    Ohne Schulmeisterei geht es bei Dir leider nicht.

    Genaues Lesen hilft!

    Sind denn wirklich solche Bemerkungen nötig?


    Aber lass uns doch lieber zu Sache reden.

    Ich habe zwar geschrieben, dass mich Petrenkos Interpretation überzeugt hat. Aber ich habe auch geschrieben, dass sie ihren Preis hat. Das kannst Du doch nicht einfach ignorieren und mich als unkritischen Gefolgsmann und Lobhudler hinstellen.

    Lieber Stimmenliebhaber!

    … dass du schon einmal etwas zu einer Beethoven-Interpretation von Petrenko geschrieben hättest, wie du mir unterstellst, sondern es ging mir allgemein um das Thema Petrenko und Berliner Philharmoniker.

    Mir war es bei meinem Beitrag eigentlich nur um die Beethoven-Interpretation von Petrenko in diesem Konzert gegangen.

    Ich habe versucht ihren Ansatz zu verstehen und hier kurz zu charakterisieren. Ausdrücklich habe ich mich ja auf Josephs Angaben über die Zeiten der einzelnen Sätze bezogen. Mir sind solche Informationen weniger relevant. Darum habe ich die Frage nach der Einheit aufgeworfen und dargestellt, dass ich eine klare und konsequent verwirklichte erzählerische Idee glaube erkannt zu haben. Da wäre ich auf Widerspruch gespannt gewesen.

    Dass Du nur aufdeckst, ich hätte noch immer positiv über Petrenko geschrieben und sei nicht in der Lage, meine Meinung zu ändern, finde ich nicht so spannend!

    Wenn ich das Gefühl habe, dass jemand niemals(!) von seiner Grundlinie abweicht und niemals Kritik auch nur im Detail zulässt, wenn er generell begeistert ist (und das scheint mir bei dir der Fall zu sein), dann verliert ein solches Urteil für mich(!) an Gewicht.

    Damit kann ich leben. Welche Gefühle Du hast, ist schließlich einzig Deine Sache.

    Und dass Du meine Bemühungen um differenzierte Urteile ebenso wenig wahrnimmst wie meine Kritik auch an den von mir besonders hoch geschätzten Künstlern, ist eine Tatsache, die mich auch nicht aus dem Gleis wirft.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Sind denn wirklich solche Bemerkungen nötig?

    Ganz offensichtlich leider Ja!

    Mir war es bei meinem Beitrag eigentlich nur um die Beethoven-Interpretation von Petrenko in diesem Konzert gegangen.

    Naja, streng genommen war es dir bei deinem ersten Beitrag gestern Abend lediglich darum gegangen, meine Meinung zu desavouieren, ohne überhaupt eine eigene beizusteuern (die ja aber zugegeben längst bekannt war)...


    Ausdrücklich habe ich mich ja auf Josephs Angaben über die Zeiten der einzelnen Sätze bezogen. Mir sind solche Informationen weniger relevant.

    Mir sind die absoluten Zahlen auch incht so wichtig, es gibt ein gefühltes Tempo - und für mein Gefühl hatte gerade der dritte Satz dieser Sinfonie selten so wenig Gefühl. Das wäre auch im gleichen Grundtempo herstellbar gewesen, es stellte sich aber für mich nicht her.


    Darum habe ich die Frage nach der Einheit aufgeworfen und dargestellt, dass ich eine klare und konsequent verwirklichte erzählerische Idee glaube erkannt zu haben. Da wäre ich auf Widerspruch gespannt gewesen.

    Nun tust du wieder so, als wenn es den nicht gegeben hätte, aber ich habe ja gleich geantwortet:


    Wenn durchpeitschen eine "Einheit" sein soll, dann hätte Beethoven ja eigentlich nur einen Satz schreiben können und nicht vier unterschiedliche schreiben müssen.

    Reicht dir das als Widerspruch nicht?



    Dass Du nur aufdeckst, ich hätte noch immer positiv über Petrenko geschrieben und sei nicht in der Lage, meine Meinung zu ändern, finde ich nicht so spannend!

    Das glaube ich dir gerne, dass du das weder spannend noch angenehm findest, aber es ist nunmal so und stellt deine konkreten Aussagen in einem (notwendigen) Kontext.


