Gedichte, die mir etwas bedeuten

  • Lieber astewes


    Ich danke für das Posten aus dem Internetportal planetlyrik, eine wahre Fundgrube, die ich nicht kannte.


    http://www.planetlyrik.de/autoren/


    Beim Stöbern durch die Gedichte meiner Lieblingslyriker und anderer, mir noch unbekannter Stimmen der Poesie bin ich bereichert.


    Auch Prosaisches zur Edition von Lyrik findet man. So das lakonische Schlusswort der Herausgeber von Luchterhands Loseblatt Lyrik. Mit Nennung der Druckkosten und Autoren- und Grafikerhonorare.


    http://www.planetlyrik.de/wp-c…-_Abschlusserklaerung.pdf


    Bleibt die Frage, was einem Gedichte bedeuten. Und die Antwort ist immer wieder eine neue, persönliche.


    LG moderato

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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Bleibt die Frage, was einem Gedichte bedeuten. Und die Antwort ist immer wieder eine neue, persönliche.

    So ist es. Jedes Gedicht öffnet einen Spalt für einen neuen Blick auf die Welt, und, was wir zu sehen bekommen, kann uns erschüttern oder erfreuen. Es ist immer ein Erlebnis.

  • Paul Celan (*1920 - †1970) schrieb über das Verstummen des Dichters Hölderlin ein Gedicht, was mir heute wieder durch den Kopf gegangen ist


  • Mir fallen in diesen schlimmen Zeiten immer wieder Gedichte von Jewtuschenko ein. Man sollte eigentlich erkennen können, dass diese Kriege immer mit Machtinteressen zu tun haben, die sich ( zmindest mir) nicht immer im vollen Umfang erschließen. Wie überall gibt es hier wie dort Brüllhälse, die sich den offiziellen Doktrinen anschließen. Aber schon Bertrand Russel wußte (und da war er sicher nicht der erste), dass Kriege nie im Sinne der leidenden Bevölkerung und der gefallenen Soldaten sind.


    Jewtuschenko schrieb in den Zeiten der Kuba Krise damals zwei weltweit sich verbreitende Gedichte, Babi Jar, was in einer Schostakowitsch Sinfonie einen musikalischen Widerhall fand und das folgende, was ich hier gerne zitieren möchte


    zitiert aus https://ruverses.com/evgeny-ev…-russians-want-war/10384/


    Meinst Du, die Russen wollen Krieg


    Meinst du, die Russen wollen Krieg?

    Befrag die Stille, die da schwieg,

    im weiten Feld, im Pappenheim,

    befrag die Birken an dem Rain,

    dort, wo er liegt in seinem Grab,

    den russischen Soldaten frag!

    Sein Sohn dir d'rauf die Antwort gibt:

    Meinst du, die Russen woll'n,

    meinst du, die Russen woll'n,

    meinst du, die Russen wollen Krieg?


    Nicht nur für's eig'ne Vaterland

    fiel der Soldat im Weltenbrand –

    nein, dass auf Erden jedermann

    in Ruhe schlafen gehen kann.

    Holt euch bei jenem Kämpfer Rat,

    der siegend an die Elbe trat,

    was tief in unsrem Herzen blieb:

    Meinst du, die Russen woll'n,

    meinst du, die Russen woll'n,

    meinst du, die Russen wollen Krieg?


    Der Kampf hat uns nicht schwach geseh'n,

    doch nie mehr möge es gescheh'n,

    dass Menschenblut, so rot und heiß,

    der bitt'ren Erde wird zum Preis.

    Frag Mütter, die seit damals grau,

    befrag doch bitte meine Frau.

    Die Antwort in der Frage liegt:

    Meinst du, die Russen woll'n,

    meinst du, die Russen woll'n,

    meinst du, die Russen wollen Krieg?


    Es weiß, wer schmiedet und wer webt,

    es weiß, wer ackert und wer sät,

    ein jedes Volk die Wahrheit sieht:

    Meinst du, die Russen woll'n,

    meinst du, die Russen woll'n,

    meinst du, die Russen wollen Krieg?


    Jewgeni Jewtuschenko 1961 (deutsche Übersetzung Siegfried Siemund)

  • Schönes Gedicht, und natürlich wollen DIE Russen keinen Krieg. Aber irgendwie haben sie es geschafft, einen anzuzetteln.

  • Aber irgendwie haben sie es geschafft, einen anzuzetteln.

    Na da würde ich jetzt nicht "die Russen" global verantwortlich machen ...


