Diesmal formuliere ich nicht selbst. Diesmal gibt's einen Link zu einem Artikel von Moritz Eggert - und den will ich hier zur Diskussion stellen.
[url='http://www.crescendo.de/opernhaeuser-die-schwarze-liste-der-ewig-gestrigen-1000015380/'[/url]
Der blinde Fleck - welche Häuser die zeitgenössische Oper meiden
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Schade, der Link ist bei mikr nicht drin.
Gruß
Operus -
Schade, der Link ist bei mir nicht drin.
Gruß
OperusDoch, lieber Operus. Du mußt nur auf das kleine Quadrat in der linken unteren Ecke klicken, dann öffnet sich der Link.
Der Bericht ist sehr ausführlich und auch interessant. Sogar mein heimatliches Opernhaus /Musiktheater wird erwähnt.
Die Meinung und etwas seltsamen Ansichten des Autors sind aber ganz sicher auch Gegenstand für kontroverse Diskussionen.
CHRISSY -
Ein sehr streitbarer Artikel von Moritz Eggert.
Er beklagt also die seines Erachtens übermäßige Präsenz von Opern des 19. Jahrhunderts, die etwa 85% des Repertoires ausmachen, mit starken Worten: Das sei "falsch, dumm und tut auch dem Repertoire des 19. Jahrhunderts nicht gut".
Ferner: "Solange das so ist, ist unsere Opernlandschaft tot, verarmt und erbärmlich, egal wie die Qualität der Inszenierungen ist – und die ist sicherlich generell hoch hierzulande."
Zum ersten Halbsatz ließe sich viel sagen, genauso zum zweiten. Allein, ich erspare es mir an dieser Stelle.
Bei seinem "großen Operncheck" ging er dann sämtliche Häuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch und stufte alles, was älter als 50 Jahre ist, automatisch als "alt" ein. Das hieße derzeit: Es muss unbedingt nach 1966 komponiert worden sein, damit es den Ansprüchen des Herrn genügt.
Anschließend folgt eine Auflistung, in der er sich manchen Seitenhieb nicht verkneifen kann. "Nutfucker" (sic) kann er scheinbar auch nicht ausstehen. Mein Beileid an dieser Stelle.
Amüsant liest sich sog. "List of Shame" (sic) dennoch, weil er sogar Werke von 1954 ("Turn of the Screw") und 1957 ("Die Karmeliterinnen") als zu altmodisch ansieht. Es darf gelacht werden.
Dann lässt er sich (natürlich) auch über Wien aus, wo er bezeichnenderweise nur eines der drei großen Häuser, die Staatsoper, anführt und die Volksoper und das Theater an der Wien unterschlägt. Zufall?
Selbst bei der Staatsoper stimmt seine Behauptung, mit Debussys "Pélleas" sei das Modernste von 1902, also skandalöse 115 Jahre zurückliegend, falsch: Diese Spielzeit wird nämlich auch "Kátja Kabanová" von Janácek (1921) gespielt. Aber klar: Das ist ja auch vorvorgestrig für den Autor. Nicht zu vergessen "Medea" von Aribert Reimann (2010), was seinen Kriterien entspräche.
Ganz zu schweigen, dass sich Wien diesen Schuh generell nicht anziehen muss, blickt man mal auf die Premieren an den beiden anderen Häusern:
Theater an der Wien:
"Hamlet" von Arno Schreier (2016) (Uraufführung)
"Peer Gynt" von Werner Egk (1938)
"Elegie für junge Liebende" (1961)Volksoper:
"Axel an der Himmelstür" von Ralph Benatzky (1936)
"Limonen aus Sizilien" von Manfred Trojahn (2003)Selbst nach den überstrengen Kriterien des Autors wären da also zwei Opern dabei, die sogar für ihn als "neu" gelten würden.
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Die wichtigste Frage bleibt in dem Artikel indes unbeantwortet: welche zeitgenössischen Werke sollen denn bitte, an Qualität Verdi, Mozart, Puccini, Wagner usw. ebenbürtig, gespielt werden?
Bzgl.Leipzig ist m.E. die Kritik etwas unfair.
Leipzig hat vor Jahren den "Freitag aus Licht" uraufgeführt. Ein schönes Happening, zu dem "Experten" aus aller Welt angereist waren. Sogar normale Opernbesucher waren da. Ich auch. Ein Ereignis. Aber irgendwie auch ein bisschen "Hurz". Ich bezweifle doch sehr, dass das Stück repertoiretauglich ist.
Letzte Spielzeit: Uraufführung von Gettys Canterville Ghost, 21. Jhd., also ganz doll zeitgenössisch. Tonal und ausserdem als Kostümschinken mit realistischem Bühnenbild inszeniert (in der online Mediathek der Oper kann man mal reinschauen)- Begeisterung null. Ein banale Angelegenheit, die schnell in der Versenkung verschwunden ist (so schlecht ist der Geschmack des mainstream Publikums offensichtlich nicht )
Übrigens gab es in jener Spielzeit mit "Trouble in Tahiti" neben dererwähnten Uraufführung des Schinkens aus dem 21. Jhd. noch ein weiteres "modernes" Stück in der Oper.Diese Spielzeit "Cinq Mars" Dem Stück kann man ja nun wirklich nicht vorwerfen, überspielt zu sein. Ist es schlecht, weil es 19.Jhd. ist?
Nächste Spielzeit: Lulu. Auch nicht unbedingt "zeitgenössisch" und sicher trotzdem für den Intendanten, der ja immer auf die Quote schielen muss, ein Wagnis.
Ich war gestern in einer Repertoirevorstellung von Nabucco. Ging um 17.00 los, also habe ich im Opernhaus gesessen, während meine Frau die Boutiquen abklapperte. Mangels Gesprächspartnerin habe ich einiges von den Besuchergesprächen aufgeschnappt. Viele Touristen; viel älteres Publikum. Etliche haben offensichtllich ihre gut 2 Stunden abgesessen, um den Va pensiero Chor mal live zu hören. Den Gesprächsfetzen war teilweise eine stupende Ahnungslosigkeit bzgl. der Oper allgemein und bzgl. des aufgeführten Werks zu entnehmen. Na und? Die Leute hatten ihren Spass an Verdis Musik und werden evtl. wiederkommen. Ob allerdings für Berg oder gar für Reimann wage ich zu bezweifeln.
Übrigens: Die Oper gestern war hervorragend besetzt; die Inszenierung war grottenschlecht.
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Der Autor ist ein zeitgenössischer Komponist. Klar, dass er gespielt werden will. Mehr ist dazu eigentlich eigentlich nicht zu sagen.
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Als ich diesen Artikel las war mein erster reflexartiger Gedanke: Was geht diesen Menschen die Wiener Staatsoper an. Die ist derzeit gut ausgelastet, beliebt beim Publikum und den wichtigen Kulturtouristen - besser gehts nicht. Man hat zwar vor nach dem Abgang von Dir. Meyer einen "Modernidierungsschub" durch eine andere Direktion zu starten, aber warten wir ab, ob die derzeitigen Politiker, die das vornatreiben überhaupt noch was zu sagen haben. Und wenn doch: Die Wiener Operngemeinde hat schon einige Direktoren vertrieben, da sollten wir uns keine Sorgen machen.
Diesen ersten Gedanken habe ich dann weiterverfolgt: Da ich den Namen Moritz Eggert nicht kannte, habe ich vorerst gegoogelt und mir die Frage gestellt: Wer ist das überhaupt - und zu welcher Personengruppe zählt er ? Ein Kritiker ? Publikumsvertreter ? Progressiver Kulturjounalist ? Lobbyist einer gewissen Interessengruppe ?
WIKIPEDIA wusste schnell die Antwort - und sie war eigentlich nicht überraschend (Ich hab hellauf gelacht, als ich den ersten Satz las):
Moritz Eggert (* 25. November 1965 in Heidelberg) ist ein deutscher Komponist und Pianist.
Das ist natürlich nicht ehrenrühriges - aber wenn ich das weiß bringt es immerhin Klarheit in die Motive, solch einen Artikel zu verfassen.
Denn meine nächste Frage war: Was hat Herr Eggert den so alles komponiert ???und wieder hilft hier WIKIPEDIA:
Außer der Orchester- und Kammermusik liegt ein besonderer Schwerpunkt seines Schaffens im Genre Musiktheater. Bisher schrieb er 7 abendfüllende Opern und mehrere Werke für Tanztheater und Ballett
Eggert war drei Jahre lang Mitglied im Vorstand des Deutschen Komponistenverbandes und ist seit 2010 Professor für Komposition an der Münchener Hochschule für Musik und Theater. Er schreibt Artikel für Print- und Onlinemedien und betreibt für die Neue Musikzeitung den „Bad Blog of Musick“.Wenn man bei WIKIPEDI weiterliest wird man finden, daß er noch zahlreiche andere Aktionen gesetzt hat, die sein Naheverhältnis zur zeitgenössischen Musik unterstreichen. Das ist auch völlig legitim. Allerdings würde ich ihn damit nicht mehr als "unvoreingenommen" bezeichnen - der Artilel ist - mehr oder weniger ausgeprägt - Ein Artikel "in eigener Sache"
Ausmeiner - ebenfalls subjektiven - Sicht genügt es, wenn das sogenannte Regietheater die Zuschauer aus den Opernhäusern vergrault - es müssen nicht noch zeitgenössiche Opern hinzukommen.
Eine "schwarze Liste" zu erstellen - das halte ich allerdings schon ein wenig mutig, aber die betreffenden Opernhäuiser werden das wohl verkraftten - vielleicht hilft sie sogar, deren Bekanntheitsgread zu erhöhen und eine bestimmte Zielgruppe des opernpublikums vermehrt ins Haus zu locken.
Geradezu tollkühn finde ich es indes (ich bin Nicht-Wagnerianer) implizit anzuregen, Wagner für einige Jahre von den Spielplänen zu nehmen um damit Platz für Zeitgenössisches zu schaffen, Ich selbst würde mich nicht getrauen das in einer Zeitung zu schreiben.In einem Punkt stimme ich allereings mit Herrn Eggert überein: Die Opern des 19. Jahrhunderts sind überproportional vertreten.
Setzen wir also Werke des 18. Jahrhunderts auf den Spielplan: Cimarosa, Dittersdorf, Salieri,Paisello etc.. etc .....mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred -
Der Autor ist ein zeitgenössischer Komponist. Klar, dass er gespielt werden will. Mehr ist dazu eigentlich eigentlich nicht zu sagen.
Das sehe ich genau so. Wie der Weinbauer für Wein wirbt, wirbt der Komponist halt für seine Opern. Die Kritik an der Verengung der Spielpläne teile ich. Immer dieselben Stücke verführen auch aus meiner Sicht zu Deutungen, denen ich nichts mehr abgewinnen kann. Ob sich allerdings Trump, Frau Le Pen oder die AfD mit frechen neuen Operettten aufhalten lassen, bezweifle ich stark. Hier werden die Möglichkeiten des Musiktheaters gewaltig überschätzt. Kunst bewirkt nichts. In solchen Fallen säßen auch die falschen Leute im Parkett, nämlich die, die weniger anfällig sind für den "Affenarschzirkus", wie es der Autor nennt. Allein mit diesem Begriff, den ich abscheulich finde, wird nichts zu bewegen sein. Aus dem Beitrag spricht geballte Frustration, was ich nachvollziehen kann. Eine Antwort ist der Komponist allerdings auf die Frage schudig geblieben, warum zeitgenössische Opern beim Publkum nicht so gut ankommen wie "Rosenkavalier", "Lustige Witwe" oder "Tristan". Ich bin der festen Überzeugung, dass die Oper als Kunstform nicht mehr dazu taugt, brennende Gegenwartsfragen abzuhandeln - auch wenn in Insznierungen alles mögliche hineingepackt wird - von den Ängsten der Flüchtlingen bis zu den Nöten des Prekarats. Die dürften allerdings seltener in die Oper gehen als Menschen, die keine Asylheime oder sogar Obdachlose anstecken. Was wäre also erreicht?
Gruß Rheingold
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Einspruch! So schnell sollte man das Plädoyer für eine stärkere Berücksichtigung zeitgenössisicher Opern in den Spielplänen nicht vom Tisch wischen. Ja, der Autor ist durch sein Eigeninteresse geleitet, und er pflegt eine mir auch nicht gerade sympathische Schreibe, aber das macht sein Anliegen noch nicht falsch. Oder würdet Ihr es ebenso schnell verwerfen, wenn ein Orchestermusiker die Streichung von Stellen und die Zusammlegung von Orchester beklagen würde, auch nicht ohne Eigeninteresse dahinter?
Ich finde, dass öffentliche Opernhäuser einen Auftrag zur Kulturförderung haben, und dazu gehört neben der Pflege des überlieferten Repertoires auch die Förderung zeitgenössisicher Kompositionen durch Erteilung von Kompositionsaufträgen oder zumindest durch Aufführung solcher Werke. Niemand wird ernsthaft verlangen, dass zwei Jahre kein Wagner und Verdi mehr gespielt wird und stattdessen ausschließlich zeitgenössisiche Opern. Aber ist es wirklich zuviel verlangt, wenn ein großes Opernhaus neben all den Repertoire-Stücken wenigstens eine zeitgenössische Oper im Programm hat? Ich finde nicht. Das Argument, das käme beim Publikum nicht an, zieht nicht, wenn man es nicht einmal versucht hat. Wird sind doch längst von den Zeiten weg, in denen nur noch "schräge Avantgarde-Musik" komponiert wurde. Und Meisterwerke wie Reimanns "Lear" oder Zimmermanns "Soldaten" sind auch einmal in München (1978) und Köln (1965) uraufgeführt worden. Man stelle sich vor, alle Häusern hätten damals abgewinkt - wer weiß, ob die Stücke es jemals ins Repertoire geschafft hätten.
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Ach, lieber Bertarido, ich wollte die zeitgenössische Oper gar nicht abtun. Dafür habe ich zu viele gesehen und bin auch in etlichen Uraufführungen gesessen. Mich interessiert mehr, warum so wenige davon auf die Spielpläne gelangen. Ob ich sie mir selbst anschaue, darum geht es nicht. Nur, wer soll entscheiden, was wo und wie aufgeführt wird? Der Gedanke an Quoten lässt mich erschauern. Auch wenn die Häuser hoch subventioniert sind, werden sie sich nicht vorschreiben lassen, was sie aufführen. Von wem auch? Die Kunst ist frei und steht unter keinerlei Vorbehalt. Ist es vorstellbar, öffentliche Subventionen an bestimmte Projekte zu binden? Ich kann und will es mir nicht vorstellen. Auch von Selbvsrbverpflichtungen halte ich nichts. Die sind in der Praxis auf Dauer nicht tragbar. Wir hatten hier in Berlin mal eine so genannte Opernstiftung, die wohl auf dem Papier noch immer existiert. Die sollte zwischen den drei großen Häusern koordinienrend wirken. Sofort kam der Gedanke der Bevormundung auf. Das Ergebnis war, dass alle Häuser gleichzeitig "Tosca" oder "Carmen" machten.
Gruß Rhein gold
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Einspruch! So schnell sollte man das Plädoyer für eine stärkere Berücksichtigung zeitgenössisicher Opern in den Spielplänen nicht vom Tisch wischen.
Ich finde, dass öffentliche Opernhäuser einen Auftrag zur Kulturförderung haben, und dazu gehört neben der Pflege des überlieferten Repertoires auch die Förderung zeitgenössisicher Kompositionen durch Erteilung von Kompositionsaufträgen oder zumindest durch Aufführung solcher Werke.
Aber ist es wirklich zuviel verlangt, wenn ein großes Opernhaus neben all den Repertoire-Stücken wenigstens eine zeitgenössische Oper im Programm hat? Ich finde nicht.
Das Argument, das käme beim Publikum nicht an, zieht nicht, wenn man es nicht einmal versucht hat.Dazu folgendes:
Ich erinnere mich dunkel an einen damaligen ausführlichen Zeitungsbericht.
Vor etwa vier oder fünf Jahren wurde eine zeitgenössische Oper von Hans Werner Henze an der Dresdner Semperoper uraufgeführt. Das war wohl so ein Anti - Kriegs - Schocker.
Die Vorbereitungen und die finanziellen Kosten waren lt. damaligem Bericht enorm. Aufgeführt wurde dieses Werk allerdings nicht mehr als höchstens vier - oder fünfmal.
Da tut sich natürlich die Frage auf, wer will auch so was sehen? Als gegenteiliges positives Beispiel führe ich hier an...
Zitat Rheingold: Das Ergebnis war, dass alle Häuser gleichzeitig "Tosca" oder "Carmen" machten.
Die "Tosca" hatte an der Berliner Staatsoper ihre Premiere am 3. März 1976. Es war eine in allem stimmige, wunderbare, werkgetreue Inszenierung.
Sie lief dort 37 Jahre (!!!) lang unverändert bis 2014.
CHRISSY -
Das Ergebnis war, dass alle Häuser gleichzeitig "Tosca" oder "Carmen" machten.
"Tosca" ist da kein gutes Beispiel, vor 2014 hat es jahrzehntelag keine Berliner Neuinszenieurng dieser Oper gegeben. Zwar spielen die Deutsche Oper Berlin und die Staatsoper Berlin sehr wohl ihre alten Inszenierungen über Jahre weiter, die letzte "Tosca"-Aufführung an der Komischen Oper Berlin (Inszenierung von Götz Friedrich) dürfte allerdings lange vor dem Premierendatum der Barlog-Inszenierung an der Deutschen Oper Berlin (1969) über die Bühne gegangen sein. Es dürfte also ein halbes Jahrhundert her sein, dass an der Komischen Oper Berlin "Tosca" zu sehen war.
Sie lief dort 37 Jahre (!!!) lang unverändert bis 2014.
Kann ich so auch nicht bestätigen: Im Schiller-Theater war die Inszenierung kaum wiederzuerkennen, jedenfalls alles andere als "unverändert" im Vergleich zu den Aufführungen Unter den Linden. Ich habe die Inszenierung - oder besser das, was davon übrig war, 2013 zum letzten Mal gesehen.
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.......Die "Tosca" hatte an der Berliner Staatsoper ihre Premiere am 3. März 1976. Es war eine in allem stimmige, wunderbare, werkgetreue Inszenierung.
Sie lief dort 37 Jahre (!!!) lang unverändert bis 2014.
CHRISSY"Es war eben doch nicht alles schlecht in der DDR"
Die Homoki Traviata läuft in Leipzig übrigens - fast immer vor ausverkauftem Haus - auch schon seit über 20 Jahren. Ob die werktreu ist, wage ich im Hinblick auf die doch sehr unterschiedlichen Standpunkte der entsprechenden Autoritäten im Forum nicht zu beurteilen ;). -
Kann ich so auch nicht bestätigen: Im Schiller-Theater war die Inszenierung kaum wiederzuerkennen, jedenfalls alles andere als "unverändert" im Vergleich zu den Aufführungen Unter den Linden. Ich habe die Inszenierung - oder besser das, was davon übrig war, 2013 zum letzten Mal gesehen.
Nun, dann will ich mich korrigieren und die Spitzfindigkeit präzisieren:
Die Tosca lief dann eben nur bis zur baulichen Schließung der Staatsoper 2011 (?) dort unverändert. Das sind auch 35 Jahre!!!
Als Alternative zog man dann bekanntlich ins Schillertheater um. Ich vermute, die haben dort eine wesentlich kleinere Bühne und deshalb wird wohl eine
korrekt beibehaltende Inszenierung 1:1 wahrscheinlich nicht ganz exakt mehr möglich gewesen sein. Zufrieden?
Übrigens, mein Vorteil - ich habe sie auf der großen Bühne der Staatsoper viele, viele Male in der Originalinszenierung mit einem hervorragenden Ensemble gesehen...
CHRISSY -
"Es war eben doch nicht alles schlecht in der DDR"
Die Homoki Traviata läuft in Leipzig übrigens - fast immer vor ausverkauftem Haus - auch schon seit über 20 Jahren. Ob die werktreu ist, wage ich im Hinblick auf die doch sehr unterschiedlichen Standpunkte der entsprechenden Autoritäten im Forum nicht zu beurteilen ;).Hallo, Misha
Ganz sicher war nicht alles schlecht in der DDR. Und hier beziehe ich mich auf Theateraufführungen - /Inszenierungen, die ich hauptsächlich (neben manchen anderen Bühnen),
an der Berliner Staatsoper und auch in meinem heimatlichen Theater erlebt habe. Damals wurde, zumindest für meinen Geschmack, noch wirklich gutes Theater gemacht.
Was gab es damals auch für großartige Schauspieldarstellungen, z. B. am Deutschen Theater Berlin.
Deine erwähnte Leipziger Traviata kenne ich nicht. Und vielleicht hat der von Dir genannte Regisseur Homoki noch vor 20 Jahren vernünftig inszeniert. Ich weiß es nicht.
Aber wenn ich diesen Namen lese, denke ich mit einigem Grauen an die Traviata, die ich vor ein paar Jahren an der Dresdner Semperoper gesehen hatte.
Die hat er als Regisseur auch "inszeniert", wobei ich hier das Wort "inszeniert" völlig unangebracht finde, denn es war nach m. M. keine Inszenierung!
Ich habe damals im Forum eine ausführliche Rezension geschrieben und empfehle mal nachzulesen im Thread "Gestern in der Oper", Seite 14, vierter Btr.von unten.
Ebenfalls herzliche sächs. Grüße
CHRISSY -
Hallo,
Eggert lässt Dampf ab, aber an der falschen Stelle, er nimmt nur die Opernhäuser in Haftung, was erheblich zu kurz gedacht ist.
Das Problem an sich ist aber interessant und von Bedeutung, nicht nur für den Opernbetrieb.
Es gibt gewiss Forenmitglieder, die meine Frage beantworten können:
Wie ist die Situation in anderen Ländern (nicht nur USA, aber auch dort), wo die Spielstätten (i.d.R. Opernhäuser) ihren Etat nur durch die Eintrittsgelder ausgleichen müssen, also ohne staatl. Fördermittel, evtl. noch ergänzt durch großzügige, von direkter oder indirekter Einflussnahme völlig unabhängige Spenden von Sponsoren?
Wenn ich durch Antworten mein Wissen aktualisiert habe, ich bin da nicht auf dem neuen Stand, möchte ich gerne weiter posten.
Danke und
viele Grüße
zweiterbass -
Nur ein paar schnelle Gedanken dazu:
Welche sind die modernen Opern, deren Musik ich mir im Auto in den Player schieben möchte, um mich zu unterhalten?
Die ich auch im Opernhaus gerne nochmals ansehe und -höre?
Modernes Theater ist an vielen Häusern in mehr oder weniger guten Inszenierungen zu sehen, da möchte ich mir elektronischen Ohrenschmaus nicht antun.
Das Musical hat einiges davon übernommen, wie z.B. "Ich war noch niemals in New York" oder "ABBAmania", wo das Publikum die Melodien mitsingen könnte. Das gab's früher nur in der Oper!
Erich
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Ich bin der festen Überzeugung, dass die Oper als Kunstform nicht mehr dazu taugt, brennende Gegenwartsfragen abzuhandeln [...]
Glaube ich auch nicht. Der Zug ist abgefahren. Was nach 1930 hat sich wirklich dauerhaft im Repertoire halten können? Kommen wir auf ein Dutzend? Das ist ja nicht erst eine Entwicklung der letzten Jahre.Das Musical hat einiges davon übernommen [...]
Genau. Das Musical hat die zeitgenössische Oper doch regelrecht an den Rand gedrängt, auch wenn es genuin eher der Nachfolger der Operette sein dürfte. -
Ich weiss auch nicht was sich die "Politkünstler" vorstellen ?
Sie wollen Trump, Le Pen, Brexit und AfD verhindern ?Sie vergessen, daß diese Entwicklungen ja aus der Bevölkerung heraus kamen - genau aus jener, die die moderne Oper nicht hören will - und das auch in Zukunft nicht tun wird. Staatliche Zuschüsse weren in Zukunft wohl auch immer sparsamer fliessen, und man wird drauf achten volle Häuser zu bekommen und allgemeine Aktzeptanz - denn die brauchen sowohl die Opernhäuser als auch die Politik.
Alle die Entscheidungen gegen den Publikumsgeschmack und Wählerwillen treffen, müssen darauf gefasst sein, daß sie die Rechnung dafür präsentiert bekommen. Die Welt bewegt sich - wie immer man das bewerten mag - derzeit relativ schnell in Richtung "rechtskonservativ" - natürlich auch - vor allem - in Fragen der Kunst, Kultur und Fremdenpolitik.
Meiner Meinung nach wird sich dieser Trend in den nächsten Jahren eher beschleunigen als verlangsamen.Wenn Herr Eggert die gegenwärtige opernszene als "tot, verarmt und erbärmlich sieht" dann möchte man ihm fast beipflichten.
Indes er beanstandet ja nicht das Riegietheater sondern den Mangel an zeitgenössischen Stücken auf den Bühnen.
