Belcanto kontra dramatischer Gesang?

  • Ich bin mal wieder zu spät gekommen - und will deshalb, etwas summarisch, das Versäumte nachholen:


    Lieber Stimmenliebhaber! Wenn ich deinen Beitrag Nr.72 richtig interpretiere, stammst du aus der DDR. Ich auch, bin ihr aber schon 1955 entflohen, kenne mich deshalb in deren weiterer Kulturszene nicht aus - und habe sie deshalb nicht thematisiert. Umso mehr war ich über deine reichen Kenntnisse erstaunt. Ich bin aber begeistert von Sängern wie Dvorakova, Wenkoff und Herlea, die das dortige Opernleben sicher anständig aufgemischt haben.


    Was du und Mme.Cortese wissen wollen über die Relevanz fremdsprachiger Sänger für unser Thema: Die besteht vor allem bei Wagner. Italienisch lernt jeder Sänger auf der Hochschule, aber Deutsch? Und dann noch Wagner-Deutsch? Da gibt es schon Probleme. Nicht alle Sänger konnten ihre Artikulation ihrer stimmlichen Leistung an die Seite stellen. Das hat sich erst allmählich gebessert. Eine Zeitlang klang manches sehr amerikanisch oder einfach nach Kauderwelsch. Solche Texte kann man nicht nur phonetisch auswendig gelernt, heruntersingen, die muss man erst mal selber verstehen, daraus eine dramatische Szene werden soll.
    Und damit sind wir gleich beim Thema Langeweile und Geschwätzigkeit bei Wagner. Ob das so empfunden wird, hängt nicht nur von der Person des Hörers ab, sondern auch von der Fähigkeit der Sänger, den S i n n des Textes adäquat zu transportieren.
    Dazu hat ja auch Rheingold schon einiges gesagt, dem ich nur zustimmen kann.


    So viel fürs Erste. Bis demnächst! Sixtus

  • Nein, Wagner hat die "Geschwätzigkeit" nicht erfunden. Er hatte eine Botschaft, und die brauchte ihre Zeit. Wie ich finde, ist bei ihm nichts um der Länge willen lang. Ausführlichkeit verselbständigt sich nicht. Sie hat immer einen Sinn.

    Das stimmt schon. Allerdings hätte er im "Ring" nicht immer alles immer nochmal und nochmal erzählen müssen, was der Zuhörer längst weiß. ;)


    Ob das so empfunden wird, hängt nicht nur von der Person des Hörers ab, sondern auch von der Fähigkeit der Sänger, den S i n n des Textes adäquat zu transportieren.

    Dieser Aussage stimme ich absolut zu.


    Nicht alle Sänger konnten ihre Artikulation ihrer stimmlichen Leistung an die Seite stellen. Das hat sich erst allmählich gebessert. Eine Zeitlang klang manches sehr amerikanisch oder einfach nach Kauderwelsch. Solche Texte kann man nicht nur phonetisch auswendig gelernt, heruntersingen, die muss man erst mal selber verstehen, daraus eine dramatische Szene werden soll.

    Auch hier stimme ich dir zu, bis auf den Punkt, dass sich das gebessert haben soll. Inzwischen artikulieren sogar Sänger, die Deutschmutterspachler sind, deutsche Texte viel schlechter als einst, weil an den Hochschulen nur noch Wert auf Klang gelegt wird und das viele Singen vieler Originalsprachen eh viel kaschiert...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Dieses Thema lässt sich im Grunde nur durch Beispiele erläutern. Dazu eine gute und eine schlechte Nachricht:


    Monserrat Caballé wurde nicht in der Wiege gesungen, dass sie als voluminöse Spanierin u.a. einmal als Salome Furore machen wird. Aber sie startete ihre Karriere in Basel und lernte dort offenbar nicht nur Schwizerdütsch. Als dann Erich Leinsdorf ihr für eine Einspielung die Prinzessin anbot, wurde daraus eine der besten Interpretationen dieser Figur. Die Phrasierung, die Höhe, das Timbre, alles vom Feinsten. (Ihr Jochanaan dagegen, Herr Milnes, hatte damals offenbar noch nicht Deutsch gelernt und setzte den Propheten total in den Wüstensand.)


    Im Verdi-Wagner-Jahr 2013 gab es in Saarbrücken ein entsprechendes Jubelkonzert. Unter den Mitwirkenden war Torsten Kerl. Das Otello-Liebesduett sang er vom Blatt, ohne seine Partnerin nur einmal anzusehen. Er stellte seinen Heldentenor aus. Desgleichen beim 1.Aktschluss Walküre: Die wunderbare Katarina Dalayman schwärmte ihn an, wie es sich gehört, und er - sang eine Viertelstunde vom Blatt. (Man kriegt das also auch in seiner Muttersprache hin, wenn man nur ein Stimmbesitzer ist!)


    Ich bin sicher, dass einigen von euch ähnliche Beispiele einfallen, wie man Charaktere lebendig macht - oder zerstört. Bitte sehr!
    Beste Grüße von Sixtus

  • Wolfgang Wagner soll ja auch mal gesagt haben das italienische Sänger keine Wagner singen können.


    Lieber Sixtus, ich will ja nicht meckern oder jemanden etwas vorschreiben, aber die jetzigen Beiträge haben mit dem eigentlichen Thema überhaupt nichts mehr zu tun. Statt dessen wäre es doch sinnvoll die Beiträge die mit dem eigentlichen Thema nichts mehr zu tun haben, in neue Threads einzustellen. Da ich 1970 geboren bin und 1976 zum ersten Mal in die Oper gegangen bin, habe ich natürlich die Sänger von Früher nicht mehr live auf der Bühne erlebt. außer Kurt Moll und Martha Mödl. Für mich haben Pavarotti Domingo und Carreras die Leidenschaft für die Oper entfacht. Mein Highlight war Anfang der 90 , wo ich die drei im Düsseldorfer Stadion live erlebt habt, was aber hier denke ich mal nur belächelt wird. Für mich wäre die Frage interessant warum eurer Meinung nach die heutigen Sänger mit denen von früher nicht mehr in Sachen Gesangstechnik und Gesangsstiel mithalten können. Obwohl viel Sänger von heute doch bei den Sängern der Vergangenheit, mit Vergangenheit meine ich Sänger die in den 70 oder 80 gesungen haben, in Meisterkurse Kurse gehen. Kann es vielleicht daran liegen das man mittlerweile erkannt hat das die Gesangstechnik von früher heutzutage nicht mehr anwendbar ist, da die Häuser ja auch zum Beispiel ein ganz andere Akustik haben . Aber das wäre wieder was für ein neues Thema. Heute Abend freue ich mich aus die Manon aus der Wiener Staatsoper mit Damrau und Vargas, da ich seit Anfang der Spielzeit glücklicher Besitzer eines Jahres Abo bin, denn preiswerter bekommt man die Vorstellungen aus Wien sonst nicht zu sehen, vermutlich nur vom Stehplatz aus.

  • Für mich wäre die Frage interessant warum eurer Meinung nach die heutigen Sänger mit denen von früher nicht mehr in Sachen Gesangstechnik und Gesangsstiel mithalten können.


    Das würde mich auch interessieren. Man hört diese Klage ja immer wieder, auch hier im Forum. Ich habe aber noch keine überzeugende Antwort auf die Frage nach dem Warum gehört. Dass heute keine so großen Talente wie früher mehr geboren werden, glaube ich nicht.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • die Frage nach dem Warum gehört. Dass heute keine so großen Talente wie früher mehr geboren werden, glaube ich nicht.


    Lieber Bertarido,


    nur eine schnelle Antwort: Es werden heute genau so viele große Talente geboren wie früher. Im Gegenteil sie haben oft eine bessere Gesangsausbildung. Nur sie dürfen nicht mehr reifen. Sie werden zu schnell in Partien, die für sie zu früh kommen verheizt und es gibt kein Ensemble mehr, indem sie langsam ihrem Entwicklungsstand entsprechend aufgebaut werden. Es gäbe noch eine Menge weiterer Gründe.


    Herzlichst
    Opers

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Dass heute keine so großen Talente wie früher mehr geboren werden, glaube ich nicht.


    Daran habe ich auch keinen Zweifel. Die Frage ist nur, was mit diesen Talenten geschieht. Und darin liegt das Problem. Ich kann es auch selbst nicht mehr hören, dass früher alles besser gewesen sein soll. Es war allenfalls anders besser. ;) So sehr ich es auch wünschte, ich sehe und höre keine Callas, keine Tebaldi, keine Nilsson, keinen Caruso, keinen Tauber, keinen Wunderlich, keine Mödl, Varnay, Flagstad, Schwarzkopf, Scotto, Ludwig... Von solchen Frauen wie Ponselle, Lilli und Lotte Lehmann, Siems, Leider oder Muzio ganz zu schweigen. Die Reihe ist endlos. Talente werden verbrannt, sie können nicht reifen. Sie werden schnell weggeworfen. Das liegt zunächst an der Ausbildung, die nicht tief genug geht. Einst gab es Schulen (Marchesi) und Konservatorien (Stern'sches) mit ganz bestimmten Stilrichtungen und Ausbildungsmethoden. Dazu gehörte auch die Vermittlung von Inhalten. Die wussten, was sie singen. Phonetisches Einpauken von Partien war ganz undenkbar. Von Globalisierung hatte noch niemand eine Ahnung. Oft sangen Muttersprachler die entsprechenden Rollen - oder es wurden Übersetzungen geboten. Festspiele wie in Salzburg oder Bayreuth waren nicht nur exklusive gesellschaftliche Ereignisse. Dort wurde über Wochen auch hart gearbeitet. Für Mitwirkende gab es die ganz selbverständliche Residenzpflicht.


    An den Häusern existieren faktisch keine klassischen Ensembles mehr. Sie sind der Rahmen gewesen, in dem sich Talente entfalten konnten. Es gibt sehr viele kluge Memoiren und Biograophien von und über Sänger. Wer sich für Gesang interessiert, dem rate ich dringend zur Lektüre. Dort findet sich immer wieder die Darstellung dieses Reifeprozesses quer durch das Repertoire. Wie lange hat es oft gedauert, bis sich jemand von den kleinsten Rollen nach oben gearbeitet hat. Mancher ist aber auch durch den Rost gerutscht, gescheitert. Es gab nicht nur Erfolgsgeschichten. Auf jeden Fall verfügten die Provinzen über ein Reservoire von Sängern, die heute an der Weltspitze wären.


    Welcher Dirigent verbringt heute noch ganze Tage und Wochen mit den Sängern beim Studium der Rollen? Die haben dafür gar keine Zeit mehr, weil sie an ihren eigenen Häusern meist nur Gastrollen spielen und auf mehreren Hochzeiten tanzen. Intendanten reisten früher ständig herum auf der Suche nach Talenten. Wer macht das jetzt noch? Bei Plattenajufnahmen, die auch stilbildend wirkten, saßen noch mehrsprachige Produzenten im Studio, die Experten waren in gesanglichen Dingen. Denen konnte niemand etwas vormachen.


    Dies nur ein paar Gedanken meinerseits zum Thema. Es ist noch viel mehr zu sagen.
    Gruß RThein gold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber rheingold, da bin ich vollkommen bei Dir. Aber zusätzlich kommt auch noch dazu, dass in den Direktionen der Opernhäuser die Fachleute rar geworden sind und bei Engagements ständig Fehlgriffe gemacht werden.


    Erich

  • Liebe Gesangs-Interessierte!


    Beim abendlichen Studium der letzten Beiträge habe ich den Eindruck gewonnen, dass ein Neues Thema erwünscht ist. Einverstanden! Ich werde es überschlafen und morgen einen Themenvorschlag machen, der eure Wünsche nach Informationen über den Wandel der Schwerpunkte in der Gesangsausbildung in den Fokus nimmt. Eine aktive Unterstützung durch Rheingold und Operus wäre mir sehr willkommen.


    Gute Nacht!


    Sixtus

  • Lieber Bertarido,


    nur eine schnelle Antwort: Es werden heute genau so viele große Talente geboren wie früher. Im Gegenteil sie haben oft eine bessere Gesangsausbildung. Nur sie dürfen nicht mehr reifen. Sie werden zu schnell in Partien, die für sie zu früh kommen verheizt und es gibt kein Ensemble mehr, indem sie langsam ihrem Entwicklungsstand entsprechend aufgebaut werden. Es gäbe noch eine Menge weiterer Gründe.


    Herzlichst
    Opers

    Lieber "Operus",


    bei dieser deiner "schnellen" Antwort bin ich ganz bei dir, ebenso bei der längeren, offenbar parallel geschriebenen Antwort von "Rheingold1876". :yes:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Liebe engagierte Opernfreunde!
    Wie schon mehrfach von euch artikuliert: Früher war natürlich nicht alles besser mit der Gesangsausbildung, sondern anders.
    Es gibt heute - wie vor Jahrzehnten - ganze Völkerstämme gut ausgebildeter junger Sänger. Nur heute werden aus diesem Pool nicht mehr automatisch die ausgelesen, die am besten vorsingen. sondern oft, überspitzt gesagt, die attraktivsten. (Siehe "Physic du role"). Film und Fernsehen haben das Optische in den Fokus gerückt. Dass Sänger wie Botha überhaupt noch so weit nach oben kommen, grenzt an ein Wunder. Es zeigt zugleich, dass immer weniger Talente die Chance haben, sich ruhig zu entwickeln, weil sie vor der Zeit verheizt werden. Das ist der Ungeduld unserer Zeit geschuldet, der nur wenige widerstehen. Und die, die den neuen Bedingungen nicht entsprechen, bleiben zunehmend auf der Strecke.


