Kein Witz: Herbert Grönemeyer dirigiert Beethovens Fünfte


  • Dass Herbert Grönemeyer eine gewisse Zuneigung für klassische Musik hat, wissen wir spätestens seitdem er Robert Schumann im immer noch schön anzuschauenden Spielfilm "Frühlingssinfonie" (1983) verkörperte. Doch nun ergreift er offenbar sogar selbst den Taktstock:


    "Das neue Bochumer Konzerthaus ist pünktlich fertig geworden - für knapp 38 Millionen Euro. Der Saal ist ausschließlich für die Bochumer Symphoniker, die Musikschule und lokale Veranstalter bestimmt. Auf 960 Plätzen hat man im großen Saal eine sehr komfortable Sicht auf das Geschehen, zudem hört man exzellent. Daneben gibt es noch zwei kleine Säle.


    [...]


    Ein weiterer Star hat sich mit einem verwegenen Programm angekündigt: Am 4. März 2017 wird Herbert Grönemeyer eigene Filmmusiken dirigieren und nach der Pause Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie. Ist natürlich seit Wochen ausverkauft."


    :pfeif:


    Zum Artikel: http://www.rp-online.de/kultur…konzerthaus-aid-1.6340392

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • In der Tat ein verwegenes Unterfangen, aber ich denke, das Orchester wird die Fünfte auch trotz Grönemeyers Dirigat hinbekommen :). Man kann darüber nun die Nase rümpfen, aber mit einer solchen Veranstaltung lockt man wahrscheinlich mehr ansonsten nicht besonders an Klassik interessierte Menschen in den Konzertsaal als mit noch so vielen pädagogischen Programmen.


    Übrigens hat Grönemeyer, bekanntlich ein "Bochumer Junge", mit einem Benefizkonzert im Bochumer Ruhrstadion (nicht Beethoven, dort hat er seine Songs gesungen) auch seinen Teil zur Finanzierung des Musikforums beigetragen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Auch ich finde es gewagt, jedoch positiv, wenn Stars aus anderen Musikrichtungen sich der Klassik zuwenden. Nehmen wir einmal an, dass Grönemeyer weiß was er tut und es kein Fiasko wird, dann wird Publikum angesprochen, das nicht zu den Dauergästen in Konzertsälen zählt. Initiative über den Tellerrand hinaus.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Hi,


    ich finde das bemerkenswert mutig von Herbie, den ich durchaus schätze und auch für sein Musik mag.
    Wie groß ist doch das Risiko, auf die Nase zu fallen und mit Häme bedacht zu werden.


    Drücke ihm die Daumen, dass das Experiment gelingt und gefallen kann. :thumbsup:


    Viele Grüße
    Frank

  • Danke, Bertarido, Loriot und die Berliner Philharmoniker ist ein Geniestreich, der auch nach Jahren immer noch frisch ist.
    Zu Herbert Grönemeyer: warum nicht? Allerdings könnte ich die 5. von Beethoven auch dirigieren. Wenn man davon ausgeht, dass das Dirigieren des fertigen Produkts mehr Pantomime ist als alles andere, das würde ich mir zutrauen. Allerdings gäbe es vorher eine Vereinbarung mit dem Orchester: "Ignorieren Sie alles, was ich da vortanze, und spielen Sie die 5. wie immer herunter!"

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • Vielleicht hat es ja wirklich den Effekt, dass Leute sich mal Beethoven anhören, die sonst nie auf die Idee gekommen wären und Geschmack an dieser Musik finden. Beethoven wird auch Grönemeyer überleben ;-)

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Ein weiterer Star hat sich mit einem verwegenen Programm angekündigt: Am 4. März 2017 wird Herbert Grönemeyer eigene Filmmusiken dirigieren und nach der Pause Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie. Ist natürlich seit Wochen ausverkauft.


    ;):D8-) Dann hören werden wir zum ersten Mal von Herbert gute Musik zu hören bekommen. Wenn das gut einstudiert ist, wird das schon klappen. Vielleicht ist auch die Filmmusik interessant ...
    Denn was sonst von "Grölemeier" in seinen Songs und seiner ätzenden Gröl-Stimme zu hören ist, finde ich absolut entsetzlich ... sorry Frank, aber da gehen unsere Geschmäcker deutlich auseinander, wenn Du so ein Gegröle goutieren kannst.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich bin da ganz bei Frank, ich mag Grönemeyer auch (jedenfalls die Songs, die in meiner Jugendzeit erschienen sind, danach habe ich ihn nicht mehr auf dem Schirm gehabt). Das Album "4630 Bochum" z.B. ist genial, und vieles andere auch. Aber als Bochumer muss man das wohl gut finden :D .


    Wobei eines natürlich richtig ist: er kann nicht singen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • Sorry, aber hier muss ich Einspruch erheben : Sänger wie Grönemeyer, Freddy Mercury, Elvis Presley, Agnetha Fältskög, Céline Dion, etc. hatten (haben) Stimmen, die manche Opernsänger in den Schatten stellen. Die Technik allein macht es nicht aus, der Ausdruck ist ebenso entscheidend. Schliesslich singen sie (im Gegensatz zu etwa Bocelli oder Vogt) keinen Puccini oder Wagner...

  • Zitat

    sorry Frank, aber da gehen unsere Geschmäcker deutlich auseinander, wenn Du so ein Gegröle goutieren kannst.


    Kein Problem, Wolfgang.
    Ich goutiere da noch ganz andere Sachen, mit vermutlich deutlich schlechteren sanglichen Leistungen, als diejenigen von Herbie... :D

  • Ausgerechnet als Laie mit der 5. von Beethoven anzufangen, ist eigentlich unfassbar verwegen.
    Der Anfang der 5. ist unter Dirigenten (jetzt nicht die Creme de la Creme über die wir hier immer reden) wegen seiner schlagtechnischen Schwierigkeit gefürchtet. Man muss dem Orchester mit dem Einsatz eine Tempovorstellung vermitteln, was einem Anfänger sehr sehr schwer fallen dürfte, da dafür kaum Zeit ist. Natürlich, wenn man es kann und weiß, wie es geht..... aber wie soll das ganz ohne Erfahrungen gehen? Der arme erste Geiger.
    Man kann da nicht so einen Einzähler wie ein Rockschlagzeuger machen und nach der ersten Fermate muss man abschlagen und gleichzeitig den Einsatz für die Sequenz der Geigen natürlich bringen. Das Orchester braucht hier nicht einen, der da irgend so einen Veitstanz zur Musik aufführt (das wird der Herr G. ja können), sondern einen, der dafür sorgt, dass es überhaupt zur gemeinsamen Musik kommt. Das Publikum bekommt von diesen Dingen nicht viel mit, wer aber Dirigierunterricht hatte, der ahnt, was für Schwierigkeiten es bei solchen Anfängen wie dem hier geben kann.


    Gerhard Schwarz spricht in diesem Video das Problem so an, dass es auch für Nicht-Musiker m.E. nachvollziehbar wird:



    Ich habe ja schon Ensembles dirigiert, vor allem Chöre, aber nicht nur. Vor einem Symphonieorchester stand ich noch nicht.
    Sollte das irgendwann wider erwarten geschehen (ich dränge mich dazu nicht), wäre es extrem gut, wenn es NICHT ausgerechnet dieses Werk wäre. Das würde ich mir dann für später aufheben. Ich meine auch nicht, dass die Welt neben den unzähligen sehr guten Ansätzen (sagen wir seit Furtwängler, über Böhm, Karajan, Harnoncourt, Thielemann....) ausgerechnet auch noch meinen Ansatz bräuchte.


    Ob die Welt für diese Symphonie nun auf einen Grönemeyer gewartet hat.....naja, lassen wir das, wir wollen ja nicht immer und ewig so tierisch ernst sein, nicht wahr...? ;)
    Heute ist vieles möglich.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Also, Leute, mit Verlaub!!!
    Mich wundert, dass eine solche Ankündigung hier im Forum auf so viel Beachtung trifft und eine solche Fülle von Stellungnahmen hervorruft.
    Dirigieren ist eine große Kunst und will - mühsam! -gelernt sein. Und wenn man sie sich angeeignet hat, ist man immer noch kein Dirigent, denn dazu gehört noch mehr als die Anwendung handwerklicher Techniken.
    Grönemeyer kann nicht dirigieren, genauso wenig wie er singen kann. Ähnlich wie er sprechend-brüllende Laute ausstößt, die mit Gesang nicht das Mindeste zu tun haben und dazu noch mit einer Fülle sprachlicher Abstrakta unterlegt sind ("der Mensch ist Mensch", "ungestümer Stolz"), wird er hier sinnlos, weil nicht auf die Kenntnis der Partitur gestützt, mit dem Taktstock in der Luft herumfuchteln und eine perfekte Show abliefern.
    Und genau das ist die Absicht dieser Veranstaltung. Eine Show, die große Publizität, Publikum und Knete bringt.
    Also: Wozu der gedankliche Aufwand, diesbezüglich?

  • "Mangel an Ernst"?
    Davon war nicht die Rede! Und ein "Vorwurf" wurde schon gleich gar nicht gemacht. Mit den Worten "mich wundert" wurde dieser kurze Beitrag eingeleitet!
    Ich sprach von Einsicht in die Machenschaften, Methoden und Intentionen des medialen Musikgeschäft-Marktes und Show-Business.
    Lohnen die tatsächlich einen solchen Aufwand an reflexiven Äußerungen, wie sie sch hier ereignet haben?
    Das war die Frage, die sich mir stellte.

  • Herbert Grönemeyer ist Schauspieler, Sänger und Musiker.
    Nach dem Abitur studierte er einige Jahre Jura und Musikwissenschaft an der UNI Bochum (ohne Abschluss).
    Sein Album "Mensch" ist mit 3,7 Millonen das bisher meistverkaufte deutsche Album.
    Warum sollte er nicht Beethovens 5. Sinfonie dirigieren?
    Gilbert Kaplan dirigiert Mahlers 2. Sinfonie und zwar nur Mahlers 2. Sinfonie. Dirigieren hat er sich selbst beigebracht.
    Einige Pianisten der klassischen Musik sind ins Dirigentenfach gewechselt.
    Von Eschenbach bis Zacharias.

    mfG
    Michael

  • Also, Leute, mit Verlaub!!!
    Mich wundert, dass eine solche Ankündigung hier im Forum auf so viel Beachtung trifft und eine solche Fülle von Stellungnahmen hervorruft.


    Danke, lieber Helmut, Du sprichst mir aus dem Herzen.


    Soll er doch, von mir aus, es stört mich nicht. Aber ich muß mir da keine Gedanken drüber machen, da habe ich bessere Verwendung dafür.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

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  • Beethovens 5. dirigiert sich jedenfalls nicht von selber, aber irgendwas wird das Orchester schon spielen


    Szell: "I hope you agree with me that conducting isn't just this..." (Handwedeln)


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Mich würde wirklich interessieren, wie das Ganze abgelaufen ist, wenn es denn wirklich dazu kommen sollte. Es ist ja noch lange hin. Bis dahin haben wir es wahrscheinlich alle vergessen, aber ich habe mir den Termin im Kalender notiert. Ich stimme Glockenton voll zu, auch wenn man denken mag, das Stück kenne ich doch auswendig, ist es für einen Laien sehr schwer, zumal das Werk mit einem heiklen Auftakt beginnt. Und dann den Übergang zum Finalsatz, ob er die Exposition wiederholt? Es ist ein Experiment, was in die Hosen gehen kann, aber irgendwie wird es das routinierte Orchester schon schaffen. Und Herbie seinen Grölapplaus bekommen. :D
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • zumal das Werk mit einem heiklen Auftakt beginnt.


    Ich denke, der Auftakt wird das Unproblematischste daran werden, den kann man üben, das ist eine Frage der Absprache zwischen Dirigent und Orchester, den probt man so lange, bis er klappt. Die Frage ist doch viel eher, ob Grönemeyer in der Lage ist, einen durchsichtigen Orchesterklang herzustellen, bei welchem die "schwächeren" Instrumente nicht von den klangstärkeren zu- und untergebuttert werden. So etwas zu verhindern bzw. einen guten Orchesterklang zu schaffen, das ist die vornehmste Aufgabe des Dirigenten.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Gilbert Kaplan dirigiert Mahlers 2.Sinfonie und zwar nur Mahlers 2. Sinfonie. Dirigieren hat er sich selbst beigebracht.


    Zunächst schließe ich mich dem Schneewittchen an. Nichts muss, alles geht. Da das Risiko dabei etwas auf die Nase zu bekommen höher sein wird als Ruhm und Ehre zu erhalten, finde ich es mutig. Macht man nur das, was man kann, gibt es keine Entwicklung.


    Also Herbert, auf geht´s.

    His Master´s Voice

  • Die Wiener Philharmoniker würden an dieser Stelle vermutlich sagen: "Wir spielns wie wir s immer gespielt haben".
    Das ist- wenn ich mich richtig erinnere eine Originalaussage einiger Orchestermitglieder (allerdings ist das schon an de 35 Jahre her !!) wie sie spielten, wenn ein ungeeigneter Dirigent ein Werk dirigiere. Dazu kam dann die bösartige Schlussbemerkung: "Ausser --- er sekkiert (=piesackt) uns - - DANN spielen wir nämlich GENAU SO, wie er DIRIGIERT!!!! ....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Wie groß ist doch das Risiko, auf die Nase zu fallen und mit Häme bedacht zu werden.

    Ich sehe da überhaupt kein Risiko. Das Orchester kann das Stück auch ohne Dirigent spielen. Und was die Kritiker in der Zeitung schreiben, dürfte relativ egal sein.

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