Premiere "Salome" 17.06.17 in Leipzig

  • Zitat

    Zitat von Misha: Deine Kritik geht, soweit sie grundsätzliche Fragen betrifft mE fehl: Oper ist bereits als Gattung nicht "realistisch", wo tragen Leute ihre Konflikte in der Realität singend aus?

    Lieber Misha,


    was die Oper betrifft, gebe ich dir insofern recht, als die Konflikte im Alltag nicht singend ausgetragen werden. Das ist eben das Besondere an der Gattung Oper. Auch das Geschehen ist - wie überall in der Theater und Musikliteratur - sicherlich in der Realität nicht so abgelaufen.
    Dennoch sollte man sich entsprechend den Anweisungen im Libretto unter dem Bühnenbild etwas vorstellen können, was in diesen Zusammenhang passt. Hier fehlt mir aber die Vorstellung was dieses aufwendige und schrillbunte Bühnenbild (es scheint ja genug Geld für diesen - in meinen Augen falschen - Aufwand vorhanden zu sein) im Zusammenhang mit dem doch recht düsteren Geschehen dieser Oper darstellen soll. Da ich die Oper kenne - ich habe mehrere unterschiedliche Inszenierungen davon gesehen - stelle ich auch die Frage, was diese affigen schreiend bunten Puppen und die rosa Kostüme aus der Wühlkiste an Herodes und Herodias da zu suchen haben. Und wenn man die Zeit berücksichtigt, in der das Geschehen spielt, dann ist das Auto am völlig falschen Platze.
    Also wieder eine totale Fälschung einer Oper, auch wenn ich aus allem noch nicht beurteilen kann, wieweit der Regisseur in die Handlung eingreift. Zumindest sind die geschilderten Mätzchen wohl kaum in Verbindung mit der Handlung zubringen (Bertarido mag mich eines anderen aufklären!)
    Nein, für so etwas würde ich - wie La Roche - keinen Cent ausgeben wollen. Für das Geld (wir sind zwei Personen,die immer zusammen in Oper und Konzerte gehen) kann ich mir auf DVD (glücklicherweise zur Zeit noch) vernünftige Inszenierungen dieser Oper kaufen. Da nehme ich auch gerne in Kauf, nicht die Atmosphäre eines Opernhauses zu haben, statt von dort enttäuscht und über das verschwendete Geld verärgert nach Haus zu gehen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Gewandhausorchester
    Musikalische Leitung Ulf Schirmer
    Inszenierung Aron Stiehl
    Bühne, Kostüm Rosalie
    Künstlerischer Mitarbeiter Rosalie Thomas Jürgens
    Dramaturgie Elisabeth Kühne


    Aus der Besetzung:
    Herodias Karin Lovelius
    Salome Elisabet Strid
    Page Sandra Maxheimer
    Herodes Michael Weinius
    Jochanaan Tuomas Pursio
    Narraboth Sergei Pisarev


    Hier also nun meine Eindrücke von der Premiere:
    Musikalisch ist die Salome ohne jeden Zweifel ein großer Gewinn für das Repertoire der Oper.Der Generalmusikdirektor der Leipziger Oper, Professor Schirmer, hat eine besondere Affinität zu Strauß und war ganz in seinem Element. Er betont das„Schwelgerische“, Monumentale der Musik und wählt eher langsame Tempi (1:40 liegt aber im guten Durchschnitt ;) ). Ein Herr neben mir hat wiederholt zu seiner Frau gesagt „das ist doch viel zu langsam“. Ich teile diese Auffassung nicht. Durch die langsamen Tempi kommt die dekadent schwüle Atmosphäre insbesondere in den gut zur Geltung und wer seinen Strauss so hören will, dass das Orchester „aus dem vollen schöpft“, also laut und weit ausladend, ist in Leipzig sicher richtig. Man kann aber nicht sagen, dass dabei die Details irgendwie untergehen würden, die Interpretation ght allenfalls etwas auf Kosten dramatischer Impulse in der Musik. Dem Gewandhausorchester liegt die Partitur hörbar, irgendwelche Patzer gab es nicht; am Schluss wurden der Dirigent und das Orchester zurecht bejubelt.


    Auch die Besetzung kann sich sowohl sehen als auch hören lassen. Elisabet Strid hat eine attraktive Bühnenerscheinung und spielt und singt die Salome sehr jugendlich, teilweise fast kindlich und die Männer manipulierend (was ihr ja bei Jochanaan nicht gelingt). Gelegentlich musste ich an Lulu denken.Die Stimme ist hell klar und ohne Schärfen, es fehlt vielleicht gelegentlich etwas an Durchschlagskraft, um sich gegen das Riesenorchester zu behaupten.
    Hatte ich vor Jahren noch nach der Premiere von Reingold bemängelte, dass Tuomas Pursio zu leichtgewichtig für den Wotan sei, ist er inzwischen im wahrsten Sinne des Wortes stimmgewaltig. Er ist ohnehin eine Art Allzweckwaffe der Leipziger Oper in seinem Fach und sicher einer der wichtigsten Stützen des Ensembles. Eine gesanglich und darstellerisch herausragende Leistung.
    Die undankbare Rolle des Herodes wurde nach dem plötzlichen Tod von Endrik Wottrich voll Michael Weinius übernommen. Ich weiß nicht ob der gelegentlich sehr raue Sprechgesang ein Gestaltungsmittel oder ein Notbehelf war. Außerdem hat er darstellerisch gelegentlich „sehr dick aufgetragen“, was aber dem Regiekonzept geschuldet sein mag.
    Karin Lovelius hat die Rolle der Herodias bewältigt, blieb aber insgesamt eher blass, Was zum einen an der im Vergleich zur biblischen Vorlage (wo sie die Strippenzieherin ist) nicht ganz so wichtigen Rolle im Stück ebenso aber auch ander bereits erwähnten Regiekonzeption liegen mag.
    Besonders lobend erwähnen möchte ich noch Sergei Pisarev als Narraboth (dem einzigen potentiellen Sympathieträger im Stück) mit ausdrucksvollem schönen Tenor und Sandra Maxheimer die durch ihren schönen Gesang die kleine Rolle des Pagen aufwertete.


    Zur Inszenierung:Manches ist ja sicher aufgrund der Fotos, der Trailer und aufgrund des Interviews mit dem Regisseur bekannt.
    Bei Bühnenbild und Kostümen handelte sich um die letzte Arbeit von „Rosalie“, die kurz vor der Premiere verstarb und der die Direktorin der Leipziger Oper vor Vorstellungsbeginn einige Worte und den Premierenabend widmete.
    Den Sängern kommt das Bühnenbild insoweit entgegen, als der untere Teil des Bühnenbildes, also die Terrasse, auf der sich die Handlung hauptsächlich abspielt, so mit Zeugs zugestellt ist, das relativ nah am Publikum, also an der Rampe, gesungen wird und sich die geforderten Bewegungen in Grenzen halten.
    Dem Hintergrund der Bühne bildet eine abstrakte Plastikelementedekoration (hier sagen Bilder mehr als Worte) an der verdeckt eine Treppe zur oberen Ebene hinauf führt, auf der am Anfang eine Art Stehparty der Eheleute Herodes stattfinden, von der sich zu Beginn des Stückes Salome dann entfernt und zu unteren Ebene begibt.
    Auf der oberen Ebene ist nicht viel zu erkennen, die untere Ebene ist ziemlich vollgestellt: Neben einigen nicht so richtig identifizierbaren Objekten gibt es dort einige Metallstühle, ein Autowrack mit geöffneter Motorhaube, in dem ein Springbrunnen vor sich hin plätschert(dessen Sinn hat sich mir bis zuletzt nicht erschlossen) und die Zisterne, deren Einfassung hoch und runter gefahren werden kann.
    Links oben im Hintergrund befindet sich(ich bin mir nicht ganz sicher ob das eventuell ein Monderstz sein sollte) einer Art Radarschüssel.
    Salome trägt neben einer Art weißen Federboa schwarze Leggings und eine Jacke mit Frackschössen. Die Soldaten sind mit Pistolen und Maschinenpistolen bewaffnet. Zunächst sieht es aus, als ob sie Fleck-Tarnanzug getragen. Bei näherem Hinsehen stellt sich dann aber heraus, dass die „ Flecken“Fotos von Personen sind, deren Augen mit schwarzen Binden verhüllt sind.
    Herodes und seine Frau sind in einen rosa Anzug beziehungsweise einen rosa Hosenanzug gekleidet, der bei Herodes zusätzlich noch mit einer Art „Zuhälter Protzkette“ um den Hals garniert ist. Ich nehme nicht an, dass das beabsichtigt war, aber Herodes erinnerte mich sofort an den verstorbenen Dirk Bach sowohl von seinem Aussehen und Agieren als auch von der Kostümierung her.


    Der heikel zu inszenierende Schleiertanz der Salome findet nur im Endteil als Tanz der Protagonistin statt. Nachdem sie sich hierzu bereit erklärt hat, lässt sie durch Personen, die Masken tragen, eine Art Pantomime aufführen, bei der es wohl darum geht, dass die Königin ihren Mann ermordet, und dann zwei Paare(jeweils ein König und ein kleines Mädchen) miteinander in einer Weise interagieren, während die Königin zuschaut, die man als Missbrauch des Kindes verstehen kann und vermutlich auch soll. Zum Schluss macht dann Salome selbst einige laszive Tanzbewegungen, währenddessen Herodes sich deutlich sichtbar immer weiter aufgeilt, letztendlich handgreiflich wird und dann Salome hinter einem Stapel Steine zieht, wo er dann zweifelsfrei Geschlechtsverkehr mit ihr vollzieht. Nach dem Vollzug erscheint er abgekämpft aber zufrieden, sie angewidert.
    Die Mutter, die ohnehin die ganze Zeit (ebenso wie Herodes) säuft und Pillen einwirft, bietet ihr zur Beruhigung ein Glas Alkohol an.


    Die Szenen, in denen es um Jochanaan angeht, sind näher an der Vorlage, er erscheint in der Tat aus der Zisterne(das ist mit dem Herauffahren aus dem Loch gut gelöst); er wird unten in der Zisterne enthauptet und das abgeschlagene Haupt tatsächlich voller Blut, mit dem sich Salome dann immer mehr besudelt, auf einem Silbertablett vom Henker heraufgereicht.
    Die Tötung Salomes erfolgt am Schluss von der bereits erwähnten Empore aus durch Erschießen mit den Pistolen der Soldaten.


    Nun möchte ich zunächst einmal feststellen, dass der Abend sehr unterhaltsam war. Unterhaltsam in dem Sinne, dass mich das Geschehen auf der Bühne wirklich gefesselt hat. Gefesselt obwohl es größtenteils widerwärtig war. Ich könnte fast sagen, dass es die Faszination des Perversen, Ekelhaften, Widerwärtigen war, der ich mich nicht entziehen konnte.
    Auch die Idee des Regisseurs, Salomes Perversion als Folge des sexuellen Missbrauchs durch Herodes zu erklären ist durchaus plausibel und eine interessante Deutung. Aus dieser Sicht ist die Inszenierung sicher weitgehend schlüssig. Auch die Umsetzung erfolgt gut, wenn man auch beanstanden kann, dass teilweise ein bisschen dick aufgetragen wurde.


    Und damit kommen wir zu den Einwänden:
    Ich konnte sogar noch akzeptieren, dass der Regisseur und sein Team uns hier keinen Bilderbuch Orient vorsetzen. Es besteht ja in diesem Fall auch die Gefahr, dass das Grausame an der Handlung durch zu viele optische Schönheit aufgewogen oder sogar zugedeckt wird. Das nach meiner Meinung hässliche Bühnenbild und die Hässlichkeit der Kostüme passen grundsätzlich zur Hässlichkeit dessen, was geschieht.


    Aber:
    Herodes wird durch den rosa Anzug und sein Gehampel zur Witzfigur(übrigens verkommen auch die Juden zu Karikaturen), wenn auch zu einer brutalen.
    Dass es sich bei der Gesellschaft an seinem Hof um eine dekadente Bagage handelt, die den Sinn des Lebens (um mal einen bekannten Politiker zu zitieren) in „Saufen, Fressen, Vögeln“ sieht, muss man den Zuschauer nicht mit dem von mir bereits einmal erwähnten Holzhammer vermitteln.
    Auch dass zum Beispiel Herodias eine alkoholsüchtige Tabletten fressende Nymphomanin ist, kann man durchaus für plausibel halten;wie es auf der Bühne dargestellt wird, kommt aber sehr hart an den Rand von Klamotte.


    Sehr gelungen ist meiner Meinung nach die Darstellung des Jochanaan. Strauss hat ihn ja wohl mal als den Perversesten von allen bezeichnet und gerade in der heutigen Zeit, in der wir ja fast täglich Erfahrungen mit religiösen Eiferern machen, ist dies recht aktuell. Es wird deutlich, dass dieser Mann so verbohrt in seine Ideen (mit alleinseeligmachendem Absolutheitsanspruch), in seine Heilsvisionen und in seine Kategorien von Moral, Gut und Böse ist, dass er von der Realität um sich herum (insbesondere, wenn man die Idee des Regisseurs folgt, vom Martyrium der Salome) überhaupt nichts mehr mitgekriegt und das seine Reden von Sühne, Busse und Vergebung nichts weiter als die hohlen Phrasen eines verknöcherte Fanatikers ohne humanitäre Regungen sind.
    Gelungen.


    Mein Haupteinwände sind aber folgende:
    Die Idee des Regisseurs bei der Ursachenforschung für das Drama, dass sich abspielt mag plausibel sein. Nur ist das nicht das Stück, das er zu inszenieren hatte. Weder der Wortlaut des Librettos oder des Stücks von Wilde noch die historische Vorlage geben diese Missbrauchsgeschichte eher. Viel naheliegender wäre im historischen und kuturellen Zusammenhang eventuell eine Deutung gewesen, dass die Sicht auf eine junge Frau quasi als Eigentum, Gebrauchsgegenstand und sexuelle Verfügungsmasse möglicherweise den kulturellen und hierarchischen Traditionen, in denen das Stück spielt (und die ja leider immer noch aktuell sind), geschuldet ist. Hier wird eine moderne „westliche“ Deutung untergeschoben. Nun mag man einwenden, dass möglicherweise das Stück, das als Vorlage gedient hat, bereits von der Psychoanalyse und ihren Erkenntnissen beeinflusst war. Selbst wenn das so war: Im Stück selbst, also im Text, finden sich hierfür keine entsprechenden Anhaltspunkte für eine derartige Interpretation.


    Der gewichtigste Einwand ist aber, dass die Inszenierung gegen die Musik erfolgt.
    Salome ist nach meinem Empfinden in großen Teilen eine sehr sinnliche Musik, die zumindest für mich regelrecht die Atmosphäre einer heißen Nacht im Orient akustisch heraufbeschwört. Jeder, der schon einmal eine Nacht in der Wüste verbracht hat und den Himmel, den Mond über der Wüste gesehen hat, weiß, was ich meine. Diese Atmosphäre trifft der musikalische Todesfall von Strauss ganz genau.
    Unabhängig davon, ob der Regisseur meint, die Handlung in einer anderen Zeit ansiedeln zu müssen( wobei im vorliegenden Fall der Beweis für die Notwendigkeit aus den dargelegten Gründen auch beim Konzept der Inszenierung für mich nicht nachvollziehbar ist) muss ermeines Erachtens diesem sinnlichen, lasziven Ton der Musik von Strauss auch optisch Rechnung tragen.
    Und daran fehlt es in der Leipziger Inszenierung völlig: Die Szene entzaubert die Musik.


    Das Publikum war begeistert. Sänger, Orchester und auch das Team der Inszenierung erhielten tosenden Beifall.


    Ich hatte anschließend beim öffentlichen Premierenempfang noch einige interessante Diskussionen mit anderen Besuchern. Trotz meiner Kritik, die ich oben geäußert habe, war das keineswegs ein „verlorener“ Abend. Abgesehen von der ausgezeichneten musikalischen Realisierung war die Inszenierung zumindest an einem nachvollziehbaren Konzept orientiert und handwerklich sehr gut gemacht, auch wenn vieles nicht meine Zustimmung findet. Aber für mich hat es immer hohen Unterhaltungswert, auch wenn gut gemachtes Theater zum Widerspruch herausfordert. Sicher aber keine Inszenierung, die ich konservativen Opernfreunden empfehlen würde.


    Abschließend bitte ich ein weiteres Mal um Nachsicht für eventuell verbliebene Fehler im Text; da ich bekanntlich zu faul zum tippen längerer Texte bin, habe ich wieder die Spracherkennung benutzt.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Bericht. Das Hauptproblem bei Salome ist, daß man nicht in der Pause gehen kann, wenn einem die Inszenierung nicht gefällt Michael Weinius habe ich häufiger an der Rheinoper als Siegmund und Parsifal gehört. Der Herodes wird doch sonst immer von Charakter Tenören ( hoffe das ist die richtige Bezeichnung ) die zum Beispiel auch den Mime im Ring singen, gesungen.

  • Lieber Misha, vielen Dank für den informativen Bericht und die die interessanten Bemerkungen zum Stück. Das habe ich gern gelesen, obwohl ich zuerst dachte, es sei zu lang, ist es aber nicht. Herzliche Grüße von Ralf Reck

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • ....Der Herodes wird doch sonst immer von Charakter Tenören ( hoffe das ist die richtige Bezeichnung ) die zum Beispiel auch den Mime im Ring singen, gesungen.


    Oder, um es mal böse zu sagen (damit meine ich ausdrücklich nicht Herrn Weinius!), von abgesungenen Tenören zur Restruhmverwertung ;)

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Lieber Misha,


    danke für Deinen Bericht. Er ist sachlich, abwägend, kompetent, er enthält alles, was man von einem solchen Bericht erwartet. Er beschreibt und überläßt die Wertung den Lesern außer im vorletzten Absatz. Ein Vergnügen, das zu lesen.


    Leider würde es kein Vergnügen für meine Frau und für mich, das anzusehen. Ein bißchen hat mein kritisiertes Vorurteil anhand der eingestellten Bilder und des Trailers aber ja gestimmt. Man kann wohl anhand weniger Bilder auf die Gesamtinszenierung schließen.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber Misha,


    vielen Dank für deinen ausführlichen und interessant zu lesenden Bericht. Er bestätigt aber auch meine Vermutung, dass hier wieder einmal am Stück vorbei inszeniert wurde. Vieles auf der bunten Bühne hat überhaupt nichts mit den historischen Drama zu tun, auch wenn es in der literarischen Verarbeitung nicht völlig den realen Tatsachen entspricht. Und die Schwierigkeiten mit dem Schleiertanz (ich habe ihn schon sehr gut inszeniert gesehen) mit diesem dämlichen Maskentanz zu umgehen, halte ich ebenfalls für eine Schwachstelle in der "Kunst" des Regisseurs.
    Ich bin - wie La Roche - der Meinung, dass die Bilder und der Trailer genug Aussage hatten, um Opernbesucher, die eine werkgerechte Inszenierung sehen möchten, vom Besuch abzuhalten.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Das Publikum war begeistert. Sänger, Orchester und auch das Team der Inszenierung erhielten tosenden Beifall.


    Das freut mich sehr - für Leipzig. Also hat das Publikum nicht fluchtartig das Weite gesucht. :) Den Bericht habe ich sehr gern gelesen.


    Was nun den erwähnten Herodes angeht, habe ich mit den Karikaturen auch so meine Problme. Das trifft es nämlich nicht. Es kommen durchaus nicht nur Charaktertenöre zum Einsatz, wie rodolfo vermutet. Auch Heldentenöre wie Lorenz oder Vinay sind zu finden. Und natürlich Patzak, den ich nicht als Charaktertenor bezeichnen würden, wenngleich dessen Klaviatur perfekt beherrschte. Karajan hatte für seine Salzburger Plattenproduktion den nicht sonderlich prominenten Karl-Walter Böhm als Herodes eingesetzt, der auch Florestan sang. Bisschen langweilig und blass, aber gerade daurch interessant.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hier noch "als Nachschlag" der link zum inzwischen (wie nach jeder Premiere) eingestellten Video über den Premierenabend:

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Danke für das Video mit den Publikumsreaktionen, lieber Misha. Ich kann mir nicht helfen, aber mich erinnert die Salome in ihrer äußeren Erscheinung an die Rocksängerin Tamara Danz, die Frontfrau der Gruppe Silly.



    Kurz vor ihrem frühen Tod heirate sie den Gitarristen Uwe Haßbecker, dessen leiblicher Vater der Dirigent Herbert Kegel gewesen ist. Einer seiner Halbgeschwister ist der Tenor Björn Casapietra.


    Vielleicht war da eine Absicht im Spiel.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich bei Herodes immer an Dirk Bach denke musste; das war aber sicher nicht beabsichtigt ;)

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • In Leipzig weiß man das nie. ;) Mit fällt "Die Frau ohne sSchatten" ein, die Du gewiss auch gesehen hast:



    Da war eine gewisse Ähnlichkeit zwischen der Färbersfrau und der Kunstfigur "Cindy aus Marzahn" auch nicht zu übersehen.


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent