VERDI, Giuseppe: IL TROVATORE

  • Giuseppe VERDI
    IL TROVATORE - Der Troubadour


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    Oper in vier Akten


    Libretto: Salvatore Cammarano, beendet von Leone Emmanuele Bardare nach dem Schauspiel 'El trovador' von Antonio García Gutiérrez


    Uraufführung: 19. Januar 1853 im Teatro Apollo in Rom

    Personen


    Il Conte di Luna (Bariton)
    Leonora, Gräfin von Sargosto (Sopran)
    Azucena, eine Zigeunerin (Alt / Mezzosopran)
    Manrico, der Troubadour (Tenor)
    Ferrando, Hauptmann, Lunas Vasall (Bass)
    Ines, Leonoras Vertraute (Sopran)
    Ruiz, Soldat im Gefolge Manricos (Tenor)
    Ein alter Zigeuner (Bass)
    Ein Bote (Tenor)
    Chor - Vertraute Leonoras, Gefolgsleute des Grafen und Manricos, Nonnen, Zigeuner und Zigeunerinnen


    Die Handlung spielt in der Biskaya und in Aragonien zu Beginn des 15. Jhdt.



    1.Akt - Das Duell


    Es ist Nacht. Vor dem Palast des Grafen von Luna erzählt Ferrando den Palastwachen vom tragischen Schiksal, das die Famile des Grafen betroffen hat. (Abbietta zingara, fosca vegliarda)=(Verworfene Zigeunerin / Eine Zigeunerin, furchtbar zu schauen) Vor langer Zeit ließ der Graf von Luna eine alte Zigeunerin, die mit seltsamen Zeichen an der Wiege seines jüngsten Sohnes die Zukunft prophezeit hat, als Zauberhexe verbrennen. Ihre Tochter, die gerade einen Sohn geboren hat, mußte den Tod ihrer Mutter mitansehen. Sterbend rief die Mutter ihre Tochter auf, Rache zu nehmen. Daraufhin schlich die Tochter in den Palast und entführte den jüngeren Sohn des Grafen, einen Säugling. In ihrer Erregung jedoch verwechselte sie die beiden Kinder und warf ihren eigenen Sohn in die Flammen....dort, wo ihre Mutter vorher starb. Sie hat mit dem entführten Kind in einem Versteck überlebt.
    Inwischen sind 20 Jahre vergangen.......
    Die Soldaten, die diese Geschichte vernommen haben, sind entsetzt und schwören, falls die Zigeunerin noch leben sollte, dieses Verbrechen zu sühnen.
    Verwandlung - Garten des Palastes
    Ines macht sich Sorgen um ihre Freundin Leonora, da deren Leidenschaft für einen unbekannten Ritter wieder entflammt ist. Sie sah ihn bei einem Turnier, das er gewonnen hat und war dann verschwunden. Sie gibt ihrer Sehnsucht nach dem Unbekannten in dieser milden, blauen Nacht Ausdruck (Ascolta! Tacea la notte placida, e bella in ciel sereno...)=(So höre! So hell glänzt schon das Sternenheer). Diese Erinnerung wühlt sie auf und muß sich und Ines eingestehen, daß sie den Troubadour liebt und sogar zu sterben für ihn bereit ist. Ines Seele jedoch füllt Zweifel und Bangen und warnt Leonora, weiß sie doch, daß dieser unbekannte Troubadour im Grafen von Luna einen gefährlichen und nicht zu unterschätzenden Rivalen hat.
    Graf Luna sucht ebenfalls den Garten auf, macht sich Mut und hofft auf eine Gelegenheit, seine geliebte Leonora zu sehen. Da hört er die Stimme des Troubadours (Deserto sulla terra)=(Einsam steh ich, verlassen) und ist darüber mehr als erbost und verärgert. Auch Leonora hat die Stimme gehört, läuft ihr entgegen und läuft in der Dunkelheit dem Grafen geradewegs in die Arme. Manrico, der Troubadour, der hinter Bäumen verdeckt war, tritt, das Gesicht mit einem Visier bedeckt, hervor und mißversteht einen Augenblick die Situation. Erst als Leonora ihren Irrtum bemerkt und sich ihm, dem Troubadour, an die Brust wirft und ihre Liebe gesteht, ist für ihm wieder alles im rechten Lot. Nicht jedoch für den Grafen, der, dem Rivalen gegenüberstehend, fragt "Wer bist du". Manrico nimmt sein Visier ab und gibt sich zu erkennen. Wilde Eifersucht überkommt den Grafen (Di geloso amor sprezzato, arde in me tremendo il fuoco!)=(Verschmähter Liebe Pein, wütet furchtbar in mir!) Luna und Manrico sind nicht nur Rivalen in der Liebe sondern auch Gegner im Krieg, ein Thronfolgestreit zwischen dem mächtigen aufständischen Herzog von Urgel, vom dem Manrico ein Gefolgsmann ist, und dem Infanten Ferdinands, dessen Parteigänger der Graf ist. Ein Duell ist unausweichlich und soviel auch Leonora bittet (Un instante almen dia loco, il tuo sdegno alla ragione)=(einen Augenblick nur lass den Verstand deine Wut bezähmen) , mit gezogenen Schwerten eilen beide davon.


    2. Akt - Die Zigeunerin


    Viel ist inzwischen geschehen....Manrico war zwar im Duell überlegen, aber einer innere Stimme gehorchend, ließ er den Grafen am Leben. Sie treffen sich wieder in der Feldschlacht, wo dann Luna die Oberhand behielt. Großmut war jedoch nicht Lunas Stärke und er kämpfte solange, bis er Manrico für tot hielt und ließ ihn dann im Feld zurück.
    Azucena, die Zigeunerin, hat ihn gefunden, ihn gesund gepflegt und jetzt liegt er in einem Zigeunerlager neben ihr am Lagerfeuer, während die Zigeuner ihre Hämmer aufnehmen und mit der Arbeit beginnen. (Vedi! Le fosche notturne spoglie)=(Seht, wie die Wolken am Himmel ziehen!). Als die Zigeuner die Arbeit unterbrechen, um sich mit einem Becher Wein zu stärken, kommen bei Azucena beim Anblick des lodernen Lagerfeuers die Erinnerung zurück und sie erzählt eine Geschichte, die Geschichte vom grausamen Flammentod einer Frau, wie die Flammen lodernd dem Himmel schlagen. (Stride la vampa!)=(Lodernde Flammen)
    Die Zigeuner, die bisher dem traurigen Lied zugehört haben, machen sich nun auf den Weg ins nächste Dorf. Leise verhallen ihre Stimmen mit einem Teil des Liedes,das sie bei der Arbeit sangen.....(Chi del gitano i giorni abbella? La zingarella....)=(Wer verschönt des Zigeuners Tage? Die Zigeunerin). Azucena und Manrico sind alleine und Manrcio fordert Azucena auf, die Geschichte fertig zu erzählen. Sie erzählt nun, noch immer in schrecklichen Gedanken verstrickt, daß diese Frau ihre Mutter war, wie sie in Ketten gefessel zum Scheiterhaufen geführt wurde, wie sie mit letzter Kraft dann schrie...Räche mich...Diese Worte haben sich tief in ihr Herz eingegraben und sich zu einem besinnungslosen Rachefanatismus entwickelte, der dazu führte, daß sie statt des gestohlenen Kindes ihr eigenes in die Flammen geworfen hat. Manrico ist entsetzt, kann es sein, daß er erst jetzt die Wahrheit erfährt? Wenn Azucenas Kind starb, wessen Sohn ist er dann? Fragen, die Manrico an Azucena richtet, die ihn aber, wieder bei klaren Gedanken, beruhigt. Eilig und voller Schuldgefühle sagt sie ihm, daß er ihr Sohn sei. Die Erinnerung und Trauer lassen sie nur Unsinn reden. War sie es denn nicht, der ihn gefunden hat, ihn pflegte und hegte...er soll nie daran zweifeln, daß er ihr Kind sei, wohlwissend, warum Manrico, der ihr von seinem Duell erzählt (Mal reggendo all'aspro assalto)=(Den ungestümen Ausfall schlecht pariert), im Duell den Grafen das Leben schenkte. Sie macht keinen Versuch, ihm zu erklären, daß Luna in Wahrheit sein Bruder ist. Ganz im Gegenteil, sie beschwört Manrico, falls sich noch eine Gelegenheit dazu bietet, den Grafen zu töten (Ma nell'alma dell'ingrato)=(In der Seele des Unbarmherzigen).
    Da trifft durch einen Boten die Nachricht ein, die Manrico sofort aus dem Zigeunerlager aufbrechen läßt: Erstens, daß Manrico die Verteidigung der Festung Castellor übernehmen soll, zweitens daß Leonora in ein Kloster gehen will, als sie vom angeblichen Tod Manricos erfuhr. Letzteres will Manrico verhindern, daran kann ihn auch Azucena nicht hindert, die ihn anfleht in Anbetracht seines noch immer geschwächten Zustand, zu bleiben (Ferma....Perigliarti ancor laguente)=(Halt ein....Willst du dich schwächen, entkräften)
    Verwandlung - Vor dem Kloster
    Auch Luna hat kein Interesse, daß Leonora diesen Schritt unternimmt, zumal er Manrico tot glaubte und somit neue Hoffnungen auf Leonora bestehen. Ihr Plan zerstört seinen Traum (Il balen des suo sorriso)=(Ihres Auges himmlisch Strahlen).
    So steht er mit seinen Mannen, Ferrando an der Spitze, vor dem Kloster, in der Leonora ihr Gelübde ablegen will, bereit, Leonora zu entführen. (Per me ora fatale, i uo momenti affretta; la gioia che m'aspetta, gioia mortal non è)=(Oh,Schiksalstunde, treibe voran die Zeit, die Freude,die mich erwartet, gleicht Sterblichen nicht...)
    Als sich Leonora, von heiligen Gesängen begleitet, sich der Kirche nähert, stürzt Luna auf sie zu, doch im selben Augenblick ist Manrico zur Stelle und vereitelt den Plan Lunas. Leonora ist sprachlos vor Freude und Glück.(E deggio e pesso crederlo?)=(O Gott, ist's nur ein schöner Traum?) Graf Luna allerdings glaubte einem Geist gegenüber zu stehen, der dem Grab entstiegen ist. Dann schäumt er vor Eifersucht und Wut, seine eigenen Leute müssen ihn zurückhalten. Während bei Parteien kämpfen, gelingt es Manrico, Leonora mit auf den Weg nach Castellor zu nehmen.

    3.Akt - Der Sohn der Zigeunerin


    Luna belagert mit seinen Truppen die Festung Castellor, die von Manrico und seinen Soldaten verteidigt wird. Luna und seine Mannen schwelgen in der Vorfreude auf einen Sieg (Or cö'dadi, ma fra poco)=(Noch sind's Würfel, doch bald werden zu anderen wir greifen) und malen sich in Gedanken den Ruhm und Ehre aus, geschweige denn von der erwarteten Beute (Tu c'invitti a danza! Squilli, echeggi, la tomba guerriera...)=(Zum Feste lädst du uns ein! Es erschalle die Kriegstrompete....)
    Es raubt Luna fast den Verstand, daß er Leonora in den Armen Manricos weiß.
    Azucena, die auf der Suche nach Manrico ist, wird von den Soldaten Lunas aufgegriffen. Ferrando erkennt eine Familenähnlichkeit mit der Hexe, die vor Jahren verbrannt wurde und als man die Zigeunerin verhört, wird klar, daß sie die gesuchte Azucena ist. Azucena leugnet, doch als sie den Namen Manrico erwähnt, triumphiert Luna, hat er doch jetzt die Mutter Manricos in seinen Händen und kann sich jetzt rächen. Azucena soll den Tod auf dem Scheiterhaufen, wie einst ihre Mutter, erleiden.
    In der Festung selbst, erklärt Manrico Leonora seine Liebe, aber auch in welcher Gefahr sie sich befinden. (Ah! si ben mio, coll'essere io tuo)=(Oh,mein Gott, mit dir vereint, wenn deine Liebe mir gehört,dann werde ich nie verzagen). Als er durch Ruiz von dem Schiksal Azucenas erfährt, reißt ihn diese Nachricht aus all seinem Träumen. Er enthüllt Leonora, daß er der Sohn der Zigeunerin ist und ist fest entschlossen, Azucena zu retten, auch wenn es ihm das Leben kosten sollte. (Di quella pira l'orrendo foco)=(Lodern zum Himmel seh ich die Flammen). Zu einem wilden Überfall bricht er mit seinen Mannen aus der Festung Castellor aus.


    4.Akt - Das Hoch(Straf-)gericht


    Der Ausfall ist missglückt und Manrico wird mit zahlreichen seiner Getreuen gefangen genommen und eingekerkert. Nur sein Vertrauter Ruiz und Leonora können entkommen. Er bringt sie zu dem Turm im Palast des Grafen, wo Manrico und Azucena auf Ihre Hinrichtung warten. Leonora will Manrico retten, obwohl sie wenig Hoffnung hat, aber wenigstens ein Wort will sie mit Manrico wechseln. (In quest'oscura notte ravvolta....D'amor sull'ali rosee)=(In deines Kerkers tiefer Nacht....Auf der Liebe rosigen Flügeln). Im Hintergrund erklingt ein Männerchor, der für das Schiksal der beiden betet. (Misere d'un'alma già vicina)=(Erbarme dich,Herr,der Seele). Als Leonora auch noch Manricos Stimme aus dem Turm hört, der Abschied von Leonora nimmt, da ist sie noch fester entschlossen, wenn sie schon Manrico nicht retten kann, dann mit ihm zu sterben.
    Luna hat das ganze Land nach Leonora absuchen lassen, ist daher um so erstaunter, als sie aus ihrem Versteck hervortritt...und glaubt sich seinen Zielen näher denn zuvor.
    Leonora bittet um das Leben Manricos, aber je mehr sie bittet, desto rachsüchtiger wird der Graf. Erst als sie anbietet, daß, wenn Manrico frei kommt, sie nur noch Luna gehören will, zeigt sich Luna zugänglicher, glaubte er doch am Ziel seiner Wünsche zu sein.
    Verwandlung - der Kerker des Palastes
    Im Kerker versucht Manrico Azucena zu trösten, die furchtbare Angst vor dem Feuertod hat. Sie soll schlafen, rät er ihr, denn im Schlaf wird sie die Todesangst nicht fühlen, Azucena legt sich nieder...dämmert vor sich....nur gelegentlich, zwischen Träumen und Wachen, kommen Worte über ihre Lippen....(Ai nostri monti ritorneremo)=(In unsere Berge kehren wir wieder/ In unsere Heimat ziehen wir wieder)
    Leonora betritt den Kerker. Sie nahm inzwischen, das in ihrem Ring verborgene Gift...ja, sie wird ihr Versprechen gegenüber Luna einlösen, er soll sie besitzen, aber nicht lebendig...sondern als ein toter Körper. Hastig drängt sie Manrico, zu fliehen, bevor der Graf noch seinen Entschluss ändert. Manrico überkommen Enttäuschung und Wut, weil er erkennt, daß sich Leonora wegen ihm, damit er frei kommt, vergiftet hat. Das Gift wirkt.....Leonora sinkt sterbend in die Arme des Troubadours, Manrico bereut, die Größe ihres Opfers nicht erkannt zu haben, als der Graf erscheint und die letzten Worte Leonora vernimmt.......(Prima che d'altri vivere, io volli tua morir!)=(Eher als mit dem Anderen zu leben, wollt ich sterben mit dir! ). Er fühlt sich betrogen und befiehlt, Manrico sofort zu enthaupten. Azucena wacht aus ihren Dämmerschlaf auf, fragt nach ihren Sohn und als sie erfährt, daß Manrico eben durch das Beil den Tod erlitt, schreit sie Luna die Wahrheit ins Gesicht....."Er war dein Bruder....du bist gerächt, Mutter". Dann sinkt sie zu Boden.


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    Zu viele Musikstücke enden zu lange nach ihrem Ende (Igor Strawinsky)

  • Entstehung
    Anfang der 50er Jahre des 19.Jhdt. war Verdi schon eine Berühmtheit, der sich jetzt leisten konnte, ohne Zeitdruck, sich die Opern, die er komponieren wollte, selbst auszusuchen, mehr Einfluss auf die Besetzung zu nehmen und gegenüber den Librettisten und den Veranstaltern selbstbewußter aufzutreten. So hatte sich der Librettist Salvatore Cammarano schon im Jänner 1951 auf Verdis Wunsch mit dem Theaterstück 'El Trovador' von Antonio García Gutiérrez beschäftigt, daß 1836 erfolgreich in Madrid aufgeführt wurde, beschäftigt. Die Handlung hat einen geschichtlichen Hintergrund - Anfang des 15.Jhdt. kam es im im nordspanischen Königreich Aragonien nach dem Tod Martins I. zu politischen Wirren und einem Thronfolgestreit zwischen dem Infanten Ferdinand von Kastilien, der vom Regenschaftsrat als Nachfolger bestimmt wurde, und dem aufständigen Herzog von Urgel.
    Verdi verlangte von Cammarano, daß er mutig und modern schrieb, und zog ihn daher Piave vor, den er für einen Libretto-Handwerker hielt. Zunächst war Verdi mit der Zusammenarbeit mit Cammarano höchst erfreut, erhoffte er sich doch in der Folge sein in seinem Hinterkopf ruhendes Projekt 'Lear' mit Cammarano verwirklichen zu können. Doch nach dem ersten Entwurf, den ihm Cammarano vorlag, war Verdi enttäuscht, sodaß Verdi die Oper fallen lassen wollte, zumal ihn zu dieser Zeit einerseits persönliche Schiksalschläge (Tod seiner Mutter, lebensgefährliche Erkrankung seines Vaters) heimsuchten, andererseits er sich bereits mit dem Stoff der Kameliendame für 'La Traviata' beschäftigte. Außerdem gab es Schwierigkeiten mit den Veranstaltern, denn Verdi hatte bestimmte Vorstellungen, wie seine Personen dargestellt werden sollen. Aus diesem Grunde verzögerte sich die Arbeit am Troubadour, Verdi arbeitete den Entwurf Cammaranos um und gab ihm in der Folge dramaturgische Hinweise auf die ihm vorschwebende Gliederung der Oper. Cammarano machte sich ans Werk und kam nur langsam voran, als er am 17. Juli 1852 starb...das Libretto halb fertig. Wieder kam das Projekt ins Wanken, zumal der Tod Cammaranos für Verdi auch einen schweren persönlichen Verlust darstellt. Verdi hat dann den Text der zweiten Szene im zweiten Akt selbst geschrieben, wandte sich dann aber um Hilfe an Cesare De Sanctis, einen Freund, der ihm einen jungen Dichter und Freund Cammaranos, Leone Emmanuele Bardare empfiehlt. Er vervollständigte zusammen mit Verdi das Libretto. Zahlreiche Änderungen wurden vorgenommen, die Rolle Leonoras aufgewertet, auf die Einwände (z.B.Selbstmord war verboten, daher darf nicht gezeigt werden, wie Leonora das Gift nimmt) der Zensur eingegangen und die Rolle der Azucena Verdis Ansprüchen gestaltet. Die Uraufführung fand dann, nachdem Bologna und das Teatro San Carlo in Neapel in Gespräch waren, im Teatro Apollo in Rom am 19.Jänner 1853 statt. Trotz widriger Umstände, der Tiber war aus seinen Ufern getreten, die Strassen mit Schlamm bedeckt und das Theater mit Wasser umspült, bildete sich schon lange vor Vorstellungsbeginn eine Menschenschlange, bis zu den Knöcheln im Wasser stehend, die sich um die Karten stritt. Die Aufführung enttäuschte sie nicht und fand eine begeistere Aufnahme, die Verdi-Biographin Blanche Roosevelt berichtete:
    "....am Morgen nach der ersten Aufführung waren die Straßen mit Rufen erfüllt...'Hoch lebe Verdi, der größte Komponist Italiens!'. Bis zum Abend hielt die Begeisterung an. Die Leute kamen sogar zum Theater, nur um die kahlen Mauern zu betrachten"
    Die Kritiker allerdings waren etwas reservierter, warfen Verdi vor, daß die Oper zu blutrünstig und düster sei und daß sie zu hohe Ansprüche an die Sängerinnen und Sänger stellt. Verdi antwortete indirekt in einem Brief an Florimo:
    "Man sagt, dass die Oper sehr traurig sei und dass es zu viele Tote darin gibt. Aber ist denn nicht im Leben am Ende alles Tod? Was ist Existenz? Was bleibt noch übrig?"
    Aber all dies ändert nichts, diese Oper feierte weitere Triumphe rund um die Welt.


    Beitrag von Verletto!

  • Bemerkungen
    Diese Oper leidet an der Verworrenheit und der Unglaubwürdigkeit des Textbuches, muß man sich doch im Laufe der Oper die Vorgeschichte zusammenreimen und zugegeben, die Handlung ist blutrünstig und brutal. Aber was hat Verdi daraus gemacht....eine Musikdrama, wo Liebe, Hass, Hoffnung, Verzweiflung, Treue und Verrat mit rythmisch, melodischen und dramatischen Melodien - manche einfach und von knallender Banalität, viele voll mit pulsierendem Leben und starker Ausdruckskraft, und manche schweben mit ihrer Einfachheit leicht und hell über den Stimmen - die Entwicklung der Tragödie in den Hintergrund treten lassen. Somit schaffte die Musik und besonders die Charakterisierung der Personen, die im Gefühl aufgehen, eine Atmosphäre von Besessenheit, Gewalt und Melancholie, deren man sich schwer entziehen kann. Dies beginnt schon am Beginn der Oper mit der Ferrando-Erzählung mit ihrem markanten Mazurkatakt, setzt sich über die herrliche, stimmungsvolle, mit gedämpfter Streicherbegleitung, Kavatine der Leonora fort und findet im mit dem mitreißenden Schlußterzett des ersten Aktes einen der Höhepunkte der Oper. Mit dem Zigeunerchor im folgenden Akt, beweist Verdi volksümliche Kraft und in der Erzählung Azucenas seine Fähigkeit, Leidenschaft, Ekstase, Vergessenheit und verzehrende Angst musikalisch eindrucksvoll darzustellen. Ein Bravourstück ist die Klosterszene, wo sich Luna mit seinem gefühlvollen Largo und der Ansprache an seine Soldaten vorerst in den Mittelpunkt stellt, um dann von Leonoras tändelnden Gesang abgelöst zu werden. Die Lagerszene im 3.Akt ist frisch und glanzvoll mit viel Melodik und Harmonie komponiert, doch der Höhepunkt dieses Aktes ist wohl die 'Stretta', eine der berühmtesten Melodien Verdis und eine Glanzarie für jeden Tenor, wenn er ein Meister des hohen C's ist.Carlo Baucardé hat sie in der Premiere dieser Cabaletta hinzugefügt. Den 4.Akt prägt vorerst eine Szene mit weinerlichen Charakter, wo sich Totenglocken zusammen mit der Stimme Leonoras, Manricos und den Stimmen des Männerchors, die das ebenfalls sehr bekannte 'Misere' singen, vereinigen und den Ausgang des Dramas vorwegnehmen.Von Innigkeit und rührender Einfachheit dann die Träume Azucenas, halb gesungen, halb gesummt, von den Streichern leise begleitet, in die dann Manrico träumend einstimmt. Effektvoll dann der Schluß mit Azucenas Enthüllung und Lunas 'E vive ancor!....Und ich lebe noch'
    Übrigens ist die Bezeichnung 'Troubadour' irreführned, ist er doch schon als Inbegriff des ritterlichen Sängers im 14.Jhdt. 'ausgestorben'


    Beitrag von Verletto!

  • Besetzung der Uraufführung
    Il Conte di Luna - Giovanni Guicciardi
    Leonora - Rosina Penco
    Azucena - Emilia Goggi
    Manrico - Carlo Baucardé
    Ferrando - Arcangelo Barderi

  • Il trovatore (Der Troubadour),
    Dramma lirico in 4 Teilen von Giuseppe Verdi.
    Text von Salvatore Cammarano nach dem Schauspiel El trovador von Antonio García Gutiérrez (1836), vollendet von Leone Emanuele Bardare.
    Uraufführung: 19.1.1853 Rom, Teatro Apollo,
    mit Rosina Penco • Emilia Goggi • Carlo Baucardé • Giovanni Guiccardi • Arcangelo Balderi • Francesca Quadri • Giuseppe Bazzoli,
    Dirig. Angelini.



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Aber 46,99 Euro sind fürwahr kein Schnäppchen!


    Das ist der Preis für die HD-DVD! In Normalausführung gibt es die Oper auf DVD schon für unter 20,-- €



    zB bei estocks oder medimops...


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Il trovatore
    (Der Troubadour),
    Dramma lirico in 4 Teilen
    von Giuseppe Verdi.
    Text von Salvatore Cammarano nach dem Schauspiel El trovador von Antonio García Gutiérrez (1836),
    vollendet von Leone Emanuele Bardare.
    Uraufführung: 19.1.1853 Rom, Teatro Apollo
    mit Rosina Penco • Emilia Goggi • Carlo Baucardé • Giovanni Guiccardi • Arcangelo Balderi • Francesca Quadri • Giuseppe Bazzoli,
    Dirig. Angelini.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Französische Fassung Le Trouvère



    Das Libretto wurde von Emilien Pacini ins Französische übersetzt und wurde am 12. Januar 1857 uraufgeführt.

    Die Partitur von Le trouvère unterscheidet sich nicht so sehr vom Urtext, aber in Kenntnis der Pariser Öffentlichkeit hat Verdi die Texturen gesäubert und leichtere, hellere Effekte hinzugefügt.

    Es gibt ein paar Verzierungen, einige Schnitte der Cabaletten und hinzufügen einer Arie und ein verändertes Ende, in dem der Tod von Manrico - hier Manrique - weniger abrupt ist, das ist meiner Meinung nach eine überlegene Veränderung.


    Die bedeutendste Ergänzung ist das aufwendige Ballett in Akt 3, in dem plötzlich die Truppen von Comte de Luna von einigen scheinbar sorglosen und leichtfüßigen Zigeunern unterhalten werden sollen.


    Aber die Reihe klarer Unterschiede und Überarbeitungen, die Le Trouvère ausmachen sind eine andere Perspektive als Il Trovatore , und es wird behauptet sie hätte einen anderen Charakter, da franz. gesungen wird und es lyrischer und weniger deklamatorisch klingt.

    Es ist zweifelhaft, ob eine dieser Veränderungen spürbar zum Besseren führt, aber es ist faszinierend, sie zu hören

    Mich hat allerdings das Ballett im III Akt fasziniert und der Fluss im Gesang!


    AD 2018 Parma


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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