Wer sang an allen drei Berliner Opernhäusern?

  • Zu Peter Maus hatte ich keine Beweise. Der andere Tenor ist vermutlich der legendäre Horst Hiestermann. Aber auch hier habe ich kein Bild, was er an KOB und Staatsoper gesungen hat.

  • Der andere Tenor ist vermutlich der legendäre Horst Hiestermann. Aber auch hier habe ich kein Bild, was er an KOB und Staatsoper gesungen hat.

    Nee, um den geht es nicht, der war meines Wissen auch nie Ensemblemitglied der DOB, sondern "nur" Gast.

    Dass Hiestermann mal an der KOB gesungen hätte, ist mir zumindest nicht bekannt. Es geht um einen anderen Buffo-Tenor, der wirklich Ensemblemitglied an zwei der drei Berliner Opernhäuser war. Sein Karriereverlauf war dem Hiestermanns allerdings ähnlich...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Gut, dann lösen wir die Sache auf:


    Uwe Peper, Tenor:


    image.jpg


    - Deutsche Oper Berlin: Ensemblemitglied ab zweite Hälfte 1980er Jahre (Rollen u.a. Pedrillo, Monostatos, Jaquino, Peter Iwanow, Steuermann, David, Rheingold-Mime, Gottesnarr, Goro)

    - Staatsoper Berlin: Gastspiele als Pedrillo (8.6.1979) und Monostatos (29.5.1973)

    - Komische Oper Berlin: Ensemblemitglied von ca. 1969 bis 1984 oder 1985 (Rollen u.a. Pedrillo, David, Remendado, Missail und "Der lustige Musikant" in "Das Land Bum-Bum" von Georg Katzer




    Da war er noch da, also in Ost-Berlin bzw. in der DDR:



    Und da war er schon weg:



    Und dann war er hier:



    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    nun benenne ich einen Sänger, der - auch hier im Forum ("Die berühmte Stimme: Ernst Kozub - einer der letzten großen Heldentenöre") - stets polarisierend beurteilt worden ist. An seiner stimmlichen Potenz gibt es nichts zu bemängeln, seine Rollengestaltung aber kann man durchaus als 'indifferent' beschreiben. Ich habe ihn dreimal - als 'Florestan' und als 'Bacchus' - an der Deutschen Oper am Rhein gehört, allerdings in seiner letzten Lebensphase (1970/1971) und da wird er wohl schon an Leukämie erkrankt gewesen sein. Seine Studio-Aufnahmen und Live-Mitschnitte, die ich fast alle habe, bilden seine Stimme nur eingeschränkt ab; in Wirklichkeit verfügte er über einen sehr voluminösen Tenor mit einer enormen Durchschlagskraft.


    Ernst Kozub ist dem Vernehmen nach häufig indisponiert aufgetreten, ließ sich aber nicht ansagen; da er schon früh Herzprobleme hatte, konnte seine Leistung innerhalb einer Vorstellung stark schwanken. Er eilte von Auftritt zu Auftritt, hatte Verpflichtungen quer durch Europa und nahm sich wohl nicht die Zeit, an seiner nicht ganz sicheren Technik zu feilen und seine Partien zu nicht nur stimmlich überzeugenden Portraits zu formen. (Der 'Decca'-Produzent John Culshaw hat in seinem Buch "Ring Resounding" anschaulich beschrieben, wie man Kozub immer einen Korrepetitor zur Vorbereitung auf die "Siegfried"-Aufnahme 1962 hinterherschicken musste, weil er ständig unterwegs war.) Als hätte er seinen frühen Tod geahnt...


    Der gebürtige Duisburger fand sich am Kriegsende in Thüringen wieder, arbeitete als Versicherungskaufmann, gründete eine Familie und nahm privat Gesangsunterricht, den er an der Staatlichen Musikhochschule in Weimar bei dem renommierten Lehrer Josef Maria Hauschild fortsetzte. Im März 1951 wurde er an das Stadttheater Erfurt als 'jugendlicher Heldentenor' engagiert und wechselte dann an das Studio der Komischen Oper in Berlin. Walter Felsenstein setzte ihn bereits am 1. 11. 1952 in seiner Neuinszenierung von "Zar und Zimmermann" als 'Marquis von Chateauneuf' ein; die weiteren Solisten waren Sonja Schöner ('Marie'), Gerhard Niese ('Peter Michailow'), Ralph Peters ('Peter Iwanow') und Josef Burgwinkel ('van Bett') mit dem Dirigenten Erich Wittmann. Ernst Kozubs zweite Premiere (13. 12. 1952) an der Behrenstraße war "La Bohème" mit der Rolle des 'Rudolf' - ferner sangen: Kerstin Andersson ('Mimi'), Irmgard Arnold ('Musette'), Georg Mund ('Marcel'), Kurt Seipt ('Schaunard') und Gerhard Frei ('Collin') / Dirigent: Hans Löwlein / Regie: Erich Geiger. Bereits während dieser Zeit nahm Ernst Kozub zahlreiche Gast-Angebote anderer - auch westdeutscher - Bühnen an, z. B. in Frankfurt/Main, wohin ihn Georg Solti, seit 1951 dort Opern- und Generalmusikdirektor, im Mai 1954 fest verpflichtete.


