Berühmte Mozart-Dirigenten

  • Teodor Currentzis hat noch nicht viele Werke von Mozart aufgenommen, aber die Einspielungen der Da Ponte-Opern und des Requiems sind sensationell und rechtfertigen es, ihn als bedeutenden Mozart-Dirigenten zu bezeichnen.

    Sensationell sind sie auf alle Fälle, aber eine Rechtfertigung, ihn einen bedeutenden Mozart-Dirigenten zu nennen?


    Ich kenne zugegebener Maßen nur seinen DON GIOVANNI - das genügt mir. Abgesehen von seinen zum Teil völlig unmotivierten Tempowechseln ist mir nur das ganz überwiegend unterirdische Niveau seines Sängerteams in Erinnerung. Vielleicht - nichts ist unmöglich - wird ja eines fernen Tages noch ein bedeutender Mozart-Dirigent aus ihm, doch der Weg ist weit und das Ziel sehr fern ….


    Man vergleiche das einmal mit Klemperers oder Giulinis Aufnahmen: Welten liegen dazwischen, mal von der illustren Sängerbesetzung in Fritz Buschs legendärer Glyndebourne-Aufführung von 1936 ganz zu schweigen!


    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich kenne zugegebener Maßen nur seinen DON GIOVANNI - das genügt mir. Abgesehen von seinen zum Teil völlig unmotivierten Tempowechseln ist mir nur das ganz überwiegend unterirdische Niveau seines Sängerteams in Erinnerung. Vielleicht - nichts ist unmöglich - wird ja eines fernen Tages noch ein bedeutender Mozart-Dirigent aus ihm, doch der Weg ist weit und das Ziel sehr fern ….

    Dass sich an Currentzis die Geister scheiden, ist mir bewusst. Er hat eine Schar von Jüngern, die ihn als Heilsbringer verehren, und ebenso gibt es Kritiker, denen sein ganzer Zugang zur Klassik zuwider ist und die ihn für einen Scharlatan halten. Ich gehöre zu keinem dieser extremen Lager, halte ihn aber für einen sehr ernstzunehmenden Künstler, der viele (mich und andere) begeisternde Aufführungen und Aufnahmen zuwege gebracht hat. Und dazu gehören auch seine Mozart-Aufnahmen, weswegen ich bei meiner Einschätzung bleibe. Und während ich manche Kritikpunkte durchaus nachvollziehen kann, leuchtet mir nun überhaupt nicht ein, was das Sängerteam über seine Qualitäten als Dirigent aussagen soll.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • während ich manche Kritikpunkte durchaus nachvollziehen kann, leuchtet mir nun überhaupt nicht ein, was das Sängerteam über seine Qualitäten als Dirigent aussagen soll.

    Hallo Bertarido,


    …. natürlich ist das Sängerteam nicht entscheidend für die Interpretation als solche, aber ich kann mir schlechterdings nicht vorstellen, daß ein Böhm, Klemperer oder Karajan mit solch unzureichenden Solisten gearbeitet hätte. Es gab und gibt bestimmt bessere. Wollte Currentzis keine anderen, oder gab es eventuell Künstler, die es abgelehnt haben, unter seinem, sagen wir mal exzentrischen Dirigat zu arbeiten?


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Dass sich an Currentzis die Geister scheiden, ist mir bewusst.

    Das ist schon mehr als ich zu hoffen gewagt hätte.

    Um ihn zu bewerten - ich werde es nicht mehr erleben - muss man wissen was NACH ihm kommt, Einem alten Spruch zufolge: nichts besseres.

    Ich mag ihn persönlich nicht. Aber das ist die Crux, wenn einem jemand schon a priori unsympathisch ist, dann befasst man sich in der Regel auch nicht mit ihm. Für de Tonträgerindustrie sind polarisierende Dirigenten - zumindest eine Zeilang - interessant, lenken sie doch das Interesse auf den Bereich "Klassische Musik"

    Den letzten Ausschlag aber - anders als beim staatlich subventinierten Opernbetrieb - gibt das Publikun - durch die Verkaufszahlen,

    Da wird dann rasch ein Superstar ins Abseits geschoben - oder aber er wird hofiert und kann sich in Hinkunft seine Plattenprojekte selber aussuchen.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und wenn man das GLEICHE sagt wie Böhm oder Klemperer, wird es einem als unoriginell vorgehalten. Das ist das Problem.

    Das ist in der Tat ein Problem - allerding nur eines der Tonträger - bei Live Auftritten hat am ohneides keine Wahl.

    Je älter ich werde, umso weniger möchte ich mehr Risiken eingehen. Die Erinnerung, wozu auch Musik gehört, schafft auch Sicherheit, ist Rückversicherung. Wenn ich Mozart hören will, greife ich meistens auf das zurück, was mir aus Erfahrung Genuss und Erbauung beschert. Ich kaufe keine CDs mehr auf gut Glück.

    Das trifft ebenfalls den Nagel auf den Kopf. Die Künstler der Gegenwart sind davon nur indirekt betroffen, denn in Live Konzerten werden sie immer wieder benötigt - da sind sie unverzichtnat. Und somit kehren wir zurück zu den Wurzeln, in eine Zeit wo es noch keine Tonaufnahmen gab. Natürlich wirde es auch in Hinkunft welche geben. Allerdings erden nur die Besten bestehen können. Nach welchen Kriterien das in Hinkunft beurteilt wird - das wissen wir nicht.


    Man könnte vermuten daß ein extremer Technologiesprung (Aufnahmen die nicht mehr vom Originalkonzert zu unterscheidn sind - beispielsweise) das Interesse an Neuaufnahmen weckt - aber inzwischen glaube ich, daß der Klassikhörer an "perfekter Wiedergabe" gar kein veritables Interesse hat: Die Quadrophonie, Welte Mignon Klavieraufnahmen , HDCD. SACD all das vermocht kaum einen Hund hinter dem Ofen hervorzulocken - und Klassikhörer noch viel weniger-

    Ich nehmen an, daß der Weg bereits vorgegeben ist...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich möchte jetzt einen Dirigenten nennen, dessen Name hier bisher noch gar nicht gefallen ist: Sir Thomas Beecham.


    Beecham hatte einen Faible für Mozart, was sich in zahlreichen Aufnahmen widerspiegelt und auch aus seinen Konzertprogrammen leicht zu erfahren ist. Sein Pech war, daß die meisten seiner Einspielungen noch vor dem 2. Weltkrieg entstanden und somit klanglich nicht mithalten können. Immerhin gibt es ein paar rare Stereo-Aufnahmen (Beecham konnte mit Stereo absolut nicht anfangen: Als seine ersten LPs mit dem Vermerk "Stereophonic" erschienen, meinte er lakonisch: Aha, Stereocomic!).


    Ich nenne jetzt ein paar seiner "stereokomischen" Aufnahmen, die diese Bezeichnung aber mitnichten verdient haben:

    CD Nr. 1 enthält neben einer feurigen, farbigen "Jupiter"-Sinfonie noch das legendäre Klarinettenkonzert (mit Jack Brymer) und das Fagottkonzert (mit Gwydion Brooke) als Solisten. Vor allem das Klarinettenkonzert KV 622 ist ein Juwel, trotz zweier merkwürdiger Kürzungen im Schlußsatz, die aber aufgrund der Über-alles-Qualität der Aufnahme leicht zu verschmerzen sind, den meisten wohl auch gar nicht auffallen, weil Beecham sie recht geschickt angebracht hat.


    Beecham war ein eigenwilliger Dirigent, aufgrund eines reichen Erbes finanziell unabhängig, und konnte dementsprechend seine typisch englischen Schrullen ungehindert ausleben. Aber er war ein Musiker von hohen Graden und, auch das gehört zur Historie, er war der erste Dirigent, der Mozarts "Zauberflöte" komplett auf damals 19 30 cm-Platten eingespielt hat. Das war 1937/38, im nationalsozialistischen Deutschland. Seine Wunschsänger für den Tamino, Richard Tauber, und den Sarastro, Alexander Kipnis, konnte er leider deshalb nicht einsetzen, weil die deutschen Behörden angeblich nicht für ihre Sicherheit (!) garantieren konnten. Tauber und Kipnis waren Juden und hatten Deutschland deshalb verlassen müssen. Beecham wollte sie aus England mitbringen, aber die Zeitläufte haben es ihm nicht gestattet. Eine Geschichte, die sich heute kaum glaublich anhört. Immerhin hatte er schließlich in Helge Rosvaenge und Wilhelm Strienz brauchbare "Ersatzleute":

    Die Aufnahme wurde von EMI schon vor Jahren auf 3 CDs überspielt; es gibt sie in diversen Ausgaben. Trotz ihres Alters klingt sie nach der Digitalisierung sehr ordentlich. Für Liebhaber und Kenner sehr zu empfehlen. Wer sich im übrigen für Beechams reichhaltiges Mozart-Repertoire der Vorkriegszeit interessiert, der kann bei Amazon und jpc fündig werden.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich möchte jetzt einen Dirigenten nennen, dessen Name hier bisher noch gar nicht gefallen ist: Sir Thomas Beecham.


    Lieber Nemorino, der Name ist einmal schon gefallen, nämlich durch meine Antwort auf Dein Klemperer-Posting:


    Dabei hat er sich ein Leben lang mit Mozarts Musik intensiv beschäftigt.


    Nicht nur das, sondern die Musik Mozarts überhaupt für Klemperer ein Glaubensbekenntnis bedeutete. Wie übrigens auch für Hans Schmidt-Isserstedt, Vittorio Gui, Carlo Zecchi, Thomas Beecham und Erich Kleiber.

    Ich nehme an, Du hast es übersehen. Schmidt-Isserstedt war auch so einer, der für Mozart ganz und gar gelebt hat.


    M_P

  • Sir Thomas Beecham - Ich habe seinen Mozart erst sehr spät kennengelernt - ich meine hier den orchestralen Mozart.

    Und ich war hin und weg. Als ich meine Sammlung ausbauen wollte musste ich feststellen, daß es da nicht auszubauen gab, denn es gab - wie schon weiter oben erwähnt - fast nichts in Stereo.

    Historischen Mono-Klang akzeptiere ich bei Volkalwerken (Ich besiitze Die Zauberflöte unter Beecham (1939?) aber die ist sogar nich aus der Schellackzeit - die Aufnahmen dieser Zeit wiesen ein hohes Grundrauschen auf, hatten aber schon einen einigermaßen hohe Klangfarbentreue - aber nur solange bis Tontechniker - in ihrer geradezu panischen Angst vor Nebengeräuschen - die Einspielingen "restaurierten" teilweise radukal, teilwese "behutsam" Aber IMMER stellen solche "Verbesserungen" eine Verschlechterungs der Klangfarbentreue dar - da kann man noch so schönfärberisch darum herumwuseln....


    Bei dieser Gelegenheit fällt mir auf, daß hier nicht nur durchwegs von Mozartdirigenten der vergangehei die Rede ist, sondern daß es sich hier durchwegs un die 50er und 60er Jahre handelt. Sowohl danach als auch davor gabe es scheinbar kaum Spezialisten, die, wie im angegebenen Zeitraum Karl Böhm, zu einer Ikone der Mozartinterpretation wurden....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bei dieser Gelegenheit fällt mir auf, daß hier nicht nur durchwegs von Mozartdirigenten der vergangehei die Rede ist, sondern daß es sich hier durchwegs un die 50er und 60er Jahre handelt. Sowohl danach als auch davor gabe es scheinbar kaum Spezialisten, die, wie im angegebenen Zeitraum Karl Böhm, zu einer Ikone der Mozartinterpretation wurden....

    Ich werde später noch einen zweifellos berühmten und meiner Meinung nach auch bedeutenden Mozart-Dirigenten der Vergangenheit nennen.


    Interessant finde ich die Frage, ob die bedeutenden Mozart-Dirigenten immer auch Spezialisten waren (dass Böhm auf Mozart spezialisiert war, war mir bisher unbekannt) oder ob es auch Universal-Dirigenten gab und gibt, die dennoch besonderes auf dem Gebiet der Mozart-Interpretation geleistet haben.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • der Name ist einmal schon gefallen

    Lieber Maestro_Peter,


    stimmt, aber da es lediglich eine Namensnennung war, habe ich das glatt übersehen. Pardon.

    Historischen Mono-Klang akzeptiere ich bei Volkalwerken (Ich besiitze Die Zauberflöte unter Beecham (1939?)

    Lieber Alfred,


    die Aufnahmen entstanden Ende 1937/Anfang 1938 in Berlin. Beecham und Legge, der Produzent, waren eigens nach Berlin gereist, um die Aufnahme mit deutschen Künstlern zu realisieren. Es gab erhebliche Devisenprobleme, die durch die deutsche Niederlassung der EMI, die ELECTROLA, ausgeglichen werden konnten. Nur die Künstler jüdischer Abstammung, die Beechams und Legges erste Wahl waren, Tauber und Kipnis, durften bzw. konnten nicht einreisen.

    Noch ein Kuriosum: Erna Berger stand zur Zeit der Aufnahmen nicht zur Verfügung (nur für das Finale), so daß die beiden Königin-Arien "O zittre nicht" und "Der Hölle Rache" im März 1938 nachträglich aufgenommen werden mußten. Da war das englische Aufnahmeteam aber bereits abgereist, und so übernahm der ELECTROLA-Hausdirigent Bruno Seidler-Winkler das Dirigat der beiden Stücke, und zwar mit der Staatskapelle Berlin. Das wurde aber bis lange nach dem Krieg geheim gehalten.

    Ich weiß nicht, welche Ausgabe der alten Aufnahme Du auf CD hast, die von mir in Beitrag 96 abgebildete ist die Erstausgabe auf CD und nicht von Tontechniker-Basteleien "angekränkelt", wie mir versichert wurde, sondern es ist eine Überspielung ohne alle radikale "Verschlimmbesserungen", die man so gerne anwendet, um Grundrauschen und sonstige Dinge, die nun mal den alten Aufnahmen anhaften, künstlich zu unterdrücken. Momentan ist sie für € 8,20 + Versandspesen bei Amazon zu haben.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Ich werde später noch einen zweifellos berühmten und meiner Meinung nach auch bedeutenden Mozart-Dirigenten der Vergangenheit nennen.

    Das wird mich freuen und interessieren

    (dass Böhm auf Mozart spezialisiert war, war mir bisher unbekannt)

    Das war natürlich eine ewas gewagte Übertreibung, Böhm war auch für Richard Strauß berühmt.

    In Sachen Beethoven war aber die Karajan Einspielung (IMO zu Unrecht9 - jene, der man den Vorzug gab, vun Haydn Sinfonioen gab es nur 5, (88-92) die zwar in etlichen Varianten erschienen sind - aber schon damals gab man Eugen Jochum den Vorzug.

    Allenfalls der Schubert Zyklus in guter aber nicht überragender Aufnahmetechnik wäre noch erwähneswert

    Mozart ist vermutlich doch das war üblicherweise mit Karl Böhm in Verbindung gebracht wird


    Ich weiß nicht, welche Ausgabe der alten Aufnahme Du auf CD hast,

    Ich besitze die von Naxos, und hier steht klar und deutlich:

    Producer and Audio Restauration Engineer: Mark Obert.Thorn


    Es wurde immer behauptet, dass die Rasturierungen seit Einführng der Digigtaltechnik keine Vrfälschungen des Originaltons mehr verursachten, aber das stimmt nicht....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich besitze die von Naxos, und hier steht klar und deutlich:

    Producer and Audio Restauration Engineer: Mark Obert.Thorn

    Lieber Alfred,


    die Naxos-Ausgabe kenne ich nicht, aber ich denke, damit bist Du bestens bedient. Denn Mark Obert-Thorn gilt als einer der besten Restauratoren von analogen Aufnahmen. Er verzichtet jedenfalls, wie man immer wieder liest, auf brutale Eingriffe, um das Klangbild zu schönen.


    Liebe Grüße nach Wien,

    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber nemorino, das kann man leider nicht verallgemeinern, siehe Furtwänglers Tristan, gut das ich damals noch die EMI Aufnahme behalten habe! ;)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ich werde später noch einen zweifellos berühmten und meiner Meinung nach auch bedeutenden Mozart-Dirigenten der Vergangenheit nennen.


    Interessant finde ich die Frage, ob die bedeutenden Mozart-Dirigenten immer auch Spezialisten waren (dass Böhm auf Mozart spezialisiert war, war mir bisher unbekannt) oder ob es auch Universal-Dirigenten gab und gibt, die dennoch besonderes auf dem Gebiet der Mozart-Interpretation geleistet haben.

    Kaum ein großer Dirigent der Böhm-Generation (oder noch eine jünger) war jemals "Mozart-Spezialist", wenn man damit meint, dass er nicht auch sehr viel anderes dirigiert hätte. Noch bis zum Jubiläum 1956 war Mozart angeblich weitgehend auf die bekanntesten Werke "reduziert", d.h. im wesentlichen je eine Handvoll Sinfonien und Klavierkonzerte und die 5 bekannten Opern, Requiem.

    Meiner Ansicht nach wurde Böhm erst in fortgeschrittenem Alter zum "Mozart-Spezialist", nämlich ab Mitte der 1950er oder so. (Der erste Schwung Opernaufnahmen bei Decca war noch verteilt: Figaro: Kleiber, Böhm: Cosi und Zauberflöte, Krips: Giovanni und Entführung.)

    Ketzerischerweise bin ich nach wie vor der Ansicht, dass Böhm ein weit besserer Strauss- und Wagner-Dirigent war (und vielleicht auch daher und wegen der Solisten sind seine Mozart-Opern meistens viel besser als die aus meiner Sicht kaum besonders herausragenden Instrumentalwerke). Und dass er in der Wahrnehmung auch zum "Mozart-Spezialisten wurde, weil vier große Mozart-Dirigenten zwischen Anfang der 1950er und Anfang der 1960er verstorben waren, nämlich Busch, E. Kleiber, Walter und Fricsay, die ersten beiden, ohne allzu viele Aufnahmen hinterlassen zu haben (von denen gleichwohl einige wie die Glyndebourne-Opern Buschs oder Kleibers "Figaro" praktisch seit ihrer Erscheinung Klassikerstatus hatten).

    Dann blieben im wesentlichen Jochum, Krips und Böhm und von denen hatte Böhm das beste Marketing ;)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Dann blieben im wesentlichen Jochum, Krips und Böhm und von denen hatte Böhm das beste Marketing

    Böhm hat auch schlicht und ergreifend die erste Gesamtaufnahme aller Symphonien in Stereo eingespielt (1969 offenbar erstmals komplett auf LP erschienen). Leinsdorf hat zwar bereits 1956 eine Gesamtaufnahme vorgelegt, aber teilweise eben nur in Mono. Und das war spätestens ab Ende der 60er Jahre nicht mehr konkurrenzfähig. Wer also alle unter einem Dirigenten ohne HIP-Einflüsse in gutem Klangbild wollte, kam an Böhm in den 70er und 80er Jahren nicht vorbei.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • das kann man leider nicht verallgemeinern, siehe Furtwänglers Tristan, gut das ich damals noch die EMI Aufnahme behalten habe!

    Lieber Fiesco,


    wie schon gesagt, ich habe die weiter oben gezeigte EMI-CD-Ausgabe der ZAUBERFLÖTE und den Furtwängler-TRISTAN in dieser Aufmachung:


    Deshalb kann ich zu der Naxos-Überspielung nicht persönlich etwas sagen. Man hört aber immer wieder, daß Mark Obert-Thorn ein ausgezeichneter Restaurator alter Aufnahmen ist. Deshalb hoffe ich sehr, daß Alfred eine gute Ausgabe erwischt hat.


    LG Nemorino


    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Kaum ein großer Dirigent der Böhm-Generation (oder noch eine jünger) war jemals "Mozart-Spezialist"

    Und wie steht es mit der Generation vor Böhm? Ich würde gerne behaupten, daß der Dirigent Richard Strauß als Einziger seiner Umwelt diesen Ruf für sich erobert hat, aber ich habe keine Fakten über seine Konzerttätigkeit in jungen Jahren. Vielleicht weiß jemand hier mehr darüber? Jedenfalls für Strauß der Komponist und Dirigent war Mozart der Gott schlechthin.


    M_P

  • Man kann immer was lernen in Tamino Klassikforum, noch vor einigen Stundenhabe ich daüber gegrübelt, warum es ausgerechnet in den 50er bis 7ß Jahren einen "Mozart.Spezialisten" gegeben hat,

    Die Antwort darauf gibt sowohll Johannes Roehl als auch Joseph Ii eine einleuctende Antwort,


    . Noch bis zum Jubiläum 1956 war Mozart angeblich weitgehend auf die bekanntesten Werke "reduziert", d.h. im wesentlichen je eine Handvoll Sinfonien und Klavierkonzerte und die 5 bekannten Opern, Requiem.

    Meiner Ansicht nach wurde Böhm erst in fortgeschrittenem Alter zum "Mozart-Spezialist", nämlich ab Mitte der 1950er oder so

    Beiders ist richtig. Mir war es zwar bekannt, daß Mozart epochenweise weniger geschätzt sein soll, aber offenbar habe ich das verdrängt oder/und es war mir nicht klar, wie und wann diese Epochen stattgefunden haben

    Böhm hat auch schlicht und ergreifend die erste Gesamtaufnahme aller Symphonien in Stereo eingespielt (1969 offenbar erstmals komplett auf LP erschienen)

    Ja - aber man muss sich die Frage stellen, was Ursache und was Wirkung war.

    Aber wie dem auch sei - Böhms Ruf als Mozart Interpret wurde hierduch sicher ausgebaut und gefestigt.


    Man hört aber immer wieder, daß Mark Obert-Thorn ein ausgezeichneter Restaurator alter Aufnahmen ist.

    Das ist auch sicher so - er macht das Beste draus.

    Die beste einspielung ist aber von der Originalmatzize (die Bänder wurden oft vernichtet, wenn man eine alte Aufnahme für unverkäuflich hielt oder wenn die Alterung ihr Verwendung unmöglich machte ) so noch vorhanden


    Und es ist richtig, daß der Hype um Böhm als Mozart-Dirigent erst in dessen späten Jahren einsetzte......


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Gestern kam pünktlich von Amazon das bestellte neue Exemplar (originalversiegelt) der abgerbildeten Doppel CD

    Eigentlich sollte es je auf "Heuter erst gekauft" gepostet werden, aber, da es dieser Thread war, der mich drauf Aufmerksam machte stelle ich den Beitrag hier ein.

    Das besonderes ist, daß dieseCD eigentlich bereits gestrichen ist. Amazon hat immer wieder "gestrichen" CD als "nur noch ein Stück lieferbar" im Programm - und ich habe mich oft gefragt, ob dies nur ein Lockangebot ist, das dann nicht geliefert werden kann. Oder ob einem dann ein gut erhaltens antiquarisches Exemplar untergejubelt wird ? NICHTS VONN ALLEDEM

    es kam ein einwandfreies neue Exempalt - und wie bei dr wundersman Brotvermehrung in der Bibel: Es wird noch immer "nur noch 1 Stück lieferbar" bei den fabriksneunen Exemplaren angezeigt - strange - aber mir solls recht sein. Eine Lücke im Archiv wurde gefüllt. Nr 40 und 41 hatte ich mich Fricsay nur aup LP (alle lämgst entsorgt) und 29 und 30 hatte ich überhaupt noch nie !!


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Da bin ich aber gespannt wie sie dir gefällt,


    Meine ist noch unterwegs und da ich ab morgen für 12 Tage weg bin werde ich sie nicht mehr hören können.


    Kalli

  • Und wie steht es mit der Generation vor Böhm? Ich würde gerne behaupten, daß der Dirigent Richard Strauß als Einziger seiner Umwelt diesen Ruf für sich erobert hat, aber ich habe keine Fakten über seine Konzerttätigkeit in jungen Jahren. Vielleicht weiß jemand hier mehr darüber? Jedenfalls für Strauß der Komponist und Dirigent war Mozart der Gott schlechthin.

    Aber sicher nicht die ersten 30 Sinfonien. Dirigenten dirigieren das, was im Repertoire ist. Schau mal in einen Konzertführer oder ggf. Konzertprogramme um 1900-1920. Wenn da eine Sinfonie außer den letzten vieren besprochen wird, ist es schon viel. Strauss hat sich für Mozart eingesetzt, aber damals ging es eher um die Etablierung von Cosi fan tutte und vielleicht sogar noch der Entführung im Opernrepertoire. Schnabel und Edwin Fischer waren die ersten, die verbreitet Mozart-Sonaten im Konzert gespielt haben. Das war sonst Hausmusik.


    Ich meine ja nicht, dass Dirigenten damals nicht Mozart dirigiert hätten. Aber mal abgesehen davon, dass bis in die Mitte des 20. Jhds. alles viel weniger spezialisiert war, lag der Fokus viel stärker auf Musik von Beethoven bis Spät/Nachromantik, als dass jemand als Mozart oder Bach-"Spezialist", also mit einem Repertoireschwerpunkt klar vor Beethoven eine große Karriere hätte machen können.

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  • Böhms Ruf als Mozart Interpret wurde hierduch sicher ausgebaut und gefestigt.

    Lieber Alfred,


    das mag so sein, aber schon in den 1960er Jahren genoß er als Mozart-Dirigent einen ausgezeichneten Ruf. Ich weiß noch, daß mir Neuling einige ältere Kollegen (zu dieser Zeit gab es noch deutlich mehr Interessenten an klassischer Musik) rieten, wenn es um Mozart ginge, erst einmal nach Böhm Ausschau zu halten. Zu der Zeit gab es ja noch längst nicht das heute übliche Überangebot. Doch ich weiß noch genau, meine erste Mozart-LP war die Sinfonie Nr. 36 (Linzer), gekoppelt mit Beethoven Nr. 1 (unter Schuricht). So sah sie aus:

    Bildergebnis für böhm mozart 36 beethoven 1

    Es war natürlich eine Monoplatte aus den frühen 50ern, aber der DECCA-Klang war sehr gut.

    Auch die frühe "Così" und seine erste "Zauberflöte", beide noch auf DECCA und sogar schon Stereo, waren heißbegehrt.

    Es folgten dann Böhms Wechsel zur DGG und damit die großen Projekte der ersten Mozart-Sinfonien-GA, die allerdings über einen Zeitraum von etlichen Jahren entstand, sowie zahlreiche Aufnahmen von Serenaden, Bläserkonzerten etc. Und nicht zu vergessen die Serie der Opern, angeführt von der ZAUBERFLÖTE mit Wunderlich. Fast jede ein Juwel.

    Das "Böhm-Bashing" setzte erst in den 70er Jahren ein, für mich zumindest z.T. eine Folge der 68er Bewegung. Da man Böhm künstlerisch kaum an den Wagen fahren konnte, wollte man ihn mit seiner angeblichen NS-Vergangenheit in die rechte Ecke drücken. Später dann, als die HIP-Welle auch Mozarts Musik erreichte, wurden seine Aufnahmen als altmodisch, langweilig oder schlicht als überholt und uninteressant bezeichnet. Man brauchte nur die Namen etlicher Musikkritiker in den einschlägigen Fachorganen zu lesen, dann wußte man schon genau, was kommt.

    Umso erstaunlicher finde ich eine Äußerung von Ulrich Schreiber, einem der damals renommiertesten deutschen Kritiker und Musikwissenschaftler, der u.a. für die Fachzeitschriften "HiFi-Stereophonie", "Musica" und "Opernwelt" tätig war, aber auch regelmäßig in führenden Tageszeitungen wie "FAZ", Frankfurter Rundschau, Handelsblatt und Rheinische Post Kritiken schrieb und lange Jahre zu den Juroren des Deutschen Schallplattenpreises und des Prix Mondial du Disque gehörte: "Von den Gesamtaufnahmen der Mozart-Sinfonien …. ist die Karl Böhms mit Abstand die beste. Das bezieht sich auf die philologische Sorgfalt, den spieltechnischen Standard des Orchesters, die Klangqualität und nicht zuletzt auch auf Böhms unbestrittene Kompetenz als Mozart-Interpret." Schreiber bemängelt praktisch nur den "bei fast allen Interpreten zu konstatierenden leichtfertigen Umgang mit den Wiederholungszeichen."

    Natürlich ist diese Kritik nicht brandneu, aber immerhin stammt sie vom Ende der 1980er Jahre, als HIP auch Mozarts Werke schon erreicht hatte und mehr und mehr konventionelle Aufnahmen für viele als nicht mehr "zeitgemäß" galten.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Es gibt zwar mittlerweile wirklich mindestens ein Dutzend Gesamtaufnahmen der Mozart-Symphonien, aber ich muss lange überlegen, um ein paar Zyklen aufzuzählen, die á la Böhm ein großes Symphonieorchester mit modernen Instrumenten und keinerlei HIP-Einflüsse aufweisen. Deswegen würde ich da etwa auch Marriner und Tate (viel kleinere Besetzung) nur bedingt gelten lassen.


    Kann es sein, dass wirklich erst die Gesamteinspielung von James Levine mit den Wiener Philharmonikern (DG, 1984-1990) - übrigens die einzige komplette dieses Orchesters - eine Alternative zu Böhm darstellte? (Leinsdorf zähle ich in dem Zusammenhang nicht, da teilweise nur Mono.)



    Das würde bestätigen, dass es zwischen ca. 1970 und 1990 als einzige konventionelle, traditionelle Gesamtaufnahme diejenige von Böhm gab. Die von Levine hat sich meinem Eindruck nach nicht wirklich etablieren können. Es gab zwar Anfang der 90er schon mal eine Gesamtbox, aber die war schnell vergriffen. Jahrelang bekam man die Aufnahmen nur mehr gebraucht einzeln - wie schwierig das war, kann man in alten Threads nachlesen. Erst 2015 erschien die Box in der oben abgebildeten Neuauflage.


    Welche großsymphonische Gesamtaufnahme gibt es sonst? Mir fällt, ehrlich gesagt, keine ein. Die anderen Mozart-Dirigenten mit traditionellem Zugang haben die frühen und mittleren Symphonien nicht eingespielt. Dem am nächsten kamen wohl noch Josef Krips mit dem Concertgebouw-Orchester (Nr. 21-41) und Sir Colin Davis mit der Staatskapelle Dresden (Nr. 28-41).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Übrigens wurde die Böhm-Gesamtaufnahme kürzlich neu aufgelegt:



    „Als wahrer Knaller entpuppt sich die fast heimlich beigefügte Blu-ray-Audio Disc: Das gesamte Programm auf einem Silberling vereint, in 24Bit/192kHZ remastert. Ein völlig neues, helles und räumlicheres Klangbild eröffnet wahrlich neue Dimensionen!“ Holger Arnold, FonoForum 02/19


    Die alten Ausgaben von 1996 und 2006 sahen so aus:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die von Levine hat sich meinem Eindruck nach nicht wirklich etablieren können.

    Lieber Joseph II.,


    wer denkt bei Mozart schon an Levine?


    Ich habe über viele Jahre Levine praktisch nur als Operndirigenten wahrgenommen, obwohl ich wußte, daß er sich auch eifrig im sinfonischen Repertoire bewegt. Es gibt außer den Sinfonien auch eine GA der Mozart-Violinkonzerte (mit Izhak Perlman):

    Mozart: Die 5 Violinkonzerte/5 Violin Concerti by Mozart, Itzhak Perlman, James Levine (1990-10-25)

    Als ich mir vor ein paar Jahren eine moderne Aufnahme kaufen wollte, habe ich mich schlußendlich doch für Kremer/Harnoncourt (DGG) entschieden, obwohl ich, vor allem was Mozart betrifft, ein Harnoncourt-Skeptiker bin, seit ich seine Amsterdamer Aufnahmen der Sinfonien kennengelernt habe.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ein ganz ausgezeichneter Mozart-Dirigent ist Jörg Faerber, der mit dem von ihm 1960 gegründeten Württembergischen Kammerorchester Heilbronn einen allgemein anerkannten Mozartklang entwickelte und in den über 40 Jahren, die er diesen Klangkörper leitete immer mehr kultivierte. Ich kann leider keine Klangbeispiele einstellen. Bei You Tube sind jedoch die besten Aufnahmen zu hören.

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • RE: Levine

    wer denkt bei Mozart schon an Levine?

    Warum nicht, lieber nemorino ?


    Wenn ein Dirigent wie Levine sich dafür interessiert und entscheidet so ein Umfangreiches Projekt mit den Wiener PH eine GA aller Sinfonien (die ich nicht mal alle hören wollen würde :pfeif:) in traditioneller Aufführungstradition (;):D kein HIP-Kram) zu starten, so ist das schon etwas besonderes in das er sein Herzblut reinsteckt.

    Zitat

    Es ist mehr als 20 Jahre her, dass sich J. Levine und die Wiener Philharmoniker aufgemacht haben, sämtliche Symphonien von Mozart einzuspielen - zu einer Zeit also, als auch schon ein Gardiner oder ein Harnoncourt sehr aktiv waren. Levine und die Wiener bleiben aber von der "Mode" der authentischen Aufführungspraxis weitestgehend unberührt, halten sich an einen eher "traditionellen" Aufführungskanon, wie ihn vielleicht ein Böhm vorgegeben hat (oder auch ein Bernstein, ein Karajan). Wenn man sich darauf einlässt, wird man nicht enttäuscht werden. Es sind klangschöne, von den Wienern wunderbar instrumental ausgeleuchtete Wiedergaben. Was in den frühen und mittleren Symphonien besonders gefällt, ist ein frisches, auf Dramatik bedachtes Musizieren, Levine versteht es hier, eine sehr lebendige, spannende Interpretation auf Platte zu bannen. Und man staunt immer wieder, wie ein Kind zu solchen Kompositionen fähig sein konnte.
    In den späten Symphonien dominiert dann ein eher "großer" Ton, die romantische Aufführungstradition ist deutlich zu hören.


    Als Gesamtaufnahme im "romanisch-traditionellen" Kontext eine überzeugende Gesamtaufnahme, klangschön, mit genügend Verve und Dramatik interpretiert und in einem Atemzug mit der GA von Böhm zu nennen, bei besserem Klang.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • wer denkt bei Mozart schon an Levine?

    Das ist oft die Gefahr einer einseitigen Festlegung dieses und jenes Dirigenten auf dieses und jenes Repertoire, lieber nemorino, vor der wohl niemand gefeilt ist. Landläufig wurde James Levine nicht unbedingt als Mozart-Dirigent bekannt, aber wenn man sich die Diskographie anschaut, kann man sich durchaus die Frage stellen: Wieso eigentlich nicht? Wie dargelegt, hat er die vermutlich einzige traditionelle Gesamteinspielung sämtlicher Symphonien nach Böhm gemacht, noch dazu mit einem Weltklasseorchester. Die Wiener Philharmoniker werden sich Levine Mitte der 80er Jahre bewusst ausgesucht haben für dieses Projekt. Das ist allemal interessant, zu dieser Zeit wäre nämlich noch ein Urgestein wie etwa Eugen Jochum theoretisch in Frage gekommen (auch wenn er es nicht mehr hätte vollenden können). Auf CD und/oder DVD zu haben sind: Alle Symphonien, etliche Konzerte und Serenaden, die wichtigsten Opern (abgesehen von der Entführung aus dem Serail, die er aber auch dirigierte), die Krönungsmesse - das ist eigentlich eher ein Grund, Levine durchaus als ernsthaften Mozart-Dirigenten wahrzunehmen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die Schreiber-Kritik stammt von ca. 1978, ich habe sie in einem 1979 erschienenen Plattenführer (es kann natürlich sein, dass er das 10 Jahre später nochmal schrieb, aber das wäre schon etwas ignorant) und aus dem Kontext geht für mich klar hervor, dass er Böhms GA nur faute de mieux empfiehlt und die dann in der Folge genannten Einzelaufnahmen für erheblich besser hält. Natürlich ist eine solide und gut klingende Einspielung besser als nix. Aber wenn es kaum Konkurrenz gibt, ist so ein Urteil auch wenig aussagekräftig.


    Mal abgesehen davon, dass die ersten 30 Mozart Sinfonien (außer 25+29) kaum jemand interessieren und interpretatorisch/dirigentisch wenig Herausforderungen oder Spielraum bieten, gab es für die frühen Sinfonien vor dem Digitalzeitalter außer Böhm im wesentlichen nur Leinsdorf (teils mono) und die kombinierte Marriner-Krips bei Philips. Dann schossen in den 1980ern im Vorfeld des 1991er Jubiläums Hogwoods, Pinnocks, Levines, Tates und Grafs GA wie Pilze aus dem Boden und Marriner hatte irgendwann auch alle späten (teils zwei bis dreifach nachgeliefert). Überhaupt waren Marriner und Colin Davis (letzterer zwar nicht mit allen Sinfonien, aber vielen Opern und Konzertbegleitungen) vermutlich in den 1970ern die stärkste Mozart-Konkurrenz für Böhm auf dem Plattenmarkt.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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