Was ist eine gute oder schlechte Inszenierung ? Erklärungen anhand von Beispielen

  • Ich habe hier das Beispiel eine für mich PERFEKTEN Inszenierung verlinkt aus Dresden: Die Entführung aus dem Serail

    Eine exotisches Bühnenbild bis zum geht nicht mehr, Ein bildschöner Belmonte, der die Herzen der Damenwelt (und vermutlich nicht nur deren ?) höher schlagen lässt. Kostüme, wie sie im 18 Jahrhundert nicht schöner designed worden sind. Folterinstrumente die realistisch wirken, eine Farbenpracht und auch die heiteren Szenen kommen nicht zu kurz

    Besser gehts nicht. Leider gibts hier keine käufliche Videoaufzeichnung.


    Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich in die Nesseln setze: Ein solches Urteil kannst Du auf Basis dieses recht kurzen Clips formulieren? "Die Entführung aus dem Serail" ist ca. zweieinhalb Stunden lang, der Clip keine fünf Minuten, und dann enthält er kaum zusammenhängendes Material und auch noch einige Interviews. Mehr als ein kleiner, kurzer Appetithappen kann das doch eigentlich kaum sein.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich in die Nesseln setze: Ein solches Urteil kannst Du auf Basis dieses recht kurzen Clips formulieren? "Die Entführung aus dem Serail" ist ca. zweieinhalb Stunden lang, der Clip keine fünf Minuten, und dann enthält er kaum zusammenhängendes Material und auch noch einige Interviews. Mehr als ein kleiner, kurzer Appetithappen kann das doch eigentlich kaum sein.

    Fünf Minuten ist sogar viel, denn üblicherweise reicht den wahren Opernkennern 1/125 Sekunde (oder welche Belichtungszeit der Fotograf gerade eingestellt hatte), um eine Inszenierung zu beurteilen. Einfach großartig, wenn man so etwas kann.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Es dürfte klar sein, dass unter dem Begriff der Inszenierung hier einzig und allein Bühnenbild und Kostüme verstanden werden. Und davon lässt sich schon ein guter Eindruck anhand eines Videoclips gewinnen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Immerhin braucht man aber doch die fünf Minuten, zumindest einen Teil davon, der doch etwas mehr als ein Foto ist, um zu sehen, dass das Stück in einem ganz entscheidenden Punkt ganz einschneidend verändert worden ist, was die Freude der Werktreue anscheinend aber nicht weiter stört: Nach dem, was der Darsteller des Bassa Selim über die Biografie seiner Figur erzählt, muss man annehmen, dass dieser geborener Muslim ist, also solche in Spanien war (und zwar, wie aus dem Stücktext hervorgeht, in ziemlich hoher Stellung und als Christ), dann, anscheinend weil er er Muslim gewesen ist, aus Spanien vertrieben wurde und in der Türkei wieder zum Islam übergetreten ist. Wäre er nicht Christ gewesen und zum Islam übergetreten, wäre es nicht zu erklären, warum er im Stück als Renegat bezeichnet wird. Nun geht das aber nicht. Es ist schon sehr unwahrscheinlich, dass in Spanien ein konvertierter Muslim für eine hohe Stellung akzeptiert wurde. Wenn aber doch, gab es keinen Grund mehr, ihn zu vertreiben. Aber selbst wenn das geschehen ist, ist es ganz unmöglich, dass sich der zum Christentum Konvertierte wieder in der Türkei niederlässt, weil diese Konversion ein schweres Verbrechen ist, das u. U. mit dem Tode bestraft worden wäre. Vollkommen ausgeschlossen ist aber, dass er zum Islam zurückkonvertiert. Sollte die Biografie des Bassa Selim tatsächlich so ausgesehen haben, würde diese außerordentliche Geschichte (die allein ausreichend Stoff für eine Oper bieten würde, sicherlich ausführlich erzählt. Das ist aber nicht der Fall. Wir erfahren nichts weiter, als dass er Spanier, also Christ ist, dass er durch eine Intrige, die nicht näher beschrieben wurde, zu Fall gebracht worden ist, aus Spanien in die Türkei ausgewandert und zum Islam konvertiert ist und nun dort in seinem Palast lebt.


    Bleibt die Frage, warum er denn eigentlich ein Renegat ist und warum das in dieser Inszenierung geändert wurde. Beides ist leicht zu erkennen und hat denselben Grund: Wäre er Muslim, würde er – dem Welt- und vor allem Islambild dieses Stückes entsprechend – Konstanze zwingen, sich ihm hinzugeben und Belmonte und Pedrillo grausam hinrichten. So tun es bekanntlich die Muslime, und damit wir das wissen, gibt es Osmin, der diese den Muslimen natürlich Grausamkeit andauernd zur Sprache bringt. Dann würde die Sache aber nicht gut ausgehen, also gibt es nur eine Lösung: Der Bassa, von dem man das Schlimmste erwartet, so lange man annimmt, dass er Muslim ist, ist gar keiner. die Christen sind selbstverständlich zu Großmut und Güte in der Lage (wie man ja überall auf der Welt sieht – die Bewohner der beiden Amerika können z. B. ein Lied davon singen). Um das noch einmal hervorzuheben, gibt es zum Glück Osmin, an dem man sieht, dass die da unten das nicht können.


