Konzertführer und ähnliche Publikationen als "Mörder" von Komponisten ?

  • Immer wieder - und immer öfter - stoße ich auf - IMO - unverzeihliche Lücken, wenn ich Informationen in handelsüblichen Konzert - Klaviermusik- Kammermusik- und anderen -Führern suche. Gäbe es nicht die - von mir einst belächelte - und auf Grund ihrer eindeutig links orientierten tendenziellen Gestaltung ihrer Aufsätze noch immer kritisch gesehene - WIKIPEDIA, so wären mache Komponisten für den deutschsprachigen Rauim gar nicht existent, getötet durch "totschweigen" oder (in älteren Publikationen - herabwürdigenden Bemerkungen des jeweiligen Autors) sähen wir von den oft ausgezeichneten Booklettexten einiger engagierter Klassiklabels ab. Diese sind aber oft lediglich in englich oder französisch verfügbar. Zudem sind sie ebenfalls oft leicht tendenziös - in Richtung Aufwertung des Komponisten, dessen Werke hier eingespielt sind.


    In meinem Kopf geistert ein deutschsprachiger Konzertführer im Lexikonformat herum mit einem Gesamtvolumen von 2000 Seiten und einem reduzierten Bildanteil. Der Harenberg ist ja voll von Bildern in relativ großem Format. Das wäre an sich begrüßenswert, ginge es nicht auf Kosten der textlichen Substanz. (Ich hätte auch gegen 3 Bände nichts einzuwenden) Ebenso könnte man die weiteren -Führer anlegen.
    Da das aus wirtschaftlichen Gründen nur ein Traum bleiben wird (was durchaus verständlich ist - es sei denn als staatliches Kulturprojekt*)
    rolle ich das Thema anders auf ?


    Wie siehr es mit englischen Konzertführtern aus oder aus Skandinavien ?
    Sind dort die Schwerpunkte ebenfalls am "deutschen" Repertoire ? oder ist die Verteilung anders ?


    Bei der deutschen WIKIPEDIA sind inzwischen auch "Ermüdungserscheinungen" zu registrieren. So habe ich seit längerer Zeit immer wiedr auf das englische Pedant geblickt. Aber die IMO ausführlichsten Artikel in Sachen Kultur bieten zweifellos die Franzosen an - teilweise selbst bei unbekanntem deutschen Repertoire....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Konzertführer, die ich habe, u.a. auch der von dir genannte Harenberg beschreiben manche Standardwerke gut, andere weniger gut.
    Vieles sucht man vergeblich.
    In vielen Booklettexten fand ich meist die englischen Texte (viele französische Texte waren aus dem Englischen übersetzt) weit besser als die eigens von deutschen Autoren verfassten Texte. Ich habe mir diese oft übersetzt und in einer Datei gespeichert. So habe ich mir z.B. einen eigenen Konzertführer zu den meisten Sinfonien von Haydn geschaffen. Einer Produktionsfirma habe ich dann einmal vorgeschlagen, statt deutsche Autoren zu bemühen, die besseren englischen Texte einfach übersetzen zu lassen, was später auch geschah.
    Es ist daher erfreulich, wenn man hier im Tamino-Klassikforum Manches mehr über weniger geläufige Werke erfährt.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich sehe das ähnlich wie Alfred. Der Harenberg ist sicher schon durch seinen Namen ein geachteter Wegweiser durch die klassische Musik, mir gefällt aber einiges an ihm nicht. Viele Satzbeschreibungen fallen mir zu kurz aus, wogegen mir die Ausführungen zur Entstehungsgeschichte des Werkes oft hilfreich sind. Die teilweise recht großflächigen und zum Werk nichts sagenden Fotos sind Platzfresser. Ich brauche sie nicht.
    Ich bevorzuge da das Wek "Der Konzertführer" von Attila Csampai und Dietmar Holland oder von Rudolf Bauer "Das Konzert". Hier wird auf Lametta verzichtet und die Musik in den Vordergrund gestllt. Blickfänge wie Bilder werden vermieden zugunsten inhaltlicher Aussagen.
    Und wenn es mal ganz schnell gehen soll, bietet das Internet (nicht nur mit Wikipedia) ausreichend Vorbereitungsstoff für einen Konzertbesuch, wenn man nicht genügend Zeit und Muse hat, personenbezogene Fachliteratur zu lesen. Aber alle aufgeführten, in meinem Besitz befindlichen Werke streifen Kammermusik und Solokonzerte nur am Rande. Eigentlich unverzeihlich.
    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zitat

    Aber alle aufgeführten, in meinem Besitz befindlichen Werke streifen Kammermusik


    Dafür gabs den Harenberg Kammermusikführer (inzwischen gestrichen, bzw antiquarisch erhältlich)
    Er verzeichnet auf über 1000 Seiten ca 180 Komponisten (20 weniger als der Konzertführer) - besser als nichts - weist also noch größere Lücken wie sein "Bruder" der Konzertführer auf.



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !