Gestern waren wir in der 2. Vorstellung der Oper „Platée“ von Rameau in der Inszenierung von Rolando Villazón. Geleitet wurde das Orchester von Paul Agnew, der selbst in seiner Sängerlaufbahn diese Rolle mehr als 60 mal in verschiedenen Inszenierungen verkörpert hat und zusammen mit William Christie Leiter des französischen Barock- Ensembles Les Arts Florissants ist.
Als erstes kann ich sagen, dass es eine musikalisch hervorragende Vorstellung war, sowohl das Orchester als auch die meisten Sängerleistungen betreffend, war. Das kann ich nur von meinem Empfinden her beurteilen, ich bin kein Fachmann und kann also keine Stimmenanalyse betreiben.
Hier der Trailer der Semperoper:
https://www.semperoper.de/file…01_Platee_Trailer_web.m4v
Als ich in der Premierenkostprobe war, in der das Regiekonzept erläutert wurde, war ich zunächst äußerst skeptisch. Rolando Villazón verlegt die Handlung auf einen modernen Universitätscampus der Gegenwart und Platée ist ein junger Mann, der sich aber eigentlich als Frau fühlt und dies auch ausleben will, damit aber dort zum Außenseiter wird und dementsprechend von allen gemobbt wird. Platée ist übrigens nicht hässlich, sondern eigentlich zum „Anbeißen süß“ in seinem Faltenrock (fand ich). Auf alle Fälle geht das Konzept auf und es ist eine spannende, handlungsreiche, komödiantische und traurige Inszenierung geworden, die mir total gefallen hat, obwohl ich, was Inszenierungsstil von Opern betrifft, mehr konservativ eingestellt bin.
Ganz hervorragend der Darsteller der Platée (Philip Talbot), die La Follie (Inga Kalna), die stürmischen Szenenapplaus bekam nach ihrem Auftritt, der Mercure / Thespis (Mark Milhofer) sowie der Jupiter von Andreas Wolf. Alle trugen voll das Konzept Villazóns mit großem schauspielerischen und komödiantischen Können mit. Vor allem für den Merkur hatte die Regie aus dem Vollen geschöpft und sich für jeden Auftritt etwas anderes einfallen lassen. Aber auch Tania Lorenzo als Amour (sie ist z. Zt. Mitglied im Opernstudio) hat mir mit ihrer vollen, aber jugendlichen Stimme sehr gefallen sowie auch Iulia Maria Dan als Thalie / Clarine. Etwas abgefallen waren für mich überraschenderweise Utel Selbig als Juno, die Stimme war spröde und nicht sehr kräftig (wir sitzen im 4. Rang) und Sebastian Wartig als Momus. Über die Sänger kann man leicht über die Webseite der Semperoper mehr erfahren.
Sowieso lebt die Inszenierung von tausend Einfällen, kleinen Interaktionen der Personen des Chores, vielfältigen Requisiten, so dass ständig auf der Bühne etwas los ist und keine Minute Langeweile aufkommen kann. Der Platée sind mehrere Figuren (Tänzer) beigegeben, die mit ihren Kostümen an die Muppetshow erinnern, und die man einerseits als ebensolche Außenseiter wie Platée betrachten kann, die sich ihr angeschlossen haben und deren Gefühle mitempfinden und mitleiden oder vielleicht verkörpern sie auch die Gedanken und Empfindungen von Platée, das ist Interpretationsweise.
Zur Vorereitung des Opernabends hatte ich mir wieder die folgende DVD „Platée“ angesehen, in der Paul Agnew die Platée verkörpert, eine wunderbare, stimmige, komödiantische und auch traurige Inszenierung:
Je öfter ich Musik von Rameau höre, umso begeisterter bin ich von dem Einfallsreichtum, die verschiedensten Stimmungen ausmalenden und spritzigen Musik, die aber auch wunderbar die traurigen Momente charakterisieren kann.
Mit besten Grüßen
Ramona1956