Traditionelle Opernaufführungen im Vormarsch!!

  • Hier wurde eine Aufführung geschaffen, die in Konkurrenz jener aus London steht (siehe Beitrag Nr 2 in diesem Thread)


    Die von Dir empfohlene Coppola-Inszenierung aus Rom kann - wie ich finde - lediglich auf den ersten Blick überzeugen (siehe hier), ist aber schon auf den zweiten Blick arg langweilig (siehe hier).

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Man sehe übrigens wie präzise die Regie hier gearbeitet hat. Jede Bewegung bei den Gästen des Festes ist genau festgelegt, niemand steht unbeteilig erum, jeder nimmt auf seine Art Anteil.

    In der Tat, ein Anfang mit einer solchen Personenführung nimmt einen schon gleich dafür ein. Da geht es mir wie bei Peter Steins Zauberflöte, die ich auch bezaubernd fand, wo sich bei mir aber danach dennoch ein gewisses Unbehagen eingestellt hat, weil der Eindruck entstand, dass dabei vielleicht doch wichtige Tiefenschichten des Werks auf der Strecke geblieben waren. Das führt mich zu:


    Die von Dir empfohlene Coppola-Inszenierung aus Rom kann - wie ich finde - lediglich auf den ersten Blick überzeugen (siehe hier), ist aber schon auf den zweiten Blick arg langweilig (siehe hier).

    Wenn man vergleichen will: Bei Alfreds Link findet sich die entsprechende Szene ab 1:41:50.

  • Gerade ein "Standard gewisser Normen an Bildung" führt dazu, dass das Althergebrachte hinterfragt und ggf. auch eingerissen wird, um etwas Neues zu ermöglichen.

    Danke für Deine Disqualifikation meines Bildungsgrades. Ich sehe mir trotz zweier Hochschuldiplome (Chemie und Technische Kontrolle in der Chemie) sehr gerne Dürer oder Rembrandt an und mache um Guernica oder den Schrei einen Bogen. Damit verfehle ich wohl gewisse Bildungsnormen.


    Genauso geht es mir im Theater. Faust von und mit Gründgens ist mir tausendmal näher und lieber als eine Inszenierung, die beim Obduzieren einer Leiche in der Gerichtsmedizin beginnt (2000 gesehen) oder ein Rigoletto unter Affen oder ein Ring in der Ölbranche usw........


    Daraus auf mangelnde Intelligenz zu schließen läßt sich wohl nur mit der Überheblichkeit von Teilen des heutigen "Bildungsbürgertums" erklären.


    Viele Grüße von La Roche (dem aus dem Capriccio von Strauss)

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich sehe mir trotz zweier Hochschuldiplome (Chemie und Technische Kontrolle in der Chemie) sehr gerne Dürer oder Rembrandt an und mache um Guernica oder den Schrei einen Bogen. […] Faust von und mit Gründgens ist mir tausendmal näher und lieber als eine Inszenierung, die beim Obduzieren einer Leiche in der Gerichtsmedizin beginnt (2000 gesehen) oder ein Rigoletto unter Affen oder ein Ring in der Ölbranche usw........

    Machst Du um Guernica einen Bogen, weil es für Dich keine Kunst ist? Oder geht es eher darum, Unangenehmes oder Hässliches auszublenden, weil man sich damit nicht belasten will? Im ersten Fall muss man sich natürlich fragen lassen, wie weit es mit dem Kunstverstand her ist. Und im anderen Fall geht es ja nicht um Kunst, sondern um die psychische Disposition.

  • Lieber Dieter,


    mir geht es nicht darum, ob es Kunst ist oder nicht. Zweifelsohne ist Guernica ein hochaussagefähiges Kunstwerk. Genaus wie das Triptychon "Der Krieg" von Otto Dix (welches noch wesentlich aggressiver die fürchterlichen Folgen eines Weltkrieges darstellt als das Picasso-Gemälde zum Gemetzel in Guernica).


    Aber muß es mir deswegen gefallen? Muß ich meine Bildung daran messen lassen, ob ich mich davon angezogen oder abgestoßen fühle? Steht gar meine Psyche zur Disposition, weil ich friedliche Bilder auch mit Ausländern lieber sehe als Morden in Aleppo? Wir kommen hier sehr schnell in politische Diskussionen, die mit Recht hier nichts zu suchen haben.


    Also unterstelle mir bitte keine psychischen Defizite, weil mir der Frieden besser gefällt als der Krieg!! Und zweifle nicht an meinem Kunstverständnis, nur weil es sich mit Deinem nicht deckt.


    Ich glaube, ich blende mich für heute erst einmal aus.


    mit immer noch freundlichen Grüßen La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • DIESER Thread ist AUSSCHLIESSLICH dazu gedacht auf traditionelle Aufführungen hinzuweisen und diese Hinweise durch Links auf Files optischer und - so vorkanden - akustischer Natur zu intensivieren. Es gibt genügend andere Bereich wo über Kunst und Unkunst und deren angeblich intellektuelle Natur diskutiert werden kann.


    Alfred MOD 001

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Aber nein, ich wollte damit niemanden und gewiss nicht Dich disqualifizieren. Das liegt mir fern. Das Hinterfragen von Normen hat nichts mit abgehobenem Bildungsdünkel zu tun, ich finde es wichtig, um Neues zu ermöglichen. Es muss nur nicht selber zur Norm werden.
    Alfred hat hier übrigens ein paar Beispiele gepostet, die mich in ihrer Strenge und Konzentration auf die Charkatere durchaus ansprechen (bpsw. "Le Nozze di Figaro" in Beitrag #17).


    Viele Grüße
    Christian

  • Da von der Traviata die Rede war, möchte ich hier (leider gibt es im Netz mittlerweile die ganze Aufführung nicht mehr) eine Szene aus der traditionell inszenierten Aufführung aus Orange 2016 mit der unvergleichlichen Ermonela Jaho einstellen:


    Wer davon ungerührt bleibt, dem ist m.E. nicht zu helfen!

  • Da von der Traviata die Rede war, möchte ich hier (leider gibt es im Netz mittlerweile die ganze Aufführung nicht mehr) eine Szene aus der traditionell inszenierten Aufführung aus Orange 2016 mit der unvergleichlichen Ermonela Jaho einstellen: Wer davon ungerührt bleibt, dem ist m.E. nicht zu helfen!

    Danke, lieber Marcel, sehr gute Stimme und Darstellung. Und Du hast völlig recht, wer diese Oper liebt, der muß von "Addio del passato" gerührt sein.
    Eine dramatisch und musikalisch wunderbare Stelle, die mich fast immer tief berührt und ergreift. Dazu passend der fahle Klang der Oboe.
    Und eigentlich überhaupt, gerade der letzte Akt dieser wunderschönen Oper hat viele berührende und ergreifende Stellen für "Herz, Seele und Gefühl".
    Zum Vergleich habe ich mal meine Favoritin reingestellt.
    Viel Feude und Genuß wünscht
    CHRISSY


    https://www.youtube.com/watch?v=UAGJXwp7Vc8

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Aber nein, ich wollte damit niemanden und gewiss nicht Dich disqualifizieren.

    Lieber Christian,
    ist ja alles okay. Zwischen uns herrscht Frieden, und schließlich war Dein Beitrag allgemein gehalten und kein persönlicher Angriff.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • "Wer davon ungerührt bleibt, dem ist m.E. nicht zu helfen!"
    Da hast Du gewiss recht, lieber m.joho. Gerührt ist man von dieser gesanglichen Interpretation der so berühmten Arie. Aber als ich sie erstmals in den fünfziger Jahren von der Callas gesungen hörte, war ich mehr als gerührt: Ich war erschüttert.

  • Addio del passato ist auch mein Lieblingstück aus der Traviata. Die Wirkung auf der Bühne hat es aber nur, wenn es im Passenden Ambiente gesungen wird. Ich habe es auch schon erlebt, dass der zweite Teil davon gestrichen war, was mich sehr enttäuscht hat.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Wie man hört, soll in München der neue Andrea Chenier am kommenden Sonntag eine wunderschöne traditionelle Inszenieung werden. Das wäre nach Lady Macbeth von Mzensk schon die zweite normale Neuproduktion an der Bayerischen Staatsoper in einer Saison. Wunder gibt es immer wieder...

  • Lieber Figarooo,


    halte uns auf dem Laufenden. Ich hoffe, dass auch die Oper München den Wert der Originalwerke langsam zu begreifen beginnt.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Wie man hört, soll in München der neue Andrea Chenier am kommenden Sonntag eine wunderschöne traditionelle Inszenieung werden. Das wäre nach Lady Macbeth von Mzensk schon die zweite normale Neuproduktion an der Bayerischen Staatsoper in einer Saison. Wunder gibt es immer wieder...

    Die Kostüme sehen auf den vorab veröffentlichten Fotos in der Tat "historisch" und damit "traditionell" aus, mit der Beurteilung der Inszenierung würde ich dennoch warten. Der Regisseur heißt Philipp Stölzl, der bislang eher weniger für traditionelle Inszenierungen stand, man denke nur an den Wiener/Berliner "Troubadour". Aber vielleicht ist der ja auch so ein "Überraschungsei" wie Barrie Kosky, der ja völlig überraschend vor einem Jahr an der Komischen Oper auch einen ganz "klassischen" EUGEN ONEGIN gemacht hat. Man darf also gespannt sein, welche Inszenierung in dieser Szenierung, also welche Regie im Rahmen dieser "historischen" Bühnenbilder und mit diesen Kostümen dann tatsächlich stattfindet.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Addio del passato ist auch mein Lieblingstück aus der Traviata.
    Die Wirkung auf der Bühne hat es aber nur, wenn es im Passenden Ambiente gesungen wird.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Ja natürlich, lieber Gerhard, völlig richtig, was denn sonst. Gerade solche berührenden und gefühlvollen Stücke entfalten nur ihre musikalische beeindruckende Wirkung,
    wenn sie im Einklang mit Kostüm und Bühnenbild stehen und darüber hinaus darstellerisch und stimmlich hervorragend sind (s. Link 38 u. 39).
    Ein Sperrmüllsofa oder eine fast leere Bühne wie in der Semperoper, erzielen solch eine Wirkung nicht!!!
    Herzlichst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ja natürlich, lieber Gerhard, völlig richtig, was denn sonst. Gerade solche berührenden und gefühlvollen Stücke entfalten nur ihre musikalische beeindruckende Wirkung,
    wenn sie im Einklang mit Kostüm und Bühnenbild stehen und darüber hinaus darstellerisch und stimmlich hervorragend sind (s. Link 38 u. 39).
    Ein Sperrmüllsofa oder eine fast leere Bühne wie in der Semperoper, erzielen solch eine Wirkung nicht!!!
    Herzlichst
    CHRISSY


    Und das werde ich nie verstehen. :no: Entscheidend ist doch, dass da eine Frau, ein Mensch, Abschied vom Leben nimmt. Da kommt es doch nun wirklich überhaupt nicht darauf an, ob die passenden Möbelstücke auf der Bühne herumstehen und ob Violetta historisch "korrekt" gekleidet ist. Wichtig ist, dass diese Stimmung musikalisch und schauspielerisch glaubhaft verkörpert wird. Ich kapiere wirklich nicht, warum Euch diese Nebensächlichkeiten so viel bedeuten, gerade hier nicht.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Manchmal habe ich den Eindruck, es geht da ums Prinzip. Anders kann ich mir jedenfalls den hier oft gezeigten Mangel (oder vermutlich besser gesagt den Unwillen) an Differenzierungsvermögen bei Menschen, die ich nicht für dumm halte, nicht erklären.


  • Und das werde ich nie verstehen. :no: Entscheidend ist doch, dass da eine Frau, ein Mensch, Abschied vom Leben nimmt. Da kommt es doch nun wirklich überhaupt nicht darauf an, ob die passenden Möbelstücke auf der Bühne herumstehen und ob Violetta historisch "korrekt" gekleidet ist. Wichtig ist, dass diese Stimmung musikalisch und schauspielerisch glaubhaft verkörpert wird. Ich kapiere wirklich nicht, warum Euch diese Nebensächlichkeiten so viel bedeuten, gerade hier nicht.

    Weil zu einer glaubhaften musikalisch und schauspielerischen Darstellung, solche "Nebensächlichkeiten" dazu gehören.
    Sie runden nicht nur das Gesamtbild ab, sie perfektionieren es. So einfach ist das.
    Wem weniger, oder fast nichts auch genügt und gefällt - nichts dagegen, der wird z. B. in der Dresdner Semperoper bestens bedient.
    (s. auch meinen früheren Btr. "La Traviata in der Dresdner Semperoper" im Thread "Gestern in der Oper").
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Und das werde ich nie verstehen. :no: Entscheidend ist doch, dass da eine Frau, ein Mensch, Abschied vom Leben nimmt. Da kommt es doch nun wirklich überhaupt nicht darauf an, ob die passenden Möbelstücke auf der Bühne herumstehen und ob Violetta historisch "korrekt" gekleidet ist. Wichtig ist, dass diese Stimmung musikalisch und schauspielerisch glaubhaft verkörpert wird. Ich kapiere wirklich nicht, warum Euch diese Nebensächlichkeiten so viel bedeuten, gerade hier nicht.



    Dann akzeptiere es doch einfach endlich mal nur. Es geht bei der Sache nicht ums Prinzip sondern um ästhetisches Empfinden. Und das ist nunmal bei jedem anders ausgeprägt. Und das meine ich jetzt noch nicht einmal wertend.


    Ansonsten gilt, was Alfred weiter oben schon einmal sagte. Dieser Thread soll frei bleiben von Diskussionen.

  • Zit: "Dieser Thread soll frei bleiben von Diskussionen."


    Wäre dem tatsächlich so, dann hätte er - für mich jedenfalls - keinen Wert. Er enthält ja doch in seinem thematischen Ansatz ein zur Reflexion und Diskussion geradezu herausforderndes, ja diese reklamierendes begriffliches Element: Das Wort "traditionell".

  • Er enthält ja doch in seinem thematischen Ansatz ein zur Reflexion und Diskussion geradezu herausforderndes, ja diese reklamierendes begriffliches Element: Das Wort "traditionell".

    In der Tat ist das in diesem Zusamenhang ein problematischer Begriff, weil es hier inzwischen ganz andere "Traditionen" gibt als die hier beschworene, die ja kaum noch vorhanden ist.
    Ähnliches gilt für den Begriff "konventionell", weil heute ganz andere "Konventionen" üblich sind als diejenigen, zur deren Bezeichnung dieser Begriff eigentlich mal geprägt und verwendet wurde.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Im übrigen wurde die Diskussion nicht von mir begonnen, sondern von Gerhard und Chrissy, die eine These formuliert haben.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Im übrigen wurde die Diskussion nicht von mir begonnen, sondern von Gerhard und Chrissy, die eine These formuliert haben.

    Ich habe nicht diskutiert, auch nicht die Absicht gehabt. Ich habe lediglich meine Meinung geäußert, von mir aus auch "eine These formuliert".
    Und um jeglichem aus dem Wege zu gehen, empfehle ich wirklich meine damaligen Rezension durchzulesen, die zu diesem Thema absolut passend ist.
    (bei Suchbegriffe eingeben: "La Traviata in der Dresdner Semperoper" im Thread "Gestern in der Oper").


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ich habe nicht diskutiert, auch nicht die Absicht gehabt. Ich habe lediglich meine Meinung geäußert, von mir aus auch "eine These formuliert".


    Ich habe nichts gegen Diskussionen, ganz im Gegenteil. Aber ich akzeptiere natürlich, dass Alfred in diesem Thread nur Hinweise auf traditionelle Inszenierungen sehen möchte. Nur wollte ich gegenüber der Ansicht, dass die Arie nur in entsprechenden Kulissen wirkt, eben meine Meinung äußern, die eine andere ist. Und jetzt bin ich auch still. :stumm:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Entscheidend ist doch, dass da eine Frau, ein Mensch, Abschied vom Leben nimmt. Da kommt es doch nun wirklich überhaupt nicht darauf an, ob die passenden Möbelstücke auf der Bühne herumstehen und ob Violetta historisch "korrekt" gekleidet ist. Wichtig ist, dass diese Stimmung musikalisch und schauspielerisch glaubhaft verkörpert wird.

