Robert Kahn (1865-1951)

  • Hallo zusammen,



    Robert Kahn (1865-1951)
    Kammermusik Vol. 1 - Sonaten für Violine & Klavier Nr. 1-3


    Julia Bushkova, Arsentiy Kharitonov
    Toccata, DDD, 2013


    Der in Mannheim geborene Romantiker Robert Kahn hat unter anderem einiges an Kammermusik hinterlassen und ist in diesem Subgenre zunehmend gut auf CD dokumentiert. Seine Klaviertrios sowie Werke für Violine und Klavier sind bei CPO erschienen, letztere Kompositionen sind ebenfalls bei Toccata greifbar. Außerhalb der Kammermusik sieht es allerdings (noch) verdammt mau aus.


    Kahn wurde von den Nazis zu Emigration gezwungen und verbrachte ein Gutteil seines Lebens in England. Während seiner Zeit in Deutschland war er pianistischer Begleiter hochkarätiger Künstler, wie z. B. Joseph Joachim, dem er seine erste Violinsonate widmete.
    Der Komponist wirkte zudem pädagogisch, mit solch bekannten Schülern wie z. B. Ferdinand Leitner oder Arthur Rubinstein.


    Obwohl diese spätromantische Musik meinem „Beuteschema“ in hohem Maße entspricht, will der Funke trotz zweier Hördurchgänge nicht recht überspringen. Bisher komme ich nicht über ein „ganz nett, aber nicht überlebenswichtig“ hinaus, so dass ich noch ein wenig „Hörarbeit“ werde investieren müssen. Die CPO-Produktion der Werke für Violine und Klavier mit Elina Vähälä und Oliver Triendl verfügt derzeit bei jpc über 9 Bewertungen, mit einem Notendurchschnitt von 2,6 (von 5 möglichen) Sternen. Vielleicht doch ein Hinweis, dass die musikalischen Qualitäten beschränkt sind?



    Viele Grüße
    Frank

  • Ich habe mich mit zahlreichen Ausgrabungen "bevorratet" und besitze aus diesem Grund die in Beitrag 1 gezeigte Doppel CD mit sämtlichen Klaviertrios von Robert Kahn, Sie ist noch originalversiegelt, aber ich werde sie aus gegebenem Anlass heute oder morgen zumindest auszugsweise hören. Dennoch habe ich versucht mir ganz kurz ein erstes Bild an Hand der cpo Klangschnippsel zu machen, und ich finde es klingt nach unbekanntem Brahms.
    Allerdings kann ich nicht umhin meine Bemerkung zu anonymen Bewertungen in Form von Punkten durch anonyme Nutzer zu machen: Jeder Depp kann hier unkontrolliert Punkte vergeben. Die Kompetenz des "Rezensenten" ist unkontrollierbar. Er braucht seine Entscheidung weder zu begründen noch mit seinem Namen dafür grade zu stehen, Ein zweifelhafter Maßstab von Qualität wo Krethi und Plethi ihr Urteil abgeben können. Wer etwas zu solchen Aufnahmen zu sagen hat, sollte es so tun, daß seine Meinung transparent ist und nachvollzogen werden kann oder nicht.


    Hier 3 Auszüge von Rezensionen bekannter Klassik- bzw. Kultur- Periodica, veröffentlicht bei unserem Werbepartner jpc:


    klassik-heute. com 05 / 2014: »Seine Musik hat Substanz, eingängige und zugleich noble melodische Erfindung ist stets vorhanden, das Handwerkliche steht über jeglichem Zweifel, und doch ist sie nie belehrend akademisch. Kahn beherrschte alle Kunststücke des polyphonen Satzes auf der Höhe der Epoche, doch komponierte er nicht demonstrativ kontrapunktierend wie mache durchaus exzellente Meister wie Draeseke oder der Schwede Stenhammar, sondern verbarg die Kunstfertigkeit stets diskret im geschmeidigen Fluss der melodischen Linie, wie dies ja gerade Brahms so vollendet vorgelebt hatte. Die Darbietungen des Hyperion Trio zeugen von eingehender Beschäftigung und innigem Zusammenspiel und sind ein glänzendes Plädoyer für einen Meister, der es wahrhaft verdient hat, wieder zur Kenntnis genommen zu werden.«
    Kultur Spiegel 08 / 2014: »Die Melodien des Brahms-Schülers Robert Kahn sind ein besonders glücklicher Fund: Charaktervoll, in warmen Harmonien und perfekt gebaut, gerieten die Stücke offenbar nur wegen ihrer Entstehung zwischen 1893 und 1914 als Spätblüten ins Abseits. Kahns edler Klassizismus würde jedes Kammermusikprogramm zieren.«
    Ensemble 08 / 2014: »Tatsache ist, dass das Hyperion-Trio sich auf dieser auch in punkto Klang und Ausstattung vortrefflichen Doppel-CD zum berufenen Anwalt dieses ewigen Romantikers macht.«


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Allerdings kann ich nicht umhin meine Bemerkung zu anonymen Bewertungen in Form von Punkten durch anonyme Nutzer zu machen: Jeder Depp kann hier unkontrolliert Punkte vergeben. Die Kompetenz des "Rezensenten" ist unkontrollierbar. Er braucht seine Entscheidung weger zu begründen noch mit seinem Namen dafür grade zu stehen, Ein zweifelhafter Maßstab von Qualität wo Krethi und Plethi ihr Urteil abgeben können. Wer etwas zu solchen Aufnahmen zu sagen hat, sollte es so tun, daß seine Meinung transparent ist und nachvollzogen werden kann oder nicht.

    Das ist zwar prinzipiell richtig, aber warum sollte jemand gerade diese inhaltlich allemal sehr "spezielle" CD (Klassik & Kammermusik & Nische) böswillig negativ bewerten? Jemand, der ein solches Programm erwirbt, wird es vermutlich auch zu werten wissen. Meine Kenntnis nach existiert selbst hier im Forum kein "Kompetenznachweis", als Voraussetzung für Postings. Wie sollte dieser auch aussehen?


    Die positiven Besprechungen der Klaviertrios durch professionelle Kritiker fallen eindeutig aus. Mein Hinweis bezog sich explizit auf die jpc-Bewertungen der Werke f. Violine und Klavier (cpo). Dazu Klassik.com:


    Zitat

    Kahns Violinwerke, so lässt sich nach mehrmaligem Hören der Produktion resümieren, bietet zwar immer wieder schöne Momente, die sich kammermusikalisch wunderbar ausmusizieren lassen, wirken aber dennoch aufgrund ihre eklektischen Haltung in vielen Fällen harmlos und wenig attraktiv, zumal sich die Überraschungsmomente innerhalb der Stücke in Grenzen halten. Den geringen Bekanntheitsgrad der Werke allein darauf zurückführen zu wollen, dass Kahn seinen Lebensabend im Exil verbrachte und nach 1945 nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprach, erscheint angesichts der häufig in sich kreisenden und gelegentlich auch recht ideenarmen Musik allzu stark verkürzt. Erfreulich ist es immerhin, dass diese Doppel-CD von cpo sämtliche entsprechenden Werke dokumentiert; ob die Veröffentlichung aber zu einer Neubewertung des Komponisten und seines Schaffens beitragen kann, bleibt abzuwarten.


    Viele Grüße
    Frank

  • Schallmütze auf und dritter Versuch. Und ja, dankenswerter Weise darf ich mich korrigieren, denn so langsam nimmt der Kahn Fahrt auf... :angel: Einmal mehr zeigt sich, wie trügerisch voreilige Urteile sind. Beim heutigen Durchgang haben mir Kahns Sonaten 1 bis 3 nicht nur "ganz gut", sondern tatsächlich sehr gut gefallen. Das ist melodienseelige, gut gemachte Romantik in ständiger Brahmsnähe, reich an Dramatik und wundervoll lyrischen Momenten, die für meinen Geschmack jedoch nie unter Kitsch-Verdacht geraten. Mehr davon !

    Viele Grüße
    Frank

  • Ich beziehe mich nur kurz auf die Rezension bei klassik.com.
    Ohne daß mir der Rezensent bislang ein Begriff war, habe ich sofort nach lesen des Textes gewusst, aus welcher "Ecke" er kommt. "Spannungsarm- wenig Überraschungseffekte - eklektische Haltung"
    Was assoziiere ich mit diesen Ausdrücken ? Hier schreibt ein Freund der Musik des 20. Jahrhunders.
    Und ich sollte recht behalten. Der Autor ist ein anerkannter Musikwissenschafter und bekleidet diverse Funktionen, ist sicher ein Fachmann auf seinem Gebiet. Dennoch ist es so, daß auch beim neutralsten Kritiker die persönlichen Vorlieben und Abneigungen hervortreten, wobei gesagt werden muss, dass die gesamte Kritik von Prof Drees wesentlich positiver ist als der zitierte Ausschnitt.Er vergab unter Repertoirewert 4 von 5 möglicjen Punkten
    Ungeachtet dessen, tippte ich von Anhieb auf einen Freund der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts - Bingo
    Das ist sein Spezialgebiet.


    Das soll aber die Kritik auch nicht in Frage stellen. Ich werde mit - wie bereits versprochen - Kahn etwas näher unter die Lupe nehmen und dann feststellen ob hier Übereinstimmung besteht - oder nicht...


    In einem Punkt stimme ich indes schon a priori mit dem Rezensenten überein: Diese Veröffentlichung wird keine Kahn-Renaissance einleiten - ebensowenig wie dies bei zahlreichen anderen "Epigonen" und "Eklektikern" die man "wiederenteckt" hat, der Fall war....


    mfg aus Wien
    Alfred


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Inzwischen habe ich mit das Klaviertrio Nr 1 angehört. Die Brahms- Nähe ist unüberhörbar und ich würde das als Plus werten. Kahn hat Brahms persönlich gekannt und quasi "Privatunterricht" bei ihm genommen, Brahms war am Schaffen des jungen Robert Kahn sehr interessiert und machti ihn auch auf Schwachstellen aufmerksam - ungeschminkt und ungeschönt - wie es bei Brahms eben war.
    Das Trio Nr 1 ist dreisätzig (Allegro - Andante - Allegro con fuoco)
    Trotz Brahmsnähe ist das Werk nicht epigonenhaft, sondern durchaus eigenständig.
    Es würde als unbekannter Brahms IMO jederzeit durchgehen, vielleicht ist Kahn ein wenig forscher als sein Vorbild, aber das kann auch trügen. Ich habe die Hörsitzung sehr genossen und fand hier nichts trocken-akademisches oder sprödes. Es ist natürlich eine Frage der Erwartungshaltung: Ich erwarte mir von einem unbekannten "wiederentdeckten" Werk hauptsächlich, daß es meinen musikalischen geschmack trifft und mich sozusagen "erfreut" Mir ist dabei völlig egal ob es sich dabei um einen innovativen oder originellen Komponisten handelt, Hauptsache mein "musikalischer Anspruch" wird befriedigt, was bei zeitgenössischen Komponisten bei mir nur selten der Fall ist. Hier sehen wir schon den unterschiedlichen Zugang zwischen einem Liebhaber zeitgenössischer Töne und mir.....


    mfg aus Wien
    Alfred


    PS: Die CD enthält sämtliche Klaviertrios von Robert Kahn. Es sind VIER und NICHT SECHS, wie bei der deutschen Wikipedia (bis dato) fälschlich angegeben.....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Erst gestern und heute habe ich, wie 2016 versprochen, das Klaviertrio Nr 2 (und erneut die Nr 1) abgehört. Mein Eindruck ist in etwa der gleiche wie bei der Abhörsession von damals. Eher lieblich als dramatisch, gelegentlich abr auch etwas saftiger - mir fiel heute das Wort "behaglich" dazu ein, ein gewisses "bildungsbürgeliches Wohlbefinden" (aber NICHT "akademisch trocken)

    Mit dieser idyllischen Musik um die Wende zum 20. Jahrhundert, die ja noch vom 19. geprägt ist. könnenheute viele Leute nichts abfangen, sie wollwn Brüche und spröde aufwühlende Stellen hören.

    Deshalb gibt es ja die hier gezeigte 2 CD Box um 2.99 Euro !!


    Die CPO-Produktion der Werke für Violine und Klavier mit Elina Vähälä und Oliver Triendl verfügt derzeit bei jpc über 9 Bewertungen, mit einem Notendurchschnitt von 2,6 (von 5 möglichen) Sternen. Vielleicht doch ein Hinweis, dass die musikalischen Qualitäten beschränkt sind?

