Ivan Moravec und Josef Bulva – Zwei Klangtüftler

  • Hallo allerseits,


    hier im Forum fiel gelegentlich der Name Ivan Moravec – und wie immer, wenn ich einen Pianisten noch gar nicht kenne, breitet sich bei mir Neugier aus. Ich recherchierte etwas im Internet, und sehr schnell stand für mich fest: Diesen Pianisten muss ich hören.


    Gesagt, getan – aber zur Einführung ein paar Daten aus seinem Leben:


    Geboren 1930 in Prag, studierte er Klavier am Prager Konservatorium und der Prager Akademie. 1957 hörte Michelangeli ihn in Prag spielen und lud ihn in seine Meisterklasse nach Italien ein. Als Michelangeli später einmal gefragt wurde, welche seiner Schüler heute vor ihm Gnade fänden, soll er geantwortet haben: "Martha und Ivan."


    1964 debütierte Ivan Moravec mit dem Cleveland Orchestra unter George Szell in der Severance Hall in Amerika; kurz darauf folgte ein erster Auftritt mit dem gleichen Orchester in der Carnegie Hall. Und eben an diesen Ort gab er im Oktober 2005 im Alter von immerhin 75 Jahren ein umjubeltes Recital.


    Als Perfektionist und Klangtüftler, der er ist (und hier scheint er Michelangeli ähnlich zu sein), hat Moravec ein relativ kleines Repertoire eingespielt: Mozart, Beethoven, Chopin, Schumann, Brahms, Franck, Debussy, Ravel.


    Sein Klavierspiel würde ich grob gesagt – und nach den wenigen Aufnahmen, die ich kenne – als ästhetisch und fein nuanciert beschreiben, aber auch ausdruckstark und sensibel. Verglichen wird er gelegentlich mit Gieseking und Richter.


    Das alles sagt nicht viel aus, man muss ihn einfach hören – und hier empfehle ich:



    Die Chopin-Nocturnes wurden bereits im entsprechenden Thread gewürdigt.


    Dann hörte ich:



    Live-Mitschnitt Prager Frühlings-Recital 2000 mit Werken von Haydn, Janácek und Chopin, als Zugabe u.a. die „Ondine“ von Debussy.


    Und weil ich selber durch eine Rezension im Rondo-Archiv (M. Kornemann) auf diese CD aufmerksam wurde, möchte ich ein paar Sätze daraus zitieren:


    Man wird das ganze Wunder dieses kostbaren Klavierspiels erst nach und nach fassen können. Vielleicht sollten Sie (ausnahmsweise!) einmal zur ersten der drei Zugaben springen, zur "Ondine", nicht zur ravelschen, sondern zu Debussys spröderer Nixen-Schwester aus Préludes II. So gesättigt mit Farbe und doch transparent konnte auch Michelangeli, Moravecs Mentor, die "Ondine" nicht spielen. Noch den geringsten pp-Anschlag eines Arpeggios reiht er, wie eine ebenmäßige opalisierende Perle, auf die Schnur. Das eigentlich Unbeschreibliche aber ist diese fast greifbare Spannung - fast eine Art Muskeltonus - die die Klanggesten dieses schwierigen Préludes in eine lebendige Bewegungsfolge bringt. […]


    Allmählich (wieder) hineingeführt ins Reich der Nuancen wird man erst würdigen können, wie Moravec im Finale von Haydns D-Dur-Sonate jede Themenwiederholung ein klein wenig verändert - haben wir nicht fast verlernt, solche Unterschiede zu bemerken? -, wie er die Akkorde im Largo abschattiert. Und vieles mehr.


    Und als Schlusssatz, den ich unterschreiben würde: „Ivan Moravec spielt unfasslich schön Klavier.“


    Das war es von meiner Seite, nun zu Euren Eindrücken, Erfahrungen und Empfehlungen…


    Gruß, Cosima

  • hallo Cosima,


    ich kenne auch einige aufnahmen mit ihm. insgesamt gesehen wunderbar interpretiert. höhepunkte sind IMO francks symphonische variationen und prelude-choral-fuge, ravels sonatine, debussys pour le piano, preludes (auswahl), schumanns klavierkonzert, kinderszenen und die von dir erwähnten chopinschen nocturnes sowie einigen mazurken und den balladen chopins.


