Die Akzeptanz des Nischenrepertoires im Klassikbereich

  • Wir haben in unserem Essener Vokalensemble viel Regersche Chormusik gesungen. Die ist meisterhaft. Die Instrumentalwerke mochte ich noch nie!

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Zitat

    Reger ist insofern nicht zu vergleichen mit Raff o.ä., weil Reger ohne Zweifel auf zwei Gebieten (Chor und Orgel) einer der wichtigsten Komponisten ist (und eines der vier bekanntesten Klarinettenquintette komponiert hat). Raff ist auf keinem Gebiet einer der wichtigsten Komponisten.


    Über letzteres ließe sich diskutieren, wobei die Aussage im Kern stimmt.


    ABER das liegt vor allem daran, daß die Zeit in der Raff schrieb - und zwar dem damaligen Zeitgeist entsprechend - DERZEIT eigentlich generell gern übergangen wird - speziell Komponisten aus Deutschland und Österreich
    Spohr, Ries, Weber, Lachner, Kalliwoda, Draeseke, Bruch, Gernsheim, von Hiller, von Herzogenberg, Klughardt, Czerny, (etliche fehlen in dieser Auflistung noch) - sie alle werden - einst sehr geschätzt - HEUTE zu den "eher auf keinem Gebiet einer der wichtigsten Komponisten" gezählt.


    Es gehört zu den Unarten unserer Zeit, vergangene Größen, Werte und Gepflogenheiten in Frage zu stellen und zu beurteilen, der Vergangenheit also den "Wertestempel" unserer Tage aufzuprägen, bzw das was auch uns oft nur aufgezwungen wird.....


    mehr dazu in einem der Raff-Threads - die wollen schließlich auch gefüttert werden


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Raff lebte 1822-82, aktiv ab ca. 1850. Das überlappt sich gerade noch mit Schumann, später hauptsächlich mit Brahms, Liszt (mit dem Raff ja zusammengearbeitet hat), Wagner, Bruckner, dann Dvorak, Smetana, Tschaikowskij usw.
    Raff steht (natürlich) in deren Schatten. Das hat sehr wenig mit einer heutigen Abwertung der Musik der 1850er-80er Jahre zu tun, sondern damit dass wir diese anderen Komponisten höher schätzen. D.h., was auch immer die Gründe sein mögen, warum wir Raff (u.v.a.) heute nicht mit mehr in eine Reihe mit Brahms oder Schumann setzen, es kann keine generelle Ablehnung dieser Epoche sein, denn der Status von Brahms ist ja völlig unangefochten, der von Liszt ist verglichen mit früheren Zeiten eher gewachsen (wenn auch nachvollziehbarerweise seine Werke nicht alle gleichermaßen geschätzt werden).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich führte ins Treffen, daß es zwischenzeitlich über 25 CDS mit seinen Werken gibt, und das von verschiedenen Produzenten. Der andere meinte, das sei noch kein schlüssiger Beweis, denn [xy] würde kaum wo öffentlich aufgeführt. ich neige heute dazu im recht zu geben, denn wäre der Durchbruch wirklich gelungen, so wären einige seiner Werke am Programm der Wiener Philharmoniker oder eines gleichwertigen Orchesters zu finden - was aber nicht der Fall ist.

    Es ist ja noch krasser - die Nischen-Komponisten werden nicht nur nicht von großen Orchestern ins Programm genommen, sondern sogar von den Orchestern, die ihre Musik einspielen, nur im Studio aufgenommen und nicht im Konzert gespielt.


    Für den CD-Käufer ergibt sich die Illusion, dass die Musik gespielt wird, de Facto wird sie aber gar nicht aufgeführt.


    Auf der anderen Seite gibt es Ausgrabungen sogar auf der Opern-Bühne, das Aufwändigste, was sich denken lässt.

    Ich sammel das ja gerne ... wobei Ries nicht besser ist als Klose.
    :P

  • Diese attraktive CD

    hat im Booklet einen sehr persönlichen Aufsatz der Geigerin, in dem sie erzählt, wie es zu der Aufnahme kam. Das Röntgen-Konzert konnte sie nur aufnehmen, im Konzertsaal wurde es nicht gespielt.
    (Röntgen ist auch nicht schlechter als Ries, letzterer ist eher als Beethoven-Biograph bekannt.)

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  • Ich finde, die Lage ist viel dramatischer, selbst hier im Forum von gut informierten Musikkennern. Ich behaupte, dass die gesamte Vokalpolyphonie (Victoria. Palestrina, Tallis, Josquin usw.) zum Nischenrepertoire gehört. Ich gehe noch weiter: auch Händel, Bach und Monteverdi gehören dazu, von Cavalli gar nicht zu reden. Und wenn ich dann die Qualität der hier von mir genannten Komponisten mit den Werken der Klassik aus der zweiten Reihe (hier von euch angeführt) vergleiche, dann weiß ich nicht, ob ich lachen oder heulen soll.

    Da stimme ich Dir grundsätzlich zu, allerdings: Von Victoria konnte ich am Sonntag in der Zeche Zollern das Officium Defunctum hören (mit Allegris "Miserere" als Zugabe) und kommenden Samstag werde ich in Osnabrück Tallis' Spem in Alium hören, beidemal vom glänzenden ChroWerk Ruhr aufgeführt (das Osnabrücker Konzert geleitet von Paul Hillier).


    Wenn die öffentliche Aufführung ein Kriterium ist, so gibt es bei der alten Musik zunehmend gedeckte Tische. Ob das allerdigs wirklich ein Kriterium ist? Zumindest in Zeiten, wo nicht allein die Aufführung in Konzert- Opern- oder Caféhaus darüber entscheidet, ob man ein Stück hört, weil Rundfunk, Schallplatte und Internet hinzugekommen sind scheint das Argument ein wenig aufgeweicht. Natürlich kann es sein, dass ein Orchester ein Werk nur im Studio einspielt und im Konzertsaal nicht aufführt. Die Verfügbarkeit als Platte sorgt aber dafür, dass das Werk seine Hörer findet. Auch würde ich mich fragen, ob das Nischenrepertoire bei großen Orchestern gesucht werden sollte, resp. ob es durch "großer" Dirigenten verbreiteter wäre. Entsprechende Gefälligkeitskopplungen hat es ja immer wieder gegeben. Aber es sind doch auch oftmals die kleinen Häuser, die die spannenden Programme haben. Für das Violinkonzert von Peteris Vasks bin ich von Köln nach Jena gefahren, die haben das da gespielt. A propos Vasks: auf den freue ich mich in Osnabrück auch.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Es ist ja noch krasser - die Nischen-Komponisten werden nicht nur nicht von großen Orchestern nicht ins Programm genommen, sondern sogar von den Orchestern, die ihre Musik einspielen, nur im Studio aufgenommen und nicht im Konzert gespielt.
    Für den CD-Käufer ergibt sich die Illusion, dass die Musik gespielt wird, de Facto wird sie aber gar nicht aufgeführt.


    Diese Illusion brauche ich alledings nicht, weil mir als CD Sammler eigentlich egal ist ob die Musik irgendwo auf der Welt auch LIVE eingespielt wird. Aber eine Zweitaufnahme der Ries-Sinfonien mit einem Weltklasseorchester - im Vergleich zur bestehenden - wäre IMO schon reizvoll


    Damit wir die Kirche im Dorf lassen:
    In anderen Threads habe ich mich bei einigen Komponisten dafür ausgesprochen, daß sie eigentlich in den mainstream gehörten. Darunter war unglücklicherweise auch Ries und Raff-
    Unglücklicherweise deshalb, weil der Eindruck entstehen könnte, daß ich die meisten Nischenwerke in den Mainstream verschoben haben möchte. Das wäre aber unrealistisch. Und zwar eigentlich nur deshalb, weil man die Konzertsäle vermutlich nur mit den "Spitzenwerken" füllen kann. Das hat meiner Ansicht nach ZWEI Urschaen: Einerseits der in unserer Zeit vermutlich der Globalisierung geschuldete "Wettbewerbs- und Klassifizierungstrend". sehr gut an der Vormachtsstellung der Klaviermarkle "Steinway" zu sehen. Andrerseits die geringe Anzahl an Klassikhörern insgesamt. Darüber darf die luxuriöse Situation in der wir uns hier in Wien befinden nicht hinwegtäuschen.


    Eine Dank sei hier in der Tat den Nischenlabels der Schallplatte (CD9 ausgesprochen, die immer wieder unrentable Projekte aus den Gewinnen weniger unrentabler Projekte finanzieren.


    Worin es mir HIER in diesem Thread indes geht, ist das oft kaum zu cachierende Desinteresse tn weniger bekanntem Repertoire und der Mangel an Bereitschaft, sich das überhaupt mal anzuhören.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Auch würde ich mich fragen, ob das Nischenrepertoire bei großen Orchestern gesucht werden sollte, resp. ob es durch "großer" Dirigenten verbreiteter wäre. Entsprechende Gefälligkeitskopplungen hat es ja immer wieder gegeben.


    Hier liegt einerseits der Hund begraben; Wenn es auch heute unbestreitbar gute Dirigenten gibt, so kenne ich keinen, der die nötige Strahlkraft besäße. mich seiner Person wegen ins Konzert zu locken.
    Zu den Gefälligkeitskoppelungen:


    Hier wurde vorzugeweise unbeliebte und teils unanhörbare Musik in die Konzerte gemogelt, Musik der entflohen ist, wer nur konnte. Man ging bereits in der Pause, oder kam danach, je nachdem wie das Programm aufgestellt war. Später wurde dann versucht, die Einteilung so zu machen,. daß man nicht entrinnen konnte. Da wurden diese Konzerte eben boykottiert.


    Das ist auch nicht jene Musik die ich unter "Nische" verstehe. Ich verstehe darunter schöne Musik, die beim "typischen" Mainstreampublikum ankäme. wenn es die Werke nur kennen würde.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Kurzstückmeister schrieb:

    Zitat

    Röntgen ist auch nicht schlechter als Ries


    Volle Übereinstimmung
    Aber das Tamino Klassikforum hat ja auch über diesen Komponiste 2 Threads laufen. Leider ist der "allgemeine" Thread in einen Sinfonien Thread übergelaufen, aber man konnte ja zu Beginn nicht wissen wie sich das Thema entwickeln wird. Ich schrieb irgendwo, daß ich nicht wisse, ob schon viele Aufnahmen gestrichen seine oder ob welche (immer auf die Sinfonien betogen ) noch gar nicht erschienen seine, wobei ich letzteres für eher unwahrscheinlich hielt. Aber siehe da: Zu beginn dieses Jahres wurde die Palette der Sinfonien um die Nr 9 "Die Bitonale" ergänzt.....
    Röntgen ist eindeutig Nischenrepertoire - allerdings sehr interessantes und höreswertes....
    Wie man das in Holland sieht, das weiß ich allerdings nicht, in Deutschland jedenfalls ist das Interesse an diesem Deutsch-holländischen Komponisten eher gering


    Julius Röntgen (1855-1932) - Eigener Weg oder niederländisches Epigonentum?
    Julius Röntgen - Die (fast) vergessenen Klavierkonzerte eines Spätromantikers


    mfg aus Wien
    Alfred

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  • Das ist auch nicht jene Musik die ich unter "Nische" verstehe. Ich verstehe darunter schöne Musik, die beim "typischen" Mainstreampublikum ankäme. wenn es die Werke nur kennen würde.

    Die Frage ist, ob es wirklich so etwas gibt, also Stücke relativ unbekannter Komponisten, die bei einem wirklich großen Teil des Mainstreampublikums denselben Zuspruch erhielten, wie die Stücke des Repertoires. Ich zweifle daran, überprüfen kann man es nicht. Die Nischenlabels beweisen sehr wenig, da ihre Auflagen sehr gering sind. Deshalb kann man ja auch eher eine CD-Produktion verkaufen, da die Käufer über die ganze Welt verstreut sind. Will man ein Konzert voll haben, müssen genug Leute an einem Ort Interesse haben. Und für abseitige Sachen interessiert sich wohl nur ein relativ kleiner Bruchteil, oder jeder interessiert sich für andere abseitige Sachen, der Ries-Freund, der Manfredini-Freund und der Evangelisti-Freund sind verschiedene Personen, alle drei schätzen aber Bach und Beethoven.

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  • Das hat schon war für sich, liegt aber vor allem an der Mentalität des Klassikpublikums an sich.
    Statistisch gesehen überlegt ein Anhänger der Klassischen Musik zwei bis drei Jahre, bevor er sich entschließt Tamino beizutreten.
    Ähnlich lange - oder länger - wird es dauern einem durchschnittlichen Klassikhörer eine Neuaufnahme schmackhaft zu machen - notabene eine mit Musik unbekannter Komponisten. Und das ist in der Tat auch so. Bevor sich eine größere Anzahl von Leuten zum Kauf entschliesst wird die Aufnahme vom Markt genommen, denn was die Industrie heute will, das sind sogenannte "Schnelldreher". Typisches Beispiel ist hier das Neujahrskonzert. Ein "Event" das alle im Fernsehen verfolgen, 6 Tage später steht der Mitschnitt - editiiert und verpackt auf Ton.- und Bildträger zum Kauf zur Verfügung. Drei Monate später ist der Titel dann gestrichen.


    Eine Kleine Anekdote , nein eigentlich wahre Geschichte in Bezug auf unverkäufliches Nischenrepertoire.
    Als der Klassiksender der Wiener Erzdiözese "Radio Stephansdom" heute "Radio KLASSIK Stephansdom" vor etwa 20(??) Jahren begann war das ein recht dilettantisches Unterfangen (was schon bei langem nicht der Fall ist) Die damaligen Sprecher kannte oft nicht die Namen der Interpreten und sprschen sie falsch aus etc etc.
    Dennoch wurde der Sender gern gehört. Allerdings war auch das Repertoire sehr eingeschränkt - der CD-Pool war für einen Sender viel zu klein. Was macht die Kirche in solchen Fällen ? Sie erbittet Spenden - und zwar bei den Wiener Klassikläden - Cds die schon lange in den Regalen liegen. Und genau die wurden gespendet.
    Der Sender dürfte bei einer breiten Hörerschaft -mit der Kirche als Betreiber - einen großen Vertrauensvorschuß gehabt haben, denn so erzählte man mir in einem Wiener Innenstadtgeschäft. die Leute wollten nun all die CDs kaufen, dei sie bei Radio Stephansdom gehört hatten. Es waren Aufnahem - so dagte man mir . die schon seit Jahren als unverkäuflich galten, die länst getrichen waren, und deren letzte Exemplare an den Klassiksender verschenkt worden waren........


    Es ist natürlich auch wichtig WIE eine Komponist promotet wird, und WER es macht.
    Wenn ich mich beispielsweise bemühe, einen Komponisten wie RAFF näherzubringen und ein oder zwei Mitglieder verkünden lauthale, daß dieser Komponist sie langweile (was deren gutes recht ist) - so wird es nicht leicht sein Leute zu begeistern.


    Hätte aber - als Beispiel - sich seinerzeit Eugen Jochum für Raff stark gemacht, dann wäre er IMO heut ganz vorn mit dabei. (??)


    mit freundlichen GRüßen aus Wien
    Alfred

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  • Eine Kleine Anekdote , nein eigentlich wahre Geschichte in Bezug auf unverkäufliches Nischenrepertoire.
    Als der Klassiksender der Wiener Erzdiözese "Radio Stephansdom" heute "Radio KLASSIK Stephansdom" vor etwa 20(??) Jahren begann war das ein recht dilettantisches Unterfangen (was schon bei langem nicht der Fall ist) Die damaligen Sprecher kannte oft nicht die Namen der Interpreten und sprschen sie falsch aus etc etc.
    Dennoch wurde der Sender gern gehört. Allerdings war auch das Repertoire sehr eingeschränkt - der CD-Pool war für einen Sender viel zu klein. Was macht die Kirche in solchen Fällen ? Sie erbittet Spenden - und zwar bei den Wiener Klassikläden - Cds die schon lange in den Regalen liegen. Und genau die wurden gespendet.
    Der Sender dürfte bei einer breiten Hörerschaft -mit der Kirche als Betreiber - einen großen Vertrauensvorschuß gehabt haben, denn so erzählte man mir in einem Wiener Innenstadtgeschäft. die Leute wollten nun all die CDs kaufen, dei sie bei Radio Stephansdom gehört hatten. Es waren Aufnahem - so dagte man mir . die schon seit Jahren als unverkäuflich galten, die länst getrichen waren, und deren letzte Exemplare an den Klassiksender verschenkt worden waren........

    Sehr schön - ich wusste, dass Radio Stephansdom viel unbekanntes Repertoire spielt(e?), aber diese Geschichte kannte ich nicht. Es bleibt natürlich die Frage, wieviele Leute wegen der Beschallung durch das Radio die CD kaufen wollten bzw. ein Konzert besucht hätten, und wie nachhaltig der Trend hätte sein können.


    Ich hatte mal den Eindruck, dass im Bereich der Alten Musik viel mehr Kleinmeister gespielt werden, inzwischen bin ich mir da aber nicht mehr so sicher, zumindest bei größeren Werken scheint man auch sehr auf die Stars zu setzen. Ob das nun an der mangelnden Bereitschaft der Hörer liegt, sich mehr als eine Handvoll Namen zu merken, oder doch auch an der Musik, das ist die Frage.

  • Mir fällt aus den letzten 50 Jahren spontan kein Dirigent ein, der sich massiv für das hier typische "Nischenrepertoire" (also z.B. Raff, Ries, Röntgen) eingesetzt hätte. Über Karajan ist angeblich überliefert, er habe, abgelehnt, Elgar zu dirigieren, weil er kein Interesse an zweitklassigem Brahms habe, da er doch richtigen Brahms dirigieren könne. Und Elgar ist natürlich, allein aufgrund seiner Popularität in Großbritannien D.h. sogar bei erheblich bekannteren Komponisten findet man wenige Superstars, die deren Musik dirigieren.


    Wenn man ein bißchen weniger nischenhaft und ein bißchen weniger prominent als Karajan oder Bernstein nimmt, gäbe es z.B. Neeme Järvi, der sehr viele Aufnahmen, darunter auch randständiges wie Atterberg, Schmidt, Stenhammar und teils noch weniger bekanntes gemacht. Ich wage aber nicht zu beurteilen, ob das an einem besonderen Interesse Järvis oder an der Überzeugungskraft der Labels (Chandos, BIS usw.) gelegen hat.
    Aber das ist selbst bei Künstlern vom Bekanntheitsgrad Järvis eher eine Ausnahme, meine ich. Ich sehe daher nicht so ganz, warum es auf einmal etwas geben sollte, was kaum einer der hochverehrten Stars der angeblich goldenen Zeiten vor 40-50 Jahren getan hat, nämlich sich leidenschaftlich für eine bestimmte Art Nischenrepertoire einzusetzen.

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  • Die Frage ist, ob es wirklich so etwas gibt, also Stücke relativ unbekannter Komponisten, die bei einem wirklich großen Teil des Mainstreampublikums denselben Zuspruch erhielten, wie die Stücke des Repertoires. Ich zweifle daran, überprüfen kann man es nicht.


    Ich erinnere mich als ich vor einigen Jahren ein Konzert von Concerto Köln im Wiener Musikverein besucht habe. Ich weiß jetzt leider nicht mehr das komplette Programm, es war auf jeden Fall als Zugpferd Mozarts Jupiter-Sinfonie dabei, ebenso auch von J.M. Kraus seine wohl beliebteste Sinfonie, die cis-moll VB 140, bei den anderen Programmpunkten bin ich mir nicht mehr sicher...es war ebenso zum. noch ein Komponist aus dem Nischenrepertoire, ich bilde mir ein es war entweder Vanhal, Myslivecek oder gar Beide. Es mag wohl sicher auch an der eher sonderbaren Interpretation der Jupiter-Sinfonie gelegen haben, aber nachdem als letzter Programmpunkt die Kraus-Sinfonie verklang, sprang unmittelbar nach dem letzten Ton mindestens ein Drittel des Konzertpublikums ohne jeglichen Applaus auf um wie fluchtartig den Saal zu verlassen und als schließlich als Zugabe die "Olympie" Ouvertüre gespielt wurde, war von dem einst nahezu vollen Saal mittlerweile nur noch ungefähr die Hälfte des Publikums übrig. Da mir das so krass noch nie bei einem Konzert passiert ist (und ich habe schon einige besucht) ist mir das im Gedächtnis geblieben. Vielleicht hatte man ja auch als Experiment einem gewissen Abo-Zyklus mit traditionellen Interpretationen die Kölner HIP-Formation untergeschoben, jedenfalls hatte ich danach den Verdacht als wußten da wohl Einige nicht was sie im Konzert erwarten würde. ;) Schade eigentlich, da ich Kraus noch als mit Sicherheit unter den 5 besten, originellsten Zeigenossen Mozarts zähle, also da sicher jetzt keine lasche, sülzige 18. Jahrhundert-0815-Galanterie dargeboten wurde (ich erspare mir jetzt Namen zu nennen von denen es aber enige gibt :stumm: ) oder die Reaktion war doch nicht auf das letzte Stück bezogen. ?(

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Da sieht man wie die Geschmäcker verschieden sind.
    Als Du Joseph Martin Kraus erwähntest, dachte ich: "Kein Wunder - wer will denn diese (gemessen an ihrer Entstehungszeit gemessen) spröde, ungefällige, wenig durch Liebreiz bestehenden Sinfonen schon hören ? Und das noch dazu vom Concerto Köln, dessen Klang ich an Tagen, wo ich milde gestimmt bin, allenfalls als "gewöhnungsbedürftig" bezeichnen würde. Ich besitze 3 Folgen der Kraus-Sinfonien mit dem Schwedischen Kammerorchester unter Sundkvist (Naxos)
    Gefallen haben sie mir nicht, so daß ich die vierte gar nicht erst gekauft habe (Werde ich demnächst vermutlich - aus historischem Interesse - nachholen)
    Das Wiener Publikum erwartet von Mozart einen gefälligen Ton oder (je nach Geschmack) erhaben strahlenden Ton, vor allem bei der "Jupiter Sinfonie. Wer den nicht liefern kann oder will, der brauch hier gar nicht erst aufzutreten. (Natürlich gibt es auch Wiener, die das nicht so sehen, aber die sind in der Minderzahll)


    Und da wir uns in einem Diskussionsforum befinden, würden mich jetzt die Komponisten interessieren, die Du mit lascher, sülziger 18. Jahrhundert-0815-Galanterie in Verbindung bringst :baeh01:
    Ich wette, da sind einige meiner Lieblingkomponisten darunter.....


    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

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  • Und da wir uns in einem Diskussionsforum befinden, würden mich jetzt die Komponisten interessieren, die Du mit lascher, sülziger 18. Jahrhundert-0815-Galanterie in Verbindung bringst :baeh01:
    Ich wette, da sind einige meiner Lieblingkomponisten darunter.....


    Das kann durchaus sein, aber mir ging es bei meinem Beitrag nicht vordergründig darum andere Komponisten schlecht zu machen weswegen ich bewußt auf Namen verzichtet habe (und Diskussionen um meine subjektiven Eindrücke vermeide ich prinzipiell, ich erwähne es nur beiläufig ;) ). Ob man es aber gut oder schlecht findet (je nach Blickwinkel) hebt sich Kraus vom gängigen 18.Jahrhundert-Stil ab. Vielleicht war die Reaktion auch nicht mal so sehr auf die Musik selber sondern auf die Interpretation bezogen, dann muss sich das Publikum aber auch eine gewisse Ignoranz und Desinteresse als Vorwurf gefallen lassen, nämlich womit sie ihre kostbare Lebenszeit (und vlt. Geld, aber o.k. manche brauchen darauf nicht schauen) "vergeuden". Wenn man scheinbar gewisse Interpretationsphilosophien so wiederlich findet dass man fluchtartig den Saal verlassen muss, dann wäre es sicher ratsamer sich vorher darüber zu informieren wer dort spielt. Aber es ist vielleicht so wie du auch schon bereits (bzgl. der Gewinnung v. Neumitgliedern) geschrieben hast, gewisse Leute gehen zwar ins Konzert oder haben sogar ein Abo aber interessieren sich darüber hinaus nicht wirklich näher für Klassik, haben eine recht überschaubare Klassiksammlung und wollen wie du ja schon geschrieben hast schon garnicht mit Klassikforen zu tun haben...ja...ich denke...das könnte das Publikum sein dass hier etwas naiv in ein Concerto Köln Konzert geht und dann despektierlich gegenüber dem Orchester fluchtartig den Saal verläßt. :thumbdown:

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Der richtige Punkt von Thomas ist, dass Kraus weithin als eine lohnende Ausgrabung gesehen wird, gerade weil er eben nicht klingt wie ein "zweitklassiger Mozart", sondern relativ ungewöhnlich, eher wie eine Fortsetzung von CPE Bach oder dem Sturm-und-Drang-Haydn um 1770 oder von Glucks Opern.
    Weiterhin stimmt es wohl, dass kleinere (oft dirigentenlose oder mit weniger bekannten Leitern) Ensembles (meist HIP) eher mal was weniger bekanntes mit aufs Programm setzen, also auch im Konzert. Es ist daher wirklich bedauerlich und sicher keine Ermutigung für solche Fürsprecher des Nischenrepertoires, wenn das Publikum reagiert, als ob Cage auf dem Programm stünde...

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    (Bob Dylan)

  • "Nischenrepertoire"

    Der heute von mir geplante Thread "Nischenrepertoire - Die Crux im Tamino Klassikforum" wird aufs verschiedenen Gründen gar nicht erst geboren werden, da es - man staune - bereits zahlreiche Threads zu diesem Thema - getarnt unter verschiedenen Namen - bereits im Tamino Klassikforum gibt, die zumeist von mir gestartet wurden und üblicherweise nicht sehr erfolgreich sind.

    Wie das derzeit aussieht kann ich nicht einschätzen, die Fluktation der Mitglieder ist beachtlich - da kann sich viel ämdern


    Mit isr bewusst, daß Nischenrepertoire nur in seltenen Fällen den Durchbruch in die erste Liga schafft, weil es nämlich hier einer charismatischen Persönlichkeit (die auch gut dirigieren kann) bedarf, um einen Komponisten in (volle !!) Konzertsäle zu bringen. Das wird gerade in unseren Zeiten kaum passieren, denn kein Dirigent, der dieses heisse Eisen anfasste, ist je wirklich WELTBERÜHMT geworden. und wer es bereits ist, der will sich erst recht nicht die Finger verbrennen (siehe Aussage von Karajan über Elgar weiter oben im Thread)


    Aber zahlreiche Label und gute "Provinz"-Orchester leben einigermaßen gut von diesem Repertoire. Sie müssen ja nicht einige überbezahlte Bonzen, von denen niemand weiß, was die eigentlich dem Unternehmen nützen, mitschleppen.


    Alles paletti ? - Nein, natürlich nicht

    Der eigentliche Schwachpunkt ist das Publikum, welches an erweitertem Repertoire eigentlich kein Interesse hat (und DAS - hier sind wir beim Thema - sieht man sehr gut in unserem Forum (das ist kein taminotypisches Problem - sondern eines der Klassikhörer (und vermutlich auch des Jazz) allgemein,

    THEORETISCH gäbe es einen Anteil, an Hörern, die eventuell an "ausgefallenem Repertoire" interessiert wären.

    Die Fallstricke liegen schon darin, daß es hier sehr viel unterschiedliche Richtungen gibt.

    Frühe und Alte Musik

    Unbekannte Barockkomponisten

    Sturm und Drang,

    Galanter Stil - oft als "Rokoko" diskriminiert

    Randfiguren der Wiener und Mannheimer Klassik, von den Großen erdrückt

    Beliebiges bürgerliches Repertoir des 19. Jahrhunderts,

    bombastische und schwülstige Solistenkonzerte.

    Avantgarde

    Zeitgenössische Musik, Atonales, Brutales, Langweiliges, Sperriges....


    Die Negativattribute stammen natürlich nur von einer jeweils feindlich eingestellten Gruppe.


    Am schlimmsten sind aber (IMO !!) jene, die, wenn ein interessantes GUT KLINGENDES Stück ausgegraben wird, diese sofort die Meinung "Das ist ein "zweitrangiges Werk eines Epigonen" kundtun und sofort einen ganzen Schwanz von Anhängern mit sich ziehen, die beipflichten, weil man ja schliesslich auch als anspruchsvoller Experte gesehen werden will.Damit weird jeder "Wiederbelebungsansatz im Keime erstickt.

    Das ist keineswegs auf Laien beschränkt, Robert Schumann war so einer, der (IMO) unvermeidliche Adorno, zahlreiche Literatur um 1900. die meinten sie seine "modern" wenn sie sich negativ über vergangene Komponisten äiusserten.


    Unter diesen Bedingungen agiert Tamino - ein wenig assistiert durch Wikipedia und einige Klassiklabel (die wir gerade in diesen Tagen durch Käufe unterstützen sollten, denn viel haben keine "Polster um eine längere Krise zu überstehen, daher sollten wird ihr Überleben sichern.


    Und hier tritt ein Paradoxon zutage:

    Die Tamino-Mitglieder kaufen ausgesprochen viel von diesen Labels, beteiligen sich aber (euphemistisch ausgedrückt) eher moderat an diesen Themen - von denen es bei Tamino weit über 1000 gibt....


    Zahlreiche wurden von mit gestartet - mein Credo ist, daß ich kein

    "einzigartiges Meisterwerk" von einem

    "Innovativen Komponisten" der in der Musikgeschichte "was weitergebracht hat"

    hören will - sondern

    eindrucksvolle Musik, mit Vorzug auf melodischem Liebreiz


    Mir fallen auf die Schnelle nur ZWEI Komponisten ein, die es geschafft haben in den letzten 50 bis 60 Jahren ganz an die Spitze zu kommen: Antonio Vivaldi und Luigi Boccherini


    In Bezug auf Tonträgeraufnahmen


    würde ich Ferdinand Ries erwähnen wollen,

    bei Joachim Raff bin ich mir nicht ganz sicher


    Und dann gibt einige "gepushte" Komponisten, die verboten waren (aber auch danach kaum jemand hören wollte)

    Aber auch das wären interessante Diskussionsansätze....


    Auch die Frage, warum der einst so gefragte Louis Spohr heute als langweilig gesehen wird...


    Tamino ist voll von Themen über unbekanntes Repertoire - nützen wir sie


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich hatte in den letzten Jahren die Gelegenheit, etwas die 80er-Jahre-Druckversion und die aktuelle online-Version des New Grove/grove music online zu vergleichen. Das Abwertende gegenüber den nicht ganz zentralen Komponisten hat man im Laufe der letzten 40 Jahre großteils entfernt, was ich sehr erfreulich finde. Vor allem zu Komponisten des 19. Jahrhunderts ist die 80-er-Jahre-Grove-Version in bizarrer Weise ungnädig. Wozu bespricht man überhaupt jemanden, wenn man seine Musik doof findet? In der Alten Musik war man immer gnädiger, aber selbst dort finde ich einschränkende Bemerkungen komisch, wenn sogar Götter wie Lully und Purcell als mitunter langweilig eingeschätzt werden. So etwas gehört nicht ins Lexikon, finde ich.


    Dass der Klassikhörer normalerweise eher 100 als 1000 Komponisten "verdauen" kann, ist aber natürlich, und mich erschlägt meine Sammlung auch manchmal ...

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  • Mit Ries&Co macht aber eher niemand Geschäft, das wird nur im Studio aufgenommen und gar nicht vor Publikum gespielt, das Orchester muss mit einer Radiostation zusammenarbeiten, damit die Förderungen reinkommen, und cpo presst wenig und verkauft recht bald zu niedrigem Preis.


    Das ist alles quasi Dokumentation unserer Kultur, insbesondere von wissenschaftlichem Interesse, aber es läuft auch nur, wenn genug Liebhaber die Dinger auch kaufen, was glücklicherweise momentan funktioniert.


    Dass das im Forum mehr gehört als besprochen wird, wundert mich nicht, weil man ja offenbar nur gerne über Interpretationsvergleiche spricht ...

  • Und hier tritt ein Paradoxon zutage:

    Die Tamino-Mitglieder kaufen ausgesprochen viel von diesen Labels, beteiligen sich aber (euphemistisch ausgedrückt) eher moderat an diesen Themen - von denen es bei Tamino weit über 1000 gibt....

    Um ausführlich über diese Nischenkomponisten zu schreiben, fehlt es doch schon oft an Vergleichsinterpretationen, an allgemeinem Wissen über den Komponisten, man kennt nur ein Werk und nicht die ganze Werkpalette wie bei den Großen. Wer hier etwas über Beethoven schreibt, hat schon alles Mögliche - und das in vielfacher Ausfertigung - von und über den Bonner gehört. Da ist eine umfassendere Wissensansammlung vorhanden, auf die man beim Abfassen eines Postings mal eben schnell zurückgreifen kann. Bei den Nischenkomponisten, von denen man gerade mal ein oder zwei Werke kennt und gut findet, geht das nicht einfach so mit dem Losschreiben. Und viel Fachliteratur, in die man sich einlesen könnte, existiert in diesen "Nischenfällen" zumeist auch nicht.

    Ist also nicht so leicht, da Vernünftiges auf's digitale Papier zu bringen.


    Grüße

    Garaguly

  • Lieber Alfred!


    Ich habe gerade richtig Pech gehabt. Ich hatte etwas darüber geschrieben, dass es Opernkomponisten geschafft haben auf die Bühne zurück zu kommen. Dann ist bei uns die Sicherung raus geflogen und der ganze Beitrag war futsch. Grauenvoll!!!!

    Mir fallen auf die Schnelle nur ZWEI Komponisten ein, die es geschafft haben in den letzten 50 bis 60 Jahren ganz an die Spitze zu kommen: Antonio Vivaldi und Luigi Boccherini

    Ich will das alles nicht noch mal schreiben. Es ging um Opernkomponisten: Es ist nämlich ausgesprochen auffällig, dass verschiedene Komponisten wieder erstaunlich oft gespielt werden, die noch in den 50er, 60er, 70er oder 80er Jahren kaum mal aufgeführt wurden. Zum Beispiel Korngold, Zemlinsky und Schreker.

    Ich habe mal recherchiert, wie viele Produktionen der Opern dieser Komponisten es in den letzten drei Jahren an den Opernhäusern gab. Wenigstens die Übersicht stelle ich noch mal ein, weil ich davon handschriftliche Aufzeichnungen habe.

    KORNGOLD

    • DIE TOTE STADT: Melbourne, Brüssel, Ostrava, Pärnu, Helsinki, Annadale, Limoges, Toulouse, Dresden, Komische Oper Berlin, Hamburg, Saarbrücken, Bremen, Wuppertal, Kiel, München, Schwerin, Budapest, Mailand, Enschede, Warschau,
    • DAS WUNDER DER HELIANE: Gent, Antwerpen, Lübeck, Berlin Enschede, Houston, Annadale
    • DER RING DES POKRATES: Freiburg, Dallas
    • VIOLANTA: Turin, Vancouver

    ZEMLINSKY

    • DER ZWERG: Caen, Lille, Zagreb, Berlin (Deutsche Oper), Rennes, St. Petersburg, San Francisco
    • EINE FLORENTINISCHE TRAGÖDIE: Halle, Tokyo, Amsterdam, Oviedo, London
    • DER KREIDEKREIS: Lyon, Lübeck

    SCHREKER

    • DER SCHMIED VON GENT: Antwerpen,
    • DER FERNE KLANG: Prag, Lübeck, Frankfurt, Stockholm
    • DIE GEZEICHNETEN: Berlin (Komische Oper), München, Hannover, Amsterdam St. Gallen, Zürich
    • IRRELOHE: Lyon
    • DER SCHATZGRÄBER: Houston

    Manche der Produktionen wurden nur in fünf bis acht Aufführungen gezeigt, andere aber waren im Repertoire mehrerer Spielzeiten präsent.

    Zum Vergleich habe ich geschaut, wie es denn mit der Präsenz von Lortzing und Flotow auf den Spielplänen im gleichen Zeitraum aussieht. Ergebnis: die werden weniger als Zemlinsky und Schreker gespielt und praktisch nur an Bühnen im deutschen Sprachraum! Nicolai auch nicht mehr, allerdings nicht nur im deutschen Sprachraum sondern auch in Sao Paulo, Liberec und Kaunas.


    Da scheinen Komponisten in die Nische abgestiegen - und sich andere aus der Nische herausgespielt zu haben.


    Viele Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Um ausführlich über diese Nischenkomponisten zu schreiben, fehlt es doch schon oft an Vergleichsinterpretationen, an allgemeinem Wissen über den Komponisten, man kennt nur ein Werk und nicht die ganze Werkpalette wie bei den Großen. Wer hier etwas über Beethoven schreibt, hat schon alles Mögliche - und das in vielfacher Ausfertigung - von und über den Bonner gehört. Da ist eine umfassendere Wissensansammlung vorhanden, auf die man beim Abfassen eines Postings mal eben schnell zurückgreifen kann. Bei den Nischenkomponisten, von denen man gerade mal ein oder zwei Werke kennt und gut findet, geht das nicht einfach so mit dem Losschreiben. Und viel Fachliteratur, in die man sich einlesen könnte, existiert in diesen "Nischenfällen" zumeist auch nicht.

    Ist also nicht so leicht, da Vernünftiges auf's digitale Papier zu bringen.


    Grüße

    Garaguly

    Völlig richtig. Ich habe einige dieser Nischen in meiner Sammlung. Der immer wieder erwähnte Ries natürlich, Danzi, Sullivan, Noskowski, Salieri, Rott, Krommer, Korngold, Kozeluch, Hummel, Tanejew usw. Immer nur jeweils eine Aufnahme je Werk. Das reicht mir, um einen Eindruck zu erhalten. Vergleichsaufnahmen gibt es sowieso nur wenige, aber die brauche ich nicht. Anders bei Beethoven Brahms etc. Da stapeln sich z.T. die Gesamtausgaben. Das wird bei den meisten ähnlich sein. Die Nischen sind auch in der Literatur nur Nischen. Was ist alles über Beethoven geschrieben oder über Mozart! Und CD-Rezensionen bewegen sich auch meistens im Mainstream. Im übrigen gibt es auch von sogenannten Mainstream-Komponisten Nischen-Werke. Dvorak Sinfonien 1-6, Tschaikowksy Klavierkonzerte 2 und 3 u.a. Manchmal habe ich schon Nischen-Werke aufgrund von Empfehlungen hier im Forum gekauft.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP