Ich möchte mich an dieser Stelle noch Mal in Sache MET zu Wort melden. Es ging ja hier im Thread unter anderem um die Frage, warum das alte Gebäude abgerissen wurde, Dazu gibt es einige sehr interessante Aussagen des damaligen Generalmanagers Sir Rudolf Bing in seinen Memoiren (Bing: 5000 Abende in der Oper, erschienen bei Kindler Verlag und in Lizenz bei Knaur, sowie original in englischer Sprache unter dem Titel 5000 nights a the Opera erschinen im Verlag doubleday)
Bing beschreibt dort generell die Zustände an der MEt, das undisplinierte Bühnenpersonal, den überalterten, unterbezahlten und schlechten Chor, das inkompetente, selbstgefällige Publikum, das lediglich am "gesellschaftlichen Ereignis" interessiert war, nicht aber der Oper.
Speziell aber geisselt er (ein schonungloser analytischer Beobachter) den Zustand des Hauses. Er meint, daß alles was sich hinter dem Vorhang des Zuschauerraums befände. Die überwältigendes Pracht des hufeisenfürmigen Zuschauerraums lobt er ausdrücklich, mein aber spöttisch, er wäre zwar blendend dazu geignet gewesen, daß sich die Erbauer uns Stifter des Hauses gegenseitig in ihren Logen betrachten konnten, wogegen die Sicht auf die Bühne nicht von allen Sitzen aus optimal sei.
Bing bezeichnete die Garderoben als Hasenställe, wobei er anmerkt, daß die Tiere revoltieren würden. Proben mussten aus Platzmangel in der öffentlichen Bar stattfinden, Alle Räume waren eng, schmutzig und schäbig. Dekorationen waren uralt, ebenso wie die Bühnentechnik. Kulissen mussten von einem entfernt leigenden Depot geholt werden, sie standen oft stundenlang im Regen vor dem Haus.
Gelobt wurde lediglich das Orchester - das Bühnenpersonal indes sah er als Raubtiere, die gezähmt werden müssten....
Wir sehe aus den Beschreibungen, daß das alte Haus einfach zu klein war um - auch nach einem Umbau - zeitgemäße Anforderungen, die an ein Opernhaus ersten Ranges nun mal gestellt würden, zu erfüllen. Bing war in dieser Hinsischt sehr pingelig, er wollte kein "Provinztheater" leiten.
mfg aus Wien
Alfred
PS: Die Bing Memoiren sind nur noch antiquarisch zu erhalten - aber es lohnt sich. Es ist gut geobachtet, gut erzählt und strotzt vor Witz und Bosheit..