Eigentlich hatte ich mich auf diese Aufführung gestern lange gefreut, weil Ermonela Jaho die Violetta singen sollte. Auch Ramè Lahaj hatte ich bisher noch nicht live gehört. Wenn dann zeitgleich ein paar Kilometer weiter ein hervorragender Eugen Onegin läuft, ist es schon ein hartes Brot in einer drittklassigen Touristenaufführung zu sitzen. Daher kann ich auch nur von meinen Eindrücken bis zur Pause berichten. Zuvor noch eine Anmerkung: vielleicht sollte die Staatsoper auf ihrer Homepage kommunizieren, dass während der Vorstellung keine Würstchen oder Bier verkauft werden, dann würden die Leute nicht ständig raus und rein laufen.
Katerina Tretyakova hat eine kraftvolle, helle Stimme. Die Höhen sind teilweise scharf und und tremolierend. Sie kann zwar durchaus ihre Stimme auch zurücknehmen, aber insgesamt verlor sie mir zu oft den Fokus. Die Koloraturen hat sie recht schlampig und eigenwillig gesungen. Als Figur war sie eine sehr erfrischende Erscheinung. Ramè Lahaj hat eigentlich ein interessantes Material. Sein Tenor klingt allerdings recht grobkörnig. Trotz aller Mühen klang sein Vortrag insgesamt schwerfällig. So bot am Ende fast Alfredo Daza die beste Leistung des Abends, der zwar kein edles Material besitzt, dafür aber bemüht war auf Linie zu singen. Die problematische Akustik der Staatsoper war an einem schwachen Opernabend, an dem einzig Stefano Ranzani mit einem schwungvollem, umsichtigem Dirigat höheren Ansprüchen genügte, wieder offensichtlich.