    Der Gesang hat heute in der Oper nicht mehr die unangefochtene Vorherrschaft gegenüber der Handlung. (Dass dazu auch das Regietheater beiträgt, sei nur hinter vorgehaltener Hand geflüstert, um keine schlafenden Hunde zu wecken.)
    Das hat Folgen für den Opernbetrieb. Die Theater erliegen diesem Sog zunehmender Kommerzialisierung und vernachlässigen den Stellenwert von Gesangsexperten. Das produziert in immer schnellerer Folge neue Sensationen, die sich oft als Luftblasen erweisen. Spielpläne werden immer öfter nach einem (sachfremden!) politischen Motto ausgerichtet, ohne Rücksicht auf die Möglichkeiten der Besetzung. Diese Schrumpfung des Fachpersonals zieht nach sich, dass im Publikum immer weniger Kenner sitzen. (Woher sollen sie auch kommen, wenn die Aufführungen nicht durch Qualitätsanspruch neue erziehen?)


    Das alles sind gesellschaftliche Entwicklungen, bei denen der Kern dessen, was Oper ausmacht, immer mehr an den Rand drängen. Wir können das nicht ändern. Und wenn wir es könnten: Wollen wir wirklich den obligaten Rampengesang wieder haben? Wir würden uns wundern, welche Karikatur das heute wäre, weil wir ja selbst auch geprägt sind von den modernen Sehgewohnheiten. Und eiin goldener Mittelweg ist bei unserer Hektik eher unwahrscheinlich.
    Falls wir uns im Prinzip einig sind, dass uns solche Fragen bewegen, können wir überlegen, ob wir in diesem Rahmen einen neuen Thread starten. Ein Thema ist dann schnell gefunden.
    Auf substanzielle Beiträge dazu freut sich
    Sixtus

  • So sehr ich es auch wünschte, ich sehe und höre keine Callas, keine Tebaldi, keine Nilsson, keinen Caruso, keinen Tauber, keinen Wunderlich, keine Mödl, Varnay, Flagstad, Schwarzkopf, Scotto, Ludwig... Von solchen Frauen wie Ponselle, Lilli und Lotte Lehmann, Siems, Leider oder Muzio ganz zu schweigen.


    Ich bin gewiß kein Gesangsexperte, und von den von Dir genannten Sängern kenne ich nur einen Teil. Aber wenn ich an Sängerinnen und Sänger denke wie Renée Fleming und Nina Stemme, an Evelyn Herlitzius und Waltraut Meier, an Jonas Kaufmann, Juan Diego Flórez und Roberto Alagna, an Christian Gerhaher und Matthias Goerne, an Natalie Dessay und Diana Damrau (um nur ein paar Namen zu nennen, die mich auf der Bühne beeindruckt haben), dann kann es um die sängerische Qualität der Gegenwart nicht so schlimm bestellt sein. Von den vielen exzellenten Sängerinnen und Sängern im Barock-Bereich ganz zu schweigen, die es in der angeblich so goldenen Zeit gar nicht gab.


    Liebe engagierte Opernfreunde!
    Wie schon mehrfach von euch artikuliert: Früher war natürlich nicht alles besser mit der Gesangsausbildung, sondern anders.
    Es gibt heute - wie vor Jahrzehnten - ganze Völkerstämme gut ausgebildeter junger Sänger. Nur heute werden aus diesem Pool nicht mehr automatisch die ausgelesen, die am besten vorsingen. sondern oft, überspitzt gesagt, die attraktivsten. (Siehe "Physic du role"). Film und Fernsehen haben das Optische in den Fokus gerückt. Dass Sänger wie Botha überhaupt noch so weit nach oben kommen, grenzt an ein Wunder. Es zeigt zugleich, dass immer weniger Talente die Chance haben, sich ruhig zu entwickeln, weil sie vor der Zeit verheizt werden. Das ist der Ungeduld unserer Zeit geschuldet, der nur wenige widerstehen. Und die, die den neuen Bedingungen nicht entsprechen, bleiben zunehmend auf der Strecke.


    Der Gesang hat heute in der Oper nicht mehr die unangefochtene Vorherrschaft gegenüber der Handlung. (Dass dazu auch das Regietheater beiträgt, sei nur hinter vorgehaltener Hand geflüstert, um keine schlafenden Hunde zu wecken.)
    Das hat Folgen für den Opernbetrieb. Die Theater erliegen diesem Sog zunehmender Kommerzialisierung und vernachlässigen den Stellenwert von Gesangsexperten. Das produziert in immer schnellerer Folge neue Sensationen, die sich oft als Luftblasen erweisen. Spielpläne werden immer öfter nach einem (sachfremden!) politischen Motto ausgerichtet, ohne Rücksicht auf die Möglichkeiten der Besetzung. Diese Schrumpfung des Fachpersonals zieht nach sich, dass im Publikum immer weniger Kenner sitzen. (Woher sollen sie auch kommen, wenn die Aufführungen nicht durch Qualitätsanspruch neue erziehen?)


    Die stärkere Gewichtung der Handlung, der szenischen Darstellung und damit auch des rollengerechten Aussehens der Sängerinnen und Sänger und ihrer schauspielerischen Fähigkeiten ist etwas, das ich ganz dezidiert begrüße. Wenn es wirklich so viele Talente gibt, muss das allein auch nicht zwangsläufig zu einer Vernachlässigung der sängerischen Qualitäten führen.



    Das alles sind gesellschaftliche Entwicklungen, bei denen der Kern dessen, was Oper ausmacht, immer mehr an den Rand drängen. Wir können das nicht ändern. Und wenn wir es könnten: Wollen wir wirklich den obligaten Rampengesang wieder haben? Wir würden uns wundern, welche Karikatur das heute wäre, weil wir ja selbst auch geprägt sind von den modernen Sehgewohnheiten. Und eiin goldener Mittelweg ist bei unserer Hektik eher unwahrscheinlich.


    Zur Frage, was den Kern von Oper ausmacht, kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein. Rampengesang, und sei er noch so perfekt, ist für mich jedenfalls keine Oper. Und mir ist ein nicht ganz so perfekter Sänger, der seine Rolle auf der Bühne nicht nur sanglich, sondern auch optisch und darstellerisch ausfüllt, lieber als der beste Tenor aller Zeiten, der dies nicht kann.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Der Streit hier um die Sänger, welche besser waren, die früher oder die heutigen: da hat operus ganz klar gesagt, dass es heute mehr gute Sänger gibt als früher, die aber nicht wachsen können. Es gibt ein Gebiet der Musik, in der dieser ganze Streit gar nicht stattfindet: (ihr ahnt es schon) - die alte Musik. Hier gibt es feste Ensembles, die Musiker empfinden sich mehr als Kollegen, die man unterstützt, denn als Konkurrenten um die Rollen, hier singen die Solisten auch im Chor mit (bei Herreweghe) und erreichen eine ungeahnte Geschlossenheit. In der alten Musik gibt es großartige Talente und Könner, die aber im Bereich der Alten Musik bleiben, weil sie offensichtlich auf ein rat race in der Oper keine Lust haben. Ich nenne hier mal einige meiner Lieblingssoprane und schätze, dass nur wenige davon hier bekannt sind: Emily van Evera, Ruth Ziesak, Barbara Hannigan, Nuria Rial, Dorothee Mields, Hana Blazikova. Es sind durchweg lyrische Soprane, und ich weiß natürlich, dass sie für Wagner und die italienische Oper nicht so geeignet sind. Da kenne ich mich allerdings nicht so gut aus, fand aber die Kritik von Rodolfo und Bertarido über die Lucia in Düsseldorf sehr bemerkenswert, die die Sänger durchweg lobten, Sänger, deren Namen ich noch nie gehört habe (was allerdings nicht viel heißt).

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • Aber wenn ich an Sängerinnen und Sänger denke wie Renée Fleming und Nina Stemme, an Evelyn Herlitzius und Waltraut Meier, an Jonas Kaufmann, Juan Diego Flórez und Roberto Alagna, an Christian Gerhaher und Matthias Goerne, an Natalie Dessay und Diana Damrau (um nur ein paar Namen zu nennen, die mich auf der Bühne beeindruckt haben), dann kann es um die sängerische Qualität der Gegenwart nicht so schlimm bestellt sein.

    Ja, wenn man nur an sie denkt und nicht hört... :hahahaha:


    (Betrifft nicht alle Genannten, aber doch EINIGE davon!)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ein Punkt ist, dass typische Alte-Musik-Sängerinnen wie z.B. Emma Kirkby im traditionellen Operngeschäft der 50er oder 60er Jahre aufgrund der "zu kleinen" Stimme ungeachtet großer Präzision und Beweglichkeit keinerlei Chance jenseits von kleinen Soubrettenrollen gehabt hätten.
    Viele dieser Stimmen sind ja auch für die Primadonnenrollen der Seria des 18. Jhds. auch nicht geeignet (Kirkby hat die nicht einmal auf Platte gesungen, soweit ich weiß), noch weniger für "hochdramatische" Rollen des 19. Jhds.
    Ungeachtet dessen gibt es durch die Alte-Musik-Bewegung und sicher auch die Belcanto-Renaissance der 50er/60er (Callas, Sutherland, Horne etc.) heute weit mehr Stimmen, die die Beweglichkeit und Virtuosität für die Koloraturpartien des späten 17. bis frühen 19. Jhds. haben. Viele von denen sind aber immer noch eher "klein" und oft eher für Oratorien/Kirchenmusik geeignet. Anders als früher gibt es ja auch viel mehr Bedarf an Sängern für Musik bis ca. Mozart, so dass die sich auch problemlos auf das Barockrepertoire beschränken können.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Lieber Bertarido,
    ich habe keinesfalls das Rampensingen wieder herbeigewünscht, wie dein Beitrag 102 nahelegt, sondern es als Karikatur verspottet. Was aber den Kern einer Oper ausmacht, darüber sollte es, denke ich, unter Opernfreunden und -kennern keinen grundsätzlichen Dissens geben, sonst wird jede Diskussion sinnlos. Dieser Kern ist fraglos die Partitur (also Text und Musik als Einheit), die durch Dirigent, Sänger und Orchester in Klang zu verwandeln ist. Das ist nicht alles, aber ohne das ist alles nichts.
    Das jedenfalls meint
    Sixtus

  • Lieber Bertarido,
    ich habe keinesfalls das Rampensingen wieder herbeigewünscht, wie dein Beitrag 102 nahelegt, sondern es als Karikatur verspottet.


    Das, lieber Sixtus, habe ich auch genau so verstanden (und mich dann vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt).



    Was aber den Kern einer Oper ausmacht, darüber sollte es, denke ich, unter Opernfreunden und -kennern keinen grundsätzlichen Dissens geben, sonst wird jede Diskussion sinnlos. Dieser Kern ist fraglos die Partitur (also Text und Musik als Einheit), die durch Dirigent, Sänger und Orchester in Klang zu verwandeln ist. Das ist nicht alles, aber ohne das ist alles nichts.
    Das jedenfalls meint
    Sixtus


    Genau das meinte ich, denn für mich wäre hier notwendig zu ergänzen: Dieser Kern ist fraglos die Partitur (also Text und Musik als Einheit), die durch Dirigent, Sänger und Orchester in Klang zu verwandeln und durch einen Regisseur auf die Bühne zu bringen ist. Ansonsten würde auch eine konzertante Aufführung schon den Kern einer Oper wiedergeben, und das tut sie meiner Meinung nach nicht.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Es freut mich, Bertarido, dass wir ein kleines Missverständnis im Entstsehen auflösen konnten. Solche versehentlichen Dissonanzen eskalieren ja gern und wachsen sich dann zur Vergiftung der Atmosphäre aus. Dazu ein Dialog aus dem schönen Bayernland:
    "Sama wiada guat?" - "Jo, aber der Hass bleibt!" (Dem sind wir für diesmal entkommen!)


    Was sollte der Schwerpunkt eines neuen Themas sein? Die Frage wäre noch zu klären. Aber ich glaube nicht, dass es viel bringt, wenn wir gegen die Windmühlenflügel der Kommerzialisierung oder der Globalisierung anrennen. Die Frage ist eher, wie wir mit den Gegebenheiten, die sich nicht ändern lassen, umgehen. (Jubel, Protest oder Boykott???)


    Eine kritische Anmerkung: Beim Forum-Schmökern ist mir aufgefallen: Oft werden Sängerleistungen beschrieben nach dem Schema "Gefällt mir / Gefällt mir nicht" - oder "hat eine gute Höhe", "kann auch piano singen". Ich finde, da fehlt etwas Wesentliches: die Beschreibung der Stimmfarbe. Erst wenn das Timbre einer Stimme beschrieben wird, kann ich mir eine Vorstellung machen, wie sie klingt - und entscheiden, ob sich das Anhören lohnt.


    Es gibt viel zu tun. Warten wir´s ab!


    Beste Grüße von sixtus

  • Lieber "Sixtus", noch einen kleinen Tipp an den "Anfänger": Man muss gar nicht zwingend bei jedem neuen Beitrag die Zeile "Überschrift" ausfüllen, sondern kann den Beitrag auch einfach so schreiben und auf "Absenden" drücken, dann erscheint nicht bei jedem neuen Beitrag eine so bedeutungsschwangere große, fette Überschrift, die man sich lieber für besondere Anlässe aufheben sollte! ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Es scheint ein gewisser Schlusspunkt erreicht. Ich gebe aber zu bedenken, dass in über 100 Beiträgen wichtige Komponisten der Operngeschichte nicht oder nur am Rande auftauchen: Monteverdi, Cavalli, Steffani, Händel, Keiser, Hasse, Gluck, Hindemith, Janacek, Prokofiew. Ich wiederhole mich, aber die Stimmen, die hier konkret verhandelt wurden (im Wesentlichen Wagner und der italienische Belcanto) scheinen mir nicht in der Lage, meine Lieblingsopern (Monteverdi, Cavalli, Janacek) zu singen.
    Daraus könnte man ein neues Thema machen: verdirbt das Singen von Wagner und Verdi das Singen von anderen Opern?
    8-)?(

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • Fakt ist, dass es diese Entwicklung von Monteverdi/Cavalli zu Janacek ohne Wagner und Verdi gar nicht gegeben hätte...


