Hannover-Initiative gegen das "Regie-Theater"

  • Ich finde es gerade sehr lustig hier, so richtig schön entlarvend. Ganz großes Theater! :D


    In Bezug auf kommunikative Selbstpreisgabe rangiert dein Kommentar bedauerlicherweise ganz weit oben.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Liebe Freunde
    Ihr seid gerade mal wieder dabei, das Forum zu "dekonstruieren". Muss es denn schon wieder sein, das letzte Mal liegt doch noch gar nicht lange zurück. :no:

  • Ich darf mich mal selbst zitieren aus einem der früheren Regietheater-threads: "Es geht gar nicht um die Oper, um Musik. Es geht um uns selbst als Thema!" Soweit sind wir jetzt hier auch, und das sind immer die ersten Anzeichen einer tiefen Erschöpfung.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Klare Worte aber, wie du sie gegen Sachen (Erscheinungen) aber nicht gegen Mitglieder gebraucht hast, werden von ebensolchen "höherwertigen" Leuten als politisch inkorrekt zerrissen.

    Deine Unterscheidung zwischen »klaren Worten« gegen Sachen bzw. Erscheinungen auf der einen und gegen Menschen auf der anderen Seite haben wir ja schon einmal angesprochen, und ich weiß nicht, was es daran nicht zur verstehen gibt:
    »Aber solche Ausdrücke sind ja trotzdem zunächst einmal verletzend: Sie verletzen zum einen den Regisseur, der vielleicht ganz lautere künstlerische Absichten hat und gar nicht auf Skandal aus ist, der aber in seiner Inszenierung zu Ergebnissen kommt, die Gerhard für falsch und nicht angemessen hält. Und sie verletzen gleichzeitig denjenigen, der solchen Inszenierungsideen nicht grundsätzlich ablehnend gegenübersteht, sondern bereit ist, sich auch mal darauf einzulassen, weil ihm mit der Wortwahl ja eine gewisse Minderwertigkeit unterstellt wird.« (Beitrag Nr. 2257 in »Widerstand gegen das Regietheater wächst unaufhörlich - ist das Ende nah?«)

  • Zum Thema "Kunst und Demokratie" ein Klassikerwort:


    Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn.
    Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen.


    Friedrich Schiller ("Demetrius")


    Ist Schiller noch nicht als Nazi entlarvt? Dann aber schnell, sonst macht es ein anderer!


    Wo ist eigentlich die intellektuelle Schamgrenze bei Intellektuellen?


    Da wandte sich der Sixtus mit Grausen...

  • In einem Interview hat der Regisseur David McVicar auf die Frage nach den unterschiedlichen Regie Arten gesagt : Das wichtige ist nicht wie man inszeniert, sondern das man die Wahrheit des Stückes erkennt.

  • Da wandte sich der Sixtus mit Grausen...

    .. und jetzt sage ich Dir, wovor mir graust:


    die Entmachtung von Autor und Werk zugunsten der Regie.


    Da hilft auch die Beschwörung hehrer Namen nicht: Den ersten großen Schritt in diese Richtung hat Max Reinhardt getan. Aber das war noch mehr die Eitelkeit des L´art-pour-l´art-Künstlers, die sich auf Kosten der Klassiker austobte.

    Den anderen Ahnherrn von RT als "Entmachter" und Urheber linker Weltverschwörung hast Du hier glatt vergessen zu erwähnen: W. Meyerhold. Der war offenbar so links, dass ihn Stalin umbrachte.

  • In einem Interview hat der Regisseur David McVicar auf die Frage nach den unterschiedlichen Regie Arten gesagt : Das wichtige ist nicht wie man inszeniert, sondern das man die Wahrheit des Stückes erkennt.

    Dieser Satz gefällt mir sehr gut! :thumbup:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Bei vielen Mitgliedern dieses Forums, die Dir anfangs mit Wohlwollen und Freude über einen neuen Gesprächspartner zum Thema Oper begegnet sind, scheint mir das bereits jetzt der Fall zu sein.


    Lieber Bertarido,


    hier verallgemeinerst Du wahrscheinlich Deine Meinung. Ich kenne Sixtus seit langem als exzellenten Experten und habe mich bemüht, ihn für das Forum zu gewinnen.Ich lese seine Beiträge nach wie vor mit Interesse und Gewinn für mich. Seine Bücher sind in Opernkreisen wegen ihrer Kompetenz und ihres amüsanten Stils anerkannt. In seinem Diskussionsstil spricht er eine klare Sprache, pariert Gegenargumente und Angriffe oft mit dem schweren Säbel. Nur wer austeilt, sollte auch einstecken können. Vielleicht wäre es anzuraten, dass Sixtus - der gewiss keine Ratschläge von mir braucht- sich auch grundsätzlichen Äußerungen zuwendet, z. B. Operninhalte aus seiner Sicht kommentierend darstellt oder eine Art Kolumne regelmäßig verfasst. In jedem Fall wäre es ein Verlust, wenn Sixtus im Meinungsstreit zerrieben würde. Er ist in allen Opernfachfragen ein ernst zunehmender Fachmann. Es wäre sicherlich einer Versachlichung dienlich, wenn wir unsere Diskussionen über Opern nicht mit all zu viel philosophischen Theorien und abstrakten Ideologien überfrachten würden. Dies führt oft vom Thema weg statt zum Kern des Inhalts hin. Deshalb freue ich mich schon, wenn Holger sein Versprechen einlöst und "Hoffmanns Erzählungen" bespricht. Aber neue Diskussionen scheinen mir programmiert, denn genau in dieser Materie ist Sixtus tief drin. In einer Variation möchte ich Landgraf Hermann aus Tannhäuser zitieren: "Die Aufgab ist gestellt. Der Oper Wesen sollt ihr sachlich klug ergründen. Wer sie am würdigsten beschreibt, erhält von uns den Fairneß-Preis. Auf, liebe Diskutanten, greifet in die Tasten und nehmet all im Voraus unseren Dank. ( Wenn ich jetzt schreiben würde: Heil, heil ...würde ich sofort in die rechte Ecke gestellt und mir mangelnde Sprachhygiene unterstellt.) Das Beispiel zeigt, wie leicht so eine Etikettierung passieren kann. Lassen wir es doch bitte sein und konzentrieren wir uns auf unsere geliebte Oper. :angel:


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber operus,
    ich bin leider der Meinung von Bertardio . Experten sollten eigentlich ihr Wissen vermitteln können, und nicht sobald jemand anderer Meinung ist Desinteresse zeigen oder anfangen Forenmitglieder zu beschimpfen. Ich habe hier mal den vollständigen Bericht über die Arbeiten von dem Regisseur David McVicar reinkopiert , der wie ich finde einige interessante Aussagen enthält. Er ist allerdings auf englisch.



    The Scottish director David McVicar was running on and off the stage of the Metropolitan Opera recently, rehearsing his new production of Donizetti’s “Roberto Devereux” — making sure the crowds never took the focus off the prima donna, helping the tenor make the most of his final exit before his death, and even delivering a funny, occasionally profane motivational speech to the chorus.


    It was the kind of attention to detail that has made him one of the go-to directors of Peter Gelb’s reign as general manager of the Met. “Roberto Devereux” will be Mr. McVicar’s fifth opera at the Met this season, making him an important figure as the company tries to chart a new theatrical course at a moment of precarious finances and when the most polarizing, bitterly fought-over aspect of opera is no longer dueling composers or rival singers but opposing styles of direction.


    At one extreme are traditionalists, who cling to old-fashioned, realistic productions; vent on Facebook pages like “Against Modern Opera Productions”; and are quick to condemn as “Eurotrash” almost any innovation that would not be recognizable to a work’s composer. At the other are fans of concept-driven regietheater, German for “director’s theater,” who welcome radical, provocative reinterpretations that can bear little resemblance to the libretto, and who dismiss traditional stagings as stodgy re-enactments that lack dramatic vitality.
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    Neither orthodoxy holds much appeal for Mr. McVicar.


    “It’s just two polarities of tradition to me, and I’m interested in neither,” Mr. McVicar said.


    His past productions at the Met have ranged from the whimsical (his Bollywood-accented take on Handel’s “Giulio Cesare”) to the traditional (his production of Donizetti’s “Anna Bolena” looked as if it could have been painted by Hans Holbein). Others fell somewhere in between (he paired a somewhat stylized staging of Mascagni’s “Cavalleria Rusticana” with a “Pagliacci” that told the story faithfully but updated the action to 1949 and gave Leoncavallo’s postwar clowns a grounding in vaudeville).



    “I don’t think style is important,” he said. “I think finding the intrinsic truth of the piece is the important thing.”


    The debate over directorial style has taken on added resonance in recent years as a number of leading opera companies, including the Met and the English National Opera in London, have struggled with falling attendance. Every opera fan seems to have an opinion about what to do: Shake things up to attract new audiences! Return to tradition to avoid alienating your base! The challenging financial picture has significantly raised the stakes for new productions at the Met, which has invested heavily in them during the Gelb years, at a moment when the company has had to cut the wages of its work force and rely even more on the largess of wealthy patrons.
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    At the Met, Exhibit A in the simmering debate over style has been Puccini’s “Tosca.” Early in his tenure, Mr. Gelb replaced Franco Zeffirelli’s lavish 1985 production, a crowd favorite with a grand scale and hyper-realistic sets, with a much more austere, R-rated version by Luc Bondy.


    The crowd booed lustily on its opening night, and some longtime operagoers have held it against Mr. Gelb, and the Met, ever since. When a group that brought New York City Opera out of bankruptcy this year decided to make its comeback in January with a retro production of “Tosca” based on the designs for the opera’s 1900 premiere, it was widely seen as an attempt to appeal to operagoers who had been put off by the Met’s new “Tosca.”


    So it is notable that now that the Met has decided to retire the Bondy staging, it has turned to Mr. McVicar to direct the next production, which will open on New Year’s Eve 2017. (That will be another big year for him at the Met: His star-studded new production of Bellini’s “Norma” will open the season, featuring Anna Netrebko and Joyce DiDonato.)


    This year, a fifth of the Met’s productions are by Mr. McVicar, a tally swelled by the fact that the company is doing his three installments of the Donizetti so-called “Tudor Trilogy.” It gives him a big role in shaping the company’s production style — and makes him one of a handful of directors, a group including Mr. Zeffirelli, Otto Schenk, John Dexter and Nathaniel Merrill, who have similarly dominated seasons at the Met during the past three decades.



    Other go-to directors of the Gelb era, who have put their stamp on the repertory with semi-traditional stagings, include Bartlett Sher, the Broadway director, and Richard Eyre, who comes out of the British theater. In his most expensive undertaking, Mr. Gelb hired Robert Lepage, a director from Quebec, to mount a high-tech but otherwise traditional production of Wagner’s “Ring” cycle; the result, which was built around projections and a giant set that sometimes malfunctioned, was not exactly an unalloyed triumph: It was received coolly or worse by critics, and divided operagoers. But the Met has been dipping its toe in more experimental fare as well: Dmitri Tcherniakov was allowed to reimagine Borodin’s “Prince Igor,” Patrice Chéreau’s “Elektra” is being staged this spring, and there are plans to mount productions by the daring directors Calixto Bieito and Stefan Herheim in future seasons.


    Mr. Gelb said that he had been impressed by Mr. McVicar’s ability to draw great acting from his singers, his versatility and the clarity of his stagings. “I am not wedded to being tied to every stage direction or setting of an original libretto, but I think it’s essential that directors who interpret operas onstage today are absolutely wedded to faithful storytelling,” Mr. Gelb said, citing this year’s critically praised production of Bizet’s “Les Pêcheurs de Perles” by Penny Woolcock as an updating that worked.


    “Nobody blinked at our ‘Pearl Fishers’ being set in the present, and in fact I think traditional opera lovers loved it,” Mr. Gelb added in a telephone interview. “But obviously they wouldn’t — and didn’t — feel the same way about ‘Tosca,’ even though that wasn’t set in the present, it was just set in a set that wasn’t as beautiful as Zeffirelli was.”


    Mr. McVicar, for his part, is charting his own directorial path: He neither deconstructs the operas he directs nor feels bound by conventions of period or style. He will no longer accept work in Germany, where, he said, “the production style is now so navel-gazing and so extreme, and has been excluding the audience for a quarter of a century.” But he lamented that a dark, abstract, violent production of Verdi’s “Aida” that he did in London failed to catch on. “A lot of the public didn’t get it, didn’t like it,” he said. “They wanted pyramids.”



    He did not set out to become an opera director. Born in Glasgow in 1966, Mr. McVicar was initially drawn to the theater and studied at the Royal Scottish Academy of Music and Drama. At first he hoped to become a designer, then an actor, and finally a director; an invitation to stage Mozart’s “Il Re Pastore” at Opera North in Leeds when he was in his mid-20s set him on a new path. He received a knighthood for his work in opera in 2012.


    Some of his stagings, even ones that remain in the libretto’s period, have provoked fierce backlashes. Mr. McVicar said that he still gets hate mail whenever the Royal Opera House in London revives his production of Verdi’s “Rigoletto,” which featured an orgy and women spilling out of their dresses in the first act. While he said that some of his work relied more heavily on unusual stagings or metaphors — including his “Giulio Cesare” at the Met and a production of Strauss’s “Salome” at the Royal Opera House in London that was inspired by the harrowing Pasolini film “Salò” — he generally favored a less obtrusive approach.


    “I know some people would describe me as weak conceptually, because the concepts of the productions are never the dominant feature,” Mr. McVicar said in an interview at a bar near the Met after a day of rehearsals. “It’s never like, screaming at the audience.”



    In an age in which many opera companies, including the Met, often turn to theater directors and film directors who add a valuable “Oscar-” or “Tony-winning” to marketing materials, Mr. McVicar is something of a throwback: an opera director through and through. “This is the art form I have chosen to dedicate myself to,” he said. “I’m not going to make any films, you know? Hollywood can exist without me.”

    And while he named no names, he said that he had seen “lots of really good, really intelligent drama directors fall on their faces when they try to do an opera.” Some, he said, did not understand how opera singers were different from actors. Others did not seem to know the works thoroughly enough. Some did not understand how to move a chorus gracefully on- and offstage.


    He said that some even start rehearsals with read-throughs of the text, as if it were a play. “And I think, Oh no, no, no, no, no,” Mr. McVicar said. “You’ve just alienated the entire cast in one fell swoop, and you’re never going to get them back because what you’ve said is, we can divorce the music, and music is their point of connection to the text.”



    The soprano Sondra Radvanovsky, who is starring as Elizabeth I in “Roberto Devereux” and earlier this season sang the title roles in his productions of “Anna Bolena” and “Maria Stuarda,” marveled at his attention to detail.


    “He was here this morning at 9 o’clock when I was getting my makeup done,” she said, adding that he also attended costume fittings and personally oversaw other small details.
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    A model for one of the sets for the Met’s production of “Tosca” in 2017. Credit Christina Macal/Metropolitan Opera

    Mr. McVicar, who has worked with several designers on his other Met productions, designed “Roberto Devereux” himself, setting it in a handsome, candlelit Jacobean theater as a sort of play within a play, saying that Donizetti’s opera, which the Met has never done, should not be weighed down with production touches.


    Now he is more than ready to enter New York’s “Tosca” wars. A few weeks ago, he and John Macfarlane, who is designing the production, presented their plans to a committee made of board members, donors and others at the Met.


    “From the brass chords that open ‘Tosca,’ there is a sense of scale, of opulence for its own sake,” Mr. McVicar said. “I’m not talking about sheer decorative overloading. I’m talking about grandeur in the best possible sense. That expectation has to be met.”


    “I’ll confine myself to saying I think it will deliver the ‘Tosca’ I think New Yorkers want to see,” he said. “That’s not the reason I’m doing it. I’m not pandering to anyone. It’s my response to that piece in this theater. It’s what I think it needs to be.”



    Correction: March 18, 2016


    An earlier version of this article misspelled the surname of a soprano. She is Sondra Radvanovsky, not Radvanovksy.

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  • Deshalb freue ich mich schon, wenn Holger sein Versprechen einlöst und "Hoffmanns Erzählungen" bespricht.

    Das habe ich schon getan, lieber Operus! (Nicht gelesen? ;) )


    Hoffmanns Erzählungen in Münster (Aufführung vom 24.1.2016)


    Ich habe die Besprechung des "Mahagonny" ( Münsteraner Premiere am 9.4.) angekündigt, was für einige hier der endgültige Beweis ist, dass ich der Propagandist des linken Theaters (und der Unperson Brecht) bin! (Ich als linker Philosoph, der die meiste Zeit meines Lebens mit der Lektüre und Auslegung (einschließlich Publikation) so bekannter "Linker" wie Edmund Husserl und Martin Heidegger (letzterer NSDAP-Mitglied und bekennender Antisemit) verbracht habe. :D


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich kenne Sixtus seit langem als exzellenten Experten und habe mich bemüht, ihn für das Forum zu gewinnen.

    In jedem Fall wäre es ein Verlust, wenn Sixtus im Meinungsstreit zerrieben würde.

    Aber ein Forum ist nun nunmal ein Ort des Meinungsstreits oder nicht?


    Lieber "Operus", nimm es mir nicht übel, aber meines Erachtens scheint du bezüglich auf deinen alten Bekannten "Sixtus" und dessen Stil nicht wirklich objektiv zu sein. Was hier vor seinem Auftauchen hier garantiert NICHT fehlte, war ein Oberlehrer, der sich für unfehlbar hält...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    Zitat von Operus: Es wäre sicherlich einer Versachlichung dienlich, wenn wir unsere Diskussionen über Opern nicht mit all zu viel philosophischen Theorien und abstrakten Ideologien überfrachten würden. Dies führt oft vom Thema weg statt zum Kern des Inhalts hin.

    Lieber Hans,


    ich kann dir nur meinen allergrößten Beifall zu deinem Beitrag zollen. Das ist das, was wir Opernfreunde immer wieder gefordert haben, was aber immer wieder in weltfremden Theorien und konstruierten Ideologien untergegangen ist, wobei es häufig darauf ausgelegt war, den anderen durch abstrakte Konstruktionen und mit möglichst viel Fachausdrücken, die oft nicht einmal passten, totzuschlagen. Daher meine besondere Freude über deinen Beitrag. Es würde mich sehr interessieren, was Frau Professor Gilles zu diesem urkomischen Hickhack an Theorien und Ideologien, der hier um ihre Initiative erzeugt wurde, sagt. Vielleicht könnte ihr Alfred hier auch einmal, wie schon in einem anderen Fall geschehen, außerhalb der Mitgliedschaft die Möglichkeit geben, dazu Stellung zu nehmen.
    Da ich den Beitrag des Initiators dieses Themas nicht gelesen habe und auch nicht lesen werde, von mir hier zum eigentlichen Thema, das ohnehin ins Absurde und Lächerliche abgeglitten ist, kein Beitrag.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber "Operus", nimm es mir nicht übel, aber meines Erachtens scheint du bezüglich auf deinen alten Bekannten "Sixtus" und dessen Stil nicht wirklich objektiv zu sein. Was hier vor seinem Auftauchen hier garantiert NICHT fehlte, war ein Oberlehrer, der sich für unfehlbar hält...


    Ich denke, darin steckt der Denkfehler, der die Diskussion hier so schwer erträglich macht: Der Gedanke, man könnte in Bezug auf einen Menschen oder einen Gegenstand objektiv sein. Das ist doch ein Irrtum. Weder sorgen die besseren Zitate für Objektivität, noch kindlich wirkendes Beharren auf einer Meinung, die bitteschön als absolut zu gelten hat.


    Das englische "We agree to disagree" und ein guter Schuss Liberalität würden der Runde durchaus gut tun. Dann wäre das auch eher eine gepflegte Club-Unterhaltung statt des Zeter und Mordios, das hier immer wieder hochschwappt und dessen sich zumindest ein Teil der Debattatanten hinterher (zu Recht) geniert.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Lieber Bertarido,


    hier verallgemeinerst Du wahrscheinlich Deine Meinung. Ich kenne Sixtus seit langem als exzellenten Experten und habe mich bemüht, ihn für das Forum zu gewinnen.Ich lese seine Beiträge nach wie vor mit Interesse und Gewinn für mich. Seine Bücher sind in Opernkreisen wegen ihrer Kompetenz und ihres amüsanten Stils anerkannt. In seinem Diskussionsstil spricht er eine klare Sprache, pariert Gegenargumente und Angriffe oft mit dem schweren Säbel. Nur wer austeilt, sollte auch einstecken können. Vielleicht wäre es anzuraten, dass Sixtus - der gewiss keine Ratschläge von mir braucht- sich auch grundsätzlichen Äußerungen zuwendet, z. B. Operninhalte aus seiner Sicht kommentierend darstellt oder eine Art Kolumne regelmäßig verfasst. In jedem Fall wäre es ein Verlust, wenn Sixtus im Meinungsstreit zerrieben würde. Er ist in allen Opernfachfragen ein ernst zunehmender Fachmann. Es wäre sicherlich einer Versachlichung dienlich, wenn wir unsere Diskussionen über Opern nicht mit all zu viel philosophischen Theorien und abstrakten Ideologien überfrachten würden. Dies führt oft vom Thema weg statt zum Kern des Inhalts hin. Deshalb freue ich mich schon, wenn Holger sein Versprechen einlöst und "Hoffmanns Erzählungen" bespricht. Aber neue Diskussionen scheinen mir programmiert, denn genau in dieser Materie ist Sixtus tief drin. In einer Variation möchte ich Landgraf Hermann aus Tannhäuser zitieren: "Die Aufgab ist gestellt. Der Oper Wesen sollt ihr sachlich klug ergründen. Wer sie am würdigsten beschreibt, erhält von uns den Fairneß-Preis. Auf, liebe Diskutanten, greifet in die Tasten und nehmet all im Voraus unseren Dank. ( Wenn ich jetzt schreiben würde: Heil, heil ...würde ich sofort in die rechte Ecke gestellt und mir mangelnde Sprachhygiene unterstellt.) Das Beispiel zeigt, wie leicht so eine Etikettierung passieren kann. Lassen wir es doch bitte sein und konzentrieren wir uns auf unsere geliebte Oper. :angel:


    Herzlichst
    Operus


    Lieber operus,
    wenn Du Dir die Verläufe der von Sixtus eröffneten Themen anschaust, wirst Du feststellen, dass meine Diagnose so weit hergeholt nicht ist. Dass er ein Opern-Fachmann ist, will ich gar nicht bestreiten, und ich würde gerne etwas von ihm lernen. Aber zu einer guten und für alle Seiten fruchtbaren Diskussionskultur gehört mehr, als nur Experte zu sein.


    Was die Überfrachtung der Diskussionen mit "philosophischen Theorien und abstrakten Ideologien" betrifft: sobald es um Inszenierungen ging, wurde es früher oder später immer ideologisch. Und ich glaube inzwischen, dass das nicht zu vermeiden ist. Wie auch dieser Thread sehr schön gezeigt hat, ist der Streit um die richtige Inszenierung von Opern nur die Oberfläche. Dahinter steht die Frage, in welcher Art von Gesellschaft wir leben wollen. Wenn Frau Gilles in ihrem Schreiben von einer "Unterwanderung und Vernichtung unserer Werte" spricht, zeigt das doch auch, dass es ihr um viel mehr geht als um die Oper in Hannover. Dazu kann ich nur sagen: ihre Werte sind offenbar nicht meine Werte. Und wenn wir über Opernaufführungen diskutieren, werden wir sehr schnell auf diese Wertedifferenz stoßen und dann eine politische Diskussion führen. Daher fand ich die neuesten Ausführungen insbesondere von m.joho, aber auch von Sixtus ja so aufschlussreich: sie machen deutlich, welche Weltanschauungen hinter den Ansichten zur Oper stehen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Daher fand ich die neuesten Ausführungen insbesondere von m.joho, aber auch von Sixtus ja so aufschlussreich: sie machen deutlich, welche Weltanschauungen hinter den Ansichten zur Oper stehen.

    Ich habe hier freilich schon mehr als oft deutlich gemacht, wie sehr ich nicht nur antihumanistische Weltanschauungen verabscheue, sondern vor allem auch den Umstand, dass ausgerechnet die Oper zum Lieblingsschlachtfeld um die richtige "Weltanschauung" geworden ist. Hier werden Gräben aufgerissen und Schlachten geführt, die nicht die meinen sind! Ich habe es schon zig Mal gesagt: Man kann sich auch gegen die Zertrümmerung von Opern in extremen Regietheaterinszenierungen und für die Bewahrung und Pflege unseres kulturellen Erbes aussprechen, wenn man sich links fühlt und z.B. Brecht für das hält, was er ist: einen herausragenden Künstler, Lyriker und Dramatiker des 20. Jahrhunderts, der übrigens nicht nur in Weill, sondern auch in Eisler und Dessau kongeniale musikalische Partner fand.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • In einem Interview hat der Regisseur David McVicar auf die Frage nach den unterschiedlichen Regie Arten gesagt : Das wichtige ist nicht wie man inszeniert, sondern das man die Wahrheit des Stückes erkennt.

    Als einigermaßen ungläubiger Mensch würde ich lieber sagen: die Wahrheiten! Aber wenn ich den von rodolfo in Beitrag Nr. 100 eingestellten Artikel über David McVicar lese, so wird für mich deutlich, dass man es sich zu einfach macht, wenn man eine Inszenierung verteufelt, weil sie sich angeblich zu weit vom Libretto entfernt oder »Zeit und Ort der Handlung verfälscht«. McVicar jedenfalls scheint jemand zu sein, dem es nicht auf Skandal ankommt, sondern der etwas von der Sache versteht, der das alles sehr ernst nimmt und der bestimmt seine guten Gründe für das hat, was er jeweils tut, sei es nun eher konventionell oder »regietheatermäßig«. Man sollte differenzieren und nicht immer sofort Verrat schreien.

  • Worüber diskutieren wir eigentich im Moment? Das Thema heißt: "Hannover-Initiative gegen das Regietheater." Wobei Holger als Themenstarter bereits einen eleganten dialektischen Kniff angewandt hat, indem er das Thema wieder zur Gundsatzdiskussion über das Regietheater und die zu Grunde liegenden gesellschaftlichen Entwicklungen hoch stilisiert hat. Die Initiative in Hannover fordert dazu auf, sich an einem Aufruf zu beteiligen, der Opernfreunden eine demokratische Mitbeteiligung bei der Wahl eines neuen Intendanten für die Staatsoper Hannover ermöglichen soll. Ziel ist auch meiner Meinung nach, einen "gemäßigteren" Intendanten durchzusetzen als dies in der Vergangenheit der Fall war. An diesem "Aufhänger" entzündet sich einmal wieder die ewige Regietheater Debatte, die wir wegen zementierter Standpunkte offensichtlich nicht lösen können. Wenn wir das Thema fokussiert auf die Ausgangsfrage diskutieren würden, müssten die Fragen doch so oder ähnlich lauten:" Ist es legitim, möglich und förderlich, dass die Berufung eines Intendanten in einem demokratischen Mitbestimmungsprozess unter Beteiligung von neutralen Fachleuten und Opernfreunden entschieden wird?" oder "Kann diese Besetzung nur durch eine sorgfältig ausgewählte Findungskommission unter Berücksichtigung der künftig gewollten künstlerischen Ausrichtung der Oper in Hannover erfolgen?" Letztlich geht es also um die Frage:"Kann die Besetzung einer Intendantenstelle ein demokratrisch breiter Meinungsbildungsprozess sein oder kann eine solche Entscheidung nur verantwortlich von einem qualifizierten Kreis von Fachleuten getroffen werden?" Wie wäre es, wenn wir die Frage diskutieren: Wieviel Demokratie ist im Opernbetrieb möglich?


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ist es legitim, möglich und förderlich, dass die Berufung eines Intendanten in einem demokratischen Mitbestimmungsprozess unter Beteiligung von neutralen Fachleuten und Opernfreunden entschieden wird?" oder "Kann diese Besetzung nur durch eine sorgfältig ausgewählte Findungskommission unter Berücksichtigung der künftig gewollten künstlerischen Ausrichtung der Oper in Hannover erfolgen?" Letztlich geht es also um die Frage:"Kann die Besetzung einer Intendantenstelle ein demokratrisch breiter Meinungsbildungsprozess sein oder kann eine solche Entscheidung nur verantwortlich von einem qualifizierten Kreis von Fachleuten getroffen werden?" Wie wäre es, wenn wir die Frage diskutieren: Wieviel Demokratie ist im Opernbetrieb möglich?

    Lieber "Operus", genau darum geht es - und nicht um Brecht oder den politischen Kampf Linke gegen Rechte, du hast ja so Recht!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Und in dem Kontext ist auch die Frage zu stellen: Welche Rolle spielen die Freundeskreise der Opern? Dürfen sie nur Geld beisteuern, oder wird ihr Votum auch gehört. Das gleiche gilt, im weiteren Sinne, für die Richard-Wagner-Vereine - gibt es einen Dialog mit ihnen? (So wie im Kontext der letzten Ring-Inszenierung in New York?).


    Beste Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



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  • An der Rheinoper unterstützt der Freundeskreis zum Beispiel das dortige Opernstudio aber ich glaube nicht das sie ein Mitspracherecht bei der Besetzung oder der Zusammenstellung des Spielplans haben

  • Ich war jetzt leider einige Sekunden weg und bin deshalb völlig desorientiert. Worum geht es gerade?
    Hannover finde ich übrigens ganz toll und vom Bahnhof zum Hotel Deutscher Kaiser ist es nur ein Katzensprung.
    Aber zurück zum Thema, worum geht es gerade? Ist es zweckdienlich selbst zu posten?
    Sixtus kommt übrigens mit interessanten Gedanken, die ich oft nicht teile, die aber doch einer Betrachtung wert sind.
    Zum Schluss, rechts und links sind leider noch fest verwurzelte Begriffe, die für Manche so zwingend sind, dass sie jedes Wörtchen des Einen oder Anderen für den Ausdruck einer politischen Gesinnung nehmen. Bin ich selbst progressiv rechts oder konservativ links? Hilft mir jemand, mein wahres Ich zu finden? Ich leide sehr unter dieser entsetzlichen Unsicherheit. Hilfe!!!!!

  • Der Thread ist mittlerweile ein eindrucksvoller Beleg für die Selbstwidersprüche der RT-Gegner und ihre Demokratie-Unfähigkeit.

    Er ist aber auch ein (noch eindrucksvollerer?) Beleg dafür, wie individuell die Forenregeln angewendet werden.


    Wie wäre es, wenn wir die Frage diskutieren: Wieviel Demokratie ist im Opernbetrieb möglich?

    Oder: Wie viel (welche Art von) Demokratie ist im Forum erwünscht/wird zugestanden?


    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Und in dem Kontext ist auch die Frage zu stellen: Welche Rolle spielen die Freundeskreise der Opern? Dürfen sie nur Geld beisteuern, oder wird ihr Votum auch gehört.

    Gehört vielleicht, aber nicht ernst genommen oder gar befolgt. Letztlich sollen Sie Geld beisteuern und kritiklos bewundern, alles andere wäre ja theaterschädlich...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Wenn wir das Thema fokussiert auf die Ausgangsfrage diskutieren würden, müssten die Fragen doch so oder ähnlich lauten:" Ist es legitim, möglich und förderlich, dass die Berufung eines Intendanten in einem demokratischen Mitbestimmungsprozess unter Beteiligung von neutralen Fachleuten und Opernfreunden entschieden wird?" oder "Kann diese Besetzung nur durch eine sorgfältig ausgewählte Findungskommission unter Berücksichtigung der künftig gewollten künstlerischen Ausrichtung der Oper in Hannover erfolgen?"

    Diese Einschränkung kann ich nicht nachvollziehen. Aber eine Diskussion über die Frage »Wieviel Demokratie ist im Opernbetrieb möglich?« fände ich trotzdem interessant.

  • Lieber hami,


    rechts und links kann man ja zum Beispiel unterscheiden anhand des Menschenbildes. Während eher rechte Menschen skeptisch sind, was die Entwicklungsfähigkeit und generelle Güte des Menschen betrifft, und deswegen z.B. einen strengen Ordnungsrahmen postulieren, der den Menschen vor seinesgleichen schützt ("der Mensch dem Menschen ein Wolf"), glauben Linke an das Gute und die Entwickelbarkeit des Menschen hin zu einem selbstorganisierten Gesellschaftszustand. Ich rede hier jeweils nicht von den extremen Rändern, die sich wieder annähern, indem Nazis und Stalinisten die Vorstellung der Veränderbarkeit des Menschen mit der Umsetzung seiner gewaltsamen Umformung verbinden.


    Auf die Oper und ihre Inszenierung übertragen: Wenn eine Operninszenierung verbunden ist mit einem sich vom Libretto ablösenden moralischen oder moralisierenden Appell, kann man in der Regel von einer grundsätzlich linken Weltsicht ausgehen. Warum sollte ich versuchen, das Publikum zu überzeugen, wenn ich nicht an deren Entwicklungsfähigkeit glaubte. Oder geht es (manchmal liegt die Vermutung anhand der gewählten rhetorischen Mittel nahe) doch nur ums "Spießer ärgern"?


    Brisanz bekommt das Thema dadurch, dass die gewählten Mittel auf der Bühne über die Jahre immer drastischer wurden, und weil sich hinter dem Crescendo ja vielleicht auch die geheime Erkenntnis verbirgt, dass das Publikum sich so verhält wie bei der berühmten Fischpredigt. Wobei ja dort die Fische dem hl. Antonius grundsätzlich gewogen waren. Im Publikum sitzen aber ja vielleicht Menschen, die sich nicht belehren lassen wollen, da sie auf ihr eigenes Denken und Fühlen vertrauen. Vielleicht liegt für diese Menschen die "gesellschaftliche Relevanz" der Oper auch nicht darin, politische Botschaften vermittelt zu bekommen, sondern ihr Anliegen ist es schlicht (horribile dictu) Schönheit zu erleben.


    Vielleicht gibt es ja auch den einen oder anderen darunter, der empfindet, dass Schönheit in einer Welt wie der unseren das Aufrüttelndste überhaupt ist. Und eine viel tiefergehende Botschaft als der Bezug auf die Tagespolitik.


    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • rechts und links kann man ja zum Beispiel unterscheiden anhand des Menschenbildes. Während eher rechte Menschen skeptisch sind, was die Entwicklungsfähigkeit und generelle Güte des Menschen betrifft, und deswegen z.B. einen strengen Ordnungsrahmen postulieren, der den Menschen vor seinesgleichen schützt ("der Mensch dem Menschen ein Wolf"), glauben Linke an das Gute und die Entwicklubgsfähigkeit des Menschen.

    Ich würde mich ja als eher links (wenngleich auch wertkonservativ) bezeichnen. Aber Deine Einteilung in rechts und links vom Menschenbild her halte ich für nicht zutreffend. Man weiß heute ein bisschen mehr darüber, wie der Mensch angelegt ist (automatisch gut ist er jedenfalls nicht) und zu was er – je nach Situation – werden kann. Und das hat mit links oder rechts erst einmal gar nichts zu tun.

  • Ich würde mich ja als eher links (wenngleich auch wertkonservativ) bezeichnen. Aber Deine Einteilung in rechts und links vom Menschenbild her halte ich für nicht zutreffend. Man weiß heute ein bisschen mehr darüber, wie der Mensch angelegt ist (automatisch gut ist er jedenfalls nicht) und zu was er – je nach Situation – werden kann. Und das hat mit links oder rechts erst einmal gar nichts zu tun.


    Doch: Law and Order/innere Sicherheit vs. der Glaube an humane Selbstverwaltung a la Freistaat Christiana/Hippiekommune sind nachweislich Repräsentanzen rechter und linker Weltsicht.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Vielleicht liegt für diese Menschen die "gesellschaftliche Relevanz" der Oper auch nicht darin, politische Botschaften vermittelt zu bekommen, sondern ihr Anliegen ist es schlicht (horibilli dictu) Schönheit zu erleben.


    Das eine schließt das andere ja nichts aus. Wenn sich der Anspruch von Theater allerdings darin erschöpfen würde, seinen Besuchern ein paar schöne Stunden zu machen, dann wäre mir das erheblich zu wenig.



    Vielleicht gibt es ja auch den einen oder anderen darunter, der empfindet, dass Schönheit in einer Welt wie der unseren das Aufrüttelndste überhaupt ist. Und eine viel tiefergehende Botschaft als der Bezug auf die Tagespolitik.


    Die Äußerungen mancher konservativer Opernfreunde hier in diesem Forum legen allerdings weit eher den Schluss nahe, dass Schönheit Mittel zum Eskapismus ist: wir gehen in die Oper, um für ein paar Stunden das Hässliche und Böse in der Welt zu vergessen. Von Aufrüttelung und Botschaft sehe da nichts.


    Im übrigen muss man nur mit offenen Augen durch die Welt gehen, um jeden Tag ganz viel Schönes zu sehen, auch außerhalb der Oper.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • "Eskapismus, der:


    immer als Vorwurf an andere gerichtet, verbunden mit der Angst, dass ihre Drogen besser sind als meine."

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



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