    was ich einschränkend erwähnen würde: gelegentlich gerät sein spiel etwas starr und unorganisch, da er sich zu sehr auf den klang konzentriert. letztlich verfügt er nicht über das klangspektrum eines benedetti michelangeli oder ivo pogorelich.


    letztlich ist er sicherlich der interessanteste tschechische pianist, den man kennt, wenn man josef bulva mal eher als slowaken betrachtet.
    in diesem zusammenhang verweise ich auf seine cd bei supraphon mit klavierstücken tschechischer meister, insbesondere dem zyklus 'über mutter' op.28 von suk. wunderschön und einfach interpretiert, allerdings nicht so gute aufnahmequalität (live).


    gruß, siamak

    Siamak

  • Hallo Siamak,


    die Chopin-CD mit einigen Mazurken und Balladen (letztere kenne ich bislang nur von Pollini, deshalb Moravec hier zum Vergleich), habe ich auch bereits im Sinn:



    Und wo Du gerade Bulva ansprichst (ich kenne nur sein 5. Beethoven-Klavierkonzert unter Jordan), welche Aufnahmen kannst Du denn hier noch empfehlen?


    Gruß, Cosima

  • hallo Cosima,


    die chopin-cd (balladen, mazurken) moravecs kann ich wärmstens empfehlen.


    was josef bulva angeht, so wird ihn nicht jeder mögen, da er die werke dermaßen durchsichtig und mit wenig pedal spielt, dass ihn einige als zu trocken und teilweise abartig bezeichnen würden. Ich habe nahezu alle seine aufnahmen, welche möglicherweise nicht mehr aufgelegt werden. da gibt es eine exzellente chopin-platte von rca, die in mono-technik aufgenommen wurde: 2. sonate, 2. scherzo und 4. ballade. phantastisch ! dann die cd von supraphon mit der 3. scriabin-sonate und werken von martinu und berger, auch sehr exquisit, da es seiner art des spiels sehr entgegenkommt. ich würde auch seine interpretation des 1. konzertes von tschaikowsky als sensationell bezeichnen (orchestre de la suisse romande, armin jordan).


    gruß, siamak

    Siamak

  • Zitat

    Original von AcomA
    dann die cd von supraphon mit der 3. scriabin-sonate und werken von martinu und berger, auch sehr exquisit, da es seiner art des spiels sehr entgegenkommt.


    Hallo Siamak,


    diese Aufnahme habe ich eben für ein paar Eurochen noch ergattern können, die anderen lassen sich wohl nicht mehr so einfach auftreiben.


    Wie ist denn seine Liszt-Sonate?


    Danke für Deine Hinweise!


    Gruß, Cosima :)

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  • Hallo,


    ja, ein ausgesprochen interessanter Pianist. Ich bin auch erst vor ein paar Jahren über M. Kornemanns Artikel und über Chopin-Aufnahmen, die ich bei einem Bekannten gehört habe, auf ihn aufmerksam geworden.


    Für einen guten Überblick seiner CDs lohnt es sich, bei classicstoday.com mal über die Review-Suchfunktion nach seinem Namen zu recherchieren. Er hat mehr aufgenommen, als man denkt.


    Und manche Supraphon-LP von Moravec ist noch gar nicht auf CD wiederveröffentlicht. Da steht noch was aus.


    Freundliche Grüße


    Heinz Gelking

  • Zitat

    Original von heinz.gelking
    Für einen guten Überblick seiner CDs lohnt es sich, bei classicstoday.com mal über die Review-Suchfunktion nach seinem Namen zu recherchieren. Er hat mehr aufgenommen, als man denkt.


    Hallo Heinz, hallo allerseits,


    ich war eben auf der o.g. Seite – kannte ich noch gar nicht und ist schon interessant.


    Unter: „Discographies and Collections“ und dann weiter unter „100 CDs for Building Your Library“ findet sich eine Liste, die Anfängern helfen soll bei der Auswahl. Ich kenne nicht alle vorgeschlagenen CDs, aber bei vielen würde ich der Empfehlung schon zustimmen.


