PROKOFJEW, Sergei: DER SPIELER

  • Sergei Prokofjew ( 1891 - 1953 )

    Der Spieler


    Oper in vier Akten

    Libretto: Sergei Prokowjew nach Dostojewski

    Originalsprache: Russisch


    Uraufführung: Brüssel 1929


    PERSONEN DER HANDLUNG

    Alexei (der Spieler), ein junger Mann, Privatlehrer der Familie des Generals, Tenor

    Polina, Mündel des Generals, Sopran

    Der General, Bass

    Babulenka, Tante des Generals und Polinas Großmutter, Mezzosopran

    Blanche, Halbweltdame, Geliebte des Generals, Mezzosopran

    Der Marquis, Tenor

    Mr. Astley, ein Engländer, Bariton

    Ein deutscher Baron, Tenor

    Eine deutsche Baronesse, stumme Rolle

    Prinz Nilsky, Tenor

    Diener der Großmutter, Direktor des Kasinos, Croupiers, Spieler und Spielerinnen


    Ort und Zeit der Handlung: Roulettenburg, fiktiver Ort in Zentraleuropa, um 1860


    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT

    Im Park eines Grandhotels

    Hier hat sich eine bunte Gesellschaft versammelt, der General, der in die Halbweltdame Blanche verliebt ist, der Marquis, Mr. Ashley, Polina und Alexei.

    Polina hatte beim Marquis Schulden gemacht und Alexei, der sie liebt, ihren Schmuck gegeben, den er verpfänden sollte und mit dem er im Spiel für sie einen Gewinn erzielen sollte. Nun muss er ihr gestehen, dass er verloren hat.

    Als Alexei von dem General im Beisein des Marquis und Mr Ashleys über seine Verluste befragt wird, gibt er vor, sein eigenes Geld dafür verwendet zu haben. Er wird von den Anderen darauf hingewiesen, das er mit seinen bescheidenen Mitteln nicht spielen sollte. Doch er ist uneinsichtig: Das Leben ist viel zu kurz, um das Geld zu horten.

    Inzwischen hat der General von Babulenka ein Telegramm erhalten, dass es ihr sehr schlecht gehe, und alle warten nun auf ihr Ableben, um an die hohe Erbschaft zu kommen. Der General geht mit den anderen ab, um auf das Telegramm zu antworten.

    Polina ist verärgert darüber, dass sie nun dem Marquis ihre Schulden nicht zurückzahlen kann. Alexei schwärmt ihr noch immer von seiner Liebe vor, aber sie sieht dahinter lediglich reine Gier.

    Ihr Gespräch wird durch den General unterbrochen, der sich Geld beim Marquis geliehen hat und nun Alexei mit einem Scheck zur Bank schickt, diesen dort einzulösen.

    Als dieser zurückkommt, stellt ihn Polina zynisch auf die Probe: Wenn er sie wirklich liebe, möge er mit der deutschen Baronin flirten, die gerade mit ihrem Mann im Park erschienen ist. Er lässt sich dazu hinreißen und tut das, wodurch er einen Aufruhr erregt und den Baron und die Baronin veranlasst, sich zu entfernen.


    ZWEITER AKT

    Eingangshalle des Grandhotels

    Der General stellt Alexei wegen seines Verhaltens zur Rede. Doch dieser zeigt keine Reue und der General entlässt ihn. Alexei bleibt weiterhin der Ansicht, dass er ohne fremde Einmischung nach seinem eigenen Gutdünken handeln dürfe.

    Der General versucht nun den Marquis zu überreden, ihm zu helfen, einen Skandal zu vermeiden.

    Als die Männer abgegangen sind, denkt Alexei darüber nach, dass doch Polina die Schuld trage, da sie ihn zu dem Flirt mit der Baronesse veranlasst habe.

    Mr Asthley kommt und spricht mit Alexei über die Sorge des Generals, ein Skandal könne seine Hoffnung, Blanche zu gewinnen, gefährden. Weiterhin ist die Rede davon, dass Blanche wohl versucht habe, von dem Baron Geld zu borgen, worüber sich die Baronesse beschwert hat. Der Baron mit Gattin seien wichtige Personen und dürfen nicht beleidigt werden.

    Zwischendurch kommt Blanche vorbei, die den General sucht.

    Astley meint weiterhin, dass der General Blanche nicht eher heiraten könne, ehe er nicht das Erbe von Babulenka habe. Alexei hegt nun die Befürchtung, dass Polina, wenn sie erbt, auf die Werbung des habgierigen Marquis hereinfallen könne.

    Astley geht ab, als der Marquis erscheint. Der Marquis, der Alexei hier vorfindet, überlegt, wie er den jungen Mann ausschalten könne. Dann holt er ein Schreiben Polinas hervor, in dem es darum geht, wie man ihn stoppen kann, sich wie ein Schuljunge zu benehmen. Alexei ist wütend, wirft dem Marquis vor, Polina zu diesem Schreiben gezwungen zu haben, und geht verärgert davon. Der General erscheint mit Blanche und fragt den Marquis, ob er bei Alexei Erfolg gehabt habe. Dieser gibt vor, erfolgreich gewesen zu sein.

    Dann kommt das Gespräch auf den Hauptpunkt des Interesses: Babulenkas baldiges Ableben. Kaum hat jedoch der General ihren Tod noch in dieser Nacht vorausgesagt, als man Babulenkas Stimme hört. Sie ist gerade im Hotel angekommen und fühlt sich kerngesund. Alle umschmeicheln sie, doch sie durchschaut schnell die Scheinheiligkeit der Anwesenden. Sie verkündet, dass sie genesen sei und sich nun hier erholen wolle. Außerdem freue sie sich auf das Roulette. Blanche ist verstimmt, weil sie den General falscher Versprechungen verdächtigt. Der gerissene Marquis seinerseits hofft, dass er mit seinen Heucheleien schon mit der alten Dame fertig werde.


    DRITTER AKT

    Ein Vorraum des Kasinos

    Der General stürzt wütend herein: Babulenka hat beim Spiel hohe Summen verloren und alle Mahnungen, aufzuhören, ignoriert. Für ihn bedeutet das, dass seine Hoffnungen auf einen Erfolg bei Blanche sich verflüchtigen. Der Marquis kommt hinzu und verkündet, dass Babulenka bereits 40000 Rubel verspielt habe. Der General will die Polizei rufen, die die Unzurechnungsfähigkeit der alten Dame feststellen soll. Doch der Marquis rät davon ab.

    Blanche tritt auf und zeigt sich von dem General enttäuscht. Als dann Alexei kommt, versuchen der General und der Marquis ihn zu werben, Babulenka davon abzuhalten, sie alle zu ruinieren.

    Nun erscheint auch noch Prinz Nilsky und erwähnt, dass die Verluste der Lady inzwischen gewachsen seien. Der General bricht zusammen. Nach kurzer Ohnmacht rennt er ins Kasino. Blanche geht mit Nilsky, der schon länger Interesse an ihr gezeigt hat, ab.

    Alexei denkt über das Los der Familie seines früheren Arbeitgebers nach und stellt fest, dass ihn nur noch die Liebe zu Polina mit dieser verbindet. Als Polina auftritt, findet er nicht die passenden Worte.

    Schließlich wird Babulenka - müde aussehend - hereingebracht. Sie hat alles, was sie bei sich hatte, verloren. Nun will sie nach Moskau zurück und hat Astley gebeten, ihr das Geld für die Zugfahrt zu leihen. Sie lädt Polina ein, mit ihr zu fahren, aber diese erklärt, dass sie noch nicht hier wegkönnte. Babulenka wird weggebracht.

    Der General kommt schimpfend aus dem Kasino zurück: Er sei blamiert und habe außerdem Blanche an den Prinzen verloren.


    VIERTER AKT

    1. Bild: Alexeis Zimmer im Grandhotel

    Alexei findet Polina vor. Diese wartet darauf, ihm einen Brief des Marquis zu zeigen: Unter dem Druck der Kredite, die er dem General gewährt habe, versucht er darin, Polina zu drängen, ihre Schulden zurückzuzahlen. Wenn er gezwungen wäre, zu klagen, sei ihre Erbschaft in Gefahr.

    Alexei ist geschmeichelt davon, dass Polina bei ihm Hilfe sucht, und rennt wie verrückt aus dem Raum.

    2. Bild: Im Spielsalon

    Alexei setzt immer wieder und gewinnt, während die anwesenden Spieler seine Erfolge kommentieren. Schließlich hat er 200000 Rubel gewonnen und damit die Bank gesprengt. Das Kasino wird für diesen Abend geschlossen.

    In einem Zwischenspiel diskutieren die anderen Spieler immer noch über sein ungeheures Glück.

    3. Bild: Alexeis Zimmer

    Wie betäubt erscheint Alexei wieder in seinem Zimmer. Nach kurzer Zeit bemerkt er, dass Polina noch da ist. Er bietet ihr 50000 Rubel an, damit sie ihre Schulden beim Marquis bezahlen könne. Sie weist diese zunächst zurück und fragt, ob er sie wirklich liebe. Einen Augenblick scheint es so, als ob sie mit ihm von hier weggehen wolle. Dann aber kehrt sie abrupt um und verlangt das Geld. Als Alexei es ihr aushändigt, zerreißt sie es, wirft es ihm vor die Füße und rennt davon. Alexei bleibt allein mit seiner Erinnerung zurück, wie er zwanzigmal nacheinander gewonnen hat.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

    Einmal editiert, zuletzt von Gerhard Wischniewski ()

  • Anmerkungen

    Prokowjew begann schon 1914 mit der Komposition dieser Oper. Er wollte mit der russischen Operntradition brechen und komponierte das Stück weitgehend im Parlando, wobei er bis an die Grenze der Atonalität geht. 1917 solte die Uraufführung in St. Petersburg stattfinden, was aber u.a. auch daran scheiterte, dass die Sänger sich weigerten, diese schwierigen Partien einzustudieren. So kam die Uraufführung in einer zweiten Fassung erst 1929 im Monnaie-Theater Brüssel zustande.

    Die Oper wurde in den letzten Jahren auch im deutschen Raum häufiger inszeniert, u.a. an der Staatsoper Unter den Linden (2008), am Theater Frankfurt (2013), am Theater Mannheim (2016), an der Wiener Staatsoper (2017) und am Theater Basel (2018).

    Ein deutsches Libretto konnte ich leider nicht auftreiben. Die Inhaltsangabe basiert auf der Fassung, die des Aufführung des Mariinsky-Theaters St. Petersburg (2012) zeigt, und die es in voller Länge auf youtube zu sehen gibt.

    https://www.youtube.com/watch?v=GRjphwu3XYY

    Zum besseren Verständnis habe ich zwei geringfügig unterschiedliche englische Inhaltsangaben, die sich auf diese Fassung beziehen sowie verschiedene Besprechungen der oben genannten Inszenierungen hinzugezogen. Auch von diesen Inszenierungen gibt es kurze Auszüge auf youtube.

    Auf CD fand ich folgende Aufnahme:

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    Die Aufzeichnung aus dem Mariinsky-Theater, auf der die vorstehende Inhaltsangabe beruht, gibt es auf DVD

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

    6 Mal editiert, zuletzt von Gerhard Wischniewski ()

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    Originally recorded in 1982

    Alexei Maslennikov, Makvala Kasrahvili, Alexandre Ognivtsev, Galina Borissova, Georgi Andrushchenko

    Conductor: Alexander Lazarev, Orchestra/Ensemble: Bolshoi Theatre Orchestra, Bolshoi Theatre Chorus.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Nicht zu vergessen die m.E. sehr gelungene Produktion aus Berlin (Barenboim/Tcherniakov).


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Gerhard Wischniewski

    Hat den Titel des Themas von „PROKOWJEW, Sergei: DER SPIELER“ zu „PROKOFJEW, Sergei: DER SPIELER“ geändert.