Ich muß einräumen, daß ich mit meinem Kurzbericht etwas spät dran bin, weil die letzte Vorstellung der Salome in dieser Spielzeit an der DOB schon eine Woche zurückliegt. Hier im Klassikforum war die Inszenierung rege diskutiert worden, einen Bericht von der Premiere habe ich in der Rubrik "Gestern in der Oper" aber nicht gefunden.
In die DOB war ich diesmal gegangen, um die Quellen der Salome-Zitate im dritten Akt der Toten Stadt von E.W. Korngold zu hören.
Die Premiere am 24. Jan. 2016 hatte ich mit einer geschenkten Karte eher zufällig besucht. Unter Alain Altinoglu sangen damals Burkhard Ulrich (Herodes), Jeanne-Michélle Charbonnet (Herodias), Catherine Naglestad (Titelpartie), Michael Volle (Jochanaan) u. Thomas Blondelle (Narraboth).
Im Januar 2017 habe ich die Inszenierung wieder gesehen und vor einer Woche nun zum dritten Mal. Der Regisseur Claus Guth hat die Ungeheuer, die die Patchworkfamilie gebiert, durch einen Herrenausstatter schweben lassen und den Schleiertanz als Ausdruck der Sehnsucht einer Heranwachsenden nach funktionierenden Familienverhältnissen gefaßt. Mir erschien das schlüssig und überzeugend und ich erinnere mich, bei der Premiere "Bravo" gerufen zu haben, um den "Buhs" für Guth etwas entgegenzusetzen.
Vor acht Tagen sang Allison Oakes die Prinzessin von Judäa, Gabriele Schnaut ihre Mutter und Michael Volle war wieder als Jochanaan zu hören. Während die Damen blaß blieben, haben mir die Herren ausnehmend gut gefallen. Besonders gilt das für den vom Narraboth zum Tetrarchen avancierten Thomas Blondelle, der einen packenden Herodes gesungen hat, dem am Ende laut applaudiert wurde. Mit dem Herodes verhält es sich ähnlich wie mit Beckmesser oder Mime: Es sind keine angenehmen Leute, die da porträtiert werden, aber ihnen gilt doch das Interesse des Publikums, und den Sängern gelingt es oft, Anteilnahme und Sympathie des Publikums für sich zu gewinnen - so auch am 2. März Blondelle.
Die Originale der Korngold-Zitate? Habe ich gehört. Und ich bewundere beide Meister: Strauss und Korngold.