    Das Erstaunliche jedoch ist: Unter „Beethoven: Piano Sonatas Nos. 8, 14, 26.“ würde ich Pianisten wie meinetwegen Richter, Gulda, Gilels, Kempff usw. erwarten – aber da erscheint: Moravec (Supraphon):



    Ein David Hurwitz schreibt:


    This disc contains some of the most impressive Beethoven sonata performances in the catalog. Anyone who believes that Moravec's art consists of all touch and no backbone should hear his intensely dramatic opening movement of the Pathétique, or his eruptive accents in the finales of both the Moonlight (a true "Presto agitato") and Farewell sonatas. And God knows there's plenty of room for "touch" in Beethoven: in the Moonlight Sonata's poetic opening movement, the Pathétique's famous central Adagio cantabile, or finale of Sonata No. 27, which is "sehr singbar" indeed. An impressively cogent and exciting account of the C minor variations rounds out a collection that no one who cares about this music can afford to miss. Good quality remastering preserves the rich palette that Moravec conjures up from the keyboard; though a bit of hiss and a touch of hardness in the treble betray the age of the excellently made original tapes (1963-69).


    Jetzt wäre ich natürlich brennend daran interessiert, ob jemand diese Aufnahmen kennt und wie sie beurteilt wird.


    Gruß, Cosima

  • hallo Cosima,


    leider habe ich die beethoven-cd moravecs nie gehört. aber ich wollte dir meinen eindruck bzgl. der lisztschen h-moll sonate mit josef bulva bei mediaphon mitteilen: sehr beeindruckend interpretiert. ich finde ihn nahe an gilels oder berman. aber auch hier besticht er wiederholt mit analytischen hinweisen, die man sonst kaum wahrnahm. sparsamer pedaleinsatz, welcher seine akkurate technik unterstreicht. einziges minus ist die aufnahmequalität. es klingt so, als ob er in einer art besenkammer aufgenommen hätte.


    gruß, siamak

    Siamak

  • Hallo Siamak,


    Du wandelnder Klaviermusik-Führer :jubel: – herzlichen Dank für Deine Einschätzung der Bulva-CD.


    Bzgl. der Beethoven-Sonaten werde ich dann wohl irgendwann (falls sich nicht noch jemand findet, der sie besprechen kann und möchte) selber tätig werden.


    Gruß, Cosima

  • hallo Cosima,


    das ist sicherlich zuviel der ehre. ich habe halt viel über die letzten 25 jahre gehört. ich bin absolut gespannt auf deine schilderung der moravec-interpretationen.


    übrigens habe ich josef bulva mal live erlebt. er gab mitte der achtziger jahre in deutschland etwa 27 klavierabende innerhalb eines monats zugunsten der kinderkrebshilfe.


    ich hatte das glück, diesen phänomenalen und sehr eigenen pianisten in diesem rahmen in essen zu hören (kammermusiksaal des damaligen saalbaus). der saal war nur zur hälfte besetzt.


    beethoven
    klaviersonate op. 27,1 quasi una fantasia
    klaviersonate op. 27,2 'moonlight'


    chopin
    scherzo nr.2 b-moll
    sonate nr.2 b-moll 'trauermarsch'
    ballade nr.4 f-moll


    zugabe u.a. beethovens 'wut über den verlorenen groschen'


    fazit: absolut perfekte darstellung in allen stücken. die beherrschung des instrumentes war frappierend. dabei wurde die technik immer in den dienst der aussage gestellt. eher analytischer ansatz. die einzigen, welche sich danach in der garderobe bedankten waren mein freund/kommilitone und ich. dieser mann war derart bescheiden u. unkompliziert, dass er uns spontan zum essen ins sheraton-hotel einlud ....

    der pianist wurde damals sogar vom BND überwacht. man sprach vom bestgetarnten spion der welt !


    gruß, siamak :rolleyes:

    Siamak

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  • Zitat

    Original von AcomA
    der pianist wurde damals sogar vom BND überwacht. man sprach vom bestgetarnten spion der welt !


    Hallo Siamak,


    hübsche Geschichte mit dem Abendessen. So ein Glück hätte ich auch gerne einmal. :yes:


    Ich bin gespannt, wie mir die Bulva-CD gefallen wird, sein Beethoven-Konzert fand ich nicht so ganz überzeugend, habe es aber auch schon lange nicht mehr gehört.


    Das obige Zitat erinnerte mich daran, wie Sviatoslav Richter (in "The Enigma") berichtet, wie er monatelang beschattet wurde. Ich mag diese verschmitzte Art und sein Lächeln sehr, wenn er erzählt, welche Streiche er den Männern spielte, um ihnen zu entwischen.


    LG, Cosima

  • Hallo Siamak,


    kleine Rückmeldung zur Bulva-CD (Martinu/Berger/Skriabin – die Berger-Suite ist ja sogar Bulva gewidmet): Du nanntest sein Klavierspiel „durchsichtig und trocken“ – dem stimme ich zu und würde noch hinzufügen: introvertiert und kühl. Aber diesen modernen Klavierwerken bekommt diese Spielweise IMO sehr gut, die Martinu-Sonate könnte ich mir kaum anders interpretiert vorstellen. Vor allem der Anfang des 2. Satzes beeindruckt mich sehr, fast unheimlich wie Bulva hier spielt, man kann sich trotz oder gerade wegen der Kühle dem nicht entziehen - das ist Gänsehautmusik pur.... Mir gefallen die Aufnahmen richtig gut!


    Gruß, Cosima

  • Ich lernte Joseph Bulva in der Zeit seines Comebacks kennen. Er hatte, damals bereits ein Berühmtheit in der Tschechoslowakei , als ungestümer Ralleyfahrer einen schweren Unfall, den er nur knapp überlebte. Nach 8 schweren Jahren hatte er sich soweit erholt, dass er wieder mit dem Klavierspiel beginnen konnte. Kurz darauf lernte ich ihn in München kennen, wo er inzwischen nur knapp 100 m von meiner Wohnung entfernt, lebte.
    Er hatte es damals noch nicht zu bedeutenden Auftritten geschafft, sondern tingelte durch die Provinz. Als Hobby veranstaltete ich damals gelegentlich kleinere Konzerte für meinen Oboe Lehrer, George Angelescou. So kam ich auch mit Herrn Bulva ins Gespräch und gemeinsam bereiteten wir ein Konzert im Kongressaal des Deutschen Museums vor. Das Konzert, auch wenn es mir inzwischen aus der Hand genommen worden war und von einer der großen Agenturen veranstaltet wurde, legte vermutlich den Grundstein zu seinem Comeback.
    Er wagte es, als erster Pianist nach Wilhelm Kempff, die Etudes Tranzendental Execution von Franz Liszt öffentlich aufzuführen. Mit Riesen-Erfolg. Selbst Münchens gefürchtester Kritiker Prof. Kaiser feierte diesen Triumph. Ich bin nicht eben begeistert von reinen Virtuosen-Stücken, aber es war wirklich grandios, dieses wohl schwierigste Werk der Klavierliteratur mit nur 2 kleinen Fehlern, die den meisten entgangen sein dürften, flüssig, perlend, elegant und nahezu lässig gespielt zu hören.
    Beethovens Appassionata und die Mondschein Sonate, die er zuvor gespielt hatte, begeisterten mich wesentlich mehr. Hier kam viel von dem versteckten Gemüt herüber, dass der ansonsten kühle und geradezu pedantische Bulva nie zeigte.
    Bulva zeigte eine Klasse und ein Einfühlungsvermögen, die auch meine kühnsten Erwartungen weit übertrafen. Hätte ich damals nur Liszt von ihm gehört, hätte ich ihn wohl als brillanten Techniker angesehen, nicht jedoch als Musiker.
    Aber Bulva ist ein Vollblut-Musiker, der zudem auch schwierigste Techniken brillant, geradezu mit Leichtigkeit, beherrscht.Er geht mit der selben Liebe zum Risiko an seine Musik, mit der er damals auch schnelle Autos fuhr. Die Reife des Alters läßt ihn jedoch auch seine Grenzen genauer sehen, so dass es statt Unfällen Gratwanderungen an der Grenze zum Machbaren gibt.


    Ich habe den Kontakt zu ihm verloren, seit ich nicht mehr in München lebe und habe schon lange nichts mehr von ihm gehört. Daher kann ich auch über sein derzeitiges Spiel nichts sagen. Wenn er tatsächlich sich auch in der Musik auf das Introvertierte und Kühle zurückgezogen haben sollte, dann hatte er vorher darin vielleicht mehr Gefühl gezeigt, als es ihm lieb war.

  • Ein Nachtrag zu Josef Bulva: 1996 hatte Bulva einen Unfall, der seine linke Hand irreparabel geschädigt hat. Damit war die Pianistenkarriere dieses Meisters beendet. Josef Bulva lebt heute in Monaco, engagiert sich über eine Stiftung für das kulturelle Leben Tschechiens. Anlässlich seines 65. Geburtstages ist eine Box mit 7 CD's und einem Buch erschienen, die wohl kaum im "Geiz ist geil"-Thread auftauchen wird.



    Josef Bulba hat sich stets dagegen gesträubt, sich medial zu designen, um den Preis, dass er heut wohl nur Insidern bekannt ist.


    Die Einspielung der "Etudes d'execution trancendente" empfinde ich als meisterlich, zumal das Virtuosenhafte dieser Stücke hinter die herausgearbeitete Musik zurücktritt: die Stücke wirken in Bulvas Spiel fast leicht, Chasse-Neige - das letzte der Sammlung - ist tatsächlich bilderzeugend tonmalerisch.


    Im selben Jahr - 1983 - hat Bulva für Orfeo eine weitere Platte aufgenommen, mit Werken von Scriabin und Szymanowsky. Ein bemerkenswertes (Platten-) Programm für einen Aussenseiter und ein ebenso verdienstvoller Mut des Plattenlabels Orfeo.


    Weiter Informationen über Josef Bulva findet Ihr hier.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Lieber Thomas :



    Dank sei Dir , dass Du mit Deinen Ausführungen an die von "Acom" ( = Siamak Asgari ; Essen ) anschliesst und uns diesen leider fast vergessenenn grossen Interpreten in Erinnerung rufst .


    Beste Grüsse



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Kaum zu glauben: Nach einer Pause von über einem Jahrzehnt gibt Josef Bulva wieder Konzerte. Ende November 2009 spielte er mehrere Rezitale im privaten Rahmen, u.a. hier in Zürich. Auf dem Programm standen Beethoven und Chopin. Am Anfang war im grossen Saal eine gewisse Skepsis spürbar. Schliesslich hat er eine schwere Handverletzung hinter sich, die ihm diese lange Pause aufgezwungen hat. Aber die Veranstaltung endete mit langen stehenden Ovationen.


    Ein Urteil über seine Technik kann ich mir nicht erlauben, über Für Elise komme ich nicht hinaus. Allerdings wurde mir an diesem Abend zum erstenmal bewusst, wie schwierig Beethovens Sonaten sind. Auch populäre wie die Mondscheinsonate. (Aufnahmen dieser Stücke habe ich nur von Gould, und bei dem klingt fast alles einfach.) Wie Bulva das mit seiner geheilten Hand in dieser technischen Vollendung bloss hinkriegt! Andererseits ist vielleicht noch erstaunlicher, dass es über zehn Jahre gedauert hat, bis er dieses Können wieder auf die Bühne gebracht hat.


    Im Dezember hat es ein öffentliches Konzert in Stuttgart gegeben. Weitere werden hoffentlich folgen.

    writing about music is like dancing about architecture

  • Josef Bulva spielt wieder? Ein Wunder, danke für den Hinweis (ich habe schon lange nicht mehr auf die Site der Bulva-Gesellschaft geschaut.


    Der wäre mir eine Reise in den Süden Deutschlands wert.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hier sind die Konzerttermine für die Josef Bulva-Klavierabende im Oktober 2010:
    Sa, 09.10.2010 Basel Hans-Huber Saal 19:30
    So, 10.10.2010 Bern Paul Klee Zentrum 17:00
    Mi, 13.10.2010 Passau Großer Rathaussaal 20:00
    Fr, 15.10.2010 Freiburg Paulussaal 20:00
    So, 17.10.2010 Augsburg Kleiner Goldener Saal 20:00
    Di, 19.10.2010 München Prinzregententheater 20:00
    Di, 26.10.2010 Hamburg Laieszhalle (Großer Saal) 20:00
    Do, 28.10.2010 Berlin Konzerthaus 20:00


    Quelle: http://www.josefbulva.com/deutsch/neuigkeiten.html

  • Hallo Swjatoslaw,


    danke für den Hinweis, das freut mich sehr! Ich wünsche Josef Bulva alles Gute bei seinem Comeback.


    Anna

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  • Ja, Ivan Moravec ist ein wunderbarer Pianist! Von ihm habe ich u.a. die französische Platte mit der wohl klangpoetischsten Aufnahme von C. Franck "Präludium, Choral und Fuge" und eine ebenso berückend schöne Sonatine von Ravel. (Das einzige, was mich da ein wenig stört, ist eine mir zu durchdringende Baß-Okativierung im letzten Satz. Aber das ist nur ein winziges Detail - ich habe die Sonatine selbst gespielt, deswegen erlaube ich mir diese Mäkelei.) Weiter in meiner Sammlung: Eine CD mit C. Franck "Symphonische Variationen", dem Ravel-Klavierkonzert G-Dur und Beethovens 4. Klavierkonzert. Eine sehr schöne Platte! Dann ein Konzertmitschnitt vom Dezember 1984 (Supraphon) mit einem hochinteressanten Programm: Klavierwerke von Korte, Josef Suk und Smetana. Seine letzte Chopin-Platte mit der b-mioll-Sonate beglückt durch eine an Rubinstein erinnnernde Mischung aus Klangfülle und männlicher Herbheit. Das ist >klassischer< Chopin völlig jenseits jeder romantischen Dekadenz. Bei den Nocturnes von Chopin hat er für mich die Interpretation dann doch zu sehr nur auf opulente Klangschönheit abgestimmt. Teilweise sind die Tempi dermaßen langsam, daß die Musik zum Stehen kommt. Da geht der dramatische Fluß verloren und es ertrinkt etwas die Formproportionalität. Das tut aber meiner Bewunderung für ihn keinen Abbruch!


    Mit Josef Bulva habe ich mich bislang nicht eingehender beschäftigt. Das werde ich wohl noch nachholen müssen!


    Beste Grüße
    Holger

  • Zitat

    Original von Dr. Holger Kaletha
    Dann ein Konzertmitschnitt vom Dezember 1984 (Supraphon) mit einem hochinteressanten Programm: Klavierwerke von Korte, Josef Suk und Smetana. (...)
    Bei den Nocturnes von Chopin hat er für mich die Interpretation dann doch zu sehr nur auf opulente Klangschönheit abgestimmt. Teilweise sind die Tempi dermaßen langsam, daß die Musik zum Stehen kommt. Da geht der dramatische Fluß verloren und es ertrinkt etwas die Formproportionalität. Das tut aber meiner Bewunderung für ihn keinen Abbruch!


    Meine erste Begegnung mit Moravec war der Erwerb der von Dir genannten Live-CD aus Prag vom 18.+19.12.1984 mit folgendem Programm:
    - Korte Sonate für Klavier
    - Suk Liebeslied op. 7/1
    - Suk Humoresque op. 7/2
    - Smetana Polka g-moll op. 8/2
    - Smetana Tschechische Tänze Nr. 1, 2, 7 + 8 (aus dem 1. Band)
    - Smetana Polka "Souvenir de Plzen"
    Diese CD fand ich seinerzeit in einem CD-Geschäft in Prag, hörte dort hinein und war gleich von dem ersten Werk - der Sonate von Oldrich F. Korte - hellauf begeistert. Seitdem sammele ich Moravec ein wenig, bin aber wie Du ausgerechnet von jener Aufnahme, die von anderen Musikhörern am meisten gelobt wird (so z.B. in den Amazon-Kundenrezensionen), nämlich von den Chopin Nocturnes, doch ein wenig enttäuscht. Weitaus besser gefällt mir ein weiterer Live-Mitschnitt aus Prag aus dem Jahr 2000 mit folgendem Programm:
    - Haydn Sonate D-Dur Hob. XVI:37
    - Janacek Sonate 1.X.1905
    - Janacek Im Nebel
    - Chopin Préludes Nr. 17-24 aus op. 28
    - Debussy "Ondine" aus den Préludes, Heft 2
    - Chopin Mazurken cis-moll und a-moll

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Josef Bulva ist wieder da als Pianist. Im 13. Oktober 2010, 14 Jahre nach seinem schweren Unfall bei dem er seine Hand schwer verletzt hatte, tritt der in Monaco lebende tschechische Pianist wieder aufs Konzertpodium zurück. Seine Comeback-Tournee beginnt im Rathaussaal der Stadt Passau. Danach folgen noch weitere Stationen wie München, Hamburg und Berlin auf seiner Konzerttourne. Auf seinem Spielplan stehen Werke von Frederic Chopin, Ludwig van Beethoven und Bohuslav Martinu.


    Parallel hat Josef Bulva neu eine CD mit Sonaten von Ludwig van Beethoven bei der RCA eingespielt.



    Klaviersonaten Nr. 13, 14, 21 von Beethoven.


    Gruss


    romeo&julia

  • Sehr traurig! Die oben abgebildete CD habe ich! Er konnte wirklich einen Flügel ungemein schön zum Klingen bringen - weswegen ihn sein Lehrer Benedetti Michelangeli auch sehr mochte.


    Viele Grüße
    Holger

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  • Auch ich bin sehr traurig.


    R.I.P.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Josef Bulva, ich wünsche Ihnen alles Gute zum 75. Geburtstag.


    Wir kennen uns nun fast schon 40 Jahre. 40 Jahre, die für Sie ein
    ständiges Wechselbad aus Erfolgen, gefeiertem Weltstar und schweren
    Schicksalsschlägen waren.
    Vor Ihrem Unfall 1996, der für jeden
    anderen das endgültige Aus der Pianistenkarriere bedeutet hätte,
    feierten sie die Großen der Musikkritiker als den Ausnahmepianisten, den
    Pianisten des wissenschaftlichen Zeitalters, Meister des dritten
    Pedals, Steinway & Sons gar als den
    Pianisten unter den Pianisten, doch der Unfall, bei dem Ihre linke Hand
    fast zerschmettert wurde, schien das Ende.



    Es war glücklicherweise nicht das Ende. Mit unermüdlicher Energie und
    der Hilfe sehr guter Ärzte gelang 2009 das Come-back. Seitdem ist die
    Presse voll von Artikeln über den „verhinderten Weltstar“.


    Inzwischen spielen Sie mit einer Reife und Tiefe, die nur ganz wenige
    Pianisten jemals erreicht haben. Es ist ein Genuss, Ihnen zuzuhören. Es
    ist ein Genuss zu erleben, welche Feinheiten Sie aus einem schon
    tausendmal gehörten Werk herausholen. Man muss es wirklich direkt im
    Konzertsaal erleben, ein YouTube Video, selbst eine CD kann es nur unvollkommen
    wiedergeben.
    Ich bin dankbar für das, was Sie mit Ihrer Musik der
    Welt schenken. Ich hoffe, dass ich noch viele Konzerte mit Ihnen
    erleben darf und noch viele oft tiefgehende, manchmal heitere Gespräche
    mit Ihnen führen kann.

  • Josef_Bulva.jpg

    Es freut mich, dass Josef Bulva im Januar 2019 seine Konzerttätigkeit wieder aufnimmt. Zunächst mit Konzerten in Innsbruck und Monaco, dann in Mannheim, Kiel und anschließend in der Philharmonie Berlin, dem Musikverein Wien und in München.



    Das Konzert in Mannheim wird von mir organisiert.


    Rittersaal im Mannheimer Schloss, Samstag den 26.1.2019, Beginn 20:00 Uhr


    Das Programm:


    Wolfgang Amadeus Mozart: Klaviersonate No. 17 in B-Dur KV 570
    Ludwig van Beethoven: Klaviersonate Nr. 24 Fis-Dur op. 78
    Klaviersonate Nr. 27 op. 90
    Rondò a Capriccio op. 129 („Die Wut über den verlorenen Groschen“)
    Pause
    Frédéric Chopin: Klaviersonate Nr. 2 op. 35
    Alexander Skrjabin: Klaviersonate Nr. 3 fis-Moll op. 23


    Vorverkauf Online über https://www.reservix.de/tickets-klavierabend-josef-bulva-in-mannheim-schloss-mannheim-rittersaal-am-26-1-2019/e1330763?utm_medium=referral&utm_source=dynamic&utm_campaign=dynamic-prom-lb sowie bei den bekannten Vorverkaufsstellen in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg.

    Einmal editiert, zuletzt von Gerhard () aus folgendem Grund: Linkänderung Reservix

  • Josef Bulva

    Die Tourneedaten 2019:


    11. Januar, Innsbruck

    18. Januar, Monaco

    26. Januar, Mannheim

    29. Januar, Kiel

    31. Januar, Berlin

    02. Februar, München

    14. Februar Wien


    Skrjabin dürfte besonders spannend werden, denn Josef Bulva stellt eine Neuinterpretation vor.

  • Lieber Gerhard,


    ich erlebte Josef Bulva im Essener Saalbau 1985/86 mit einem Beethoven-Chopin-Recital und war begeistert! Im Anschluss hatte ich Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Ein sehr bescheidener Künstler. Es war ein Recital im Rahmen eines Mammut-Zyklus, den Bulva für die Deutsche Kinderkrebshilfe performte. Ich habe viele seiner Aufnahmen.


    LG Siamak

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