Donizetti: La fille du regiment, Übertragung aus der MET am 02.03.19

  • La fille du régiment aus der MET am 02,03.19


    Beinahe hätten wir eine der herrlichsten Aufführungen dieser Saison aus der MET versäumt, denn wir fühlten uns beide recht unwohl. Bei mir war es seit einer Woche heftiger Husten, den ich aber glücklicher Weise so gut im Griff habe, dass ich ihn mit einem Tuch gedämpft während in die Zeit während des vielen Applauses, der immer wieder aufbrauste, stillen konnte. Meine Frau hatte es mit dem Magen, was bei ihr dann durch die packende Aufführung verdrängt wurde.

    Die Inszenierung war wohl die Übernahme aus Wien von 2007. Das Bühnenbild und die Kostüme war der Oper vollkommen angemessen.

    Pretty Yende war die ideale Figur für die Marie, die diese wilde „Tochter des Regiments“ sowohl gesanglich auch darstellerisch hervorragend verkörperte und die oft schwierigen Stellen dieser Rolle brillant meisterte. Ihr zu Seite stand Javier Camarena, der ihr in nichts nachstand. Das New Yorker Publikum spendete seiner Cavartine „A mes amis... stehend soviel Beifall, dass er sie wiederholen musste. Auch die Partien der Marquise de Birkenfeld und des Sulpice waren mit Stephanie Bleythe und Maurizio Muraro sehr gut besetzt. Die vielen Gags erschienen mir an manchen Stellen (sicher bewusst) etwas dick aufgetragen, passten aber durchaus zu dieser Oper. Ich hätte mir denken können, dass diese Oper vielen jungen Leuten Spaß gemacht hätte, die aber leider nur mit einem geringen Anteil anwesend waren.

    Der Saal war, bis auf wenige Plätze in der ersten Reihe, voll besetzt. Eine Bekannte, die bisher noch keine Oper im Kino gesehen hatte, hatte sich erst sehr spät um einen Platz bemüht und glücklicherweise den letzten Platz in der 5.Reihe erhalten, von wo aus man noch einen guten Überblick über die Leinwand hat.

    Wir treffen immer wieder auf Opernfreunde, die von dieser Möglichkeit noch nichts gehört haben und dann begeistert sind. Aber langsam spricht es sich herum.

    Hier zwei Ausschnitte

    https://www.youtube.com/watch?v=OAfm9o8G3SE

    https://www.youtube.com/watch?v=dAwXA3K9Od4


    Das Programm für die Saison 2019/2020 haben wir gestern bekommen. Es kann ab 12. Mai gebucht werden:

    12.10.19 Puccini: Turandot

    26.10.19 Massenet: Manon

    09.11.19 Puccini: Madame Butterfly

    23.11.19 Glass: Aknathen

    11.01.20 Berg Wozzeck

    01.02.20 Gershwin: Porgy and Bess

    29.02.20 Händel: Agrippina

    14.03.20 Wagner: Der Fliegende Holländer

    11.04.20 Puccini. Tosca

    09.05.20 Donizetti: Maria Stuarda


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

    Einmal editiert, zuletzt von Gerhard Wischniewski ()

  • Danke, lieber Gerhard, für Deinen schönen Bericht.

    Es freut mich zu lesen, daß ihr einen genußvollen und beglückenden Opernabend hattet, auch wenn es "nur" im Kino war.

    Aber ich meine - besser so, als gar nicht!

    Den Ausschnitt mit der Tenorarie hatte dankenswerterweise schon Gregor vor ein paar Tagen reingestellt - das war schon großartig!


    Herzliche Grüße und rasche gesundheitliche Besserung für Euch beide.

    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Crissy,


    ich habe das "nur" inzwischen längst überwunden. Schon nach dem ersten Mal, als ich diese Übertragungen besuchte, war es so gut wie weg. Wenngleich du die Personen nicht körperlich erlebst, hast du doch die Illusion, im Theater zu sein. Bei guter Kameraführung, und über die konnte ich mich bisher nicht beklagen, erlebst du die Darstellung näher und unmittelbarer als aus einem entfernteren Platz. Die Sänger müssen also - vor allem für solche Übertragungen - auch schauspielerisch sehr viel leisten.

    Und die äußere Atmosphäre unterscheidet sich nur wenig von einem modernen Opernhaus, und ich habe aus den von mir an anderer Stelle geschilderten Umständen fast nur moderne Theater erlebt. Große Opernhäuser konnte ich mir finanziell und auch wegen der damit verbundene Umstände eben nicht leisten.

    Der bzw. die Säale (wenn ein weiterer angeboten wird, wird die Verbindung zwischen beiden geöffnet), sind nur von einer Seite über ein spezielles, sehr schönes Foyer zu erreichen, in dem dann der Sektempfang vor der Vorstellung stattfindet und in dem man in dem Pausen flanieren und eventuell auch kleine Speisen und Getränke bekommen kann. Dies ist ein großer Raum mit vollständiger Glasfassade, aus dem man auf die Stadt herabblicken kann, und der bei übrigen Kinovorstellungen abgesperrt ist. Hier kannst du vor der Vorstellung und in den Pausen mit anderen Opernfreunden plaudern. Der Zugang wird anhand der Eintrittkarten kontrolliert. Du kommst also garnicht mit den übrigen Kinobesuchern in Berührung. Ich fühle mich da heimischer als in unserem ebenfalls modernen Theater.

    Hinzu kommt, dass man in dem Theater wesentlich enger saß und - wenn man als kleinerer Mensch Pech hatte - sich in der Reihe davor jemand hinsetzte, der einem weitgehend die Sicht nahm. Auch das ist hier anders, weil die nächste Reihe immer zwei Stufen höher ist und du über alle Köpfe hinweg siehst.

    Ich werde künftig mein Programm nicht nur aus der MET, sondern auch aus Übertragungen vom Royal Opera House zusammenstellen, das seit Ende vorigen Jahres hier auch Übertragungen anbietet. Das Angebot lag leider erst sehr spät an einem Opernabend aus der MET aus, so dass wir diesmal von dort nur ein wunderbares Ballett gesehen haben. Ich hoffe, dass ich die Prospekte von ROH frühzeitig bekomme und rechtzeitig in meine Haushaltsplanung übernehmen kann.

    Übrigens, was die Lautstärke betrifft, die hier schon mal von Einzelnen beanstandet wurde. Ich hatte auch diesmal nicht den Eindruck, als ob es lauter als im Opernhaus war, die feinen Töne kamen in entsprechender Lautstärke und auch bei den lauteren Chören hatte ich den Eindruck, dass die Lautstärke sehr normal war.

    Aber du hast ja wenigstens - wenn auch nicht ganz in der Nähe - die noch bessere Möglichkeit, wobei das Haus natürlich auch noch von der äußeren Atmosphäre, wie man auf den Bildern sehen kann, Einiges zu bieten hat und zudem - verglichen mit hiesigen Opernhäusern wahrhaft günstige Preise bietet.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard

    Vielen Dank für Deine lange, ausführliche und interessante Antwort.

    Ich bin mir zwar sicher, daß Du mein "nur" richtig gedeutet hast, denn es war von mir positiv gemeint.

    Aber sicherheitshalber - ich habe das bewußt so hervorgehoben, weil ja die Kino - Übertragung hier von einigen schon kritisiert wurde.

    Und ich meine, wenn man sonst nicht, oder nur schwierig, die Möglichkeit für ein Live - Erlebnis hat, ist das doch eine sehr gute Alternative..

    Lieber Crissy,


    Aber du hast ja wenigstens - wenn auch nicht ganz in der Nähe - die noch bessere Möglichkeit, wobei das Haus natürlich auch noch von der äußeren Atmosphäre, wie man auf den Bildern sehen kann, Einiges zu bieten hat und zudem - verglichen mit hiesigen Opernhäusern wahrhaft günstige Preise bietet.

    Das stimmt natürlich und ich bin über diese Möglichkeit auch sehr froh und dankbar.

    Übrigens, nicht nur außen, auch von innen ein wunderschönes Haus.


    Herzliche Grüße

    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ihr zuSeite stand Javier Camerano, der ihr in nichts nachstand. Das NewYorker Publikum spendete seiner Cavartine „A mes amis... stehendsoviel Beifall, dass er sie wiederholen musste.

    Den Ausschnitt mit der Tenorarie hatte dankenswerterweise schon Gregor vor ein paar Tagen reingestellt - das war schon großartig!

    Und Javier Camarena hat - wie Medien heute berichten - mit seinem Da Capo MET-Geschichte geschrieben, da es das erste Mal gewesen ist, dass im Rahmen einer MET-Kinoübertragung ein Sänger eine Arie wiederholt hat.

    Camarena hat übrigens in allen sieben Vorstellungen der Serie ein Bis gesungen, was Freunde von Statistiken sofort dazu veranlasste, mitzuteilen, dass Camarena somit insgesamt 126 hohe Cs bei pour mon âme gesungen hat ;) - abgesehen von den vielen anderen Spitzentönen die er als Tonio zu singen hatte.


    Gregor

  • Ich bin mir zwar sicher, daß Du mein "nur" richtig gedeutet hast, denn es war von mir positiv gemeint.

    Aber sicherheitshalber - ich habe das bewußt so hervorgehoben, weil ja die Kino - Übertragung hier von einigen schon kritisiert wurde.

    Lieber Crissy,


    natürlich habe ich das richtig verstanden. Meine Antwort war daher auch in erster Linie an jene gerichtet, die immer noch "die Nase rümpfen". Immer mehr Opernfreunde haben inzwischen erkannt, dass diese Übertragungen eine gute Alternative sind, das Regiseurstheater zu vermeiden, und es kommen immer neue hinzu. Das habe ich auch aus anderen deutschen Städten vernommen.

    Ich selbst konnte auch schon manchen ansprechen, der bisher von dieser Möglichkeit noch garnichts gehört hatte und auch ich habe ja zunächst davon nur durch Hinweise hier im Forum davon erfahren, bis ich entdeckte, dass unser Kinopolis diese Übertragungen auch anbot. Und seitdem ich das erste Mal dabei war, habe ich festgestellt, dass sich diese Möglichkeit zunehmender Beliebtheit erfreut. Die Säale wurden zunehmend immer voller. Vielleicht ziehen die deutschen Theater langsam auch eine Lehre daraus.

    Sicherlich hätten manche jungen Leute (die Zuschauer waren bisher überwiegend mittlere und ältere Generation) bei dieser gelungenen Aufführung (die Wiener Inszenierung von 2007 - man kann sie zum Vergleich auf youtube sehen - ist schon an verschiedenen Stellen der Welt übernommen worden) eine echte Anregung erhalten, sich etwas mehr für die Oper zu interessieren.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich habe "Oper im Kino" zum ersten Mal mitgemacht. Netterweise hatte ich zwei Karten geschenkt bekommen. Zu meiner großen Überraschung war das Kino relativ leer. Trotzdem haben ein paar Leute mit ihren Knistertüten rumgenervt. Den Sound fand ich zu Beginn gewöhnungsbedürftig, aber damit sind auch schon alle Abstriche abgehandelt. Ich fand die Aufführung in allen Belangen großartig. "La Fille du Régiment" gehört zu den Opern, die ich noch nie live erlebt habe. Pretty Yende habe ich 2015 als Lucia und als Adina gehört. Letztere hat ihr deutlich besser gelegen. Als Marie hat sie jedoch ein solches Feuerwerk abgebrannt, dass das für sie der ganz große Durchbruch gewesen ist. Javier Camarena habe ich einmal in Maria Stuarda gehört. Da fand ich seine Stimme ehrlich gesagt interessanter als Samstag, was allerdings nichts an seiner fulminanten Leistung ändert. Wenn es sich mal wieder ergibt, wiederhole ich "Oper im Kino" gerne wieder.

  • Lieber Kapellmeister Storch,


    es ist schon erstaunlich, hier war das Kino so voll, dass sogar in der ersten Reihe, die ich niemals nehmen würde. weil man dort ständig hochschauen muss und die Leinwand nur mit ständigen Drehen und Wenden übersieht, mehrere Plätze besetzt waren. Ab 2. Reihe aber waren alle Plätze besetzt.

    Es mag natürlich daran liegen, dass die Oper, die wegen ihres Schwierigkeitsgrades, den ich zwar als musikalischer Laie nicht beurteilen kann, aber doch bei manchen Partien der Marie und des Toni empfunden habe, seltener gespielt wird und daher vielen Opernfreunden nicht bekannt ist.

    Auch die "Knistertüten" gibt es bei uns nicht. Sie werden in der abgeschlosseneren Abteilung, in der sich das Opernpublikum befindet, nicht verkauft. Ich habe auch bisher in all den Vorstellungen, die ich erlebt habe, noch niemals erlebt, dass sich ein Opernfreund so etwas mitgebracht hätte. Es ist immer mucksmäuschenstill. Ich hatte diesmal allerdings - wie schon geschildert - Bedenken wegen meines Hustens, konnte diesen aber glücklicherweise mit vorgehaltenem Tuch auf die vielen Stellen mit Applaus zurückhalten, so dass ich keinen Nachbarn gestört habe. Im Theater habe ich häufiger Husten und Knistern mit Bonbonpapier gehört. Hier im Kino habe ich so etwas bisher noch nicht vernommen.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)