    Nur kurz als Anmerkung: Die Uraufführung war 1853, die Romanvorlage ist von 1848. Was das Publikum damals als Milieuschilderung auf der Bühne zu sehen bekam, war also gar nichts Historisches, sondern etwas sehr Aktuell-Gegenwärtiges, gerade was die "Stimmung" der Kulissen angeht. Heute dagegen, im Jahr 2017, wollen manche Opernbesucher aber unbedingt was sehen, was Lichtjahre entfernt ist vom eigenen Lebensmilieu, also was Historisch-Verstaubtes von 1853, statt etwas störend Aktuelles, von dem sie die schöne Opernillusion so weit wie nur möglich entfernt halten soll. Also niemand von ihnen interessiert sich für die so gar nicht historisierende, aktuell-realistische Milieuschilderung der Uraufführung von 1853, ist zu konstatieren. "Aufführungstreu" mit Blick auf das Original ist die historisierende Aufführung von heute also keineswegs. :D Bei so mancher Diskussion hier möchte man solche Fragen von der ollen Penne stellen, die der Deutschlehrer drauf hatte: Was ist das Thema? Was ist das eigentlich Dargestellte? Wie verhält sich das Dargestellte zum Erlebnishorizont des Publikums damals und heute? Das gehört zur Dramaturgie des Publikums. Aber hier soll es ja nicht um Diskussionen gehen. :untertauch:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Obwohl es hier nicht um Diskussionen gehen soll: Holger, Du scheinst zu vergessen, ädass (glücklicherweise) die Musik von 1853 mit der Musik unserer Tage kaum etwas zu tun hat. Das spricht doch wirklich für die Forderung die Oper als Museum überleben zu lassen und sie nicht durch das RT zu vernichten.

  • Heute dagegen, im Jahr 2017, wollen manche Opernbesucher aber unbedingt was sehen, was Lichtjahre entfernt ist vom eigenen Lebensmilieu, also was Historisch-Verstaubtes von 1853, statt etwas störend Aktuelles, von dem sie die schöne Opernillusion so weit wie nur möglich entfernt halten soll.


    Können "manche" unentwegt landauf und -ab, da Euer Regietheater ja oberlehrerhaft meint, das gesamte Publikum zwangsbeglücken zu müssen. Irgendwie typisch: Genauso wenig wie Eure Idole beim Publikum willkommen sind, genauso macht Ihr Euch in diesem Thread breit. Versteht sich von selbst, dass dabei dieselben belehrenden Vokabeln runtergeleiert werden. Mit Verlaub: Ihr staubt!!!! Schwing die Hufe, Doktor.

  • Das spricht doch wirklich für die Forderung die Oper als Museum überleben zu lassen.

    Ja, die Idee vom Museum finde ich auch wirklich bedenkenswert und ziemlich faszinierend. Andre Malraux sprach einst vom "imaginären Museum". Wenn der Dürer neben dem Rembrandt, der Rembrandt neben dem Monet und der Monet neben dem Picasso hängt, dann bedeutet das, dass die Bilder aus ihrem ursprünglichen Milieu gerissen werden und eine eigene "Museumsrealität" bekommen. Im 17. und 18. Jhd. hat man praktisch nur zeitgenössische Opern gehört. Wir dagegen hören heute Mozart, morgen Gounod, übermorgen Schreker und dann vielleicht am nächsten Tag Reimanns "König Lear", danach dann Wagner oder Verdi usw. Der Kontext von Mozart ist also nicht die Mozartzeit, sondern unsere zeitübergreifende opernmuseale Kette "Mozart, Gounod, Schreker, Reimann, Wagner, Verdi... " Das prägt wohl doch unser Hören und unsere Wahrnehmung des Bühnengeschehens, das viel weniger milieu- und zeitgebunden ist wie zur Mozartzeit. Das können wir einfach nicht verleugnen. Und dazu passen dann die heutigen wenig oder weniger zeitgebundenen Inszenierungen bzw. Bühnenbilder durchaus. Gerade das ist mit der Idee des imaginären Museums sehr wohl vereinbar, finde ich. :) :hello:

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