    Natürlich hast du da Recht, lieber Stimmenliebhaber. Ihr dürft mich nicht so verstehen, dass ich jetzt Wagner und den italienischen Belcanto streichen möchte, ich denke nur, dass man, wenn man über Stimmen diskutiert, sich nicht nur auf ein Jahrhundert beschränken sollte. Da fehlen schlicht drei Jahrhunderte.

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • ich denke nur, dass man, wenn man über Stimmen diskutiert, sich nicht nur auf ein Jahrhundert beschränken sollte. Da fehlen schlicht drei Jahrhunderte.

    Ich denke, das ist inzwischen deutlich geworden, dass du so denkst.


    Ich denke hingegen, dass es absolut legitim ist, wenn man sich bei einer solchen Diskussion auf eine bestimmt Zeit (Anfang des 19. Jahrhunderts) konzentriert, so wie es Sixtus hier getan hat - selbst wenn diese Zeit dich nun nicht so sehr interessiert wie andere Zeiten...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Dr.Pingel,
    zunächst eine kleine Korrektur der Jahreszahlen:
    Die Zeit der Operngeschichte, die mich (und nicht nur mich) vor allem interessiert, ist die von Gluck bis R.Strauss. (Darin ist auch Janacek enthalten, den ich sehr liebe - und der von den Sängern, die hier vor allem im Fokus stehen, sehr wohl gesungen wird.) Und diese Zeit umfasst doch immerhin 180 Jahre: von 1762-1942. Dieses Repertoire wird bis heute lückenlos gespielt und darf deshalb mit Recht Kernrepertoire heißen.
    Vor Monteverdi haben sicher wir alle den größten Respekt. Aber er ist doch eher ein sporadischer Gast auf unseren Bühnen. Und das dazwischen liegende Barockrepertoire, mit Verlaub, interessiert mich nicht sehr. Es ist ein anderer Planet. Du kannst es aber gern in einem gesonderten Thread ansprechen.
    Mit bestem Gruß
    Sixtus

  • Und diese Zeit umfasst doch immerhin 180 Jahre: von 1762-1942. Dieses Repertoire wird bis heute lückenlos gespielt und darf deshalb mit Recht Kernrepertoire heißen.
    Vor Monteverdi haben sicher wir alle den größten Respekt. Aber er ist doch eher ein sporadischer Gast auf unseren Bühnen. Und das dazwischen liegende Barockrepertoire, mit Verlaub, interessiert mich nicht sehr. Es ist ein anderer Planet.

    Lieber Sixtus,


    so sehr ich deine Position in deinen Ausführungen verstehen kann, muss ich dir doch sagen, dass da in den letzten 20-30 Jahren einiges in Fluss geraten ist, dass das Repertoire, dass du als "Kernrepertoire" bezeichnest, heute bei weitem nicht mehr "lückenlos" gespielt wird (ich habe einige schmerzliche Lücken in dieser Rubrik und andereswo im Forum schon mehrfach beklagt) und in der allgemeinen Theaterpraxis inzwischen nur noch einen von mehreren "Kernen" bildet (die anderen beiden sind Barock und Moderne). Natürlich ist es legitim, wenn du dich bei dieser Diskussion auf einen dieser Kerne konzentrieren möchtest, aber so, dass nur dieser wirklich wichtig sein könnte und die beiden anderen nicht wirklich, das war vielleicht noch vor 40 oder 50 Jahren so (in der Praxis), ist es aber inzwischen nicht mehr.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • dass nur dieser wirklich wichtig sein könnte und die beiden anderen nicht wirklich, das war vielleicht noch vor 40 oder 50 Jahren so (in der Praxis), ist es aber inzwischen nicht mehr.


    Und das ist auch gut so, denn sowohl im Barock als auch in der Moderne gibt es viele großartige Opern :yes:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich denke, das ist inzwischen deutlich geworden, dass du so denkst.


    Ich denke hingegen, dass es absolut legitim ist, wenn man sich bei einer solchen Diskussion auf eine bestimmt Zeit (Anfang des 19. Jahrhunderts) konzentriert, so wie es Sixtus hier getan hat - selbst wenn diese Zeit dich nun nicht so sehr interessiert wie andere Zeiten...


    Ich kann es verstehen, aber mag es nicht so ganz einsehen. Es ist vielleicht bei mir eine Art von Mission oder Kampagne.
    :D
    Janacek ist ja heute anerkannt und hat seinen festen Platz im Repertoire. Cavalli war der nach Monteverdi bedeutendste Komponist für Opern und auch der berühmteste. Ich zitiere jetzt mal die Biografie von Olivier Lexa (Rückseite): "Comment a-t-on pu oublier Francesco Cavalli?" (Wie hat man Cavalli bloß vergessen können?) Und da verschärft sich bei mir eben die Frage: wieso sind Bellini und Donizetti so berühmt und wieso hat kein Opernhaus regelmäßige Aufführungen von Cavalli, wobei ja Monteverdi doch wieder sehr gängig ist? Es gibt hier natürlich einen gut bestückten Cavalli-thread, den ich in den nächsten Wochen noch erweitern werde. Seht es mir also nach und seht es als eine Art von Missionskampagne, die versucht für diesen Komponisten neue Hörer zu gewinnen. Keineswegs möchte ich euch eure italienischen Opern vermiesen, ich kenne ja auch eine ganze Reihe davon, die ich sehr schätze.
    8o

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • Janacek ist ja heute anerkannt und hat seinen festen Platz im Repertoire. Cavalli war der nach Monteverdi bedeutendste Komponist für Opern und auch der berühmteste. Ich zitiere jetzt mal die Biografie von Olivier Lexa (Rückseite): "Comment a-t-on oublier Francesco Cavalli?" (Wie hat man Cavalli bloß vergessen können?) Und da verschärft sich bei mir eben die Frage: wieso sind Bellini und Donizetti so berühmt und wieso hat kein Opernhaus regelmäßige Aufführungen von Cavalli, wobei ja Monteverdi doch wieder sehr gängig ist? Es gibt hier natürlich einen gut bestückten Cavalli-thread, den ich in den nächsten Wochen noch erweitern werde. Seht es mir also nach und seht es als eine Art von Missionskampagne, die versucht für diesen Komponisten neue Hörer zu gewinnen.


    Meine volle Sympathie und Unterstützung hast Du dabei. Wobei ich auch die nachfolgende Opera seria sehr schätze und auch Komponisten wie Hasse, Pergolesi, Vinci oder Porpora, ebenso Scarlatti, mehr Aufführungen und mehr Hörer wünsche. Und gab es da nicht auch noch einen gewissen Händel? Von der Tragédie lyrique ganz zu schweigen. Zu meinen, die Oper zwischen Monteverdi und Gluck sei nicht weiter erwähnenswert, wenn über Gesang geschrieben wird, ist dann doch arg. Gleiches gilt für die Weiterentwicklung der Oper im 20. Jahrhundert.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich halte die Oper des 17. und 18. Jhd. schon für die angestoßenen Diskussionen für relevant.
    Erstens weil zumindest einige Werke daraus (von Monteverdi, Händel, evtl. auch Purcell und Rameau) inzwischen ziemlich sicher präsenter auf den Bühnen sind als z.B. Gluck (und etliche o.g. Komponisten des 19. Jhds., deren Fehlen beklagt wird). Die Stücke gehören heute einfach dazu. Zweitens weil für dieses Repertoire die Schelte, es gäbe keine guten Sänger mehr, nicht gilt. (Bzw. ist hier gar kein rechter Vergleich möglich, da dieses Repertoire bis vor ca. 40 Jahren gar nicht oder in aus heutiger Sicht grotesk verzerrter Form dargeboten wurde.) Drittens, weil historisch hier Wurzeln liegen, die für Mozart und sogar Rossini noch durchaus relevant sind. Viertens, weil die "Renaissance" dieser Werke viele gängige Vorurteile (ähnlich wie der oben angesprochene "Formalismus" des Bellini-Belcanto) Lügen zu strafen scheint, die Werke also nicht nur historisch interessant sind, sondern, obwohl "fade Abfolgen von Dacapo-Arien" [nahezu jeder Opernführer] sich als erstaunlich publikumswirksam erweisen.
    Schließlich wäre vielleicht auch interessant, ob die "negativen" Repertoireänderungen (also die Werke, die heute erheblich seltener gegeben werden als bis in die 1970er irgendwie mit den "positiven" (Wiederentdeckung der Barockoper und auch stärkerer Präsenz des Bellini-Belcanto) Änderungen zusammenhängen. Obwohl mir nicht einleuchtet, welcher Zusammenhang zwischen dem Verschwinden der Opern von Auber und Flotow und dem Aufstieg Monteverdis, Rameaus und Händels bestehen sollte.

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