Für ihn ist das operntheater dann in der Tat "tot" weil er und seine Komponistenkollegen ja keine Tantiemen aus seinen Kompositionen ziehen (bei Mozart stellt sich die Frage ja nicht) Bedauerlich für ihn . Mich stört das indes nicht. Und wenn ich die Situation richtig einschätze wird es auch dabei bleiben.mfg aus Wien
Alfred -
Die Tosca lief dann eben nur bis zur baulichen Schließung der Staatsoper 2011 (?) dort unverändert. Das sind auch 35 Jahre!!!
Die Staatsoper Unter den Linden wurde im Sommer 2010 geschlossen. Wann davor die letzte "Tosca"-Serie lief, weiß ich nicht genau. Ob die Inszenierung wirklich unverändert im Vergleich zur Premieren-Serie lief, weiß ich nicht genau, weil ich diese Inszenierung erst ab 1990 (in vielfachen Besetzungen, Tomowa und Adam waren auch noch darunter) gesehen habe und daher keinen Vergleich zur Premiere 1976 habe. Du kannst das auch nicht wissen, ob die Inszenierung unverändert blieb, weil du die Inszenierung nach 1985 nicht mehr gesehen hast. Die Besetzung wechselte in den 1990er Jahren jedenfalls munter, Besetzungsänderungen gegenüber der Premierenbesetzung gab es aber eigentlich immer, schon im Premierenjahr - und die Frage ist schon, ob eine Besetzungsänderung im Vergleich zur Premierenbesetzung wirklich eine unveränderte Wiedergabe ist?
Ich wähne mich auch zu erinnern, dass irgendwann auf dem Besetzungzettel "Inszenierung nach Carl Riha" stand, weiß aber nicht mehr genau, ob dies erst im Schiller-Theater oder bereits in den letzten Jahren Unter den Linden der Fall war.Die Barlog-"Tosca" an der Deutschen Oper Berlin (mit der so eindrucksvollen Morgendämmerung und dem im Hintergrund der Engelsburg sichtbar werdenen Petersdom) hatte übrigens schon 1969 Premiere und läuft immer noch, freilich ganz sicher nicht unverändert. Zwischendurch gab es sogar mal eine szenische Neuinstudierung durch den Hausherren Götz Friedrich, seine Name stand dann auch mit auf dem Zettel und verschwand nach ein paar Jahren wieder.
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Zu Eggert: Wenn man schon so einen Artikel schreibt, sollte man wenigstens die Spielpläne lesen können.
Ich sehe das Problem weniger bei dem Mangel an neuen Opern - man muss ja nicht immer in die größten Häuser gehen, die sollten ja auch voll werden - sondern beim Regietheater, aber da bin ich hier ja nicht alleine ...
In Wien kann man pro Jahr schon mehrere neue Opern ansehen, ich glaube nicht, dass es der Sache hilft, wenn man immer nur jammert. Ebenso gibt es in Wien + Umgebung auch einige werktreue Inszenierungen alter Opern, also bin ich hier sehr zufrieden. Das Projekt, in Laxenburg Opern des 18. Jahrhunderts historisch informiert zu inszenieren (sagt man so?), wird dieses Jahr fortgesetzt mit 2 statt einer Oper.
Dass die Überzahl alte Oper auf neu geschminkt ist, braucht mich nicht zu stören, solange ich nicht gezwungen werde, hinzugehen. -
Zu Eggert: Wenn man schon so einen Artikel schreibt, sollte man wenigstens die Spielpläne lesen können.
OK, Medea zählt nicht, weil keine Premiere und Patchwork, weil nur eine Kinderoper.
Allerdings finde ich nicht, dass im größten Haus bei 5 Opernpremieren pro Jahr eine aus den letzten 50 Jahren dabei sein muss. -
Interessante Reaktionen.
Obwohl ich ja sehr für die Oper des 20. und 21. Jahrhunderts plädiere, finde auch ich den Artikel ziemlich daneben. Aber aus teilweise anderen Gründen. Der gute Mann läßt nämlich meiner Meinung nach zwei wichtige Dinge beiseite:
1) Die Gesamtsituation einer Stadt
2) Die Ästhetik der eingeforderten WerkeAd 1) Was Wien betrifft (und auch München - zumindest kann ich's da beurteilen): Solange die anderen Häuser bzw die freie Szene die Zeitgenossen aufführen, ist es nach meiner Auffassung nicht unbedingt notwendig, daß auch das große Haus es macht.
Ad 2) Durch die vielgestaltige Entwicklung der Musik nach 1900 und den Wegfall des Zeitstils bringt es gar nichts, Werke einzufordern, die nach einem gewissen Jahr komponiert wurden. Konkret: Brittens "Death in Venice" (1973 - entspräche den Kriterien) ist nicht moderner als Kreneks "Karl V." (1933 - entspräche nicht den Kriterien). Noch extremer wird es, wenn man diverse Komponisten aus den USA heranzieht (Menotti, Ward, Argento, Floyd), die - das meine ich nicht als Qualitätskriterium - eine Puccini-Richard-Strauss-Nachfolge betreiben, aber rein vom zeitlichen Rahmen her den Kriterien entsprächen.Was Eggert obendrein "vergißt", ist, ob die in seiner Verdammungsliste genannten Häuser vielleicht unlängst, etwa in der vorangegangenen Saison, durchaus ihrer Pflicht in seinem Sinn nachgekommen sind. Bei einigen sieht es dann ganz anders aus.
In einem Punkt gebe ich ihm dennoch auch ein wenig recht: Unter "modernem Musiktheater" versteht man mittlerweile auch eine regietheatral hingerichtete "Tosca". An sich hätte ich gar nichts dagegen, nähmen die Intendanten die moderne Inszenierung nicht als Ausrede dafür, ohnedies modernes Musiktheater zu spielen - nur, daß dieses eben aus immer denselben alten Hadern besteht, bloß diese auf aktuell getrimmt.
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In einem Punkt gebe ich ihm dennoch auch ein wenig recht: Unter "modernem Musiktheater" versteht man mittlerweile auch eine regietheatral hingerichtete "Tosca". An sich hätte ich gar nichts dagegen, nähmen die Intendanten die moderne Inszenierung nicht als Ausrede dafür, ohnedies modernes Musiktheater zu spielen - nur, daß dieses eben aus immer denselben alten Hadern besteht, bloß diese auf aktuell getrimmt.
Der Grund liegt doch auf der Hand: Zu einer >>regietheatral hingerichtete "Tosca"<< (schöne Formulierung, muss ich mir merken ) strömen (ähnlich wie bei Wagner, Verdi, Mozart pp) trotzdem zähneknirschend die Zuschauer. Die kommen nicht wegen sondern trotz des Regisseurs/der Regisseuse XY. Das Ertragen einer grauenvollen Inszenierung ist eben heute oft der Preis dafür, eines der beliebten Werke live zu erleben. Es ist sicher kein Zufall, dass die oben von mir erwähnte Getty Schmonzette in Leipzig von keinem der besonders prominenten Akteure der Regietheterszene in Szene gesetzt wurde, obwohl es eine der heutzutage seltenen Uraufführungen einer Oper war.
PS
Da ich ja wiederholt Getty erwähnt habe: In sein "Usher Haus", das ich mir zum "Kennenlernen" vor der UA des "Ghost" zugelegt hatte, kann man bei Amazon reinhören; Ausschnitte aus dem "Ghost" finden sich in der Mediathek der Oper Leipzig. -
Der Grund liegt doch auf der Hand: Zu einer >>regietheatral hingerichtete "Tosca"<< (schöne Formulierung, muss ich mir merken ) strömen (ähnlich wie bei Wagner, Verdi, Mozart pp) trotzdem zähneknirschend die Zuschauer. Die kommen nicht wegen sondern trotz des Regisseurs/der Regisseuse XY. Das Ertragen einer grauenvollen Inszenierung ist eben heute oft der Preis dafür, eines der beliebten Werke live zu erleben.
Hallo, Misha
Zustimmung, so sehe ich das auch und kann das aus eigenem Erleben bestätigen. Vor ein paar Jahren wollte ich meine drei Lieblingsopern "La Boheme, Rigoletto, La Traviata"
wieder mal live erleben und war deshalb in der Dresdner Semperoper. Ich hatte mich mit Schrift und Bild über die Inszenierungen vorher informiert, wußte also in etwa, was da
auf mich zukommt und war deshalb auch nicht sonderlich überrascht. Während die "Boheme" noch einigermaßen erträglich war, haben die beiden anderen Opern (nach meiner
Meinung) die Bezeichnung "Inszenierung" nicht verdient, denn es war keine!
Auch wenn ich diese Opern, diese Musik liebe, trotzdem möchte ich mir das nicht mehr antun. Denn zum wahren, wirklichen Genuß wird eine Aufführung erst, wenn alles stimmig ist.
Zum Glück gibt es bei unseren tschech. Nachbarn in Liberec /Reichenberg ein Opernhaus, wo dies fast ausnahmslos noch positiv praktiziert wird.
Ich hoffe, daß dies noch lange so bleibt und Verfälscher und Verunstalter dort weiterhin "persona non grata" sind.
CHRISSY -
Bei mir gibt es da eine finanzielle "Schmerzgrenze": 80 € in Leipzig oder Dresden bezahle ich, auch wenn sich dann herausstellt, dass die Inszenierung schlecht ist (allerdings bin ich da nicht so dogmatisch wie andere Mitglieder des Forums); aber 1000€ pro Person zzgl. Nebenkosten für die Ringparodie in Bayreuth? Nein. Das ist auch der Grund warum meine Frau unsere Reiseaktivitäten in Sachen Oper sehr eingeschränkt haben.
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Ich halte auch die Argumentation, dass die Stücke darunter leiden, dauernd gespielt zu werden, für falsch.
Es ist ja nicht so, dass man jede Woche in die Oper geht/gehen will.
Alle paar Jahre dieselbe Oper in derselben Inszenierung zu sehen, das schadet dieser Oper mE überhaupt nicht.
Es soll ja auch Leute geben, die zu Hause immer wieder dasselbe Stück anhören, ohne davon so bald genug zu bekommen.
Das als "tot" zu bezeichnen, ist für mich unsinnig.
Man sollte eher feiern, dass wir unsere Kulturschätze pflegen, und nicht wie im Mainstream-Kino, das der Artikel zu Beginn als Argument für mehr Aktualität bringt, alles nach erster Verkostung wieder wegwerfen.Übrigens ist schon Honegger depressiv geworden, weil die Komponisten von heute (also 1950) verglichen mit den Klassikern so selten gespielt werden. Als Feindbild sollte man aber vielleicht doch besser den Kommerz pflegen als die Klassiker, wenn man schon eines braucht. Besser ist freilich, sich in der Nische einzurichten und nicht den Verlust der großen Häuser und der Hörermassen zu beklagen.
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Ich finde, dass öffentliche Opernhäuser einen Auftrag zur Kulturförderung haben, und dazu gehört neben der Pflege des überlieferten Repertoires auch die Förderung zeitgenössisicher Kompositionen durch Erteilung von Kompositionsaufträgen oder zumindest durch Aufführung solcher Werke.
Das sehe ich auch so, lieber Bertarido. Wenn keine zeitgenössischen Werke mehr aufgeführt oder in Auftrag gegeben werden, ist die Oper als aktuelle Kunstform mausetot. Sicher ist das auch eine Kostenfrage. Nicht jedes Haus kann sich vielleicht einen Kompositionsauftrag leisten vom Etat her. Und dann kommt leider - das muss auch gesagt werden - das Thema GEMA. Ich kenne das vom Konzertbetrieb her. Beispiel: Ein Pianist mit einem Konzert auf regionaler Ebene ohne die ganz großen Zuschauerzahlen und hohen Eintrittsgelder. Die Gebühren sind dermaßen hoch, dass man, wenn man nicht zu den wenigen internationalen "Stars" gehört mit dem nötigen Geld, sich einfach keine Aufführung von zeitgenössischen Werken leisten kann, ohne das sehr reale Risiko einzugehen, in die roten Zahlen zu kommen. Für solche aufführungspraktischen Argumente sind die bei der GEMA aber einfach taub und handeln stur nach Gesetz und Buchstaben. Sie reden sich dann beim Betreffenden damit heraus, dass ihnen das Personal fehlt um im Einzelfall zu prüfen, ob die GEMA-Gebühren die Einnahmen übersteigen! (Kein Witz, sondern bittere Realität!) Das führt dazu, dass einfach Zeitgenössisches kaum gespielt wird. Sehr "logisch": Wegen einer unsinnigen Gebührenregelung kommt beim Komponisten so letztlich gar nichts an, weil Aufführungen schlicht unfinanzierbar werden. Wie das bei der Oper ist, weiß ich nicht, weil ich mich da nicht auskenne. Aber ich kann mir vorstellen, dass auch da erhebliche Zusatzkosten anfallen, wo die Intendanten dann angesichts leerer öffentlicher Kassen und gekürzter Etats es sich zehnmal überlegen, ein solches finanzielles Abenteuer einzugehen. So sollte es natürlich nicht sein. Und wenn sich ein Haus schon keine Kompositionsaufträge leisten kann, sollte es doch die zeitgenössischen Stücke spielen, die inzwischen zum Repertoire gehören.
Schöne Grüße
Holger -
Das sehe ich auch so, lieber Bertarido. Wenn keine zeitgenössischen Werke mehr aufgeführt oder in Auftrag gegeben werden, ist die Oper als aktuelle Kunstform mausetot.
Es hat ja auch niemand gewünscht, dass keine zeitgenössischen Kompositionen mehr an großen Häusern gespielt werden, eher scheint Konsens zu sein, dass mindestens eine Premiere zeitgenössischer Oper pro Saison eine übertriebene Forderung ist.
Zum anderen würde der Tod der Oper als aktuelle Kunstform nicht den Tod der Oper als gepflegte historische Kunstform bedeuten, sprich, wenn heute keine Opern mehr komponiert würden, nähmen die Werke von Monteverdi bis Berg keinen Schaden.
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Es hat ja auch niemand gewünscht, dass keine zeitgenössischen Kompositionen mehr an großen Häusern gespielt werden, eher scheint Konsens zu sein, dass mindestens eine Premiere zeitgenössischer Oper pro Saison eine übertriebene Forderung ist.
Zum anderen würde der Tod der Oper als aktuelle Kunstform nicht den Tod der Oper als gepflegte historische Kunstform bedeuten, sprich, wenn heute keine Opern mehr komponiert würden, nähmen die Werke von Monteverdi bis Berg keinen Schaden.
Über eine sinnvolle Frequenz von Aufführungen zeitgenössischer Werke kann man natürlich reden. Ich wehre mich nur dagegen, dass man überhaupt keine aufführt mit dem Argument, Oper als Kunstform sei heute tot bzw. beschränke sich auf die immer wiederholten Aufführungen des überlieferten Repertoires. Natürlich ist letzteres wichtig, und zwar in immer wieder neuen Auseinandersetzungen mit den alten Werken. Aber ich will nicht glauben, dass heute keine aufführenswerten Opern mehr geschrieben werden.