Eindrucksvolle Chorstücke aus Klassik und Romantik

  • Lieber m-mueller,


    du hast in deinen letzten Beträgen eine Reihe von Stücken aus usnerem Repertoire vorgetragen, angefangen von Bruckners "Locus iste" über Menselssohns "Abschied vom Walde" bis hin zu seinem wunderbaren Satz "Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir" aus dem Psalm 91, ein Stück, das wir in ganz anderer, viel älterer Form gestern und heute in unseren beiden Choralscholen in St. Johannes Lette und St. Lamberti Coesfeld vorgetragen haben, denn in der Liturgie der Gregorianischen Choräle zum Tempus quadragesimae, dominica prima, also dem ersten Fastensonntag heißt es im Graduale, dem zweiten Satz nach dem Introitus:

    Angelis suis mandavit de te

    et custodiant te in omnibus viis tuis.

    In manibus portabunt te,

    ne unquam offendas ad lapidem pedem tuum.


    (Er befiehlt seinen Engeln,

    dich zu behüten auf all deinen Wegen.

    V. Sie tragen dich auf ihren Händen,

    damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt).



    Zugegeben, eine ganz andere Musik, die Gregorianik, die nach Papst Gregor dem I. ((† 604) benannt ist. Aber wenn du einmal über Jahrzehnte hinaus das Kirchenjahr mit solchen Gesängen mitgestaltet hast, und ich tue dies schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert und seit 8 Jahren in zwei Kirchengemeinden (die Gottseidank ein und denselben Dirigenten haben), dann freust du dich auf jeden Termin, an dem du diese zutiefst spirituelle Musik wieder mitsingen darfst.


    Liebe Grüße


    Willi


    P. S. Im Gegensatz zu dem o. a. Musikbeispiel haben wir in unseren beiden Scholen gestern und heute quasi ein Oktett auf die Beine gebracht. Damit füllt man einen großen kirchenraum doch besser als als Solist.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    ich habe in den verschiedenen Chören, in denen ich singe, auch schon einige der hier vorgestellten Stücke selbst mitgesungen, z.B. den Mendelssohn (Denn er hat seinen Engeln befohlen). Ich freue mich tatsächlich auch auf diese Musik, muß aber zugeben, daß ich mich auch auf weniger spirituelle Musik freue, die einfach nur klangschön ist.

  • Der Däne Lars Nielsen (ich habe keine Lebensdaten herausfinden können) hat dieses schöne Chorlied 1891 komponiert. Die Strophen sind den Frauen-, Männerstimmen oder dem Gesamtchor zugeteilt. Beindruckt hat mich dieses Strophenlied aus zwei Gründen: Der schöne Text und die zu Herzen gehende Melodie.


    Der Text stammt von Jakob Knudsen (1858-1917)


    Se, nu stiger solen af havets skød,
    luft og bølge blusser i brand, i glød,
    hvilken salig jubel, skønt alt er tyst,
    medens lyset lander på verdens kyst.


    Jeg vil ånde luften i fulde drag,
    synge Gud en sang for den lyse dag,
    takke ham, at morgnen mig end er sød,
    at mig dagen fryder, trods synd og død.


    Takke ham, som gav mig, når sol står op,
    selv at føle morgen i sjæl og krop,
    at al mørkhed svinder og sjæleve,
    blot jeg trygt vil sige: Din vilje ske!


    O, at jeg tør favne dig, skære dag,
    kalde dig med navne, min sjæls behag,
    alle gode navne, som bedst jeg ved:
    moder, søster, elskte, min kærlighed!


    Lysvæld bag ved lysvæld i himlen ind,
    did, hvorfra den kommer nu, morgnens vind,
    ret som om det ånded af lyset ud -
    o, du milde Fader, min skaber, Gud!


    Lad mig nu kun drage ad natmørkt hav,
    lad mig ikkun stævne imod min grav.
    Livets Gud mig skærmer, jeg er hans barn,
    ud hans hånd mig river af dødens garn.


    Se, da stiger solen af hav på ny,
    alle dødens skygger for evig fly!
    O, for sejersjubel, for salig lyst:
    lyset stander stille på livets kyst!



    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Der Schwede Enjar Eklöf (1886-1954) ragt mit seinen Lebensdaten in die erste Jahrhunderthälfte des 20. Jahrhunderts. So passt das nächste Chorstück auch noch.


    My spirit sang all day des Engländers Gerald Finzi (1901-1956) mag ich sehr. (Text Robert Bridges 1844-1930)

    Wenn es so frisch mit Freude wie von diesem neuseeländischen Chor gesungen wird, ist es noch einmal doppelt so schön.


    My spirit sang all day

    Oh my joy.

    Nothing my tongue could say

    Only my joy!


    My heart an echo caught -

    Oh my joy -

    And spake Tell me thy thought

    Hide not thy joy


    My eyes can peer around, -

    Oh my joy -

    What beauty hast thou found?

    Show us thy joy


    My jealous ears grew whist; -

    Oh my joy -

    Music from heaven is't

    Sent for our joy?


    She also came and heard;

    Oh my joy

    What, said she, is this word?

    What is thy joy?


    And I replied, "Oh see

    Oh my joy.

    Tis thee," I cried, "Tis thee:

    Thou art my joy!"



    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ralph Vaughan Williams (1872-1958) ist ein Komponist des 20. Jahrhunderts. Doch romantischer kann man das Gedicht Rest von Christina Rosetti (1830-1894) nicht für Chor setzen. Es erschien 1902.


    O Earth, lie heavily upon her eyes;
    Seal her sweet eyes weary of watching, Earth;
    Lie close around her; leave no room for mirth
    With its harsh laughter, nor for sound of sighs.
    She hath no questions, she hath no replies,
    Hushed in and curtained with a blessed dearth
    Of all that irked her from the hour of birth;
    With stillness that is almost Paradise.

    Darkness more clear than noon-day holdeth her,
    Silence more musical than any song;
    Even her very heart has ceased to stir:
    Until the morning of Eternity
    Her rest shall not begin nor end, but be;
    And when she wakes she will not think it long.



    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Edward Elgar (1857-1934)


    Gedicht von Lord Byron (1788-1824)


    Deep in my soul aus Four part-songs, op. 53, Nr. 2


    "Deep in my soul that tender secret dwells,

    Lonely and lost to light for evermore,

    Save when to thine my heart responsive swells,

    Then trembles into silence as before.


    "There, in its centre, a sepulchral lamp

    Burns the slow flame, eternal — but unseen;

    Which not the darkness of Despair can damp,

    Though vain its ray as it had never been.


    Elgar hat nur die beiden ersten Strophen vertont. Die erste wird am Schluss wiederholt.


    "Remember me — Oh! pass not thou my grave

    Without one thought whose relics there recline:

    The only pang my bosom dare not brave

    Must be to find forgetfulness in thine.


    "My fondest — faintest — latest accents hear —

    Grief for the dead not Virtue can reprove;

    Then give me all I ever asked — a tear,

    The first — last — sole reward of so much love!




    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Hallo Moderato,


    bevor ich heute den Howells gepostet habe, habe ich tatsächlich auch nach Stücken von Vaughn Williams gesucht, habe aber nichts gefunden, was ich attraktiv genug gefunden hätte. Das Stück, das Du gepostet hast, ist mir da entgangen, es gefällt mir gut.