    Und dass Du meine Bemühungen um differenzierte Urteile ebenso wenig wahrnimmst wie meine Kritik auch an den von mir besonders hoch geschätzten Künstlern, ist eine Tatsache, die mich auch nicht aus dem Gleis wirft.

    Könnte vielleicht auch daran liegen, das diese "Bemühung um differenzierte Urteile" nicht groß genug und die Urteile daher nicht differenziert genug sind? :D


    So bleibt mein Eindruck: Dein (Gesamt-) Urteil stand schon vorher fest und das konkrete Ereignis wird das rhetorisch so zurechtgebogen, dass es passt...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich habe mir die Übertragung des Open Air-Events bewusst nicht angetan. Sobald das Freitags-Konzert in der Digital Concert Hall verfügbar ist (zum Glück habe ich noch einen Gutschein für ein Probe-Abo), werde ich mir das anhören. Die unterschiedlichen Bewertungen machen mich neugierig. :)

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Da ja die Aufführung aus der Berliner Philharmonie noch nicht habhaft ist, habe ich eine andere Petrenkoaufführung gesehen, zu deren Dirigent Stimmenliebhaber weiter oben wie folgt Stellung bezogen hat:

    Zitat von Stimmenliebhaber

    Habe gerade erst Anfang des Monats im Konzerthaus Berlin eine fantasische "Neunte" mit dem European Youth Orchestra (das mit Abstand beste Jugendorchester, das ich je gehört habe, und das waren im Rahmen des Young Euro Classic Festivals in den letzten Jahren sehr viele) unter der Leitung von Namensvetter Vasile Petrenko (sehr überzeugend!) gehört und bin nun sher gespannt auf den Vergleich. :yes:


    Ich habe nun mit anderen Musikern eine Aufführung, die zum anderen Zeitpunkt stattfand, gehört und gesehen:

    Und ich muss sagen, danach habe ich es gar nicht mehr eilig, Kirill Petrenko mit dem Konzert in der Philharmonie zu sehen, denn mit dem, was er da wohl geboten hat, wenn ich die bisher hier gelesenen Einschätzungen als Maßstab anlege, wird Kirill Petrenko bei weitem nicht an das heranreichen, was Vasily Petrenko in der altehrwürdigen Royal Albert Hall bei den Proms 2013 mit dem Irish Youth Chamber Choir, dem National Youth Choir from Great Britain, dem National Youth Orchestra of Great Britain und dem Solistenquartett Ailish Tynan, Sopran, Jennifer Johnston, Mezzosopran, Toba Spence, Tenor und Gerald Finley, Bassbariton, geboten hat.

    Es begann mit dem riesigen Orchester in Mahler+ Besetzung (u. a. 9 Hörner, 7 Querflöten und 6 (?) Fagotti, 5 oder 6 Trompeten, mehrere Posaunen und ein Riesenstreicherapparat. Die Oboen und Klarinetten konnte ich nicht so genau zählen. Aber das spielt ja auch keine Rolle, Sensationell war nicht so sehr die große Besetzung an sich, sondern die klangliche Transparenz und die Präzision, mit der dieses Besetzung spielte. Natürlich hatte ich auch schnell eine Lieblingsspielerin ausgemacht: es war die fabelhafte Solopaukistin, die sich sehr gut in dem Riesenapparat durchsetzte.

    Von den Solisten gefiel mir der wunderbare Gerald Finley am besten, der den Solopart m. E. sehr souverän sang. Auch die Sopranistin Ailish Tynan mit ihrer kraftvollen Stimme wusste zu gefallen, während die Mezzosopranistin Jennifer Johnston und und der Tenor Toby Spence in den Ensemblesequenzen es schwer hatten, vernommen zu werden (aber das ist ja wohl häufiger so. Die Marcia sang Toby Spence sehr ordentlich, wie ich finde.

    Das sängerische Äquivalent zum Orchester war der ebenfalls in Riesenstärke angetretene Chor (ca 200 Köpfe), der ebenfalls, wie das Orchester, sehr transparent und, ebenfalls, wie das Orchester, mit tief empfundenen Ausdruck sang. Man merkte, dass diese große Ansammlung von Musikern eine Botschaft hatte und dass sie nicht nur bei dem gewohnt vollzähligen Publikum ankam, dass direkt nach dem letzten Ton in einen extatischen Jubel verfiel.


    Vielleicht noch ein Wort zu den Spielzeiten: 13:58 - 10:10 - 14: 14 - 22:22;


    Es war natürlich ein flottes Tempo, aber vor allem das Adagio war wirklich eins, mit großer Ruhe vorgetragen, sehr in die Tiefe gehend, den Kopfsatz hätte ich auch gemocht, wenn er vielleicht eine Minute länger gedauert hätte. das Scherzo war wirklich schnell und außerordentlich mitreißend (ohne Wiederholungen), und das Finale war auch zügig, aber mit einer Überzegnugnskraft vorgetragen, die man nicht immer hört. Beethoven hätte es sicherlich außerordentlich gefallen.


    Liebe Grüße


    Willi:)


    Liebe Grüße

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Es war natürlich ein flottes Tempo, aber vor allem das Adagio war wirklich eins, mit großer Ruhe vorgetragen, sehr in die Tiefe gehend

    Ja, langsam oder gar lahm war der andere Petrenko auch nicht, sondern zügig und flüssig, aber ich hatte nicht das Gefühl des Verhetzten, gerade das Adagio war da viel besser als gestern.

    Aber: Natürlich ist es ein bissl Äpfel mit Birnen vergleichen, wenn man ein tolles Live-Konzerterlebnis mit einer unsäglichen Fernsehübertragung eines Open-air."Ebents" mit grausamer Bildregie (permanent irgendwelche Zuschauer groß im Bild) und grausigem Ton vergleicht. Aber die Interpretation, die Tempi u.ä,, nimmt man natürlich trotzdem warh, auch wenn man nicht mehr hingehen kann, und das hat mich halt gestern nicht besondern überzeugt, während der 5. August im Konzerthaus für mich wirklich eine Sternstunde, das Highlight des bisherigen Jahres war.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich hatte in der TV-Zeitschrift auch gesehen, dass am Samstag 24. August 2019 dass Antrittskonzert von Kyrill Petrenko auf RBB gezeigt wurde.

    Da habe ich mir gedacht (bei aller Wertschätzung für die Neunte): :S Muss es denn schon wieder Beethovens Neunte sein ? Die wird doch an allen Ecken und Enden und zu jedem Anlass immer wieder und überall gespielt.

    :) Andererseits ist die Auswahl einer Beethoven-Sinfonie zu Beethovens 250.Geburtstag von Kyrill Petrenko schon sehr angemessen und passend ... ich hätte allerdings die Fünfte oder Siebte genommen ...

    :huh: Wenn ich die Meinungen von Euch lese, dann habe ich wohl offenbar nicht so krass viel verpasst, wenn ich dieses LIVE_Konzert "Event" nicht gesehen habe ... ???


    Denkt man an Paavo Järvis Antrittskonzert von 2010 beim Orchestre de Paris zurück, in dem die Sibelius-Sinfonie Nr.2 das Hauptstück war, so denke ich an eines der packensten Konzertereignisse der letzten Jahrzehnte zurück. :hail: Was war das für ein Wahnsinn.

    :thumbup:So stelle ich mir ein Antrittskonzert eines Dirigenten vor !


    Nebenbei: Diese Aufnahme habe ich als CD-R meiner hoch empfehlenswerten Sibelius-Sinfonien-GA mit dem Orchestre de Paris / P.Järv (RCA, 2012-16) beigefügt. Dort ist die Zweite weit "normaler" als der Hammer in Paavos Antrittskonzert.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat von teleton

    Denkt man an Paavo Järvis Antrittskonzert von 2010 beim Orchestre de Paris zurück, in dem die Sibelius-Sinfonie Nr.2 das Hauptstück war, so denke ich an eines der packensten Konzertereignisse der letzten Jahrzehnte zurück. :hail: Was war das für ein Wahnsinn.

    :thumbup:So stelle ich mir ein Antrittskonzert eines Dirigenten vor !

    Ich habe am 6. September auch ein Antrittskonzert vor mir, lieber Wolfgang. Cristian Macelaru gibt dann in Köln sein Antrittskonzert als neuer Chefdirigent des WDR-Sinfonieorchesters Köln. Es gibt Mahlers Vierte und nach der Pause Dvoraks Te Deum. Ich werde darüber berichten.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zurück zur Neunten am Brandenburger Tor:

    Wie arrogant muss man eigentlich sein, um eine Musikveranstaltung, die 35000 Menschen vor Ort glücklich gemacht hat, derart mit Füßen zu treten?

    Ist das die Kehrseite des Mauerfalls?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich begrüße Veranstaltungen wie das Konzert am Brandenburger Tor, die klassische Musik einer größeren Menge an Zuhörern nahebringen, ausdrücklich. Nur sollte man an solche Events dann nicht die gleichen Maßstäbe anlegen wie an herkömmliche Konzerte in der konzentrierten Atmosphäre eines Konzertsaals.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Wenn ich mir ein Open-Air-Event ansehe, dann gehe ich das Risiko ein, mit komischen Bildern konfrontiert zu werden (Zuschauer, die essen oder trinken, die pennen, die unrhythmisch oder rhythmisch den Körper oder nur den Kopf bewegen), schlechtere Tonqualität in Kauf zu nehmen, ständig im Bild umherlaufende, auf Toilette gehende, Getränke holende u.a. Zuschauer erleben zu müssen.

    Ich kann aber auch miterleben, wie 35 000 Menschen mehr oder weniger begeistert mit dem Erlebnis "klassische Musik" umgehen. Für wie viele mag das evtl. das erste Erlebnis gewesen sein?

    Mit diesen Voraussetzungen ausgestattet muß ich Abstriche am Musikerlebnis machen. Ich kann aber eine Atmosphäre genießen, die mir persönlich weitgehend versagt bleibt, da ich derartige Events mangels Angebot nicht kenne. Wäre ich ein Berliner, ein Wiener, ein Hannoveraner, ein Nürnberger, ein Frankfurter o.ä., dann wäre meine Gedankenwelt sicher anders und ich würde auch dabeisein wollen. Hier gilt dann das Motto "Dabei sein ist alles"! Trotz aller Bedenken den Genuß betreffend sind solche Konzerte wichtig und gut, begonnen von Andre Rieu bis zu den Berliner Philharmonikern. Man denke nur an die "3 Tenöre", die Massen für Klassik mobilisiert haben. Ob für immer oder nur für ein Event, das bleibt dahingestellt.

    Ich habs nicht angesehen, da Beethovens 9. regelmäßig auf meinem Bildschirm läuft, z.B. jährlich zu Silvester aus dem Gewandhaus. Ich glaube auch, daß nur wenige der 35 000 Zuschauer gekommen sind, um Petrenko zu erleben. Sie wollten wohl einfach nur dabei sein und haben es sicher nicht bereut. Deshalb halte ich es für falsch, eine so hohe Meßlatte anzulegen, wie es die Besucher der Berliner Philharmonie sicher tun.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich freue mich auf das Haniel Open Air in Duisburg. Da muß man einfach Abstriche machen so wie iin Berlin. Bei solchen Events kommt es hauptsächlich auf die Atmosphäre an und das. viele Besucher dorthin kommenund mich hätte interessiert, wieviel Besucher schon sine Gesamtaufnahme der 9; Sinfonie gehört haben .Nervig fand ich die beiden Moderatorinnen.

  • Ich habe mir die Übertragung des Open Air-Events bewusst nicht angetan. Sobald das Freitags-Konzert in der Digital Concert Hall verfügbar ist (zum Glück habe ich noch einen Gutschein für ein Probe-Abo), werde ich mir das anhören. Die unterschiedlichen Bewertungen machen mich neugierig. :)


    Ich begrüße Veranstaltungen wie das Konzert am Brandenburger Tor, die klassische Musik einer größeren Menge an Zuhörern nahebringen, ausdrücklich. Nur sollte man an solche Events dann nicht die gleichen Maßstäbe anlegen wie an herkömmliche Konzerte in der konzentrierten Atmosphäre eines Konzertsaals.

    Lieber Bertarido, in diesem Falle gebe ich dir zweimal Recht. Ich habe auch auf das Open-Air-Spektakel verzichtet und werde stattdessen ebenfalls auf die Übertragung des Konzertes in der Philharmonie warten (ich genieße es, seit längerer Zeit ein Abo für die DCH zu besitzen). Musikalisch wird sich sicher nichts Neues ergeben, ich bin aber gespannt, die Deutung dieses Werkes durch K. Petrenko zu erfahren. Am Brandenburger Tor waren sicher viele Leute, die nicht in die Philharmonie gehen und haben Beethovens Neunte gehört. Und das ist gut so.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Ich habe auch auf das Open-Air-Spektakel verzichtet und werde stattdessen ebenfalls auf die Übertragung des Konzertes in der Philharmonie warten

    Ihr habt ja Recht, so hätte ich das auch besser handhaben sollen...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Und nun stellt Euch mal vor, nur 0,1 Prozent der dort anwesenden 35.000 Zuschauer würden TAMINO-Mitglied. Das wäre doch schon mal was.8-)

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • "Who is Kirill Petrenko?"

    … … fragt gramophone in der September-Ausgabe aus Anlass des offiziellen Beginns der Amtszeit des Dirigenten bei den Berliner Philharmonikern.

    Da Petrenko sich bekanntlich nicht selbst in Interviews äußert, hat man Musiker befragt, die mit ihm zusammen gearbeitet haben. Heraus gekommen ist ein sehr lesenswerter Text, in dem unter anderem Gerald Finley, Olaf Maninger (Solo-Cellist des BPO), Franzisca von Brück (Flötistin im Orchester der KOB) und Shirley Apthorp (Kritikerin der Financial Times) ausführlich zu Worte kommen. Wie Hugo Shirley daraus ein sehr sublimes Portrait formt, das ist schon große Kunst des Musikjournalismus!


    Unbedingt lesenswert!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich habe die Sendung dieses Konzertes gesehen. Ich sah am Ende der Darbietung in glückliche Gesichter der Zuschauer. Auch die Chorsängerinnen und Musiker war die Freude während des Konzertes anzusehen. Eine interviewte Frau war von weit her gereist und hat den Abend genossen. Dankbarkeit über dieses Konzert kam in ihren Äusserungen zum Ausdruck. Es ist ein Geschenk der Berliner Philharmoniker an die Bewohner der Stadt. Solche öffentlichen Konzerte der Institutionen der Hochkultur schaffen Goodwill und Verbindung und sind ausdrücklich zu begrüssen.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Solche öffentlichen Konzerte der Institutionen der Hochkultur schaffen Goodwill und Verbindung und sind ausdrücklich zu begrüssen.

    Natürlich, absolut! Die Frage ist dennoch, ob es sinnvoll war, gerade diese Veranstaltung, also quasi die "Event", live im Fernsehen zu übertragen, oder ob man nicht stattdessen lieber die Konzertaufzeichnung vom Vortag in der Philharmonie hätte senden sollen. Künstlerisch und technisch wäre das für Musikliebhaber die bessere Wahl gewesen, zumal der Eindruck eines solchen "Events" am Fernseher mit den vielen Nahaufnahmen (meines Erachtens eine unmögliche Bildregie, die total von der Musik ablenkte!) immer ganz anders ist, als live vor Ort. Aber wenn es um die Dokumentation dieses "Events" ging, dann mag das ja auch seine Berechtigung haben, nur ich war dabei dann leider fehl am (Fernseh-) Platze...


    Ich sah am Ende der Darbietung in glückliche Gesichter der Zuschauer.

    Gesichter von Zuschauern in Großaufnahmen waren ja eigentlich permanent zu sehen, nicht nur am Ende und auch nicht nur glückliche und gebannte - eben das hat mich gestört.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Es ist der Entscheid des Besuchers, ob er das Konzert im Konzertsaal, als Übertragung aus dem Konzertsaal geniessen will oder in Gemeinschaft Tausender im Open-Air Spektakel erleben möchte.


    Wer das Konzert am Fernseher sich zu Gemüte führt, hat den Vorteil entweder nur zu hören und nicht auf den Bildschirm zu blicken oder jederzeit die Austaste zu drücken und so den Ärger über die Bildregie nicht aufkommen zu lassen. Radioübertragungen bieten reine Höreindrücke ohne visuelle Ablenkung.

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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich hatte ja damals gleich eingeräumt, dass das eine falsche Entscheidung von mir war, mir das anzusehen.


    Inzwischen habe ich übrigens einen Audiomitschnitt von Petrenkos "Schottischer" mit den Wiener Philharmonikern erhalten und gehört - wunderbar!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Fast unbeachtet ist diese Box vor knapp zwei Monaten erschienen:



    "Endlich Aufnahmen von Kirill Petrenko" schreibt ein Rezensent bei jpc. Tatsächlich erweitert sich die Diskographie Berliner Philharmoniker/Kirill Petrenko damit einigermaßen. Enthalten sind Beethovens 7. und 9. Symphonie, Tschaikowskis 5. und 6. Symphonie, Franz Schmidts 4. Symphonie und Rudi Stephans Musik für Orchester. Etwas merkwürdige Auswahl, denn die Pathétique gab es doch bereits einzeln.


    "Viel Luft nach oben!" schreibt ein anderer. 1,5 von 5 Sternen, so urteilen die jpc-Rezensenten derzeit: 6 x 5 Sterne, 1 x 4 Sterne, 1 x 3 Sterne und 57 x (sic) 1 Stern.


    Hat jemand die Box oder bereits anderweitig hineingehört?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Etwas merkwürdige Auswahl, denn die Pathétique gab es doch bereits einzeln.

    Ich finde diese Zusammenstellung auch sehr seltsam, für mich ist diese Box völlig unattraktiv. Die "Pathétique" habe ich schon, die 5. und die Schmidt-Symphonie würden mich reizen, wenn es sie einzeln zu erwerben gäbe, aber deswegen kaufe ich nicht die ganze Box.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Abgesehen vom Inhalt finde ich diese hochpreisigen Boxen im Breitformat total unpraktisch. Man muss sie ja auch irgendwo lagern. Sie passen in keine CD-Regal. So habe ich eine ähnlich ausgestattete Edition aller Sibelius-Sinfoinien der Berliner Philharmoniker unter Rattle jahrelang hin und her geräumt. Nicht mal auf einer der üblichen Plattformen wurde ich sie los - auch deshalb nichts, weil meine Ausgabe über kleinen Barcode verfügte. Nun habe ich sie endlich verschenken können. Ich glaube, die Zeiten sind vorbei, wo Neuerscheinungen mit diesem Orchester großes Aufsehen erregten. Zumal mit diesem Repertoire.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Abgesehen vom Inhalt finde ich diese hochpreisigen Boxen im Breitformat total unpraktisch. Man muss sie ja auch irgendwo lagern. Sie passen in keine CD-Regal. So habe ich eine ähnlich ausgestattete Edition aller Sibelius-Sinfoinien der Berliner Philharmoniker unter Rattle jahrelang hin und her geräumt. Nicht mal auf einer der üblichen Plattformen wurde ich sie los - auch deshalb nichts, weil meine Ausgabe über kleinen Barcode verfügte. Nun habe ich sie endlich verschenken können. Ich glaube, die Zeiten sind vorbei, wo Neuerscheinungen mit diesem Orchester großes Aufsehen erregten. Zumal mit diesem Repertoire.

    Da geht es mir ganz genauso, lieber Rüdiger. Allein schon wegen des Formats kaufe ich das nicht. Warum machen sie das? Ist das Profilneurose der Berliner Philharmoniker nach dem Motto:


    "Wir zeigen mit dieser CD-Box, dass wir das BESTE Orchester der Welt sind. Deswegen passen wir auch nicht in ein ordinäres CD-Regal, so einfach einsortiert neben Provinzorchestern und Zweitklassigen wie dem Concertgebouw Orkest oder den Bayrischen RSO. Wir sind eben was BESSERES! Deshalb unsere sperrige CD-Box: Sie gehört auf den Hausaltar - mit einer Erinnerungskerze davor! Alternativvorschlag: Auf dem Nachttisch platzieren, dass man jedes mal beim Aufwachen und Einschlafen die Berliner Philharmoniker in den Schädel gebrannt bekommt." :P


    Schöne Grüße

    Holger

  • Sie wollen wohl exklusiv sein und besonders auffallen, lieber Holger. So waren sie schon immer. Nur geht das inzwischen etwas am Markt vorbei. Da wir gerade an anderer Stelle oder CD-Sammlungen sprechen. Ich mache die Erfahrung, dass sich Annahmen der Berliner Philharmoniker, vornehmlich unter Karajan, nicht mehr weiterverlaufen lassen. Und wenn, dann zu einem mehr als symbolischen Preis. Erst unlängst wurde mir 15 Cent für seine letzte GA der Beethoven-Sinfonien geboten. Ich schlug ein, weil es mir auch ein kleiner Triumph war. Indem er ihn überschwemmte, hat Karajan den Markt verdorben. Das rächt sich. Drei nagelneue Operneinspielungen wurde ich selbst für diese paar Cent nicht los. :( Verrückte Welt! Uns gehts zu gut.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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