    Immerhin hat sich der "Notendurchschnitt" auf 3.7 verbessert. Wenn man die Wertung jenes offensichtlichen Psychopathen rausrechnet, der das gesamte Internet mit seinen anonymen 1 Sterne Bewertungen verseucht, dann wäre der Notendurchschnitt sogar höher....:hahahaha:


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Violinsonate Nr.1 op.5 in g-moll


    Ich habe mir die oben vorgestellte CD inzwischen natürlich zugelegt. Und heute erstmals die Violinsonate Nr 1 op.5 daraus gehört. Beim ersten mal Hören entsteht in der Tat ein gewisser Eindruck von "altmodischer Beliebigkeit, der aber beim zweiten Mal sofort verschwindet.Das gilt in unterschiedlicher Form auch für alle anderen "Brahms-ähnlichen" Komponisten

    Ob das bei Brahms selbst auch der Fall ist, das werden die Hörer unterschiedlich beurteilen, die meisten werden das energisch verneinen - Brahms ist gewissermaßen sakrosankt - weil schon zu berühmt.(?)

    Warum aber ist das so ?

    Ich meine, weil dies Musik eben für Hörer des 19. Jahrhunderts geschrieben wurde . und unsere Ohren (soge meine ein wenig !) durch die neuere Musk verdorben ist, man erwartet sich Neuerungen und Entwicklungen - und das wollte oder konnte Kahn nun nicht bieten. Ich tippe auf ersteres) Andere Komponisten machte eine gewisse Metamorphose durch (nicht immer zum Vorteil, meine ich) oder ersparten sich das durch einen relativ frühen Tod. Wie schaut das aber bei den Komponisten des 18. Jahrhunderts aus ? Die sind - ausser den grössten heute auch weitgehend aus den Spielplänen verschwunden - und dann gibt es noch diese grässlichen Anpassungsversuche an "unseren" Zeitgeschmack - Boshafter - und ironischerweise unter dem Deckmantel "historisch informierter" Interpretation....

    All das finden wir bei Kahn nicht. Es ist "brave" "brahmsnahe" Musik, geradezu provokativ "bürgerlich" ausgewogen

    Die Violinsonate Nr 1op 5, die ich heute gehört habe, war es, die Brahms (1886) veranlasste, sich lobend* zu äussern und Kahn nach Wien einzuladen und ihm einige Unterichtsstunden zu geben. Auch Clara Schumann schätzte das Werk, sie spielte den Klavierpart und macht eine äusserst positive Eintragung in ihrem Tagebuch darüber....

    Gewid met ist die Sonate dem Geiger Josph Joachim (1831-1907)


    mfg aus Wien

    Alfred



    *) eine Auszeichnung sondergleichen, denn Brahms galt als besonders kritisch und nich besonders freundlich im Umgang mit Menschen

    (was in Wien indes nicht besonders auffiel ^^:hahahaha:)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Violinsonate Nr.2 op.26 in a-moll


    Die Sonate Nr 2 stammt von 1897 und ist dem tschechischen Geiger Karel Halir gewidmet (1859-1909), einem Schüler von Anton Bennewitz und Joseph Joachim.

    Die Sonate Nr 2 ist dreisätzig und mit einer Spielzeit unter 17 Minuten die kürzeste der 3 Sonaten, sie ist virtuoser als die erste.

    Insbesondere der tänzerisch beschwingte 3. Satz - mt spanischem Flair versehen - ist markant und und wird das zeitgenössische Publikum bestimmt begeistert haben.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Violinsonate Nr.3 op.50 in E-dur


    Die Sonate entstand 1906 in Berlin. sie ist Karl Halir (1859-1909) gewidmet- Anders als bei den anderen vorangehenden Sonaten teilt Kahn die drei Sätze in zwei relativ kurze am Anfang, gefolgt von einem extrem langen Finalssatz. dessen Spieldauer erheblich länger ist, als der erste und zweite Satz miteinander. Auffallend der Kontrast zwischen melancholischen Passagen, die stets durch agressivere, feurigere Stellen unterbrochen werden, die aber am Ende duch unterlegen bleiben.


    1) Andante sustenuto - Presto

    2) Allegro molto vivace

    3) Adagio - Allegro eneergico - Andante sustenuto


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    Hier eine Kostprobe - in einer anderen Besetzung



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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