ZAUBERFLÖTE - neuere Inszenierungen als Trauerspiel oder doch als Lachnummer ?

  • Auf der Suche nach "traditionellen Inszenierungen" kommt einem vieles unter. Und man macht etliche Beobachtungen - mögen sie vielleicht auch subjektiv sein. So ist mein subjektiver Eindruck, daß - von einigen großen Prestigeojekten (siehe Traditionelle Opernaufführungen im Vormarsch -Editierte Fassung ) die traditionellen Aufführungen wieder sparsamer geworden sind (?) aber auch die "Hardcore" Regiethaterinszenierungen weichen einer Art Regietheater-light. oder medioum.

    Da es diese Begriffe offiziell gar nicht gibt, möchte ich sie kurz zu definieren versucheen. Die Holzhammer- Methode in Sachen Politische Aussage ist entweder zurückgenommen oder harmlos unterschwellig angebracht,

    Manchmal fehlen alle Attribute, die man gemeinhin mit "Regietheater" verbindet, sie sind lediglich als "Erbsünde" vorhanden, dazu gehören beispielsweise das Übertragen des Werks in eine dafür ungeeignete Zeit oder unpassende Kostüme, sowie der Drang nach Originalität, oder Innovation oder (geradezu eine Drohung) "Kreativität" unter "Kreativität" ist "Schöpferkraft" gemeint - man schafft also etwas Neues- noch nie Dagewesenes. Wichtig ist: Anders als bisher !!

    Dabei wird heute leider geradezu krampfhaft negiert, daß vieles, das bislang noch nicht geschaffen wurde, einfach deshalb nicht geschaffen wurde, weil man es - zumeist zu recht - als häßlich, verwerflich, dumm - oder als Affront gegen den guten Geschmack ansah. Da der Terminus Technicus "Guter Geschmack" oder "Tabu" dem heutigen Zeitgeist weitgehend fremd - weil veraltet - erscheint - eröffnen sich nun dem "schöpferischen Geist" quasi unendliche Möglichkeiten. Man verwechselt allerdings heutzutage ofr "Unbeschränkte Möglichkeiten" mit "unmöglicher Beschränktheit" Das muß nicht immer ein Jammer sein - Zahlreiche Inszenierungen der Zauberflöte zum Beispiel (funktioniert auch mit anderen opern - ist hier abergeradezu ideal) sind ein ideales Medion gegen Melancholie und reaktive Depression.

    M. Schenk hat heute in einem anderen Thread behauptet, es wäre nicht gut für den Ruf des Forums, sich über schwache Interpretationen und Interpreten lustig zu machen. Ich habe drüber nachgesacht und bin zu dem Schluss gekommen, daß es einerseits legitim - andrerseits nicht schädlich für uns ist. Denn es handelt sich ja um "professionelle" Inszenierungen - wo Geld dafür genommen wird - und leider meist Steuergeld, dienn vieles ist einfach dilettantisch und eine Zumutung - es sei denn mann betrachtet sowas als "bewusst der Lächerlichkeit preisgeben" oder als fehlen (um mit Mozart zu sprechen) von jeglichem Kreutzer (sicc.) guten Geschmacks.

    Viel Freude mit diesem Thread.

    Ich beginne mit dem Trailer des Theaters für Niedersachsen, der mir viel Freude gemacht hat. Weniger von den stimmlichen Leistungen - man kann hier nur hoffen, daß die Saalakustik milder mit ihnen umgeht als die kristallklare Aufnahmetechnik des Trailer-Videos. Interessant hier der Versuch, leicht zu modernisieren und zu stilisieren Manches ergänzt sich hier geradezu ideal, wie beispielsweise das Glockenspiel, welches Papageneo wie eine Monstranz hält, während er mit betulicher gediegener Langsamkeit "Ein Mädchen oder Weibchen" zelebriert. Der Haarschmuck verleiht der Szene eine geradezu feierliche Erhabenheit - einer geistlichen Katate. Danach schmettert Tamino sein "Holde Flöte mit Stentorstimme ins Publikum - sehr beeindruckend - für Richard Wagner. Die Königin der Nacht in blauen Designerkleid - gar nicht mal so schlecht - nur bei den Spitzentönen haperts ein Bisschen. Kein Beinbruch im Theater (aber für einen Trailer ?) Sarastro und seine Priester in einem Aufzug, der mich irgendwie an Kellnerschürzen eines "Schicki Micki "-Restaurants erinnert - Die Truppe steht in Servierbereitschft Das hat schon was.

    Besonders beeindrucken; Der Ringelreihn am Schluß des Trailers- Ich bin nicht auf alle Einzelheiten eingegangen - musste mir einige "Leckerli" herausklauben - der Eindrücke waren allzuviele

    Ich habe jedenfalls mehrfach ehrlich gelacht....




    mit freundlichen Grüßen aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und hier eine weiter "Zauberflöte" in einer jener Inszenierungen, wo man "Grips einsetzen" muß um sie zu verstehe, Jener Grips, den ich gern an anderer Stelle einsetzt.

    Im Gegensatz zu meinem letzten Beitrag erspare ich mit jeglichen Kommentar- Die Bilder sprechen für sich...



    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Auch zu dieser m.E. tatsächlich eher schwachen Inszenierung gibt es für Menschen, die sich ernsthaft damit auseinandersetzen möchten und dabei nicht nur auf ein Trailer-Video angewiesen sein wollen, einen schönen Bericht von Ralf Beck: Jette Steckels Hamburger Zauberflöte (27.09.2016): Viele Tiefen, einige Höhen

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Und hier eine weiter "Zauberflöte" in einer jener Inszenierungen, wo man "Grips einsetzen" muß um sie zu verstehen,


    Anscheinend ist es bequem, sein Gehirn an der Garderobe abzugeben, damit Vernuft, Denken von Zumutungen szenischer Umsetzung nicht belästigt werden.
    Unglücklicherweise ist die Kunst im Allgemeinen nun mal keinesfalls voraussetzungslos.

    Ob das einen passt oder nicht. Auch eine bloß konzertante Zauberflöte heischt durch seine Gestaltung, dass der Besucher seinen Grips einsetzt. Denn z.B. nicht jedem dürfte unmittelbar evident sein, dass z.B. die Ouvertüre mit einer Scheinreprise versehen ist oder etwa die Bedeutung von recht scharfen Dissonanzen in der Geharnischtenszene vom 2. Akt.
    Von Beziehungen, komplexen Zusammenhängen in z.B. Mozarts Jupiter-Sinfonie, Nozze oder Beethoven Diabelli-Variationen, seiner 3. Sinfonie mal ganz zu schweigen, die sich erfahrungsgemäß nicht beim sofortigen Reinziehn in aller Gänze erschließen dürften.
    Es gibt also kein Argument dafür, dem unerwünschten, unwillkommenen Rätselcharakter lediglich der Kunstform des RTs aufzubürden.

  • Auch eine bloß konzertante Zauberflöte heischt durch seine Gestaltung, dass der Besucher seinen Grips einsetzt. Denn z.B. nicht jedem dürfte unmittelbar evident sein, dass z.B. die Ouvertüre mit einer Scheinreprise versehen ist oder etwa die Bedeutung von recht scharfen Dissonanzen in der Geharnischtenszene vom 2. Akt.
    Von Beziehungen, komplexen Zusammenhängen in z.B. Mozarts Jupiter-Sinfonie, Nozze oder Beethoven Diabelli-Variationen, seiner 3. Sinfonie mal ganz zu schweigen, die sich erfahrungsgemäß nicht beim sofortigen Reinziehn in aller Gänze erschließen dürften.

    Ich bin davon überzeugt, daß zumindestens in Stadttheatern mehr als 90 % der Besuchern diese Zusammenhänge völlig egal sind. Sie wollen im Theater einfach nur entspannen. Für Probleme und deren Nichtlösung bieten die Medien tagtäglich Hunderte Beispiele.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich bin davon überzeugt, daß zumindestens in Stadttheatern mehr als 90 % der Besuchern diese Zusammenhänge völlig egal sind.

    Kann bzw. muss ich daraus jetzt ableiten, dass der durchschnittliche Stadttheaterbesucher "intellektuell anders begabt" ist, als der Besucher sog. Großer Häuser in den Metropolen?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ich bin davon überzeugt, daß zumindestens in Stadttheatern mehr als 90 % der Besuchern diese Zusammenhänge völlig egal sind. Sie wollen im Theater einfach nur entspannen


    Ob überhaupt sowas wie „das“ Publikum existiert (selbst in einer tiefen Provinz, wie Hildesheim) scheint nicht ohne weiteres klar zu sein.
    Aber es soll dem nicht widersprochen werden, dass ein Teil des Publikums bloß Entspannung sucht.

