Nichtsinnliche Schönheit könnte allenfalls die vorgebliche "Schönheit", die man mathematischen Beweisen nachsagt, sein. (Für mich ist das ein eher zu weiter Begriff von Schönheit, ich würde in der Mathematik eher von Eleganz sprechen, was jedoch auch nicht besser ist. Man meint wohl am ehesten etwas wie eine überraschende Klarheit oder Knappheit im Ggs. etwa zu einer "langweiligen" umständlichen Beweisführung, die zwar ihr Ziel erreicht, aber eben mühselig.)
Aber alle erklingende Musik ist entweder sinnlich schön, oder eben nicht schön. Und zwar in dem einfachsten und urprünglichen Sinn von sinnlich, der auf die Sinne der Wahrnehmung bezogen ist. (Nicht in dem etwas verquasten, in dem "sinnlich" für "sinnenfreudig" oder "erotisch" steht.) Alles andere stiftet nur Verwirrung bzw. müsste derjenige, der von "unsinnlicher Schönheit" spricht, dann erst einmal erklären, warum etwas, was hautpsächlich mit dem Hörsinn wahrgenommen wird, unsinnlich schön sein kann.
Und "Wahrheit" ins Spiel zu bringen, hilft m.E. auch nicht weiter, weil sehr schwierig zu verstehen ist, wie ein Musikstück "wahr" sein kann, während unmittelbar klar ist, dass es schön sein kann (wie und warum genau, es schön sein kann, ist etwas anderes, aber dass manche schön sind, bestreiten wohl niemand). Unser Musterbeispiel für Schönheit sind Gegenstände der sinnlichen Wahrnehmung, besonders visuelle und akustische. Unsere Musterbeispiele für Wahrheit sind wahre Aussagen oder Urteile. Zwar verstehen wir auch andere Verwendungsweisen von Wahrheit ("wahrer Freund"), aber die "Wahrheit" in einem Musikstück ist auch von denen noch ziemlich weit entfernt. D.h. man müsste sehr viel in eine Klärung der "Wahrheit" von Kunstwerken investieren, sonst stiftet das auch erstmal nur Verwirrung, weil diese Verwendungsweise so weit von der üblichen entfernt ist.)