Der Schlaf in der Musik

  • Meinst du diese Aufnahme? Gustav Mahlers "Das Lied der Erde" hat Dietrich Fischer Dieskau 1964 mit Josef Krips und den Wiener Symphonikern aufgenommen. In dieser in den Archiven aufgestöberten Aufnahme ist Fritz Wunderlich der Tenor, der Teile der anderen Sätze singt.


    Die Sonne scheidet hinter dem Gebirge.
    In alle Täler steigt der Abend nieder
    mit seinen Schatten, die voll Kühlung sind.

    O sieh! Wie eine Silberbarke schwebt
    der Mond am blauen Himmelssee herauf.
    Ich spüre eines feinen Windes Wehn
    hinter den dunklen Fichten!

    Der Bach singt voller Wohllaut durch das Dunkel.
    Die Blumen blassen im Dämmerschein.

    Die Erde atmet voll von Ruh und Schlaf.

    Alle Sehnsucht will nun träumen,
    die müden Menschen gehn heimwärts,
    um im Schlaf vergessnes Glück
    und Jugend neu zu lernen!

    Die Vögel hocken still in ihren Zweigen.
    Die Welt schläft ein ...

    Es wehet kühl im Schatten meiner Fichten.
    Ich stehe hier und harre meines Freundes;
    ich harre sein zum letzten Lebewohl.

    Ich sehne mich, o Freund, an deiner Seite
    die Schönheit dieses Abends zu genießen.
    Wo bleibst du? Du lässt mich lang allein!

    Ich wandle auf und nieder mit meiner Laute
    auf Wegen, die von weichem Grase schwellen.

    O Schönheit! O ewigen Liebens, Lebens trunkne Welt!

    Er stieg vom Pferd und reichte ihm den Trunk
    des Abschieds dar. Er fragte ihn, wohin
    er führe und auch warum es müsste sein.

    Er sprach, seine Stimme war umflort:
    Du, mein Freund,
    mir war auf dieser Welt das Glück nicht hold!

    Wohin ich geh? Ich geh, ich wandre in die Berge.
    Ich suche Ruhe für mein einsam Herz.

    Ich wandle nach der Heimat, meiner Stätte.
    Ich werde niemals in die Ferne schweifen.
    Still ist mein Herz und harret seiner Stunde.

    Die liebe Erde allüberall blüht auf im Lenz und grünt
    aufs neu! Allüberall und ewig blauen licht die Fernen!
    Ewig ... ewig ...




    Oder die mit Leonard Bernstein und den Wiener Philharmonikern aus dem Jahr 1966?


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Meine Lieblingsaufnahme für die einsame Insel ist diejenige mit Christa Ludwig. Fritz Wunderlich singt Teile der anderen Sätze. 1966 wurde mit Otto Klemperer und dem Philharmonia bzw. New Philharmonia Orchestra "Das Lied der Erde" eingespielt.


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    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Schlafverbot hat zu einer der berühmtesten Arien in der Operngeschichte geführt.


    Prinz Kalaf singt sie im 3. Akt in der Oper Turandot von Giacomo Puccini (1858-1924): Nessun Dorma (= Niemand schlafe).


    In der Oper, die in China vor 3000 Jahren spielt, löst der Prinz Kalaf das Rätsel der Prinzessin Turandot. Er gewinnt sie damit als Gemahlin. Allerdings entbindet er sie von ihrem Heiratsversprechen, wenn sie bis zum Sonnenaufgang seinen Namen herausfinden kann.


    Aus dem Tamino Opernführer:

    "Kalaf geht im Morgengrauen durch die kaiserlichen Gärten. Turandot hat ganz Peking das Schlafen verboten, da jeder versuchen solle, den Namen des Prinzen zu erkunden. Die Menschen rufen sich das Schlafverbot zu: Nessun dorma! Kalaf nimmt die Parole dieser Nacht auf und gestaltet sie zum Ausgangspunkt seiner eigenen siegesgewissen Hoffnung."


    Kalaf

    Niemand schlafe! Niemand schlafe!

    Auch du, Prinzessin,

    in deinem kalten Zimmer

    siehst die Sterne, die beben

    vor Liebe und Hoffnung!

    Aber mein Geheimnis ist verschlossen in mir,

    niemand wird meinen Namen erfahren!

    Nein, nein, auf deinem Mund werde ich ihn nennen,

    wenn das Licht glänzt!

    Und mein Kuss wird das Schweigen beenden,

    durch das ich dich gewinne!


    Chor

    Seinen Namen wird niemand erfahren ...

    Und wir müssen sterben, sterben! ...


    Kalaf

    Verschwinde, oh Nacht! Geht unter, Sterne!

    Geht unter, Sterne! Zum Sonnenaufgang werde ich siegen!

    Werde ich siegen! Werde ich siegen!



    Luciano Pavarotti singt Nessun Dorma. Der italienische Text ist eingeblendet. Das Publikum tobt.


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  • Schlaflosigkeit soll zur Entstehung eines der bedeutendsten Werke der Klavierliteratur geführt haben.


    Johann Sebastian Bach (1685-1750) hat 1741 die Clavier Ubung bestehend in einer ARIA mit verschiedenen Verænderungen vors Clavicimbal mit 2 Manualen komponiert. Bekannter ist BWV 988 heute unter dem Namen Goldberg-Variationen.


    Laut Johann Nikolaus Forkels anekdotischem Bericht in "Über Johann Sebastian Bachs Leben, Kunst und Kunstwerke" von 1802 sei Bachs Aria mit verschiedenen Veränderungen für den russischen Gesandten am Dresdner Hof Hermann Carl von Keyserlingk verfasst worden. Der in seinen Diensten stehende Cembalist Johann Gottlieb Goldberg, ein Schüler von Wilhelm Friedemann Bach, sollte dem Grafen daraus vorspielen. Den Grund dazu erfährt man:


    "Einst äusserte der Graf gegen Bach, dass er gern einige Klavierstücke für seinen Goldberg haben möchte, die so sanften und etwas munteren Charakters wären, dass er dadurch in seinen schlaflosen Nächten ein wenig aufgeheitert werden könnte. Bach glaubte, diesen Wunsch am besten durch Variationen erfüllen zu können, die er bisher, der stets gleichen Grundharmonie wegen, für eine undankbare Arbeit gehalten hatte."


    Wenn es nicht stimmen sollte, so ist es doch schön erfunden. Wir dürfen glücklich und dankbar sein, dass Bach dieses Werk komponiert hat.


    Kimiko Ishizaka spielt.


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  • Das Gedicht "Der Traum" von Ludwig Uhland hat Robert Schumann (1810-1856) für gemischten Chor in Fünf Romanzen und Balladen op. 146, Nr. 3 im Jahr 1850 vertont. Wie er mit einfachsten musikalischen Mitteln diese Stimmung geschaffen hat, verdient hohe Bewunderung. Die traurige Geschichte wird in den acht Takten der letzten Strophe dem Hörer bewusst.


    Im schönsten Garten wallten

    Zwei Buhlen, Hand in Hand,

    Zwo bleiche, kranke Gestalten,

    Sie saßen in’s Blumenland.


    Sie küßten sich auf die Wangen

    Und küßten sich auf den Mund,

    Sie hielten sich fest umfangen,

    Sie wurden jung und gesund.


    Zwei Glöcklein klangen helle,

    Der Traum entschwand zur Stund’;

    Sie lag in der Klosterzelle,

    Er fern in Turmes Grund.


    Das Hörbeispiel eines Laien-Chores, des Crescendo Chores in Zottegem, stelle ich ein. (Lese ich die Chronik dieses Chores, kann ich mich als langjähriger Chorsänger gut in das Auf und Ab der Chorgemeinschaft einfühlen.)

    https://translate.google.ch/tr…crescendo.be/&prev=search



    Und dasjenige eines professionellen Chores


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  • In William Shakespeares Romeo und Julia spielt ein Schlafmittel bekanntlich eine wichtige Rolle.


    Im 4. Akt und 5. Akt von Charles Gounods (1818-1893) Oper Roméo et Juliette wird dieser Schlaf und wie er herbeigeführt wurde, musikalisch dargestellt


    Für alle, die sich nicht mehr an die Handlung erinnern, hilft der Tamino-Opernführer auf die Sprünge:


    "Romeo hat trotz des Verbotes die Stadt nicht verlassen und ist zu Julia geeilt. „O selige Stunden, Brautnacht so zauberbleich“ singen sie im Duett. Als es hell wird, muss Romeo fliehen. Am Morgen kommt Capulet und verkündet Julia, dass sie sich mit Graf Paris vermählen müsse. Sie sucht Schutz bei Bruder Lorenzo. Er gibt ihr ein Fläschchen mit einem Mittel, dass sie in einen tiefen Schlaf versetzen wird, als ob sie tot sei. Julia nimmt das Mittel und „stirbt“ scheinbar. „Gott, ein grausamer Schauder durchfließt meine Adern“."


    Bei 2 h 03 min 20 s tritt Lorenzo auf und füllt das Schlafmittel ab. Bevor Juliette bei 2 h 14 min 14 s das Mittel schluckt, wird noch ausgiebig gesungen, ehe sie in den tiefen, todesähnlichen Schlaf sinkt. Bei 2 h 24 min 07 s im 5. Akt wacht Juliette auf. Doch Roméo hat zuvor Gift genommen. Juliette erdolcht sich.


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  • In Sergei Prokofieffs (1891-1953) Ballett Romeo und Julia werden mit den Mitteln des Tanzes die Schlussszenen dargestellt. Hier in der Choreografie von John Cranko.


    Bei 1 h 24 min 00 s versteckt Julia das Schlafmittel. Bei 1 h 27 min 40 s nimmt sie den Schluck. Der russische Komponist folgt im Ballett einer anderen Dramaturgie als der Franzose in seiner Oper.


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  • Mit Berceuse wird ein instrumentales Musikstück bezeichnet, das ein Wiegenlied darstellt. Von Frederik Chopin stammt mit op. 57 eines der bekanntesten Stücke dieser Gattung. Hier kann man gleich fünf Interpretationen vergleichen.


    Michelangeli 00:00., Rubinstein 04:15, Moravec 08:32, Ashkenazy 13:25, Pollini 18:26


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  • Gabriel Fauré (1845-1924) hat zwei Werke mit dem Titel Berceuse komponiert.


    Von Opus 16 gibt es Fassungen für Querflöte und Violine




    In der Dolly Suite op. 56 für Klavier zu vier Händen ist es der erste Satz der mit Berceuse überschrieben ist.


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  • Maurice Ravel (1875-1937) komponierte ein Berceuse M. 74, das die Buchstaben des Vor- und Familiennamens "Gabriel Fauré" als Thema benutzt. In der Partitur sieht man die Tonfolge oben links.


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  • Die Rettung in der Not kommt in Igor Strawinskys (1882 -1971) Ballett "Der Feuervogel" von einem Lullabay, Wiegenlied.


    "Drohende Signale künden das Erscheinen Kastschejs und seiner Dämonen an. Sie bedrängen Iwan Zarewitsch und wollen ihn töten. In höchster Not ruft er mit der geschenkten Feder den Feuervogel. Dieser kommt und zwingt Kastschej und die Dämonen mit magischer Musik zum Tanzen und singt sie dann mit einem Lied in tiefen Schlaf."



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  • Die erste Überquerung des Atlantiks mit einem Flugzeug, der Spirit of St. Louis, von New York nach Paris am 20. Mai 1927 durch Charles Lindberg war ein Medienereignis.


    Auf Anregung Kurt Weils schufen Paul Hindemith, Elisabeth Hauptmann und Berthold Brecht ein Lehrstück "Der Lindberghflug", das als Radioübertragung am 27. Juli 1927 bereits über den Äther ging. Es entstanden in der Folge verschiedene Fassungen. Für eine Aufführung 1929 komponierte Kurt Weil nach einem Zerwürfnis Brechts mit Hindemith die andere Hälfte der Musik, die Hindemith ursprünglich beigesteuert hatte.


    Brechts Text beschreibt den Flug über den Atlantik aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei wechseln verschiedene Stimmen: Die amerikanischen Zeitungen, die Stadt New York, der Nebel der Schneesturm, Europa und andere.

    In der Nummer 7 "Schlaf" wird der Kampf des Piloten gegen die Schläfrigkeit beschrieben. Der personifizierte Schlaf erhält eine Stimme.


    (Beginn bei 15 min 40 s)


    Weil Brecht 1956 starb und die Copyrightrechte bei den Erben liegen und erst 2026 erlöschen, verzichte ich darauf, den Text hier wiederzugeben.


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  • Zu diesem Gedicht von Joseph von Eichendorf, einem Vierzeiler, habe ich nur drei Vertonungen gefunden. Das hat mich sehr erstaunt, schaffen doch die Worte eine Verbindung zwischen Welt, Mensch und Musik.


    Wünschelrute


    Schläft ein Lied in allen Dingen,

    Die da träumen fort und fort,
    Und die Welt hebt an zu singen,
    Triffst du nur das Zauberwort.



    Eine Vertonung stammt von Wolfgang Fortner (1907-1987) in Nachgelassene Lieder



    die andere von Thomas Schubert (*1961) in Drei Eichendorff-Lieder für mittlere Stimme und Klavier

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  • Apropos Chor. Seit bald vierzig Jahren singe ich in einem gemischten Chor, der das Liedgut der rätoromanischen Sprachminderheit der Schweiz pflegt. Ein Lied, das ich gerne singe, mir am Herzen liegt und zum Thema des Schlaf in der Musik passt, ist "Cur chi vain la not" (Wenn die Nacht kommt). Komponiert hat es Nuot Vonmoos auf ein Gedicht von Jon Guidon.



    "Dorma Bain" ist ein zweites unserer Chor-Lieder, das den Schlaf zum Thema hat.



    Welch süßes Vergnügen, welch schönen Abend

    Zusammen zu verbringen, ist uns gegeben

    Dich zu verlassen ist wirklich schwierig.

    Meine Freude, schlaf gut!


    Schlafe gut, schlafe gut
    Gute Nacht, schlafe gut
    Gute Nacht, schlafe gut
    meine Freude, schlafe gut
    .


    Im Schlaf werde ich zwei Augen sehen, die strahlen
    Wie Sterne am Firmament,
    Die mir lächelnd, glücklich sagen:
    Träume süß und schlaf gut!


    Schlafe gut, schlafe gut

    Gute Nacht, schlafe gut
    Gute Nacht, schlafe gut
    Träume süß und schlafe gut


    Oh, wie sehr sehn´ ich mich nach der Stunde,
    In der wir immer zusammen sind.
    Leg’ dich in meine Arme und dann
    Sag’ leis´ ich dir Liebster, schlafe gut!


    Schlafe gut, schlafe gut
    Gute Nacht, schlafe gut
    Gute Nacht, schlafe gut
    Leis´ sag´ ich Dir dann: Liebster schlafe gut

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  • Johannes Brahms (1833-1897) stellte das ruhende Meer, den verschleierten Mond, die schlafenden Menschen gegen die aufgewühlte Gefühlslage des poetischen Ichs in seinem Lied "Die Meere" op. 20. Die Textvorlage schuf Wilhelm Müller, der auch Schubert zu seinen Lieder-Zyklen "Die Schöne Müllerin" und "Die Winterreise" inspirierte.


    Die Meere


    Alle Meere schlafen

    auf dem Spiegel der Flut;

    kühle Schatten des Abends

    decken die Müden zu.


    Luna hängt sich Schleier

    über ihr Gesicht,

    schwebt im dämmernden Träumen

    über die Wasser hin.


    Alles, alles stille

    auf dem Meer!

    Nur mein Herz will nimmer

    mit zur Ruhe gehn.


    In der Lieben Fluten

    treibt es her und hin,

    wo die Stürme nicht ruhnen

    bis der Nachen sinkt.


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  • In seiner zauberhaften Schlichtheit eine der schönsten Kompositionen von Brahms. Absolut perfekt gesungen.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Georg Philipp Telemann (1681-1767) hat in der moralischen Kantate Das Glück TWV 20:15 aufgerufen, zu erwachen. Doch es es lässt sich nicht zwingen und schläft. Allzu lange soll es nicht schlafen, hofft der Sänger.



    Bei 13 m9n 55 geht's los.



    Guten Morgen, faules Glücke,

    steht auf und zieh dich an,

    es wird bald Mittag sein!

    Doch ach, du bleibst bei deiner Mode

    und schläft dich ganz gewiss

    nach endlich gar zu Tode;

    erwachst du gleich manchmal,

    so schlummerst du doch stets

    zu meiner grössten Qual

    wider mein Verhoffen ein.


    Erwache doch

    und reiss mich heute noch

    aus meiner vielen Sorgen!

    Warum verschiebst du

    den Abschnitt meiner Not

    bis morgen?

    Ich bin vielleicht wohl morgen tot.

    Doch ihr Gedanken, still!

    Wenn ihr geduldig seid,

    wird euch zu seiner Zeit

    die Hoffnung fröhlich machen.

    Sie predigt mir bereits

    was Angenehmes vor

    und ruft und schreit mir in das Ohr:

    In kurzem wirst du glücklich sein.


    Schlaf indessen,

    wertes Glücke,

    aber schlaf auch

    nicht lange!

    Denk doch einst

    an mich zurück

    und vergnüge meine Qual,

    endlich doch einmal!

    Wo du mir's zu lange machst

    und nicht bald, nicht bald erwachst,

    mach mir endlich mit der Zeit

    deiner Blicke Schläfrigkeit

    das Leben feil,

    die Welt gedrange.

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  • Franz Xaver Süssmayr (1766-1803), der Schüler Mozarts, hat in Namenfest, Komm süsser Schlaf den Schlaf mit Pizzicato Begleitung ersehnt.


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    In Georg Phillip Telemanns (1681-1767) Arie "Komm holder Schlaf" aus "Die Tageszeiten" wird der Schlaf ebenso erwartet.


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  • Einen Opernfund hat cpo veröffentlicht.



    Im Tamino-Opernführer erfährt man mehr über die Oper "Germanicus" Georg Phillip Telemanns (1681-1767).


    TELEMANN, Georg Philipp: GERMANICUS


    "Agrippina begibt sich am Abend in das Schlafgemach ihres Gatten, erfährt jedoch von Dienern, dass der sich etwas verspäten werde. Sie legt sich auf die Pritsche und befindet sich schnell in einer Art Halbschlaf, als sie jemanden kommen hört."


    Agripina, die Gemahlin des römischen Feldherrn singt im 2. Akt der Oper vor dem Schlafengehen die Arie "Komm, oh Schlaf".


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  • Das Märchen Dornröschen mit dem Ballett Peter Tschaikowskys hatten wir schon einmal in diesem Thread.


    In "Ma mère l'oye" hat Maurice Ravel eine Pavane de la belle au bois dormant komponiert.


    Ob die Klavier- oder die Orchesterfassung den Zauber besser beschreibt, müsst ihr entscheiden.



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  • Träume sind Trugbilder. Das muss auch das poetische Ich im Gedicht "Oh! quand je dors" von Victor Hugo (1820-1885) erfahren, wenn es aus dem Schlaf erwacht.


    Oh! quand je dors, viens auprès de ma couche,

    Comme à Pétrarque apparaissait Laura,
    Et qu'en passant ton haleine me touche...

    Soudain ma bouche

    S'entrouvrira!


    Sur mon front morne où peut-être s'achève
    Un songe noir qui trop longtemps dura,
    Que ton regard comme un astre se lève...

    Soudain mon rêve

    Rayonnera!


    Puis sur ma lèvre où voltige une flamme,
    Éclair d'amour que Dieu même épura,
    Pose un baiser, et d'ange deviens femme...

    Soudain mon âme

    S'éveillera!


    Franz Liszt (1811-1886) hat mit "Oh, quand je dors" S. 282 eine einfühlsame Interpretation der Gedichtzeilen geschaffen.



    Französische Komponisten hat das Gedicht auch inspiriert. Es gibt Vertonungen von Georges Bizet (1838-1875) und als weiteres Beispiel von Edouard Lalo (1823-1887)


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  • Eriks Esenvalds - Only in sleep (nicht mit dem Trinity College Choir), sondern mit dem fast so guten Exeter University Choir


  • Hallo!


    Natürlich muss ich noch folgendes einstellen:



    Richard Strauss: Beim Schlafengehen (H. Hesse)


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

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  • Der Finne Einojuhani Rautavaara (1928-2016) hat in seiner siebten Sinfonie "Angel of Light" im dritten Satz "Come un sogno" ein Traumreich beschrieben.

    Im Alter von sieben Jahren hatte er Besuche von seinem Engel, wie er es beschrieb.


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  • Witold Lutoslawski (1913-1994) hat ein Werk "Espaces du sommeil" (Räume des Schlafes) komponiert.


    Dietrich Fischer Dieskau gibt in dieser Aufnahme dem Gedicht des Franzosen Robert Desnos (1900-1945) eindringlich seine Stimme.

    Für diesen Dichter gibt es keine Schutzengel nur den Schlaf.



    Dans la nuit il y a naturellement les sept merveilles
    du monde et la grandeur et le tragique et le charme.
    Les forêts s’y heurtent confusément avec des créatures de légende
    cachées dans les fourrés.
    Il y a toi.

    Dans la nuit il y a le pas du promeneur et celui de l’assassin
    et celui du sergent de ville et la lumière du réverbère
    et celle de la lanterne du chiffonnier.
    Il y a toi.

    Dans la nuit passent les trains et les bateaux et le mirage des pays
    où il fait jour. Les derniers souffles du crépuscule
    et les premiers frissons de l’aube.
    Il y a toi.

    Un air de piano, un éclat de voix.
    Une porte claque. Un horloge.

    Et pas seulement les êtres et les choses et les bruits matériels.
    Mais encore moi qui me poursuis ou sans cesse me dépasse.
    Il y a toi l’immolée, toi que j’attends.

    Parfois d’étranges figures naissent à l’instant du sommeil et disparaissent.
    Quand je ferme les yeux, des floraisons phosphorescentes apparaissent
    et se fanent et renaissent comme des feux d’artifice charnus.
    Des pays inconnus que je parcours en compagnie de créatures.
    Il y a toi sans doute, ô belle et discrète espionne.

    Et l’âme palpable de l’étendue.
    Et les parfums du ciel et des étoiles et le chant du coq d’il y a 2 000 ans
    et le cri du paon dans des parcs en flamme et des baisers.
    Des mains qui se serrent sinistrement dans une lumière blafarde
    et des essieux qui grincent sur des routes médusantes.
    Il y a toi sans doute que je ne connais pas, que je connais au contraire.

    Mais qui, présente dans mes rêves, t’obstines à s’y laisser deviner sans y paraître.
    Toi qui restes insaisissable dans la réalité et dans le rêve.
    Toi qui m’appartiens de par ma volonté de te posséder en illusion
    mais qui n’approches ton visage du mien que mes yeux clos
    aussi bien au rêve qu’à la réalité.
    Toi qu’en dépit d’un rhétorique facile où le flot meurt sur les plages,
    où la corneille vole dans des usines en ruines,
    où le bois pourrit en craquant sous un soleil de plomb,

    Toi qui es à la base de mes rêves et qui secoues mon esprit plein de métamorphoses
    et qui me laisses ton gant quand je baise ta main.
    Dans la nuit, il y a les étoiles et le mouvement ténébreux de la mer,
    des fleuves, des forêts, des villes, des herbes,
    des poumons de millions et millions d’êtres.

    Dans la nuit il y a les merveilles du mondes.
    Dans la nuit il n’y a pas d’anges gardiens mais il y a le sommeil.
    Dans la nuit il y a toi.
    Dans le jour aussi.

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  • Aaron Copland (1900-1990) hat 12 Gedichte von Emily Dickinson (1830-1856) vertont. Das siebte ist dem Schlaf gewidmet. In einem Brief erwähnt die Dichterin, dass sie es ihrem Vater widme, der sie morgens früh aus dem Schlaf mit einem Klopfen an die Türe geweckt habe. Die Dichterin hat den grössten Teil ihres Lebens in ihrem Zimmer verbracht.


    Sleep is supposed to be,

    By souls of sanity,

    The shutting of the eye.


    Sleep is the station grand

    Down which on either hand

    The hosts of witness stand!


    Morn is supposed to be,

    By people of degree,

    The breaking of the day.


    Morning has not occurred!

    That shall aurora be

    East of Eternity;


    One with the banner gay,

    One in the red array, –

    That is the break of day.


    In der Beschäftigung mit dem Thema dieses Threads mache ich immer wieder Entdeckungen. Dieses Lied berührt mich in seinem Ausdruck. Ob es euch mit Klavierbegleitung oder mit grossem Orchesterbegleitung gefällt, überlasse ich euch.





    Zu Leben und Werk der Dichterin erfährt man mehr unter diesem Link


    https://de.wikipedia.org/wiki/Emily_Dickinson


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Der Amerikaner Dominick Argento (1927-2019) hat sechs Gedichte aus dem Elisabethanischen Zeitalter vertont. Das zweite Sleep stammt von Samuel Daniel (1562-1619), erschien 1592 als "Delia XLV" in Contayning certayne sonnets, with the complaint of Rosamond.


    Sleep beginnt bei 1 min 38 s und endet bei 4 min 43 s)


    Care-charmer Sleep, son of the sable Night,

    Brother of Death, in silent darkness born,

    Relieve my anguish an restore thy light,

    With dark forgetting of my cares, return;

    And let the day be time enough to mourn

    The shipwreck of my lil-adventur'd youth:

    Let waking eyes suffice to wail their scorn,

    Without the torment of the night's untruth.

    Cease, dreams, th' images of day-desires

    To model forth the passions of the morrow;

    Never let rising sun approve you liars,

    To add more grief to appravate my sorrow.

    Still let me sleep, embracing clouds in vain;

    And never wake to feel the day's disdain.


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Alessandro Scarlatti (1660-1725) hat zweimal ein Oratorium zur biblischen Gestalt der Giuditta (= Judith) komponiert.


    Die Stadt Betulia wird belagert. Um die Einwohner zu retten, geht Judith mit ihrer Magd unbewaffnet ins Heerlager des Generals Holofernes und enthauptet ihn mit seinem eigenen Schwert. Dem Kopf singt sie ein Wiegenlied.


    Dormi, o fulmine di guerra

    Scorda, l'ire!

    Già provasti ch'a ferire

    L'aeco e'l dardo

    D'un bel ciglio, d'un bel guardo

    Han vigor ch'i forti aterra


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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