Teodor Currentzis, Exzentriker aus Griechenland

  • Hallo!


    Ich habe gestern in der Digital Concerthall Mahlers 3te unter der Leitung von Gustavo Dudamel angeschaut und angehört. Heute dasselbe (nach meinem Liveeindruck in der Liederhalle): Mit Freunden die Aufnahme von Currentzis mit den Stuttgartern bei mir zuhause. Hätte ich die Currentzis - Aufführung nicht gesehen gehabt, wäre ich mit Dudamel wohl zufrieden gewesen. So direkt hintereinander liegen jedoch Welten in der Tiefe der Interpretation. In beiden Aufführungen war Gerhild Romberger die Solistin des "Oh Mensch gib Acht". Während es bei den Berlinern wie ein Orchesterlied dargeboten war, ist es faszinierend zu erleben, wie Currentzis eine Sphäre schafft, aus der dieser tiefgründige Text wie aus einem Nebel auftaucht.


    Das Konzert ist noch immer in den ARD-Mediatheken (bzw. SWR2) abrufbar.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Deine Einschätzung, lieber WoKa, deckt sich weitgehend mit meinem Beitrag 112. Ich hatte große Vorbehalte zu Currentzis, aber die 3. Mahler hat mich restlos begeistert. Wenn der Mann weiter so macht, werde ich noch Fan von ihm!!


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Kann nicht verstehen, wie dieser Currentzis dermassen gehypt wird. Alleine seine (hochgepriesene!) CD mit Tschaikowsky's "Pathétique" ist eine plumpe Frechheit. Sein Mozart ist einfach extrem anders, wie als würde er sich bemühen, nur das nicht zu tun, was seine (grösseren) Kollegen vor ihm getan hatten. Es geht nämlich nicht darum, wenn man ein Werk interpretiert, dass man es als Interpret besser wissen soll, sondern, dass man den Komponisten und die Noten seiner Partitur absorbiert und ernst- und respektvoll künstlerisch wiedergibt. Currentzis schmeisst sein Zeug oft wild vor sich hin bevor er es ernsthaft studiert hat. Die heutige oberflächliche konsumrasende Generation fliegt leichter auf einen solchen Schwindel ein, aber diese Art Stars sind allgemein kurzlebig. Derjenige, der es besser weiss, ist halt immer noch der Komponist - sorry and please!

    Mozart-Kenner wie Harnoncourt wird es vermutlich keine weiteren geben. Intellektualität, profunde Musikkenntnisse und allgemeinkulturelles hohes Niveau werden heute nicht mehr verlangt. Viele Dirigenten, die heute herumjetten, finden auch keine Zeit mehr, um ihr Repertoire zu lernen und es zu assimilieren wie man es sollte.

    Auch Vladimir Jurowski, ein weiterer Gehypter, sollte aufpassen: Wir hatten in der Zürcher Oper eine Produktion von Schrekers "Gezeichneten" mit ihm, die laut, gefühllos und plump; gottlob hat er nicht alle Vorstellungen dirigiert, denn Giedré Slekyté, die zweimal dirigierte, war sensibler. Das hat man gleich im Orchester gespürt. Geschweige denn die 30-minütigen vielen lieblosen, unlogischen und unprofessionellen Strichen, die er genehmigte. Und Regisseur Barry Kosky (der keine Ahnung von diesem Stück hat und den Premierenapplaus in einem Stalin-Shirt gekleidet empfang) hatte noch die Frechheit während der Premierefreier herum zu erzählen, dass Jurowski Schreker besser verstehen würde als Ingo Metzmacher! In Interviews hatte Jurowski bereits im Voraus gesagt, Schreker sei halt kein Zemlinksy, kein Korngold - und somit war auch die Intendanz und die Dramaturgie-Abteilung einverstanden...

    Die Neue Zürcher Zeitung meinte dazu:

    "Es wirft zudem ein bedenkliches Licht auf den Dirigenten Jurowski, der als designierter Nachfolger Kirill Petrenkos im Amt des Generalmusikdirektors der Bayerischen Staatsoper ab 2021 dem für kühne Regiekonzepte bekannten Intendanten Serge Dorny weit mehr Eigengewicht und ein Beharren auf künstlerischer Integrität entgegensetzen müsste, soll die Musik dort nicht, wie hier in Zürich, gründlich unter die Räder kommen."

    Zu den Mozart-Requiem-Exzentrikern gehört übrigens auch Nikolai Golovanov - der ebenfalls eine packende, doch diskutable "Pathétique" aufgenommen hat. 1948, nach deren Aufführung in Moskau, gab es ernsthafte Diskussionen über den Sinn von "persönlich interpretierter" Musik - aber da lebte Stalin noch...

  • Ich glaube, lieber adriano, jetzt traut sich keiner, Dir zu widersprechen. Deine fachliche Kompetenz würde laienhafte Meinungen zerpflücken können. Allerdings würde mich als "Bauchversteher" schon interessieren, wie Du die Interpretation von Mahlers 3. sehen würdest.

    Ich gestehe, bis zu dieser TV-Übertragung sehr kritisch zu Currentzis gestanden zu haben, dieser TV-"Event" mir aber gezeigt hat, daß er sich nicht nur durch seine schrillen Auftritte einen Namen machen kann.


    Herzlichst La Roche


    PS Siehe dazu meine Beiträge 47, 54, 103, 107 und 112 in diesem Thread. Und.... ich bin kein Musiker. Ich habe Chemie studiert!!

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich glaube, lieber adriano, jetzt traut sich keiner, Dir zu widersprechen. Deine fachliche Kompetenz würde laienhafte Meinungen zerpflücken können.

    Nun ja, ich habe Currentzis Ende letzten Jahres, genauer am 19.12.2018 zum ersten Mal live erlebt: Zusammen mit dem SWR Sinfonieorchester, dessen Chefdirigent er seit dieser Saison ist, und einem formidablen Antoine Tamestit gab es in der Elbphilharmonie das Violakonzert von Alfred Schnittke und im zweiten Teil Tschaikowskis 5te; beides gelang meiner laienhaften Meinung nach ganz ausgezeichnet. Beispielsweise die Symphonie deutlich weniger auf den Effekt getrimmt, als ich es erwartet hätte. Die Interpretation war klar strukturiert und hatte insgesamt einen erzählerischen Duktus. - Jedenfalls war ich von Currentzis Zugriff eher angenehm überrascht und freue mich auf den April, wenn ich ihn zusammen mit seinem Ensemble MusicAeterna und Verdis Missa da Requiem hören werde.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Lieber La Roche

    Man soll sich nur trauen, mir zu widersprechen :-)

    Meine Meinung ist nicht diejenige eines Profis und ich bin stets sehr undiplomatisch in Sachen Meinungsäusserungen! Ich hab (gottseidank!) nicht einmal einen Konservatoriums-Abschluss. Musik habe ich auf eine viel persönlichere, eigene, erlebnisreichere Art studiert. Ich äussere mich oft sehr kritisch gegenüber anderer Dirigenten (und auch Sängern, denn ich hatte eine Sänger-Ausbildung) weil ich nichts zu befürchten habe. Dagegen bin ich - wenigstens auf dem Papier - ein Amateur :-) Aber eben, ich studiere meine Partituren mit Respekt und besitze eine grosse Allgemeinkultur, dazu spreche ich fliessend 4 Sprachen. Mit vielen Dirigenten konnte ich nicht einmal über Literatur oder Filme diskutieren. Einer, in Zürich, durfte "Pelléas und Mélisande" dirigieren, er kannte das Original-Theaterstück nicht und sprach kein Wort Französisch. Und das muss man bei "Pelléas" können, denn während des Dirigierens muss man den Text mitsprechen, nur so kriegt man die richtige Organik. Dies ist nur ein Beispiel aus meiner Einstellung.

  • Lieber adriano,


    sei nicht so bescheiden. Immerhin widmet Dir Wikipedia eine eigene Seite!! Das haben wenige hier geschafft, im Forum!


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • @ La Roche

    Bertarido, der meinte wohl mich!

    Verbitterung schon, doch nur über die Art, wie heutzutage Musik gemacht wird, aber sicher keinen Neid. Und so erfolglos (wenigstens als CD-Dirigent) bin ich denn auch wieder nicht. Ich fühle mich nicht da um Erfolge zu ernten (die ja in meinem Fall nur aus Komplimente seitens Musikliebhabern und guten Rezensionen bestehen) sondern denen die Musik zu bringen, die bisher andere nicht getan haben :-)

    Zu meiner Verteidigung möchte ich noch hinzufügen, dass, wenn der Betreffende meine anderen Tamino-Beträge kennen würde, würde er merken, dass ich viele Dirigenten auch lobpreise - was sich ja mit Neid nicht vereinbaren lässt :-)

    Und ich habe - im Vergleich zu vielen anderen Mitgliedern, auch den Mut, mit meinem Namen so wie er ist, und nicht unter einem Pseudo aufzutreten. Ein Pseudo hat es viel leichter, jemanden anonym zu beleidigen oder zu krirtisieren :-)

  • Bertarido, der meinte wohl mich!

    Ja, ich war etwas verärgert über diesen Rundumschlag auf den gegenwärtigen Musikbetrieb, wo nicht nur Currentzis, sondern auch gleich noch Jurowsky und Kosky abgebügelt wurden, ohne dass die Behauptungen wirklich belegt worden wären.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • @ La Roche

    Bertarido, der meinte wohl mich!

    Verbitterung schon, doch nur über die Art, wie heutzutage Musik gemacht wird, aber sicher keinen Neid. Und so erfolglos (wenigstens als CD-Dirigent) bin ich denn auch wieder nicht. Ich fühle mich nicht da um Erfolge zu ernten (die ja in meinem Fall nur aus Komplimente seitens Musikliebhabern und guten Rezensionen bestehen) sondern denen die Musik zu bringen, die bisher andere nicht getan haben :-)

    Zu meiner Verteidigung möchte ich noch hinzufügen, dass, wenn der Betreffende meine anderen Tamino-Beträge kennen würde, würde er merken, dass ich viele Dirigenten auch lobpreise - was sich ja mit Neid nicht vereinbaren lässt :-)

    Und ich habe - im Vergleich zu vielen anderen Mitgliedern, auch den Mut, mit meinem Namen so wie er ist, und nicht unter einem Pseudo aufzutreten. Ein Pseudo hat es viel leichter, jemanden anonym zu beleidigen oder zu krirtisieren :-)

    Das mag sein, deshalb versuche ich hier auch, mit polemisierender Kritik vorsichtig zu sein.

    Andererseits: Mir gefällt deine Kritik unter persönlichem Namen bislang auch noch nicht, weil du eine Reihe von Unterstellungen in den Raum wirfst, ohne sie zu belegen. Z.B. dass Currentzis seine Partituren nicht ausreichend studiert: Woher weißt du das?

    Ich gestehe, dass ich deiner Antwort mit großer Skepsis entgegensehe.


    Neulich im Radio habe ich etwas von Rameau unter Currentzis' Leitung gehört: Das war von der Phrasierung und Klanggestaltung her schlicht ganz besonders intensiv und unmittelbar faszinierend. Es hörte sich überhaupt nicht ansatzweise geschlampt an, nach "Schwindel" (auch dieser Ausdruck ärgert mich) schon gar nicht.

  • Alles klar, sorry, werde mich in Zukunft zusammennehmen und nur Andere kritisieren lassen :-)

    Das wäre die eine Lösung.


    Die andere (einem Musikforum m.E. eher angemessenere) wäre, Kritik resp. Unterstellungen zu belegen.

  • Was ich für Kritiken lesen muss, die mich betreffen, das müsste man auch beweisen, doch es wird nicht getan und auch von niemandem verlangt :-)

  • Was ich für Kritiken lesen muss, die mich betreffen, das müsste man auch beweisen, doch es wird nicht getan und auch von niemandem verlangt :-)

    Lieber Adriano, wir sind hier ja nicht vor Gericht. Und du hättest mir oder anderen sicherlich nichts beweisen müssen. Ist es wirklich so schwer zu verstehen, was ich mir bezüglich Currentzis gewünscht hätte? Gerade auch vor dem Hintergrund, dass du doch anscheinend selbst nur zu gut weißt, wie das ist, wenn man von unbegründeter Kritik betroffen ist?

  • @ Betrarido

    Meine Kritik an Kosky und an Jurowski zur Sache "Die Gezeichneten" in Zürich lässt sich durch mehrere Rezensionen belegen, die sich leicht im Internet finden lassen - falls man mir nicht glaubt. Es sind keine Unterstellungen. Und schliesslich war ich anwesend, zusammen mit meinen Freunden Peter Pachl und Christopher Hailey. Dann erzählt Kosky während der Premierenfeier noch herum, dass Jurowski Schreker besser verstehen würde als Ingo Metzmacher! Das einzig Gute an dieser Inszenierung waren die Sänger und das Orchester. Meine persönliche detaillierte Kritik würde noch schlimmer ausfallen als diejenigen der Presse aus der Schweiz und aus Deutschland (u.a. von Peter Pachl), die ich nachträglich konsultiert habe. Aber ich bin kein Profi-Kritiker, bloss Einer der sich seit vielen Jahren intensiv mit Schreker beschäftigt.

    @ Leiermann

    Was ich in meinem gestrigen längeren Posting über Currentzis schreibe finde ich klar und "self-explanatory" genug. Natürlich kenne ich die betreffenden Partituren sehr gut. Beim Lesen anderer Themen hier drin finde ich vielfach Ähnliches, das nicht weiter im Detail bewiesen werden musste! Und, was ich hier behaupte, da bin ich sicher nicht der Einzige (Amateur-Kritiker, übrigens, wie vermutlich Ihr fast alle auch)!

  • Currentzis ist in Deutschland angekommen. Warum hört die Diskussion damit auf? Als die wenigsten ihn kannten (ich eingeschlossen, ich hatte nur einige Aufnahmen mit seinem Permer Orchester gehört und die Doku gesehen), wurde lebhaft diskutiert.


    Nun ist es still. Hat keiner ihn in Stuttgart live erlebt? Hat keiner eine der Übertragungen seiner 3. Mahler im TV gesehen? Kann ich mir nicht vorstellen, dazu war die Aufregung vorher viel zu groß.


    Ich hatte mir erlaubt, meine Eindrücke von seiner großartigen 3. Mahler ( im TV gesehen, sie wurde schon 2x übertragen, und die Mediathek hat sie sicher auch noch?) im Beitrag 112 dieses Threads kurz zu schildern. Mich hätte aber schon mal interessiert, wie das Fachleute sehen und nicht nur ein Bauch-Musikversteher und -liebhaber wie ich.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hat keiner ihn in Stuttgart live erlebt?

    Doch hat einer, dreimal.


    1. Bruckner 9 plus Ligetis Lontano

    2. Mahler 3

    3. Schnittke Violakonzert + Tschaikovsky 5


    Alle drei Konzerte gehörten zu den besten, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Für mich ist der Mann Musik pur und die im häufig vorgeworfenen Bühnenallüren wirken auf mich genauso authentisch wie bei Leonard Bernstein.

    So durchlebt er halt die Musik. Seit Celibidache hat möglicherweise kein Dirigent hier in Stuttgart so begeistert wie Currentzis und das schliesst das leidgeplagte Orchester mit ein.

  • Hat keiner eine der Übertragungen seiner 3. Mahler im TV gesehen?

    Doch, ich habe mir das letzten Samstag auf 3Sat angeschaut und angehört.

    Alle drei Konzerte gehörten zu den besten, die ich in den letzten Jahren gehört habe.

    Das kann ich eigentlich für dieses Konzert (Mahler 3) nur bestätigen. Es war überwältigend! Und zwar völlig ohne Mätzchen oder den "Zwang zum Anders-Machen-Müssen", sondern einfach organisch aus einem Guss, für mich total überzeugend! Ob dieser Mann ein "Scharlatan" sei, muss man nach einem solchen Konzert eigentlich nicht mehr diskutieren. Vielleicht ist er es auch, aber ganz sicher nicht nur! Hier war er es definitiv nicht!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

    Einmal editiert, zuletzt von Stimmenliebhaber ()

  • 2. Mahler 3

    Völlige Übereinstimmung. Ich habe es mir sogar schon 3x angehört, und ich habe Feinheiten gehört, die ich live noch nie so hörte und auch bei div. DVD und CD nicht erlebte. Z.B. ist das Finale der 6. Abteilung so wunderbar abgestuft in Lautstärke, im Tempo und auch in der Übertragungstechnik (wofür Currentzis nichts kann) und auch Currentzis selbst dirigiert ohne allzugroßes Pathos, aber bestimmt und unaufdringlich. Es war ein Genuß, dieses Konzert zu hören. Ich habs auf Festplatte, dem Himmel sei Dank. Ich kanns immer wieder hören. Man sah auch den Musikern nicht nur die Musizierfreude, sondern auch die Zustimmung zum Dirigat an. Ich glaube, daß das Orchester einen großen Griff getan hat.

    Ich beneide Lutgra um Bruckners 9. und Tschaikowskis 5. Schnittke und Ligeti hätte ich sogar mitgenommen. Vielleicht ohne Begeisterung, aber wer weiß?


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Ja, es war wirklich sehr überzeugend. Am Schluss blieb er lange unbeweglich, sodass das unvermeidliche "Gebrüll" erst danach einsetzte.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Am Schluss blieb er lange unbeweglich, sodass das unvermeidliche "Gebrüll" erst danach einsetzte.

    Und das, lieber Dottore, hatte seinen Grund. Wenn das Publikum geschätzte 30 sec bewegungslos bleibt, dann nicht, weil es etwas schreckliches erlebt hat. Ich war total beeindruckt und bewegt, innerlich aufgewühlt von dieser wunderbaren Aufführung der Mahler 3. Das Publikum sichtlich auch.


    Es ist einer der seltenen Momente im Forum, wo ich sogar mit Stimmenliebhaber einer Meinung bin


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Currentzis - den Namen hatte ich schon immermal gehört, konnte bis jetzt wenig damit anfangen. Zu Mahler 3 kann ich noch nichts sagen, aber nachdem mir youtube mehrmals schon Tschaikowsky 5 mit Currentzis angeboten hatte, habe ich mir sie jetzt mal angesehen. Na ja auf jeden Fall interessant. Ganz anders eben, aber deshalb besser?

    Das Hauptthema kommt tänzerisch daher, viele Phrasierungen sind neu, der letzte Satz im zweiten Teil überhastet, da wird schließlich nur so drauflos geschmettert. Ich räume ein, das ist alles nicht wirkungslos, aber ist es Tschaikowsky? Ich habe vieles so das erste Mal gehört. Natürlich - Currentzis ist beim SWR-Orchester neu und neue Besen kehren gut. Über den Dirigierstil will ich nicht beckmessern, seine Zeichengebung ist der Musik immer etwas voraus, das machen andere auch und das Orchester muss damit klar kommen. Wem das alles gefällt, bitte schön. Ich werde ihn weiter verfolgen.

    Seit Celibidache hat möglicherweise kein Dirigent hier in Stuttgart so begeistert wie Currentzis und das schliesst das leidgeplagte Orchester mit ein.

    Dazwischen liegen Welten. Wenn die Stuttgarter zufrieden sind, dann sei er ihnen gegönnt.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Bitte erst einmal diese Mahler3 hören und sehen!


    Das letzte, was mir bei diesem Konzert in den Sinn gekommen wäre ist, mich nach Celibidache zu sehnen...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Currentzis - [...], aber nachdem mir youtube mehrmals schon Tschaikowsky 5 mit Currentzis angeboten hatte, habe ich mir sie jetzt mal angesehen. Na ja auf jeden Fall interessant. Ganz anders eben, aber deshalb besser? Das Hauptthema kommt tänzerisch daher, viele Phrasierungen sind neu, der letzte Satz im zweiten Teil überhastet, da wird schließlich nur so drauflos geschmettert. Ich räume ein, das ist alles nicht wirkungslos, aber ist es Tschaikowsky?

    Hierzu ein Zitat aus dem Programmheft des nämlichen Konzertes in der Hamburger Elbphilharmonie: "Ich dirigiere Tschaikowsky nicht anders, ich dirigiere ihn richtig.". - Ob nun richtig oder nicht, wie weiter oben bereits geschrieben, erschien mir in diesem Konzert Tschaikowskys 5te nicht so vollkommen neu oder anders, sondern im Rahmen der interpretatorisch möglichen Bandbreite durchaus natürlich und organisch musiziert. Den Konzertmitschnitt aus Stuttgart habe ich mir allerdings bis jetzt noch nicht angeschaut.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Currentzis - den Namen hatte ich schon immermal gehört, konnte bis jetzt wenig damit anfangen. Zu Mahler 3 kann ich noch nichts sagen, aber nachdem mir youtube mehrmals schon Tschaikowsky 5 mit Currentzis angeboten hatte, habe ich mir sie jetzt mal angesehen. Na ja auf jeden Fall interessant. Ganz anders eben, aber deshalb besser?

