Widor: welche Gesamteinspielung der Sinfonien? Nolan oder Lichtscheidel?

  • Liebe Orgelfreunde,

    gibt es hier jemanden, der sich mit den Einspielungen der Widor-Werke befasst hat und diese beiden GA der Sinfonien kennt?

    Die günstige besticht durch ihren Preis, die teurere hat den - sofern beim Probehören online über die jpc-Schnipsel überhaupt beurteilbar - besseren Klang; vielleicht auch die teils etwas flottere Interpretation, und sie reizt mit dem Namen Cavaillé...

    Danke & Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Lieber Accuphan,


    ich habe mir erlaubt, anlässlich des heutigen 82. Todestages von Charles-Marie Widor in meinem Erinnerungsthread einen Link zu deinem neuen Thread zu setzen.

    Ich persönlich habe von Widor die Aufnahmen meiner Lieblingsorganistin Marie-Claire Alain in dieser Box:

    die sie, wenn ich meinem raschen Überblick trauen kann, auch auf Cavaillé-Orgeln in Saint Germain und in Saint Étienne de Caen aufgenommen hat.

    Wenn es meine Zeit zulässt, werde ich mir allerdings auch mal Ausschnitte aus deinen o. a. Aufnahmen anhören und mich dann wieder melden.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich bin mit Ben van Oosten, auch auf Cavaillé-Coll-Orgeln glücklich.

    Muß allerdings zugeben, daß es mich nie nach anderen Einspielungen gelüstet hat...

    Exemplarisch Vol. 1:

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • ich werde wohl zuerst die Interpretationen Winfried Lichtscheidels kennenlernen, zumal sie nicht weit von meinem Wohnort entfernt (68 km) entstanden sind. Ich habe sie auf meinen Bestellzettel geschrieben und werde später berichten.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Danke Euch für Eure Antworten! Hier fehlt mir mal wieder die "Like"-Funktion (:thumbup:), oder die Schaltfäche "als hilfreich markieren". :)

    Viele Grüße!

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • ich werde wohl zuerst die Interpretationen Winfried Lichtscheidels kennenlernen, zumal …


    … sie bei mir inzwischen im Regal steht … jedoch noch versiegelt … :hello:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Nicht als Gesamtpaket sind beim Label cpo in Surround im SACD Format die Orgelsinfonien Charles-Marie Widors herausgebracht worden.

    Die Räumlichkeit des Kirchenraumes wird durch die Surround-Aufnahme, für die Tontechniker des Bayrischen Rundfunks besorgt waren, überwältigend eingefangen.



    Folge 1 mit 2 SACDs, Nr. 1 bis 4: Christian Schmitt spielt auf der Cavaillé-Coll Orgel St. Ouen Rouen



    Folge 2 mit 3 SACDs: Nr. 5, 6, 8 bis10: Christian Schmitt spielt auf der Cavaillé-Coll Orgel St. Ouen Rouen



    Folge 3 mit 1 SACD: Nr. 7, Sinfonie Nr. 3 op. 69 für Orgel und Orchester: Christian Schmitt spielt auf der Cavaille-Coll Orgel St. Ouen Rouen, Jann Orgel im Bamberger Konzerthaus, Bamberger Symphoniker



    Folge 4 mit 1 SACD: Sinfonie op, 42, Sinfonia Sacra op,81: Christian Schmitt spielt an der Jann Orgel im Bamberger Konzerthaus, Bamberger Symphoniker

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Widor ohne Cavaillé-Coll? Ginge für mich jedenfalls nicht.

    Es gibt allerdings tatsächlich eine ganze Reihe empfehlenswerter Einspielungen, zu denen ich noch eine ganz französische mit Pierre Pincemaille hinzugesellen möchte:




    Derzeit wohl leider vergriffen, entstanden die Einspielungen 1999 und 2000 an zehn verschiedenen Orgeln von Cavaillé-Coll, zu denen alle Details im Booklet minutiös aufgelistet sind:


    Nr. 1: Cathédrale Saint-Pierre de Lisieux (1874)

    Nr. 2: Saint-Antoine-des-Quinze-Vingts de Paris (1894-1909)
    Nr. 3: Sainte-Croix de Saint-Servan-sur-Mer (1884)

    Nr. 4: Basilique-Cathédrale de Saint-Denis (1833-1841)
    Nr. 5: Saint-François-de-Sales de Lyon (1880)
    Nr. 6: Saint-Sulpice de Paris (1862)

    Nr. 7: La Madeleine de Paris (1846)
    Nr. 8: L'Abbaye aux Hommes (Saint-Étienne) de Caen (1885)

    Nr. 9: L'Abbatiale Saint-Ouen de Rouen (1890)
    Nr. 10: Basilique Saint-Sernin de Toulouse (1889)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Nicht als Gesamtpaket sind beim Label cpo in Surround im SACD Format die Orgelsinfonien Charles-Marie Widors herausgebracht worden.

    Danke für diesen Hinweis. Die Cavaillé-Coll-Orgel von St-Ouen de Rouen wohl der Gipfelpunkt des spätromantischen Orgelbaus in Frankreich.

    Etwas irritiert hat mich eine Rezension bei jpc, wo es heißt, dass "die Registrierweise zu deutsch ist, wenig Rohrwerke, dafür viele Labialstimmen, auch in höheren Lagen, was mehr an eine Barockorgel von Bach anmutet als an eine der dominantesten Cavaille Coll Orgeln [...] leider klingt jede moderne Filmmusik transkripiert an der langweiligsten romantischen Orgel in Deutschland besser als die Aufnahme".


    Ich selbst kann das nicht beurteilen. Der absurde letzte Satz klingt aber auch so, als müsste man das nicht ganz ernst nehmen ...

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat von Joseph II.

    Derzeit wohl leider vergriffen...

    Für knapp 128 bis 151 Euronen gibt es sie noch beim Marketplace.^^


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Lieber Will,


    Marie-Claire Alain hat die Orgelsinfonien alerdings nicht vollständig eingespielt. Es fehlen die Nr. 7 und Nr. 10.


    Liebne Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat von Thomas Pape

    Marie-Claire Alain hat die Orgelsinfonien allerdings nicht vollständig eingespielt. Es fehlen die Nr. 7 und Nr. 10.

    Das habe ich auch gar nicht behauptet, lieber Thomas, sondern ich habe nur geschrieben, dass ich von Widor nur "die Aufnahmen meiner Lieblingsorganisten Marie-Claire Alain" habe, und so, wie du es beschreibst, ist es auch nur zum Teil richtig:

    Vollständig sind in der Box nur die Orgelsymphonien Nr. 4, 5, 6 und 9.

    Von der Symphonie Nr. 1 ist nur 6. Satz: Méditation, enthalten,

    von der Symphonie Nr. 2 ebenfalls nur der 6. Satz, Finale: Allegro,

    von der Symphonie Nr. 3 der 1. Satz: Prélude: Moderato, der 4. Satz: Adagio und der 6. Satz: Finale: Allegro molto

    Es fehlen ganz die Symphonien Nr. 7, 8 und 10.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich bin mit Ben van Oosten, auch auf Cavaillé-Coll-Orgeln glücklich.

    Muß allerdings zugeben, daß es mich nie nach anderen Einspielungen gelüstet hat...

    Exemplarisch Vol. 1:

    Lieber Reinhard,


    vielen lieben Dank für diesen Tipp.

    Ich habe mittlerweile in die 5. Orgelsymphonie hineingehört und bin sehr angetan von Interpretation und Klang.

    Van Oosten geht es langsamer an als Pierre Picemaille und auch Pierre Labric, der 1971 die erste Gesamteinspielung vorlegte, ebenfalls an der großartigen Cavaillé-Coll-Orgel von St-Ouen de Rouen. Letztere Aufnahme kann tontechnisch leider nicht mehr mithalten, auch wenn sie bereits in Stereo erfolgte.


    Es handelt sich um Vol. 3 der Serie:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Will, da hätte ich zweifach genauer lesen sollen. Tatsächlich ist Marie Clair-Alain auch meine Lieblingsorganistin, so daß mich der Blick in das Booklet der Box insofern gefreut hat, als dass da doch mehr Widor von ihr gespielt enthalten war, als mir aus meiner Plattensammlung bekannt war. Schade, dass sie die nicht alle 10 Orgelsinfonien eingespielt hat. Sorry für die Flüchtigkeit und


    liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Danke !

    Da ich von Widor ganz wenig habe wurde mein Interesse geweckt - habe mir die Folgen 1,3, und 4 bestellt - leider ist die Folge 2 für mich zum Kennenlernen zu teuer, aber ich freue mich nun doch einen recht guten Einblick zu gewinnen.


    Kalli

  • Heute ist meine Widor-Box eingetroffen, und um sofort einen signifkanten Eindruck zu bekommen, habe ich "natürlich" die Toccata, Symphonie Nr. 5 f-moll op. 41, 1, aufgelegt:

    ind ich muss sagen, dass mein KH Grado signature SR 325 sich sichtlich gefreut hat, diese herrliche Musik zu übertragen. Wenn man das Original abhört mit einem so vortrefflichen Kopfhörer, klingt das doch wesentlich eindringlicher als bei den Hörschnipseln. Ich habe nun gemerkt, dass die einzelnen Strukturen dieses einen von den zwei berühmtesten Orgelstücken überhaupt wunderbar hervortraten, dass im Klang diese Woehl-Orgel in Sendenhorst (15 km südöstlich von Münster) der Cavaille-Coll von St. Étienne de Caen (Marie Claire-Alain) nicht unähnlich ist, und dass Winfried Lichtscheidel ein ganz exzellenter Organist ist. Übrigens hat sich mein KH auch vor den Tiefbässen keineswegs gescheut.

    Hier zum Vergleich der große Meister himself in der Aufnahme von 1932, wo er es (mit 88 Jahren) selbstverständlich etwas gemächlicher angehen lässt:


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hier auch noch ein anderes Beispiel der Toccata, deswegen auch vielleicht besonders wertvoll:

    weil der ebenfalls sehr bekannte finnische Organist Kalevi Kiviniemi es auf der Cavaille-Coll-Orgel St. Quen in Rouon spielte, dem gleichen Instrument, auf dem auch der schon oben erwähnte Christian Schmitt die Widor-Symphonien einspielte und ich dieses YT-Video am 30. Juni vergangenen Jahres mit der Gratulation zu Kiviniemis 60. Geburtstag (übrigens gleichaltrig mit Landsmann Esa-Pekka Salonen) verknüpfte.

    Diese Aufnahme ist sehr hörens- und sehenswert, weil Ohr und Auge zusammen (hervorragende Kameraführung) es dem Liebhaber ermöglichen, tiefer in den Kern der Musik einzudringen und- welch ein grandioses Instrument und natürlich: welch ein großartiger Organist!


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).