Wiederaufnahme der Daphne am 1. Februar in Frankfurt

  • Wiederaufnahme der Daphne am 1. Februar in Frankfurt


    Beim Schlußbeifall kam für einen kurzen Moment Premierenstimmung auf. Claus Guth trat mit den Sängern und dem Dirigenten vor das Publikum. Das hatte die Inszenierung positiv aufgenommen und applaudierte dem Regisseur hörbar – zu Recht.


    Guth verlegt die Szene in das Innere eines aufgegeben Funktionsbaus: Modernismus mit einem Schuß Brutalismus. Zur Feier des Dionysos hängt der erste Schäfer eine staubige Girlande im Saal auf. Die beim Bau ausgetriebene Natur dringt anarchisch wieder in das Gebäude ein. Auf der Haupttreppe wächst Gras, auf der Brüstung Moos.

    In den Nebenräumen, zwischen denen die Handlung geschickt wechselt, wird gewohnt.

    Dort, in einem Wandschrank, steht Daphnes brüderlicher Baum trocken und braun. Die Vögel, die aus ihm singen sollen, sind ausgestopft.


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    Die Hirten, die ihr eigentliches Handwerk längst verlernt haben, von Wiese und Weide, Fluß und Vieh längst nichts mehr wissen und entfremdet sind, erscheinen als männliche Gesellschaft, deren trunkener Feier sexuelle Gewalt latent innewohnt. Auch Peneios kann sie mit der großen Erzählung von der Verwandtschaft des Menschen mit den Göttern nur phasenweise ruhig stellen.


    Mich frappierte, wie nah Tscherniakows Berliner Parsifal von 2015 an Guths Daphne von 2010 war. Das Motiv frauenarmer Gesellschaften, in denen der einzelne Mann die Beziehung zur Frau, wenn sie denn auftaucht, nur als sexuelles Gewaltverhältnis gestaltet und der Geschlechtsakt konsequent nur Vergewaltigung sein kann, die als Taharrusch vollzogen wird, ist in den letzten Jahren oft auf Opernbühnen zu sehen gewesen. Ich denke an Tristan in der Berliner Deutschen Oper (Vick), den Holländer ebendort (Spuck) oder an den genannten Parsifal an der Staatsoper.


    Guths Szene ist eine untergehende Gesellschaft. Aber während die Halle - bemoost und von Gras durchwachsen - früher oder später an die Natur zurückfällt, ist dem Gesellschaftstier Mensch der Weg zurück in den Naturzustand versperrt, auf seinem Weg aus der Gesellschaft gelangt er nur zur Barbarei. Der Regisseur nimmt die im Programmheft zitierte Camille Paglia gleichsam beim Wort: Die Gesellschaft bietet der Frau Schutz vor Vergewaltigung und ist nicht etwa (...) Schuld daran, daß es Vergewaltigungen gibt.


    Daphne schließt sich gegen die Zumutungen des Erwachsenwerdens ab, insbesondere gegen die kommenden Dionysien. Jane Archibald hat es in ihrer ersten Einzelszene nicht leicht, sie klingt mehr heldisch denn innig. Der vertrocknete Baum, das im Gebäude vermißte Sonnenlicht, die toten Vögel konterkarieren ihre Andacht. Leukippos, der aus einem anderen Wandschrank kriecht, wirbt nicht schlechter um Daphne, als andere auch. Mir gefiel Peter Marshs Spieltenor in dieser Rolle gut, in der direkten Auseinandersetzung mit Apollon vernimmt man ihn dann aber manchmal kaum.


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    Die Reise nach Frankfurt hatte ich unternommen, um Andreas Schagers Apoll zu hören. Wenn Schager singt, dominiert er. Für einen Apoll ist das der richtige Ansatz. In dramatischen Passagen steigert er die Lautstärke. Mir sagt das zu. Es ist herrlich, wenn ein Sänger über dieses Gestaltungsmittel verfügt!

    Als Daphne Apoll den blauen Mantel umlegen will, hatte ich kurz erwartet, daß der Mann etwas übermenschliches bekommt. Man hätte den Sänger auf Kothurne stellen, oder ein silbriges Leuchten um die Gestalt spielen lassen können. Nichts davon billigt Guth seinem Gott zu. Aber Schager hat seine Stimme, die einen ganzen Apoll aus ihm macht. Den blauen Mantel behält er zusammengefaltet auf dem Arm.


    Zum Kuß verschwinden Daphne und Apoll im Wandschrank, der vorher den vertrockneten Baum barg. Für mein Verständnis der Szene verweilen sie dort zu lange. So entfaltet das Orchester diese Begegnung von Mädchen und Gottheit mit dionysischem Klang vor leerer Bühne. Das ist einer der schönsten Momente des Abends, und groß ist der Beifall für das Orchester und seinen Dirigenten, Sebastian Weigle, am Ende. Im anschließenden Dialog, bis zum „Doch du: der Fremdeste aller!“, kann Archibald ihre dramatischen Stärken ausspielen.


    Claus Guth bevölkert die Bühne gern mit Personage, die nicht im Libretto aufgeführt ist. Hier sind es eine alte und mehrere junge Daphnen, sowie ein junger Leukippos, die tonlos agieren. Jene sollen wohl eine entwicklungspsychologische Klammer bilden. Dieses äußeren reflexiven Rahmens bedarf es nicht. Er ist eine gänzlich undramatische Konstruktion.

    Nachdem die Feier gesprengt ist, die Hirten durch Apoll ins Dunkle geschickt sind, bleiben Daphne und beide Bewerber, der menschliche und der göttliche, im Festsaal zurück. Guth läßt die Männer unablässig fechten, bis Daphne die Wahrheit verlangt, Apoll sich der Maske entledigt und sich erklärt. Leukipp verflucht Apoll, dieser ersticht jenen mit einem Dolch, den er im Gewande führt.


    Marsh und Archibald gestalten die tristaneske Sterbeszene und den Klagegesang Daphnes im Nebenraum, in den der tödlich verwundete Leukippos noch gekrochen ist, großartig! Ihrer letzten Verwandlung geht der jähe Übergang ins Erwachsenenalter, -wissen, -erkennen voraus: „Unheilvolle Daphne!“ Sie bleibt auf dem Schoß des toten Geliebten sitzen, während der Gott die Szene aufräumt und sich des Rückhalts seines Clans versichert.


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    Es gibt keinen Baum, in den sich Daphne verwandelt und kein grünes Licht. Ihr ist der Schritt in die bergende Natur verwehrt. Sie behält nur ihren Gesang.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

    Einmal editiert, zuletzt von Hans Heukenkamp ()

  • Danke für diesen schönen, differenzierten Bericht. Was Andreas Schagers Qualitäten bestrifft, kann ich dem nur zustimmen. Viele Grüße, Ralf Reck

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Ausgelagert aus dem Thread * Vorfreude auf kommende musikalische Ereignisse*


    Lieber Hans, ich war am 28.3.2010 in der Premiere und anschließend noch 4x in der Daphne in Frankfurt, sowie in der Wiederaufnahme, immer mit Maria Bengtson als Daphne das bleibt unvergessen, es gab damals eine Reihe von Rollendebüts, unter anderem Bengtson, Behle, Leukippos, Baumgartner, Gaea, Ryan, Apollo, J.Pregardien, 2.Schäfer, Volle, 1.Schäfer und Karg, 1.Magd.

    Jetzt sind noch Volle und Baumgartner mit dabei!

    Ich kann dir nur viel Freude in Frankfurt wünschen, es lohnt sich sehr!

    LG Fiesco


    Nun hat es sich ja gelohnt lieber Hans! :jubel:

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Nun hat es sich ja gelohnt lieber Hans! :jubel:

    Es hat sich wirklich gelohnt und wenn ich keine so lange Anreise hätte, würde ich auch in die nächste Vorstellung gehen. Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Lieber Hans, bist Du sicher, diese Oper gesehen zu haben (Zitat aus Wikipedia, meine vielen Opernbücher gehen von der gleichen Handlung aus):


    "Ort und Zeit: Griechenland, am Ufer des Flusses Peneios, in mythischer Vorzeit

    Bühne: Steiniges Flussufer, dichte Ölbaumgruppen, rechts das Haus des Fischers Peneios, im Hintergrund das Massiv des Olymp

    Abenddämmerung. Die Schäfer kehren mit ihren Herden zum Fluss zurück. Sie rüsten sich für ein Fruchtbarkeitsfest zu Ehren des Gottes Dionysos. Daphne, die fast noch kindliche Tochter des Fischers Peneios, beklagt die heraufdämmernde Nacht (Oh bleib, geliebter Tag…). Leukippos, ein junger Hirte, bedrängt Daphne und gesteht ihr ungestüm seine Liebe. Sie weist ihn verwirrt zurück. Gaea holt ihre Tochter ins Haus. Trotz der Bitten ihrer Mutter weigert sich Daphne, am Fest teilzunehmen. Leukippos bittet die Mägde des Hauses um ein Frauengewand, um verkleidet bei den Frauen in der Nähe Daphnes sein zu können.

    Peneios versammelt die Hirten zum Fest um sich. Immer noch erstrahlt der Olymp im Abendlicht. Gott Apollo hat seinen Sonnenwagen angehalten, als er Daphne auf der Erde erblickte, und erscheint in Gestalt eines Rinderhirten. Peneios bittet den Fremden zum Fest und trägt Daphne auf, für den Gast zu sorgen. Daphne ist vom geheimnisvollen Fremden fasziniert (Wie viel doch weißt du von meiner Seele.). Sie lässt sich zu einem Kuss verführen, flieht dann aber aus den Armen des immer drängender werdenden Gottes zum Fest (Du schlichst dich in meinen Traum!).

    Auf dem Fest reicht Leukippos der arglosen Daphne einen Becher Wein und fordert sie zum Tanz auf. Eifersüchtig lässt Apollo ein Unwetter aufziehen, die Schäfer eilen ängstlich zu ihren Herden. Daphne, Leukippos und Apollo bleiben zurück. Leukippos gibt sich zu erkennen, bittet im Namen des Gottes Dionysos um Daphnes Liebe, den eifersüchtigen Gott fordert er zum Zweikampf um Daphne. Apollo tötet Leukippos. Als Apollo Daphnes kindliche Trauer um den Freund und zurückgewiesenen Liebhaber sieht, erkennt er seine eigene Schuld. Er bittet die anderen Götter um die Aufnahme des Leukippos in den Olymp. Daphne selbst wird in einen immergrünen Baum verwandelt (Lass sie blühen im Kreis ihrer Freunde…), damit das unschuldige Kind der Natur für immer eins mit ihr werden kann."


    Ich stelle wenig Übereinstimmung fest zwischen dem, was als Handlung diese Oper kennzeichnet und dem, was man in Frankurt unter diesem Titel auf die Bühne gebracht hat. Für mich ein einziges Trauerspiel, was man aus einer der schönsten Strauss-Oper machen kann. Da würden mich auch die besten Sänger nicht zm Besuch veranlassen.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Und wieder einmal meint jemand, der die Aufführung nicht gesehen hat, besser zu wissen, wie die Aufführung war, als derjenige, der sie gesehen hat und für den sich der Besuch "wirklich geloht" hat, wie er klar und deutlich schreibt. Und das ist das eigentliche Trauerspiel!!!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Und das ist das eigentliche Trauerspiel!!!

    Ich weiß auch nicht, was solche Kommentare sollen. Als ob Hans oder wir als Leser dieses interessanten und Lust auf einen Opernbesuch machenden Berichts eine Belehrung darüber benötigen, was die Handlung dieser Oper ist. Kann man wenigsten in dieser Rubrik nicht einfach mal akzeptieren, dass da jemand einen gelungenen Opernabend hatte, statt unbedingt einen Beitrag mit dem Tenor "ich finde das aber doof" entgegenzusetzen? Was wäre wohl los, wenn das jemand beispielsweise bei den Berichten aus Liberec tun würde?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Stimmenliebhaber

    mir ging es bei der Beschreibung des Inszenierungskonzeptes und dem Betrachten der Fotos ebenso wie vermutlich La Roche, so etwas möchte ich nicht sehen, zumal Daphne wie auch andere Strauss – Opern (neben Wagner) zu meinen Lieblingsopern gehört. Durch viele Jahre Erfahrung, was Opernbesuche angeht, kann ich sehr wohl die Grundstimmung einer Inszenierung auch schon allein durch ein paar Fotos ersehen, die Beschreibung durch Hans Heulenkamp war äußerst detailreich.


    In der Semperoper werden seit Jahren von den Dresdnern geliebte Inszenierung, die treffend, stimmungsvoll waren, durch neue, überaus fragwürdige Inszenierungen ersetzt, mit scheußlichen Bühnenbildern und/oder ebenso scheußlichen Kostümen (hier in letzter Zeit insbesondere Figaro, Holländer, Zauberflöte, Ariadne auf Naxos u. a.). Es ist für mich immer wieder niederdrückend, die herrlichste Musik dadurch nicht genießen zu können.


    Zum Glück trifft das nicht auf alle Inszenierungen zu, es gibt immer wieder tolle Opernaufführungen: Die Tote Stadt, Pelléas et Mélisande (2x), Orlando und Alcina (Händel – jeweils 3x gewesen), Berlioz – Die Trojaner (zwar auch etwas fragwürdige Inszenierung gewesen, aber wir mussten die Gelegenheit nutzen, wer weiß, wann man die nächste Möglichkeit dazu hat, sie life zu erleben, stimmlich hervorragend gewesen). Aufzählung ist natürlich nicht vollständig.


    Und bevor hier das übliche Argument kommt, man sei total konservativ und beschränkt in seiner Wahrnehmung, ich bin bezüglich Musik völlig aufgeschlossen, und auch die Oper liebe ich in ihrer gesamten Bandbreite, von Barockopern bis hinein ins 20. Jahrhundert. So habe ich in meiner Opernsammlung DVDs von Händel, Vivaldi, Monteverdi, Mozart, Verdi, Wagner bis hin zu Janácek und Boris Blacher (mittlerweile 153 DVDs).

  • Lieber Bertarido,

    ich glaube keiner will dem anderen die Freude an seinem Opernerlebnis nehmen, allerdings dachte ich, der Zweck eines Forums wäre, seine Meinungen auszutauschen. Ich lese schon viele Jahre hier im Forum mit und bin immer wieder erstaunt, wie aggressiv und geradezu militant hier auf abweichende Meinungen reagiert wird. Für mich ist es immer interessant, die vielen unterschiedlichen Auffassunge über bestimmte Musikstücke bzw. Opern zulesen, ich empfinde es immer als bereichernd. Aber auch, wenn ich eine andere Meinung zu etwas habe, heißt das doch noch lange nicht, dass ich demjenigen seine eigene nicht gönne.

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  • Lieber Stimmenliebhaber

    mir ging es bei der Beschreibung des Inszenierungskonzeptesund dem Betrachten der Fotos ebenso wie vermutlich La Roche, so etwas möchteich nicht sehen, zumal Daphne wie auch andere Strauss – Opern (neben Wagner) zumeinen Lieblingsopern gehört. Durch viele Jahre Erfahrung, was Opernbesuche angeht, kannich sehr wohl die Grundstimmung einer Inszenierung auch schon allein durch einpaar Fotos ersehen, die Beschreibung durch Hans Heulenkamp war äußerst detailreich.

    Liebe Ramona,

    es ist ja nicht so dass ich das nicht nachvollziehen könnte und selbst wahnsinnig scharf drauf sei, jetzt nach FFM zu fahren und mir diese "Daphne" anzusehen (ich mag das Stück nicht und versuche Inszenierungen dieses Regisseurs zu meiden, wo ich kann), ABER: Ich finde, dass man die positiven Eindrücke von jemandem, der die Aufführung selbst erlebt hat, dennoch repaktieren, ja ernst nehmen sollte, weil man die Wirkung vor Ort anhang eine Handlungsbeschreibung bei Wikipedia nicht besser beurteilen kann, sondern gar nicht beurteilen kann. Insofern versuche ich alle Äußerungen zu Inszenierungen, die ich nicht gesehen habe, zu vermeiden. Diese ständige Besserwisserei von Leuten, die über Inszenierungen urteilen, die sie nicht gesehen haben, führte hier in den letzten Jahren dazu, dass Mitglieder wie "Caruso41", der "Melomane" oder ich nicht über eigene Vorstellungserlebnisse hier berichten, weil man sich nicht von Leutem, die die Aufführung gar nicht gesehen haben, erklären lassen will, wie es wirklich war.



    In der Semperoper werden seit Jahren von den Dresdnerngeliebte Inszenierung, die treffend, stimmungsvoll waren, durch neue, überausfragwürdige Inszenierungen ersetzt, mit scheußlichen Bühnenbildern und/oderebenso scheußlichen Kostümen (hier in letzter Zeit insbesondere Figaro,Holländer, Zauberflöte, Ariadne auf Naxos u. a.).

    Den "Fliegenden Holländer" habe ich letztes Jahr gesehen und sehe das ganz genau so wie du, die neue "Ariadne" fand ich jetzt nicht so schlecht, aber natürlich nicht so gut wie die Vorvorgängerinszenierung von Joachim Herz. Zur "Zauberflöte" von Herrn Freyer kann ich mich nicht äußern, weil ich sie nicht gesehen habe, aber ich habe seinen Berliner "Onegin" gesehen und weiche diesen Regisseur seitdem auch so gut wie möglich aus. Den "Figaro" wollte ich mir diesen Monat eigentlich mal ansehen (wegen Ute Selbig als Gräfin) und komme nun natürlich ins Grübeln...

    Es gibt aber meines Erachtens auch Gegenbeispiele, dass Neuinszenierungen besser sind als ihre Vorgängerproduktionen. Der aktuellen "Tosca" würde ich das zum Beispiel bescheinigen wollen - die die neuen "Meistersinger", die kommende Spielzeit kommen sollen, werden vermutlich(!) auch besser als die unmittelbare Vorgängerproduktion (vom Regisseur der Frankfurter "Daphne") ... ^^

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • der Zweck eines Forums wäre, seineMeinungen auszutauschen.

    Das geht ja nur auf Grundlager einer gewissen Kompetenz bezüglich des Gegenstandes, über den man sich unterhält. Wenn sich zwei "Diskutanten" über eine Inszenierung austauschen, von denen der eine sie gesehen hat und der andere nicht, dann kann das kein Gespräch auf Augenhöhe sein und eigentlich kann auch nichts Nützliches dabei herauskommen.


    Das Hauptproblem dabei ist, dass einige nicht begreifen, dass die Aufführung eines Werkes nicht die Wiedergabe des vorhandenen und unveränderlichen Werkes an sich ist, sondern immer eine Interpretation, also eine Neuschöpfung. Wir haben es also mit zwei unterschiedlichen Werken zu tun: dem Ursprungswerk der Autoren, das aufgeführt, also interpretiert werden kann und muss, wenn man es zum Leben erwecken will, und eben der Aufführung an sich, die ein neues Werk (geschaffen durch Dirigent, Regisseur und allen Beteiligten) ist. Es hat keinen Sinn und es kann auch nichts dabei herauskommen, wenn jemand bei der Diskussion an der Ursprungswerk und der andere an das Werk der Aufführung denkt - man redet dann nur aneinander vorbei. Wenn zwei Leute eine Inszenierung gesehen haben, dann ist es in der Tat sinnvoll, sich darüber auszutauschen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Das geht ja nur auf Grundlager einer gewissen Kompetenz bezüglich des Gegenstandes, über den man sich unterhält. Wenn sich zwei "Diskutanten" über eine Inszenierung austauschen, von denen der eine sie gesehen hat und der andere nicht, dann kann das kein Gespräch auf Augenhöhe sein und eigentlich kann auch nichts Nützliches dabei herauskommen.

    So sehe ich das auch. Das einzige, was dabei herauskommt, ist die gefühlt hunderttausendste Wiederholung des Lamentos der konservativen Operngänger "so steht das aber nicht im Libretto". Nicht mehr sagt der Beitrag von La Roche aus, womit er völlig überflüssig ist.


    Das Hauptproblem dabei ist, dass einige nicht begreifen, dass die Aufführung eines Werkes nicht die Wiedergabe des vorhandenen und unveränderlichen Werkes an sich ist, sondern immer eine Interpretation, also eine Neuschöpfung.

    Das bringt es genau auf den Punkt.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Stimmenliebhaber (Beitrag Nr. 11),


    wenn es für dich nicht zu viel Aufwand bedeutet, sieh dir ruhig den Figaro in der Semperoper an, musikalisch und vom allgemeinen Ambiente her hervorragend (man merkt sicherlich, dass ich unsere Semperoper über alles liebe). Der Cherubino von Grace Durham war musikalisch in Ordnung, aber von der Charakterisierung her noch nicht so richtig, kann aber auch an der Inszenierung gelegen haben,die wir als furchtbar empfunden haben.


    Die Tosca haben wir noch in unserem Anrecht, sie wurde von unseren langjährigen Staatskapellen-Sitznachbarn, die über ein Opernpremierenanrecht verfügen, sehr gelobt. Ebenso sollen die Ballette „Sommernachtstraum“ und jetzt das „Carmen – Ballett“ (erst kürzlich Premiere) sehr schön gelungen sein. Das erstere haben wir ebenfalls noch in unserem Anrecht, Carmen müssen wir in der nächsten Saison versuchen zu bekommen.


    Auch ich hoffe, endlich einmal die Meistersinger in einer ordentlichen Aufführung zu erleben. Bei der alten Inszenierung von Wolfgang Wagner war ich stark erkältet. Das wäre nicht durchzuhalten gewesen und für meine Sitznachbarn eine Zumutung gewesen. Die nächste Inszenierung war dann eine ebenso schlimme Zumutung (Claus Guth – 2007). Nürnberg als Spielzeugschachtelwelt, Beckmesser kastriert, Bühne szenenweise abgesenkt, so dass das Parkett nur noch die Köpfe der Sänger gesehen hat. So musste ich mich bisher mit DVDs begnügen (Metropolitan Opera 2004, Otto Schenk Inszenierung mit Morris, Heppner, Pape,Mattila und Levine als Dirigent sowie Glyndebourne Festival 2011 mit Finley als Sachs, V. Jurowski als Dirigent). Über letztere hatte ich schon ausführlicher geschrieben.

  • Das einzige, was dabei herauskommt, ist die gefühlt hunderttausendste Wiederholung des Lamentos der konservativen Operngänger "so steht das aber nicht im Libretto". Nicht mehr sagt der Beitrag von La Roche aus, womit er völlig überflüssig ist.

    Ein Gemälde kann und darf man nicht überschmieren. Es wird ein neues Werk daraus. Einen Roman kann man nicht neu schreiben, ohne den Titel zu ändern (siehe z.B. "die neuen Leiden des jungen Werther").

    Ein Bühnenstück, egal ob Oper oder Schauspiel darf dagegen jeder neu erfinden, die Handlung verlegen, den Zeitkonsens verändern. Bei einer Oper ist das besonders dann traurig, wenn Text und Musik nicht mehr mit der Handlung konform gehen.

    Da kannst Du mich hundertmal belehren wollen und erklären, daß mein Beitrag (hunderttausendste Wiederholung!!??) überflüssig sei. Den Mund laß ich mir von Dir nicht verbieten. Ich habe auch keinerlei Diskriminerung des Beitrags von Hans Heukenkamp vorgenommen. Für mich ist diese Entstellung der Daphne schon deshalb so scheußlich, da dieser Stoff die Grundlage der ersten Oper überhaupt (1589 von Luca Marenzio bzw 1594 von Jacopo Peri) und auch der ersten deutschen Oper (1627 Heinrich Schütz) war.


    ich glaube keiner will dem anderen die Freude an seinemOpernerlebnis nehmen, allerdings dachte ich, der Zweck eines Forums wäre, seineMeinungen auszutauschen. Ich lese schon viele Jahre hier im Forum mit und binimmer wieder erstaunt, wie aggressiv und geradezu militant hier auf abweichendeMeinungen reagiert wird. Für mich ist es immer interessant, die vielenunterschiedlichen Auffassunge über bestimmte Musikstücke bzw. Opern zulesen,ich empfinde es immer als bereichernd. Aber auch, wenn ich eine andere Meinungzu etwas habe, heißt das doch noch lange nicht, dass ich demjenigen seineeigene nicht gönne.

    Und dem stimme ich völlig zu. Ich gönne Hans Heukenkamp sein Erfolgserlebnis, habe aber nichts anderes gesagt, als daß diese Inszenierung für mich gar nichts wäre.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ein Gemälde kann und darf man nicht überschmieren.

    Das ist doch immer der albernste Vergleich überhaupt: gemälde und Oper. Ein Gemälde kann jeder "Zuschauer" alleine ansehen und betrachten und bei dieser Betrachtung für sich interpretieren. Eine Oper müssen erst einmal viele Leute aufführen, also interpretieren, damit sie der Zuschauer hören und sehen, also erleben kann. Er erlebt oder interpretiert dann aber bereits eine Interpretation, kein "Original". Natürlich kann er sich auch die originale Partitur ansehen - wenn er's kann...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich gönne Hans Heukenkamp sein Erfolgserlebnis, habe aber nichts anderes gesagt, als daß diese Inszenierung für mich gar nichts wäre.

    Na ja, genau genommen hast Du folgendes geschrieben:

    Lieber Hans, bist Du sicher, diese Oper gesehen zu haben (Zitat aus Wikipedia, meine vielen Opernbücher gehen von der gleichen Handlung aus): [...] Ich stelle wenig Übereinstimmung fest zwischen dem, was als Handlung diese Oper kennzeichnet und dem, was man in Frankurt unter diesem Titel auf die Bühne gebracht hat. Für mich ein einziges Trauerspiel, was man aus einer der schönsten Strauss-Oper machen kann. Da würden mich auch die besten Sänger nicht zm Besuch veranlassen.

    Von einem Gönnen eines Erfolgserlebnissen(?) kann ich da nichts finden. Auch bleibt es nicht bei der einfachen oder gar neutralen Feststelleung, dass besagte Inszenierung nichts für Dich wäre, sondern Du vermeinst hier ein "einziges Trauerspiel" zu erkennen, was m.E. ein klare Wertung ist.

    i[...] allerdings dachte ich, der Zweck eines Forums wäre, seine Meinungen auszutauschen. Ich lese schon viele Jahre hier im Forum mit und bin mmer wieder erstaunt, wie aggressiv und geradezu militant hier auf abweichende Meinungen reagiert wird. [...] Aber auch, wenn ich eine andere Meinungzu etwas habe, heißt das doch noch lange nicht, dass ich demjenigen seine eigene nicht gönne.

    Ich persönlich kann mit Meinungen wenig anfangen und gönne sie deshalb eigentlich auch niemandem: Meinungen werden in den allermeisten Fällen begründungsfrei vorgebracht (vulgo: Anderen vor die Füße gerotzt.). Insofern sind auch die fraglos vorkommenden aggressiven Reaktionen nicht verwunderlich, allerdings liegt ihre Ursache zumeist weniger darin, dass man eine abweichende Meinung hätte, sondern dass schon die zum Streit Anlass gebende Meinung in keinster Weise begründet wird. Hier ist es beispielsweise so, dass La Roche meint, seine Meinung alleine dadurch zu begründen, dass er die Wikipedia-Inhaltsangabe der Daphne repetiert. Eine echte geistige Fallhöhe (und damit ein möglicher Erkenntnisgewinn für die Mitleser) würde jedoch wohl erst dann entstehen, wenn er die fragliche Inszenierung tatsächlich gesehen hätte und anhand des eigentlich zur Diskussion stehenden Gegenstandes begründen und argumentieren könnte.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • So sehe ich das auch. Das einzige, was dabei herauskommt, ist die gefühlt hunderttausendste Wiederholung des Lamentos der konservativen Operngänger "so steht das aber nicht im Libretto". Nicht mehr sagt der Beitrag von La Roche aus, womit er völlig überflüssig ist.

    Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang übrigens, dass die Maßstäbe, nach denen eine Inszenierung bewertet wird, immer dann ganz andere sind, wenn einer der Freunde der echten Werke tatsächlich mal in die Oper (oder ins Kino) geht. So hat der User "Gerhard Wischniewski" kürzlich eine Übertragung der "Carmen"-Inszenierung von Richard Eyre (der nicht etwa ein Dirigent ist wie "Gerhard Wischniewski" behauptet, ebenso wenig wie der Dirigent Louis Langrée ein Regisseur ist) aus der Met gesehen und ihr Werkdienlichkeit attestiert. Nun spielt jedoch dummerweise genau diese Inszenierung nicht etwa - wie man in jedem Klavierauszug von Bizets "Carmen" nachlesen kann - "in und bei Sevilla um 1830", sondern ziemlich deutlich 100 Jahre später in der Franco-Ära. (Ebenso seltsam finde ich die Freude des Users "Gerhard Wischniewski" über die Ballette zu den Zwischenspielen, denn wenn Bizet ein Ballett in der Oper "Carmen" gewollt hätte, hätte er sicher eines zusätzlich zur Tanzszene in der Schänke im zweiten Akt komponiert, aber das nur so am Rande.) Das wäre eigentlich ein sehr guter Fall, wo der User "La Roche" naseweis mit seinem Wikipedia-Artikel um die Ecke kommen könnte und den User "Gerhard Wischniewski" fragen müsste, ob er sich sicher ist, da das gleiche Stück gesehen zu haben. Komischerweise ist das bis dato ausgeblieben. Woran das nur liegen mag?

  • Lieber LaRoche,


    du bemühst dich vergeblich um eine Erklärung, warum die Handlung einer Oper so schrecklich verunstaltet wird. Das haben ich und Andere hier schon ein paarmal versucht. Das kannst du aufgeben, denn die Befürworter wollen nur gegenan stänkern und argumentieren stattdessen gegen von uns eingestellte, werkgerechte Inszenierungen . Eine plausible Erklärung für die Überschmierung der Handlung haben sie selber nicht. Lache - wie ich - über diese nichtssagenden Argumente oder lies sie erst garnicht, sie brauchen sie, weil sie nichts Besseres haben.

    Ich bin einmal gespannt, wie sie sich jetzt wieder aufregen werden. Hoffentlich bekommen sie nicht noch einen Herzinfarkt.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Zu den Beiträgen 8, 13, 17 und 18 (und ich sehe noch, daß auch ein auf meiner Ignorierliste stehender User seinen Senf dazu gegeben hat). Kann mir irgendeiner von euch erklären, warum ich keine andere inhaltliche Beschreibung der Oper Daphne von Richard Strauss mit dem Text von Joseph Gregor finde als in meinem Beitrag Nr. 6 dieses Threads?

    - in meinem Hausswald "Das neue Opernbuch" von 1957 wird von einer pantheistischen Naturbeschreibung gesprochen (Seite 354-357). Handlung ähnlich Wikipedia.

    - im "Opernbuch" von Peter Czerny 1958 (Seite 590-593) wird ein Stück aus der griechischen Mythologie beschrieben

    - die "Chronik der Oper" von Dieter Zöchling von 1996 schildert auf Seite 1938 das geglückte Vorhaben, den ältesten Opernstoff neu auf die Bühne zu bringen.

    - der "große Opernführer" von Roesler/Hohl von 2000 schilder auf Seite 82 die Handlung als Bukolische Tragödie in einem Aufzug, Handlung a la Wikipedia

    - Das Buch "Opera" von Andras Batta (1999) gibt auf Seite 631 beschreibt z.B, daß Apollo Zeus bittet Daphne wenn schon nicht als Weib, aber als immergrünen Lorbeerbaum für ihn zu erhalten

    - in der rororo-Ausgabe der Strauss-Biographie von Walter Deppisch wird Daphne ab Seite 148 beschrieben. wie Strauss und Gregor darum gerungen haben, Text und Handlung zu einer Einheit zu machen. Auch hier hat die Verwandlungsszene einen besonderen Stellenwert.

    - In der Geschichte der Dresdener Semperoper "Die Stunde des Rosenkavalier" von Hans Schnoor, wird die Bedeutung der Daphne als letzte Uraufführung einer Strauss-Oper in Dresden besonders erwähnt.


    Diese Oper, deren Stoff seit Hunderten Jahren die Menschheit beschäftigt hat in eine andere Umgebung mit anderen handlungsabläufen zu versetzen ist mehr als frevelhaft. Die Straussche Oper hat mehr als 150 Jahre überlebt, bevor irgendein Regisseur meinte, das verändern zu müssen. Kann mir bitte einer erklären, warum das sein muß????


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber La Roche,


    ich sagte es ja schon: Du wirst keine plausible Erklärung erhalten.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Diese Oper, deren Stoff seit Hunderten Jahren die Menschheit beschäftigt hat in eine andere Umgebung mit anderen handlungsabläufen zu versetzen ist mehr als frevelhaft. Die Straussche Oper hat mehr als 150 Jahre überlebt, bevor irgendein Regisseur meinte, das verändern zu müssen. Kann mir bitte einer erklären, warum das sein muß????


    La Roche

    Lieber La Roche,

    so war es ja nicht. Sebastian Weigle hat das Orchester jede Note Strauss' spielen lassen, die Sänger haben jedes Wort Gregors Libretto gesungen.

    Claus Guths Regie befragt die "Daphne" behutsam neu. Nicht jeder Einfall, jedes Detail, gefiel mir, aber Guths Zugriff ist valide und grosso modo gelungen.

    Nichts wurde verunstaltet, und der Regisseur ist sichtlich nicht auf Provokation des Publikums aus. Im Gegenteil, in allen seinen Inszenierungen finde ich ihn als sanften, dem Theater wahrlich zugewandten Mann, wieder.

    Es grüßt Hans.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Die Straussche Oper hat mehr als 150 Jahre überlebt, bevor irgendein Regisseur meinte, das verändern zu müssen. Kann mir bitte einer erklären, warum das sein muß????

    Zum zweiten Satz: Ich nehme an, dass es für Herrn Guth im Rahmen seiner künstlerischen Verantwortung für die Inszenierung die größte szenische Relevanz hatte, das Stück so zu erzählen wie er es getan hat. Der Erfolg der Produktion bei Presse und Publikum (die vierte Wiederaufnahme-Serie erleben allzu viele Produktionen dieses sperrigen Stückes im übrigen nicht) gibt ihm recht und spricht für sich. Mit Leuten, die über die Produktion nörgeln, obwohl sie sie nicht gesehen haben, wird er gut leben können, so lange es denjenigen gefällt, die sie sich anschauen.

    Zum ersten Satz: Ich muss gestehen, dass ich vor so viel Fachkompetenz demütig zurücktreten muss. Mir war es bislang völlig unbekannt, dass Richard Strauss bereits vor "mehr als 150 Jahren", also im Alter von vier, drei, zwei Jahren oder gar im Embryonalstatus Opern oder gar schon die "Daphne" komponiert hat. Da es mir aber von derart glaubwürdiger Seite zugetragen wird, sehe ich es in Zukunft als Fakt an, dass die Musikgeschichte gewaltig irrt, wenn sie Mozart das größte musikalische Wunderkind nennt.


    ich sagte es ja schon: Du wirst keine plausible Erklärung erhalten.

    Ich habe den nicht ganz unbegründeten Verdacht, dass du an einer tatsächlichen Erklärung nicht wirklich interessiert bist, was umso bedauerlicher ist, wenn du dem Vorstellungserlebnis von Usern wie Hans, der hier sehr plausibel seine Eindrücke geschildert hat, nicht glaubst und sein Live-Erlebnis nassforsch abtust.

    Mich würde aber in diesem Zusammenhang ernsthaft interessieren, warum sich nach deiner Argumentation alle Regisseure an die Librettoangaben zu halten haben, du aber gleichzeitig die "Carmen"-Inszenierung von Herrn Eyre goutierst, die das Stück nicht, wie im Libretto festgelegt in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts, sondern in der Franco-Zeit spielen lässt. Auf eine Erklärung dieses Widerspruches warte ich gespannt.

    3 Mal editiert, zuletzt von Melomane ()

  • Mich würde aber in diesem Zusammenhang ernsthaft interessieren, warum sich nach deiner Argumentation alle Regisseure an die Librettoangaben zu halten haben, du aber gleichzeitig die "Carmen"-Inszenierung von Herrn Eyers goutierst, die das Stück nicht, wie im Libretto festgelegt in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts, sondern in der Franco-Zeit spielen lässt. Auf eine Erklärung dieses Widerspruches warte ich gespannt.

    Ich fürchte, auf diese Erklärung kannst du lange warten. Stattdessen nur wieder die üblichen, schon 100 Mal gelesenen nichtssagenden Floskeln. Erbärmlich!!!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber La Roche,

    so war es ja nicht

    Das ist aber unerhört, wie kannst du es wagen als jemand, der die Aufführung gesehen hat, demjenigen zu widersprechen, der die Aufführung nicht gesehen hat und es trotzdem besser weiß?! :hahahaha::hahahaha::hahahaha:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zum ersten Satz: Ich muss gestehen, dass ich vor so viel Fachkompetenz demütig zurücktreten muss

    Ich gebe demütig zu, daß mir eine "1" hineingerutscht ist und ich das beim Korrekturlesen übersehen habe. Das Datum der Uraufführung ist mir selbstverständlich bekannt. Dein Hohn ist berechtigt und konnte angesichts meines unverzeihlichen Fehlers erwartet werden. Er tangiert mich allerdings am Allerwertesten.

    Über die Gründe, warum derartig massenhafte Abweichungen im Handlungsgeschehen in der Frankfurter Inszenierung von Herrn Guth für notwendig erachtet wurden konntest Du mich nicht informieren. Schade, gerade Deine sachkundigen und tiefgründigen Analysen hätten einen Beitrag zum besseren Verständnis dieser Oper leisten können. Sie hätten dann sicher dazu geführt, daß Opernführer umgeschrieben werden müßten und auch ich als Unwissender die Oper besser verstehen würde.

    Eine neue Musik zu der von Hans Heukenkamp geschilderten Handlung wäre sicherlich auch ein großer Wurf. Vielleicht findet sich mal einer. Oder einfach eine Bezeichnung der Inszenierung als das, was sie ist: "Daphne" mit der Musik von Richard Strauss und dem Text von Josef Gregor in der Interpretation von Herrn Guth (der Vorname dieses beachtenswerten Künstlers ist mir leider entfallen). Damit würde auch der Name des Regisseurs gleichberechtigt neben dem Komponisten/Texter genannt werden können. Allerdings bezweifle ich, daß Herrn Guth diesem künstlerischen Vergleich länger gewachsen sein wird. Strauss/Gregor wird man in 100 Jahren noch kennen. Guth sicher nicht.


    In untertänigster Hochachtung La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Oder einfach eine Bezeichnung der Inszenierung als das, was sie ist: "Daphne" mit der Musik von Richard Strauss und dem Text von Josef Gregor in der Interpretation von Herrn Guth (der Vorname dieses beachtenswerten Künstlers ist mir leider entfallen).

    Steht im Wesentlichen auf jedem Ankündigungsplakat oder Programmzettel; also etwa:


    Daphne


    Oper von Richard Strauss,

    Text/Libretto von Josef Gregor

    Regie od. Inszenierung von Claus Guth (der Vorname ist relativ leicht zu recherchieren ...)


    Und dass es sich bei einer Regiearbeit oder Inszenierung um eine Form der Interpretation handelt, kann man eventuell als bekannt voraussetzen!?


    p.s. Habe den inhaltlich identischen Beitrag von Stimmliebhaber erst jetzt gelesen. Insofern ist von meinem Beitrag vielleicht nur noch der Hinweis auf den fraglichen Vornamen Claus von Relevanz.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Eine echte geistige Fallhöhe (und damit ein möglicher Erkenntnisgewinn für die Mitleser) würde jedoch wohl erst dann entstehen, wenn er die fragliche Inszenierung tatsächlich gesehen hätte und anhand des eigentlich zur Diskussion stehenden Gegenstandes begründen und argumentieren könnte.

    Ich kann Die mitteilen, daß ich Aufführungen der Daphne (Dresden live, Wien als DVD) kenne, die der in Wikipedia angegebenen Handlung entsprachen. Damit bin ich wohl in der Lage, differenziert zu beurteilen, zumindest genauso wie diejenigen, die die Frankfurter Inszenierung gesehen haben, aber einen Vergleich mit den von mir erlebten Aufführungen nicht. Die Inszenierung in Frankfurt entspricht nicht meinen Vorstellungen, weshalb ich sie mir niemals ansehen würde.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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