Franz Schubert, Klaviersonate Nr. 21 B-dur D.960, CD (DVD)-Rezensionen und Vergleiche (2017)

  • Wenn es mir wieder gelingt, die Scheiben zu speichern, schicke ich dir die Dateien mit WeTransfer.

    Lieber Willi,


    das wäre super, sonst bestelle ich sie mir! Ich habe Brendel in seiner vorletzten Saison in Düsseldorf (Tonhalle) gehört - mit der großen G-Dur-Sonate! :) :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

  • Das hab ich auch erlebt, in Köln. So, ich gehe jetzt an meine Erinnerungen, und später versuche ich mal die Dateien zu überspielen.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    so, nun habe ich schon einges auf der Platte gespeichert und werde nun noch eine Rezension über Ushida schreiben - aber nicht mehr heute Abend. Die Bleistiftskizzen sind aber schon da... ^^


    Mein Vorhaben: Es gibt zunächst drei Rezensionen von mir: Ushida, Annie Fischer und Clara Haskil. Dann werde ich anschließend einen reflektierenden kleinen Beitrag einstellen, und die Aufnahmen von Pianistinnen zusammenfassend betrachten: Was ist dran am "weiblichen" Schubert? Gibt es so etwas wie einen "femininen" Interpretationstil, wie Katia Buniatishvili behauptet?


    Danach habe ich eine weitere Idee: exemplarische und gegensätzliche maßgebliche Interpretationen zu behandeln, um die Interpretationsalternativen diskutieren zu können. Rubinstein und Horowitz habe ich schon fertig.... Ich finde das im Moment spannender als stur nach Alphabet vorzugehen. Denn dann kommt die Alternative, die man vielleicht diskutieren möchte, erst nach 3 Monaten. Alles hat halt seine Vor- und Nachteile! :)


    Liebe Grüße

    Holger

  • Mitsuko Uchida: Im Flüsterton (Aufnahme Decca 1996/97)



    Der von J. W. von Goethe hoch geschätzte Danziger Kupferstecher Daniel Chodowiecki illustrierte Goethes Die Leiden des jungen Werther. Chodowieckis Buchillustration zeigt Werther nach dem Selbstmord nicht in einem Augenblick wilder Verzweiflung wüst auf dem Boden hingestreckt. Er liegt vielmehr ruhig im Bett – umgeben von einem hell leuchtenden Lichtschein: Der Tod, er wird hier dargestellt im Geiste des Pietismus, als mystischer Augenblick heiliger Ruhe und Stille.


    AKG139928.jpg


    Pietistisch-romantische Empfindsamkeit, sie prägt auch G.W.F. Hegels Lob „wahrhaft idealischer Musik“ wie die von Palestrina, Durante, Lotti, Pergolesi, Haydn, Gluck und Mozart:


    „Die Ruhe der Seele bleibt in den Kompositionen dieser Meister unverloren; der Schmerz drückt sich zwar gleichfalls aus, doch er wird immer gelöst, das klare Ebenmaß verläuft sich zu keinem Extrem, alles bleibt in gebändigter Form fest zusammen, so daß der Jubel nie in wüstes Toben ausartet und selbst die Klage die seligste Beruhigung gibt.“


    Diesen geistesgeschichtlichen Hintergrund lohnt es zu erinnern, will man Mitsuko Uchidas Zugang zu dieser letzten Schubertsonate verstehen. Die idealisierte Empfindsamkeit „seliger Beruhigung“, sie ist vom ersten Ton an bei ihr zu spüren. Das melodische Hauptthema wird musikalisch gesprochen gleichsam im Flüsterton, sachte, feierlich leise und zart. Man könnte meinen, die Pianistin legt für den Hörer den Zeigefinger auf die Lippen, um ihn mit Schuberts Musik zum Schweigen eines Tönens in der Stille zu bringen. Solche romantische Verklärung bedeutet nun nicht einfach, die Konturen verschwimmen zu lassen, die Formgrenzen aufzulösen. Es geht in einer solchen Empfindsamkeit vielmehr um die Milderung grober, starker Affekte, die Vermeidung greller Kontraste, die wie in einer Photographie mit einem Rotfilter zu sanften Ton-in-Ton-Schattierungen werden. Die Folge ist, dass sich die Buntheit verschiedener Farben der Empfindungen zur Einheit einer Grundstimmung des Fahlen, Traumhaft-Dämmernden verbindet.


    Mitsuko Uchidas Interpretation verfolgt diese Romantisierung mit großem musikalischem Sachverstand und wahrlich beeindruckender Konsequenz. Wie sie ein solches ästhetisches Konzept mit überragendem Gefühl und hellem Verstand zugleich umsetzt, kann man nur bewundern. Die Frage ist allerdings, was dies für die dramatische Konzeption der Klaviersonate bedeutet. Dramatische Kontraste werden zu romantischen Ton- und Stimmungswechseln gemildert, was die Ausbrüche von Forte-Kraft wie beim Hauptthema in der Exposition keineswegs ausschließt. Die Semantik ist die des Träumens und zeitweiligen Erwachens, um sogleich wieder in die Grundstimmung dahindämmernden Träumens zurückzusinken: aus dem harten Gegeneinander von kontrastierenden Affekten wird ein kontinuierliches Ineinandergleiten, eine dynamische Wellenbewegung von Bergen und Tälern. Uchidas Milderung dramatischer Kontraste zu Stimmungstönen kann aber bisweilen auch dazu führen, dass die Belebungen der Stimmung etwas schlafwandlerisch müde wirken. So deutet sich Schubert triumpfierender Ton aufgemunterter Wanderschaft nur sachte an, als dass er wirklich überzeugt auftrumpfen würde. Die Schlussgruppe der Exposition wirkt etwas schleppend, die geschmacklos laut rumpelnden Forte-Basstriller, die Alfred Brendel so stören, werden in Uchidas empfindsamer Milderung fast schon delikat geschmackvoll.


    Fragezeichen und Zweifel verdichten sich allerdings im dramatischen Herzstück des Sonatensatzes, der Durchführung. Uchida verschärft nicht die Kontraste, sie mildert sie ab, verklärt Dramatik ins Geheimnisvolle. So beginnt der dynamische Aufbau im ahnungsvollen Dunkel. Die musikalische Bewegung kommt jedoch nicht so richtig vom Fleck, wirkt eher müde und schlaftrunken. Zum Schlüsselerlebnis wird schließlich der allzu „gemütlich“ wirkende Basstriller, der die Reprise einleitet. Schuberts letzte Sonate hat in diesem romantisierenden Blick nichts Kämpferisches, Aufrührerisches, das musikalische Subjekt zeigt keinen auftrumpfenden Willen, lässt sich vielmehr treiben in willenloser Passivität: Der musikalische Fluss treibt ruhig dahin im Totenbett. Genau hier kann man sich fragen: Wo ist das Klassische geblieben in solch sentimentalisierter Romantik, der Sonatengeist dramatischer Kontraste von unvereinbaren Gegensätzen, welche die Vergegenwärtigung der großen Konflikte auf der Weltbühne bedeuten? Uchidas romantisierende Empfindsamkeit reduziert solche romantische Klassizität auf das Rein-Romantische. Genau damit aber droht Romantik in Gemütlichkeit umzukippen, in biedermeierliche Heimlichkeit eines Rückzugs von der großen Weltbühne ins Ruhig-Behagliche wohlbehüteten Wohnens im eigenen Inneren einer schönen Empfindungswelt. Den Einwand biedermeierlicher Verharmlosung eines Sonatensatzdramas, ihn kann man einer solchen empfindsamen Romantisierung letztlich nicht ersparen, so berührend ein solcher Vortrag auch ist.


    Dass genau diese Problematik im Andante sostenuto auftaucht, wundert nicht. Die Betonung des Romantisch-Stimmungshaften führt zu einer Entrhetorisierung, was bedeutet, dass nicht die einzelnen Phrasen expressiv artikuliert werden, so dass der Ausdruckswert einem bestimmten Motiv anhaftet. Der Ausdruckscharakter durchzieht vielmehr das Ganze so, dass Alles und Jedes in gleicher Weise in einem trüben Licht erscheint. Nun wird allerdings dieser Satz getragen von den Motiven und Motivbewegungen (in „Motiv“ steckt lat. movere = bewegen) und ihrem expressiven, rhetorischen Gestus. Weil Uchida das Rhythmisch-Bewegende der Ausdrucksmotive in die Unbeweglichkeit eines alles ergreifenden düsteren Stimmungsnebels von „trüben Wolken“ auflöst, hat dies zur Folge, dass die expressiven Bewegungsmotive ihren Bewegungsimpuls tendentiell verlieren und so der Eindruck des Schleppenden und Langatmigen entsteht. Gerade auch der Mittelteil verblasst auf diese Weise, wirkt eigenartig kraftlos. Zwar wechselt auch bei Ushida hier der Ton, doch ist er nicht wirklich selbstbewusst auftrumpfend. Kraftakte verabscheut die mildernde Empfindsamkeit. Entsprechend bekommt diese Episode den Charakter des Mozarthaften, Spielerisch-Leichten. Genau damit verschwindet aber das Drama der Subjektivität, das Hin und Her eines Sich-Vergabens im Schmerz und des Aufbegehrens, wird egalisiert zum Ästhetisch-Spielerischen, zum Impressionistisch-Atmosphärischen, seinen Störungen, Eindunklungen und erleichternden Aufhellungen. Die Rückkehr des Andante-sostenuto-Themas schließlich krankt bei Uchida daran, dass sich das Trübe einfach nicht weiter eintrüben lässt, ohne einschläfernd zu wirken.


    Wie nicht anders zu erwarten ist das Scherzo bei Uchida alles andere als derbe Lebensfreude und überschäumende Lebenskraft. Ihre behutsame Empfindsamkeit macht auch diese Scherzo-Fröhlichkeit spielerisch und natürlich leicht, zu einem Schubert, der einmal mehr so klingt, als sei er eigentlich Mozart. Uchida spielt dieses Scherzo mit einer ganz und gar unschuldigen und unreflektierten Empfindsamkeit, mit natürlicher, schlichter Empfindung. Doch genau diese Beschwörung Mozartscher Unschuld hat ihren Preis: Es verschwindet romantische Reflektiertheit und das, was Schubert insbesondere auszeichnet: der Ton von Gebrochenheit. Im Trio wird dies offensichtlich, wo kontrastmilderne Empfindsamkeit das Diabolische schlicht und einfach verharmlost: Der Kontrast zwischen fließender Melodie und dem exzentrisch den Melodiefluss immer wieder unterbrechenden Bass, er hat sich in Uchidas Weichzeichnung aufgelöst ins gleichgültige Nebeneinander. Die musikalischen Bewegungen, ihrer Widerhaken beraubt, sie werden so auch träge und zäh, einen Eindruck, den die romantisch entrhetorisierte Motivik in der Entkräftung ihrer expressiven Kraft noch unterstützt.


    Das Rondo-Finale hat schon bei Beethoven die Simplizität eines nur lösend-aufheiternden Kehraus-Schlusses verloren, vereinigt vielmehr das Weitertragen dramatischer Spannungen mit der Lösungswirkung des Rondos, wie etwa in der Sonate op. 13 „Pathétique“. Schuberts B-Dur-Sonate zeigt anders die Ambivalenz eines Kehraus-Finales, das nicht so Recht weiß, ob es beginnen will, von der Unruhe des Überdrusses an der Rondo-Gelöstheit angekränkelt ist. Wie zu erwarten erfährt auch dieser Finalsatz in Uchidas Interpretation seine empfindsame, „selige Beruhigung“ – wird zum ruhig-gelassenen Kehraus im Ton Mozartscher Unschuld. Harte affektive Kontraste erscheinen auch hier ins Empfindsam-Zarte geläutert. Schon der Anfangston – eine „Bremse“, ein Innehalten? – ist einfach zu weich. Bei Uchida sinkt man zurück ins weiche Sofa und genießt in der Folge ein kindliches Spiel, zart und ohne große seelische Komplikationen. Dabei reduziert sie zwar empfindsam besänftigend allzu aufrührerische Forte-Kraft, verniedlicht sie aber auch nicht. Wiederum ersetzt das dynamische Kontinuum eines Schlaftraums, der an seinem Höhepunkt aus dem Träumen erwacht, das alterierende Kräftespiel. Die sanfte Einebnung und Egalisierung zeigt ihre Wirkung so auch weniger an den deutlich markierten dynamischen Höhepunkten, sondern mittendrin in den vielen kleinen Kontrastierungen. Der Geist eines alterierenden Rondos ist in dieser spielerischen Besänftigung aller Schroffheiten kaum noch zu spüren. Schon das Hauptthema ist im Ton viel zu zart und einfach und das kontrastierende Mannigfaltige, es wird assimilierend in den sanften Ton einer egalisierenden einheitlichen Grundstimmung des Leise-Heiteren getaucht einander viel zu ähnlich. Bezeichend ist auch der Schluss: Die Musik verzagt hier nicht oder verzweifelt, vielmehr hat der klagende Gestus etwas von dem eines bittenden Kindes. Der Mensch, er ist angesichts des Todes zum Ende dieser empfindsam durchdrungenen Sonate zum gebürtlichen Anfang seines Lebens zurückgekehrt, wird folgerichtig zum naiv spielenden Kind, das nichts mehr begehrt im Sinne großer erschütternder Leidenschaften. Und weil der Mensch in der Gewissheit und seligen Beruhigung seines Endes keine Bedürfnisse mehr hat, muss er sich in die großen Zweifelsfragen des Daseins auch nicht mehr vertiefen.


    Uchidas romantisch-empfindsame Verklärung der B-Dur-Sonate geschieht letztlich im Geiste der Tröstung. So wie Mitsoku Uchida diese großen Sonate in empfindsamen Episoden vorführt, könnte man sie Franz Liszt erinnernd mit Consolations überschreiben, Spiegelungen einer schönen Seele in der mild-lächelnden Ergebenheit in das Unvermeidliche. Die kritischen Fragen, die ein solches idealisiertes Schubert-Bild grundsätzlich aufwirft, sie betreffen nun keineswegs das überragende künstlerische Gestaltungsvermögen der Interpretin, vielmehr das ästhetische Konzept, die unvermeidliche Reduktion des Klassisch-Dramatischen in einer solchen romantisierenden Sentimentalisierung. :) :)


    Schöne Grüße

    Holger

  • Lieber Holger, auch diese Besprechung habe ich mit großem Interesse und Wohlgefallen gelesen. Vielen Dank für deine sehr anregende Arbeit! Sie verdeutlicht m.E. nachvollziehbar, welche Schwierigkeiten Interpreten von Schuberts letzter Sonate lösen müssen und wie komplex sie sind. Und es wird auch klar, welchen Spielraum es bei diesen Lösungen gibt, denn z.B. die Akzentuierung des "Tröstlichen" halte ich - ohne Ushidas Einspielung zu kennen - für grundsätzlich gut denkbar, solange dies nicht die Verharmlosung der Abgründigkeit bedeutet.

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  • Zitat von Dr. Holger Kaletha

    Uchidas romantisch-empfindsame Verklärung der B-Dur-Sonate geschieht letztlich im Geiste der Tröstung. So wie Mitsoku Uchida diese großen Sonate in empfindsamen Episoden vorführt, könnte man sie Franz Liszt erinnernd mit Consolations überschreiben, Spiegelungen einer schönen Seele in der mild-lächelnden Ergebenheit in das Unvermeidliche. Die kritischen Fragen, die ein solches idealisiertes Schubert-Bild grundsätzlich aufwirft, sie betreffen nun keineswegs das überragende künstlerische Gestaltungsvermögen der Interpretin, vielmehr das ästhetische Konzept, die unvermeidliche Reduktion des Klassisch-Dramatischen in einer solchen romantisierenden Sentimentalisierung. :) :)

    Lieber Holger,


    schönen Dank für deine ausführliche Rezension, in der du dich für die B-dur-Sonate auf einen Charakter festlegst, der mehr die dramtischen Züge der klassische Sonate trägt als diejenigen, die Dame Mitsuko hier präferiert. Die Frage wäre, ob sie damit falsch läge, oder ob die B-dur-Sonate so ein weites Feld ist, dass sie auch diese Sichtweise verträgt. Es scheint nun gerade für diese Sonate keine Literatur vorzuliegen, die sich mit dieser Frage ausführlich beschäftigt, das habe ich im Vorfeld zur Beschäftigung mit dieser Sonate sehr vedauert. Anscheinend haben sich potentielle Schriftsteller nicht herangewagt, und ich möchte auch jetzt hier in diesem Thread keine solche Diskussion lostreten oder losgetreten sehen. Dieser Thread ist schon sehr umfangreich, und er wird noch umfangreicher werden (alleine ich hab noch über 80 Rezensionen vor der Brust). Es wäre aber eine andere Sache, parallel zu diesem Thread einen zweiten Thread zu eröffnen, in dem sich Interessenten in sachlich fairer Weise zusammenfinden und über die verschiedenen Interpretationen und Interpretationsansätze diskutieren könnten.

    Ich könnte mir vorstellen, lieber Holger, dass du für eine solche Herangehensweise zu haben wärest.


    Ein einzelner Aspekt deines o. a. Resumées fiel mir noch ins Auge, lieber Holger, als ich meinen Beitrag gerade abgeschickt hatte:

    Zitat von Dr. Holger Kaletha

    Spiegelungen einer schönen Seele in der mild-lächelnden Ergebenheit in das Unvermeidliche.

    Könnte nicht damit genau Schuberts Seele in seinen letzten Lebenswochen gemeint sein? Die menschliche Größe, sich in der Hofffnung auf eine schmerzfreie Zukunft in einer besseren Welt dergestalt in sein Schicksal zu ergeben, hatte Schubert zweifellos.


    Lieber Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Sie verdeutlicht m.E. nachvollziehbar, welche Schwierigkeiten Interpreten von Schuberts letzter Sonate lösen müssen und wie komplex sie sind. Und es wird auch klar, welchen Spielraum es bei diesen Lösungen gibt, denn z.B. die Akzentuierung des "Tröstlichen" halte ich - ohne Ushidas Einspielung zu kennen - für grundsätzlich gut denkbar, solange dies nicht die Verharmlosung der Abgründigkeit bedeutet.

    Lieber Leiermann, genau das hatte ich im Sinn, diese Spielräume auszuloten. Ich lese gerade Paul Natorp, was er über Beethovens "Eroica" schreibt. Er sagt da vereinfachend, dass es nicht darauf ankommt, was Beethoven selbst genau wollte. Es gibt immer verschiedene Auslegungsmöglichkeiten. Die Frage ist dann, was "annehmbar" ist. Diese Annehmbarkeit (mehr oder weniger) ist jenseits der Alternative notwendig-beliebig. Uchida ist ganz sicher annehmbar - aber Clara Haskil oder Annie Fischer sind es auch, die ganz andere Wege gehen. Genau deshalb sind Interpretationsfragen so spannend! :)

    Es wäre aber eine andere Sache, parallel zu diesem Thread einen zweiten Thread zu eröffnen, in dem sich Interessenten in sachlich fairer Weise zusammenfinden und über die verschiedenen Interpretationen und Interpretationsansätze diskutieren könnten.

    Ich könnte mir vorstellen, lieber Holger, dass du für eine solche Herangehensweise zu haben wärest.

    Das ist eine sehr gute Idee, lieber Willi. Das wäre dann der dritte Thread über die B-Dur-Sonate! :thumbup:

    Könnte nicht damit genau Schuberts Seele in seinen letzten Lebenswochen gemeint sein? Die menschliche Größe, sich in der Hofffnung auf eine schmerzfreie Zukunft in einer besseren Welt dergestalt in sein Schicksal zu ergeben, hatte Schubert zweifellos.

    Ob das genau so ist, lieber Willi, wissen wir glaube ich eher nicht und können es auch wohl gar nicht. Aber möglich ist es zweifellos. Das ist eine Frage der "Annehmbarkeit", die ich oben formuliert habe. :)


    Liebe Grüße

    Holger

  • Lieber Willi,


    ich arbeite am Eröffnungsbeitrag für meinen Interpretations-Thread, den Du vorgeschlagen hast! :) Ich werde meine Beiträge - auch wegen der Länge und der Möglichkeit des schnellen Zugriffs - als Kolumnenartikel einstellen und dann zusätzlich einen Thread dazu eröffnen, wo wir diskutieren können (mit Link zur Kolumne). Vielleicht morgen ist er fertig. Dann haben wir das als Ergänzung zum chronologischen Vorgehen. Das hat auch den Vorteil, dass ich nicht jede Rezension in den Interpretations-Thread einstellen muss, sondern beide bedienen kann. Schubert hat so viel Aufmerksamkeit verdient, glaube ich!


    Den Brendel (2008) habe ich inzwischen! :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

  • Ich muss mich die nächsten Tage etwas zurückhalten, lieber Holger: heute Abend haben wir gesungen, morgen führe ich mir in Köln die Johannes-Passion zu Gemüte, morgen Abend in Düsseldorf La Traviata und Sonntag und Montag singen wir wieder, wie jedes Jahr zu Ostern, in Lette und Coesfeld (oder umgekehrt).

    Und dann kommen Schubert und Beethoven wieder an die Reihe.

    Ich freue mich schon auf deinen Thread, lieber Holger und wünsche dir und deiner Frau einstweilen ein frohes Osterfest. Schönes Wetter gibt es gratis.


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    das ist ja ein wunderbares Programm! Dir auch schöne Osterfeiertage, viel Vergnügen mit der Musik und gutes Gelingen bei Euren Aufführungen!


    Liebe Grüße

    Holger

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  • Franz Schubert, Klaviersonate Nr. 21 B-dur D.960

    Philippe Entremont, Klavier

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    Instrument: Steinway

    AD: 2018

    Spielzeiten: 21:06 - 10:39 - 4:26 - 8:15 --- 44:26 min.;


    Da ich Philippe Entremont auch nicht in meinen Beethovensonaten ahbe, folgt auch hier eine kleine Biografie:

    Philippe Entremont, der am 7. Juni 1934 in Reims geboren wurde, ist der Sohn eines Operndirigenten und einer Pianistin. Nachdem ihm seine Mutter den ersten Klavierunterricht erteilt hatte, lernte er bei Marguerite Long und Jean Doyen. Er besuchte bereits im Alter von 12 Jahren das Conservatoire de Paris und debütierte als 16-Jähriger in Barcelona. Das war der Auftakt zu zahlreichen Konzertreisen in Europa und in den Vereinigten Staaten. In den 1970er-Jahren begann seine Karriere als Dirigent. Von 1976 bis 1991 leitete er das Wiener KammerOrchester als Chefdirigent, später dirigierte er zahlreiche international renommierte Orchester in den USA und in Europa. Seit 1991 ist er Ehrendirigent des Wiener KammerOrchesters auf Lebenszeit. Seit der Konzertsaison 2004/2005 ist er Erster Gastdirigent der Münchner Symphoniker.

    Philippe Entremont ist auch als Musikpädagoge tätig. Er war von 1972 bis 1979 Direktor der Ravel-Akademie in Saint-Jean-de-Luz in Südfrankreich. Zurzeit leitet er das Konservatorium von Fontainebleau.

    Am 7. Juni werden wir ihm aller Voraussicht nach zum 85. Geburtstag gratulieren können.


    Philippe Entremont spielt signifikant langsamer als Shani Diluka und Michael Endres, die ich hier zum Vergleich habe und die beide gleich schnell sind, um mehr als eineinhalb Minuten schneller im Kopfsatz. Philippe Entremont spielt ein durchaus körperhaftes Pianissimo und hat einen Steinway von Alain Degrange aus Nancy mit einem hellen transparenten Klang. Entremont spielt den ersten Basstriller gemäß seiner Grunddynamik etwas kraftvoller als andere Pianisten, und so klingt der Triller bedrohlicher als bei anderen und eröffnet auch einen stimmungsmäßigen Kontrast zu dem sehr positiven Klang der ersten acht Takte.

    Dieser Stimmungskontrast, der ja auch durchaus so von Schubert gemeint ist, tritt in der Wiederholung wieder auf, jetzt aber zum dritten Teil des Hauptthemas ab Takt 20. Das lässt wieder leuchten wie zuvor schon die beiden ersten Teile, und er erliegt auch nicht der Versuchung wie so mancher andere, mit der inneren Beschleunigung, etwa ab Takt 26 auch ein verfrühtes Crescendo zu entfachen, und auch seine innere Beschleunigung durch die Verkürzung der Notenwerte ist zwar bemerkbar, bleibt aber moderat, d. h.. der Grundpuls bleibt erhalten.

    Erst in Takt 34 crescendiert er, und auch das moderat. Dieser vierte Teil des Themas strahlt eine wohltuende Ruhe aus, auch wenn einige meinen könnten, hier sei nicht genügend Dramatik im Spiel. Ich meine, er lässt die Dramatik schon spüren, spielt das aber subtiler, nicht brachial wie mancher andere. Ich finde, die Musik Schubert hält das klaglos aus, speziell dieser Kopfsatz.

    Auch das wunderbare Seitenthema, das hier unter den Händen Entremonts wie eine Nocturne beginnt, packt mich richtig an, und er bleibt in diesem Thema der moderaten Ausdehnung der Dynamik treu, selbst im langen Crescendo (Takt 76 mit Auftakt bis Takt 78), nachdem es subito decrescendo in die berührende Achteltriolen-Sequenz mit dem Wechsel zwischen Staccato und Non-Staccato bzw. Legato geht.

    Auch hier zeichnet er die dynamischen Bewegungen sorgfältig nach, ohne sie zu übertreiben. Das ist wunderbar.

    Erst in der Schlussgruppe erweitert er den dynamischen Raum nach oben und erreicht in Takt 105 tatsächlich ein sattes Fortissimo.

    Gottseidank spielt er auch die Überleitung zur Wiederholung der Exposition und in dieser arbeitet er die Kontraste zwischen mezzoforte und piano wunderbar heraus, wiederum, ohne zu überborden.Err erreicht zwar in Takt 123 a das Fortissimo und spielt dann in Takt 124 den Basstriller abschwellend. Hier lässt er dann eine ausreichend lange Pausenfermate 125a folgen. Ich freue mich sehr, dass ich diese wunderbar gespielte Exposition noch einmal hören darf.

    Hierzu sagt Entremont im Text des Booklets:

    "Die notierte Wiederholung des Themas vor dem Mittelteil wird von Vielen meiner großartigen Kollegenunterschlagen. Zugegeben, manche Wiederholungen sind bloße Konvention und im Grunde Überflüssig. Nicht so hier. Ich entscheide mich bewusst für die Reprise, weil sie Sinn ergibt".

    Auch in der Wiederholung höre ich das abgeklärt ruhige, aber gleichermaßen bezwingend intensive Spiel der nicht so extremen dynamischen Kontraste, des ruhigen Tempos und der maßvollen inneren Beschleunigung, im Grunde, wie ich finde, des klassischen Ebenmaßes. Wie, um ein Zeichen zu setzen, spielt er die Wiederholung an einigen Stellen geringfügig anders , aber im Grunde getreu der Partitur mit ihren maßvollen dynamischen und temporalen Bewegungen.

    Ein Beispiel hierfür ist die Folge von zwei Crescendi-Subitopiani, jeweils aus dem piano heraus, ab Takt 61 und 65. Wie er das spielt, ist im Grunde das Subitopiano am Taktübergang 62/63 und 67/68, nicht ruckartig, sondern fließend, weil die dynamische Fallhöhe geringer ist.

    Und die Oktavierungen hier im zweiten Teil des Seitenthemas singt er wunderbar aus. Auch die rhythmisch sehr interessante Achteltriolensequenz im dritten Abschnitt des Seitenthemas (Takt 79 bis 98) mit den sanften dynamischen Auf- und Abbewegungen, den synkopierenden Achtelakkorden in der Begleitung und den Stockungen in den letzten vier Takten spiel er ein weiteres Mal sehr anrührend, ebenso den eigentlichen dynamischen Höhepunkt der Exposition, die Schlussgruppe, wo er abermals, nach vorsichtiger Annäherung, in Takt 105 das Fortissimo erreicht.

    Originell auch seine Art, den Übergang zur Durchführung zu gestalten. Er lässt das Diminuendo nach dem Dreiviertel-Akkord 116 in die abschließende Viertelpause hineinfließen und schließt direkt den Ritardandotakt 117b an, in betörendem Pianopianissimo- grandios.

    Der erste Teil der Durchführung, Takt 118b mit Auftakt bis 130 klingt traurig, wie ich meine, nicht mehr, und nicht weniger. Auch hier beschreitet er wieder einen Mittelweg. Das führt wiederum zu einem maßvollen Kontrast zur aufgehellten Achteltriolensequenz (ab Takt 131 bis 148).

    Doch Etwas ist hier in der Durchführung in dieser Sequenz etwas anders, wie ich finde: er steigert die Dynamik nach oben und vergrößert so in der Durchführung den Kontrast, was auch m. E. Sinn macht.

    Und bei ihm klingen im sich dramatisch und dynamisch zuspitzenden Mittelteil die klopfenden Achtel im Tiefbass von vornherein recht bedrohlich und insistierend, und die zunehmend dissonanten anschließenden Achtelketten im Diskant spielt er auch sehr bestimmend und nutzt dabei die dynamische Bandbreite, die ihm die Partitur bietet, voll aus.

    Auch die folgende Sequenz, in der Thementeile von wechselnden, ebenfalls insistierenden Quint- und Sextakkorden begleitet werden und dabei mit ihnen die Oktave wechseln, drückt weiterhin diese latent bedrohliche Stimmung aus, selbst im letzten Abschnitt, als der erste Thementeil in langen Legatobögen auftaucht und einen Umschwung andeutet, aber eben noch nicht vollziehen, wie auch die nunmehr wieder auftretenden bedrohlichen Basstriller (ab Takt 186) und die immer noch in Moll getauchte Melodie dokumentiert. Doch die Bögen werden länger und lichter, was Philippe Entremont ganz berührend vorträgt und er mit der Auflösung in Takt 209 den gordischen Knoten durchschlägt. Ein signifikantes Zeichen für die Rückkehr des Positiven ist nach der wunderbaren absteigenden Staccatoachtelkette der nunmehr in leuchtenden Glanz getauchte Basstriller in ppp (Takt 212, am Übergang zur Reprise, die von einem zweiten. ähnlich körperhaft wie zu Beginn des Satzes klingenden abgelöst wird.

    Und ich meine, dass die Reprise im Beginn noch etwas diesseitiger und leuchtender klingt als zu Beginn der Exposition. Allerdings kann dann der Basstriller in Takt 223 nicht mehr im Pianopianissimo klingen, sondern er kommt in einem gesunden Pianissimo daher. Sei's drum.

    Und auch das Crescendo, ab Takt 253, geht nun bis zum deutlichen Forte hinauf. Auch das Crescendo am Ende des Hauptthemas erreicht nun spielend das Fortissimo. Entremont setzt also das Thema in der Reprise dynamisch deutlich vom Thema in der Exposition ab.

    Auch das fis-moll-Seitenthema klingt nun in der etwas höheren Lage wieder positiver, und die innere Beschleunigung in der Sechzehntelsequenz, ab Takt 278, tut ein Übriges. Philippe Entremont arbeitet das ganz deutlich heraus, auch in der betörenden Achteltriolen-Sequenz.

    Folgerichtig legt er in der Schlussgruppe dynamisch auch noch einmal zu. Er beendet diesen grandios vorgetragenen Satz mit ein sehr anrührenden Coda.


    Im Andante sostenuto ist Philippe Entremont erheblich langsamer als Michael Endres und auch noch einmal etwas langsamer als Shani Diluka.

    Von der Klangfarbe her bleibt er so klar, so diesseitig, wie im Kopfsatz, aber durch das doch sehr gemessene Tempo, im Verein mit einem bezwingenden Crescendo macht er deutlich, dass es hier um alles geht. Das ist nicht nur tieftraurig, sondern schon sehr bedrohlich, auf dem Weg zur Ausweglosigkeit- welch ein riesiger Stimmungs- und Emotionskontrast zur hellen Reprise des Kopfsatzes- und dann: welch eine schon schmerzhaft-schöne Dur- Aufhellung in Takt 14 bis 17. Diese Stelle wirkt in Entremonts Interpretation nicht nur durch die leuchtende Aufhellung , sondern das Leuchten kommt durch die Zurücknahme auf ein deutliches Pianissimo mehr von innen- genial! Doch auch in der Rückkehr vom E-dur zum cis-Moll erzeugt er durch das nur scheinbare Positive einen erneuten starken Kontrast, der noch durch das neuerliche starke Crescendo (ab Takt 22) verstärkt wird. Und natürlich wird diese bis hierhin noch vorherrschende Traurigkeit und fast Ausweglosigkeit hier noch durch das Decrescendo ab Takt 34 weitergeführt, sinkt, ganz stark hier betont durch das Pianopianissimo ab Takt 38, der Wanderer weiter in den bodenlosen Abgrund-

    bis die Erlösung möglich ist durch ein fast für unmöglich gehaltenes Ereignis, das dem Wanderer wieder Orientierung und Zuversicht gibt, jener himmlische Choral, der durch die aufgerissenen schwarzen Wolken hindurch auf hin herabsinkt und ihn einhüllt, durch die Oktavierung des Themas in den Diskant wird dieses tröstliche Gefühl erst noch verstärkt, bis sich im weiteren Verlauf (nach dem Portatobogen in Takt 58) ab Takt 59 die Sechzehntelfiguren aus der Melodie zurückziehen und zunächst kaum merklich, dann aber immer weiter insistierend, in die Begleitung begeben und dort unbeirrt zu klopfen beginnen. Und auch in -Der Melodie ändert sich etwas, als in Takt 70 auf der Eins sich ein Mollakkord einschleicht. Doch noch einmal versucht sich das Positive durchzusetzen, indem das beseligende Thema noch einmal in der hohen Oktave auftaucht, bevor mit dem Decrescendo in Takt 80 mit Auftakt und wenige Takte später mit dem Diminuendo in sich zusammensinkt- herausragend, wie Philippe Entremont diesen gewaltigen Bogen hier abgebildet hat und am Schluss, ähnlich wie Waleri Afanassjew, einen fast fünf Sekunden langen Pausentakt spielt- komponierte Stille.

    Und dann merken wir schon vom ersten Takt der Wiederholung des Hauptthemas, dass sich hier noch einmal massiv etwas geändert hat, denn die nunmehr in der Begleitung aufgetauchten musikalischen Dreierfiguren mit den klopfenden Sechzehnteln spielt Philippe Entremont mit bezwingender Schwere. Und die musikalische Struktur mit den ineinanderlaufenden, mehrere Oktaven durchmessenden Begleitfiguren und dem Thema, werden dem Zuhörer gegenüber transparenter, wenn es, wie hier, der Pianist in etwas gemessenerem Tempo spielt als schon zuweilen gehört. Wenn dieser Satz eines nicht haben kann, dann ist es Eile.

    Und auch hier erscheint in diesem massiv bedrohlichen unabweisbaren Voranschreiten des Unheils die plötzlich aufleuchtende, wie aus einem anderen Universum stammende Dur-Sequenz (Takt 103 bis 106) genauso berührend und gleichsam folgerichtig wie schon im expositionsartigen Anfangsteil.

    Und ebenso folgerichtig wie in der Exposition weicht dieses scheinbar unaufhaltsame unheilvolle Voranschreiten einem ebenso scheinbar erlösenden Licht, hier der unglaublichen Coda, die, wenn man Schuberts Leben und sein Ende betrachtet, überhaupt nicht mehr unglaublich ist. Jedoch Philippe Entremonts Spiel ist es auch in diesem Satz: unglaublich gut.


    Auch im Scherzo ist Philippe Entremont erheblich langsamer als der flotte Michael Endres und auch noch langsamer als Shani Diluka.

    Dennoch erfüllt er m. E. die beiden Satzvorschriften "allegro vivace" und" con delicatezza" voll und ganz, vor allem die aufmerksam gespielten synkopierende Viertel und Achtel im Bass. Darüber hinaus spielt er die dynamischen Verläufe sehr gewissenhaft, die dem Dreierrhythmus erst die Delicatezza verleihen, wie ich finde. Auch in der Wiederholung bekräftigt er dies.

    Das Trio spielt er bedächtig mit gut hervorgehobenen Forzandopiani. Lediglich das Fortissimo-Forzando in Takt 25/26 bleibt m. E. zu blass.

    Dann schließt Entremont das Scherzo da capo ed infine la coda an.


    Im abschließenden Allegro ma non troppo liest Entremont, wie ich finde, die Satzüberschrift genau richtig. Er ist zwar etwas langsamer als Endres und Diluka, aber schnell genug, eben "non troppo".

    Außerdem gefällt mir, un das betont seine Sorgfalt, dass er die fp-G-Akkorde schön abschwellen lässt. Das höre ich häufig nicht so sorgfältig ausgeführt.

    Auch die hier naturgemäß in der Differenz nicht so großen dynamischen Verläufe spielt er wiederum vorbildlich.

    In einem eleganten Abwärtsschwung leitet er zum rhythmisch im Gegensatz zur thematischen Exposition stehenden Seitensatz über, der im Diskant durchgehend legato dem Hörer anmutig durchs Gemüt fließt. Und das kann man hören, egal ob die Achtel in der Begleitung synkopieren, oder ob die Viertel den geraden Takt schlagen, er lässt die Melodie frei strömen, auch wenn sie mit der Begleitung die Oktave wechselt.

    Nach zwei mäßig langen Pausentakten lässt er kraftvoll die erste Hälfte des ersten durchführungsartigen Abschnitts beginnen, wobei die silbrig glänzenden Oktavierung (ab Takt 173 mit Auftakt) organisch einfließen lässt. In den begleitenden Sechzehntelfiguren lässt er es kontinuierlich weiter fließen und leitet dann in der zweiten Hälfte des durchführungsartigen Abschnitts wie der dynamisch auch zurückgenommenen Legato über.

    Auch der Übergang gegen Ende dieses Abschnitts vom Legato über das Portato wieder ins Staccato geschieht fließend.

    Auch den folgenden Abschnitt, wenngleich rein äußerlich reprisenförmig beginnend, sehe ich weiterhin mit Durchführungscharakter, vor allem, wenn man seinen hochdynamischen, ja fast dramatischen Verlauf betrachtet, speziell ab Takt 249 mit Auftakt.

    Auch, wenn zwischendurch wieder leichte Beruhigung eintritt mit Einsetzen der Achteltriolen (ab Takt 265), geht die dynamische Kurve in den Sechzehnteltonleitern (ab Takt 292) wieder nach oben und wird erst mit Takt 298 in die Abwärtsrichtung gelenkt.

    Auch das spielt er wiederums ehr aufmerksam .

    Erst mit der neuerlichen Themenrückkehr (ab Takt 312), wiederum sehr sorgfältig eingeleitet durch den fein abgeschwungenen Fortepiano-G-Akkord, haben wir den reprisenförmigen Abschnitt erreicht. Er spielt ihn genauso souverän wie zuvor den expositionsartigen Beginn, auch die geringfügig geänderten musikalischen Figuren beachtend. Wieder geht er, hier nach nur gut halber Länge gegenüber der Exposition in das kantable Seitenthema über.

    In diesem bringt er den Flügel wieder auf berührende Weise zum Singen. Nach wiederum mäßig langen Pausentakten (hier Takt 428/429) lässt er noch einmal den hochdynamischen Durchführungsabschnitt mit der lyrischeren zweiten Hälfte an uns vorüberziehen.. Hier, wie schon zuvor, acceleriert er kaum merklich in den Oktavierungen im ganz hohen Diskant.

    Nach dem letztmaligem Thema mit den zunehmend dynamisch reduzierten G-Akkorden schließt er die Sonate mit einer schwungvollen Presto-Coda grandios ab.


    Wie die Coda, eine grandiose Interpretation eines 84Jährigen!


    Liebe Grüße


    Willi:thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Nach dem letztmaligem Thema mit den zunehmend dynamisch reduziertenG-Akkorden schließt er die Sonate mit einer schwungvollen Presto-Coda grandiosab.


    Wie die Coda, eine grandiose Interpretation eines84Jährigen!

    Lieber Willi,


    eine wunderbare Beschreibung in dieser Ausführlichkeit! :) Eigentlich müsste man hier die Besprechung der Aufnahme des anderen Altersweisen Menahem Pressler anschließen. Ich werde allerdings wohl eine Pause in Tamino einlegen und mich anderen dringenden Aufgaben widmen (bis auf zwei Nachträge), Deine Beitrage aber weiter verfolgen. :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

  • Lieber Holger,


    ich habe schon mit der Aufnahme Adrian Aeschbachers, von deren Existenz ich zuvor nichts wusste, begonnen und werde anschließend Menahem Pressler besprechen, der ja bei seiner Aufnahme schon fast 90 Jahre alt war.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • ich habe schon mit der Aufnahme Adrian Aeschbachers, von deren Existenz ich zuvor nichts wusste, begonnen und werde anschließend Menahem Pressler besprechen, der ja bei seiner Aufnahme schon fast 90 Jahre alt war.

    Lieber Willi,


    sehr schön! :) Dann wäre es sinnvoll, vielleicht noch Leon Fleisher dazuzunehmen - die Aufnahme, die er machte im Alter, nachdem er lange die rechte Hand nicht nutzen konnte ("Pianistenkrankheit") als drei "altersweise" Dokumente:



    Hast Du die? Jerome Rose ist übrigens unterwegs zu mir! Heute bin ich in der Oper, morgen im Konzert, dazwischen noch ein Gutachten, mein Aufsatz, den ich weiterschreiben muss - das alles nebenbei zur Arbeit ... Ich hoffe, ich habe zwischenzeitlich noch genug Zeit zum Musikhören und darüber zu schreiben. Mal sehen, wie ich das alles organisiere! :P


    Dir noch ein schönes Wochenende! :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

  • Heute bin ich im Konzert, morgen auch und zwar dann in „Haus Stapel“ in Havixbeck, Liederabend, Brahms Liebeslieder u. a. LG Willi?

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  • Franz Schubert, Klaviersonate Nr. 21 B-dur D.960

    Adrian Aeschbacher, Klavier

    Instrument: Steinway?

    AD:?

    Spielzeiten: 14:58 (ca. 20:15)* - 10:04 - 3:44 - 7:14 -- 36:00 (41:17) bei virtueller Wiederholung der Exposition


    Da Adrian Aeschbacher in meinen Beethoventhreads auch noch nicht vorgekommen ist, möchte ich hier einen kurzen Lebenslauf von ihm einfügen:

    Adrian Aeschbacher (* 10. Mai 1912 in Langenthal; † 9. November 2002 in Zürich) war ein Schweizer Pianist.


    Adrian Aeschbacher wurde zuerst von seinem Vater, dem Chordirigenten Carl Aeschbacher ausgebildet und ging dann an das Konservatorium Zürich. Dort waren Emil Frey und Volkmar Andreae seine Lehrer. Anschließend studierte er zwei Jahre bei Artur Schnabel in Berlin. Mit einer Europatournee begann 1934 seine Konzerttätigkeit, die sich vor allem auf Europa und in geringerem Umfang auch auf Südamerika erstreckte. Als Nachfolger der Pianisten Walter Gieseking und Andor Foldes betreute er 1965 bis 1977 als Professor die Hauptfachklasse Klavier an der Hochschule des Saarlandes für Musik und Theater.

    Weiteres kann man hier lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Adrian_Aeschbacher


    Adrian Aeschbacher spielt den Kopfsatz in einem mittelschnellen Tempo, der Klang dieser, wie es sich anhört, Monoaufnahme ist ziemlich hell und durchaus transparent.

    In einem partiturgerechten Pianissimo spielt er das Thema I mit einem geheimnisvoll dunklen Triller, wobei er die letzte Achtel ausschwingen lässt, was auch durchaus überzeugend wirkt. Schon von Anfang an wird ein Ausdruck hörbar, der tief in den musikalischen Kern eintaucht, wie ich finde, sowie ein gleichmäßig fließendes Tempo und eine sorgfältige Beachtung der dynamischen Bewegungen.

    Und sehr schön wir hier im dritten Teil des Hauptthemas, der Variierung (Takt 20 bis 35) deutlich, wie exakt er die innerliche Beschleunigung (ab Takt 27 und dann weiter ab Takt 29) mit dem Einsatz erst der Achtel, dann der Sechzehntel im Diskant) am gleichbleibenden Grundpuls des ganzen Kopfsatzes ausrichtet. Da schwankt nichts oder wird gar objektiv schneller.

    Diesen dritten Teil schließt er mit einer veritablen Steigerung ab. Lediglich hätte er den vierten Teil, die Wiederholung des Themas mit Decrescendo und anschließendem Schlussanstieg (Takt 36 bis 47), kraftvoller abschließen können, wie ich finde.

    Das fis-moll-Seitenthema (ab Takt 49), spielt er wieder sehr ausdrucksvoll und offenbart auch hier durch sein transparentes Spiel die diffizile Struktur von Diskant und Bass.

    Den zweiten Abschnitt des Seitenthemas (ab Takt 70) mit der Rückkehr zum B-dur, spielt er in der hohen Oktavierung im Diskant, wie einen Sonnenaufgang, wo die leichte Eintrübung der fis-moll-Sequenz sich auflöst und er diesen Abschnitt mit einer nun doch sehr kraftvollen Steigerung, hin zur wundervollen Achteltriolen-Sequenz, abschließt.

    Und diese Achteltriolen, im raschen Wechsel zwischen Staccato und kurzen Legatobögen, spielt er sehr berührend, auch hier wieder die dynamischen Akzente sorgfältig ausführend.

    Die Schlussgruppe schließlich gestaltet er als dynamischen Zielpunkt der Exposition, vor allem den Fortissimotakt 105. Außerdem setzt er hier in der Schlussgruppe das Tempo deutlich herab, wie ich es schon verschiedentlich gehört habe.

    Leider wiederholt er die Exposition nicht, wie auch verschiedene andere seiner Generation, z. B. Geza Anda oder Clifford Curzon, während andere wie Claudio Arrau, Wladimir Horowitz, Rudolf Serkin, (die drei aus dem berühmten Pianistenjahrgang 1903), oder Swjatoslaw Richter sie sehr wohl spielen, was ich sehr richtig finde, aber die Gegner der Wiederholung finden eben ihre Ansicht richtig.

    Den Übergangstakt 117b führt er partiturgemäß sehr langsam und pianissimo aus.

    Die cis-moll-Durchführung spielt er im ersten Abschnitt ab Takt 118b mit sehr traurigem Ausdruck und bis dahin mit durchaus höherem dynamischen Level, als ich es überwiegend gehört habe, wobei natürlich die Steigerung in Takt 128 so gehört. Ansonsten zeichnet er die dynamischen Bewegungen dieses Durchführungsabschnittes sorgfältig nach und auch die Stimmungsaufhellung in den neuerlichen Achteltriolenbewegungen gerät durchaus überzeugend, ebenso die ansteigende dynamische Kurve ab dem Crescendo Takt 139 und die dann folgenden dynamischen Wechsel.

    Den nächsten, musikalisch dramatischen Abschnitt, sozusagen den dramatischen Höhepunkt dieses in seinen Ausmaßen gewaltigen Satzes, gestaltet er grandios, zuerst die klopfenden Achtel, dann die dramatische Verdichtung in den zunehmend dissonanten Akkorden, ab Takt 159, einhergehend mit dem langen Crescendo ab Takt 163 und auslaufend in einer hochdramatischen Fortissimo-Steigerung, das ist schon herausragend und zudem auch technisch sehr anspruchsvoll. Und auch das Subitopiano in Takt 173 auf der Eins ist vom Feinsten.

    Auch den nächsten Abschnitt mit den wechselnden und insistierenden Quint- und Sextakkorden, wechselnd zwischen der unteren und oberen Lage der oberen Oktave, dann unterstützt von den wieder einsetzenden Basstrillern unter den zunehmend heller werdenden Thementeilen im hohen Diskantbogen, wo sich das Geschehen im letzten Abschnitt der Durchführung allmählich beruhigt und am Schluss in einem wunderbaren Achtelstaccatobogen, dann im fließenden Übergang zum Legato gewandelt, in einem berührenden ppp-Basstriller ausläuft, der nun alle Schrecken verloren hat- das spielt Adrian Aeschbacher ganz mitreißend. Auch hier lässt er den letzten Triller in Takt 215 auf der Eins sehr lange ausschwingen.

    Dann hebt die Reprise an, in der er das Thema wieder in sehr anrührender Weise spielt. Wiederum fällt mir auf, was ich wahrscheinlich noch nicht erwähnt habe, dass er die auf und abstrebenden Vierer-Sechzehntelfiguren sehr deutlich spielt und sie unter dem Thema im Bass sehr eigenständig hervortreten.

    Hier spielt er abermals die "innere Beschleunigung" im dritten Thementeil (hier ab Takt 244) wieder sehr präzise im Grundpuls und dynamisch unverrückbar im Pianissimo spielt und auch hier wieder mit einer grandiosen Steigerung im vierten Teil das Hauptthema abschließt, bis auf das finale Fortissimo in Takt 266 auf der Vier, wo er stattdessen wiederum ein Subitopiano spielt. Das klingt toll, auch wenn es da nicht steht. Ich will das mal nicht weiter vertiefen, ich musste es nur erwähnen.

    Hier schließt er das nunmehr höher liegende Seitenthema, hier in h-moll, in ruhigem Legatofluss an. Auch das geschieht, bis zur Rückkehr nach B-dur im Takt 290 in tief empfundenen Ausdruck.

    Und diese Rückkehr erfolgt in einem hell leuchtenden Bogen im okatvierten, sehr hohen Diskant und leitet kurz darauf in die wundersame Achteltriolen-Sequenz über, die er wieder grandios spielt.

    Auch in der abschließenden Schlussgruppe vor der Coda sieht er wieder den dynamischen Zielpunkt, wobei er auch hier wieder das Tempo stark drosselt.

    Dann schließt er mit einer atemberaubend abgeklärten Coda diesen grandios gespielten Satz ab. Nur schade, dass er nicht gut fünf Minuten länger gedauert hat.


    Mit ruhiger, sehr melancholischer Stimmung ist dieses Hauptthema bei Adrian Aeschbacher erfüllt, im Tempo auch zu den Langsameren zählend, allerdings doch deutlich schneller als Waleri Afanassjew (1985 Lockenhaus) und auch noch etwas schneller als Geza Anda 1961. Im Kopfsatz war er noch wesentlich schneller als Afanassjew, allerdings auch etwas langsamer als Geza Anda gewesen.

    Den ersten Thementeil schließt er mit einer kraftvollen Steigerung ab. Bei seiner ersten Duraufhellung (Takt 14 bis 17), läuft mir ein Schauer über den Rücken. Schon jetzt ist mein Bedauern sehr groß, dass wir nicht mehr Schubert-Sonaten von ihm haben.

    Wie herausragend ist dieses Thema doch gespielt, wie fein die dynamischen Schattierungen, wie transparent die musikalische Faktur.

    Und dann das überirdische choralartige Seitenthema: das ist einer der schönsten Gesänge, die Schubert je gespielt hat, und ich werde morgen Abend beim Klavierfestival Ruhr in Mülheim die Gelegenheit haben, wie Marc André Hamelin diese Sonate spielen wird. Anschließend werde ich in den nächsten Tagen versuchen, aus dem Gedächtnis (natürlich habe ich Hamelin auch auf CD), den Live-Auftritt zu besprechen. Ich muss mich da halt ganz auf mein Gefühl verlassen.

    Doch nun zurück zu Aeschbacher. Was er hier spielt, das ist herausragend. Er spielt diesen Choral ruhig, transparent, in maßvollem Tempo und gleichsam so unendlich tiefschürfend. Auch in der höheren Oktave bricht dieser sanft leuchtende Bogen, auch nicht in der Rückkehr zur tiefen Oktave und in der leichten, auch dynamisch ansteigenden Eintrübung (ab Takt 67). Und er spannt den Bogen weiter, nun wieder im Diskant (ab Takt 76), und zelebriert uns dann ein langsames Zurückgehen von Ton und Bewegung wie ein Gefährt auf ebener Strecke, dass ohne Antrieb immer langsamer wird und irgendwann stehen bleibt oder ein Leben, das langsam verlischt. Und das Ganze schließt er dann ab mit einer komponierten Stille im Generalpausentakt 89 von einer Länge à la Afanassjew- grandios!°

    In der Rückkehr zum Hauptthema wird sogleich auch in seiner Interpretation eine dramatische Intensivierung der traurigen, sogar bedrohlichen Stimmung deutlich durch die insistierenden Staccato-Sechzehntelfiguren, die sich in der Begleitfigur im Bass eingefunden haben.

    Und bei ihm klingt diese Begleitfigur noch insistierender, noch bedrohlicher, als bei so manchem anderen Pianisten. Und dann, wie aus dem Nichts, wieder dieser bezaubernde Duraufhellung (hier Takt 103 bis 106), und wenige Takte später, nach einer letzten kraftvollen Steigerung, lässt Aeschbacher das Geschehen in einem langen Decrescendo zurücksinken in Richtung der auch hier wundersamen Coda, die hier in einem tiefen ppp anhebt und auch zu den wirklich herausragenden gehört, die ich bisher gehört habe, was für den ganzen Satz gilt.


    Das Scherzo spielt Adrian Aeschbacher wesentlich schneller, als Geza Anda und auch als Waleri Afanassjew. Er stellt hier die Spielfreude, den Stimmungsgegensatz zum Andante mehr in der Vordergrund. Dabei trägt er aber den dynamischen rhythmischen Aspekten der Partitur voll und ganz Rechnung.

    Ich bin mir sicher, dass er mit dieser Lesart seinen Zuhörern auch Freude bereitet hat und denjenigen, die heute noch die Aufnahme hören, auch noch Freude bereitet.

    Das Trio gefällt mir besonders gut, weil er hier die rhythmischen Vorgaben mit den Synkopen besonders herausstellt und nicht mehr einebnet, wie ich es auch schon gehört habe. Es ist eben "con delicatezza".

    Er spielt natürlich dann das da capo und am Schluss die Kurzcoda.

    Ebenfalls ganz hohes Niveau!


    Auch im Finale spielt er mit leichter Hand und hohem Tempo, ein weiterer erheblicher Kontrast zu den ersten beiden Sätzen. Da ist er doch weitaus schneller als Waleri Afanassjew, allerdings etwas langsamer noch als Geza Anda. Wenn man das temporale Binnenverhältnis der Sätze drei und vier bei Anda und Afanassjew vergleicht, dann beträgt die Dauer des dritten Satzes bei Anda 67%, bei Afanassjew 47%, und bei Aeschbacher 52%. Eine Zahlenspielerei, gewiss, aber sie zeigt, dass Anda gegenüber seinen beiden Kollegen das Scherzo temporal gegenüber dem Finale überproportional gewichtet.

    Pianistisch ist das, wie schon bei den Sätzen zuvor, absolut ohne Fehl und Tadel. Die den ersten Thementeil jeweils einführenden G-Akkorde setzt er sanfter, lässt sie auch ausschwingen. Beim ersten Crescendo packt er beherzt zu. Auch im weiteren Verlauf der Exposition bleibt er bei diesem alerten Spiel, genauer Beachtung der rhythmischen Bewegungen und offeriert weiterhin seien hohen rhythmischen Fähigkeiten.

    Das wunderbare lyrische Seitenthema mit den langen und dynamisch auf niedriger Stufe stehenden Legatobögen spielt er wiederum dynamisch und rhythmisch hervorragend, aber ben auch auf gleich hoher temporaler Stufe, und ich muss sagen, dass mir gerade bei diesem überaus lyrischen Thema ein etwas niedrigeres Tempo lieber wäre. Das habe ich aber auch schon bei anderen Aufnahmen anderer Sonaten bei Beethoven gesagt, und das habe ich auch bei dieser Sonate expressis verbis bei der Aufnahme Geza Andas gesagt (in diesem Thread Beitrag Nr. 41).

    Da auch Adrian Aeschbacher in der Bemessung des temporalen Binnerverhältnisses der einzelnen Sätze konsequent ist, fasst er hier auch die beiden Generalpausentakte 154/155 knapper.

    Der Durchführungsartige Abschnitt ab Takt 156 ist hochdynamisch und bildet in Aeschbachers Interpretation einen gehörigen dynamischen Kontrast zu weiten Teilen der Exposition und des Seitensatzes. temporal passt der erste hochdynamische Abschnitt der Durchführung gut zu dem Bisherigen.

    Ein Schrecken durchfuhr mich jedoch bei Einsetzen des zweiten, dynamisch sehr niedrigen und lyrischen weitgehend legato zu spielenden Abschnittes, der durchgehend aus Achteln im Diskant und im Bass besteht, im Gegensatz zum ersten Abschnitt, der im Bass fast durchgehend aus Sechzehnteln besteht, im Diskant auch in mehreren Takten am Anfang. Im Gegensatz also zu diesem Abschnitt mit den weitgehend kürzeren Notenwerten spielt Aeschbacher diesen zweiten, lyrischen Abschnitt mindestens doppelt so schnell wie den ersten. Das ist m. E. nicht mehr entspannt lyrisch, sondern hastig.

    Im nächsten Abschnitt, der wie eine Reprise anfängt, der aber dann doch in seiner dramatisch-dynamischen Anlage eher die Durchführung fortsetzt, wird der Vortrag Aeschbachers im Zusammenspiel von hohem Tempo und Dynamik gar zu einem dramatischen Höhepunkt der ganzen Sonate, und zwar mehr, als ich bei allen anderen Aufnahmen bisher den Eindruck hatte.

    Was Rhythmik und Dynamik angeht, ist natürlich hier alles in Ordnung.

    Im zweiten Thementeil geht es dann mit hohem, aber für sich noch tolerablen Tempo weiter, und im nun folgenden Seitenthema habe ich nicht mehr so stark den Eindruck, als wenn das zu schnell wäre, jedenfalls nicht im Vergleich zum Hauptthema.

    Diesmal scheinen mir auch die beiden Generalpausentakte 428/429 länger zu sein.

    Der neuerliche erste dramatische Durchführungsteil kommt wieder mit hoher Dynamik daher, temporal noch im Rahmen dessen, was ein zweites Mal folgt. Bei dem frenetischen Tempo kommen dann auch die ganz hohen Töne in den Oktavierungen des Diskants nicht mehr, er kann sie nur noch andeuten.

    Das Thema III (ab Takt 490) kommt dann wieder in reduziertem Tempo (gegenüber dem "Höllenritt" im lyrischen Teil der Durchführung), wobei ich aber die dynamische Reduzierung der letzten drei G-Akkorde (Takt 490/491, 496/497 und 502/503) vermisse. Aber das ist eher zweitrangig.

    Das Presto ist auch in diesem Tempo als bravourös zu bezeichnen.

    Drei Sätze lang sah ich diese Einspielung auf höchstem Niveau, aber die deutlich gemachten Abschnitte im Finale in den jeweiligen Durchführungssequenzen schienen mir doch deutlich zu schnell zu sein (vgl. Geza Anda, s. o.)


    Liebe Grüße


    Willi:thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo Willi,


    Deine Besprechung der SCHUBERT- B-Dur Sonate D 960 habe ich mit größtem Interesse gelesen, für mich wieder spannender als ein Krimi! Großartig, wie Du auf jedes kleinste Detail seines Spiels eingehst. Dein Urteil über AESCHBACHER's Interpretation der ersten 3 Sätze ist ja voller Bewunderung und nahezu optimal, für mich nicht überraschend. Gerade deshalb kann ich nicht verstehen, daß sein Name auch in diesem Forum so wenig in Erscheinung tritt, und kämpfe so dafür, daß das meisterhafte Spiel dieses großen Pianisten - gerade was SCHUBERT anbetrifft (Moments Musicaux und Wandererfantasie-Einspielung für mich unübertrefflich!) - nicht völlig in Vergessenheit gerät.


    Was das Finale anbetrifft, so ist die Wahl des Tempos im zweiten Abschnitt gewiß auch Geschmack- und Ansichtssache. AESCHBACHER hat sich gerade mit SCHUBERT sehr beschäftigt und sich sicher dabei etwas gedacht. Zum Beispiel fand Ingo Harden gerade für die Gestaltung des Finalsatzes durch AESCHBACHER besonders würdiigende Worte, d. h. für die verblüffenden Tempowechsel und sein subtiles Spiel ohne jegliche Einbüße an interpretatorischer Eigenprägung.


    Ich bin schon sehr gespannt auf Deine Besprechung der Interpretation dieser Sonate durch FRIEDRICH WÜHRER, die ja von Dir glaube ich später auch noch vorgesehen ist. Auch in diesem Fall bin ich ganz sicher, daß Du von dessen Spiel ähnlich beeindruckt sein dürftest.


    Nochmals großen Dank für Deine so tolle, spannende Besprechung dieser Aufnahme!!


    Viele Grüße

    wok

  • Lieber Willi,


    ich werde mich mit Deiner Rezension noch intensiv beschäftigen. Ich habe übrigens vor Tagen eine CD mit Aufnahmen von Adrian Aeschbachers Bruder gehört - der ganz bewusst einen Künstlernamen annahm, um nicht mit ihm verwechselt zu werden. Dazu werde ich noch einen Extra-Thread aufmachen! ;)


    Schöne Grüße

    Holger

  • Hallo, nach einer Pause bin ich wieder mal da. Was über Buniatishvilli am Beispiel der (schwierigen) Schubert-Sonate geschrieben wurde (Holger, Willi) bestätigt meine Meinung. Späte Schubert -Sonaten zum Leben zu erwecken, erfordert eben weit mehr als nur Klavier spielen zu können. - Ich möchte auch auf Wilhelm Kempff verweisen. Nicht unumstritten - aber "singen" konnte er. Und ohne das geht es bei Schubert eben nicht. Die große Linie muß auf ganz andere Weise erzeugt werden als z.B. bei Beethoven.


    Nun möchte ich noch darauf hinweisen, daß Brahms 2. mit Yuja Wang in Tokyo dank dem unermüdlichen Peter Chen auf youtube zu sehen und zu hören ist.


    Nur soviel: im Finale vollbringt Yuja Wang wahre Zauberkunststücke an Anschlagskunst und Klangfarben. Für mich ist sie einfach die Größte.


    Nächstes Jahr wird sie in Hamburg Bach, Debussy und Schönberg spielen. Ich werde versuchen, ein Ticket zu bekommen - und die 250 km fahren....

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  • Ich möchte auch auf Wilhelm Kempff verweisen. Nicht unumstritten - aber "singen" konnte er. Und ohne das geht es bei Schubert eben nicht. Die große Linie muß auf ganz andere Weise erzeugt werden als z.B. bei Beethoven.

    Demnächst, lieber "Kratzbaum" (Du bist offensichtlich ein Katzenliebhaber, was mich an unsere zwei süßen Tiere mit Kratzbaum in meiner Studentenzeit erinnert ^^ ) starte ich parallel zu diesem Thread einen neuen Artikel auf meiner Kolumnenseite hier - Interpretationsvergleich der Sonate D 960. Er beginnt mit Artur Schnabel und Wilhelm Kempff! :)

    Nun möchte ich noch darauf hinweisen, daß Brahms 2. mit Yuja Wang in Tokyo dank dem unermüdlichen Peter Chen auf youtube zu sehen und zu hören ist.


    Nur soviel: im Finale vollbringt Yuja Wang wahre Zauberkunststücke an Anschlagskunst und Klangfarben. Für mich ist sie einfach die Größte.


    Nächstes Jahr wird sie in Hamburg Bach, Debussy und Schönberg spielen. Ich werde versuchen, ein Ticket zu bekommen - und die 250 km fahren....

    Die Besprechung ihres Berliner Konzerts hatte ich auch mehrfach versprochen - was ich endlich einlösen muss! ;(


    Schöne Grüße

    Holger

  • Ich habe vor zwei Wochen Yuja Wang in Dortmund gesehen, zusammen mit dem Orchestre Philharmonique unter Gustavo Gimeno hat sie zuerst Ravels Konzert für die linke Hand D-dur gespielt und dann Schostakowitschs wunderbares Konzert Nr. 2 F-dur op. 102.

    Sie hat sich wieder einmal selbst übertroffen und gezeigt, wie man ganz ohne Selbstzweck den Bogen zwischen feinsten lyrischen Sequenzen und hochdynamischen Steigerungen spann kann. Sie versteht es, sich ganz natürlich und gleichzeitig mit tiefem Ernst hinter die Musik zu stellen und nicht vor sie, um sich in ihr zu baden.

    Und dann spielte sie noch drei Zugaben, teils von größerem Umfang, so dass eine Dame in der Reihe hinter mir leise sagte: "fast wie Sokolov".


    Ich habe aber auf einen längerne Bericht verzichtet, weil mir beide Klavierkonzerte nicht so geläufig waren.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Franz Schubert: Sonate Nr. 21 B-dur op. posth. D. 960

    Marc-André Hamelin, Klavier

    539w.jpg

    Instrument: Steinway

    Auff.-Datum: 5. 6. 2019, Mühlheim/Ruhr

    Spielzeiten: 22:00 -10:15 - 4:00 - 8:15 --- 44:30 min:


    Er begann den Kopfsatz, wie ich finde, in einem etwas "kräftigeren Pianissimo", als es auf der Aufnahme erscheint, aber das liegt möglicherweise auch daran, dass ich im Konzert in der dritten Reihe, Mitte, saß und hervorragend hören konnte. Sicherlich kann dieser Lautstärkenunterschied auch auf eine subjektive Wahrnehmung zurückzuführen sein.

    Jedenfalls hatte das Instrument einen hervorragenden etwas helleren Klang als schon mal gehört, und sein Spiel war von ausnehmender Transparenz. Es war jetzt schon klar, dass uns etwas Großes bevorstand. Der Basstriller war betörend leise und geheimnisvoll, m. E. aber nicht bedrohlich. Und was ich bei den Stücken vor der Pause schon über die dynamische Spannweite seines Spiels sagte, traf auch hier zu, aber zunächst erst auf die untere Region der Dynamik.

    Und dann fiel mir noch beim Gegenhören auf, dass er die Pausenfermate in Takt 9 im Konzert nicht so lang gestaltete wie bei der Aufnahme. Vom Tempo her war das sozusagen gleich mit der Aufnahme und interessanterweise bei dem anderen Live-Konzert, das ich vor gut einem Jahr rezensierte, nämlich die ebenfalls überwältigende Vorstellung von Arcadi Volodos am 28. 5. 2018 in Bochum. Das wird insofern interessant, als ich am 11. 7. dieses Jahres ebenfalls in Bochum sitzen werde, um das dritte Live-Konzert anzuhören und zu besprechen, in dem Igor Levit, wohl ebenfalls nach der Pause, die B-dur-Sonate Schuberts spielen wird.

    den zweiten Teil des Themas (Takt 19 bis 35) nahm Hamelin in der "inneren Beschleunigung" nur moderat schneller, ohne jedoch den Grundpuls des Kopfsatzes anzutasten. Man erlebt da beim einen oder anderen Pianisten doch einen kaum erklärbaren Temposprung, und das kann es ja nicht sein, denn das "Molto moderato" gilt für den ganzen Kopfsatz.

    Jedenfalls konnte man hier aber auch feststellen, wie weit das dynamische Pendel dann ab dem Crescendo in Takt 34 nach oben ausschlug, denn bis Takt 33 hielt er vorbildlich das Pianissimo ein.

    Auch das ist nicht immer so.

    Und die Forte-Vorschrift, das war mir schon beim Konzert aufgefallen, die ab Takt 35 auf der Vier gilt, hielt er ebenfalls bis zum Decrescendo in Takt 44 ein. Dann decrescendierte er vorbildlich, um anschließende eine ähnlich begeisternde Steigerung in Takt 46/47 anzuschließen.

    Dann stimmte er ein melancholisches, aber nicht tieftrauriges fis-moll-Seitenthema an, weiterhin im unbeirrbaren Grundpuls des Kopfsatzes und auch weiterhin von einer Klarheit, dass ich die Partitur quasi auf dem geistigen Auge vor mir sah, das Thema zuerst im Bass bedachtsam fließen zu lassen, dann beim Wechsel in den Diskant durch dann durchlaufende Sechzehntel quasi wieder eine innere Beschleunigung auszudrücken.

    Die dynamischen Bewegungen waren bis zum Ende dieser Sequenz moderat. Die Crescendi und Decrescendi schwankten zwischen pianissimo und piano hin und her. Und als das Thema zum B-dur zurückkehrte ab Takt 70 in der Oktavierung, war auch die Melancholie verflogen. Hamelin brachte hier den hohen Bogen wie bei einem Sonnenaufgang zum Leuchten. Erst am Ende dieser Sequenz führte er das hier abschließende Crescendo bis zum Forte, wie es auch in der Partitur steht.

    Und die ab Takt 79 folgende Achteltriolen-Sequenz spielte er sehr anrührend mit moderater Betonung der dynamischen Bewegungen. Auch am Ende des Seitenthemas konnte man deutlich die Pausen vernehmen, die er (ab Takt 94 einfließen ließ und so das von Schubert komponierte Stocken auszudrücken. Erst in der Schlussgruppe konnte man vernehmen, was auch er schon angedeutet hatte: Auch er, wie schon zuvor einige Andere spannte den dynamischen Bogen der Exposition vom ersten Takt im tiefen Pianissimo bis zum Takt 105 im veritablen Fortissimo.

    Und er spielte dann auch die Überleitung zur Wiederholung der Exposition dynamisch mitreißend, indem er ein zweites Mal das krachende Fortissimo erreichte und dann den Fortissimo-Basstriller partiturgemäß leise verklingen ließ. allerdings führte er die Pausenfermate am Ende von Takt 125a im Konzert kürzer aus als in der walisischen Aufnahme von 2017.

    Dann wiederholte er natürlich die Exposition. Und sein Spiel ließ auch im Konzert keine Sekunde nach, es war genauso betörend wie zuvor. Ich habe es schon manchmal gesagt. Es blieben keine Fragen offen.

    Am Ende der Expositionswiederholung spielte er einen anrührenden Ritardando-Übergangstakt 117b zur Durchführung hin.

    Diese spielte er auch in weiterhin moderatem Tempo, hier im Konzertmit einem ebenso traurigen Ausdruck wie schon zwei Jahre zuvor in der Aufnahme. Erst in der wieder fast deckungsgleichen Achteltriolen-Sequenz wurde die Stimmung in ihrer Anmut wieder positiv. Auch die dynamisch nun größeren Ausschläge selbst in dieser anmutigen Passage bildete er sorgfältig ab. Auch den Fortissimo-Akkord zu Beginn von Takt 149.

    Und auch die Rückkehr ins B-dur verleitet ihn nicht, nun freundlichere Töne anzuschlagen, sondern das Gegenteil war der Fall im sich nun nähernden eigentlichen dynamisch-dramatischen Höhepunkt der Durchführung, zunächst durch die insistierenden klopfenden Achtel, dann durch die zunehmend disharmonischen klopfenden Achtelakkorde im Diskant ab Takt 160, die er in eine mitreißende dynamische-dramatische Steigerung führte, vielleicht noch intensiver als in der Aufnahme, aber das mag auch dem Live-Augenblicke geschuldet gewesen sein. Und diese Stimmung zog er, zwar etwas schwächer werdend, noch weiter in den nun folgenden Achtel-Quint- und wechselnd Sextakkorden.

    Auch die leisen Basstriller klangen bei ihm nicht mehr so bedrohlich wie zuvor das disharmonische Lamento. Hinzu fügte er dann die zunehmend leuchtenden hohen Legatobögen, die dann über zwei wahnsinnig leise Basstriller in die anrührende Reprise führten.

    Diese spielte er ebenso ergreifend wie zuvor die Exposition, wunderbar auch seine Absenkung ins ppp in Takt 223 im Basstriller.

    Auch hier meinte ich, wie schon bei dem einen oder anderen Pianisten vorher, in der Steigerung am Ende des dritten Hautthementeils, hier von Takt 234 bis 254, eine noch größere Vehemenz verspürt zu haben als in der Exposition- grandios!

    Auch die weiter Behandlung der dynamischen Bewegungen war vorbildlich. Das Seitenthema spielte er nochmals sehr ausdrucksvoll, aber nicht zu düster, vor allem nicht nach der Rückkehr zum B-dur (hier ab Takt 289).

    Wie anmutig erklang nochmals die Achteltriolensequenz und am Ende der herrlichen Schlussgruppe die herausragend gespielte kurze Coda. Insgesamt war er im Konzert eine halbe Minute schneller als in der Aufnahme und mit 22:00 Minuten exakt gleich lang wie Volodos ein Jahr zuvor, und, wie ich finde, auf dem gleichen Höchstniveau.


    Auch gleich zu Beginn des Andante, in dem er in ähnlichem Tempo unterwegs war wie Philippe Entremont, und klanglich verhielt es sich wie im Kopfsatz, klar und hell und mit melancholischem Ausdruck. Ebenfalls wie im Kopfsatz gestaltete er auch die dynamische Spannweite in der ersten Steigerung ab Takt 9 mit Auftakt, von einem berührenden Pianissimo bis hin zu einem kraftvollen Forte in Takt 12, um gleichdarauf vorbildlich zurückzugehen.

    Hervorragend in jeder Hinsicht auch die erste Dur-Auflösung in Takt 14 bis 17), ein erster absoluter Höhepunkt des langsamen Satzes. Selbstredend gestaltet er auch die dynamischen Bewegungen, die ja auf Pianissimoebene stattfinden, mit entsprechender Sorgfalt, sodass sie trotz der niedrigen Gesamtlautstärke deutlich hervortraten.

    Wunderbar war auch sein nochmaliges dynamisches Zurückgehen in Takt 38 vom Pianissimo ins Piano-Pianissimo, im Übergang zum über irdischen Seitenthema, nochmals die letzten Takte des Hauptthemas (39 bis 419 in einem kaum noch wahrnehmbaren Diminuendo.

    Dann: welch ein feierlicher Hauch wehte durch den Saal und sandte Schauer aus. Ohne das Tempo merklich zu verändern, lässt er den melodischen Bogen dunkel leuchten, und in der oktavierten Wiederholung ab Takt 51 stellt er mit seinem weiterhin beherrschten moderaten Thema unter Beweis, wie viel tiefer die Empfindung doch ist, wenn diese berührende Melodie langsamer fließt und nicht virtuos aufgenommen wird.

    Auch die Rückkehr zur tiefen Oktave (ab Takt 59) gestaltet er in diesem feierlich schreitenden Duktus, in den die von ihm wiederum mit großer dynamischer Spannweite vorgenommenen Steigerungen (ab Takt 67 und ab Takt 71) organisch einfließen.

    Schließlich ist auch der neuerliche Wechsel in die hohe Oktave ein weiteres Beispiel für die Richtigkeit seiner moderaten Tempowahl , und folgerichtig dehnt er das Ritardando am Ende des wunderbaren Themas etwas aus und schließt es mit einem langen Generalpausentakt 89 ab.

    In der Rückkehr zum Hauptthema bleibt er bei seiner klugen dynamischen Disposition, gestaltet die nunmehr klopfenden Sechzehntel in der Begleitung zwar insistierend, aber nicht überbordend.

    Auch die erste dynamische Steigerung (hier ab Takt 98 erfolgt wieder kraftvoll, aber, wie ich meine, etwas zurückgenommen gegenüber derjenigen in Thementeil A.

    Die neuerliche Durauflösung (hier in Takt 103 bis 106) ist wieder "wie von einem anderen Stern", und im ruhigen Fluss geht es nun der zaubrischen Piano-Pianissimo-Coda zu.

    Dies ist ein letzter Höhepunkt dieses einmaligen Satzes in atemberaubender Weise gespielt. Trotz einer Dynamikstufe an der unteren Hörgrenze spielte er die Töne so körperhaft, dass sie gut zu vernehmen waren und mir einen Dauerschauer über den Rücken sandten.


    Das Scherzo war nun wieder im Diesseits angekommen. Klare, helle Töne aus einem durchaus vernehmbaren Pianissimo heraus, ein zum Andante im Verhältnis durchaus passendes Scherzo und kräftige dynamische Bewegung, gepaart mit einem überragende Rhythmus, und jeder einzelne Takt war ins einer Struktur anhand der schier grenzenlosen Technik auf das Beste zu durchhören.

    Im Trio nahm er das Tempo merklich zurück und legte hier viel Wert auf den synkopischen Rhythmus, hervorgerufen durch die stampfenden Forzandopiani, die in Hamelins Lesart durchaus an einen Tanz des "Leibhaftigen" erinnerten. Und auch die kleinen dynamischen Feinheiten (p in Takt 15 und 26) ließ er nicht unbeachtet- grandios.

    Dann spielte er natürlich das Scherzo da capo ed infine la Coda.


    Das Finale Allegro spielte er geringfügig schneller als Philippe Entremont. Dem jeweiligen einleitenden G-Akkord ließ er schön abschwellen. Bei leiser Grundlautstärke (p) arbeitet er auch hier die Steigerungen (zuerst ab Takt 26 mit Auftakt, dann ab Takt 55 und ab 72), sorgfältig heraus, jedoch, ohne dem zu viel Schwere zu verleihen.

    Auch die raschen Wechsel von Staccato und Legato gaben dem Thema die Leichtigkeit und Beweglichkeit, die ihm innewohnt.

    Den überwiegend im Legato entspannt dahin fließende Seitensatz spielte er im Tempo akkurat zum Hauptthema passend und derart transparent und fließend und auch im dynamischen Gefüge so, wie es sich der Komponist wohl gewünscht haben mag.

    Auch der wie ein Blitz hineinfahrende erst hochdynamische Teil des ersten durchführungsartigen Abschnitts fiel nicht aus dem Rahmen. Es kam ihm hier nicht auf extreme dynamische Kontraste an, sondern auf ein harmonisches Gesamtbild, und nach dem Decrescendo ab Takt 183 spielte er den zweiten überwiegen legato artigen zweiten Teil mit wunderbar zartem lyrischen Ausdruck und dynamischem Feingefühl.

    Auch den nächsten, wieder original mit dem Thema beginnenden Abschnitt spielte er in der dann durchführungsartig weitergeführten hochdynamischen Sequenz zwar kraftvoll, aber wieder zum dynamischen Gesamtkonzept passend, wobei die lange Achteltriolensequenz (ab Takt 261 bis 285 mit Unterbrechungen) auf höchstem pianistischen Niveau, was man im Grunde für die ganze Sonate sagen konnte. Auch das lang Decrescendo in der Sechzehntel-Tonleitern-Sequenz (ab Takt 2989 war höchst eindrucksvoll.

    Das dann anschließende, nun wirklich reprisenförmige Thema (ab Takt 312) und dann folgende Seitenthema (ab Takt 360) spielte er wiederum in einer organischen Gesamtbewegung. Vor allem das Seitenthema beeindruckte mich abermals ganz besonders. Nicht immer hört man die Sechtehntelbegleitfiguren im Diskant so transparent.

    Den zweiten durchführungsartigen Abschnitt (ab Takt 430) spielte er in den beiden Unterabschnitten zwar wieder kontrastreich, aber nicht so, dass es etwa aus dem Gesamtgefüge herausfiele.

    Dann ließ er mit der gebotenen dynamischen Zurückhaltung den letzten, hier verkürzten und zur abschließenden rauschenden, wenngleich relativ kurzen Coda folgen.

    Diese spielte er ebenfalls souverän, sodass sie weder dynamisch als auch temporal aus dem Zusammenhang herausfiel.


    Es war eine herausragend gespielte Liveaufführung, die mit stehenden Ovationen gefeiert wurde, gut zwei Jahre nach seiner Aufsehen erregenden CD-Aufnahme, die ich demnächst hier besprechen werde.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    ein wunderbarer Bericht! Ich melde mich morgen nochmals ausführlicher - das Konzert mit Argerich und Maisky war ein Ereignis, darüber habe ich gar nicht berichtet! Da haben wir beide also etwas Besonderes erlebt! :)


    Liebe Grüße

    Holger

  • Wiederum ein toller Bericht, lieber Willi, und wie so oft spannend wie ein Krimi! Welch' eine Arbeit und präzise Beschreibung des Ablaufs! ! Großes Kompliment! Werde ich mir morgen nochmals in aller Ruhe zu Gemüte führen!

    Demnach war die Interpretation ja grandios! Somit ein beneidenswertes Ereignis!


    Viele Grüße

    wok

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  • Lieber Willi,


    die Hamelin-CD habe ich ja und hatte glaube ich auch kurz mal meinen Eindruck geschildert. Ich werde sie mir noch einmal zu Gemüte führen.


    Ich wollte ja auch wie angekündigt die Beitragsserie "Interpretationsvergleich" nach Liszt mit der Analyse zu D 960 - ergänzend - auf meiner Kolumnenseite hier starten. Nur frage ich mich, ob das bei dem gehaltvollen Thema im "Sommerloch" Sinn macht, oder ob ich deshalb besser noch warte.


    Liebe Grüße

    Holger

  • Marc André Hamelin (Aufn. Hyperion 2017) und Radu Lupu (Aufn. Decca Corseau (Schweiz) Dez. 1991)




    Ich habe ganz bewusst zwei Aufnahmen gewählt, die sich pianistisch und interpretatorisch auf ähnlich herausragendem Niveau bewegen und auch was den Interpretationsansatz angeht auf derselben Linie liegen.


    Sowohl Hamelin als auch Radu Lupu singen diese letzte Schubert-Sonate aus mit einem wunderbar satten und vollen Klavierklang, wo sie den Ton aus einem Klangkontinuum heraus abschatten können. Klangästhetisch ist das ein Genuss! Marc André Hamelin versteht es überragend, die Melodielinien fließen zu lassen, aber zugleich auch die thematischen Konturen scharf herauszuarbeiten, mit ungemeim schlüssigen Akzenten und Höhepunkten. Er spielt den ersten Satz nicht tief erschütternd und ergreifend, so dass man ihn in die Nähe zur Eiswüste der „Winterreise“ bringen könnte, aber mit einer leisen und behutsamen Getragenheit. Auch versteht er es, die auftrumpfenden Töne mit dem nötigen Trotz zu spielen. Alles wirkt wohlüberlegt, die dynamischen Proportionen sind bestens austariert. Sehr gut gelungen ist die Überleitung zur Reprise der Exposition, die er als Haltepunkt darstellt und entsprechenden der Forte-Triller als ein Ausbruch kommt, ohne dass er als Stilbruch wirken würde. Wirklich großartig ist der sehr getragene Beginn der Durchführung – als Intensivierung der ganz leisen Trauer des melodischen Hauptthemas in der Exposition. Eine meisterliche Interpretation mit hoher klangästhetischer Qualität. Radu Lupu steht ihm, was den wunderbaren Klavierklang angeht, erwartungsgemäß in nichts nach. Doch die Unterschiede sind deutlich. Der Rumäne gestaltet das Thema weniger plastisch – die klassische Themengestaltung wirkt nicht so bewusst ausformuliert wie bei Hamelin. Dafür aber zeigt der Rumäne eine einnehmende quasi-improvisatorische Spontaneität trotz Studioaufnahme – wodurch der Satz einfach packender und impulsiver wirkt, von romantischer Begeisterung durchhaucht, als in der souverän gebietenden Abgeklärtheit von Hamelin. Lupus Melodik, sie ist von abgründiger Traurigkeit noch weiter entfernt als Hamelin – das ist später Schubert, vorgeführt als wunderschöner Gesang – nicht mehr und nicht weniger. Eindrucksvoll bei ihm die Überleitung zur Expositionswiederholung – bei Lupu klingt das „geheimnisvoller“ als bei Hamelin, aber ebenso geschmackssicher realisiert.


    Im Andante sostenuto hat finde ich Radu Lupu leicht die Nase vorn. Hamelin singt auch hier wunderbar das Thema aus, die rhythmische Begleitfigur in den melodischen Fluss integrierend. Doch bei Lupu bekommt die rhythmische Bassfigur mehr Eigenständigkeit, er betont eindringlicher den schleppenden Gang. So bekommt das Thema eine expressionistische Note. Und Lupu wirkt facettenreicher, indem er in den Wiederholungen dann fließender gestaltet. Der Mittelteil wirkt zudem etwas organischer und natürlicher als bei Hamelin. Aber beide Aufnahmen sind hier auf einem vergleichbar wirklich sehr hohen Niveau. Was das folgende Scherzo und den Schlusssatz angeht, fällt – so finde ich – Hamelin dann allerdings hinter sein Niveau der beiden ersten Sätze deutlich zurück. Das Scherzo wirkt etwas inspirationslos und das Finale eher bieder schulmäßig – da fehlt der zündende Funke, das gewisse „besondere Etwas“, was diese Gestaltung über das Richtige und Unkritisch-Unanstößige hinausheben könnte. Wie anders dagegen hört sich das bei Radu Lupu an! Da kommt im Scherzo quirlige Lebensfreude auf. Zudem gelingt ihm das Trio eindeutig besser als Hamelin. Während die rhythmischen Querschläger im Bass bei Hamelin etwas steif wie Fremdkörper wirken, gelingt es Lupu, sie in den melodischen Fluss einzubinden, ohne ihnen die Wirkung des knorrigen Kontrapunktes zu nehmen. Und das Finale beiendruckt bei Lupu durch seinen sprühenden Spielwitz. Da ist sie wieder, die mitreißende romantische Begeisterung, die einen für Lupus Vortrag so einnehmen kann.


    Fazit: Beides sind wunderbare Aufnahmen auf der interpretatorischen Linie von Wilhelm Kempff – Schubert als Apotheose von klavieristischem reinem Gesang, von melodischem Schönklang. Nur kommen beide an die Vieldimensionalität von Kempffs singulärer Interpretation letztlich nicht heran. :) :)


    Schöne Grüße

    Holger

  • Lieber Holger,


    Wie immer höchst interessanter Bericht! Mich würde da wirklich auch einmal Deine Meinung zu der Einspielung von FRIEDRICH WÜHRER interessieren, falls Du diese besitzt. KEMPFF ist natürlich fast unschlagbar, aber WÜHRER war auch ein wunderbarer SCHUBEERT-Interpret! Eilt ja nicht. Vielleicht gelegentlich einmal, falls überhaupt möglich.


    Viele Grüße

    wok

  • Lieber Holger, auch von mir herzlichen Dank für deinen komptetenten, hier direkt vergleichenden Bericht, und ich kann jetzt schon sagen, dass neben den vielen Übereinstimmungen über Hamelins Sichtweise ich auch über Lupus Schubert viel von dem wiedergefunden habe, was ich über ihn denke. Lupu selbst habe ich ja schon live im Robert-Schumann-Saal gehört, damals mit der A-dur-Sonate D.959. Dort habe ich zuletzt vor 3 Wochen Sir Andras Schiff erlebt mit den Sonaten D.845, 850 und 894. Offenbar ist der Schumann-Saal ein höchst geeigneter Ort für Schubert-Sonaten, wenn sie denn von solchen herausragenden Schubert-Interpreten dargeboten werden.

    Übrigens wäre auch für dich noch die Gelegenheit, eine weitere große Schubert-Interpretin live zu erleben am 3. Juni 2020:


    Elisabeth Leonskaja spielt dann, neben den Mozart-Sonat KV 310 und 576 und darin eingebettet Schönbergs Klaviersuite op. 25, nach der Pause Schuberts B-dur-Sonate: Vorverkaufsbeginn ist der 3. 2. 2020. Da ich dieses Konzert als achtes und letztes meines neuen Klavierabos habe, könnte ich dir eine Karte eine Woche vorher besorgen. Dieses Jahr kosten alle Karten 30 €.

    Allerdings würde auch die Anschaffung eines Klavierabos Sinn machen: in der Reihenfolge Anderszweski, Levit, Schuch, Lisiecki, Bezuidenhout, Grosvenor, Melnikov und Leonskaja ein "Who is Who" des Klavierspiels. Im Abo kosten alle 8 Karten zusammen 179 Euro, das Ganze in Köln, und das Gesamtprogramm ist wie immer grandios:


    https://www.koelner-philharmon…de/abos/piano-20192020/80


    Das wäre doch eine Überlegung wert.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wie immer höchst interessanter Bericht! Mich würde da wirklich auch einmal Deine Meinung zu der Einspielung von FRIEDRICH WÜHRER interessieren, falls Du diese besitzt. KEMPFF ist natürlich fast unschlagbar, aber WÜHRER war auch ein wunderbarer SCHUBEERT-Interpret! Eilt ja nicht. Vielleicht gelegentlich einmal, falls überhaupt möglich.

    Lieber Wok,


    ich habe die Wührer-Aufnahme leider nicht. Sie interessiert mich aber auch sehr. Falls Willi sie hat, werde ich ihn bitten, dass ich sie über den berühmten "kleinen Dienstweg" bekomme! Ich hätte auch gerne noch Eduard Erdmann. Der darf finde ich nicht fehlen in so einem historischen Interpretationsvergleich! :) :hello:

    Lieber Holger, auch von mir herzlichen Dank für deinen komptetenten, hier direkt vergleichenden Bericht, und ich kann jetzt schon sagen, dass neben den vielen Übereinstimmungen über Hamelins Sichtweise ich auch über Lupus Schubert viel von dem wiedergefunden habe, was ich über ihn denke. Lupu selbst habe ich ja schon live im Robert-Schumann-Saal gehört, damals mit der A-dur-Sonate D.959.

    Lieber Willi,


    das freut mich! Meinst Du den alten (abgerissenen) oder den neuen Schumann-Saal? Ich habe ja noch im alten Pollini, Harasiewcz (in den 70igern) und später Richter erlebt - und mein Lehrer ist dort aufgetreten, wo ich auf dem Podium die Seiten umgeblättert habe... Ich habe mir auch die Aufnahme von Marta Dayanova inzwischen auf CD-R überspielen können, darüber werde ich auch noch berichten. Aber die Hitze ist kaum auzuhalten im Moment, da kann ich mich leider nicht unter den Kopfhörer setzen. Dann gibt es Schwitzwasser statt Musik. Sowas mag ein Stax-Elektrostat doch nicht so gerne!


    Elisabeth Leonskaja spielt dann, neben den Mozart-Sonat KV 310 und 576 und darin eingebettet Schönbergs Klaviersuite op. 25, nach der Pause Schuberts B-dur-Sonate: Vorverkaufsbeginn ist der 3. 2. 2020.

    Bei dem Programm kann ich nicht widerstehen! ^^ Das mit dem Abo überlege ich mir!


    Womit willst Du fortfahren? Da kann ich dann mein Hörprogramm darauf abstimmen. Ich glaube, intensiv fahren wir besser nach dem "Sommerloch" fort! Was meinst Du? Ich fände es schade gerade bei dieser so bedeutenden Sonate, dass wir uns abmühen, und keiner liest es.


    Liebe Grüße

    Holger

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