    Ist ja auch okay.

    Nur könnte aus dieser Beobachtung folgende Überlegung resultieren, dass nämlich das RT zu einer Oper wie die Zauberflöte insofern viel angemessener als entspannungsfreudige Besucher sich positioniert, wenn deren Inszenierungen eben durch ihre Momente an scheinbar Unverständlichem darin, die Rätselhaftigkeit der Zauberflöte beleuchten.
    Lediglich dem RT ihre Momente an Unverständlichkeit zur Last zu legen, aber Opern bzw. Kunst im Allgemeinen davon auszunehmen, ist m.E. nicht haltbar.

  • Sie wollen im Theater einfach nur entspannen.

    La Roche

    Lieber La Roche, zum entspannen gehe ich woanders hin, aber ins Theater/Oper bin ich noch NIE zum entspannen gegangen, ich will neues erleben das mich zum NACHDENKEN anregt!

    Wie das letztendlich ausgeht, dafür gibt es dann die verschiedensten Auslegungen meinerseits. ;)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Kann bzw. muss ich daraus jetzt ableiten, dass der durchschnittliche Stadttheaterbesucher "intellektuell anders begabt" ist, als der Besucher sog. Großer Häuser in den Metropolen?

    Naja, es fehlt vielerorts an höheren Bildungseinrichtungen mit z.B. Hochschullehrern und Studenten. Am Beispiel meiner Heimatstadt (und die steht nicht allein da) sind seit 1990 mehr als 40 000 Einwohner weggezogen, weil die Arbeitsplätze dank Treuhand vernichtet wurden. Weggezogen sind vorwiegend Hochqaulifizierte, geblieben sind Ältere und die, die einen sicheren Arbeitsplatz haben, darunter natürlich auch Ärzte und wenige Beamte. Aber Wissenschaftler, Ingenieure sind halt nur wenige geblieben. Ich hatte zum Glück Arbeit.

    Lieber La Roche, zum entspannen gehe ich woanders hin, aber ins Theater/Oper bin ich noch NIE zum entspannen gegangen, ich will neues erleben das mich zum NACHDENKEN anregt!

    Lieber Fiesco, ich gehe vorwiegend ins Theater, um abzuschalten. Da hilft ein Mahler-Konzert genauso wie eine Strauss-Oper. Und etwas neues erlebe ich im Theater auch bei einer neuen Inszenierung, sonst hätte ich z.B. die Salome nicht mehr als 10x gesehen (leider habe ich mich da aber auch manchmal ärgern müssen). Zum Nachdenken gibt mir das politische Geschehen ausreichend Stoff!!


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Nur könnte aus dieser Beobachtung folgende Überlegung resultieren, dass nämlich das RT zu einer Oper wie die Zauberflöte insofern viel angemessener als entspannungsfreudige Besucher sich positioniert, wenn deren Inszenierungen eben durch ihre Momente an scheinbar Unverständlichem darin, die Rätselhaftigkeit der Zauberflöte beleuchten.

    Will ich gar nicht leugnen. Ich glaube aber nicht, daß das Rätselhafte der Zauberflöte (oder noch viel mehr der "Frau ohne Schatten") durch Neudeutungen weniger rätselhaft wird, sondern sogar neue Verwirrungen geschaffen werden.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Das Problem ist nur, daß die Verbindung von Regietheaterinszenierungen an sich nicht passt, sondern zudem blanker Hohn ist.

    Abgesehen vom Thema ist es äußerst zwifelhaft, daß hinter der "Zauberflöte" überhaupt etwas Bedeutsames steckt - darüber wurde schon zur Entstehungszeit geschrieben.

    Hier aus den Tasgebucheintragungen von Karl Graf Zinzendorf


    Zitat

    Um 6.30 zum Starhemberg-Theater in der Wiener Vorstadt in der Loge von M. und Mme. Von Auersperg, um die 24te Aufführung der Zauberflöte zu hören. Die Musik und die Dekorationen sind hübsch, der Rest eine unglaubliche Farce. Ein riesiges Publikum.«


    Zitat

    »Die neue Maschinenkomödie:

    Die Zauberflöte , mit Musik von unserm Kapellmeister Mozard , die mit grossen Kosten und vieler Pracht in den Dekorationen gegeben wird, findet den gehoften Beifall nicht, weil der Inhalt und die Sprache des Stücks gar zu schlecht sind.

    Zwei Jahre später schaut das anders aus Catharina Elisabeth Goethe schreibt aus Frankfurt an ihren Sohn nach Weimar:


    Zitat

    Neues gibts hir nichts, als daß die Zauberflöte 18 mahl ist gegeben worden – und daß das Hauß immer geproft voll war – kein Mensch will von sich sagen laßen – er hätte sie nicht gesehn – alle Handwercker – gärtner – ja gar die Sachsenhäußer deren ihre Jungen die Affen und Löwen machen gehen hinein so ein Specktackel hat mann hir noch nicht erlebt – das Hauß muß jedesmahl schon vor 4 uhr auf seyn – und mit alledem müssen immer einige hunderte wieder zurück die keinen Platz bekommen können – das hat Geld eingetragen!

    Dazu gibtrs allerdings Spezialtherads über die Zauberflöte im Forum - die allesamt verweist bzw kaum besucht sind..


    Schikaneder war ein "gestndener Theatermann" der genau wusste, was wirkung mach und eas nicht. Er brachte hier ein Stück auf die Bühne das so ziemlich alles enthält, was damals publikumswirksam war, das Gute gehen das (sogenannte) Böse, der (ider das) Primat des Patriarchats, einife Andeutungen auf Freimaurertun, das damals als geheimnisumwittert galt, verschiedene Religionen bunt vermischt, eine Betonunf von Standesunterschieden zwischen Tamino und Papagmo - erstere betrachter von Anbeginn letzteren als deinen Diener, etc. Schikaneder wusste sehr gut was Effekt macht - und er würde lauthals lachen, könnte er sehen welchen Stellenwert man HEUTE in das Werk hineinprojiziert. DAs weist den Texht in gewisser Weise als "Meisterwerk" aus - aber in einem anderen Sinne als oft behauptet wird (darüber mehr in den Spezilthreads - so das überhaupt jemanden interessiert)


    ZUrück zum Thema;

    Es gehört schon viel guter Wille und ein geweisses Maß an kindlicher Einfalt dazu die gezeigten RT-Aufführungen mit "Verstand" in Verbindung zu bringen.

    Beides Eigenschaften über die ich nicht verfüge...



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es gehört schon viel guter Wille und ein geweisses Maß an kindlicher Einfalt dazu die gezeigten RT-Aufführungen mit "Verstand" in Verbindung zu bringen.

    Beides Eigenschaften über die ich nicht verfüge...

    Das widersprichst sich jetzt mit Posting Nr. 2, dann ist von dir zu lesen:

    "Und hier eine weiter "Zauberflöte" in einer jener Inszenierungen, wo man "Grips einsetzen" muß um sie zu verstehen, Jener Grips, den ich gern an anderer Stelle einsetzte."

    Will ich gar nicht leugnen. Ich glaube aber nicht, daß das Rätselhafte der Zauberflöte (oder noch viel mehr der "Frau ohne Schatten") durch Neudeutungen weniger rätselhaft wird, sondern sogar neue Verwirrungen geschaffen werden.

    Es muss keinesfalls das Rätselhafte der Zauberflöte oder anderen Opern bloß abgemildert, sondern dieser könnte gegebenenfalls sogar zu betont, verschärft werden. Und selbst wenn es das stiftet, was du als "Verwirrung" taxierst, wäre es nicht das schlechteste Resultat.

  • Das widersprichst sich jetzt mit Posting Nr. 2

    Der SCHEINBARE Widerspruch entseht daducht, daß Du scheinbar nicht unterscheiden kannst - oder willsr - wann ich ironisch bin oder wann nicht.

    Ist kein Beinbruch....


    Denn meine Zielgruppe ist ganz woanders.......


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es muss keinesfalls das Rätselhafte der Zauberflöte oder anderen Opern bloß abgemildert, sondern dieser könnte gegebenenfalls sogar zu betont, verschärft werden. Und selbst wenn es das stiftet, was du als "Verwirrung" taxierst, wäre es nicht das schlechteste Resultat.

    Glaubst Du, daß das ein erstrebenswertes Resultat für Theaterbesucher sein sollte? Ich nicht.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • ... ich gehe vorwiegend ins Theater, um abzuschalten.


    Herzlichst La Roche

    Lieber LaRoche,


    wie du und ich denken wohl die meisten Opernbesucher. Um indoktriniert zu werden gibt es andere Einrichtungen! Dazu eignet sich ein Medium wie die Oper wohl am allerwenigsten und es ist reichlich absurd, zu denken, die Komponisten hätten die Oper für eine Lehranstalt oder als Lachnummer für eine Nonsens-Veranstaltung geschaffen (das haben wohl weder Mozart noch Schikaneder gedacht). Moderne Komponisten mögen das vielleicht anders sehen, weil einige Zeitgeistbesessene es so fordern und proklamieren. Es ist stark zu bezweifeln, dass die Komponisten des 18. und 19. Jahrhunderts so etwas beabsichtigt haben. Und selbst, wer das glaubt, hat wohl nicht das Recht, deren Werk völlig zu verdrehen, im Gegenteil: Wenn es von den Schöpfern von vorne herein als Lehrstück gedacht war, dann sollte es erst recht so bleiben, wie es geschaffen wurde.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Der SCHEINBARE Widerspruch entsteht dadurch, daß Du scheinbar nicht unterscheiden kannst - oder willsr - wann ich ironisch bin oder wann nicht.

    Könnte durchaus so sein.
    Aber um dabei ganz sicher zu sein, ein Versuch dein Posting auszulegen:
    "Und hier eine weiter "Zauberflöte" in einer jener Inszenierungen, wo man "Grips einsetzen" muß, um sie zu verstehen, jener Grips, den ich gern an anderer Stelle einsetze."

    Wenn du es ironisch meinst, dann wäre also für diese Inszenierung keinerlei Grips erforderlich.

    Dann würde „jener Grips, den ich gern an anderer Stelle einsetze" zwangsläufig bedeuten, dass du etwas, was du im Fall der Hamburger Zauberflöten-Inszenierung nicht zu nutzen beabsichtigst bzw. nicht erforderlich sei, bevorzugst anderswo nicht einsetzt bzw. du bevorzugt gern etwas an anderer Stelle einzusetzen, ohne es dabei nutzen. Das widerspräche sich selbst im Falle durchgängig intendierter Ironie.

    Glaubst Du, daß das ein erstrebenswertes Resultat für Theaterbesucher sein sollte? Ich nicht.

    Mit Glauben kann ich es nicht verknüpfen, weil der Eindruck, die Erfahrung, dass nicht alles darin zunächst sofort bzw. unmittelbar verständlich rüberkommt (gelinde gesagt), für Opern (und nicht lediglich auf diese Kunstgattung beschränkt) durchaus angemessen ist (und das selbst im Fall der von mir nicht sonderlich gemochten FroSch von Strauss). Jeder Besucher entscheidet aber letztlich für sich selbst, welche Schichten von künstlerischer Erfahrung er für erstrebenswert, interessant hält und welche nicht.

  • Abgesehen vom Thema ist es äußerst zwifelhaft, daß hinter der "Zauberflöte" überhaupt etwas Bedeutsames steckt

    Nein, das ist inzwischen überhaupt nicht mehr zweifelhaft, es haben ja genug kluge Leute dieses Stück analysiert und was die zum Vorschein befördert haben, ist eine Offenbarung! Zahlensymbolik noch und nöcher usw. - das gesamte Gedankengut der Freimauerer steckt in dieser Oper. Mozart und Schikaneder waren selbst Freimaurer und Mozart hat in seiner Oper natürlich keine ägyptischen Priester (die er gar nicht kannte) auf die Bühne gebracht, sondern die Freimauerer mit ihren Ritualen. Und wenn man sich dies bezüglich so gar nicht auskennt, dann sieht man natürlich Kellnerschürzen... (Das blamiert aber nicht die Inszenierungen, sondern höchstens den, der das schreibt, weil er damit seine völlige Ahnungslosigkeit von der Freimaurerei und ihren Riten und Bräuchen offenbart.)


    Es gehört schon viel guter Wille und ein geweisses Maß an kindlicher Einfalt dazu die gezeigten RT-Aufführungen mit "Verstand" in Verbindung zu bringen.

    Beides Eigenschaften über die ich nicht verfüge...

    Das kannst du insofern gar nicht beurteilen, weil du dir seit Jahren, ja Jahrzehnten weder Regietheateraufführungen noch Nicht-Regietheateraufführungen angesehen hast.


    Aber wie sehr man sich irren kann, wenn man vom Anblick eines Trailers auf die Qualität einer Inszenierung schließen will, habe ich ja gerade erst am Beispiel "entführung aus dem Serail" in Dresden deutlich gemacht.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Wenn du es ironisch meinst, dann wäre also für diese Inszenierung keinerlei Grips erforderlich.

    So ist es

    UNWERTES GEDANKENGUT

    So wie ich in meiner JKugend geleht bekam, mit wem man spricht und mit wem nicht.

    "Mit diesen Leuten sollte man sich nicht abgeben"

    Das gilt natürlichauch für sogenannte Kunstwerke

    Wenn wir sie negieren und Stimmung dagegen machen, daß derlei suventionier wird - dann verden sie irgendwann austrocknen

    und von der Bildfläche verschwinden. Dazu bedarf es allerdings Medien die eine gewisse Reichweite haben.

    Das Internet ist solch ein Medium - und Tamino ebenso..


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Jeder Besucher entscheidet aber letztlich für sich selbst, welche Schichten von künstlerischer Erfahrung er für erstrebenswert, interessant hält und welche nicht.

    Ich bin erstaunt und erschüttert (weil diese Erfahrung mit Dir mir neu ist!!) zugleich darüber, daß es Punkte gibt, in denen wir gleicher Meinung sind. Das heißt nicht, daß wir nicht auch konträr diskutieren sollten, wenn es erforderlich ist. Dabei ist Sachlichkeit ausschlaggebend. :yes:


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Mozart und Schikaneder waren selbst Freimaurer und Mozart hat in seiner Oper natürlich keine ägyptischen Priester (die er gar nicht kannte) auf die Bühne gebracht, sondern die Freimauerer mit ihren Ritualen.

    Der Regisseur der Hildesheimer Zauberflöte Volker Vogel ist selbst praktizierender Freimaurer.

    Das gilt natürlichauch für sogenannte Kunstwerke

    Wenn wir sie negieren und Stimmung dagegen machen, daß derlei suventionier wird - dann verden sie irgendwann austrocknen

    Jetzt wäre dabei noch zu klären, wie "negieren" denn zu verstehen ware. In bloß abstraker Form oder indem dabei auf den zu negierenden Gegenstand sich eingelassen wird (um diesen zu "negieren"). "Stimmung dagegen machen" scheint lediglich aufs erstere zu verweisen.

    Und vermutlich entscheidet auch nicht der Opernbesucher, was z.B. in der KOB oder in München als Kunstwerk zu gelten hat, sondern Alfred Schmidt.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Nein, das ist inzwischen überhaupt nicht mehr zweifelhaft, es haben ja genug kluge Leute dieses Stück analysiert und was die zum Vorschein befördert haben, ist eine Offenbarung! Zahlensymbolik noch und nöchter usw. - das gesamte Gedankengut der Freimauerer steckt in dieser Ope

    Natürlich kenne ich mich aus - soweit dies als Aussenseite für die Allgeinbildung eforderlich ist Aber ich habe diese obskuren Bräuche nie ernst genommen - Sorry


    In der Tat haben kluge Leute dieses Stück analysiert - und weil sie klug waren, wben sie Bücher drüber geschrieben - und Geld damit gemacht

    Wenn Du gelesen hättest - ich selbst habe eine ganze Menge über dieses Werk geschrieben - und meine Meinung darüber hat sich oft geändert.

    Man sollte sich die "Schwesterwerke" Der wohltätige Derwisch oder Die Schellenkappe bzw Der Stein der Weisen oder Die Zauberinsel mal geneuer abschaun (da ist teilweise auch vereinzelt Musik von Mozart dabei) - da wird das "Strickmuster" gut durchschaubar.


    Es ist übrigens eine neue Mode - oder Unart - über Leute die einem unbequem sind, die als unfägig darzustellen. Leider ist das nicht sehr erfolgreich, wie neueste Entwicklungen in den Gesellschaften der Welt eindrucksvoll beweisen.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der Regisseur der Hildesheimer Zauberflöte Volker Vogel ist selbst praktizierender Freimaurer.

    Das ist mir wohlbekannt. Es war die "freimaurerischste" ZAUBERFLÖTE, die ich je erlebt habe.

    Aber ich habe diese obskuren Bräuche nie ernst genommen

    Du nimmst ja auch das dahintersteckende Gedankengut nicht ernst...

    Sorry

    Nein, das ist unentschuldbar bei jemandem, der sich zu diesen Dingen äußert.

    über Leute die einem unbequem sind

    Du bist ja nicht unbequem, sondern viel zu bequem, dich mit dem dahintersteckenden Gedankengut auseinanderzusetzen...


    Und der letzte Satz deines Beitrags zeigt wieder eindrucksvoll, warum du dich überhaupt mit dem Thema Opernregie beschäftigst: um unter dem Deckmantel der Kunstauseinandersetzung politisieren zu können.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich sehe - schon wieder wird der Thread totgeschiossen

    Leute die sich die Clips der verdorbenen Inszenierungen ansehen wollen müssen sich durch ein Gewirr von Texten hangeln, die vermutlich viele gar nicht interessieren.

    Aber zur Belohnung - hier wieder ein Beispiel einer Inszenierung mit Hinweis auf die Freimaurer : Was für ein Zirkus !!



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Um indoktriniert zu werden gibt es andere Einrichtungen[als ein Opernhaus]! Dazu eignet sich ein Medium wie die Oper wohl am allerwenigsten [...]

    Genau! - Wohl deshalb bin ich in einem Opernhaus auch noch nie indoktriniert worden. - Zur Sicherheit nochmal:


    Indoktrination (lateinisch doctrina ‚Belehrung‘) ist eine besonders vehemente, keinen Widerspruch und keine Diskussion zulassende Belehrung. Dies geschieht durch gezielte Manipulation von Menschen durch gesteuerte Auswahl von Informationen, um ideologische Absichten durchzusetzen oder Kritik auszuschalten. (Wikipedia; zuletzt aufgerufen am 17.01.2019)

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ich sehe - schon wieder wird der Thread totgeschiossen

    Lieber Alfred,

    da ich das natürlich nicht verantworten kann und dich nicht in deiner hier so wichtigen Arbeit stören möchte, wer ich jetzt umgehend das Regietheaterforum für mich abschalten - das versuche ich schon seit Wochen und habe es im Kontrollzentrum immer wieder gesucht und nicht gefunden, aber jetzt habe ich es außerhalb davon gerade in der oberen Leiste entdeckt. :):hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Alfred_Schmidt: Ich sehe - schon wieder wird der Thread totgeschossen!


    Das scheint mal wieder das Ziel einiger "Spezialisten" zu sein. Sei´s drum. Ich habe am 20. 12. in Bonn eine sehr gut inszenierte und gesungene "Zauberflöte" erlebt. (Darüber habe ich auch kurz berichtet). Meine 12-jährige Tochter war auch sehr angetan und möchte mit mir auch wieder in die Oper. Zu der oben eingestellten "Zauberflöten-Lachnummer": Da hätte ich sofort mein Eintrittsgeld zurückverlangt! Da war mir der diesjährige Weihnachtszirkus ein Vieles mal lieber!

    W.S.

  • Ungeachtet aller Störeinflüsse, die das Thema verwässern wollen, welches ja implizit "Regiethaterinsenierungen der Zauberflöte an den Pranger"heisst. bringe ich nun ein weiteres Beispiel einer entstellenden Inszenierung. Eine Schande, daß diese Pest des Regietheaters auch in Wien Fuß fasst - die Frage ist nur - wie lange noch, bis der Wiener Zeitgeist diesem Übel ein Ende macht. Es gibt zu diesem Thema DREI Machtkompexe (vielleicht habe ich einen 4 übersehen)

    a) Die Regietheatermacher und die ihnen verbunden Presse

    b) das konservative Opernpublikum und der unwillige Steuerzahler

    c) eine wertkonservative Regierung, die zudem noch sparen will


    Aber das werde ich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt abhandeln, wenn wir uns über neue Regelungen im Forum geeinigt haben - oder auch nicht...

    Diese Inszenierung könnte von KINDERN gemacht worden sein......



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !