Und, lieber Garaguly, wie hat Dir der Erstkontakt gefallen? Die kurzen Höreindrücke beim Werbepartner klingen zumindest so, als dass sich ein näherer Kontakt lohnen könnte...
Lieber Norbert,
ein näherer Kontakt lohnt sich absolut.
Kurz zum Entstehungshintergrund der Dritten: Wie bei vielen Komponisten, die zwischen 1930 und 1960 in der Sowjetunion ihrer Kunst nachgingen, geriet auch Ljatoschinski in Konflikt mit der sowjetischen Obrigkeit. Speziell der hier aufgenommenen Dritten warf man behördlicherseits vor, im Finalsatz den Ansprüchen des sozialistischen Realismus nicht zu gehorchen. Es drohte das Aufführungsverbot für dieses Werk! Das wollte der Komponist verhindern; also schuf er ein Finale, dass den Kulturapparatschiks der KPdSU genehm war. Und so erfolgte Ende 1955 die offizielle Uraufführung durch die Leningrader Philharmoniker unter Mrawinsky und in dieser Gestalt wurde das Werk auch bis zum Ende der Sowjetunion 1991 aufgeführt. Seither greift man aber immer häufiger (so auch in dieser Aufnahme) auf den ursprünglichen Originalfinalsatz zurück. Den kulturpolitischen "Ersatzsatz" hätte ich mir hier auf dieser CD als Vergleichsmöglichkeit gewünscht. Da wäre doch bei einer Spielzeit von rund 64 Minuten noch ein Plätzchen frei gewesen (wobei ich natürlich nicht weiß, welche Länge dieser Satz hat).
Persönlich gefiel mir das Gehörte sehr. Die Scheibe läuft übrigens jetzt gerade noch einmal. Schostakowitsch oder Weinberg taugen als Vergleiche eigentlich nicht. Man kann nicht sagen "Klingt nach Schostakowitsch". Die Musik erreicht eine große gedankliche und emotionale Tiefe und es bereitete mir größtes Vergnügen, ihr zu folgen. Das trifft übrigens auch für die Symphonische Dichtung zu, die als Beiwerk noch auf der Platte enthalten ist. Beide Werke bieten Ruhig-Lyrisches genauso wie große dynamische Steigerungen, die das gesamte Orchester fordern.
Spielkultur des Orchesters aus Bournemouth ist sehr, sehr gut. Der Aufnahmeklang dieser SACD ist ausgezeichnet.
Grüße
Garaguly