Ferdinand RIES - Die Kammermusik (ausgenommen Streichquartett)

  • Da die Streichquartette von Ferdinand Ries über einen eigenen Thread verfügen musste ein weiterer eröffnet werden, der die "Allgemeine Kammermusik" des Komponisten abdeckt. Man kann sich die Frage stellen, inwieweit sich diese Trennung von "Streichquartetten und "allgemeiner Kammermusik" lohnt, vor allem, da erst 2 CDs mit Streichquartetten erschienen sind.
    Angesichts der bid zum heutigen Tag immer wieder nachstömenden Neuerscheinungen ist diese Frage eindeutig mit JA zu beabtworten. Denn sowohl die Anzahl an Streichquartetten (26) als auch an sonstiger Kammermusik ist erfreulich, noch dazu kommt noch ein immer größeres Interesse an unseren Ries Threads.

    Allein an Sonaten für Violine und Klavier hat Ferdinand Ries 18 Stück komponiert. Das was wir bis dato gehört haben zeigt eine gewisse partitielle Affinität zu seinem Lehrer und Freund Beethoven, aber auch der ureigene Ries tritt deutlich hervor. Das meiste sind Ersteinspielungen, wobei das ziemlich schwierig zu kontrollieren ist, vor allem da die beiden sehr Engagierten "Kontrahenden" in Sachen Ries , cpo und Naxos, ihre bisherige Strategie aufgegeben zu haben scheinen, jeweils nur jenes Repertoire einzuspielen, welches der andere nicht im Programm hat. Von beiden erschien 2015 jeweils eine CD mit nur geringfügig abweichendem Programm. Über Musik und Unterschiede der beiden CDs demnächst in diesem Thread, der ja nicht nur von mir alleine bestritten werden muß.


    Viel Spaß
    wünscht Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    zur Archivierung, auch hier (einen eigenen Thread zu den Violinsonaten gibt es (noch) nicht; vermutlich vernünftig, aufgrund der erwartbaren Resonanz):


    Ferdinand Ries (1784-1838)
    Sonaten op. 8 Nr. 1 & 2; Grande Sonata f-moll op. 19

    Eric Grossman, Susan Kagan
    Naxos, DDD, 2013


    Ich versuche jetzt mal einen kurzen Beitrag für eine CD mit Werken von Ferdinand Ries zu schreiben, ohne den Namen Beeth...MIST !:D
    Unerwartet eigenständige, gefällige Kammermusik, die ihre Vorbilder sozusagen zwar nicht "aktiv verleugnet", den Hörer aber andererseits nicht ein ständiges "das klingt aber wie..." aufnötigt. Enthalten sind die Sonaten Op. 8 Nr. 1 und Nr. 2 sowie die "Grand Sonata" Op. 19. Bei mir weckt diese CD durchaus die Lust auf mehr. Immerhin hat Ries 19 Violinsonaten komponiert. Glücklicherweise haben sich offensichtlich sowohl CPO als auch Naxos nun dieser Werke angenommen.
    Den Vortrag von Susan Kagan (Klavier) und Eric Grossmann (Violine) habe ich als sehr engagiert empfunden. Die Klangtechnik erscheint mir hervorragend-natürlich. Insgesamt eine sehr schöne CD, die mit knapp 78 Minuten Spieldauer auch noch randvoll gefüllt ist.
    Besprechungen auf der Naxos-Seite.


    Viele Grüße
    Frank

  • Inzwischen ist bereits Folge drei der Violinsonaten erschienen, Folge 2 konnte ich in meiner Sammlung nicht finden, Von Folge eins habe ich hier nichts geschrieben, Beides wird nachgeholt.

    Heuete habe ich die Sonate op 18 (1810) in es- dur gehört. Mein Eindruck ist zwiespältig - aber mein Interesse ist geweckt - und ich kann mir vorstellen, daß das auf einige Taminos auch zutreffen wird.

    Zunächst habe ich ein Werk in den Konventionen der "Wiener Klassik " erwartet, und das mag ja auch der Fall sein. Allein der erste Ton - eine schmeidende Attacke der Violine war so verstörend, dass ich ungefähr das empfunden habe, welches Gefühl die Figur des Lehrers Lämpel von Wilhelm Busch verspürt hat, als die Pfeife explodierte. Etwas übertrieben - zugegebenermaßen - aber als Vergleich ganz brauchbar. Ich konnte mich auch einige Zeit nicht mit dem Klang der Violine anfreunden, den ich irgendwie als lästig" empfand. Das betrifft den ersten Satz, der zweite , ein andantino erreicht nicht jene dynamischen Spitzen, bei denen Die Geige ins Schrille ableitet (ohne dabei "durchsichtig" zu wirken)

    Das Klavier ist hingegen etwas zu weich für meinen Geschmack.

    Wenn man Ries . sei ers zu recht oder zu unrecht - gelegentlich eine zu große Nähe zu Beethoven nachgesagt hat so würde ich das zumindest bei diesm Werk bestreiten, Der zweite Satz steht in krassem Gegensatz zum ersten und strahlt eine liebliche Ruhe aus ohne langweilig zu wirken.Zuglerch ist gelegentlich ein tänzerisches Element auszumachen.
    Und der Beginn des dritten Satzes Rondeau: Allegretto moderato erinnert zu Beginn allenfalls ein wenig an Schubert. Alles Harsche, Aufbrausende des ersten Satzes ist verschwunden . Ries ist hier sehr "wienerisch"


    mfg aus Wien

    Alfred


    *)Beim leicht analytischen Lautsprecher tritt der Effekt stärker auf als bein KH

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ferdinand RIES_ Violinsonate op 8 Nr 1 in F-dur


    Irgendwie beherrsche ich scheinbar die Kunst, mich selbst zu motivieren. Der letzte Artikel war so ein Beispiel. Einerseits veranlasst, weil die CD ganz oben auf meinem Stapel der "Ungehörten" und somit zu katalogisierenden lag habe ich gestern ziemlich konzentriert die Violinsonate op 18 von Ries gehört. Dabei wurde ich an das Gesamtwerk diese Genres erinnert, Ries hat 18 Violinsonaten geschrieben, also um 6 mehr als Beethoven.

    Statt - wie geplant weitere Werke aus der gestriegen CD Ferdinand RIES_ Violinsonate op 8 Nr 1 in F-durzu hören,, habe ich eine ander CD hervorgeholt und von dort eine frühere Sonate nämlich die Violinsonate op 8 Nr 1 in F-dur gehört. Sie wurde 1807 in Paris geschrieben und 1811 von Nikolaus Simrock in Deutschland verlegt, da die Pariser mit dieser Musik nichts anzufangen wussten.

    Es wurde und wird immer wieder viel darüber geschrieben, inwieweit das verehrte Vorbild Beethoven in Ries' Werk zu hören ist.

    Im konkreten Fall ist das (und das gilt momentan nur für DIESE) Sonate zu bejahen. Auch im Boolket ist die Ähnlichkeit tz Beethovens "Frühlingssonate" im ersten Satz auch für Laien gut zu hören. Der Booklettext west weiters darauf hin, daß Ries diese Sonate (hier ebenfalls dem mutmaßlichen Vorbild folgend) die einzige von ihm ist, die er viersätzig angelegt hat, vobei der 3. Satz allerdings mit 2 Minuten extrem kurz gehalten ist. Gewidmet ist die Sonate Franz Anton Ries (1755-1846) , seinem Vater und Beethovens Klavierlehrer. Aus meiner Sicht eine Bereicherung des Repertoires und mannn sollte sie kennen. spätere Sonaten sind indes teilweise "mutiger" und "angriffiger"


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ries scheint mir immer dann als stark, wenn ein Klavier mit dabei ist, wie in seinen Klaviersonaten in a und fis-moll (3.Satz !!) oder beiden Klavierquartetten, ... Das Rondo von Klavierquartett op. 13 oder das Adagio von op. 17 begeistern mich





    Hinreißend auch diese Passage aus dem herrlichen Rondo vom Klavierquintett - von 14:50 bis 16:00:



    Gerd

    "When I was deep in poverty, you taught me how to give" Bob Dylan

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Nach längerer Pause wieder ein Beitrag. Obwohl ich persönlich kein erklärter Bewunderer der Flöte bin, habe ich mich doch aufgerafft - dem Komponisten Ries zu Ehren mir die abgebildete CD zu kaufen. Gestern habe ich sie erstmal gehört. Was für eine glückliche Entscheidung !! Die Werke strotzen ur so von Einfallsreichtum und eigenwilligem Einsatz der Instrumente. Es entsteht ein völlig unverwechselbares Klangbild. Im Booklet wird die These angesprochen, Ries habe hier den stets evidenten Vergleichen mit Beethoven entfliehen wollen, da Beethoven kein vergleichbares Werk geschrieben habe. Mag sein - oder aber auch nicht.(ich glaubs nicht wirklich) Aber eine weiter Informaton konnte ich dem Booklet entnehmen, nämlichj daß die Flöte eines der Lieblingsintrumente von Ries gewesen sei. Hört man seine originellen Flötenquartette, so will man dies wohl glauben. Es gibt eine zweite Folge dieses Genres, die noch heuer in meiner Sammlung landen soll....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ferdinand RIES_ Violinsonate op 8 Nr 1 in F-dur (mit Steinway)


    Was hört man bei dieser Hitze ? Am besten eigentlich nur das Rauschen eines eiskalten Wasserfalls...

    Wenn ein solcher nicht vorhanden, dann eben am ehesten "leichte Kost" - wobei natürlich darüber gestritten werden kann was dazuzählt. Ich habe mir heute - einmal mehr Die Violinsonate Op 8 Nr 1 vorgenommen, ud zwar in der Naxos -Aufnahme, schon vor einger Zeit vom Ex-Mitglied "Hüb`" vorgestellt. Im Gegensatz zu cpo Aufnahme werden hier moderne Instrumnte verwendet und die Gesamtspielzeit ist um ca 20% länger, was dem Werk in Verbindung mit dem fülligern Flügel einen "kraftvollere" Eindruck verleiht.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ferdinand RIES_ Violinsonate op 16 Nr 2 in F-dur


    Inzwischen habe ich auch die Folge 2 dieser Serie, Quasi als "Nachzügler erworben.Man solte glauben, daß man über diese Sonaten wenig schreiben könne. aber es gibt immer wieder Ausnahmen. Und eine solche Ausnahme stelle ich nun - speziell wegen einer überrsachenden Eigenart des 1. Satzes vor. Daß er lieblich und eingängig beginnt, sei hier nur am Rande erwähnt, aber es gibt hier etwas Besonders.: Im Letzten Drittel des Satzes taucht - zuerst ganz am Rande - das bekannte Eröffnungsthema von Beethovens 5. Sinfonie auf. Es wird variert und solgt stellenweise für Eintrübungen und Strenge . Immer wieder und wieder erscheint die bekannte Tonfolge - leicht verfremdet natürlich - umspiel und abgemildert. dann wieder unerbittlich und dominant. Eine Interessante Idee. Der zweite Satz beschert uns innere Gelassenheit, aber nur kurze Zeit. Innigkeit und Lieblichkeit wird gelegentlich - wo man es nicht erwartet, durch schroffe Einsprengsel unterbrochen - und somit noch mehr betont. Der Finalsatz ist eine Polonaise, die dem Werk einen lebensrohen Abschluss verleiht.


    Einige Ergebnisse meiner Recherche. Diese Werk wird lt Booklet als Werl von 1806 datiert (so es stimmt) Ries war damals 22 Jahre alt. ABER Beethovens 5, war noch nicht uraufgeführt. Nähere Nachforschung weigen aber, da Beethoven mit seiner 5. vermutlich bereits um 1800 begonnen hat und, da0 es ab 1804 bereits erste Aufzeichnungen, bzw Entwürfe gab. Ries, als "Privatsekretär" und Freund Beethovens hatte mit Sicherheit Zugang zu diesen Skizzen...


    Ich würde nicht zögern, dieses Werk und einige andera von Ries als gleichberechtigt gegenüber jenen von Beethoven zu sehen...

    Ein "MUSS" für jede Sammlung von Freunden dieser Art von Kammermusik !!


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ferdinand RIES: Violinsonate op 8 Nr 2 in c-moll (mit Steinway)





    1) Allegro con spirito


    2) Adagio cantabile


    3) Allegro scherzando


    Äusserst schroff beginnt die Sonate op 8 Nr 2. Das wird ann durch muntere und fröhlichere Passagen ein wenig abgemildert, denn doch lebt diederSatz vom andauernden Wechsel zwischen extrem energisch-angriffslustigen Attacken, lieblichern, und munteren Teilen. Im Gegensatz dazu der außerordenlich liebliche Mittelsatz. Die Sonate wird durch einen "galoppierenden", vom Stakkato geprägten Finalsatz ergänzt, dessen Ende dann scheinbar lieblich verklingt, aber dann doch durch eine überraschende kurze Schlußattacke beendet wird. Die Pianistin der Aufnahme, Susan Kagan, die auch Musikwissenschafterin ist, bestätigt dieser Sonate einen gewissen militärischen Unterton im ersten Satz und stellt Bezüge zu Beethovens Sonate Op 10 Nr 3 her (1. Satz) her.


    Mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ferdinand RIES: Cellosonate op 20 in C-dur

    Ferdinand RIES: Cellosonate op 21 in A-dur


    Schon 2018 veröffentlichte Naxos 2 Cds mit sämtlichen Werken für Cello. Hier sind auch die beiden hier erwähnten Celloswonaten op 20 und 21 enthalten. sie entstanden beid 1808 und sind einem der besten Cellisten der damaligen Zeit, Bernhard Romberg (1767-1841) gewisedmet, mir dem er es dann auch 1811 gemeinsam in Moskau spielte. Meiner Meinung nach sind sie, trotz unterschiedlicher Wesensart - relative nahe an der Tonsprache Beethovens orientiert, IMO mehr als beispielsweise die Kalvierkonzerte ider die Violinsonaten.

    Die Veröffentlichung ist in vieler Hinsicht ein Glücksfall und beachtenswert, sowie musikalisch äusserst überzeugend.

    Eigentlich handelt es sich um eine aus dem Jahre 2017 stammende Aufnahme für das österreichische Label "Paladino music" also eine Lizenzausgabe. Der Cellist der Aufnahme, Martin Rummel ist dort einstiger Mitbegründer und heutiger Alleininhaber in - soweirt ich weiß Initiator der vorliegenden Veröffentlichung (und ihrer Folge 2)

    Von ihm stammt auch das Booklet, das mir die Fakten für diesen Beitrag lieferte. Mit Martin Rummel werden wir uns näher befassen müssen, soll heissen er bekommt immerhalb der nächsten Wochen einen eigenen Thrread. Sein Partner auf dieser Aufnahme ist Stefan Stroissnig, den wird neulich im Thread: Aktive Pianisten unserer Tage - aber NICHT aus Russland. kurz vorgestellt haben. Auch er ist mittelfristig für einen Thread im Tamino Klassikforum vorgesehen.

    Zurück zu den Sonaten: Äusserst interessante Bereicherung des Repertoires , sowohl für Kenner als auch für Genusshörer.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ferdinand RIES: Cellosonate op 125 in g-moll


    Die Cellosonate op 125 entstand 1823. Sie ist Major-General Sir Herbert Taylor (1775-1839( gewidmet, dem ersten Privatsekretär des Souveräns des Vereinigten Königreichs, der den Königen Georg III., Georg IV. und Wilhelm IV diente.

    die Sonate weist erneut Anklänge an Beethoven aud, genaueres liest amn im Booklet, welches, wie schon bei der ersten Nennung dieser CD, der Cellist, Martin Rummel , selbst verfasst hat. Die Sonate ist dreisätzig


    1) Grave -Allegro

    2) Larghetto con mot

    3) Rondo Allegretto


    Bemerkenswert ist ein Zitat aus Mozarts Zauberflöte: "Die Bildnis ist bezaubernd schön" (in der Mitte des 3. Satzes ab 2:48 zu hören)


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !