Hallo Claus,
aber einen Mozart können nur die Wiener, wenn der Böhm dirigiert...
Mir ist es an sich auch ziemlich gleich, ob die Orchester aus dem Land des Komponisten kommen oder nicht. Es ist nur so, dass Schostakowitsch, glaube ich mit dem Klang der Leningrader im Ohr komponiert hat, und die haben eben diese körnigen Bässe. Wenn Roschdestwenskij mit den Wiener Symphonikern Schostakowitsch gespielt hat, hat er die Bässe extrem stark besetzt und von den Oboen und dem Blech einen harten Klang verlangt. Das Ergebnis klang erstaunlich russisch.
Die 4. Schostakowitsch unter Rattle ist nicht übel, aber für mich teilt sich weder die Groteske noch die Gewalttätigkeit des ersten Satzes wirklich mit. Salopp gesagt: Toll gespielt, aber für mich eine Spur zu gepflegt.
Ad Gergiev - er tue sich selbst nichts Gutes.
Du hast recht. Aber das ist leider ein Zug der Zeit: Kaum kann man einen Künstler verkaufen, wird eine Aufnahme nach der anderen auf den Markt geworfen, egal, ob sie künstlerisch gelungen ist oder nicht. Wer traut sich denn schon wie es Boulez im Fall der 9. Bruckner machte, einem allmächtigen Label die Veröffentlichung zu untersagen? Hör' Dir mal an, was bei Harnoncourts Aufnahme der 5. Bruckner alles daneben geht!
Ich will nicht Gergiev über Gebühr in Schutz nehmen, natürlich gibt's bei ihm ein paar Aufnahmen und Aufführungen, die nicht gut sind (für mich der Tiefpunkt der Aufnahmen ist das Verdi-Requiem und eine 2. Mahler live in Wien fand ich höchst verzichtbar).
Aber bei einem, der so viel macht, kann natürlich auch viel daneben gehen. Dass sich Gergiev seine Tonmeister und Aufnahmeleiter nicht mehr zur Brust nimmt, verstehe ich dabei auch nicht. Ein Dirigent, der nichts hört, ist Gergiev, wie ich aus Proben weiß, nämlich nicht.