Zur Frage der konzertanten Opernaufführung kann ich nur sagen, dass eine solche für mich keine Alternative zur szenischen Aufführung darstellt. Eine Oper ist grundsätzlich szenisch gedacht, wozu insbesondere auch all ihre Unlogik und das Absurde dieser Kunstform an sich gehört. Eben nur auf der Opernbühne ist es möglich, dass der soeben erstochene weitersingt, dass die Ehefrauen ihre verkleideten Männer nicht erkennen, dass Siegfried den Drachen erschlägt. All dies hat nichts mit der Realität zu tun, weshalb es auch mindestens widersprüchlich erscheint, hierfür eine realistische Darstellung bzw. Inszenierung einzufordern. Vielmehr muss sich eine gute Inszenierung mit all diesen Fragen nach der Realität, dem Wahrscheinlichen und der Darstellung des Unwahrscheinlichen sehr genau auseinandersetzen; eine konzertante Aufführung kann solches offensichtlich in keinster Weise leisten und trägt somit auch kaum zu einer "Klärung" der Inszenierungsproblematik bei.
Nichtsdestotrotz haben konzertante Aufführungen speziell unter künstlerischen Gesichtspunkten durchaus ihre Berichtigung: Z.B. können für die oft wenigen Aufführungen Sänger engagiert werden, die für eine Serie im Opernhaus nicht zu bezahlen wären. Auch ist es so möglich, selten gespielte oder nur sehr aufwändig darzustellende Werke dem Publikum anzubieten.