    Nun kann man verstehen, dass dem Regisseur dieses aus Sarrazins Schreckenskammer nicht behagt, dass er also irgendeine Lösung dafür sucht. Darum fälscht er die Geschichte und verharmlost sie. Das kann man so oder so bewerten, nicht positiv kann man es bewerten, wenn man meint, das Wichtigste an einer Inszenierung ist es, dass sie genau das zeigt, was die Autoren gewollt haben. Denn was hier gezeigt wird, ist so ziemlich das Gegenteil davon. (Nur um nicht missverstanden zu werden, ich habe nichts dagegen, dass man so etwas umschreibt, meine allerdings, dass man sich dann ein wenig mehr Mühe geben sollte, auf die Höhe des Gegenstands zu kommen. Und ansonsten stört mich die Doppelmoral – wie man das heute nennt, das richtigere Wort ich Heuchelei – die dahinter steckt.)

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Ich hätte drauf wetten können, daß hier Kritik von Seiten des Regietheaters kommt. Stelle allerdings fest, daß 5 Minuten Trailer durchaus genügen sich ein Bild von Bühnenbild, Kostümen, also Umfeld und Zeit zumachen, typgerchte Besetzung zu erkennen , etc. Auf politische oder gesllschaftliche Spitzfindigkeiten werden sich nur wenige Opernfreunde einlassen wollen. Diese Aufführung ist geratezu den Schlag mit der Faust ins Gesicht des Regietheaters.

    Und vor allem - sie befriedigt die Erwartung des zahlenden Publikums.

    Es ging ja den Autoren der zahlreihen "Türkenopern", wie sie zur ZeitMozartzs wie die Pilzer aus dem Boden hervorschossen vor allem darum möglichst eindrucksvoll orientalisches Kolorit aund Prunk auf die Bühne zubringen. Dazu kommt noch Mozarts Musik und der Reiz der - ebenfalls prunkvollen - Kostüme des Rokoko - der natürlich zu Zeiten der Entstehung nicht so zum Tragen kam, wie heute.

    Die Handlung an sich dient IMO lediglich als Vorwand prunkvolle Aussatattungen zeigen zu können. Das gilt übrigens für viele Opern des 18. Jahrhunderts.

    Und auch im 19. Jahrhundert haben die Librettisten ihre Stücke in Hinblick auf Wirkung zusammengeschustert, platziert auf einem möglichst historischen Hintergrund, mit prunkvollen Kostümen und möglichst in Ländern angesiedelt, die dafür geeignet erschienen.

    Mein 2. Beispiel, Hoffmanns Erzählungen ist eigentlich eine Verwertung von drei Novellen, die mittels Rahmenhandlung zusammengebastelt wurden. Eine wirklich originale Fassung gibt es nicht. Da wurde einiges gebastelt - aber sehr oft erfolgreich.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Ja, ich weiß schon. Worum es in einer Oper geht, ist den wahren Opernfreunden vollkommen egal. Sie wissen es nicht und wollen es auch nicht wissen. Schon deshalb, weil sie die Autoren so tief verachten, dass sie ihnen sowieso nur dumme Gedanken zutrauen. Ich ziehe es vor, die Stücke und ihre Autoren ernster zu nehmen, auch wenn ich mir dafür sagen lassen muss, dass das gar nicht im Interesse der (doch sowieso hirnlosen) Autoren liegt. Ich kann da nichts machen. Mir fehlt für diese Haltung die nötige Arroganz, und ich bin auch zu gut informiert.

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Zitat

    Regisseur und Ausstatter hab sich an die Vorgaben im Libretto zu halten.

    Was nicht immer geht, da sich oft die Frage stellt: welches Libretto ist gemeint? Oft dokumentierte das Libretto nämlich die jeweilige Spielfassung für einen bestimmten Aufführungsort und ein bestimmtes Theater; das Textbuch wurde zu jeder Wiederaufnahme an einem anderen Ort neu herausgegeben.

    Beispiele findet man genug im Internet, hier soll Cimarosas "Italiana in Londra" genügen. Das von Giuseppe Petrosellini verfaßte Originallibretto wurde schon vor mehr als 200 Jahren munter verändert.


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    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Orfeo

    Ja das ist ein Problem mit den verschiednen Libretti (vor allem die deutschen Übersetzungen sind oft schrecklich. Aber man kann herausfinden wo das Original gedruckt wurde. Kleine Abweichungen waren oft aus finanziellen und räumlichen Gegebenheiten notwendig. Heute gäbe es IMO keine Entschuldigung dafür.


    Ich hab nach eine guten - oder zumindest ansprechenden - Inszenierung von "Le nozze di Figaro" gesucht , die nicht aus der Steinzeit der Videoaufzeichnung stammt. Da gibt es enig Brauchbares, aber viel Schund. (wenn man mir widerspricht verlink ich den ganzen Dreck hier


    Letztendlich fanden zwei Aufführungen Gnade vor meinen Augen. Einschränkungen gibt es- gab es immer - und wird es immer geben.

    (Man mag sich über meine Auswahl wundern)


    Die erste stammt von der Royal Academy of Music, London - einer der führenden Musikhochschulen Englands und der Welt. Komplette Oper wird gezeigt

    Die Aufführung kann IMO mit so ziemlich allem mithalten was so am Markt ist, bze übertrifft es.

    Besetzt mit jungen Nachwuchskräften (manch mal optisch zu jung für die jeweilige Rolle aber die Maske hat hier einiges geleistet) in einem historisch korrektem Umfeld mit leicht stilisierten Kostümen um 1780 und englischem Humor ist die Aufführung durchaus vergnüglich. Allerdings geht durch das relativ düstere und (vermutlich bewusst) einfach gehaltene Bühnenbild jene Grazie und Eleganz verloren, welche die Aufführungen von ca 1970 zu bieten hatten. Kein Anflug von Rokoko - aber eine gelungene Aufführung die Spaß macht.



    Die zweite ist ein Trailer von Landestheater Linz


    Auch hier sind die Kostüme aus der entprechenden Epoche. Allerding sind sie hier als Verspottung eingesetzt - siehe den Grafen auf seinem Thron...

    Dessen Schauspielkunst (Martin Achrainer) muß ich extra erwähnen. Seit Fischer Dieskau hab ich keinen so blasierten und herablassenden Grafen gesegen - ein Genuss

    Kein Regietheater - aber doch ein Hauch davon - doch parodierend und auf jegliche zierliche Eleganz verzichtend. Die Oper ist indes noch wiedererkennbar, wenngelich die Charaktäre überzeichnet sind und sich wie Menschen unseres Jahrhunderts bewegen



    Liegt im neuen Trend des Landestheaters Linz, Opern in Richtung skuriller Humor zu verfremdne und ist hier in dieser Serie ein eher gemässigtes Beispiel.

    Das Publikum (noch mit Maske) reagierte mit standing Ovations


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • An der Rheinoper gab es vor Kurzem eine moderne, aber spannende und keine Sekunde langweilige Premiere von Nabucco. Am Ende gab es einen tosenden Jubel und Bravoorkan nicht nur für die Sänger und Dirigenten, sondern auch für das Regieteam. Die Inszenierung ist modern, ohne verstörend zu sein. Selbst beim Gefangenen Chor steht der Chor nicht nur rum, sondern die beiden Kriegsparteien singen zusammen und verbünden sich. Alles ist nachvollziehbar, die Regisseurin hat sich an die Regieanweisungen gehalten und man kann mit den Sängern mit fühlen und leiden. WO ich nur die Bilder gesehen hab, hab ich gedacht nicht schon wieder so eine krampfhaft moderne Inszenierung. Aber beim Livebesuch lasst sich alles logisch erklären .

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  • Immerhin braucht man aber doch die fünf Minuten, zumindest einen Teil davon, der doch etwas mehr als ein Foto ist, um zu sehen, dass das Stück in einem ganz entscheidenden Punkt ganz einschneidend verändert worden ist, was die Freude der Werktreue anscheinend aber nicht weiter stört: Nach dem, was der Darsteller des Bassa Selim über die Biografie seiner Figur erzählt, muss man annehmen, dass dieser geborener Muslim ist, also solche in Spanien war

    Jetzt redest du wie die Regietheater-Feinde. Aus einem Halbsatz eines Interviewten (und es ist nicht mal der Regisseur) konstruierst du die angebliche Inszenierungsidee, um sie dann wortgewaltig zu geißeln. Es gibt aber keinen Hinweis, dass von der Grundidee der Oper abgewichen wird: Bassa Selim ist ein toleranter musilimischer Herrscher, zur Überraschung der Christen.


    Davon abgesehen sagt auch das Original-Libretto: Moslems sind brutal, Christen sind deren Opfer.


    Übrigens war Haydn mit seinem "L'incontro improvviso" da wesentlich aufgeklärter: Auch bei Haydn erweist sich der Sultan als human, aber es kommen keine Christen als "Edle" bzw. "Opfer" vor. Auch die "Edlen" sind bei Haydn Moslems. Das ist Stand 1775. Mozart ist 7 Jahre später hinter diesen Stand zurückgefallen.

  • Zitat 1. Worum es in einer Oper geht, ist den wahren Opernfreunden vollkommen egal. Sie wissen es nicht und wollen es auch nicht wissen. Schon deshalb, weil sie die Autoren so tief verachten, dass sie ihnen sowieso nur dumme Gedanken zutrauen.

    Zitat 2: Mir fehlt für diese Haltung die nötige Arroganz.


    Zitat 1: ...und täglich grüßt der Strohmann...

    Zitat 2: fehlt nicht.

    "...bad info is worse than no info at all... (N.Taleby)

  • Bassa Selim ist ein toleranter musilimischer Herrscher, zur Überraschung der Christen.

    Lies mal das Stück. In dem steht unmissverständlich, dass er ein Renegat ist. Und genau diesen Punkt betrifft dieser Äußerung des Darstellerd, die zeigt, dass dieser zentrale Punkt verändert worden ist. Übrigens sagte ich weder etwas über die Qualität der Inszenierung, noch meine ich, dass so eine Änderung unzulässig ist. Ich wunderte michb lediglich, dass es den Hütern der heiligen Werke vor der schrecklichen Willkür der Regisseure vollkommen egal ist, wenn das Stück im entscheidenden Punkt verändert wird.


    Eine andere Frage ist, ob es gut ist, so einen unangenehmen Punkt (wie gesagt: Ich verstehe das Unbehagen) einfach wegzumachen. Ich würde immer dafür plädieren, gerade das zum Gegenstand der Auseinandersetzung zu machen, denn die Behauptung, dass der Güte und Toleranz wichtig sind, Muslime aber dazu nicht in der Lage sind, weil es genuin christliche Werte sind, gehört zur Substanz des Stücks. Und dieser Gedanke ist es wert, dass man sich damit auseinandersetzt, zumal er heute ja keineswegs ausgestorben ist.

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Zitat 1: ...und täglich grüßt der Strohmann...

    Alfred Schmidt hat behauptet, die Handlung sei völlig belanglos und habe die Autoren auch nicht interessiert, sie sei nur der Vorwand für eine prachtvolle Ausstattung. Das hat er schon öfter geäußert, es scheint bei ihm eine tiefverqurzelte Überzeugung zu sein. Diese Äußerung habe ich bewertet und beantwortet. Es tut mir aufrichtig leid für Dich, aber Du musst schon lesen, worauf Du reagierst, und zwar nach Möglichkeit bevor Du reagierst.

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Sollte nicht längst eine neue Inszenierung vorgeschlagen werden, über die man sich dann austauschen kann, anstatt sich hier gegenseitig auf die Löffel zu geben ?

  • Sorry , sehe gerade, ich bin im falschen Chat.


    Nabucco hat mir auch sehr gut gefallen , obwohl einiges zu sehen war, daß nicht so im Libretto steht, aber gut passte.

  • Das ist ein grundlegender Meinungsunterschied, der da zwischen Werner Hintze und mir herrscht. Er wird vermutlich darauf bestehen, sachlich recht zu haben, ich indes nicht. Allerdings ist mein Bild von der Oper - und des Opernpublikums - ein -wie ich glaube - realistischeres.

    Wobei natürlich mit viel Energie daran gearbeitet wird das Opernpublikum auszutauschen......


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Lies mal das Stück. In dem steht unmissverständlich, dass er ein Renegat ist. Und genau diesen Punkt betrifft dieser Äußerung des Darstellerd, die zeigt, dass dieser zentrale Punkt verändert worden ist. Übrigens sagte ich weder etwas über die Qualität der Inszenierung, noch meine ich, dass so eine Änderung unzulässig ist. Ich wunderte michb lediglich, dass es den Hütern der heiligen Werke vor der schrecklichen Willkür der Regisseure vollkommen egal ist, wenn das Stück im entscheidenden Punkt verändert wird.


    Eine andere Frage ist, ob es gut ist, so einen unangenehmen Punkt (wie gesagt: Ich verstehe das Unbehagen) einfach wegzumachen. Ich würde immer dafür plädieren, gerade das zum Gegenstand der Auseinandersetzung zu machen, denn die Behauptung, dass der Güte und Toleranz wichtig sind, Muslime aber dazu nicht in der Lage sind, weil es genuin christliche Werte sind, gehört zur Substanz des Stücks. Und dieser Gedanke ist es wert, dass man sich damit auseinandersetzt, zumal er heute ja keineswegs ausgestorben ist.

    Werner, in diesem Punkt verrennst du dich. Du hast vollkommen Recht: Die "Hüter der Werktreue" beklagen sich nur dann, wenn ihnen die Regie bzw. das Bühnenbild nicht gefällt, egal ob ein Widerspruch zm Libretto vorliegt oder nicht. Wenn die Inszenierung "schön" ist, geht ihnen die "Werktreue" am Allerwertesten vorbei.


    Aber: Ob der Bassa Renegat ist oder sonst was wird im Libretto nur an zwei Stellen kurz erwähnt. Der durchschnittliche Theaterbesucher wird davon kaum Notiz nehmen, und/oder der betreffende Satz wird ohnehin gestrichen. Es kann auch sein, dass der Satz in der Dresdner Inszenierung zwar vorkommt, der interviewte Darsteller das aber einfach vergessen hat. Anzunehmen ist, dass es sich bei der Dresdner Inszenierung um eine Friede-Freude-Eierkuchen-Inszenierung handelt. Ebenfalls anzunhemen ist, dass das beim (teilweise touristischen) Publikum gut ankommt.


    Aber könntest du noch mal deinen Punkt erläutern? Welche Bedeutung hat dieser Satz:

    "Der Bassa ist ein Renegat und hat noch so viel Delikatesse, keine seiner Weiber zu seiner Liebe zu zwingen."

    Ich interpretiere das so, dass seine "Delikatesse" von seiner christlichen Sozialisierung herrührt. Ein Bio-Moslem wäre viel brutaler.


    Oder hier:

    "Und ob der Bassa gleich ein Renegat ist, so ist er, wenn's aufs Kopfab ankommt, doch ein völliger Türke."

    Das Libretto ist an diesen beiden Stellen ziemlich moslem- bzw. türkenfeindlich.