    Hallo, timmiju,


    mir ging es ja bis vor etwa 2-3 Jahren ebenso. Ich kannte den Namen nicht. Dann sah ich auf arte einige Übertragungen unter seiner Leitung und dem Orchester MusicAeterna bei einem Gastspiel in Frankreich. Darunter die 6. Tschaikowski und Tschaikowski b-moll-Klavierkonzert. Ich war schockiert, das war Musik, die ich so nicht kannte. Dazu stellte ich mir Dirigenten immer anders vor, im Frack oder zumindestens im gepflegtem Outfit. Das fehlte. Weiterhin sah ich eine Doku über ihn "Currentzis - Der Klassikrebell" und eine Doku von Ioan Holender beim Besuch im Opernhaus Perm (welches ich sehr gut kenne). Currentzis wurde tatsächlich von mir so eingeschätzt, daß er nie zu meinen Favoriten gehören wird. Allerdings gab mir zu denken, daß der Fachmann Holender neben seinem teils provokanten Auftritten (ich habe ihn mit freiem Oberkörper dirigieren sehen, kann sein, daß es eine Probe war) seinen Don Giovanni in Perm über den grünen Klee lobte. Noch nie habe er Mozart so gehört, und das sagte ein Opernexperte!! Dann bekam ich mit, daß er als Chef nach Stuttagrt gehen wird und sagte mir "Ach, die Ärmsten!" So weit zu den Vorurteilen.


    Aber die hielten mich nicht davon ab, die Übertragung von Mahler3 zu sehen und zu hören. Ich habe darüber geschrieben. Ab dem ersten Einsatz der Hörner machte ich nur noch "waaaaauuuuu", und das hielt 100 min an. Jetzt freue ich mich auf weitere Konzerte mit ihm, die hoffentlich auch im TV kommen. Nach Stuttgart kann ich nicht fahren zum Liveerlebnis, ich habe Fahrverbot mit meinem Diesel von Daimler in Stuttgart (dank an die DUH, die das klagend durchgesetzt hat). Ich wiederhole, daß ich meine Meinung beginne zu revidieren, wobei ich durchaus weiß, daß eine Schwalbe noch keinen Sommer macht und daß meine durch kein Musikstudium nur auf Emotionen beschränkte Wahrnehmung beruht und dadurch laienhaft und nicht verallgemeinerungswürdig ist. Aber auch ich habe die Empfindung für Tempi, für richtige Einsätze, für Lautstärke usw und kann daraus Vergleiche nach meinem Gusto ableiten. Ich bin mir im Klaren darüber, daß andere anders denken (auch auf außermusikalischen Gebieten) als ich. Aber ich würde Dir schon raten, Mahler 3 unter ihm mal zu erleben, allein, im stillen Kämmerlein.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Bitte erst einmal diese Mahler3 hören und sehen!


    Das letzte, was mir bei diesem Konzert in den Sinn gekommen wäre ist, mich nach Celibidache zu sehnen...

    Das letzte, was Celibidache in den Sinn gekommen wäre, ist Mahler zu dirigieren.:D

    Aber ich werde mir mal die Mahler 3 mit Currentzis antun.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Das letzte, was Celibidache in den Sinn gekommen wäre, ist Mahler zu dirigieren.

    Naja, die Kindertotenlieder hat er gemacht. Mehr kenn ich allerdings auch nicht. Warum eigentlich? Zu wenig Gefühl für Tempo? Das hat jetzt nichts mit Currentzis zu tun.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Naja, die Kindertotenlieder hat er gemacht. Mehr kenn ich allerdings auch nicht. Warum eigentlich? Zu wenig Gefühl für Tempo? Das hat jetzt nichts mit Currentzis zu tun.

    La Roche

    Ja das ist erstaunlich. Denn immerhin hat er sich dahingehend geäußert: " Ich habe nie Mahler dirigiert und werde es auch nicht tun. Mahler ist eine der peinlichsten Erscheinungen der Musikgeschichte".

    Aber - was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

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