Dirigenten und ihre Schlagtechnik

  • Mir ist eigentlich egal, wie ein Dirigent "schlägt", also dirigiert, entscheidend ist für mich nur, was dabei "hinten raus kommt" (ganz nach einem ehemaligen deutschen Bundeskanzler). ^^

    Denke ich eigentlich auch! - Allerdings ist mir in den vergangenen Monaten bei Besuchen von Konzerten der Hamburger Symphoniker unter ihrem neuen Chefdirigenten Sylvain Cambreling aufgefallen, dass dieser eine für mein Empfinden ausgesprochen eleganten Schlagtechnik hat und sich dieses (wieder nur rein subjektiv) deutlich auf meine Interpretation seiner Interpretation auswirkt, welche ich ebenfalls als sehr elegant wahrnehme.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Zur Bewusstwerdung der eigenen kulturellen Wurzeln, die gerade in einer anderen Rubrik diskutiert werden, gehört für mich aber auch das Wissen um die eigene Sprache - und im Gegensatz zum Englischen wird im Deutschen der Genitiv nicht mit einem Apostroph gebildet, sondern ohne, es wird einfach ein "s" an das Wort oder eben auch den Eigennamen gehängt. Sollten wir das in einem Kulturforum, dass da wichtigste deutschsprachige sein will, nicht hinbekommen


    Mir haben Solti´s rhythmische Bewegungen und seine klare deutliche feurige Art zu dirigieren


    Ich fand immer Georg Solti´s Bewegungen sehr gewöhnungsbedürftig,


    Siehe hier (Duden) Zitat:


    "Der Apostroph zeigt gewöhnlich an, dass in einem Wort ein oder mehrere Buchstaben ausgelassen worden sind (D 13-15). Gelegentlich verdeutlicht er, dass an ein Wort eine Endung angefügt worden ist (D 16).

    In vielen Fällen können die Schreibenden selbst entscheiden, ob sie ­einen Apostroph setzen wollen oder nicht (vgl. (D 14, 16).

    Man setzt einen Apostroph bei Wörtern mit Auslassungen, wenn die verkürzten Wortformen sonst schwer lesbar oder missverständlich wären <§ 96 (2)>.

    Schlaf nun selig und süß, schau im Traum 's Paradies.

    Dass aber der Wein von Ewigkeit sei, daran zweifl' ich nicht ...

    Ein einz'ger Augenblick kann alles umgestalten."


    Eigentlich ging es hier um Dirigentenangewohnheiten, nicht um den Apostroph.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Alles aus dem Duden dazu Zitierte ändert nichts, aber auch gar nichts daran, dass im Deutschen zur Bildung eines Genitivs kein Apostroph verwendet wird, sondern viel eher dazu, ausgelassene Buchstaben anzuzeigen:

    Schlaf nun selig und süß, schau im Traum 's Paradies.

    Hier steht der Apostroph für ein ausgelassenes "e".

    Ein einz'ger Augenblick kann alles umgestalten.

    Hier steht der Apostroph für ein ausgelassenes "i".



    Und welcher Buchstabe wurde nun bei "Soltis" ausgelassen?



    Ich kann dazu auch noch gerne was zitieren bzw. verlinken:


    https://deutschegrammatik20.de/attribute/genitiv-namen/


    http://www.deppenapostroph.info/

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich erkläre es so: Das Apostroph-Zeichen ' ist der Grabstein des fehlenden Vokals.


    Er hat's verstanden. = Er hat es verstanden.


    Sein einz'ger Gedanke war's, nichts falsch zu machen. = Sein einziger Gedanke war es, nichts falsch zu machen.


    Wobei man jetzt darüber diskutieren kann, ob im Beispielsatz ein Komma gesetzt werden muss oder ob es nach neuer Rechtschreibung unnötig ist.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Lieber moderato, da gibt es nichts zu diskutieren. Das Komma muss gesetzt werden wegen des auf die Infinitivgruppe hinweisenden Wortes "es" (bzw. "'s" ;)).


    Äh, welches Thema hatten wir hier nochmal? Ach ja: Schlagtechnik.


    Also, ich bin mir sicher, dass der entscheidende Einfluss des Dirigenten auf das Orchester (in der Regel) in der Probenarbeit zu sehen ist. Im Konzert allerdings kann der Dirigent natürlich suggestiv durch sein Dirigat auch noch auf das musikalische Ergebnis einwirken, allerdings wird dieser Anteil womöglich tendenziell eher überschätzt.

    Und klar: Orchestermusiker reagieren sehr sensibel auf die Schlagtechnik, das ist für sie durchaus ein wichtiges Thema bei der Bewertung von Dirigenten. Wenn sie Schwierigkeiten haben, den Schlag zu lesen, führt das zu Verunsicherung. Und wenn eine Streichergruppe insgesamt zufrieden mit der Schlaggenauigkeit ist, dann kann es gleichzeitig sein, dass die Schlagzeuger das Gefühl haben, sie bräuchten von vorne präzisere Einsätze.

    Aber selbst wenn ein Orchester insgesamt mit der Schlagtechnik unzufrieden ist, muss das noch lange keine schlechten Konzerte bedeuten.

  • Es gibt in der Tat Dirigenten, denen schaue ich beim Dirigieren weit weniger gerne zu als anderen, aber das sind manchmal(!) gerade die, bei denen die daraus resultierende die Orchesterleistung dann besonders gelungen ist. Deswegen beurteile ich einen Dirigenten und seine Leistung rein nach dem akustischen Ergebnis und nicht nach seiner "Rumwedelei". Ein Dirigent klingt nämlich nicht, wenn er nicht mitsingt oder mitstöhnt, was leider viel zu häufig vorkommt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"