    Ich möchte an die große russische Lyrikerin Anna Achmatowa erinnern (Der Nachname ist bitte auf der zweiten Silbe zu betonen!). Zu den Hochzeiten der statlinistischen Säuberungen hat sie nicht nur íhren Sohn, sondern auch Großteile ihrer Verwandten und Bekannten verloren. Man stand zu dieser Zeit vor den Gefängnissen an, um Informationen zu seinen Verwandten zu bekommen. In dieser Zeit enstand der berühmte Gedichtzyklus Requiem, der anfangs, wohl nicht notiert, von Mund zu Mund weitergegeben wurde ...


    Achmatowa schrieb bei der ersten noch zensierten Veröffentlichung anstelle eines Vorwortes



    Ich sehe das als eine bedeutende Äußerung zur Bedeutung von Kunst an.

  • Zu meinem Bekanntenkreis zählte ein Russe jüdischen Glaubens, Übersetzer, ausgewandert oder wie er sich ausdrückte "vor der Dummheit geflohen", äusserst gebildet, er beherrschte 26 Sprachen. Die intelligentia sei von Stalin ausgerottet worden. Generationen werde es dauern, bis dieser Rückschlag wieder ausgeglichen sei. Er konnte ganze Passagen aus Puschkins Werk auswendig rezitieren. Gedichte trug man im kleinen Kreis vor, eine Strategie, derer man sich bediente, um von den Machthabern nicht belangt werden zu können.


    Der Reduktion des Russischen auf den Machthaber und Verächtlichmachung alles Russischen hat man entgegenzutreten.

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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • R-3686980-1340441168-8713.jpeg.jpgIm Moment bin ich damit beschäftigt, diese Edition, bestehehend aus drei Langspielplatten, zu digitalisieren. Denn wer hat schoin immer einen Plattenspieler zu Hand, um Gedichte in unterschiedlichen Lebenslagen zu hören? An der Sammlung sind viele bedeutende Schauspieler beteiligt - und es dürfte sich auch dieses und jenes Gedicht finden, welches mir etwas bedeutet und vielleicht erst noch bedeuten wird. Im Booklet wird Will Quadflieg, einer der Vortragenden, den ich über die Maßen schätze, mit den Worten zitiert, dass das gesprochene Wort besser als das gelesene, die "rhythmisch-spirituellen Zusammenhänge und Wahrheiten" erschließe.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich möchte an die große russische Lyrikerin Anna Achmatowa erinnern

    Ganz herzlichen Dank dafür.


    Mit Anna Achmatova beschäftige ich mich seit ich mich mit dem Pianisten Youri Egorow beschäftige, denn die Dichterin lag ihm besonders am Herzen. Ganz besonders das Gedicht WORONESH, das sie 1936 Ossip Mandelstamm widmete, bezog er auf seine eigene Situation nach der Flucht in den Westen. Der Schlußvers findet sich auch im Titel des Romans über sein Leben wieder.

    Akhmatova-Voronezh.jpg


    Anna Achmatowa

    Woronesh Für О. М.


    Und diese Stadt ist ganz Zu Eis erstarrt.Wie unter Glas ruhn Bäume, Firste, Schnee.

    Unsicher ist des bunten Schlittens Fahrt,Trägt der Kristall, auf dem ich zögernd geh.

    Woroneshs Dom ein Krähenschwarm umgellt,Und Pappeln und das Patinagewölbe,

    Verwaschen, trüb, von Sonnenstaub getönt,Und einen Hauch der Schlacht vom Schnepfenfeld

    Verströmt das Land, machtvoll und sieggekrönt.Und jäh wie die erhobenen Pokale

    Klirrn Pappeln über uns mit ihren Ästen,Als feierten auf unserm Hochzeitsmahle

    Die Freudenstunde Tausende von Gästen.


    Jedoch in des verbannten Dichters Zimmer

    Stehn wechselnd Angst und Muse ihre Wacht.Nun kommt die Nacht,

    Und einen neuen Morgen kennt sie nimmer. - Übersetzt von Uwe Grüning


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Alfred Wolfenstein


    Zigarette



    Der Wind raucht eine Zigarette,

    Sie liegt am Aschenschalenrand

    Und dampft, als ob sie Atem hätte,

    Durchs Zimmer, ohne Mund und Hand.


    Die Hand, sie fand im weißen Bette

    Statt grauen Rauchs ein Glück in Blau:

    Es raucht der Wind die Zigarette,

    Der freie Mund küßt eine Frau.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



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  • Dietrich Bonhoeffer

    Von guten Mächten wunderbar geborgen


    Von guten Mächten treu und still umgeben,
    behütet und getröstet wunderbar,
    so will ich diese Tage mit euch leben
    und mit euch gehen in ein neues Jahr.


    Noch will das alte unsre Herzen quälen,
    noch drückt uns böser Tage schwere Last.
    Ach Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen
    das Heil, für das du uns bereitet hast.

    Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
    des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
    so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
    aus deiner guten und geliebten Hand.

    Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
    an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
    dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
    und dann gehört dir unser Leben ganz.

    Lass warm und still die Kerzen heute flammen,
    die du in unsre Dunkelheit gebracht,
    führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
    Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

    Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
    so laß uns hören jenen vollen Klang
    der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
    all deiner Kinder hohen Lobgesang.

    Von guten Mächten wunderbar geborgen,
    erwarten wir getrost, was kommen mag.
    Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
    und ganz gewiß an jedem neuen Tag.



    Die tragischen Umstände, unter denen diese Zeilen entstanden sind , dürften allgemein bekannt sein. Ansonsten kann man sie hier


    https://de.wikipedia.org/wiki/…en_treu_und_still_umgeben


    gern noch einmal nachlesen.


    Vertont gefällt mir die Melodie in der Version von Siegfried Fietz am besten. Hier der Meister persönlich:



    Für mich ganz persönlich eines der trostspendendsten und zugleich mutmachendsten Gedichte bzw. Lieder in deutscher Sprache, die ich kenne.


    :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Bertolt Brecht (1920)


    Erinnerung an die Marie A.


    An jenem Tag im blauen Mond September

    Still unter einem jungen Pflaumenbaum

    Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe

    In meinem Arm wie einen holden Traum.

    Und über uns im schönen Sommerhimmel

    War eine Wolke, die ich lange sah.

    Sie war sehr weiß und ungeheuer oben

    Und als ich aufsah, war sie nimmer da.


    Seit jenem Tag sind viele, viele Monde

    Geschwommen still hinunter und vorbei

    Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen

    Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?

    So sag' ich dir, ich kann mich nicht erinnern.

    Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst.

    Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer

    Ich weiß nur mehr: Ich küßte es dereinst.


    Und auch den Kuß, ich hätt' ihn längst vergessen

    Wenn nicht die Wolke dagewesen wär'

    Die weiß ich noch und werd' ich immer wissen

    Sie war sehr weiß und kam von oben her.

    Die Pflaumenbäume blüh'n vielleicht noch immer

    Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind

    Doch jene Wolke blühte nur Minuten

    Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.



    LG Nemorino





    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Andreas Gryphius (1637)


    Du sihst/ wohin du sihst nur Eitelkeit auff Erden.
    Was dieser heute baut/ reist jener morgen ein:
    Wo itzund Städte stehn/ wird eine Wiesen seyn/
    Auff der ein Schäfers-Kind wird spielen mit den Herden.


    Was itzund prächtig blüht/ sol bald zutretten werden.
    Was itzt so pocht vnd trotzt ist morgen Asch vnd Bein/
    Nichts ist/ das ewig sey/ kein Ertz/ kein Marmorstein.
    Itzt lacht das Glück vns an/ bald donnern die Beschwerden.


    Der hohen Thaten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
    Soll denn das Spiel der Zeit/ der leichte Mensch bestehn?
    Ach! was ist alles diß/ was wir vor köstlich achten/


    Als schlechte Nichtigkeit/ als Schatten/ Staub vnd Wind;
    Als eine Wiesen-Blum/ die man nicht wider find’t.
    Noch wil was ewig ist/ kein einig Mensch betrachten!

  • Theodor Fontane (1819-1898)

    1. Heimat


    Ich bin hinauf-, hinabgezogen

    Und suchte Glück, und sucht' es weit,

    Es hat mein Suchen mich betrogen,

    Und was ich fand, war Einsamkeit.


    Ich hörte, wie das Leben lärmte,

    Ich sah sein tausendfarbig Licht,

    Es war kein Licht, das mich erwärmte,

    Und echtes Leben war es nicht.


    Und endlich bin ich heimgegangen

    Zu alter Stell´ und alter Lieb´,

    Und von mir ab fiel das Verlangen,

    Das einst mich in die Ferne trieb.


    Die Welt, die fremde, lohnt mit Kränkung,

    Was sich, umwerbend, ihr gesellt;

    Das Haus, die Heimat, die Beschränkung,

    Die sind das Glück und sind die Welt.



    2. Aber wir lassen es andere machen


    Ein Chinese - s' sind schon an zweihundert Jahr'

    in Frankreich auf einem Hofball war.

    Und die einen frugen ihn: Ob er das kenne?

    Und die anderen frugen ihn: Wie man es nenne?

    "Wir nennen es tanzen", sprach er mit Lachen,

    "aber wir lassen es andere machen."


    Und dieses Wort, seit langer Frist,

    mir immer in Erinnerung ist.

    Ich seh' das Rennen, ich seh' das Jagen,

    und wenn mich die Menschen umdrängen und fragen:

    "Was tust du nicht mit? Warum stehst du beiseit'?"

    so sag' ich: "Alles hat seine Zeit.

    Auch die Jagd nach dem Glück. All derlei Sachen,

    ich lasse sie längst durch andere machen."



    3. Ausgang


    Immer enger, leise, leise

    ziehen sich die Lebenskreise,

    schwindet hin, was prahlt und prunkt,

    schwindet Hoffen, Hassen, Lieben,

    und ist nichts in Sicht geblieben

    als der letzte dunkle Punkt.



    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Mir fallen in diesen schlimmen Zeiten immer wieder Gedichte von Jewtuschenko ein. Man sollte eigentlich erkennen können, dass diese Kriege immer mit Machtinteressen zu tun haben, die sich ( zmindest mir) nicht immer im vollen Umfang erschließen.

    Mir fällt in diesen schlimmen Zeiten immer wieder ein Gedicht von


    Alexander Solchenizyn

    ein, der seine Erlebnisse (als sowjetischer Soldat) während der Einnahme Ostpreußens in Gedichtform im Band "Ostpreußische Nächte" niedergeschrieben hat.

    Er schildert Greueltaten der Soldaten wie Raub, Massenvergewaltigung und Mord, darunter ein Erlebnis in der Stadt Neidenburg in Masuren:



    „Zweiundzwanzig, Höringstraße.

    Noch kein Brand, doch wüst, geplündert.

    Durch die Wand gedämpft – ein Stöhnen:

    Lebend finde ich noch die Mutter.

    Waren’s viel auf der Matratze?

    Kompanie? Ein Zug? Was macht es!

    Tochter – Kind noch, gleich getötet.

    Alles schlicht nach der Parole:

    NICHTS VERGESSEN! NICHTS VERZEIH’N!

    BLUT FÜR BLUT! – und Zahn für Zahn.

    Wer noch Jungfrau, wird zum Weibe,

    und die Weiber – Leichen bald.

    Schon vernebelt, Augen blutig,

    bittet: »Töte mich, Soldat!

    Sieht nicht der getrübte Blick?

    Ich gehör doch auch zu jenen!«



    Die Menschheit hat nichts gelernt!

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Bertolt Brecht in einem 1934 veröffentlichten Kindergedicht:


    „Reicher Mann und armer Mann

    standen da und sah’n sich an.

    Und der Arme sagte bleich:

    Wär’ ich nicht arm, wärst du nicht reich.“


    Schönes Gedicht, aber stimmt es inhaltlich?

    Brecht geht hier von der Prämisse aus, dass Wirtschaft ein Nullsummenspiel ist. Das was der eine hat, muss der andere entbehren. Und was dieser gewinnt, muss jener verlieren. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus, denn Wirtschaft ist kein Nullsummenspiel, sondern beruht auf Wirtschaftswachstum, welches dafür sorgt, dass der gesamte Kuchen stetig größer wird.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Diese Kindergedichte von Brecht haben es in sich.

    Indien ist ein schönes Land.

    Die Engländer stehlen dort allerhand.

    Die Menschen dort in Indien

    die müssen sich dreinfindien.


    Ypern ist eine Stadt in Flandern.

    Wer diesen Ort sah

    sah nie einen andern.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Heute gelesen mein tägliches Pensum Friedrich Hölderlin


    Der Winter


    Wenn bleicher Schnee verschönert die Gefilde,

    Und hoher Glanz auf weiter Ebne blinkt,

    So reizt der Sommer fern, und milde

    Naht sich der Frühling oft, indes die Stunde sinkt.


    Die prächtige Erscheinung ist, die Luft ist feiner,

    Der Wald ist hell, es geht der Menschen keiner

    Auf Straßen, die zu sehr entlegen sind, die Stille machet

    Erhabenheit, wie dennoch alles lachet.


    Der Frühling scheint nicht mit der Blüten Schimmer

    Dem Menschen so gefallend, aber Sterne

    Sind an dem Himmel hell, man siehet gerne

    Den Himmel fern, der ändert fast sich nimmer.


    Die Ströme sind, wie Ebnen, die Gebilde

    Sind, auch zerstreut, erscheinender, die Milde

    Des Lebens dauert fort, der Städte Breite

    Erscheint besonders gut auf ungemessner Weite.


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928