BERLIOZ, Hector: Les Nuits d'été op. 7
Es scheint, dieses Werk besitzt bis heute keinen eigenen Thread. Zeit also, dem abzuhelfen.
Les Nuits d'été (Sommernächte) op. 7 von Hector Berlioz ist eine Kunstliedsammlung, welche auf Gedichten von Théophile Gautier (1811-1872) beruht. Es handelt sich im strengen Sinne um keinen Liederzyklus, wenngleich durch die kompositorische Verarbeitung eine deutliche Nähe zu einem solchen erkennbar ist.
Konkret geht es um folgende sechs Lieder, die auf Gautiers Gedichtsammlung La Comédie de la mort (Die Komödie des Todes) von 1838 beruhen. Berlioz entschied sich für sechs der insgesamt 56 Gedichte, die ihm für die Vertonung am geeignetsten erschienen:
1. Villanelle (Ländliches Lied) H 82 (Gedicht Nr. 55 Villanelle rythmique)
2. Le Spectre de la rose (Der Geist der Rose) H 83 (Gedicht Nr. 27 Le Spectre de la rose)
3. Sur les lagunes. Lamento (Auf den Lagunen. Klage) H 84 (Gedicht Nr. 28 Lamento. La Chanson du pêcheur)
4. Absence (Trennung) H 85 (Gedicht Nr. 37 Absence; letzte fünf Strophen gestrichen)
5. Au cimetière. Clair de lune (Auf dem Friedhofe. Mondschein) H 86 (Gedicht Nr. 43 Lamento)
6. L'Île inconnue (Das unbekannte Land) H 87 (Gedicht Nr. 44 Barcarolle)
Während die Lieder Nr. 1 und 6 leichtherzig und nach außen gerichtet sind, erscheinen die Lieder Nr. 2 bis 5 deutlich intensiver und leidenschaftlicher. Villanelle mit seiner vergleichsweise schlichten Melodie ist ein leichtes Sommerlied. Le Spectre de la rose ist das einzige der Lieder, wo die Harfe vorkommt. Es ist deutlich großräumiger und besitzt eine für Berlioz typische aufschwingende Melodie. Bei Sur les lagunes handelt es sich um den Gesang eines Fischers, der eine einsame nächtliche Fahrt auf dem Meer beschreibt. Die Stimmung eines tiefen Kummers aufgrund der Einsamkeit wird erfahrbar. Absence behandelt die Trennung von einer weit in der Ferne weilenden Geliebten. In Au cimetière, einer gespenstischen Friedhofsszene mit morbidem Klang, wird der Einfluss der Schwarzen Romantik deutlich. Bei L'Île inconnue schließlich handelt es sich wiederum um ein Seestück, doch wird wiederum die euphorischere Stimmung des Beginns aufgegriffen.
Die Werke wurden zwischen 1834 und 1840 zunächst in der Klavierfassung für Mezzosopran- oder Tenorstimme komponiert und 1841 veröffentlicht. Die Orchestrierung erfolgte 1843 (Absence), 1855/56 (Le Spectre de la rose) und 1856 (Villanelle, Sur les lagunes, Au cimetière, L'Île inconnue). Es folgten Arrangements für Bariton, Alt und Sopran. Selten ist die Aufteilung der Sammlung auf verschiedene Stimmen.
Die Orchestrierung beschränkt sich auf zwei Flöten, zwei Klarinetten, zwei Fagotte, Oboe, drei Hörner, Harfe sowie Streicher.
Eine singbare Übersetzung ins Deutsche wurde von Peter Cornelius (1824-1872) vorgelegt.
Ich bin alles andere als ein großer Kenner von Kunstliedern, aber die Nuits d'été haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Ich spreche natürlich von der Orchesterfassung.
Im Folgenden eine kleine Auswahl an Aufnahmen, die hoffentlich eifrig ergänzt wird:
Eine ganz herausragende Einspielung (1969), welche die Lieder auf vier Stimmen verteilt: Sopranistin Sheila Armstrong singt Nr. 4 und 6, Mezzosopranistin Josephine Veasey Nr. 2, Tenor Frank Patterson Nr. 1 und 5 sowie Bassist John Shirley-Quirk Nr. 3. Sir Colin Davis begleitet mit dem London Symphony Orchestra.
Wohl eine der besten Aufnahmen der Mezzosopran-Fassung (1967) mit Janet Baker. Es begleitet das New Philharmonia Orchestra unter Sir John Barbirolli.
Formidable Neueinspielung (2017) in der Bariton-Fassung mit Stéphane Degout. Es begleitet das HIP-Ensemble Les Siècles unter François-Xavier Roth.
Gibt es denn auch eine Aufnahme der deutschsprachigen Übersetzung? Dies würde mich doch besonders interessieren.