Bericht über eine Balladen-Soirée am 24. 2. 2019 im Pfarrheim St. Lamberti in Coesfeld

  • Im Pfarrheim unserer St. Lambertipfarrgemeinde in Coesfeld fand heute um 17.00 Uhr eine sehr interessante Balladen-Soirée statt, die folgenden Anlass hatte:


    Ein kürzerer Blüthner-Flügel, Baujahr 1900 - 1910 in Leipzig, der sich seit vielen Jahren in unserer Pfarrgemeinde befand, etwa vergleichbar mit diesem Modell:

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    (Modell 10, 166 cm)

    war vom hiesigen Klavierbaumeister Martin Kappert restauriert worden und sollte mit diesem Konzert "wiedereingeweiht" werden.

    Dieser Aufgabe hatten sich unser Kantor Maximilian Kramer, Bassbariton

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    und der bekannte Pianist und Liedbegleiter Michael Gees

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    angenommen, die unter dem Titel

    "Klingende Geschichten, Balladen aus der Romantik" ein tolles Programm auf die Beine gestellt und einstudiert hatten:


    1. Es war ein König in Thule D.367, Franz Schubert,


    2. Der Zwerg D. 771, Franz Schubert,


    3. Das Schloss am Meere, Melodram, nach Ludwig Uhland, AV 92, Richard Strauss,


    4. Graf Eberstein, op. 9 Nr. 5, Carl Loewe,


    5. Die beiden Grenadiere, op. 49 Nr. 1, Robert Schumann


    6. Die nächtliche Heerschau, op 23, Carl Loewe


    7. Herr von Ribbeck auf Ribbeck, Improvisation, Text, Theodor Fontane


    8. Der Zauberlehrling, Michael Gees, Text: Johann Wolfgang von Goethe


    Pause


    9. Odins Meeresritt, op. 118, Carl Loewe


    10. Belsazar, op. 57 Robert Schumann


    11. Die wandelnde Glocke, op. 20 Nr. 3, Carl Loewe


    12. Die Brücke Am Tay, Improvisation, Text Theodor Fontane


    13. Der Erlkönig, D. 328, Franz Schubert


    14. Der Rattenfänger, Nr. 11, Hugo Wolf


    15. Der Feuerreiter, Hugo Wolf


    Es war m. E. kein einziger Schwachpunkt in diesem Programm. Einiges war für mich neu, so "Der Zwerg" von Schubert, Das Schloss am Meer von Strauss und der Zauberlehrling in der Vertonung von Michael Gees vor der Pause, so wie die beiden Werke von Hugo Wolf, obwohl ich beide Werke in der Wolf-Box von Dietrich Fischer-Dieskau/ Daniel Barenboim habe, ich aber zu meiner Schande gestehen muss, dass ich sie noch nicht gehört habe. Aber sie haben in der mitreißenden Interpretation Max Kramers und Michael Gees' am Ende des Programms einen tiefen Eindruck auf mich hinterlassen.

    Gleichsam ist mir aufgefallen, das Max Kramer zwar auch seit dem letzten Konzert mit Michael Gees (Schöne Müllerin) wieder etwas älter geworden ist, sein Vortrag aber an dramatischer Dichte und musikalischer Tiefe, wie ich finde, zugenommen hat.

    Ebenso hat mich die "Begleitung" Michael Gees' zunehmend gefesselt und ich war begeistert von dem dunkel schimmernden Klang, den er dem restaurierten Blüthner entlockt hat. Ich bin ja sowieso ein Anhänger von Blüthner-Flügeln, seit vor etlichen Jahren Michael Korstick auf dem Klavierfestival Ruhr in einer Reihe von vier Konzerten auf einem Blüthner-Flügel alle fünf Klavierkonzerte Beethovens (die ersten beiden im ersten Konzert) und das dritte bis fünfte in den folgenden drei Konzerten jeweils vor der Pause gespielt hatte und es nach der Pause jeweils eine Brahms-Sinfonie gab.

    Von den übrigen Programmpunkten in diesem Konzert haben mich natürlich die Loewe-Balladen gefesselt, ganz besonders Graf Eberstein, Odins Meeresritt und die wandelnde Glocke, die ich von Max schon zum zweiten Mal in einem Konzert erlebt habe, das erste Mal aber mit einem anderen Begleiter. Natürlich haben mich auch die Schubert-Lieder und die Schumann-Balladen überzeugt.

    Interessant waren auch die beiden Improvisationen, die auch wohl eine Erinnerung an eine frühere Tradition sein sollten, nämlich das Hinzutreten von improvisatorischen Anteilen in Klavier- und Lied-Recitals, eine Sache, die mich zuerst eher verstört hatte, als mir dies vor Jahren bei einer "Schönen Müllerin" auf Classica auffiel, als nicht nur Michael Gees in seinem Klavierpart improvisierte bzw. verzierte, sondern auch Christoph Prégardien in seinem Gesangspart.

    Mittlerweile sehe ich das Ganze aus einer anderen Perspektive, und es gefällt mir ausnehmend.

    Verschiedene Bekannte, die ich in der Pause und nach dem Konzert sprach, waren ebenso begeistert wie ich und ich bin sicher, dass alle Besucher in dem wohlgefüllten kleinen Konzertraum sich schon auf das nächste Projekt der beiden Protagonisten freuen.

    Die beiden entließen das dankbare Publikum mit der überaus zutreffenden und anrührenden Zugabe "Die Uhr", op. 123 Nr. 3 von Carl Loewe.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Heute Abend konnte ich anlässlich unserer wöchentlichen Chorprobe mit Max Kramer sprechen, der mich sofort auf meinen Bericht im Forum ansprach und sich sehr dafür bedankte. Er sagte, er habe diesen Bericht sofort kopiert und ihn Michael Gees zugeschickt.

    Ich hoffe, dass sich Michael Gees ähnlich angetan zeigt, denn es war wirklich ein sehr schönes Konzert in intimem Rahmen, in dem sich beide Musiker aber sehr engagiert zeigten und eien Leistung erbrachten, die auch in einem größeren Rahmen Bestand gehabt hätte. Ich arbeite seit nunmehr fast 25 Jahren mit Max Kramer zusammen, davon die letzten 8 Jahren in zwei Chören und zwei Choralscholen, und ich kann mich an keinen Lebensabschnitt erinnern, in dem ich mehr gelernt hätte und mehr Erfüllung gefunden hätte, in dem, was ich am liebsten tue, als in diesem Lebensabschnitt, und ich hoffe, dass ich noch lange mitmachen kann.

    Heute hatten wir eine wichtige Probe in Vorbereitung unseres Konzertes am Passionssonntag, 7. 4. 2019, in dem wir die Markuspassion, früher Reinhard Keiser zugeschrieben, aufführen, in der Fassung einer Aufführung am Hofe zu Weimar um 1713 durch Johann Sebastian Bach.

    Wenn ich Näheres über die genaue Terminierung weiß, werde ich das an entsprechender Stelle im Forum mitteilen.


    Liebe Grüße


    Willi:)


    P. S. Vielleicht hast du ja am Passinsssonntag noch nichts Anderes vor, lieber Holger!

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • P. S. Vielleicht hast du ja am Passinsssonntag noch nichts Anderes vor, lieber Holger!

    Lieber Willi,


    das ist eine sehr gute Idee, dass ich bei dieser Gelegenheit nach Coesfeld komme, was ich mir schon vorgenommen hatte! :) Ich werde das mal vormerken und schauen, was sich machen lässt! Dann können wir nachher ja zusammen - ganz weltlich - ein Bierchen trinken! ^^


    Liebe Grüße

    Holger

  • Lieber Holger,


    es gibt nach jedem Konzert ein Abendessen mit allen Aktiven (u. Anhang), und bei einer verbindlichen Zusage köntte ich da sicher etwas arrangieren. Vielleicht sendest da das dann auf dem anderen Kanal.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi, ich habe geschaut, dass ich ausgerechnet an diesem Wochenende schon eine Opernpremiere habe und ich meine liebe Frau das komplette Wochenende natürlich nicht alleine lassen kann. Ich muss das also erst einmal abklären! :hello:


    Liebe Grüße

    Holger