    In seiner Zeit als Mitglied des Frankfurter Opernensembles hatte Ernst Kozub Abend-Verträge mit vielen deutschen Opernhäusern, so auch an der Deutschen Oper am Rhein (1956 bis 1958) wie an der Städtischen Oper Berlin bzw. der späteren Deutschen Oper Berlin. Allerdings wurde er hier nur einmal für eine Neuinszenierung eingesetzt: am 11. 12. 1969 als 'Hermann' in Chaikovskiis "Pique Dame" mit Annabelle Bernard ('Lisa'), Sieglinde Wagner ('Pauline'), Patricia Johnson ('Die alte Gräfin'), William Dooley ('Graf Tomsky') und William Murray ('Fürst Jeletzky') / Dirigent: Martin Turnovsky / Regie: Oscar Fritz Schuh. Noch im November 1971, wenige Wochen vor seinem Tod, stand er als 'Kaiser' in Gustav Rudolf Sellners Inszenierung von "Die Frau ohne Schatten" auf der Bühne im Haus an der Bismarckstraße (neben Hildegard Hillebrecht als 'Kaiserin', Gladys Kuchta als 'Färbersfrau', Ruth Hesse als 'Amme' und mit Gerd Feldhoff in der Partie des 'Barak' unter der musikalischen Leitung von Heinrich Hollreiser).


    An der Staatsoper 'unter den Linden' hat Ernst Kozub sehr oft gastiert, z. B. am 27. 2. 1966 als 'Florestan' in der 100. Aufführung der "Fidelio"-Inszenierung von Erich-Alexander Winds aus dem Jahre 1955 mit Ludmila Dvoraková ('Leonore'), Ingeborg Wenglor ('Marzelline'), Antonin Svorc ('Don Pizarro'), Gerhard Frei ('Rocco'), Harald Neukirch ('Jaquino') und Rolf Kühne ('Don Fernando'); der Dirigent war Otmar Suitner. Auch beim Gastspiel der Berliner Staatsoper in Budapest Ende November 1968 sang Kozub den 'Florestan'. 1969 gab es an der Staatsoper sogar ein veritables 'Kozub-Festival' als er innerhalb von neun Tagen in folgenden Werken sang: 'Erik' in "Der fliegende Holländer" (mit Ludmila Dvoraková, Gertrud Stilo, Theo Adam, Reiner Süß und Peter Bindszus unter Heinz Fricke / 14. 3.), 'Florestan' im "Fidelio" am 16. 3. (mit Ludmila Dvoraková, Ingeborg Wenglor, Theo Adam, Gerhard Frei, Horst Hiestermann und Kurt Rehm / Dirigent: Otmar Suitner), 'Mario Cavaradossi' in der "Tosca" mit Ludmila Dvoraková in der Titelrolle und mit Tomislav Neralic von der Deutschen Oper Berlin als 'Baron Scarpia', dirigiert von Heinz Fricke am 18. 3. und am 22. 3. im "Tannhäuser" (Titelrolle) mit Elisabeth Rose, Ludmila Dvoraková, Wolfgang Anheisser, Martin Ritzmann, Gerhard Frei u. a. / Dirigent auch hier: Heinz Fricke.


    In Erinnerung bleibt uns Ernst Kozub als ein Tenor mit prächtigen Stimmmitteln und stählerner Kraft, der aber oft (krankheitsbedingt?) Schwankungen in der Disposition zeigte und dessen Ausdrucksmittel leider etwas eingeschränkt waren. (Hoffentlich habe ich hiermit nicht wieder eine ellenlange Diskussion über ihn losgetreten.)


    Ich wünsche allen 'Taminos' einen guten Jahreswechsel und für 2019 Gesundheit, Zufriedenheit und viele musikalische Höhepunkte!


    Carlo

  • Lieber "Carlo",

    sei herzlich bedankt für deinen fundierten Beitrag zu Ernst Kozub, der natürlich in diese Rubrik gehört.


    Ich wünsche allen 'Taminos' einen guten Jahreswechsel und für 2019 Gesundheit, Zufriedenheit und viele musikalische Höhepunkte!


    Carlo

    Das wünsche ich dir und allen anderen auch!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Der Bassbariton Egils Silins ist an allen drei Berliner Opernhäusern aufgetreten.

    An der Deutschen Oper hat er seit Ende der 90er etliches gesungen: Mephistopheles, Holländer, Barak, Wanderer, Escamillo u. a.

    An der Staatsoper hat er auch immer mal wieder gastiert, so als Scarpia noch in der Riha-Inszenierung der "Tosca". Zuletzt habe ich ihn dort im Oktober 2018 als Barak erlebt.

    An der Komischen Oper war er 2011 der Jochanaan in der Premiere von Thilo Reinhardts "Salome"-Inszenierung.

  • Vielen Dank für Egils Silins!


    Ich nominiere heute als ersten im neuen Jahr einen Sänger, der ein Stimmfach singt, dass hier bislang noch gar nicht vertreten ist und seinerzeit noch weit exotischer war als heute:


    Jochen Kowalski, Altus (Countertenor)


    kowalski.jpg


    Deutsche Oper Berlin: mehrere Liederabende (u.a. 30.1.1991) und Auftritte zur alljährlichen AIDS-Gala (u.a. 1995)

    Staatsoper Berlin: Requisiteur von 1972 bis 1977, später Gastauftritte u.a. als Prinz Orlofsky (1993) und Tancredi (1994); Berliner Bühnencomeback in der Spielzeit 2017/18 als Nutrice in Monteverdis "Krönung der Poppea"

    Komische Oper Berlin: Bühnendebüt 1981 als Lehrbube in den "Meistersingern", ab 1983 Ensemblemitglied (Rollen u.a. Fjodor, Giustino, Orpheus, Julius Cäsar und Prinz Orlofsky, dazu zahlreiche Konzerte und Liederabende)


    Die Beispiele, die ich einstellen kann, sind freilich alle aus seinem Stammhaus (chronologisch, um seine Entwicklung zu verdeutlichen), dennoch ist er zweifelsfrei an allen drei Berliner Opernhäusern aufgetreten (auch wirklich von diesen engagiert).










    Und hier doch noch ein Auftritt von einer AIDS-Gala in der Deutschen Oper Berlin, und zwar der von 1995:



    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

    Einmal editiert, zuletzt von Stimmenliebhaber ()

  • Wenn ich mich nicht verzählt habe, dann ist Jochen Kowalski der 41. Sänger, der in dieser Rubrik genannt wurde, weil er an allen drei Berliner Opernhäusern gesungen hat. Ich bin sehr optimistisch, dass wir die 50 noch voll kriegen! :):thumbup::jubel:


    Danke an alle, die bislang mitgemacht haben! :yes::jubel::hail::hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Auch Anja Silja ist an allen drei Berliner Opernhäusern aufgetreten und ihre Auftritte spannen sich über einen Zeitraum von mehr als 50 (!) Jahren.

    An der Deutschen Oper sang sie in der Zeit nach der Eröffnung des neuen Hauses in zwei wichtigen Premieren, am 27. Dezember 1961 die Elsa in "Lohengrin" (ML: Heinrich Hollreiser; Inszenierung: Wieland Wagner, an der Seite von Jess Thomas, Christa Ludwig, Hermann Uhde und Josef Greindl) sowie am 13. Dezember 1962 die Titelpartie in "Salome" (ML: Bruno Maderna; Inszenierung: Wieland Wagner, an der Seite von William Dooley, Gerhard Stolze und Astrid Varnay). Die Salome sang sie noch lange im Repertoire, es sind Aufführungen bis in die späten 70er mit ihr gelistet.

    2002 übernahm die Deutsche Oper die "Jenufa"-Inszenierung von Nikolaus Lehnhoff aus Glyndebourne, hier sang sie die Küsterin unter der musikalischen Leitung von Jiri Kout. 2004 wurde "Die Sache Makropoulos" ebenfalls von Lehnhoff inszeniert und ebenfalls aus Glyndebourne stammend zur Aufführung gebracht, hier sang sie die Emilia Marty. Außerdem trat sie Anfang 2003 in Repertoire-Vorstellungen von Schönbergs "Erwartung" auf.

    An der Staatsoper sang sie zu DDR-Zeiten ebenfalls "Erwartung" in der Spielzeit 1981/82 in einem Sinfoniekonzert unter Leitung ihres damaligen Mannes Christoph von Dohnányi, nach der Wende in der Spielzeit 1992/93 die Ortrud sowie im Herbst 2006 wiederum "Erwartung" in einer Inszenierung von Robert Wilson unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim (gekoppelt mit einer Wilson-Performance, in der sie ebenfalls auftrat). 2011 war sie in Vincent Boussards Neuinszenierung von "Candide" am Schillertheater die Old Lady, Wayne Marshall dirigierte.

    An der Komischen Oper sang sie im Januar 2009 die Gräfin in einer Neuinszenierung von "Pique Dame" (ML: Alexander Vedernikov, Inszenierung: Thilo Reinhardt).


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  • Lieber "Melomane", sei herzlich bedankt für deinen Beitrag zu Anja Silja, die ich mir ungelogen für morgen vorgenommen hatte, mein Beitrag wäre aber nicht so gut geworden wie deiner!:jubel::hail::hello:

    Allerdings hätte ich mir den Himweis nicht verkneifen können, dass sie am Stammhaus von Elisabeth Grümmer in besagter "Lohengrin"-Premiere als Elsa natürlich ausgebuht wurde. 8-) Was beweist, dass man sich von einem misslungenen Hausdebüt nicht entmutigen lassen sollte, sondern auch Jahrzehnte später dort noch Triumphe feiern kann. :)

    Meine Lieblingsstimme war das nie. Dennoch ziehe ich meinen Hut vor dieser gewaltigen Lebensleistung und dieser so lange währenden Bühnenlaufbahn vom Wunderkind bis zur Primadonna des Charakterfachs und der Moderne. :hail:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • sowie am 13. Dezember 1962 die Titelpartie in "Salome" (ML: Bruno Maderna; Inszenierung: Wieland Wagner, an der Seite von William Dooley, Gerhard Stolze und Astrid Varnay).

    Zwar hat mir der "Melomane" Anja Silja weggeschnappt - wenige Stunden, bevor ich selbst zuschlagen wollte, hat mir in seinem lesenswerten Beitrag jedoch eine Steilvorlage zu einem weiteren Sänger gegeben, der an allen drei Berliner Opernhäuser gesungen hat:


    Gerhard Stolze, Tenor


    AK-Opernsaenger-Gerhard-Stolze-im-Anzug-portraetiert.jpg


    Deutsche Oper Berlin: Gastauftritte u.a. als Herodes

    Staatsoper Berlin: Ensemblemitglied 1953 bis 1961 (Auftritte u.a. als Don Ottavio und Max, um nur mal zwei charakterfachuntypische Rollen von ihm zu nennen)

    Komische Oper Berlin: John Styx in "Orpheus in der Unterwelt"


    Zwar kann ich keine akustischen Beweise seiner Auftritte an den jeweiligen Berliner Opernhäusern einstellen, wohl aber meine Lieblingsaufnahme von ihm, entstanden mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin:



    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Der Tenor Yosep Kang ist an allen drei Berliner Opernhäusern aufgetreten.

    2002 wurde er Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin und sang dort zunächst etliche kleine Partien wie den Brühlmann in "Werther", Giuseppe in "La traviata", einen Knappen in "Parsifal" oder Bruno Robertson in "Puritani". Nach und nach kamen größere Aufgaben hinzu wie Tamino, Edgardo, Alfredo, Duca, Cassio, Conte Almaviva oder auch Don Ottavio, den er in der Premiere der Roland-Schwab-Inszenierung im Jahr 2012 sang. Seit der Spielzeit 2013/14 ist er freischaffend, ist der Deutschen Oper aber nach wie vor durch zahlreiche Gastverträge eng verbunden. Zu den Aufgaben der letzten Jahre gehörten u.a. Macduff, Rodolfo, Don Carlo, Faust (Berlioz), Gustavo oder Raoul (Hugenotten).

    An der Staatsoper gastierte er in den Spielzeiten 2006/07 und 2007/08 als Conte Almaviva in Ruth Berghaus' legendärer "Barbiere"-Inszenierung.

    An der Komischen Oper habe ich ihn einmal einspringend im Mai 2006 als italienischer Sänger im "Rosenkavalier" in der dort laufenden Homoki-Inszenierung gesehen. Dirigiert hat Kirill Petrenko.

    Auf youtube finden sich Mitschnitte aus der DOB von "Ah, la paterna mano" aus "Macbeth" (eine Wiederaufnahme der Carsen-Inszenierung unter Paolo Arrivabeni) aus dem Jahr 2013 sowie von "Teci io sto" aus "Un ballo in maschera" (nur Audio, unter Ido Arad) gemeinsam mit Tamara Wilson aus dem Jahr 2016:



  • Lieber Stimmenliebhaber,


    leider bin ich unterwegs und kann keinen längeren Beitrag schreiben, vielleicht kannst du mir helfen und noch ergänzen. ...Ich meine, dass auch Juliane Banse an allen drei Häusern gesungen hat. Nachdem sie als 20jährige an der komischen Oper debütierte, sang sie auch zumindest "La Voix Humaine" in der Staatsoper 2017 sowie an der Deutschen Oper Berlin Pamina und Manon von Massenet. Wie gesagt, für Ergänzungen und Nachweise hänge ich von dir ab, wollte aber dennoch auch aus der Ferne mein Scherflein beitragen. Liebe Grüße und alles Gute im Neuen Jahr!

  • Juliane Banse ist in der Tat an allen drei Berliner Opernhäusern aufgetreten. Zu den genannten Partien kann ich noch Pamina an der Staatsoper sowie Sophie (Rosenkavalier) an der Deutschen Oper hinzufügen.

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    leider bin ich unterwegs und kann keinen längeren Beitrag schreiben, vielleicht kannst du mir helfen und noch ergänzen. ...Ich meine, dass auch Juliane Banse an allen drei Häusern gesungen hat. Nachdem sie als 20jährige an der komischen Oper debütierte, sang sie auch zumindest "La Voix Humaine" in der Staatsoper 2017 sowie an der Deutschen Oper Berlin Pamina und Manon von Massenet. Wie gesagt, für Ergänzungen und Nachweise hänge ich von dir ab, wollte aber dennoch auch aus der Ferne mein Scherflein beitragen. Liebe Grüße und alles Gute im Neuen Jahr!

    Lieber "Don_Gaiferos",


    sei ganz herzlich bedankt für deinen Beitrag zu Juliane Banse, die in der Tat blutjung Ende der 1980er Jahre an der Komischen Oper Berlin ihre ersten Bühnenerfahrungen als Susanna und Pamina (unter Rolf Reuter) machte und bis Mitte der 1990er Jahre an diesem Haus auftrat. An Ende 1990 kam auch die Ilia in Mozarts "Idomeneo" hinzu:



    Ich habe Juliane Banse an der Komischen Oper Berlin mehrfach als Susanna und Pamina erlebt ("Idomeneo" habe ich leider vepasst.). An der Deutschen Oper Belrin habe ich sie als Massenet-Manon erlebt. Nur an der Berliner Staatsoper habe ich sie nie erlebt und hätte ohne dich von ihrem Poulenc nichts gewusst. Insofern noch einmal herzlichen Dank, dass ich sie dank dir in meine Liste aufnehmen kann! :jubel::hello:


    Hier noch ein Auftritt von ihr bei der Aids-Gala 2003 in der Deutschen Oper Berlin:



    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Pamina an der Staatsoper

    Oh, cool, demnach hätte sie die Pamina an allen drei Berliner Opernhäusern gesungen!


    Danke auch für Yosep Kang! Ich werde in einer Stunde, wenn wir einen neuen Tag haben, noch einen berühmten deutschen Heldentenor nennen, wenn ihn mir "Carlo" nicht noch vorher wegschnappt! ^^

    ("Carlo" wollte ja auch noch den Bariton-Partner von Elisabeth Grümmer an der Komischen Oper Berlin hier einbringen! ;))

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber,

    lieber Melomane,


    danke für Eure Ergänzungen und Komplettierungen, die das Ganze erst zu einem lesenswerten Beitrag machen und abrunden - klasse, das macht Spaß! :)

  • A propos, wie sieht es mit Pilar Lorengar aus? DOB ist klar, komische Oper auch, an der Staatsoper müsste sie doch sicher auch gesungen haben?

  • Heute nenne ich den deutschen Heldentenor, wobei bei einem der drei Häuser eine kleine Unsicherheit bleibt, die vielleicht ein anderer Tamino ausräumen kann:


    Hans Hopf, Tenor


    A-826833-1284643718.jpeg.jpg


    Deutsche Oper Berlin: Gastauftritte in den 1960er Jahren u.a. als Siegfried*

    Staatsoper Berlin: Engagement in der Spielzeit 1947/48 (Rollen u.a. Pinkerton, Alfred Germont, Des Grieux/Manon/Massenet, Sänger/Rosenkavalier, Tenor-Solo im Verdi-Requiem, Herzog/Rigoletto), später auch Gastauftritte im wiedereröffneten Stammhaus Unter den Linden (beide Siegfriede, Stolzing, Tristan)

    Komische Oper Berlin: Gastauftritte als Alfred in "Die Fledermaus"


    * leider kann ich keinen einzigen schriftlichen Beleg für Auftritte von Hans Hopf in der Deutschen Oper Berlin anbringen. Vom Hörensagen weiß ich aber, dass er im Sellner-"Ring" den Siegfried nachgesungen haben soll (Premierenbesetzung war Wolfgang Windgassen bzw. Claude Heater). Generell hat die Deutsche Oper Berlin in den Jahren nach ihrer Neueröffnung alles unternommen, um alles, was Rang und Namen hatte, im Haus auftreten zu lassen - und Hopf hatte damals im deutschen Fach Rang und Namen. Ich kann es also leider nicht wirklich beweisen, gehe aber davon aus, dass Hans Hopf als Gast an der Deutschen per Berlin und/oder auch schon an der Städtischen Oper Berlin aufgetreten ist, wenn auch wohl nicht oft. Wenn jemand mehr darüber weiß, bin ich über entsprechende Kommentierung sehr dankbar!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • A propos, wie sieht es mit Pilar Lorengar aus? DOB ist klar, komische Oper auch, an der Staatsoper müsste sie doch sicher auch gesungen haben?

    Pilar Lorengar hat an der Komischen Oper Berlin gesungen???

    Die besetzungszettel der Staatsoper Berlin zwischen 1946 und 1994 hatte ich ja alle in der Hand, und da ist sie mir nicht untergekommen. Also definitiv keine Sängerin, die an allen drei Häusern gesungen hat (unabhängig davon, was da an der Komischen Oper Belrin gewesen sein soll - für diesbezügliche Aufklärung wäre ich dennoch sehr dankbar!)


    P.S.: Die Lorengar sang ja eigentlich genau zu Mauer-Zeiten an der Deutschen Oper Berlin. Aufgrund der damals angespannten politischen Situation sind Auftritte eines Ensemblemitglieds der DOB an Ostberliner Opernhäusern eher unwahrscheinlich, wenn auch nicht ganz ausgeschlossen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber "Kapellmeister Storch",

    meines Wissens hat Peter Schreier nie in einer Aufführung der Komischen Oper Berlin mitgesungen. Ich kann nicht ausschließen, dass er mal einen Liederabend oder ein Konzert dort gemacht hat, weiß aber auch nichts wirklich darüber. Ich denke also nicht, dass er in diese Kategorie passt.


    Jetzt hoffe ich erst einmal, dass irgendjemand noch bestätigen kann, dass Hans Hopf tatsächlich mal an der Städtischen Oper bzw. Deutschen Oper Berlin aufgetreten ist.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"


  • Hallo, Taminos!


    Hier ist nun das versprochene Portrait von Josef Herrmann!


    Der bis 1948 in Dresden tätig gewesene Bass-Bariton kam 'als Gast' an die Städtische Oper Berlin und wurde von dem neuen Intendanten Heinz Tietjen ab der Spielzeit 1948/1949 fest an das Haus in der Kantstraße verpflichtet. (Der Dresdner Oper blieb er aber durch zahlreiche Gastspiele weiter verbunden - wie er auch ab Dezember 1949 bis Juni 1953 dem Ensemble der Wiener Staatsoper angehörte - und zahlreiche internationale Auftritte hatte.) Hier einige Beispiele von Josef Herrmanns frühen Auftritten an der Städtischen Oper Berlin anhand der

    Premieren:

    "Die Walküre" am 10. 4. 1948 (mit Hilde Scheppan als 'Sieglinde', Glanka Zwingenberg als 'Brünnhilde', Johanna Blatter als 'Fricka'; den 'Siegmund' sang Günther Treptow und den 'Hunding' Hans Hofmann; der Dirigent war Robert Heger und die Regie verantwortete Frida Leider in der Ausstattung von Waldemar Volkmer). Am 21. 2. 1951 präsentierte Heinz Tietjen eine Neuinszenierung in den Bühnenbildern und Kostümen von Emil Preetorius - außer Josef Herrmann (Wotan) sangen unter der Leitung von Ferenc Fricsay: Sieglinde - Maria Müller, Brünnhilde - Paula Buchner, Fricka - Margarete Klose, Siegmund - Ludwig Suthaus, Hunding - Josef Greindl. (Die Vorstellung vom 10. 6. 1951 in gleicher Besetzung wurde vom Rundfunk übertragen und ist auf CD erhältlich.)

    "Don Carlos" (Premiere: 18. 11. 1948): mit Josef Herrmann als 'Großinquisitor' und mit Irma Demuth ('Elisabeth von Valois'), Johanna Blatter ('Fürstin von Eboli'), Boris Greverus in der Titelrolle, Dietrich Fischer-Dieskau als 'Marquis von Posa' und Josef Greindl als 'Philipp II.'. Ferenc Fricsay war der Dirigent und Julius Kapp der Regisseur in der Ausstattung von Josef Fenneker - und auch hiervon gibt es auf CD einen Mittschnitt.

    Die Uraufführung der Oper "Circe" von Werner Egk, der sein Werk selbste dirigierte, war am 18. 12. 1948 (Inszenierung: Heinz Tietjen / Ausstattung: Josef Fenneker). Die Oper brachte es immerhin auf 24 Vorstellungen; in der Premiere wirkten außer Josef Herrmann als Steuermann 'Antistes' noch Katarina Kutz in der Titelrolle, Hans Beirer als 'Ulyss', Boris Greverus als 'Arsidas' und Josef Greindl als Matrose 'Leporell' mit.

    Am 10. 7. 1949 war die Premiere von Chaikovskiis "Die Zauberin" - ein irreführender Titel, richtiger müsste es "Die Verzaubernde" heißen. Josef Herrmann interpretierte den 'Fürsten Kurtjatew'; die Titelfigur, die schöne Wirtin 'Nastasja' sang Irma Demuth. In weiteren Rollen: Fürstin Eupraxia - Johanna Blatter, Erich Witte - Prinz Juri, Mamyrow - Hans Hofmann. Julius Kapp, der diese bis heute selten aufgeführte Oper übersetzte und bearbeitete, führte auch die Regie mit Waldemar Volkmers Ausstattung; Leopold Ludwig war der Dirigent.

    Josef Herrmanns letzte Premiere (9. 1. 1954) an der Städtischen Oper waren Wagners "Meistersinger von Nürnberg", er verkörperte natürlich den 'Hans Sachs'. Die Besetzung der Hauptrollen: Eva - Elfride Trötschel, Magdalene - Sieglinde Wagner, Walter von Stolzing - Hans Beirer, David - Helmut Krebs, Beckmesser - Benno Kusche und Pogner - Josef Greindl. Karl Böhm dirigierte, Heinz Tietjen hatte die Regie und Emil Preetorius war der Ausstatter.


    Nach dem Abschied Heinz Tietjens von der Städtischen Oper (1954) wechselte Josef Herrmann in's Ensemble der Berliner Staatsoper und sang in der Eröffnungsvorstellung im wieder errichteten Haus 'Unter den Linden' am 4. 9. 1955 seinen 182. 'Hans Sachs' in Wagners "Meistersingern von Nürnberg". Die vielbeachtete Premiere wurde im Rundfunk übertragen und teilweise für die Kino-Wochenschau gefilmt. Ruth Keplinger ('Eva'), Anneliese Müller ('Magdalene'), Erich Witte ('Stolzing'), Gerhard Unger ('David'), Heinrich Pflanzl ('Beckmesser') und Theo Adam ('Pogner') sangen in den Hauptrollen. Franz Konwitschny - der neue Generalmusikdirektor nach dem Rücktritt Erich Kleibers - hatte die musikalische Leitung. Die Inszenierung besorgte der neue Staatsopern-Intendant Max Burghardt, Ludwig Sievert schuf die Bühnenbilder und der auch in Bayreuth von 1954 bis 1975 tätige Kurt Palm entwarf die Kostüme. (Die Festaufführung vom 4. 9. 1955 ist auf CD erhalten.)

    Die zweite Premiere für Josef Herrmann im Zyklus von sechs Neuinszenierungen ("Meistersinger", "Iphigenie in Aulis", "Don Giovanni", "Fidelio", "Eugen Onegin" und "Die Entführung aus dem Serail") aus Anlass der Wiedereröffnung der 'Lindenoper' war am 28. 9. 1955 der "Fidelio" ('Don Pizarro') mit Gertrude Grob-Prandl ('Leonore'), Ingeborg Wenglor ('Marzelline'), Helge Rosvaenge ('Florestan'), Gerhard Frei ('Rocco'), Gerhard Unger ('Jaquino') und als 'Einspringer' Heinz Imdahl ('Don Fernando'). Franz Konwitschny dirigierte auch hier, der Regisseur war Erich-Alexander Winds. Bühnenbild und Kostüme stammten von Hainer Hill. (Am 7. und am 20. 10. wiederholte er den 'Don Pizarro' - den Auftritt (in der Titelrolle) für eine am 14. 12. 1955 vorgesehene Neuinszenierung des "Wozzeck" verhinderte sein Tod mit 52 Jahren; Kurt Rehm sang dann an Stelle von Josef Herrmann diese Partie.)


    Noch vor seinem Fest-Engagement an der Städtischen Oper Berlin holte Walter Felsenstein Josef Herrmann als 'König' für eine Inszenierung von Carl Orffs "Die Kluge" an seine 'Komische Oper'. Die Regie hatte ursprünglich der Film-Regisseur Robert A. Stemmle; Felsenstein überarbeitete sie aber bereits nach der Premiere am 25. 5. 1948. 'Des Bauern Tochter' sang Elisabeth Grümmer (in späteren Vorstellungen ersetzt durch Elfride Trötschel) und ihr 'Vater' war Willy Sahler - musikalische Leitung: Paul Schmitz. ("Die Kluge" wurde in sieben Spielzeiten 66 Mal aufgeführt.) Am 10. 11. 1955 stand er in der Rolle des 'Königs' zum letzten Mal auf einer Bühne; zu einem Besuch am Grab seiner Eltern unterbrach er seine Reise zu einem Kuraufenthalt in Italien in Hildesheim, wo er am 18. 11. 1955 an einem Herzinfarkt starb.


    Josef Herrmann war einer der großen 'Heldenbaritone' deutscher Prägung; er interpretierte aber auch Rollen des italienischen ('Rigoletto', 'Jago' und 'Baron Scarpia') und französischen Fachs ('Escamillo' und die vier Bariton-Rollen in "Hoffmanns Erzählungen"). Zu seinen von der Kritik besonders gewürdigten Portraits zählen der 'Boris Godunow' und der 'Wozzeck', letzterer bei den Salzburger Festspielen 1951 unter Karl Böhm. Seine markante, kraftvolle und sonore Stimme mit einem eindrucksvollen Höhenregister ist auf vielen Schallplatten und CDs erhalten geblieben.


    Viele Grüße!


    Carlo


    P. S. Rudolf Schock muss noch in die Sänger-Liste eingetragen werden.

  • Der Bariton Oskar Hillebrandt ist an allen drei Berliner Opernäusern aufgetreten.

    An der Deutschen Oper Berlin war er während der Intendanz von Götz Friedrich eine Art Dauergast, der in etlichen großen Partien auftrat: Hans Sachs (einspringenderweise), Vater Peter (Premierenbesetzung 1997 in der Homoki-Inszenierung), Pizarro, Alberich, Morone ("Palestrina"), Obrist Kottwitz ("Der Prinz von Homburg", Premierenbesetzung 1997 unter Thielemann, Insz.: Götz Friedrich), Telramund, Kurwenal u.a. Seit dem Ende der Ära Friedrich im Jahr 2001 ist er meines Wissens nie wieder an diesem Haus aufgetreten.

    An der Staatsoper Berlin hat er auch relativ häufig gesungen, schon vor der Wende (seit 1987) Holländer, Pizarro und auch Amonasro. Nach der Wende folgten 1992 Premieren von "Parsifal" (Gralsritter) und Busonis "Brautwahl" (Manasse), beides unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim. Im Jahr 2011 folgte noch einmal eine Premiere, diesmal am Schillertheater der Kruschina in Balász Kovaliks Inszenierung der "Verkauften Braut" (unter Karl-Heinz Steffens).

    Um das Jahr 2000 herum übernahm er an der Komischen Oper in Andreas Homokis "Falstaff"-Inszenierung die Titelpartie.


    2 Mal editiert, zuletzt von Melomane ()

  • Liebe Mitstreiter,


    herzlichen Dank für eure so qualifizierten Beiträge zu Josef Herrmann und Oskar Hillebrandt. Gemeinsam mit dem tätsählich noch fehlenden Rudolf Schock trage ich sie gleich in die Übersicht im Startbeitrag ein. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Dann folgt jetzt als (offenbar) 50. Sänger der Rubrik, der an allen drei Opernhäusern gesungen hat, ein Bassist, der mir ganz besonders ans Herz gewachsen war und dessen plötzlicher Tod mich damals sehr getroffen hat:


    Hans Franzen, Bass


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    Deutsche Oper Berlin: Gastvertrag u.a. als Falstaff (Von den "Lustigen Weibern von Windsor" am 7.2.1988 existiert ein Mitschnitt)

    Staatsoper Berlin: Gastauftritt als Pogner (am 26.06.1983)

    Komische Oper: "Residenzvertrag" von 1981 bis 1993 (Partien: Pogner, Osmin, Sparafucile, Zar Saltan - letztere Rolle sang er nur noch in der Premiere am 10.09.1993, die zugleich sein unerwarteter Bühnenabschied wurde, denn wenige Tage später war er tot.


    Dies war sein Pogner in Harry Kupfers Antrittsinszenierung als neuer Chefregisseur der Komischen Oper Berlin im Herbst 1981:




    Und hier sein Osmin, der rein akustisch nicht annähernd das vermittelt, was er in dieser Inszenierung auf der Bühne geleistet hat:



    Obwohl Hans Franzen in Köln und Zürich sicher mindestens ebenso häufig gesungen hat wie in Berlin, hat er doch nachweislich an allen drei Berliner Opernhäusern gesungen. :)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die Sopranistin Emma Bell hat an allen drei Berliner Opernhäusern gesungen.

    2002 wurde sie Ensemblemitglied an der Komischen Oper und gehörte dem Haus drei Jahre lang an. Ihre Partien: Gräfin Almaviva, Pamina, Micaela, Mimì, Agathe und Alcina (die Premiere der Alden-Inszenierung im März 2004 musste sie kurzfristig absagen, es sprang Geraldine McGreevy ein, sie stieg dann aber in Folgevorstellungen wieder in die Produktion ein).

    Im November 2014 sprang sie wiederum in die Premierenserie "The turn of the screw" an der Staatsoper im Schillertheater für die ursprünglich vorgesehene Maria Bengtsson, die in dieser Produktion inzwischen in Folgeserien aufgetreten ist, ein.

    An der Deutschen Oper Berlin sang sie ganz regulär im Herbst 2016 eine Serie Venus und Elisabeth im "Tannhäuser" unter Michael Boder und an der Seite von Andreas Schager. In diesen Partien wird sie auch in der laufenden Spielzeit wieder an der Bismarckstraße zu erleben sein.


  • Lieber 'Stimmenliebhaber',


    darf's auch etwas mehr sein (als 50 Sänger)?


    Heute möchte ich an einen Sänger erinnern, der im Berliner Musikleben lange eine große Rolle gespielt hat, dem breiten Publikum aber weitgehend unbekannt geblieben ist: Herbert Brauer.


    Der promovierte Musikwissenschaftler, gebürtig aus Berlin, studierte mehr aus beruflichem Interesse denn aus Leidenschaft Gesang im Stimmfach 'Bariton', u. a. bei Karl Schmitt-Walter und Willi Domgraf-Fassbaender. Obwohl er sich mehr dem Konzertgesang verpflichtet fühlte, nahm er 1945 ein Engagement der gerade 'aus den Ruinen' erstandenen Berliner Staatsoper an. Seine ersten Bühnenrollen waren mehr oder weniger nur Stichwortgeber, sogenannte 'Wurzen', aber mit der Zeit wurde er mit größeren Aufgaben betraut. An zwei Premieren im Admiralspalast war er beteiligt: am 10. 4. 1947 verkörperte er in Rimskii-Korsakovs "Sadko" den 'Venezianischen Kaufmann', der eine nicht weniger schöne Arie als das 'Hindulied' des 'Indischen Kaufmanns' (Rudolf Schock) zu singen hat. Die Solisten waren: Erna Berger als 'Wolchowa', Margarete Klose als 'Ljubawa', Ludwig Suthaus in der Titelrolle, Jaro Prohaska als 'Der große Held', Franz Stumpf als 'Ozean' und Willi Pollow als 'Warägischer Kaufmann'. Johannes Schüler dirigierte in der Inszenierung des Intendanten Ernst Legal; die märchenhafte Ausstattung schuf Lothar Schenck von Trapp. Die zweite Neuinszenierung der Berliner Staatsoper mit Herbert Brauer war Massenets "Manon" mit Irma Beilke (Titelrolle) und Rudolf Schock als 'Chevalier des Grieux' am 27. 1. 1948; Brauer sang den 'Monsieur de Brétigny', Kurt Rehm war Manons Cousin, Franz Stumpf der 'Graf des Grieux' und Fritz Soot der Pächter 'Guillot-Morfontaine'. Paul Schmidtmann, ein Sänger der Staatsoper, führte Regie mit den Bühnenbildern und Kostümen von Lothar Scheck von Trapp - der Dirigent war Leopold Ludwig.


    In dieser Zeit half der Bariton auch an der Komischen Oper Walter Felsensteins aus und stellte z. B. in der Premiere von Orffs "Die Kluge" am 25. 5. 1948 den 'Mann mit dem Maulesel' dar. Elisabeth Grümmer und Josef Herrmann sangen die Hauptrollen - ferner wirkten Willy Sahler ('Der Bauer'), Egon Brosig ('Der Kerkermeister'), Bernhard Korsch ('Der Mann mit dem Esel') und Hans Busch, Willy Heyer-Krämer und Gottlieb Zeithammer - der später in der Schweiz eine lange Karriere hatte - als die 'Drei Strolche' mit. (Paul Schmitz hatte die musikalische Leitung, Heinz Pfeiffenberger entwarf Bühnenbild und Kostüme und Felsenstein selbst übernahm die Regie von dem Filmregisseur Robert A. Stemmle.)


    Mit der Spielzeit 1948/1949 wechselte Herbert Brauer an die Städtische Oper im Theater des Westens - und hier wurde der Sänger für lange Jahre zu einer unverzichtbaren Stütze des Ensembles. Neben seinem 'angestammten' Fach des Kavalierbaritons (Mozarts Don Giovanni, Graf Almaviva, Guglielmo, Papageno, Rossinis Figaro, Lortzings Zar Peter der Große, Nicolais Herr Fluth, Humperdincks Besenbinder, dem Harlekin und dem Dichter Olivier von Richard Strauss) war Herbert Brauer auch an einer großen Zahl von Ur- und Erstaufführungen beteiligt. Die folgende Auflistung zeigt, wie experimentierfreudig man in den frühen Nachkriegsjahren - nicht nur in Berlin - war, auch wenn es sich meistens um musikalische 'Eintagsfliegen' handelte: "Die lächerlichen Preziösen" von Fritz Behrend (UA: 22. 5. 1949), "Die spanische Nacht" von Eugen Bodart (UA: 17. 9. 1949), "Amphitryon" des Schweizer Komponisten Robert Oboussier (UA: 13. 3. 1951), "Die Phantasien um Callot" von Gian Francesco Malipiero (UA: 11. 9. 1951), "Der Puck" (1949) von Marcel Delannoy aus Frankreich (EA: 22. 9. 1951) und die EA von "Die Liebe der Danae" (1952) von Richard Strauss am 29. 10. 1952 mit Traute Richter in der Titelrolle, Hans Beirer als Midas, Herold Kraus als Merkur und Robert Bernauer als Pollux. (Bemerkenswert war, dass Herbert Brauer hier die Partie des Jupiter sang, die später stets von einem 'Heldenbariton' dargestellt wurde. Richard Strauss jun., der damals 25jährige Enkel des Komponisten, führte Regie, Josef Fenneker war für die Ausstattung verantwortlich und Leopold Ludwig dirigierte.) Auch bei der Wiederaufführung der Opern "Das war ich" (1902) und "Versiegelt" (1908) aus Anlass des 80. Geburtstages (21. 4. 1951) von Leo Blech wirkte der Sänger mit - der Komponist stand selbst am Dirigentenpult.


    Apropos Richard Strauss: International bekannt wurde Herbert Brauer dann doch noch, als er 1964 den "Krämerspiegel" (mit dem Pianisten Gerhard Puchelt) bei 'Eurodisc' einspielte und auf der Plattenhülle groß zu lesen war, dass der Verlag Bote & Bock den Abdruck der Liedtexte von Alfred Kerr verweigerte. (Richard Strauss schuf 1918 diesen Zyklus von 12 Liedern, in denen die - damaligen? - Praktiken der deutschen Musikverleger karikiert werden. In einem von Bote & Bock angestrengten Gerichtsverfahren wurde er zu einer Ersatzkomposition verurteilt - so kam es zu den "Liedern des Unmuts, op. 68" von Richard Strauss.) Herbert Brauer sang den "Krämerspiegel, op. 66" derart wortdeutlich und nuanciert, dass man beim Hören auf das Mitlesen der Texte verzichten kann - der Musikverlag war damit doppelt blamiert!


    Der Bariton, der lange an der Berliner 'Hochschule für Musik' eine Professur für Gesang besaß, starb 2013 einen Tag nach seinem 98. Geburtstag.


    LG


    Carlo






  • Herzlichen Dank für Emma Bell und Herbert Brauer, die ich auch beide noch im Hinterkopf hatte, obgleich ich bei Brauer nicht so gut über die Städtische Oper Bescheid wusste.


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    Dafür kann ich bezüglich Herbert Brauer noch weitere Rollen nachreichen, die er im Admiralspalast gesungen hat, ohne damit zu Premieren-Ehren zu gelangen: Abbate in Busonis "Arlecchino", Vater Peter in "Hänsel und Gretel", Graf im "Wildschütz", Vater Germont in "La Traviata", Papageno in "Die Zauberflöte", Jeletztki in "Pique Dame". Sein letzter Auftritt im Admiralspalast war am 23.6.1948 ein Papageno - seine mit Abstand meistgesungene Rolle am Haus.


    In dieser Studio-Einspielung der "Fledermaus" kann man Herbert Brauer als Notar Dr. Falke hören:



    An der Komischen Oper Berlin sang Herbert Brauer übrigens nicht nur den Mauleselmann, sondern auch den Dottore Malatesta in "Don Pasquale" und den Morales in "Carmen". :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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