Im Hilde Zadek Thread kam die Diskussion auf, dass die Sängerin auf der Bühne im Liveerlebnis sängerisch und darstellerisch große Erfolge hatte, in Tonaufnahmen nach verschiedenen Urteilen der Tamino Gesangsexperten diese Wirkung jedoch nie in gleichem Maße realisieren konnte. Auf der anderen Seite - und ich meine das tritt noch häufiger auf - gibt es strahlende Mikrofonstimmen, die im großen Opernhaus kläglich versagen. Was sind die Ursachen dieses Phänomens? Versuchen wir, diese zu ergründen und zu benennen. Am überzeugendsten wird uns dies gelingen, wenn wir konkrete Beispiele nennen. Ich will gerne damit beginnen und zwar mit einem Bariton, den ich verehrte und liebte: Heinz Imdahl - die rheinische Frohnatur - wurde 1924 in Düsseldorf geboren. Obwohl durch einen renommierten elterlichen Betrieb zur Führung des florierenden Unternehmens bestimmt und durch Ausbildung dafür prädestiniert setzte sich Heinz Imdahl durch und wurde trotz aller Widerstände Sänger. Ausbildung und erstes Engagement in Düsseldorf. Über Bremen, Staatsoper "Unter den Linden" Berlin, Staatstheater Nürnberg, Rückkehr an die Deutsche Oper am Rhein als Erster Bariton, jetzt jedoch mit großem Erfolg eingesetzt in den großen Fachpartien. Danach der große Sprung an die Bayerische Staatsoper in München. Dort fand er sein Stammhaus und wurde eine der großen Stützen des Ensembles und ständiger Gast an der Wiener Staatsoper. Längst wurde er weltweit zu Gastspielen verpflichtet. Er sang nun in den Opernzentren die großen Partien seines Fachs wie Rigoletto, Amfortas, Amonasro, Scarpia, Pizarro, Holländer, Telramund, Wotan, Falstaff, Sachs - seine Lieblingsrolle, usw. Weltweit wurde die Kraft, Schönheit, die sonore Fülle der Stimme, die Weite der Ausdrucksskala und die natürliche Darstellung bewundert und gerühmt. Nur die Tonindustrie ignorierte diesen Meistersänger. Mir sind nur 2 Aufnahmen von Imdahl bekannt in unbedeutenden Rollen mit mäßiger Wirkung und einige private Raubmitschnitte, die wegen der katastrophalen Ton- und Klangqualität dem Ruf des Sängers eher schaden. Auf der Bühne einer der Großen, von der Tonindustrie ignoriert, in Platten- und Funkaufnahmen ein Schatten seiner Liveauftritte. Wodurch ist dieses Phäomen, das am Beispiel von Heinz Imdahl exemplarisch dargestellt wurde, zu erklären?
Herzlichst
Operus (Hans)