Das Haus war gestern Abend noch besser besucht als bei der Tosca. Die Inszenierung von Adolf Dresen aus dem Jahr 2000 ist werkgerecht. Im ersten Akt sieht man die Küste und das Schiff von Daland vor Anker liegen. Das Meer wird durch eine riesige blaue Folie dargestellt, die von Bühnenmitarbeitern hin und und her bewegt wird und das Schiff wankt auch die ganze Zeit hin und her. Das Schiff des Holländers taucht aus dem Hintergrund auf und hat rote Segel. Nur das Ende des ersten Altes ist etwas unlogisch, da das Schiff des Holländers sich als erstes abfährt, obwohl der Holländer vorher zu Daland sagt : Fahr du voran mein Schiff holt euch sicher ein. Im Zweiten Akt sieht man viele Spinbräder, an denen die Spinnerinnen fleißig spinnen. Im dritten Akt sieht man das Schiff von Daland vor Anker liegen und dahinter das Schiff des Hollänsers. Am Ende versinkt dieses Schiff im Meer und man sieht, wie helles Licht das rote auf der Vudeoproduktion duechbricht. Das soll bedeuten, daß nicht der Holländer, sondern Senta erlöst ist.
Exzellent wie immer der Chor der Rheinoper. Axel Kober dirigierte auf Bayreuth Niveau und hatte alles fest im Griff. Nach der Overtüre, die vor geschlossenem Vorhang gespielt worden ist, gab es viele Bravos. Als Tamino fragt man sich : darf man das ? Katharina von Bülow ließ mit einem schön geführten Sopran als Mary aufhorchen. Bernhard Bechthold hätte als Steuermann einen sehr schönen lyrischen Tenor. Der Erik gesungen von Corny Welch war kein Weichei, sondern ein stattlicher Mann, mit einem Tenor, wo ich mich schon auf seinen Siegmund freue. Hans Peter König war ein Festspiel würdiger Daland. Sein Bass war tiefen - und höhensicher. Ebenfalls ein blendender Holländer war Amoonshah Golesorkhi. Ausgestattet mit einem dunklen Bariton hätte auch er keine Probleme mit der Rolle. Schwachpunkt war leider Morenikem Fadayomi, die die Senta gesungen hat. In den hohen Lagen wird ihr Sopran brüchig und es tut schon fast weh ihr zuhören. Am Ende größten Jubel für alle und es gab wieder stehende Ovationen.

DOR Düsseldorf am 12.05.2017 der fliegende Holländer eine Inszenierung mit zwei Schiffen und Spinnrädern und gesungen wurde nebenbei auch ganz hervorragend
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Am Ende größten Jubel für alle und es gab wieder stehende Ovationen.
Na, wenn das kein beglückender, stimmungsvoller Opernabend war. Ich danke Dir für Deinen Bericht, den ich gern und interessiert gelesen habe.
Es freut mich für Dich, lieber Rodolfo, daß Du, von kleinen Abstrichen abgesehen, eine zufriedenstellende Aufführung gesehen hast.
Vor vielleicht 15 Jahren lief der "Holländer" auch in meinem heimischen Theater und so weit ich mich erinnere, war der auch richtig gut.
Ja, damals wurde auch noch gutes Theater gemacht, aber die Zeiten sind mehr und mehr vorbei.
Herzliche Grüße
CHRISSY(Wenn ich mich richtig erinnere, kann ich Dir heute auch zu "Deinen Zebras" gratulieren).
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Ich kenne diese Inszenierung auch aus Duisburg. Damals hatte auch der wunderbare Hans Peter König den Daland gesungen und Corby Welch den Erik.
Jolanthe -
Leider ist Düsseldorf zu weit weg von meiner Heimatstadt. So eine Inszenierung würde ich mir auch wieder einmal ansehen.
Bernhard Berchthold habe ich in Chemnitz erlebt als Henry Morosus in einer zauberhaften "Schweigsamen Frau." Seine helle klare Stimme fand ich auch wunderbar. Aber ob er größere Häuser mit größeren Rollen füllen kann? Die Stimme schien mir etwas dünn, aber das macht eigentlich nichts, wenn sie tragfähig ist. Für Chemnitz mit seinen 2 Rängen und etwa 750 Plätzen hat es gereicht, und er war höhensicher und gut.
Herzlichst La Roche
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Ich habe die Inszenierung Ende Januar 2016 ebenfalls in Duisburg gesehen und hier darüber berichtet:
Da lebte der wunderbare Gerd Grochowski noch und sang einen prächtigen Holländer. Hans Peter König sollte den Daland singen, wurde aber an dem Abend von Thorsten Grümbel nicht adäquat ersetzt. Dafür konnte man sich an der hervorragenden Elisabeth Strid als Senta und dem kraftvollen Corby Welch als Erik erfreuen. Auch der Chor legte dort große Ehre ein.
Deswegen habe ich mir die Vorstellung am 18. März gleich noch einmal angesehen.Liebe Grüße
Willi
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Ich bin jetzt Nestbeschmutzer, mag ich diese Inszenierung doch wirklich nicht besonders. Mich hatten die Fotos gereizt und so bin ich kurz nach der Premiere nach Düsseldorf geeilt, um mit langer Miene im Parkett zu sitzen. So eine Inszenierung fällt für mich genau unter das Motto, wie ich es als Negativbeispiel beschrieb in dem Thread "Volles Rohr Romantik": Nichts Halbes und nichts Ganzes. Ja, es gibt ein weißgefärbtes Dampfschiff, auf dem sich die Matrosen auf die Füße treten, weil es so klein ist, und ein wenig Plastiktütenmeer wie bei der Augsburger Puppenkiste. Das Holländer Schiff hebt sich dank der Bühnenmaschinerie knarrend aus der Horizontalen. Die Spinnstube ist eine Industriehalle, wo ein großes Rad läuft und merkwürdigerweise einen Moritaten Wand steht, an der Senta ihre Ballade vorträgt. Also, ich war wirklich enttäuscht. Natürlich immer noch besser, als der Stuss mit der Badewanne und den zwei Papierschiffchen oder die IKEA Bruchbude oder die Gemäldegalerie oder was es sonst noch an derzeitigen Verrenkungen an anderen Häusern gibt. Doch solche Inszenierungen wie an der Rheinoper oder die einigermaßen moderate Inszenierung an der Wiesbadener Oper halten mir nur noch schmerzlicher vor Augen, was wir verloren haben. Oper kann und soll doch viel mehr. Wenn ich dagegen die Bühnenbilder von Henning von Gierke zum Holländer sehe, da kann ich träumen. Die empfinde ich im Einklang mit der Musik. Hoffe, ich habe dir jetzt nicht den Theaterbesuch vermiest, und bedanke mich dennoch sehr für deinen Bericht.
http://operamrhein.de/de_DE/te…gende-hollaender.13972840
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Hans Georg König
Du kennst Sänger...
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Ich neheme an, daß es sich um DIESE Inszenierung handelt
Im ersten Augenblick ist man angetan. Sieht man aber genauer hin, dann merkt man doch jede Menge an Verfälschungen, die einem dann doch die Freude dämpfen können. Man hat sich hier IMO bemüht, UNBEDINGT zu verfälschen OHNE jedoch die RT-Gegner - oder nennen wir sie hier lieber "Traditionalisten" ernsthaft zu vergraulen.
Was mag nun der Hintergrund für eine derartige Doppelstrategie sein ?
Ich bringe hier ein strategisches Denkmodell aupd Tapet, das keineswegs den Anspruch auf absolute Reichtigkeit stellt, aber IMO dennoch sehr schlüssig zu sein scheint:
Bena benötigt in diesen schwierigen Zeitn auch das "traditionsbewusste" Opernpublikum. ABER man möcht auch die Verfremdungen nicht verzichten, lassen sich die doch als "eigenständiges Kunstwerk" vermarkten und bessern die Einkünfte der "Verfremder" auf.
Persönlich glaube ich allerdings nicht, daß diese Strategie auf lange Sicht Aussicht auf Erfolg hat.....Beste Grüße aus Wien
Alfred -
... bei den Orgelbauern gibt es den schönen Begriff "Kompromissorgel". Das ist offenbar gerade heute ein mögliches Erfolgsrezept.
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Genauso ist es, Alfred. Aber dennoch. Man ist ja schon froh, wenn man nicht völlig verstört im Zuschauerraum sitzt.
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Zitat
Zitat von Knusperhexe: Man ist ja schon froh, wenn man nicht völlig verstört im Zuschauerraum sitzt.
Da hast du vollkommen Recht. Denn wie oft ist in den letzten Jahren der Holländer schon entsetzlich verfälscht worden, wovon hier im Forum schon öfter berichtet wurde. Über eine neuerliche Verunstaltung des "Holländers" in Hannover (woher man in der letzten Zeit nur noch solche negativen Berichte liest) findet man in dem neuen "Brief an meine Freunde" unter www.marie-louise gilles.de; ein durchaus lesenswerter Bericht. Dagegen scheint die hier besprochene Inszenierung ein echter Lichtblick zu sein.
Liebe Grüße
Gerhard -
Rodolfo kann sich mit dem "Holländer" in Düsseldorf wahrhaft glücklich schätzen. Was derzeit in Hannover unter diesem Titel abgeht, kann man auszugsweise hier besichtigen:
Man beachte auch das erleuchtete Geschwätz des Regisseurs über "geplanten Doppelselbstmord"," Kampfgegen die Naturgewalten", "Klimawandel" etc. Hat Wagner offensichtlich alles vorausgesehen. Selbst wenn man das alles akzeptieren würde, kommt, zumindest dem Trailer zufolge, nichts davon rüber. Und, nein, ich habe die Inszenierung nicht gesehen, ich würde aber auch, abgesehen davon, keine Aufführung besuchen. Ich habe den Sänger der Titelrolle in einer anderen Oper gesehen und gehört und habe nicht die mindeste Absicht, diese Erfahrung zu wiederholen.
Die neue Spielzeit wird uns u.a. mit einer Neuinszenierung der Aida "beglücken" (Regie Kay Voges, der uns schon den Freischütz beschert hat), und die Frage der Intendanz ist inzwischen auch entschieden. Es kommt Laura Berman, die derzeit das Theater Basel leitet und der Presse zufolge gerne mit Regisseuren wie Bieito, Baumgarten und Neuenfels arbeitet. Also wird für mich auch in den nächsten Jahren, obwohl ich dicht bei Hannover wohne, ein Opernbesuch wohl recht unwahrscheinlich.
Traurige Grüße
Mme. Cortese
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Zitat
Mme. Cortese: Rodolfo kann sich mit dem "Holländer" in Düsseldorf wahrhaft glücklich schätzen. Was derzeit in Hannover unter diesem Titel abgeht, kann man auszugsweise hier besichtigen:
Also ich habe diese Inszenierung von Adolf Dresen im letzten Jahre (Januar und März) zweimal innerhalb von 6 Wochen genossen, zwar in Duisburg, und obowohl zwei wichtige Protagonisten nicht mehr dabei sind, werde ich doch im nächsten Jahr wieder diese moderat verfälschte Inszenierung genießen, diesmal in Düsseldorf, vielleicht wieder zweimal. Mit den "Verfälschungen" kann ich leben. Ich werde aber nicht wieder nach München zu den Opernfestspielen fahren, wenn dort der Holländer gegeben werden sollte. denn einmal "Peter Konwitschny" reicht mir dann doch, dann lieber viermal Adolf Dresen.
Übrigens, lieber Gerhard, von Leverkusen nach Düsseldorf ist es doch garnicht so weit.
Liebe Grüße
Willi
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Es ist einfach unglaublich, dass dieser Mensch noch mal mit Steuergeldern eine Oper inszenieren darf. Ich fühle mit Dir, Madame Cortese.
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Ich kann mit der Inszenierung auch gut leben. Mich würde nur interessieren, was genau verfälscht worden ist .
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Soeben habe ich etwas geradezu Sensationelles für alle RT-Geschädigten gefunden: Ein Holländer von 1997 aus Rom mit Bühnenbildern und Kostümen von Wieland Wagner!
Offensichtlich ist es dem Wolfgang-Stamm doch nicht gelungen alles von Wieland zu vernichten. Der Holländer wird gesungen von José van Dam: -
Beginnen wir mal mit Erik und Senta, lieber rodolfo (unterstes Foto). Der Jagdanzug und die Schuhe Eriks scheinen mir nicht aus dem 17. Jahrhundert zu stammen, und Sentas Brautkleid, Frisur und Brautkranz ist in dieser Kompination sicherlich eim Stil dieses Jahrtausends. Nun habe ich allerdings vom Holländer keine Partitur, also weiß ich nicht, was Wagner dort vorgeschrieben hat. Aber ich weiß nicht, ob man in diesen Fällen von Verfälschungen überhaupt sprechen kann.
Oder ist vielleicht dies eine Verfälschung? (Bayreuth 1985):Liebe Grüße
Willi
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Nun habe ich allerdings vom Holländer keine Partitur, also weiß ich nicht, was Wagner dort vorgeschrieben hat. Aber ich weiß nicht, ob man in diesen Fällen von Verfälschungen überhaupt sprechen kann.
Als Leser von Wagners Schriften kann ich, lieber Willi, nur die "Mitteilung an meine Forianer"
geben: Das Milieu, das durch die Kulissen dargestellt wird, muss die Handlungsmotivation der Figuren verständlich machen. Wenn das gegeben ist, kann man auch nicht von "Verfälschung" sprechen. Die Behauptung, dass eine Inszenierung die Motive nur dann verständlich macht, wenn sie sich wortwörtlich an Wagners Regieanweisung hält, dürfte glaube ich kaum zu beweisen sein.
Schöne Grüße
Holger -
... bei den Orgelbauern gibt es den schönen Begriff "Kompromissorgel". Das ist offenbar gerade heute ein mögliches Erfolgsrezept.
Endlich kann ich Dir mal zum Thema Regietheater zustimmen.
Ich nehme an, dass noch sehr viele Inszenierungen dieser Art über die Bühnen gehen werden. -
Als Leser von Wagners Schriften kann ich, lieber Willi, nur die "Mitteilung an meine Forianer"
geben: Das Milieu, das durch die Kulissen dargestellt wird, muss die Handlungsmotivation der Figuren verständlich machen. Wenn das gegeben ist, kann man auch nicht von "Verfälschung" sprechen.
Ich bin zwar nicht "Dein Forianer", präzesiere aber dennoch: Selbstverständlich kann und muss man von Verfälschung sprechen, wenn die Handlungsmotivation der Figuren eine andere ist als die im Libretto. Mag das Ganze noch so schlüssig durch Bühnenbild und Kostüm rübergebracht werden, aber wenn Senta z.B. am Ende alles in die Luft jagt, so ist das zwar nach allem, was vorher vom Regisseur dazu erfunden wurde, folgerichtig und konsequent, aber es ist nicht der fliegende Holländer von Richard Wagner sondern der von Konwitschny. Oder wenn, wie es hier bei diesem Holländer in Düsseldorf der Fall ist, diese Oper für leise Kapitalismuskritik missbraucht wird, so entspricht das meiner Ansicht nach auch nicht Wagners Intention. Auch wenn das alles recht stimmig rüberkommt, wie die Damen in einer Spinnfabrik sitzen, die Mannschaft des Holländers zwei Schatztruhen an Land bringt und die Mannschaft den Steuermann verprügelt. Letztendlich ist es auch eine Verfälschung. Wenngleich eine sehr moderate, aber vielleicht sogar dadurch noch viel gefährlicher.
Auch das eingestellte Video zum Holländer in der Inszenierung von Kupfer ist, wenngleich durchaus stimmungsvoll, eine Verfälschung. Kupfer hatte das Ganze als Sentas Traum gedeutet. Und so bleibt auch der Erlösungsgedanke am Ende auf der Strecke. Von den falschen Kostümen mal ganz zu schweigen.
Anders dagegen bei der Inszenierung von Wieland Wagner, die das Stück in eigenen Bildern so erzählt, wie es Wagner angelegt hat. Wenngleich mir die Kostüme und das Bühnenbild nicht besonders gefallen, so erkenne ich doch da den fliegenden Holländer wieder und das Unterordnen des Regisseurs vor der Intention des Komponisten. Es wurde nichts zusätzlich hinein gedeutet, nichts übergestülpt und nichts verdreht. Vielen Dank m. Joho für dieses Video. Gerade die Licht Regie am Ende bei der Erlösung des Holländers hat mich sehr berührt und Erinnerungen an meinen ersten Holländer wachgerufen. Auch dort wurde die Verklärung Sentas und des Holländers als Nordlicht dargestellt. Aber bei weitem nicht so effektvoll wie hier.
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Übrigens las ich gerade, dass die Inszenierung wohl auch etwas verändert worden ist in Düsseldorf. Der grässliche Glühbirnenrahmen, der mich damals so störte, ist weg. Und auch sonst scheint sich die Kapitalismuskritik abgeschliffen zu haben mit den Jahren. Pikanterweise wird jetzt auch der Schluss mit dem Erlösungsmotiv am Ende gespielt. Das war im Jahre 2000, wo ich die Inszenierung sah, nicht der Fall. Da war Senta noch das Opfer ihres überraffgierig dargestellten Vaters. Vielleicht werde ich mir also auch noch mal diesen Holländer ansehen.https://www.derwesten.de/staed…ffuehrung-id11509722.html
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Der Holländer wird gesungen von José van Dam:
Lieber m.joho, hättest Du wohl auch die restliche Besetzung parat? In der Tat ist dieses Dokument bei allen technischen Einschränkungen, die hinzunhmen sind, fasznierend. Es ist ein Jammer, dass keine der Inszenierung von Werkes Richard Wagners durch seinen Enkel in perfekter Weise überliefert ist.
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Zu guter Letzt möchte ich noch an die Inszenierung des Fliegenden Holländers in Wiesbaden erinnern, übrigens durch einen Niederländer. Auch diese erzählte die Geschichte ohne Verrenkungen und Umdeutungen, jedoch in einem sehr modernen Bühnenbild. Ich hatte mich damals von den Kritiken blenden lassen, die das Gespensterschiff lobten, wie es bis über den Orchestergraben ins Parkett kracht:
Das war in der Tat eindrucksvoll, aber auch das einzige optische Element, dass mich begeisterte. Ansonsten war ich, und damit komme ich wieder zum Anfang meiner Kritik an der Düsseldorfer Inszenierung, enttäuscht, weil solche Inszenierungen einfach nicht meinem Theaterverständnis entsprechen. Sie sind einfach nicht rund, wollen es jedem ein bisschen recht machen. Ich will nicht immer durch moderne Requisiten und Brechungen aus der Handlung herausgerissen werden. Ich möchte voll und ganz eintauchen in das Geschehen. So oder eben so ähnlich, wie es Henning von Gierke und Michael Hampe, in Japan für den Holländer realisierten, das ist MEINE Welt. Ich habe jetzt ein Buch des Bühnenbildners erhalten und bin ganz begeistert. Hampe und von Gierke haben prächtiges Illusionstheater geschaffen. Leider habe ich keinerlei Video gefunden, poste aber einen Ausschnitt aus einer Inszenierung des
multum in Parvo Papiertheaters, das ähnlich wie von Gierke mit Perspektivwechsel und Projektionen arbeitet: -
Lieber m.joho, hättest Du wohl auch die restliche Besetzung parat? In der Tat ist dieses Dokument bei allen technischen Einschränkungen, die hinzunhmen sind, fasznierend. Es ist ein Jammer, dass keine der Inszenierung von Werkes Richard Wagners durch seinen Enkel in perfekter Weise überliefert ist.
Lieber Rheingold, lieber m.joho!
Die Produktion habe ich live gehört. Wenn die Aufnahme mit der gleichen Besetzung gemacht wurde, die ich gehört habe, dann singen:Holländer: José van Dam
Daland: Ulrich Dünnebach
Senta: Sue Patchell
Erik: Glenn Winslade
Mary: Mette Ejsing
Steuermann: Tommaso Randazzo
Es dirigiert Philipp JordanBeste Grüße
Caruso41
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Danke, lieber Caruso.
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Lieber Caruso, wollte es eben einstellen. Tja, Dir scheint ja alles bekannt zu sein...
Weisst Du vielleicht auch, an wen man sich wenden muss, um eine Erstkopie des Originalbandes des Tristan 1967 aus Osaka zu bekommen. Wäre für mich ein Traum das noch zu erleben, da die yotube-Kopien derart unirdisch sind... Es ist mir klar, dass man dafür ein paar Euros in die Hand nehmen müsste. Windgassen erzählte einst, dass die Qualität so gut sei, dass man die Haare der Perücken erkennen konnte! -
Zitat
Zitat von William B.A.: Oder ist vielleicht dies eine Verfälschung? (Bayreuth 1985):
Lieber Willi,
die von dir in Nr. 17 vorgestellte Inszenierung von Harry Kupfer besitze ich schon seit längerem auf DVD. Ich finde, dass hier die Handlung keineswegs verfälscht wurde, aber als Seelendrama der Senta interpretiert wurde (daher ist Senta auch während des ganzen Stücks - soweit sie nicht in die Handlung eingreift - auf einer Empore anwesend und reagiert auch auf das Geschehen auf der Bühne. Dies ist für mich ein Beispiel, wie man eine Oper interpretieren kann, ohne dass der Ablauf der Handlung in irgendeiner Weise verfälscht oder in irgend eine völlig unpassende Szenerie (wie in Hannover in den Konsumtempel - welch ein Schwachsinn!!) verlegt wird und - wie Frau Gilles in ihrer eingehenden Schilderung des Ablaufs so schön sagt - zu einem "albernen Entertainment degradiert" wird. Ich empfehle wirklich, diese Schilderung, deren Adresse ich unter 11 genannt habe, zu lesen, um all die Verunstaltungen, die der Regisseur sich leistet und die für den Kenner des Wagnerschen Dramas völlig unverständlich bleiben, zu erkennen. Das auf youtube gezeigte Geschwätz des Regisseurs ist mehr als albern.
Die Deutung von Harry Kupfer aber kann ich durchaus akzeptieren. Es ist eine der dramatischsten und packendsten Inszenierungen, die ich kenne.Liebe Grüße
Gerhard -
Lieber Gerhard,
Ich hielt die Idee von Harry Kupfer, uns tieferen Einblick in das Seelenleben von Senta zu geben, für sehr reizvoll, zumal er damit m. E. einen Schritt weiter gegangen ist, als uns schon der Einblick in Sentas Seele bei einer traditionellen Inszenierung in ihrer Ballade musikalisch gegeben wird. Ich habe das auch nicht als Verffälschung gesehen, sondern als vertiefende Auslegung dieser Sage um den Holländer.
Übrigens habe ich heute Nachmittag schon Düsseldorf für den 20. Juni 2018 gebucht. Ich will doch unbedingt noch Hans-Peter König als Daland erleben.
Ich finde übrigens, in diesem Thread wird sehr sachlich, ruhig und tolerant diskutiert.
Liebe Grüße, auch an deine Frau
Willi
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Ich bin zwar nicht "Dein Forianer", präzesiere aber dennoch: Selbstverständlich kann und muss man von Verfälschung sprechen, wenn die Handlungsmotivation der Figuren eine andere ist als die im Libretto. Mag das Ganze noch so schlüssig durch Bühnenbild und Kostüm rübergebracht werden, aber wenn Senta z.B. am Ende alles in die Luft jagt, so ist das zwar nach allem, was vorher vom Regisseur dazu erfunden wurde, folgerichtig und konsequent, aber es ist nicht der fliegende Holländer von Richard Wagner sondern der von Konwitschny.
Wenn es aber nur ums Bühnenbild geht - darauf habe ich mich ja bezogen ("muss es beim "Fliegenden Holländer ein Segelschiff mit Wanten sein") - wenn der Regisseur etwa sagt: "Ich will keinen Naturalismus, sondern das Innenleben der Figuren zeigen", dann muss das "selbstverständlich" glaube ich kaum der Handlungsmotivation widersprechen, sondern kann eben - wie Willi zu Recht bemerkt - das Handlungsverständnis gerade vertiefen.
Wenn man von "Verfälschung" spricht, muss man letztlich ein "Original" als Maßstab haben, von der dann die Aufführung abweicht und an der sie zu messen ist. Und da meinst Du - und die meisten RT-Gegner auch - dieses Original sei das Libretto. Da ist es nun aber einfach so, dass Wagner selbst genau diese Auffassung vehement, mit schärfster Polemik, abgelehnt hat! Für ihn ist die Sinngebungsinstanz einer Theateraufführung nichts anderes als die Theateraufführung selbst. Er vertrat hier eine radikal antiidealistische und historistische Position. Nun kann man natürlich anführen, dass Wagner versucht hat, die Bayreuther Aufführungstradition zu kanonisieren. Aber da verraten sich dann die eklatanten Widersprüche, in die sich Wagner selbst verwickelt. Er war eben in kulturpolitischen Fragen einfach auch ein Machtmensch. Im Einklang mit seinen "theoretischen" Überzeugungen steht das nicht und ist damit auch nicht in Einklang zu bringen. Man kann selbstverständlich heute so denken - muss es aber nicht, gerade mit Blick auf Wagner selbst durchaus nicht.
Oder wenn, wie es hier bei diesem Holländer in Düsseldorf der Fall ist, diese Oper für leise Kapitalismuskritik missbraucht wird, so entspricht das meiner Ansicht nach auch nicht Wagners Intention.
Wagner selbst war ja nun ein großer Kapitalismuskritiker - er hat sogar Karl Marx gelesen und sich bekanntlich stolz mit dem Anarchisten Bakunin fotographieren lassen!
Auch das eingestellte Video zum Holländer in der Inszenierung von Kupfer ist, wenngleich durchaus stimmungsvoll, eine Verfälschung. Kupfer hatte das Ganze als Sentas Traum gedeutet. Und so bleibt auch der Erlösungsgedanke am Ende auf der Strecke. Von den falschen Kostümen mal ganz zu schweigen.
Darauf wird Kupfer wohl sagen: Mit diesem "Erlösungsgedanken" kann ich heute nichts mehr anfangen und 90% des Publikums auch nicht. Er soll also ruhig auf der Strecke bleiben.
Wagner hätte das vielleicht nicht gefallen, wenn man ihn aber wiederum beim Wort nimmt, was er über Oper schreibt, dann muss er genau das zulassen. Denn ein befremdlicher Erlösungsgedanke ist keine Handlungsmotivation mehr, die in einem wirklichen "Gefühlsverständnis" (Wagners Begriff) vom Publikum verstanden werden kann.
Wenngleich mir die Kostüme und das Bühnenbild nicht besonders gefallen, so erkenne ich doch da den fliegenden Holländer wieder und das Unterordnen des Regisseurs vor der Intention des Komponisten.
Was ist denn die Intention des Komponisten? - darf man hier gerade mit Blick auf Wagner fragen. Ist die denn immer klar und eindeutig nachvollziebar? Und wie verhält sich die letztlich zum Werk? Und was ist letztlich maßgeblich, das Werk oder die Auffassung des Komponisten über sein Werk? Das sind sehr viele offene Fragen, auf die es wiederum sehr viele mögliche verschiedene Antworten gibt.
Schöne Grüße
Holger -
Weisst Du vielleicht auch, an wen man sich wenden muss, um eine Erstkopie des Originalbandes des Tristan 1967 aus Osaka zu bekommen.
Lieber m.joho!
Da habe ich wirklich keine Ahnung!
Ist das die Aufnahme mit Nilson, Windgassen und Hotter? Die kenne ich nur als Tondokument!
Ich wünsche Dir Erfolg bei der Suche!
Beste GrüßeCaruso41