Türkü Su Dilan Özkaya - tolle Darbietung von Schumanns Symphonischen Etüden op 13

  • ...anlässlich eines Semesterkonzerts (Klasse Prof. Peter Nagy) der Musikhochschule Stuttgart am Sonntag, 13.01.2019.


    Die 22- jährige junge Dame von zurückhaltender Erscheinung setzte sich an den Flügel, liess lange Sekunden verstreichen, ehe sie ganz ruhig, aber sofort entschieden präsent und nicht zu laut dieses anspruchsvolle Werk begann. Bereits nach weniger als einer Minute signalisierte das Publikum mit leisen Bewegungsgeräuschen, dass eine besondere Darbietung erwartet wurde. Der Klang war von Anfang an weich, rund und raumfüllend. Nein, das war nicht die Lautstärke des Steinway C Flügels, sondern der Zugriff der jungen Dame auf die Tastatur, welcher alle Register der verschiedenen Lagen des Klaviers polyphon erklingen liess, die Stimmenführung, parallel, zusammen- und auseinandergehend und wieder zueinander. Ja, das waren offensichtlich SYMPHONISCHE Etüden, abgestufte Vielstimmigkeit unter der Vorherrschaft bestimmter melodisch- harmonischer Prinzipien. Trotzdem war der Pedalgebrauch eher sparsam.


    Neben manchen klanglichen Aspekten versteht es die Pianistin, den Lauf der Musik mit seinen Rhythmen, deren Wiederholungen und Abwandlungen, äusserst variabel, besser gesagt lebendig und atmend zu gestalten. Man hört dann minimale oder deutlichere Verzögerungen und Beschleunigungen des Tempos (am besten kann man das als Klavierschüler lernen, wenn der Lehrer das Metronom zeitweise mitlaufen lässt !) Hinzu kommt ein Gestaltungswille, der die physischen, körperlichen Möglichkeiten sichtbar und spürbar werden lässt. Ja, sie hat richtig Pranke - nicht zum Donnern benutzt, sondern eher etwas nachdrücklich auszuspielen, ohne zu ermüden.


    In der Abfolge der Stücke (wobei sie die fünf nachgelassenen Etüden nicht gespielt hat) lässt sie in ihrer gestalterischen Kraft nicht nach. Sie vermag es, sich völlig zu konzentrieren. Lediglich zum Ende des Spiels führen unbändiger und ernsthafter Wille und muskuläre Überbeanspruchung zu einem kurzen, aber gründlichen Verspieler, den sie durch professionellen, geplanten Einsatzpunkt kompensiert.


    Fast habe ich vergessen zu sagen, dass ihre Technik sehr komplett und makellos ist. Vielleicht höre ich Türkü mal mit Liszt oder nochmals Rachmaninow. Bach spielt sie unter dem Link unten !


    Türkü (übersetzt: der Liederreigen, die Liedersammlung) wurde in der Millionenstadt Denizli, zwischen Izmir und Antalya geboren und wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf, sie ist die erste Musikerin in der Familie, konnte im Gymnasium eine Klasse überspringen. Seit sieben Jahren hat sie nun ernsthaften Klavierunterricht und studierte zuletzt am Konservatorium der Hacettepe Universität in Ankara, wo sie ihr Bachelor Studium beendet hat. Seit 2017 hat sie den Weg nach Deutschland gefunden, über Detmold nun nach Stuttgart , wo sie ihr Masterstudium fortsetzen und beenden will. Auf meine Frage hin, ob sie Konzertpianistin werden wolle, hat sie mit "ich hoffe sehr" geantwortet.



    Hier nun der Link zum vorher erwähnten Bach (auch wunderbarer Albeniz, dagegen scheint ihr der Rachmaninow noch etwas fremd zu sein):




    MlG

    D.

    2 Mal editiert, zuletzt von Damiro ()

  • Lieber Damiro,

    danke für die Vorstellung einer mir völlig unbekannten Pianistin, die Du gut beurteilt hast. Wenn Du wieder einmal nach HN kommen möchtest kontaktiere mich bitte. Die drei nächsten Konzert sind recht interessant. Programm siehe bitte http://www.hn-sinfonie.de


    Herzlichst

    Operus



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