    Was kritisierst du jetzt? Muss eine "werktreue" Inszenierung türkenfeindlich rüberkommen?


    Meine Sicht hierzu: Das war damals einfach der Zeitgeist. Mozart war stärker vom Publikum abhängig als Haydn. Er bzw. seine Auftraggeber wollten dem Publikum nicht zu viel zumuten. Ja, der Bassa ist human, obwohl Moslem. Aber er halt halt christliche Wurzeln. Das war damals sicher leichter verdaulich. Was heißt dann aber "Werktreue" (in diesem Punkt) auf die heutige Zeit übertragen?

  • Bleibt die Frage, warum er denn eigentlich ein Renegat ist und warum das in dieser Inszenierung geändert wurde. Beides ist leicht zu erkennen und hat denselben Grund: Wäre er Muslim, würde er – dem Welt- und vor allem Islambild dieses Stückes entsprechend – Konstanze zwingen, sich ihm hinzugeben und Belmonte und Pedrillo grausam hinrichten. So tun es bekanntlich die Muslime, und damit wir das wissen, gibt es Osmin, der diese den Muslimen natürlich Grausamkeit andauernd zur Sprache bringt. Dann würde die Sache aber nicht gut ausgehen, also gibt es nur eine Lösung: Der Bassa, von dem man das Schlimmste erwartet, so lange man annimmt, dass er Muslim ist, ist gar keiner. die Christen sind selbstverständlich zu Großmut und Güte in der Lage (wie man ja überall auf der Welt sieht – die Bewohner der beiden Amerika können z. B. ein Lied davon singen). Um das noch einmal hervorzuheben, gibt es zum Glück Osmin, an dem man sieht, dass die da unten das nicht können.


    Nun kann man verstehen, dass dem Regisseur dieses aus Sarrazins Schreckenskammer nicht behagt, dass er also irgendeine Lösung dafür sucht. Darum fälscht er die Geschichte und verharmlost sie. Das kann man so oder so bewerten, nicht positiv kann man es bewerten, wenn man meint, das Wichtigste an einer Inszenierung ist es, dass sie genau das zeigt, was die Autoren gewollt haben. Denn was hier gezeigt wird, ist so ziemlich das Gegenteil davon. (Nur um nicht missverstanden zu werden, ich habe nichts dagegen, dass man so etwas umschreibt, meine allerdings, dass man sich dann ein wenig mehr Mühe geben sollte, auf die Höhe des Gegenstands zu kommen. Und ansonsten stört mich die Doppelmoral – wie man das heute nennt, das richtigere Wort ich Heuchelei – die dahinter steckt.)

    Ich habe echt Mühe, deine Forderung zu verstehen. Ich versuche es dennoch:

    Du siehst eine Brisanz im Original-Libretto und hättest diese gerne in einer Aufführung entsprechend thematisiert.


    Wie bereits geschrieben: Das war damals eine Anbiederung an den Zeitgeist. Aber selbst damals geschah dies nur an zwei Stellen im gesprochenen Text.


    Wie sieht es heute aus?

    Das ist keine rhetorische Frage, ich habe nämlich wirklich keinen Überblick. Teile des gesprochenen Textes werden oft gestrichen, aber wie sieht das bzgl. der beiden Stellen mit dem "Renegaten" aus?

    Ich denke, das ist in den allermeisten Aufführungen schlichtweg belanglos. Wenn man "werktreu" aufführt, lässt man die Stellen drin, aber den meisten Zuschauern wird das eh nicht auffallen. Die werden so oder so nicht wissen, welche Art von Moslem der Bassa ist. Und falls doch, nehmen sie es nicht besonders wichtig.


    Womit wir wieder mal beim Thema wären: Was ist eigentlich "werktreu"?


    (1) Aufführung so wie damals?

    (2) Aufführung so, dass heute der gleiche Effekt auf das Publikum erzielt wird wie damals?


    Da kommen nämlich ganz unterschiedliche Inszenierungen heraus. Im Fall der "Entführung" würde eine Aufführung gemäß (1) das heutige Publikum ziemlich kalt lassen. Gemäß (2) dagegen müsste die Grausamkeit der Moslems viel stärker herausgestellt werden. Das Publikum müsste nach Besuch der Oper islamfeindliche Gefühle haben. Das wäre dann "werktreu".

  • Werner, in diesem Punkt verrennst du dich. Du hast vollkommen Recht: Die "Hüter der Werktreue" beklagen sich nur dann, wenn ihnen die Regie bzw. das Bühnenbild nicht gefällt, egal ob ein Widerspruch zm Libretto vorliegt oder nicht. Wenn die Inszenierung "schön" ist, geht ihnen die "Werktreue" am Allerwertesten vorbei.

    Besser kann man es gar nicht formulieren.

    Das galt auch für das zeitgenössische Publikum. Das wollte einerseits eine Happy End sehen. Ein Edler "Verlierer" mit Würde, der die "Niederlage mit Würde trägt und gleichzeitig als großzügiger "Sieger" dasteht, der seinen Sieg nicht auskostet - denn er ist beides gleichzeitig: Sieger und Verlierer: Er hat seine große Liebe nicht bekommen und das letztlich akzeptiert - er hatte seinen Todfeind (bzw dessen Sohn) - mit Anhang in seiner Gewalt - und hat das nicht genützt.

    Die beiden Paare der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten durften einander finden und überleben - Zugleich hat eine gewisse Fraternisierung zwischen den Klassen stattgefunden (Finden wir immer wieder in Opern des 18. Jahrhunderts) DAS ist das was das Publikum sehen wollte -neben einer natürlich pompösen orientalischen Ausstattung.

    Das entsprach dem Wiener Geschmack des späten 18. Jahrhunderts.


    Wie bereits geschrieben: Das war damals eine Anbiederung an den Zeitgeist.

    ganz richtig

    Das Libretto Von Johann Gottlieb Stephanie (1741-1800)

    entstand nach einem Stück (ebenfalls vertont) des Lustpieldichters Christoph Friedrich Bretzner (1748-1807), der Im Deutschen Theater-Lexikon (1953) als „Modeliterat“ eingestuft, d. h. ein Autor, der seine Werke so schreibt, dass sie den aktuellen Zeitgeschmack treffen. (Quelle: WIKIPEDIA)

    Etwas das heute sowieso als "verwerflich" gegeisselt wird. Aber es war eine andere Zeit: Man schrieb Opern die dem Publikum gefallen um volle Häuser zu bekommen.

    Bretzener beschuldigte Mozart und Stephanie des Plagiats - irgendwann einigte man sich dann auf eine Art Gegengeschäft.

    Immerhin finden wir am Programmzettel der Uraufführung den Hinweis "Freie Bearbeitung nach Bretznern".. (siehe aabbildung unten)

    Ich denke, das ist in den allermeisten Aufführungen schlichtweg belanglos. Wenn man "werktreu" aufführt, lässt man die Stellen drin, aber den meisten Zuschauern wird das eh nicht auffallen. Die werden so oder so nicht wissen, welche Art von Moslem der Bassa ist. Und falls doch, nehmen sie es nicht besonders wichtig.


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Aber: Ob der Bassa Renegat ist oder sonst was wird im Libretto nur an zwei Stellen kurz erwähnt.

    Wie oft muss denn etwas in einem Text erwähnt werden, um von Belang zu sein? Ich dachte immer, einmal würde reichen.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Wie oft muss denn etwas in einem Text erwähnt werden, um von Belang zu sein?

    Steter Tropfen höhlt den Stein ...:hahahaha:


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • EIGENTLICH ist es ja die Aufgabe dieses Threads auf GUTE Inszenierungen hinzuweisen - so hab ich geglaubt, und wollte mich soeben für ein OT entschuldigen, da habe ich den Threadtitel sicherheitshalber nochmal nachgelesen, der genauen Formulierung wegen - ob da nicht etwa doch ein Schlupfloch bleibt, wo ich mich für das nun kommende rechtfertigen könnte. (Forenbetreiber sind fast allmächtig in dieser Beziehung - aber eben nur FAST ;))

    Und siehe das es gibt kein Schlupfloch - sondern eine ganze Höhle

    "..ODER SCHLECHTE Inszenierung

    Davon gibts ja jede Menge, aber das was mir da heute im Rahmen meiner Recherche begegnet ist, ist besonders arg !!! Doppelt zählt, daß es aus Wien ist - wenngleich nur an der Wiener Volksoper. Dennoch - dafür gibts keine Entschuldigung. Vielleicht hat man meine Attacken gegen das Regietheater schon vermisst. Aber ich zähle nicht zu denen, die kein anderes Thema haben - im Gegensatz zu einigen einstigen Mitgliedern - ich versprühe mein Gift über alle Bereiche des klassischen Musiklebens;)

    Da gibts dann hin und wieder eine Attacke, und nachher schreibe ich wieder ganz friedlich in Themen wie "Große Meister der Salonmusik" oder " "Beethovens Klaviersonaten für A Harmonium oder (alternativ) Hammondorgel oder Akkordeon" Da ist noch vieles im Busch

    Aber nun zu eine IMO wirklich miesen Inszenierung, nein zu einer Zumutung. Um 1900 wäre man dafür ins Irrenhaus gekommen - und die Wiener Irrenhäuser hatten von jeher einen guten Ruf für ihre Sicherheit und Versorgung der Insassen auf Lebenszeit




    Man sollte dem Haus jegliche Subvention streichen !!!

    Der 2. Clip - ich ha bihn erst gesehen als der Beitrag bereits fertig war - setzt dem Ganzen die Krone auf.


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Wie oft muss denn etwas in einem Text erwähnt werden, um von Belang zu sein? Ich dachte immer, einmal würde reichen.

    Ja, sicher. Es wird allerdings sogar zweimal erwähnt, und am Ende spielt die westlich-christliche Herkunft Selims eine sehr bedeutende Rolle.

    Natürlich ergeben sich daraus Gedanken, die einem heute unangenehm sind. Das ist dem Regisseur offensichtlich aufgestoßen und er hat sich entschlossen, das Stück so zu verändern, dass dieser unangenehme Punkt weg ist. Ich habe nicht erklärt, nicht einmal angedeutet oder auch nur andeutungsweise gedacht, dass es nicht in Ordnung ist, das Stück zu verändern. Natürlich kann man das tun. Ich habe mich lediglich gewundert, dass es den Verteidigern der Heiligen Werke gegen die Willkür der gotteslästerlichen Regisseure vollkommen egal ist, wenn ein fundamental wichtiger Punkt des Stücks einfach verändert bzw. unkenntlich gemacht wird. Wenn dagegen nichts spricht, entlarvt sich wohl das ganze Gerede von der Werktreue als pure Heuchelei. Es geht gar nicht um die Werke und ihren Gehalt, ganz im Gegenteil, was die eigentlich enthalten, will man gar nicht wissen. Allerdings kann man das so nicht sagen, weil die Forderung, dass einem Theater die Subventionen gestrichen werden soll (also die Forderung nach Vernichtung dieser Institution) schwerlich einfach damit begründet werden kann, dass der Inhalt des gespielten Werkes nicht auf die gewünschte Weise unkenntlich gemacht wird.


    Noch ein Wort zu der »Forderung« betrifft, die ich angeblich erhoben habe: Die gibt es nicht. Ich habe nichts gefordert, sondern lediglich darauf hingewiesen, dass es mir nicht recht behagt, wenn man die unangenehmen Punkte einfach wegmacht, statt sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Zumal man bei diesem Stück ja ohnehin nicht darum herumkommt, weil die Verachtung für die Muslime und die Überzeugung von der Überlegenheit der westlichen Lebensweise ein durchgehendes Thema ist. Und übrigens eines, das keineswegs uninteressant, noch weniger veraltet, sondern nach wie vor von höchster Aktualität ist. Darum finde ich es bedauerlich, wenn man die Gelegenheit zu einer Auseinandersetzung damit einfach ausschlägt. Aber ich fordere selbstverständlich nichts und habe das auch nicht getan.


    Und noch eine weitere Bemerkung: Christian hat selbstverständlich recht: Es reicht vollkommen aus, wenn irgendeine Aussage über eine Figur einmal getroffen wird. Wenn es dann nichts gibt, was dieser Aussage widerspricht, muss sie als zutreffend angenommen und in der Analyse berücksichtigt werden. Ob das am Theaterabend jemand mitbekommt oder nicht, ob der Satz vielleicht gestrichen wird oder nicht, ändert nichts daran, dass er dasteht und dass es klug ist anzunehmen, dass er nicht zufällig vorhanden ist. Natürlich kann man ihn streichen, aber das ändert nichts am Befund, den die Lektüre des Stücks liefert, Und von diesem, war die Rede.


    Und um noch dieses Missverständnis auszuräumen: Ich halte die ganze Diskussion über Regietheater und Werktreue für ausgemachten Quatsch, schon, weil beide Begriffe nicht brauchbar zu definieren sind, so dass niemand weiß, wovon eigentlich die Rede ist. Aber auch deshalb, weil das Kunstwerk, das im Theater präsentiert wird, das Theaterkunstwerk ist, nicht das des Dichters und/oder Komponisten, das seinerseits nur einen Teil des Theaterkunstwerks bildet. Ich stehe nach wie vor zu 100% auf dem Standpunkt, dass das Theater in seinen Entscheidungen frei ist. Ich meine nur andererseits, dass es sinnvoll ist, sich das Material, aus dem das Theaterkunstwerk gebaut wird, genau anzusehen und genau zu überlegen, wie man damit umgeht. Halbgewalkte Argumente wie »das hört ja sowieso keiner«, sind da nicht tauglich. (Zumal man sich da schnell täuscht, meine Erfahrung ist, dass es nicht die geringste Kleinigkeit gibt, die im Theater unbemerkt bleibt, die Mehrheit der Zuschauer sind im Allgemeinen ganz und gar nicht so unaufmerksam, wie viele, vor allem solche, die sich für Kenner halten, meinen.)

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Du kennst doch sicher die Inszenierung von Bieito in Berlin (KO). Und du findest sie sicher sehr gut.


    An welcher Stelle wurde die Sache mit dem Apostaten thematisiert?

  • Ich halte die ganze Diskussion über Regietheater und Werktreue für ausgemachten Quatsch, schon, weil beide Begriffe nicht brauchbar zu definieren sind, so dass niemand weiß, wovon eigentlich die Rede ist.

    Oh Doch ! DU weisst danz genau wovon hier die Rede ist - und ICH weiß es auch. Da das RT seit Jahren immer wieder thematisiert wird ist ferner anzunehmen, daß wir nicht die einzigen sind die es wissen. Der Rest ist purer Sophismus und der IMO mißglückte Versuch Tatsachen zu verschleiern, die jeder sehen kann.

    Aber auch deshalb, weil das Kunstwerk, das im Theater präsentiert wird, das Theaterkunstwerk ist, nicht das des Dichters und/oder Komponisten, das seinerseits nur einen Teil des Theaterkunstwerks bildet.

    Da darf ich dann doch darum bitten, daß man sich nicht hinter den berühmten und zugkräftigen Namen von Dichter und Komponisten versteckt. Denn ohne deren "Schutzschild" wäre keine Sau ins Theater/Oper zu bekommen - Na ja ein paar vielleicht schon - aber eben nicht genügend um zu überleben.


    Ich brauche nicht zu argumentieren - und ich tue es auch nicht. Der hier gezeigte Trailer der Inszenierung der Wiener Volksoper ist IMO aussagekräftig genug.

    Er wird für sich sprechen. Und wem das nicht genügt, für den habe ich noch das Statements des Regisseurs dieses "Kunstwerkes" ebenfalls verlinkt.


    Ich glaube nicht, daß ich mich groß anstrengen muß um jemand von der Güte oder nicht vorhandendn "Güte" dieses Kunstwerks zu überzeugen - Ich will lediglich als Gegengewicht zu jenen Kritikern fungieren die RT Inszenierungen (auch wenn es sie angeblich nicht gibt :P) hochjubeln und die Gegener als "Einzelfälle" und "Ewiggestrige"

    darstellen wollen, als Einzelgänger, die den Zeitgeist nicht verstehen wollen oder können.

    Ohne hier zu argumentieren, gehe ich davon aus, daß meine Botschaft ankommt. Ich brauche sie nicht zu zu verteidigen oder zu erkären, sie ist gewissermaßen ein Selbstläufer.

    Der Niedergang des RT wird vielleicht länger dauern als angenommen, er ist aber gewissermaßen vorprogrammiert und wird dort enden wo wir beide (ich werd es vermutlich nicht mehr erlaben, aber das spielt in diesem Fall keine Rolle) völlich übereinstimmen werden mit der Aussage: "Es gibt kein Regietheater" - und vermutlich wird dann bald niemand mehr wissen was das eigentlich war. Mit großer Freude sehe ich, daß immer häufiger DVDs und BluRay Discs mit Aufnahmen von RT-Aufführungen verramscht* werden. Bei unserem Werbpartner jpc gibt des Derzeit beispielsweise die Belai DVD Aktion wo es teilweise komplette Opern ab 5.99 zu kaufen gibt.

    Einiges davon ist mit Videoclops als Trailer zu sehen - viele andere indes nicht.

    Ich rate, sich - so vorhanden - an Hand der Videoclips ein Bild zu machen und ANSCHLIESSEND zu bestellen

    https://www.jpc.de/s/Bel+Air+D…n?searchtype=campaigntext

    mfg aus Wien

    Alfred


    *) verramscht ist in diesem Zusamenhang keine Beleidigung oder Herabsetzung sondern ein Terminus technicus aus dem Buch- und Musikalienhandel. Er wird dann angewandt wenn ein Verlag den (bei Büchern) ansonst verbildlichen Ladenpreis aufhebt und das Produkt freigibt. Es steht dann dan Händlern frei es billigst abzustossen. Noch in meine Jugend war es verbindlich geregelt, daß der Verlag den Händlern Exemplare, die sie binnen der letzen 6 Monate eingekauft hatten - zum vollen EK zurückkaufen musste.....

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Du kennst doch sicher die Inszenierung von Bieito in Berlin (KO). Und du findest sie sicher sehr gut.


    An welcher Stelle wurde die Sache mit dem Apostaten thematisiert?

    Falls Du die Inszenierung kennst, weißt Du sicher, dass das für diese keine Rolle spielen konnte. Was soll also die Frage?

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Ich brauche nicht zu argumentieren - und ich tue es auch nicht.

    Ersteres stimmt nicht, Letzteres schon. Darum lohnt es sich auch nicht, die Diskussion (die folglich gar keine ist) fortzusetzen.

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Ich brauche nicht zu argumentieren - und ich tue es auch nicht. Der hier gezeigte Trailer der Inszenierung der Wiener Volksoper ist IMO aussagekräftig genug.

    Er wird für sich sprechen. Und wem das nicht genügt, für den habe ich noch das Statements des Regisseurs dieses "Kunstwerkes" ebenfalls verlinkt.

    Also ich habe den Trailer und das Interview gesehen und fand beides so interessant, dass ich daraufhin gleich nachgesehen habe, ob ich die Inszenierung im nächsten Monat, wenn ich für ein paar Tage in Wien sein werde, noch sehen kann. Leider steht sie nicht mehr auf dem Spielplan. Trotzdem danke für den Hinweis!

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Oh Doch ! DU weisst danz genau wovon hier die Rede ist - und ICH weiß es auch. Da das RT seit Jahren immer wieder thematisiert wird ist ferner anzunehmen, daß wir nicht die einzigen sind die es wissen. Der Rest ist purer Sophismus und der IMO mißglückte Versuch Tatsachen zu verschleiern, die jeder sehen kann.

    Ich teile diesen Eindruck nicht.


    Häufig verdanken Diskussionen die Aufregung dem Umstand, dass sie auf unscharfen Begriffen beruhen.. Das ist völlig analog zur Politik. Freiheit und Sozialismus und ähnliche politische Schwafelbegriffe, die man sich gegenseitig an den Kopf werfen kann!


    In dem Augenblick, wo Begriffe präzisiert werden, ist man gezwungen, genau zu werden. Dann ist bei vielen häufig die Luft 'raus, woran man auch merken kann, dass es in diesen Fällen kein eigentliches Interesse an der Sache gibt. Beispiele finden sich zuhauf.

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