Notre Dame de Paris und die Musik

  • Liebe Musikfreunde,


    mich hat der gestrige Brand dieser wunderschönen Kathedrale, ebenso wie euch, sehr erschüttert. Daher möchte ich diesen Thread eröffnen, um musikalische Bezüge zu Notre Dame zu sammeln, egal, ob es um Musik geht, die in der Kathedrale selbst erklungen ist, oder ob es um Musikwerke geht, die im Schatten der Kathedrale spielen oder selbige in irgendeiner Weise thematisieren. Ich möchte gerne mit ein paar Beispielen vorangehen:


    Zuerst denkt man sicher an geistliche Musik, wie sie sich auf dieser Einspielung findet:



    Allerdings gibt es auch andere Werke, die sich der Kathedrale und ihres Umfeldes annehmen, nicht zuletzt auch die Oper:



    sowie



    Ich freue mich auf weitere Beiträge von Euch,


    liebe Grüße

  • Eine schöne Idee, lieber Don, dieser Thread! :)


    In meiner Sammlung ist diese CD:


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    Ich bin ja ein großer Liebhaber von Cavaille-Coll-Orgeln, Cavaille-Coll war der wohl bedeutendste Orgelbaumeister des 19. Jhd.!


    https://de.wikipedia.org/wiki/Aristide_Cavaill%C3%A9-Coll


    https://de.wikipedia.org/wiki/…drale_Notre-Dame_de_Paris


    Cochereau spielt hier die berühmte Bach-Toccata und Fuge und setzt in der Fuge den absoluten Tiefbass ein. Das ist markerschütternd. Keine Orgel hat so einen Tiefbass - was natürlich auch an der ungeheuren Länge des Kirchenschiffs liegt von Nortre Dame. Basswellen sind langwellig... Hoffentlich stimmt es, dass diese einzigartige Orgel das Unglück heil überstanden hat! :hello:


    Schöne Grüße

    Holger


    Cochereau spielt die

  • Zuerst denkt man sicher an geistliche Musik, wie sie sich auf dieser Einspielung findet:


    Danke für die Erinnerung an diese Einspielung von 1961! Bis heute für mich die maßstäbliche der Messe de Nostre Dame. Deller ist zeitlos gut, auch wenn es nicht a capella ist (macht es für mich sogar interessanter).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die Cochereau-Aufnahme von BWV 565 liebe ich auch über die Maßen. Ich habe sie auf folgender Doppel-CD vorliegen, eine meiner ersten Klassik-CDs überhaupt, die in diesen Thread auch gut hineinpasst:




    Ebenfalls enthalten sind Werke von Frescobaldi, Lully, Charpentier, Purcell, Albinoni, Mouret, Mozart, Lesueur, Paisiello, Franck, Vierne und Widor. Eine Schande, dass sie seit langem vergriffen ist und nicht neu aufgelegt wurde.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Dazu fällt mir ein, dass ich vor kurzem zwei Aufzeichnungen von Berlioz' Requiem angeschaut habe: Die eine aus dem Kölner Dom mit dem WDR SO (und der versammelten Riege aller öffentlich-rechtlich organisierten Paukisten) unter Saraste und die andere eben aus Notre Dame mit dem Orchestre Philharmonique de Radio France und dem Simón Bolívar Symphony Orchestra unter Dudamel. In beiden Fällen sang Andrew Staples den Solopart im Sanctus. Der wesentliche Unterschied, welchen ich allerdings nicht notwendig auf den Aufführungsort zurückführen würde, dass es Saraste auf geradezu magische Weise verstand, dem Stück jegliche Spannung zu nehmen, während Dudamel - aber hört und seht selbst:



    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Lieber Michael,


    schade, Deine Beschreibung hat mich neugierig gemacht, aber zwischenzeitlich ist das Video wohl von youtube schon gesperrt worden. Ich tröste mich unterdessen mit dieser sehr schönen CD; hier erklingen in den Weiten des Innenraums sehr intime, träumerische Momente von großer Schönheit. So gefällt mir zum Beispiel die Adaption aus Bachs 3. Orchestersuite ausnehmend gut. Derzeit jedoch scheinbar nur als Download bei amazon erhältlich, bei jpc habe ich die Einspielung nicht gefunden:


    https://www.amazon.de/Orgue-tr…03&s=gateway&sr=8-2-spell

  • Spitzfindigkeit: Machauts "Messe de Nostre Dame" hat erstmal nichts mit Notre Dame de Paris zu tun und anders als die auf der o.g. CD enhaltenen anderen Stücke auch nichts mit der nach der Pariser Kathedrale benannten ersten historisch greifbaren Schule abendländischer Mehrstimmigkeit (Leonin, Perotin etc.), sondern wurde ca. 100-150 Jahre später für Reims komponiert (was ja sogar auf dem Cover steht).


    Schmidts Oper war mir zwar dem Namen (und durch das Intermezzo) nach bekannt, aber ich war mir tatsächlich nicht wirklich bewusst, dass sie auf dem Roman Hugos basiert. Eigentlich erstaunlich, dass es nicht noch mehr und bekanntere Opern zu diesem "Reißer" gibt.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Lieber Johannes,


    bezüglich Machaut hast Du natürlich Recht, die Nominierung der CD für diesen Thread rechtfertigt sich durch die ebenfalls enthaltenen Werke Pérotins. Dazu wikipedia:


    Pérotin (Perotinus), auch als „Magister Perotinus“ oder „Perotinus magnus“ bekannt, (* zwischen 1150 und 1165; † zwischen 1200 und 1225) war Magister an der Klosterkirche und Kathedrale Notre Dame in Paris und gilt als bedeutendster Komponist der Notre-Dame-Schule.


    Die CD enthält die beiden Graduale "Sederunt principies" sowie "Viderunt omnes" nebst dem "Alleluia Nativitas".


    liebe Grüße

  • Danke für die Erinnerung an diese Einspielung von 1961! Bis heute für mich die maßstäbliche der Messe de Nostre Dame. Deller ist zeitlos gut, auch wenn es nicht a capella ist (macht es für mich sogar interessanter).

    Dem stimme ich vorbehaltlos zu! Ich habe auch 2 Kopien von dieser CD, das ist die Nr.1 der Musiken, deren Verlust ich nie verschmerzen könnte. Man kann verstehen, dass Strawinski ein großer Verehrer dieser Messe war. Ich glaube auch, dass ihm diese Aufnahme gefallen hätte.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Schmidts Oper war mir zwar dem Namen (und durch das Intermezzo) nach bekannt, aber ich war mir tatsächlich nicht wirklich bewusst, dass sie auf dem Roman Hugos basiert

    Hier die Personen dieser Oper:


    • Claude Frollo, Archidiaconus von Notre Dame (Bariton)
    • Quasimodo, der Glöckner (Bass)
    • Phoebus, Gardeoffizier (Tenor)
    • Gringoire, früher Philosoph und Dichter, jetzt Zigeuner (Tenor)
    • Ein Offizier (Bariton)
    • Esmeralda, ein Zigeunermädchen (Sopran)
    • Die alte Falourdel, Wirtin (Alt)
    • Zigeuner, Soldaten, Volk, Bettler


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • "Requiem" von Hector Berlioz in Notre Dame

    in der Arte-Mediathek


    https://www.arte.tv/de/videos/…A/hector-berlioz-requiem/


    Verfügbar bis 1. mai 2019 - Verlängert anlässlich der Brandkatastrophe: Gustavo Dudamel dirigierte das Werk 2014 in der Kathedrale. Es spielt eine Meisterklasse aus dem Jugendsymphonieorchester Simón Bolívar aus Venezuela, dem Philharmonieorchester von Radio France sowie dem Chor unter Leitung von Celso Antunes und dem Chor von Notre-Dame.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Deine Beschreibung hat mich neugierig gemacht, aber zwischenzeitlich ist das Video wohl von youtube schon gesperrt worden.

    Du scheinst Glück zu haben: Das Berlioz-Requiem aus Notre Dame unter Dudamel ist aus gegebnem Anlaß in der arte-Mediathek verfügbar: https://www.arte.tv/de/videos/…A/hector-berlioz-requiem/

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ein wunderbares Stück ....

    CAMILLE SAINT-SAËNS - Symphonie No. 3 »Orgel-Symphonie«

    Pierre Cochereau, Orgel

    Berliner Philharmoniker

    Herbert von Karajan

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    :):):)

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  • Danke Euch, lieber Michael und Rüdiger, für den arte-Link! Und natürlich würde mich auch interessieren, lieber Johannes, warum die Karajan-Einspielung so schlecht abschneidet in Deiner Einschätzung?


    liebe Grüße

  • Das ist der absolute Horror, diese Aufnahme. Orchester in Berlin aufgenommen, Orgel (offenbar mit anderem Stimmton) reingeschnitten. Zwei unterschiedliche Raumakkustiken, die übereinandergelegt sind, ... entsetzlich.

    Er hat Jehova gesagt!

  • Das ist allerdings bei mehreren anderen Aufnahmen ebenso gehandhabt worden und sagt absolut nichts über die Interpretation aus.



    Liebe Grüße


    Portator

  • bei anderen Aufnahmen (Barenboim/DG) hat es auch wesentlich besser funktioniert. Aber wir müssen jetzt nicht mit diesem alten Hut diesen wichtigen thread zuspammen. wer bei seinem karajan bleiben will, soll es halt tun.

    Er hat Jehova gesagt!

  • Klar, was Dich an der Aufnahme stört, ist, dass Karajan dirigiert hat.


    Im übrigen gebe ich Dir recht. Wir sollten es dabei bewenden lassen. Der auslösende Hintergrund ist viel zu ernst.



    Portator

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  • Gerade erklangen bei mir Gesänge aus einer fernen Zeit, meisterhaft dargeboten vom Ensemble Organum:


    41TezUlLDWL.jpg


    Als diese Musik entstand, war die jetzige Kathedrale noch im Bau.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.