AUBER, Daniel, François Esprit: HAŸDÉE OU LE SECRET

  • Daniel, François Esprit Auber ( 1782 - 1871 )
    HAŸDÉE ou Le Secret
    (Haÿdée oder Das Geheimnis)


    Komische Oper in drei Akten
    Libretto: Eugène Scribe
    Originalsprache: Französisch


    Uraufführung: Paris 1847


    PERSONEN DER HANDLUNG:
    Andréa Donato, Schiffsfähnrich, Tenor
    Doménico, Matrose, Tenor
    Haÿdée, griechische Sklavin, Sopran
    Lorédano Grimani, venezianischer Admiral, Tenor
    Malipieri, Kapitän des Admiralsschiffs, Bass
    Rafaela, Lorédanos Mündel, Sopran
    Offiziere, Matrosen, Soldaten, Senatoren, Volk


    Ort und Zeit der Handlung: Dalmatien und Venedig, 16. Jahrhundert


    VORGESCHICHTE
    Die Osmanen hatten im 16. Jahrhundert das Hinterland Dalmatiens, das zur Provinz Venedig gehörte, erobert. Jetzt steht eine Schlacht bevor.
    Der Admiral Lorédano hatte in der Vergangenheit den Patrizier Donato durch einen Trick im Spiel betrogen und um dessen und das Vermögen seiner Nichte Rafaela gebracht, der sich daraufhin das Leben nahm. Aus Reue hat er Rafaela, die von der Affaire nichts weiß, zu seinem Mündel gemacht und will sie heiraten, damit diese nach seinem Tode seine Güter erbe. Er sucht den Tod auf dem Schlachtfeld, gewinnt aber durch seine Heldenhaftigkeit Ruhm und Ehre.
    Haÿdée, eine junge zyprische Sklavin wurde von den Venezianern aus der Hand der Hand der Barbaren gerettet, und ist zur Kriegsbeute des verhassten Malepieri geworden. Lorédano aber hat sie diesem abgekauft und seinem Mündel zugesellt.


    ERSTER AKT
    Zimmer im Gouverneurspalast von Zadar (Dalmatien)
    Malipieri und Lorédano sitzen mit Offizieren bei Tisch und werden von Doménico und griechischen Sklaven bedient. Lorédano stimmt ein Lied auf die mutigen Venetianer und den Wein an und trinkt auf den Untergang der Osmanen. Dann fordert Malepieri die Anwesenden an die Spieltische im Nebenraum. Lorédano entzieht sich dieser Aufforderung. Haÿdée kommt und teilt ihm mit, dass Rafaela ihn zu sprechen wünsche und er verlässt den Saal, verspricht aber Malipieri, der ihn in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen wünscht, sich später noch einmal einzustellen. Dieser und die Offiziere gehen ab ins Spielzimmer.
    Haÿdée und Doménico bleiben zurück. Haÿdée wundert sich, dass die Stimmung Lorédanos bei der Aufforderung zum Spiel so plötzlich umgesprungen ist. Dieser weiß mehr über seinen Herrn. Er war immer ein fröhlicher Mensch, der keine Vergnügungen ausließ. Er habe sich auch uneigennützig Rafaelas angenommen, deren Onkel, den Lorédano kaum gekannt habe und der nach Wissen Doménicos ein Verschwender war, sich das Leben genommen habe, nachdem er sein Vermögen und das seiner Nichte verjubelt habe. Seit diesem Zeitpunkt aber sei auch Lorédanos Fröhlichkeit umgeschlagen. Er habe nicht mehr gelacht – außer wenn er in die Schlacht zog – und habe auch nachts Fieberträume gehabt. Wir erfahren auch, dass es nur der Pflege Haÿdées zu verdanken ist, dass Lorédano von einer schweren Verwundung in einer Schlacht wieder genesen ist. Nun wird er sie mit nach Venedig nehmen.
    Sie werden durch Malipieri unterbrochen, der Doménico befiehlt, Getränke zu bringen. Er hat hohe Spielschulden gemacht, die er nicht zu begleichen weiß. Dann entdeckt er Haÿdée. Von ihr möchte er mehr über Lorédano wissen, der ein Geheimnis verbirgt, was er gern ergründen möchte. Doch Haÿdée weicht ihm aus. Sie erklärt, dass ihr Herr alles für sein Vaterland und dessen Ehre zu opfern bereit sei. Im Übrigen habe er sie gelehrt, in Venedig das Schweigen zu lernen.
    Andréa kommt und bittet, angeworben zu werden, weil er unter Lorédano mitkämpfen will, doch Malipieri weist ihn zurück. Als Andréa sich wehrt, rät ihm Haÿdée heimlich, später wiederzukommen und Andréa geht ab.
    Lorédano kommt in Gedanken vertieft zurück und lässt sich von Haÿdée Schreibzeug holen. Dann bemerkt er Malipieri. Dieser hält ihn um die Hand Rafaelas an, doch Lorédano weist ihn zurück, weil er anderes mit ihr vorhabe. Er schickt ihn weg und erklärt ihm, dass er morgen seine Befehle für die Fahrt nach Venedig erhalte.
    Inzwischen hat Haÿdée Schreibzeug gebracht. Sie warnt Lorédano vor Malipieri, der Rafaela nicht liebe, sondern nur ihr und sein Verderben wolle. Als Lorédano erklärt, dass er selbst Rafaela heiraten werde, erschrickt sie, weil sie ihn liebt. Er erklärt, dass er Rafaela zwar nicht liebe aber ein Gelübde abgelegt habe.
    Als nun Rafaela eintritt, bietet er ihr – ohne sich eindeutig auszudrücken – für die Zukunft ein glückliches Los an und sie erklärt, dass sie ihm stets zu Dank verpflichtet sei.
    Schließlich taucht Andréa auf. Bei seinem Erscheinen bemerkt Haÿdée, dass dieser und Rafaela irgendein Geheimnis haben müssen. In einem Ensemble drücken alle ihre Gedanken aus, ohne dass man Genaueres daraus schließen kann. Andréa bittet Lorédano – ohne ihm seinen vollen Namen zu nennen – um eine Anstellung, um mit ihm gegen die Osmanen zu kämpfen. Dieser nimmt ihn an. Das Ensemble wird wiederholt, dann geht Andéa ab.
    Lorédano ist von dem tüchtigen Burschen angetan, während Haÿdée vermutet, dass dieser außer dem Ruhm auch noch etwas anderes im Sinne habe. Lorédano hofft, dass er nun morgen im Kampf den Tod fände, den er schon lange sucht. Er schreibt einen Brief, siegelt ihn und ruft Doménico, der nun die Gäste, die immer noch im Spielzimmer sitzen, zur Ruhe zu schicken soll, weil sie morgen mit ihm abreisen müssen.
    Doménico unterdessen bittet die beiden Frauen, Lorédano zur Beruhigung venezianische Lieder zu singen, und diese singen ihm eine Barcarole.
    Als er entschlummert ist, gehen die Mädchen leise hinaus und Malepieri kommt herein. Als er Lorédano schlafen sieht, äußert er seinen Hass und seinen Rachedurst gegen diesen. Doch da beginnt Lorédano im Schlafe zu reden und macht dabei mit der Hand Bewegungen wie beim Würfelspiel. Malipieri erfährt so von der Schuld Lorédanos. Er öffnet und liest den Brief, der noch auf dem Tisch liegt, worin Lorédano sein Vermögen je zur Hälfte Rafaela und dem Sohn Donatos (falls dieser noch lebe) vermacht. Malipieri nimmt den Brief an sich.


    ZWEITER AKT
    An Bord des venezianischen Admiralsschiffs
    Soldaten und Matrosen feiern den Sieg der Venezianer über die osmanische Flotte. Lorédano ist betrübt darüber, dass er wiederum nicht den Tod gefunden hat. Als Doménico die Matrosen zum Spiel aufruft, verbietet es Lorédano. Daraufhin lässt Malipieri das Stichwort des Falschspielertricks fallen, das er bei dem Schlafenden erlauscht hat und dieser erschrickt. In einem Ensemble drücken Lorédano sein Leid bei dieser Erinnerung, Malipieri seine Schadensfreude und die Matrosen ihre Enttäuschung über das verbotene Spiel aus.
    Rafaela und Haÿdée kommen und freuen sich, Lorédano unversehrt zu sehen. Doch man vermisst den jungen Mann (Andréa), der sich nach Loredanos Worten so tapfer geschlagen hat, aber weder unter den Toten noch unter den Verletzten ist. Lorédano hat zwar das Spiel verboten, lässt aber das Feiern mit Gesang und Wein zu, worüber Doménico sich freut. Die Offiziere bittet Lorédano zu sich in die Kabine. Sie gehen ab.
    Haÿdée versucht bei Rafaela zu erfahren, in welcher Beziehung sie zu dem jungen Mann stehe, doch Rafaela gibt nur kund, dass sie von Geburt an verbunden seien. Doménico kommt mit einem Fässchen Rum und die Matrosen bitten ihn, ein Lied zu singen. Er verweist auf Haÿdée, die ihnen den Gefallen tut und ein Lied über das Schiff, die Matrosen und das Meer singt. Inzwischen erspäht Doménico ein feindliches Schiff, das sich nähert und auf dem Andréa die Flagge Venedigs schwingt.
    Rafaela und Haÿdée freuen sich, Haÿdée mit dem Hintergedanken, dass Lorédano Rafaela für diesen jungen Mann freigeben könnte.
    Doménico kommt hinzu und erzählt, dass Malipieri Andréa das Schiff streitig machen will, weil er dessen Eroberung mit einigen seiner Leute gemacht habe. Gleichzeitig berichtet er, dass er Lorédano einen Plan vorgestellt habe, worüber dieser aber erzürnt wäre. Als Lorédano auftaucht, verdrückt er sich und aus dessen Munde erfahren wir, worin der Plan besteht. Als Haÿdée mit einer Frage auf Lorédano zutritt, erklärt er, sie sei frei und könne ihrer Neigung zu Doménico nachgehen. Doch sie erklärt, dass sie Doménico nicht liebe und in der Nähe Lorédanos bleiben wolle. Dann endlich kommt sie dazu, ihre Frage auszusprechen: Sie möchte wissen, ob Malipieri Andréa das Schiff streitig machen könne und Lorédano schwört ihr, dass er das nicht zugeben werde. Glücklich eilt sie davon.
    Malipieri taucht auf. Er verlangt das Kommando über das eroberte Schiff und den zugehörigen Rang für sich, und als Lorédano das ablehnt, bedeutet Malipieri ihm ihm, dass er sein Geheimnis kenne und erinnert ihn an seinen Traum. Schließlich präsentiert er ihm den entwendeten Brief und verkündet, dass er in ganz Venedig verbreiten werde, wie ehrlos Lorédano sei, falls sein Verlangen nicht erfüllt würde. Dann geht er.
    Haÿdée schiebt Andréa herein. Sie hat ihm schon gesagt, dass Lorédano ihr zugestanden habe, ihm das Schiff zu lassen. Aber Lorédano muss ihm gestehen, dass das unmöglich sei, weil nach den Gesetzen Venedigs nur ein Patrizier das Kommando führen darf. Andréa bekennt, dass er der Sohn des Patriziers Donato sei, seinen Namen aber nicht eher hätte tragen wollen, als bis er dessen Ehre wieder hergestellt habe.
    Nun fasst Lorédano Mut. Er lässt die Glocke Leuten, die alle an Bord ruft. Dann verkündet er, dass er das Kommando des eroberten Schiffs Andréa Donato überträgt.
    Angesichts der Einfahrt in Venedig jubeln alle, während Lorédano und Malipieri sich innerlich zum Kampf auf Leben und Tod vorbereiten.


    DRITTER AKT
    Vorhalle des Palastes Grimani
    Haÿdée drückt in einer großen Arie ihre Liebe zu Lorédano aus. Auch sie ist – wie wir jetzt erfahren von Adel, aber durch die Sklaverei entehrt.
    Rafaela kommt und gesteht Haÿdée, dass Andréa ihr Verwandter und Jugendfreund sei. Sie ist verzweifelt, dass Lorédano, ihr und Andréas Wohltäter, den Befehl gegeben habe, Rafaela noch heute mit sich zu vermählen.
    Von außerhalb ertönt ein Gondellied und Andréa eilt mit Doménico herbei. Er soll Lorédano im Palast treffen. Den Grund gibt er nicht preis und eilt davon.
    Die beiden Frauen versuchen, bei Doménico zu erfahren, warum Lorédano sofort zu den Senatoren gerufen wurde. Doménico erzählt, dass er dort Rechenschaft ablegen müsse; der Doge sei kürzlich gestorben. Dann versucht er, Haÿdée seinen Plan vorzutragen, wird jedoch unterbrochen, als Lorédano im Triumphzug hereingeführt wird. Er entlässt die Senatoren. Danach gibt er Haÿdée frei und ihre Reichtümer zurück, nachdem er erfahren hat, dass sie aus einen zyprischen Adelsgeschlecht stammt und erklärt ihr, dass sie Venezianerin sei, weil Zypern jetzt zu Venedig gehöre.
    Andréa kehrt zurück. Wir erfahren, dass er Malipieri eine Forderung Lorédanos überbracht habe, die dieser aber verweigert habe. Er habe genug Waffen gegen diesen und wolle dessen Heirat verhindern. Lorédano erklärt, die Heirat werde noch heute vollzogen, nimmt Rafaela an die Hand und will mit ihr abgehen. Doch da erklärt Haÿdée, dass Andréa und Rafaela sich lieben, und Lorédano führt sie zusammen und übergibt ihnen alle seine Schätze. Dann bittet er alle, ihn zu verlassen.
    Während in Hintergrund Loblieder auf ihn gesungen werden, nimmt er Abschied von der Welt und will sich in seinen Degen stürzen. Aber Haÿdée tritt dazwischen. Sie will ihn nun als Königstochter sprechen und gesteht ihm ihre Liebe. Dann bittet sie ihn, ihr das Geheimnis zu enthüllen, das ihn drückt und ihr um ihretwillen zu versprechen, keine Hand an sich zu legen.
    Malipieri tritt ein und verkündet, dass der Rat der Senatoren beschlossen habe, Lorédano zum Dogen zu machen. Er werde nun dem Rat den Brief zeigen, wenn nicht Lorédano ihm Rafaela zur Frau gäbe, damit Lorédanos Ehre auch die seine sei. Loredano läutet und befiehlt dem eintretenden Diener, die Hochzeit Rafaelas mit Andréa vorzubereiten.
    Malipieri will nun mit dem Brief zu den Senatoren eilen, doch Haÿdée hält ihn auf. Sie will ihren Geliebten retten und bietet Malipieri alle ihre Güter und sich selbst als Sklavin an. Als er sie zu ihrem Entsetzen auch als Geliebte haben will, geht sie, um ihren Geliebten zu retten, zum Schein darauf ein mit dem Gedanken, sich zu töten. Sie geht mit ihm ab.
    Viel Volk kommt jubelnd herein. Man hat Lorédano zum Dogen gewählt. Doch er will ablehnen. Da tritt Haÿdée an ihn heran und drängt ihn, das Amt anzunehmen. Sie hat den Brief für ihn gerettet. Sie entreißt ihm den Dolch und will sich töten, indem sie gesteht, dass sie sich Malipieri für ihn geopfert habe.
    In diesem Augenblick stürzt Doménico mit einigen Gondolieren herein und wehrt sich gegen eine Verurteilung Andréas, der Malipieri getötet hat. Doménico schildert, dass Malipieri Andrea beleidigt und dieser die Beleidigungen zurückgewiesen habe, da habe Malipieri den Degen gezogen. Er bestätigt, was der hinzukommende Andréa aussagt, dass er sich lediglich gewehrt habe.
    Nun nimmt Lorédano den Titel des Dogen an und seine erste Handlung ist die Begnadigung Andréas. Dann reicht er Haÿdée die Hand. Das Volk jubelt dem Dogen zu.


    © Copyright by Gerhard Wischniewski

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Zu dieser weniger bekannten Oper gibt es sogar eine Aufzeichnung auf DVD, leider aber wohl nur mit Regionalcode 1, also nicht auf deutschen DVD-Spielern, die nur DVD mit Regionalcode 0 und 2 wiedergeben, abzuspielen. Eventuell geht es mit DVD-Laufwerk im Computer, dessen Regionalcode sich - aber nur beschränkt - umstellen lässt.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)