Bach, Johann Sebastian: Goldberg-Variationen

  • Lieber Christian ,
    Michael Stegemann hat in einer enormen Fleissarbeit alle Wesentliche zu Gould zusammengetragen , das bei Drucklegung erhältlich war .
    Interessante Briefe Goulds an seine Hörer ( Kritiker und Bewunderer )
    findest Du in dem Buch "Denkanstösse 2000" .
    Es gibt darüber hinauis auch Briefzusammenstellungen .
    In der Unibibliothek Heidelbergs findest Du alle diese Werke mit Sicherheit .
    Beste Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna
    In der Unibibliothek Heidelbergs findest Du alle diese Werke mit Sicherheit .


    Merci! Werde dann mal gleich das Orakel, sprich den OPAC befragen!


    Herzliche Grüße, :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna
    Glenn Goulds eigene Texte lesen !
    Das reicht dann völlig aus .
    FGB


    Da ich ein eigenes Leben habe ist es mir unmöglich mich wirklich mit dem Leben jedes einzelnen so intensiv zu beschäftigen.


    Die Frage noch dem konkreten Text wurde aber glücklicherweise unten noch beantwortet!

  • Liebe Taminos


    Trotz Richards bedenken möchten wir die Aufnahme von Angela Hewitt des Labels hyperion erwähnen. Zu unserem Erstaunen wurde die kanadische Pianistin, die sich sehr intensiv mit dem Werk Bachs auseinandergesetzt hat, in diesem Thread noch nicht vorgestellt. Wir sind bereits bei der Labelvorstellung hyperion auf die Bach-Aufnahmen der Pianistin zu sprechen gekommen und wollen daher nur noch kurz Attila Csampai zitieren:
    ich kann nur sagen, es ist für mich die suggestivste, lebendigste, raffinierteste Interpretation des Zyklus seit Goulds zweiter Aufnahme von 1981.
    Vielleicht sind wir nicht ganz so euphorisch wie der Musikkritiker Herr Csampai, doch gefällt uns die Aufnahme ebenfalls sehr gut.



    Sonnige Grüsse


    romeo&julia

  • Lieber Christian ,
    die Bücher von Michael Stegemann und seine Booklets zu den Aufnahmen Goulds sind eine gute Fundgrube sowie das Buch "Denkanstösse 2000 " - hier findest Du Briefe an und von Gould - sind sehr aufschlussreich .
    Es gibt aber auch gleichwertige Bücher wie das von Stegemann .
    Herzliche Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Sehr geehrter Besucher des Tamino-Klassik-Forums,


    ich möchte Sie als sachkundige Besucher dieses Forums in folgender
    Angelegenheit um Ihre möglichst konstruktive Kritik, Meinung vielleicht auch
    um Ihre Hilfe bitten.


    Meine Verwandte Dorrit Maria Hanke ist Pianistin und Komponistin. Nachdem
    sie ihren Sohn Gregor Hanke der Musik zugeführt hat, widmet sie sich wieder dem Aufbau und der Weiterführung ihrer solistischen Tätigkeit und studiert die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach in einer neuen, aber absolut werksgetreuen Interpretation ein. Arbeitsproben einiger Teile dieses Werkes hat Dorrit Maria Hanke auf einer Internetseite zur Kontaktaufnahme mit CD-Label, Agenturen bzw. Managementfirmen gespeichert. Die Adresse der Seite wäre http://goldbergvariationen.wolfgangwallnerf.com .


    Dorrit Maria Hanke ist meiner Ansicht nach aus einigen Gründen besonders für die Wiedergabe dieses besonderen Klavierwerkes prädestiniert, die auf der Internetseite in den Absätzen: "Polyphonie in den Goldberg-Variationen im Spiel der Dorrit Maria Hanke" und "Dorrit Maria Hankes Interpretation" zum Teil angeführt sind.


    Wenn es Ihnen möglich ist und es Ihre Zeit erlaubt bitte ich Sie, diese neue
    Interpretation auf der Internetseite anzuhören und Ihre Meinung bei der dort angeführten Mailadresse mitzuteilen. Sollte Ihnen zusätzlich noch eine
    Möglichkeit für Konzerte (ab 2006) sowie interessierte Agenturen, CD-Labels oder ähnliches bekannt sein, wäre Frau Hanke über Kontaktmöglichkeiten sehr erfreut.


    Danke für Ihr sachkundiges Interesse
    Ihr Wolfgang Wallner-F.
    22.7.2005
    :rolleyes:

  • Für die Antworten, die bis heute schon per Mail gekommen sind, sage ich herzlichen Dank.
    Ich werde sie an Dorrit Maria Hanke weiterleiten.
    Mit lieben Grüßen
    Wolfgang Wallner-F.
    Schriftsteller aus Wien

  • Sagitt meint:


    So richtig hat die Renaissance dieses großartigen Stücks erst mit der Kultaufnahme von Gould angefangen. Das ist nun 50 Jahre her und wird zum Anlass genommen, diese Aufnahme mit umfangreichen Booklet nochmals zu veröffentlichen, zusammen mit einigem unveröffentlichen Material. Es wird durch die Aufmachung an die damalige Schallplatte erinnert, Original-Cover und die CD einer Platte nachempfunden.
    Wenn man mal wieder die Aufnahme hört, kann mag schreiben, ja, sie hat es verdient. Sie war und ist ein Meilenstein der Klavieraufnahmen. Gould war damals bereits auf einem Höhepunkt seines Könnens ( wie auch die sieben Takes der fünfzehnten Sinfonia zeigen, 15 mal rast er über das Klavier, fast wie eine Maschine).
    Interessant die Hintergründe der Aufnahme im Booklet zu lesen.
    Erstaunlich für mich allerdings die Tonqualität dieser Aufnahme. Vor einigen Jahren hatte Sony bereits einmal die Idee gehabt, verschiedene Aufnahmen von Gould in der Nachahmung der Plattenversionen auf den Markt zu bringen.Wenn man diese Ausgaben vergleicht, ist die Sony-Version eindeutig besser. Auch sie rauscht ( würde man das rausfiltern, was man sicher kann, wäre wahrscheinlich ein Stück Originalität, wie der Mitgesang des Herrn Pianisten auch weg- solche Versionen gab es auch einmal bei Sony). Der Flügel klingt weniger verzerrt,gerade in einer klanglich so schwierigen Variation wie der 29ten. Warum die neue Version schlechter ist als die alte, entzieht sich meiner Kenntnis.

  • Jaa! Endlich schreibt jemand etwas zu ANGELA HEWITT. Für miich auch der absolute Gipfel der Goldbergeinspielungen (habe SCHIFF alt/neu, GAVRILOV, TURECK, SCHIRMER, LEONHARDT (letzterer ja nur bedingt zu vergleichen) dagegen gesetzt) - Frau Hewitt gehört auf die Stirn geküsst.
    Sie haut mich gerade mit dem WTK I und II schier um. Schiff kommt auch da nicht ran. Zu deutschpickelig beamtig gespielt. Und diese Lust auf Rarität kürzlich J.C MARTINS genannt, geht gar nicht. GOULD ist noch okay.


    grüße Michael

  • Hallo Michel,


    bezüglich Martins kann ich dir gar nicht zustimmen. In dem Film "Martins Story" ist alleine schon die Szene, in der Martins das C-Dur Preludium aus WTC I spielt eine Offenbarung. Da scheint er wirklich sein letztes Hemd zu geben. Er spielt mit so viel Einsatz und Gefühl, als ob er nur mit diesem einzigen Stück alle Zuschauer begeisten und die Ehre von Bach hochhalten müsste.
    Im Gegensatz zu Gould, dessen Klang, und das gab er auch zu, eher an den eines Cembalos erinnerte, und der von der Idea des Nordens so begeistert war, dass er eine Fernsehproduktion darüber mit CBS produzierte, und der nur horizontal spielen wollte und jegliche romatische nur "pianistische" Ansätze des Klavierspielens verachtete, da er der Meinung war, dass das Klavier quasi nur ein Mittel zum Näherbringen von musikalischen Zusammenhängen (übrigens Gould sah sich in erster Linie als Komponist und Dirigent) und der zum Beispiel das dem staccato nahekommende "non-legato-Spiel" perfektionierte, und damit eher kalte und monotone Elemente in sein Spiel mit einbaute,
    wirkt Martins Spiel wie das eines südlichen und temperamentvollen Heisssporns, was sicherlich den Vorwurf einer zu starken Klassifizierung oder eines angebrachten Vorurteils nach sich ziehen könnte, und den Leser denken lassen könnte, dass Martins Spiel unpräzise und den Werken Bachs nicht gereicht werden könnte, was aber nicht zutrifft, da Martins ähnlich perfektionistisch orientiert war wie Goulds, schließlich verlor er durch ständiges Üben auch in der Nacht, das oft seine Frau oft aufweckte, aber sie nicht mehr überraschte, da sie schon die Sucht bei vorherigen Aktionen bemerkt hatte, seine zum Spielen nötigen Werkzeuge, die Finger, und nur interpretatorisch weniger rational als sensual agierte, was aber auch nicht bedeuten soll, dass Gould keine Passion entwickeln konnte, auch wenn Kritiker ihm vorwarfen bei der Einspielung der "Goldbergvariationen" im Juni 55' "schreibmaschinenartig" gespielt zu haben.


    Ich finde beide ganz gut. :D

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo, SMOB,
    ja mir scheint, Du bist vom Film stark beeinflusst. Ich werde mir Martins noch mal zu Gemüte führen. Beim bisherigen Abspielen ist mir z.B. aufgefallen, dass JCM kaum Triller einsetzt. Warum? Will ers das Spiel "entschlacken"? Bach hat das aus Cembalo-Gründen eingeführt. Wir wissen alle um die klangliche Einschränkung eines solchen Instrumentes. Solche Triller-Verzierungen tun dann u.a. (nebst kompositorischer Haltestelle) angenehm gut, wenn Sie nicht zu vehement eingesetzt werden. Ich betrachte bisher (kann sich noch ändern, ist ja kein Dogma) JCMartins WTC als die der sehr subjektive romantisierende Interpretation. Und - seine nächtliche Sucht in allen Ehren UND: ist das etwa ein künstlerisches Qualitätskriterium, weil wir das geliebte Klischee endliche wieder gefunden haben? Das ist doch albern! - trotzdem vermisse ich i.G. zu Angela Hewitt den architektonischen Überblick. Die einzelnen PF-Paare werden entweder im einzelnen zu stark nach vorne gehoben oder gehen unter. Wenn die Hewitt Kapitän des BACHschen Schiffes WTC I+II wäre, so segelt sie in vollen geniesserischen Zügen an der Meeresküste, ohne auf ein Riff zu laufen und bringt uns sicher und glücklich in einen göttlichen Hafen (der Unendlichkeit? uiii ...fette Metaphern hier)! Welch Seligkeit! Das habe ich bei JCMartins nicht gespürt. Bisher höchstens noch bei Gould und Fischer. Aber JCMartins get always a second chance - why not.


    Herzlichen
    Michel


    PS: a.) Die einzige Angela, die süchtig macht!
    b.) "Schokolade? Yoghurette! - Dafür stehe ich sogar nachts auf!"

  • Zitat

    Original von romeo&julia
    Trotz Richards bedenken möchten wir die Aufnahme von Angela Hewitt des Labels hyperion erwähnen. Vielleicht sind wir nicht ganz so euphorisch wie der Musikkritiker Herr Csampai, doch gefällt uns die Aufnahme ebenfalls sehr gut.


    ich hab die bedenken richards leider nicht gefunden... :wacky:


    aber ich hab mir jetzt in london die hewitt-einspielung gekauft -war ein sonderangebot um 10 pounds = 15 €; ansonsten ist hier alles so abschreckend teuer, sogar ihre eigenen malts kosten ein drittel mehr als bei uns...


    und ich muss sagen: hewitt rangiert nun unter meinen 17 aufnahmen (richter 56, curtis 76, gilbert 86, ogg 94; gould 55/59/81, tureck 57, kempff 69, weissenberg 81, schiff 82/01, koroliov 99, hewitt 99, perahia 00, stadtfeld 03 und hussong 88 ) ganz weit vorne oder oben.


    ich will schon länger in diesem thread posten, aber mir ist der etwas apodiktische weissenberg fan(atiker) fgb abhanden gekommen und damit auch ein wenig die motivation (zum widerspruch).
    vielleicht derschreib ich was übers lange wochenend zamm :rolleyes:
    (mo ist in ö mariä himmelfahrt und es ist ja eigentlich eine gemeinheit, dass diese katholischen feiertage auch für atheisten gelten, aber was soll ich machen... ;))


    :beatnik:

  • Zitat

    Original von observator


    ich hab die bedenken richards leider nicht gefunden... :wacky:


    Ja, wo soll ich die geäußert haben ?

  • @ Michel


    Bis jetzt war mir der Name Hewitt nur als Tennisspieler bekannt. Das wird sich bald ändern. Hoffentlich wird die Einspielung für mich keine Titanik sondern eine Queen Mary 2 :D.Das WTC hab ich nur von Schiff und Gould, wobei ich Gould auf dieser Aufnahme recht abgedreht finde. Wie kann man so schöne Preludien so verheizen (WTC I , D-dur), nur weil sie keine Fugen sind. Am Anfang seiner Karriere hat GG sogar die Präludien ganz weggelassen.


    Übringens: Das nächtliche Spiel ist kein Qualitätskriterium. Gegen Horowitz hab ich z. B. gar nichts. ABer es unterstreicht Martins Pathos und die unglaubliche Passion bezüglich Bach.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Hallo Observator,
    wie wär's mit einer - Deiner - persönlichen Hitliste Deiner Einspielungen der GV - würde vielleicht nicht nur mich interessieren.

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • vielen dank für die ermunterung! bei den vielen musikern hier keimen bisweilen hemmungen.


    je nun,
    ich hab wirklich den gestrigen feiertag benutzt, meine oben angeführten einspielungen genauer anzuhören, 12 mal klavier, 4 mal cembalo und 1 akkordeon -keine bearbeitungen, loussier und canadian brass blieben bei uri caine in der kuriositätenkiste.
    ich kann natürlich nicht 17 stunden bwv988 (am stück) hören, da fragt man sich bwv155, dann passiert bwv35 und dann bwv82...
    ich habe mich auf die 13.variation konzentriert, meist aria und 1.v. gehört.
    [ich weiß um das "problem der einzelteile", es kann im zusammenhang des ganzen werkes durchaus passen, was für sich allein gehört (und auch noch mit anderem verglichen!) nicht gefällt]


    bei der ersten aufnahme von RICHTER(56) finde ich den klang irgendwie "brutal". viel mehr stört mich aber, dass teldec nur 4 tracks vergibt; und dass die dacapo aria auf die sekunde gleich lang ist wie die zu beginn, kommt mir verdächtig vor...


    die harmonia mundi mit KENNETH GILBERT(86) rauscht mehr als man ihr zugestehen möchte, und auch hier entspricht nicht jeder variation 1 track; es sind immerhin 12 -allerdings nicht in 3er gruppen, was logisch erschienen wäre. er spielt die 13er langsam.


    JACQUES OGG(94) spielt sie schneller, aber er arbeitet schön musikalische gestalten heraus, sodass der gefürchtete "nähmaschinen"-eindruck nicht entsteht, und zwar während des ganzen werks, das wegen der vielen gespielten wiederholungen auf 2 cds musste.


    als ALAN CURTIS 1976 seine lp auf emi einspielte, war der fund von bachs handexemplar in strasbourg ganz aktuell und das ist also die erste aufnahme, die die autographen korrekturen und anmerkungen eingearbeitet hat. bis auf hewitt finde ich in keinem der neueren cd-cover hinweise darauf!
    zudem weist die curtis-platte auch noch die 14 rätselkanons über die ersten 8 fundamentalnoten der goldberg-aria bwv1087 auf, und es wundert mich, diese nicht auch als "zugabe" bei den doppel-cds zu finden, die ja meist unter 50 min spielzeit aufweisen.


    STEFAN HUSSONG(88 ) spielt auf einem einzeltonakkordeon, welches einem 2manualigen cembalo oder eher einer orgel entspricht. es handelt sich hier nicht um eine bearbeitung! vom klang her ausgesprochen betörend (var25! ). lästig auch hier, dass nicht jede variation einer spur auf der cd entspricht.


    GLENN GOULD.
    immer wieder werden seine beiden aufnahmen von 1955 und 1981 in einem atemzug genannt. ich finde, da wird oft voneinander abgeschrieben und ein mythos transportiert. die erste hat natürlich ihre meriten, gefällt mir aber gar nicht so, ganz im gegensatz zur zweiten. sie ist mir schlicht zu kurz und zerfällt in einzelstücke. natürlich fasziniert seine fingerakrobatik und die fähigkeit, stimmen "herauszuholen".


    es ist inzwischen auch ein salzburger festspielmitschnitt aus 1959 (offiziell) erschienen, da braucht er für das ganze ganze 37 minuten, spielt aber var13 introvertierter, mit stärkerer betonung der unterstimmen.


    ganz anders die späte. unglaubliche unterschiede (z.b. var1) , kaum der gleiche spieler, möchte man glauben. natürlich kocht gould auch hier sein eigenes süppchen -aber es schmecket gar herrlich! hier ist alles 1 bauwerk und die 2. aria wie ein schlussstein. manche variationen wirken "kristallen", für mich ist diese einspielung abseitiger im sinne von überirdisch. gould ist einer der wenigen (neben weissenberg und schiff), welche die aria am ende länger spielen als am beginn, und das bei allen 3 aufnahmen, wobei ich die dacapo der 81er als "mutter aller ariae" bezeichnen möchte.


    die aufnahme von ROSALYN TURECK (57) unter "great pianists" ist schlampig ediert, die trackzeiten stimmen nicht. sie spielt alle wiederholungen, daher doppel-cd. das ist die zweite von ihren sieben(!) einspielungen und bewegt mich nicht besonders.


    WILHELM KEMPFF (69) verzichtet auf verzierungen und viele wh, seine aria klingt ganz fremd; aber interessante "alternative" einspielung.


    was kempff an heiterer schlichtheit und abgeklärter zurückhaltung aufbietet, verkehrt sich bei ALEXIS WEISSENBERG (81) zu potent-virilem auftrumpfen. aber warum "nagelt" er z.b. var1 so herunter, dass ich mühe habe, die einzelnen töne zu erkennen? überraschenderweise spielt er var13 sehr langsam (6:16), aber stockend und druckvoll -wodurch das glockenhaft schwebende der oberstimme verloren geht.


    EVGENI KOROLIOV (99) spielt diese variation auch langsam (5:41) aber wunderbar gleichmäßig fließend. trotz aller wiederholungen möchte man es gleich noch einmal hören. das beiheft ist äußerst lesenswert, im interview spricht koroliov vom "hinnehmen des todes" bei bach...
    für mich ist diese einspielung perfekt. ernst, monumental, von sorgfältiger klarheit ohne virtuosität in den vordergrund zu stellen.
    ich weiss nicht, ob's die jetzt billiger gibt, ich hab damals 500ös = 35€ dafür gelöhnt.


    ANGELA HEWITT (99) hat eine äußerst gelungene und hilfreiche werkeinführung verfasst, sie beschreibt jede variation so, dass der nicht musiktheoretisch gebildete laie gewinn daraus zieht. und ihre interpretation finde ich ebenso ergreifend. ich bin erst durch die postings weiter oben auf sie aufmerksam geworden.


    MURRAY PERAHIA (00) spielt bedächtig-gefällig


    ANDRAS SCHIFF spielt flink-gefällig in seiner live-aufnahme aus 2001, bei wiederholungen bisweilen "swingend", z.b. var20. sein text im beiheft ist bemerkenswert.
    er hat bwv988 schon 20 jahre vorher (1982) veröffentlicht. die ältere wirkt "verspielt" und tänzerisch und setzt schon damals (wie übrigens auch vladimir feltsman 1991) oktavierungen ein (z.b. var7).


    ein stilmittel, das man MARTIN STADTFELD (03) fast vorgeworfen hat. seine interpretation der var13 gefällt mir aber ausnehmend gut, er spielt das stück besinnlich-fließend, die oktavierungen in den wh passen zum stückcharakter, es "klingelt" regelrecht.


    die besten beipacktexte liefern hewitt, koroliov, schiff (01) und perahia.
    (nebenbei bemerkt: ich will nicht behaupten, dass solche kapazunder wie kempff u.a. nichts zu den gv zu sagen gehabt hätten, nur weil in der low budget ausgabe ihrer einspielungen kein geld für einen beipacktext übrig war...)


    zusammenfassend für die eilige leserIn unserer tage :P :
    up:
    koroliov
    gould (nur 1981)
    hewitt
    down:
    richter
    tureck
    weissenberg


    :beatnik:



    p.s.: ignoranten sprechen manchmal von den 32 goldbergvariationen, wohl weil die cd in den meisten fällen 32 nummern herzeigt -ich hab das schon in zeitungen gelesen. es gibt aber einen kinofilm über das thema im weitesten sinn, der 32 im titel hat. kann mir irgendwer der geschätzten gebildeten weiterhelfen?

  • Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna
    Die f r ü h e wurde in der Salle Wagram in Paris 1967 aufgenommen ( Produzent : Michel Glotz ; Toningenieur : Paul Vavassuer ) und
    die z w e i t e von 1982 .


    übrigens ist die von 1981 (sic) aus der salle wagram.

  • Zitat

    Original von observator


    p.s.: ignoranten sprechen manchmal von den 32 goldbergvariationen, wohl weil die cd in den meisten fällen 32 nummern herzeigt -ich hab das schon in zeitungen gelesen. es gibt aber einen kinofilm über das thema im weitesten sinn, der 32 im titel hat. kann mir irgendwer der geschätzten gebildeten weiterhelfen?


    Aria
    1-30 Variation
    Aria da Capo e Fine


    Falls ich Deine Frage richtig verstanden habe ?(

  • Sagitt meint:


    Ich hatte den Film gesehen und eine dunkle Erinnerung. Die Internet-Recherche gibt Gewissheit. 32 Kurzfilme über Gould, Kanada 1992, 93 Min. Dauer.


    Das ist es sicher, was Du suchtest.


    Zu den vielen Aufnahmen füge ich noch eine hinzu: Phsi Chen, wohl Klavierprofessorin in Köln, lieferte vor Jahr und Tag- ich glaube für Naxos- eine blitzsaubere Interpretation der Variationen.

  • ja, genau, danke


    ...und da hammas wieder:
    "32 Short Films about Glenn Gould von François Girard war ein Forumserfolg im Jahre 1994. Schon zu Lebzeiten war Glenn Gould eine Legende. Er hatte die Eigenschaften, die man bei einem Genie erwartet: Talent, Ehrgeiz und Halsstarrigkeit. Girard findet einen kongenialen Zugang zu den Ideen, den Leidenschaften und der Musik dieser einzigartigen Persönlichkeit. Als Vorbild zu seinem Film dienten Girard die 32 Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach." :angry:

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • *schleicht herein*


    Wenn ich unterbrechen darf-- falls jrmand darauf antworten will :) -- habt ihr eine ZUM SPIELEN Lieblingsvariation??
    Meine eindeutig die 29. , weil ich mich da richtig austobe... die ist so genial..
    die ruhigen höre ich lieber... :O :)

  • Da mein Spiel limitiert ist, ist mein gv-radius auch beschränkt.


    Meine Lieblingsvariationen:


    13 (Man kann durch veränderte Betonung der Stimmen, geniale Effekte erreichen, z.B. in Takt 9 und 10 die Baßstimme. Die Gould 82er schießt wohl den Vogel ab.) :jubel:


    15 :beatnik: (Voller Emotionen und Gefühle. Allerdings kein Pathos wie in 21/25)
    7 (leicht und verspielt)
    22 (Macht Spaß zu Spielen)
    18 (Goulds Favourit. Ein großer, vollendeter Kanon.)
    21 (Reine Tragik. Sehr berührend.)
    25 (Auch "schwarze Perle" genannt. Die bekannteste Variation. Sicherlich auch ein Höhepunkt innerhalb des Werkes, aber mittlerweile mag ich die beiden anderen Mollvariationen lieber.)


    Die schnellen hör ich lieber: Goulds Interpretation der 5ten Variation(erste auch) von 55' ist nur geil. :angel:

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • SMOB: Ja, bei Goulds 82er die 10. Var; aber auch die 8. ist da unvergleichlich genial interpretiert (kommt nach 10 min; hast du auch diese CD , wo man nur spulen kann??)

  • @thomaner
    "nur spulen kann" , häh, versteh ich nicht. Ich hab diese CD, mit dem leicht abgefreakten "Sir John" Gequatsche von Gould:


    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Nein, ich hab leider kein Gequatsche. Nur Gesumme.. von Zeit zu Zeit.
    Mit gespule meine ich; man kann bei mir die Variationen nicht.. einzeln.."wählen" , also, es gibt auf der CD nur die nr 1 und die dauert 51 Minuten! Also muss ich immer spulen bis zu der Variation, die ich hören will.
    Trotzdem, danke Bach. :D

  • Ich glaube, ich habe mich unklar ausgedrückt. In der CD-Box "A State of Wonder" sind drei CDs. Die ganz normalen Einspielungen von 55 und 81 und eine Zusatz-CD, auf der der Musikkritiker TIm Page mit Glenn über seine Aufnahmen und Bach spricht.


    Also sei beruhigt. Glenn fängt nicht an zu reden während er spielt. :PSein Summen reicht ja schon.


    Und wie bei allen Interviews von Gould in seinen letzten Jahren, ist das Interview ganz und gar gestellt und lässt dem Interviewer nur die Möglichkeiten, von Gould vorher kontrollierte Fragen zu stellen. Er verkommt zum Stichwortgeber.


    Einmal hatte Gould für eine Fernsehserie sogar den Part des Interviewers ganz übernommen, was ja eigentlich nur konsequent war.


    Und ein Spleen von Gould war ja auch das etwas schizophrene Eintauchen in andere Persönlichkeiten (Er liebte es, sich am Telefon für jemanden anderes auszugeben und schrieb auch anonyme Artikel).


    Und so taucht während des Interviews auf einmal Sir John auf und hält einen Monolog. Sehr amüsant.


    Insgesamt lohnt sich diese CD auch, weil Gould darüber spricht, wie er seine alte Aufnahme fand


    (TP: Nun, Glenn, Sie müssen doch zugeben, dass diese Aufnahme für sich genommen phantastisch gespielt ist.
    GG: Doch, das kann man wohl nicht leugnen. Aber wissen Sie, Tim, sie ist einfach überaus "pianistisch", und das ist so ziemlich das Schlimmste, was ich einer Interpretation vorwerfen kann. Diese Variation Nummer 25 einthält wirklich all das, was mir an meiner alten Aufnahme missfällt; sie kommt gewissermaßen mit erhobenem Zeigefinger daher: " Achtung, aufgepasst, hier handelt es sich um eine Tragödie!" Es fehlt ihr einfach die Würde eines stillen, resignierten Leidens.
    TP: Die Ihnen in Ihrer Neuaufnahme gelungen ist?
    GG: Ich glaube schon.)


    und wie er in seinen späteren Jahre gearbeitet hat


    (Im Laufe der Jahre ist mir klar geworden, dass es für ein musikalisches Kunstwerk, egal wie lang es ist, ein Grund... - fast hätte ich gesagt: -tempo, aber das ist das falsche Wort -. einen Grundpulsschlag gibt, ein gleichbleibender rhythmischer Bezugspunkt. Natürlich könnte es nichts tödlich Langweiligeres geben, als ein weiter- und weiter- und endlos weitergeführtes Metrum zu verwenden, (...) aber man kann einen Grundpulsschlag nehmen, den man dividiert oder multipliziert (nicht unbedingt nach dem Modell 2 - 4 - 8 - 16 -32, sondern oft nach sehr viel weniger offensichtlicheren Parametern), und die Ergebnisse dieser Divisionen oder Multiplikationen fungieren dann als untergeordnete Pulsschläge für den entsprechenden Abschnitt.)

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • hallo,


    ich komme nun mit drei aufnahmen der goldberg-variationen aus, obgleich ich viele andere gut kenne:


    die späte 'gould', die späte 'schiff' und den abgeklärten sowie herrlich romantisierenden kempff, wobei ich es schon etwas bedauere, dass kempffs pianistischen mittel zum zeitpunkt der aufnahme nicht mehr ganz auf der höhe waren.


    gruß, siamak

    Siamak

  • SMOB: Ach so, sind das diese "glenn gould asks Glenn Gould"- Interviews?
    Das habe ich im Beiheft der WTK II- Aufnahme; da fragt er sich, wie man die Fugen hören soll; er wolte nämlich mal jede Simme (SATB) einzeln uafnehmen, und dann irgendwie im Zusammenhang hören.. naja.. :rolleyes: :D
    Was war eigentlich die Ursache für seinen frühen tOd?

  • Hallo Max!


    Gould hatte in der Nacht seines 50.Geburtstags einen Schlaganfall oder Herzschlag beim Abhören seiner letzten Aufnahme, der Goldberg-Variationen, im Tonstudio.. Jedenfalls trat der Tod augenblicklich ein. Interessant dabei ist, dass er des öfteren gemeint hat, er werde seinen 50.igsten Geburtstag nicht überleben. Ob dies eine Vorahnung war, oder eine Wechselwirkung, geboren aus der Furcht vor dem Tag und seinen Folgen, weiß ich nicht.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose