Live auf der Bühne selbst erlebte "Da Capo"


  • Lieber Caruso


    Du hast mir im Thread über "Leo Nucci" geantwortet und um es bei diesem Thema dort zu belassen und nicht zu verwässern, bin ich hierher ausgewichen, habe diesen neuen Thread eröffnet und hoffe, daß er auf allgemeines Interesse stößt und andere Mitglieder auch von ihren evtl. Live - Erlebnissen berichten. Über Deinen Beitrag habe ich mich sehr gefreut. Es ist schön zu spüren, wie sich selbst nach vielen Jahren, Deine Begeisterung und Faszination nachhaltig manifestiert hat. Ich selbst kann bei meinen vielen Theaterbesuchen von zwei erlebten Da Capo berichten:


    Deutsche Staatsoper Berlin - "Anna Tomowa Sintow als Tosca".
    Sie war damals in ihrer Glanzzeit unbestritten eine Sängerin von Weltklasse, war Publikumsliebling und hatte in Berlin eine riesengroße Fangemeinde, die sie stets bejubelt und gefeiert hatten. Einmal, nach ihrer überragend gelungenen Arie "Vissi d´arte" gab das Publikum keine Ruhe. Der Beifall brauste auf und wollte kein Ende nehmen. Es wurde geklatscht, getrampelt und gejubelt - sie mußte die Arie wiederholen und auch danach war ein unbeschreiblicher Jubel.
    Ich möchte hierzu eine Beobachtung meinerseits nicht unerwähnt lassen: Wir hatten beste Plätze ziemlich vorn im Parkett und somit deutliche Sicht auf alles. "Theo Adam" als Scarpia stand ja nicht weit von ihr entfernt dabei leicht im Hintergrund. Ich konnte ihn gut sehen und selbstverständlich kann ich mich auch getäuscht haben, aber mein Eindruck war, er war über das Geschehen nicht gerade glücklich. Ich meine an seiner Mimik und seiner Art des Verhaltens, bei ihm Neid und Mißgunst erkannt zu haben. Aber, ich will ihm nichts Übles nachreden, ich kann mich auch getäuscht haben. Ist auch egal, auf jeden Fall hatte sich Frau Tomowa Sintow den Jubel verdient!


    Ein zweites Da Capo habe ich erlebt in der Wiener Staatsoper - "Luciano Pavarotti als Cavaradossi in Tosca".
    Schon sein Auftritt zum Beginn der Oper war ein Erlebnis. Er kommt aus dem Hintergrund auf die Bühne, zeigt sich, hat noch nicht den Mund aufgemacht und noch keinen Ton gesungen - da brandete ein riesengroßer Beifall von den Zuschauern aus. Das war für mich "Gänsehaut pur"! Da liefen mir vor Begeisterung Schauer über den Rücken. Und nach seiner Arie "E lucevan le stelle", tobte das Publikum vor Begeisterung (ich natürlich auch) und er mußte sie wiederholen. Interessant dabei, beim zweiten Mal sang und interpretierte er sie ganz anders, als vorher. Ja, solche Erlebnisse sind Höhepunkte, die man dankbar nie vergisst.
    Apropos Pavarotti: Im März 1987 gastierte er an der Deutschen Oper Berlin/West in drei oder vier Vorstellungen als "Nemorino" im Liebestrank. Ob er da ein Da Capo hatte, weiß ich nicht. (Ich wollte zwar hin, durfte aber nicht, noch stand die Mauer). Ich weiß aber aus damaligen Berichten, in einer dieser Vorstellungen hatte er am Schluss 120 (!!!) Vorhänge und hält damit einen Weltrekord, der im Guinness-Buch der Rekorde steht. Da mit dabei gewesen zu sein, was wäre das für ein Erlebnis...


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Chrissy,


    in der Oper habe ich nur 1x ein Da Capo erlebt, darüber hatte ich bereits geschrieben. Nur kurz deshalb.


    Am 7.12.1957 im Geraer Theater beim Gastspiel von Rosvaenge im Troubadour. Nach der Stretta (die er um einen halben Ton nach unten transponieren ließ) so viel Applaus, daß ein da Capo kommen mußte und danach so lange getobt wurde, daß der eiserne Vorhang den Akt beenden mußte. Das war mein einziges da Capo.


    Zugaben dagegen bei Arienabenden jede Menge, wie bei fast jedem Solokonzert an jedem Ort.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Pavarotti habe ich auch mal mit einem "da capo" erlebt, wenn auch einem unfreiwilligen: Vor dem Rezitativ mit dem Schließer kommt im 3. Akt "Tosca" ja die Melodie zur Arie "E lucevan le stelle" schon einmal, wenn Cavaradossi auftritt. Pavarotti trat 2003 in der Deutschen Oper Berlin an dieser stelle auch oft, setzte aber tatsächlich mit seinem Gesangseinsatz ein und sang noch ein paar Phrasen weiter, bis er seinen Irrtum bemerkte. Nach dem rezitativ mit dem Schließer setzte er dann - als die richtige Stelle dann endlich dra war, natürlich nochmal ein. Irgendwie auch ein "Da capo"... :D


    Letzten Sommer im Schiller-Theater beim 1. Akt "Walküre" setzte der Tenor freilich auch an einer Stelle plötzlich mit einer Phrase ein, die noch gar nicht dran war, als Sieglinde nämlich noch etwas völlig anderes sang. Als dann irgendwann die richtige stelle erreicht war, sang er die Phrase natürlich nochmal.


    Das waren so die denkwürdigsten da capos, an die ich mich erinnern kann. :thumbsup:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hallo,


    ich habe mal ein sehr unfreiwilliges und trauriges Dacapo erlebt. In der Entführung aus dem Serail kurz vor Ende der Marternarie gab es einen lauten Knall: Stromausfall im ganzen Haus. Natürlich sang die Sängerin die Arie nicht weiter, mußte sie aber 20 Minuten später, als die Technik wieder funktionierte, komplett wiederholen. Für die junge Sängerin, die völlig aus der Bahn geraten war, war das zuviel, und die Arie mißlang. Aber schon zum Schlußquartett des 2. Aktes und vor allem im großen Duett im 3. Akt war sie wieder völlig präsent und wurde zu Recht umjubelt. Der Dirigent, der das Dacapo gegen ihren Willen durchgesetzt hatte, wurde - nicht nur deshalb, sondern wegen seiner Gesamt"leistung" - kräftig ausgebuht.


    Schöne Grüße
    wega

  • Hallo,
    ich habe mal ein sehr unfreiwilliges und trauriges Dacapo erlebt. In der Entführung aus dem Serail kurz vor Ende der Marternarie gab es einen lauten Knall: Stromausfall im ganzen Haus. Natürlich sang die Sängerin die Arie nicht weiter, mußte sie aber 20 Minuten später, als die Technik wieder funktionierte, komplett wiederholen. Für die junge Sängerin, die völlig aus der Bahn geraten war, war das zuviel, und die Arie mißlang. Aber schon zum Schlußquartett des 2. Aktes und vor allem im großen Duett im 3. Akt war sie wieder völlig präsent und wurde zu Recht umjubelt. Der Dirigent, der das Dacapo gegen ihren Willen durchgesetzt hatte, wurde - nicht nur deshalb, sondern wegen seiner Gesamt"leistung" - kräftig ausgebuht.
    Schöne Grüße
    wega


    Wo war das? Hannover?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich hoffe, ich werde nicht wieder wegen Störung der ataraxia hier getadelt, aber ich habe einmal ein trauriges Nicht-da-capo erlebt. Es war in der Saison 63/64 in der Wiener Staatsoper bei "Don Giovanni". Die erste Arie des Don Ottavio von Anton Dermota ging so gründlich daneben, dass die zweite einfach übersprungen wurde. Für das Schlussbild nahm er alle seine Kraft zusammen und beendete die Oper mit den anderen. Die Reaktion des Publikums war toll: er wurde nicht etwa ausgebuht, sondern gefeiert. Nie werde ich das Lächeln im Gesicht des großen Sängers und seine Erleichterung vergessen.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Lieber Chrissy,


    Ist ja eine nette Idee, dass du meine kleine Geschichte von Corellis Canzonen-Zugabekonzert zum Anlass genommen hast, einen neuen Thread zu eröffnen.
    Besonders interessant sind ja die unfreiwilligen Dacapos. Da habe ich auch mal eines erlebt. "Fidelio" im Müchener Nationaltheater. Ziemlich kurz nach der Eröffnung des Hauses. Einleitung zum zweiten Akt. Dann die Arie. Gerade hatte der Tenor (Den Namen verrate ich nicht) ein markerschütterndes "Gott welch ein Dunkel hier" herausgestemmt, da ging im gesamten Zuschauerraum das Licht an! Natürlich: brüllendes Gelächter im Publikum. Dann aber doch Irritationen und Unsicherheit.


    Nach wenigen Minuten wurde erklärt, es habe einen Kurzschluss gegeben und die Notbeleuchtung sei angegangen. Als das Problem behoben war, begann Der zweite Akt noch mal von vorne und der Tenor konnte noch mal sein "Gott, welch Dunkel hier" herausstemmen. Aber niemand konnte sich eines Schmunzelns erwehren - die Stimmung musste erst mühsam wieder zurückgewonnen werden.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo,


    richtig es war in Hannover. Die Sängerin, die wirklich in keiner Weise verantwortlich war und eben großes Pech hatte, heißt Patricia Wise.


    Schöne Grüße
    wega

  • Die Sängerin, die wirklich in keiner Weise verantwortlich war und eben großes Pech hatte, heißt Patricia Wise.


    Die hatte ich mal vor 23 Jahren als Schlaues Füchslein ein Dresden. Vielmehr hätte mich der Name des Dirigenten interessiert! :D

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Ich kann das Schmökern in alten Threads nicht lassen. Dabei stoße ich immer wieder auf Stellen, die mich zu einem eigenen Beitrag inspirieren.
    Auch in der Oper ändern sich immer wieder manche Gepflogenheiten: so die Bereitschaft der Sänger, ein Dacapo zu geben. Mir scheint, diese Sitte ist zunehmend verpönt (vielleicht aus einem gewissen Purismus heraus, um das Stück nicht zu unterbrechen). Aber vor einigen Jahrzehnten konnte ich in Stuttgart noch gern gewährte Zugaben dieser Art erleben:
    So ließ sich Josef Traxel nach einer betörend gesungenen Arie des Lyonel nicht lange bitten - und sang das Stück bei der Wiederholung fast noch schöner als zuvor.
    In Frankfurt a.M. erlebte ich ein denkwürdiges Rigoletto-Doppelgastspiel mit Renato Bruson und Alfredo Kraus, der seine Canzone so unwiderstehlich servierte, dass der Applaus nicht enden wollte. Bei der Wiederholung spürte man geradezu das Ansteigen der Temperatur im Haus!
    Der seltene Fall eines Ensembles, das gelegentlich wiederholt werden muss(te), ist das berühmte Sextett mit Chor in Lucia. Auch hier in Stuttgart, auch mit Traxel (mehrmals erlebt).
    Eine fast makabre Situation ergab sich in einem Saarbrückener Holländer. Im 3.Akt hat Erik eine gemeine Stelle in seiner Kavatine, wo er aus dem Stand ein hohes A singen muss ("die Versich´rung deiner Treu"). Der Tenor (den Namen habe ich zum Glück vergessen) schmiss den Ton, musste nochmal ansetzen, schmiss nochmal (!) - und war gezwungen, einen dritten Anlauf zu nehmen, der dann schließlich gelang. Alle waren erleichtert - sogar ich (noch nicht als Sixtus!).

  • Gleich unserer "wega" ist mir nur ein einziges unfreiwilliges Opern-da-capo in Erinnerung geblieben (und a.a.O. in diesem Forum habe ich es schon einmal erwähnt), nämlich 1970 in Salzburg bei den Festspielen und dort in einer der Vorstellungen der "Zauberflöte" mit folgendem Team:
    Wolfgang Sawallisch, Dirigent / Oscar Fritz Schuh, Inszenierung / Teo Otto, Bühne und Kostüme / Walter Hagen-Groll, Chor
    Kurt Moll, Sarastro / Peter Schreier, Tamino / Otto Wiener, Sprecher / Sylvia Geszty, Königin der Nacht / Helen Donath, Pamina / Hermann Prey, Papageno / Carol Malone, Papagena /Gerhard Unger, Monostatos.
    Nach der Ouvertüre öffnete sich nämlich der Vorhang im Großen Festspielhaus nicht und ein sichtbar verärgerter Sawallisch brach die Anfangstakte der Introduktion ab, während der Motor immer wieder quietschend versuchte, die beiden Teile der Vorhänge zu öffnen. Natürlich hat man beim Publikumum um Entschuldigund gebeten und wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, war das Problem nach etwa einer Viertelstunde durch die Technik behoben. Tamino-Schreier konnte dann "Zu Hilfe, zu Hilfe" singen, was einer gewissen Komik nicht entbehrte...


    Unzählig natürlich die Da-capos in Konzerten - doch die sind ja hier nicht gefragt, weil (vielleicht hauptsächlich in Solisten-Abenden oder Kammerkonzerten) üblich.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich kann mir nicht helfen, aber solche Da-capos kommen mir im Rahmen der Aufführung eines Bühnenstücks doch eher deplatziert vor, zumindest bei Stücken mit ernsterem Inhalt und Gehalt. Da will ich nicht »konsumieren« oder mich an der Musik und schönem Gesang erfreuen, sondern mich bewegen und »erschüttern« lassen durch das, was das Stück und die Inszenierung im Ganzen aussagen. Freilich komme ich aus einer Ecke, in der nicht nur den gesanglichen Leistungen der Protagonisten, sondern gleichermaßen auch ihrer schauspielerischen Qualität aufführungstragende Relevanz zugesprochen wird – lieber mäßig bis passabel gesungen und dafür glaubhaft und gut gespielt als umgekehrt.

  • Ich kann mir nicht helfen, aber solche Da-capos kommen mir im Rahmen der Aufführung eines Bühnenstücks doch eher deplatziert vor, zumindest bei Stücken mit ernsterem Inhalt und Gehalt. Da will ich nicht »konsumieren« oder mich an der Musik und schönem Gesang erfreuen, sondern mich bewegen und »erschüttern« lassen durch das, was das Stück und die Inszenierung im Ganzen aussagen.


    Das geht mir ganz genauso, deswegen bin ich froh, dass Da capos heute die Ausnahme sind.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich erinnere mich an zwei Wiederholungen:
    1. die unvermeidliche in Verona "Va', pensiero, sull'ali dorate"
    2. Rolando Villazóns "Una furtiva lagrima" in der Schenk-Inszenierung in Wien


    :jubel:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Von Da Capos gibt es eine nette Anekdote: In einem kleinen Haus in Sachsen sang ein Tenor die Stretta "Lodern zum Himmel" im Troubadour. Danach Jubelrufe und immer wieder Da Capo. Also Wiederholung mit wiederum nicht endendem Jubel - 2. Wiederholung. Da wendet sich ein Herr an seinen Nachbarn "Sie das verstehe ich nicht. So gut ist der doch gar nicht. - " "Nee - aber heut' machen wir ihn fertig!"


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • "Fidelio" in München: Nach dem Quartett "Mir ist so wunderbar" mit Hallstein, Lenz, Hillebrecht und Frick wollte das Publikum durch übermäßigen Applaus und Da Capo-Rufe eine Wiederholung erzwingen. Heinrich Bender wollte weiter dirigieren doch das Publikum klatschte weiter und weiter. Erst als die Sänger sich umdrehten hörte es auf und es konnte weitergehen.
    Wahrscheinlich sind die unerwünschten und deshalb verhinderten Da Capos sogar häufiger als die erfüllten Publikumswünsche. :no:


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Nachtrag zu Nr.13:


    Lieber Dieter, dir kann geholfen werden.
    Wenn du dich dazu durchringen kannst, öfter mal bei Wagner reinzuschauen, wird dein Wunsch erfüllt.
    Keine Wagner-Oper erlaubt ein Dacapo, denn der Komponist hat (wie du sicher weißt) dafür gesorgt, dass die Arien (sofern es solche überhaupt noch gibt, wie in den Frühwerken) keinen Schlussakkord haben, sondern in die nächste Szene übergehen, damit das Drama nicht unterbrochen wird. Bei einer Wiederholung hätte er vermutlich die Vorstellung abbrechen lassen!


    Das hatte sogar Folgen für die Opern nach Wagner, besonders die von Richard Strauss - aber wem sage ich das...?


    Wer allerdings weder Wagner- noch Strauss-Opern mag, dem bleiben solche Garantien vesagt.

  • lieber mäßig bis passabel gesungen und dafür glaubhaft und gut gespielt als umgekehrt.


    Bitte nicht falsch auffassen, ich akzeptiere Deine Meinung (das werde ich jetzt wohl immer sagen müssen, damit mich der Philosoph nicht wieder angreift).


    Leider ticke ich anders. Wenn ich Schauspieler sehen will, sehe ich mir ein Schauspiel an. Wenn ich Sänger erleben will, gehe ich in die Oper.


    Wenn ich in der Oper ein richtig tolles Erlebnis haben will, dann möchte ich gute Sänger sehen, die gleichzeitig auch darstellerisch etwas bieten können. Wenn ich auf eines dabei verzichten muß, dann würde ich in der Oper lieber schlechte Schauspieler sehen, aber guten Gesang erleben. Wenn ein Schauspieler nicht singen kann, hat er in der Oper sowieso nichts zu suchen (außer Sprechrollen oder wenn ein Regisseur z.B. den Papageno mit einem Schauspieler besetzt).


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wenn ich Schauspieler sehen will, sehe ich mir ein Schauspiel an. Wenn ich Sänger erleben will, gehe ich in die Oper.
    Wenn ich in der Oper ein richtig tolles Erlebnis haben will, dann möchte ich gute Sänger sehen, die gleichzeitig auch darstellerisch etwas bieten können. Wenn ich auf eines dabei verzichten muß, dann würde ich in der Oper lieber schlechte Schauspieler sehen, aber guten Gesang erleben.

    Wieder einmal sind wir völlig einer Meinung, lieber La Roche. Der Gesang und seine stimmliche Interpretation stehen im Vordergrund.
    Freilich, wenn zu einer sehr guten Stimme auch noch eine sehr gute Darstellung kommt, ist das natürlich ideal.
    Es gibt ja die Aufzeichnung als DVD /Blu - Ray der "AIDA" seinerzeit aus der Scala. Pavarotti steht da meist wie eine Säule, bewegt sich kaum. Aber was für eine Stimme!!!
    Anderes Beispiel - Villazon. Damals stimmlich auch ein sehr guter Tenor. Aber manchmal hat er es mit der Darstellung etwas übertrieben bis hin zum "Rumhampeln".



    Bitte nicht falsch auffassen, ich akzeptiere Deine Meinung (das werde ich jetzt wohl immer sagen müssen, damit mich der Philosoph nicht wieder angreift).

    ... und der war richtig gut! :thumbup:


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Im Bolschoi-Theater Moskau habe ich das mal erlebt, und zwar bei einer Aufführung von Nabucco. Nach dem Freiheitschor haben die Besucher so lange Da capo gerufen und applaudiert, bis der Chor wiederholt wurde. Das hat mich damals sehr beeindruckt.

  • Zitat

    Nach dem Freiheitschor haben die Besucher so lange Da capo gerufen und applaudiert, bis der Chor wiederholt wurde. Das hat mich damals sehr beeindruckt.


    Tja, Knuspi! Da hätte ich aber gerne mal Wedernikow, Burchuladze oder Nesterenko als Zacharias gehört. :yes:

    W.S.

  • [quote='Dieter Stockert','index.php?page=Thread&postID=604519#post604519']Wenn ich Schauspieler sehen will, sehe ich mir ein Schauspiel an. Wenn ich Sänger erleben will, gehe ich in die Oper.

    Ich finde es so stimmiger: Wenn ich Schauspieler sehen will, sehe ich mir ein Schauspiel an. Wenn ich Sänger hören will, gehe ich zu einem Liederabend. Wenn ich ein Gesamtkunstwerk erleben will, gehe ich in die Oper.

  • lieber mäßig bis passabel gesungen und dafür glaubhaft und gut gespielt als umgekehrt.


    Tja, lieber Dieter, das sehe ich genau umgekehrt. Wie sagte schon Bellini: "Die Oper muss zu Tränen rühren, Entsetzen säen, sie muss Menschen sterben lassen durch Gesang." Von Schauspielerei war keine Rede.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)


  • Tja, lieber Dieter, das sehe ich genau umgekehrt. Wie sagte schon Bellini: "Die Oper muss zu Tränen rühren, Entsetzen säen, sie muss Menschen sterben lassen durch Gesang." Von Schauspielerei war keine Rede.


    Bei Bellini braucht man auch nicht allzu viel Schauspielerei, da ist kaum Musikdrama vorhanden :untertauch: Das Zitat könnte auch für ein Oratorium oder eine Kantate gelten, das Besondere der Oper trifft es nicht.


    Ansonsten bin ich ganz bei Dieter. Wobei wir uns wahrscheinlich alle einig sind, dass das anzustrebende Ideal gut gesungen und gut gespielt ist. Ansonsten ist es ein Beleg für operus' These im Thread "Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann!": Die Erwartungen an eine Opernaufführung sind einfach sehr unterschiedlich.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Bei diesem Thema kann man nicht alles mit derselben Elle messen:
    Oper ist nicht gleich Oper, Land ist nicht gleich Land, und Publkum ist nicht gleich Publikum.
    Die Extreme dürften etwa bei Bellini und Rossini einerseits, bei Wagner und Strauss andererseits liegen. Es wäre undenbar, eine Gralserzählung wiederholen zu wollen; aber bei den "tanti palpiti" ist man bei Bedarf nicht zimperlich, besonders im Land der Oper Italien. Sogar Verdi hatte sicher nichts dagegen, dass "Va pensiero" wiederholt wurde - schon aus patriotischen Gründen.
    Man könnte es vielleicht so formulieren: Je mehr kulinarische Oper, desto eher Dacapo - je mehr Musikdrama, desto strenger das Tabu. Und in Italien ist man da immer eine Spur großzügiger als in Deutschland, vielleicht auch in München großzügiger als in Hamburg. Von den persönlichen Vorlieben ganz zu schweigen...
    Freuen wir uns doch an den verschiedenen Ausprägungen der Gattung - meint Sixtus

  • Bei Bellini braucht man auch nicht allzu viel Schauspielerei, da ist kaum Musikdrama vorhanden


    ?(:no:?(:no:?(:no:

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Bei Bellini braucht man auch nicht allzu viel Schauspielerei, da ist kaum Musikdrama vorhanden

    Oper ohne Dramatik, Ergreifendes, Erschütterndes ist ihrer Seele beraubt. Außerdem empfinde ich Bellinis "Norma" als äußerst dramatisch und singschauspielerisch anspruchvoll und herausfordernd.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Bei Bellini braucht man auch nicht allzu viel Schauspielerei, da ist kaum Musikdrama vorhanden

    Nun, lieber Bertarido, es gibt nicht ständig Action bei Bellini. Aber bei der Musik der Puritaner oder der Norma oder bei den Montagues und Capulets braucht es das auch nicht. Die Musik bietet das, was an Action fehlt. Aber kaum vorhandenes Musikdrama, das verstehe ich nicht. In den Puritanern ist Drama vom ersten bis zum letzten Akt, nur spielt sich das Dramatische im Hintergrund ab und nicht auf der Bühne.
    Erlebe doch mal das Duett der beiden Männer



    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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