Auszeichnung und Neues vom Theater Altenburg/Gera

  • Das Theater Altenburg/Gera hat am 10.2.2019 den Preis der deutschen Theaterverlage für 2018 erhalten. In der Begründung wird u.A. angeführt:


    "In der Jurybegründung wird die "über Jahre hinweg konsequent umgesetzte Spielplanpolitik" von Kay Kuntze gelobt, der die Häuser in Gera und Altenburg seit 2010/11 leitet. Kuntzes Spielplanpolitik arbeite "der zunehmenden Verengung des Repertoires auf vermeintlich publikumswirksame Titel systematisch entgegen" und habe dem Theater große Anerkennung gebracht. "Nicht nur von Seiten der Medien und der Politik, sondern vor allem auch von Seiten des Publikums, das den Kurs von Theater&Philharmonie Thüringen mit stetig wachsenden Auslastungszahlen bestätigt."

    Ich will das nicht werten, sicher gibt es Anlaß, stolz zu sein. Aber darauf, daß die Spielplanpolitik "der zunehmenden Verengung des Repertoires auf vermeintlich publikumswirksame Titel systematisch entgegen" arbeitet, sehe ich keinen Grund zur Freude. Sicher, ausgefallene Stücke müssen sein, Neuentdeckungen bringen Anerkennung. Aber für eine Abwendung vom Publikumsgeschmack einen Preis auszuloben, das finde ich unglücklich vom Preisvergeber. Nicht für das Theater, das will ich ausdrücklich betonen. Es hat etwas getan, wofür es hohe Anerkennung bekam.


    Gleichzeitig gibt das Theater seine Auslastungszahlen bekannt (nachzulesen in den Pressemitteilungen des Theaters auf seiner website). Danach waren 2017 in 905 Vorstellungen 150 269 Zuschauer, das sind nach meiner Rechnung 166 pro Vorstellung. 2018 gingen 150 391 Personen in 862 Vorstellungen, daraus errechne ich einen Besuch von 174 pro Vorstellung. Das Theater Gera gibt eine Auslastung von 79 % an, für beide Jahre.


    Es gab eine Reihe ausverkaufter Vorstellungen, besonders im Weihnachtsmärchen und im Musicalbereich. Es gab Veranstaltungen, bei denen der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen stand.

    Das Große Haus Gera faßt nach mehreren Umbauten 550 Zuschauer, der wunderbare, viel zu wenig bekannte Konzertsaal 812 Personen und die Bühne am Park ca. 100 Zuschauer. Weiterhin wird die Puppenbühne bespielt. Gera ist das einzige 5-Spartentheater Thüringens.

    Im großen Haus Altenburg (wo auch die Altenburger Sinfoniekonzerte stattfinden) haben ca 500 Zuschauer Platz, dazu wird das "Heizhaus" als kleine Bühne bespielt.


    La Roche


    PS Ich will keineswegs in Frage stellen, daß die Geraer stolz sind auf ihr Theater. Es ist einer der Hauptträger eines Vorhabens, womit sich die Stadt Gera als Kulturhauptstadt Europas für das Jahr 2025 bewerben will. Lobenswert die Energie, die eingesteckt wird und sicher dazu führt, nach der Buga 2007 die Stadt wieder aufzuwerten.

    Leider wird und der GMD Laurent Wagner zum Spielzeitende vorzeitig verlassen, so stand es ohne Angabe von Gründen in der Presse

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber La Roche,


    wer bestimmt denn, was der Publikumsgeschmack ist? Wie soll das Publikum über ein Werk urteilen, wenn man es ihm nicht vorsetzt? Natürlich gibt es internationale Zahlen, wie oft bestimmte Opern gespielt werden, aber es gibt genug Werke, die man sich jenseits von Bohème, Butterfly, Zauberflöte, Traviata & Co. anhören kann ohne vorzeitig das Haus verlassen zu müssen. Für mich wäre jedenfalls eine Oper wie "Die Passagierin" ein viel größerer Anreiz nach Gera zu fahren als eine "Entführung".


    Nehmen wir das Beispiel Magdeburg: egal, was ich da bisher gesehen habe, das Haus war erschreckend leer (zur Walküre konnte ich leider nicht fahren, das dürfte eine Ausnahme gewesen sein). Von den wenigen Leuten, die im Haus waren, kam auch noch ein großer Teil nicht aus Magdeburg.


    Wenn eine Produktion erfolgreich ist, spricht sich das rum. "Lady Macbeth von Mzensk" ist sicher von Hause aus kein Kassenschlager, aber die letzte Aufführung der Premierenserie im Jahr 2015 an der Deutschen Oper war ausverkauft.


    Ich finde es jedenfalls gut, wenn ich in Freiberg "Intermezzo", in Magdeburg "Die Braut von Messina" oder in Gera eine andere Rarität erleben kann.



    Viele Grüße

  • In der Reihe "Zukunftsmusik ostwärts" gibt es in Kooperation mit den Partnerstädten Gera und Timişoara in Gera am 22. und 23. September


    Arnold Schönberg: Gurre-Lieder


    Besetzung:

    Roy Cornelius Smith

    Michaela Kaune

    Ruxandra Donose

    Cosmin Ifrim

    Alejandro Lárraga Schleske

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo