Zu Levy Sekgapane (Vorgestellt im Beitrag 109)
Als ich im Herbst 2016 hier Levy Sekgapane vorgestellt habe, schrieb ich:
… war ich verblüfft, dass er auch in dem großen Haus sich mit seinem strahlenden Tenor mühelos behaupten konnte.
Vergleicht man ihn etwa mit Lawrence Brownlee, dann mag man noch Mängel in der Koloraturtechnik feststellen, auch sind nicht alle Phrasierungen gelungen. Aber die Stimme und die Energie, mit der er singt, entschädigen. Und die hohe Musikalität.
Jetzt habe ich wieder Gelegenheit gehabt, den jungen südafrikanischen Tenor zu hören und war überrascht, wie er sich im Belcanto-Stil vervollkommnet hat. Er hat in den letzten Jahren in den verschiedensten Produktionen Lindoro, Almaviva, Libenskof, Ramiro und Narciso, Ernesto und Nemorino gesungen und von dieser Beschränkung auf Rossini und Donizetti-Partien sehr profitiert.
In einem Interview habe ich auch gelesen, dass er alte Gesangsschulen studiert und viele Aufnahmen der Belcantisten aus der Frühzeit der Tonaufzeichnungen (de Lucia, Bonci, Anselmi, Sobinov und Smirnov) sehr intensiv angehört hat. Diese Vorbilder ahmt er nicht nach, aber er hat dadurch hörbar ein Gefühl für die Geheimnisse des Belcanto bekommen. Das zeigen seine leichte Tonemission, seine vorbildliche Diktion, seine unangestrengte Agilität, sein reich differenzierter Umgang mit der Tonstärke und die feinen Kolorierungen der Gesangslinien - vor allem aber auch seine behutsamen Auszierungen und Dekorationen. Ich habe zwei Aufnahmen auf Youtube gefunden, die dafür stehen. Die möchte ich hier mal präsentieren.
Die Nemorino-Arie singt er ähnlich wie Florez mit Verzierungen und einer Kadenz, die in stratosphärische Höhen führt. Ob beides nicht den melancholisch-sehnsuchtsvollen Ton der Arie stört, lasse ich mal dahingestellt sein. Aber man kann davon ausgehen, dass die großen Belcantisten sie etwa so gesungen haben. Und: Sekgapane versteht es, die ornamentale Ausschmückung der Gesangslinie nicht zum Selbstzweck zu machen, sondern ganz organisch aus Melodie entstehen zu lassen.
Das Duett aus Cenerentola singt er mit Florian Sempey, der hier im Beitrag #200 als NEUE STIMME vorgestellt wurde.
Beide Aufnahmen stammen aus dem Konzert MARIA CALLAS - UN VIE D'OPERA
Caruso41