Bericht über das Udo-Jürgens-Konzert des Kirchenchores St. Johannes Baptist Lette am 12. Mai 2019 um 17:00 Uhr in Coesfeld-Lette im Atrium von Ernstings family;
Mitwirkende:
Kirchenchor Lette
Markus Ekrodt, Klavier und Sologesang
Martin Klusmann (Musikschule Coesfeld), Schlagzeug,
Stefan Otters (Musikschuele Bad Salzuflen), Bassgitarre
Gesamtleitung: Maximilian Kramer
Dies war mal ein ganz anderes Konzert als unsere anderen, aber mit der gleichen Sorgfalt und Begeisterung in zahlreichen Proben vorbereitet und auch die besondere Situation berücksichtigend, dass in diesem Konzert ungewöhnlich viel Text transportiert werden musste, und dass viele dieser Liedtexte nicht etwa beiläufig waren und durchaus sozialkritische Aussagen hatten und wie die Ballade "Ihr von morgen" (Hymne an die Zukunft) brennend aktuell waren . In ähnliche Richtungen gingen die Aussagen anderer Lieder, die unser Dirigent Maximilian Kramer mit Bedacht ausgewählt hatte, wie das Programm zeigt:
- Ich war noch niemals in New York,
- Merci cherie,
- Zeig mir den Platz an der Sonne,
- Was ich dir sagen will,
- Immer wieder geht die Sonne auf,
- Ein ehrenwertes Haus,
- Aber bitte mit Sahne,
- Griechischer Wein,
- Ich glaube,
- Das ist dein Tag,
- Ihr von Morgen,
- Mit 66 Jahren,
Zu Beginn und an geeigneten Stellen des Programms erzählte unser Dirigent mit launigen Worten aus den Stationen des Lebens und künstlerischen Werdegangs Udo Jürgens' wie z. B. zu dem ersten Stück, als er Ende der fünfziger Jahre für eine Zeit nach New York ging und 1960 für Shirley Bassey den Welthit "Reach for the Stars" komponierte.
Das zweite Lied "Merci cherie" stand deshalb an der Stelle im Programm, weil Max Kramer da gerade über die drei Teilnahmen Udo Jürgens' am Grand Prix d' Eurovision", wie er damals hieß, gesprochen hatte und Udo Jürgens in die dritte Teilnahme nur widerstrebend eingewilligt hatte, nachdem er zweimal nicht gewonnen hatte aber beim dritten Mal, 1966 aber ganz überlegen gewann eben mit "Merci cherie".
Dieses Lied trug unser Sängerkollege Markus Ekrodt, stellvertretender Chorleiter des befreundeten Jakobichores gekonnt vor, natürlich sich selbst dabei auf dem Klavier begleitend:
(hier ein Foto von einer Probe, Markus am Klavier und Max lässig an selbigem lehnend, im Hintergrund der Chor). Max Kramer litt vor einigen Wochen noch an Sehnenscheidenentzündungen an beiden Unterarmen und konnte deshalb einige Wochen selbst nicht Klavier spielen. Markus konnte uns deshalb in zwei Proben helfen.
Außerdem sang er im Konzert noch "Was ich dir sagen will", "Ein ehrenwertes Haus" und "Aber bitte mit Sahne". Er stellte mit diesen Soloeinlagen eindrucksvoll unter Beweis, dass er ein großer Udo Jürgens-Verehrer ist und dessen Lieder "einfach drauf hat".
Markus rockte besonders den Saal mit seinem letzten Sololied "Aber bitte mit Sahne", denn einen besonderen Clou hatten sich ein gutes halbes Dutzend Sopranistinnen in der Generalprobe ausgedacht, indem sie, wie weiland die Damen des Backgroundchores bei Udo Jürgens, die Textstelle "Aber bitte mit Sahne" stets mit einem um zwei Oktaven in den hohen Diskant oktavierten Echo wiederholten. Am besten klappte dies dann im Konzert, wie es ja auch sein soll.
Da wir aber nicht mit einer Liveübertragung dienen konnten, hier , als "Ersatz" das Original vom 12. 3. 1977 aus "Udo Jürgens live":
Aber nicht nur diese Ohrwürmer überzeugten das Publikum im ausverkauften Atrium (gut 400 Zuschauer), sondern auch die besinnlichen Lieder mit anspruchsvollen Texten und kritischen Aussagen.
Mein persönliches Lieblingslied hatte sich in den letzten Monaten herausgestellt und so gefesselt, dass ich während der Proben manchmal fast aus der Fassung geriet und nicht weitersingen konnte. Da ich keine adäquate Chorversion auf Youtube finden konnte, will ich von diesem Lied nur den Text einstellen Dabei habe ich die erste Strophe, die im Konzert allgemein nicht gesungen , sondern höchstens sprechend vorangestellt wird, an ihrer Stelle belassen:
Ihr von morgen (Hymne an die Zukunft)
"Ihr von Gestern!
Eure Träume
Schweben immer noch durchs All,
Und wir hören
Eure Stimmen
Noch als fernen Widerhall.
Ihr habt euch von den Sternen
Die uns leiten, weit entfernt.
Doch aus euren Fehlern
Haben wir gelernt."
Ihr von Morgen
Werdet wissen,
Was aus dieser Erde wird.
Uns're Hoffnung ist zerschlissen,
Und wir haben uns verirrt.
Wer wird in tausend Jahren
Uns're Ängste noch versteh'n?
Ihr von Morgen werdet staunend
Rückwärts seh'n.
Aus Gedanken werden Ziele,
Aus dem Samen wird ein Baum,
Und aus einem werden viele,
Freiheit schafft sich ihren Raum.
Wer wird in tausend Jahren
Uns're Fragen noch versteh'n?
Ihr von Morgen werdet staunend
Rückwärts seh'n.
Ihr von Morgen!
Wenn ihr neu erwacht,
Dann vergeßt nicht uns're Träume,
Denn in ihnen suchten wir Tag und Nacht
Euer unsichtbares Land.
Jedes Wasser findet Gräben,
Oft kann Schwäche Stärke sein,
Und im Laufe vieler Leben
Höhlen Tropfen einen Stein.
Wer wird in tausend Jahren
Uns're Zweifel noch versteh'n?
Ihr von Morgen
Werdet neue Wege geh'n!
Ihr von Morgen habt gefunden
Was uns unerreichbar schien.
Schlugen wir der Welt auch Wunden,
Vielleicht habt ihr uns verzieh'n.
Wer wird in tausend Jahren
Uns're Fehler noch versteh'n?
Man wird davon nichts mehr seh'n:
Den Staub von unsern Füßen,
Wird der Wind der Zeit verwehn.
Ihr von Morgen
Werdet neue Wege geh'n!
Da nach dem letzten Stück Das Publikum begeistert applaudierte und "Zugabe" skandierte, gab Markus als Zugabe "Merci chérie", und dann gab es für alle Mitwirkenden Blumen, Anschließend bedankte sich der 1. Vorsitzende Christian Cesar bei allen Mitwirkenden und der gastgebenden Familie Ernsting, und zum Schluss des wirklich sehr erfüllenden und gelungenen Konzertes sang der Chor noch als Zugabe- welch ein Zufall: "Vielen Dank für die Blumen", ein wunderbares Stück, das aber wegen der vielen Halbtonfolgen für einen Laienchor am Schluss noch mal eine besondere Herausforderung darstellt, die wir aber, wie auch glaube, auch gemeistert haben, wie dann der Schlussbeifall unter Beweis stellte.
Ebenso sei noch einmal Markus Ekrodt erwähnt, der, quasi in der "Udo"- Rolle, das ganze Konzert hindurch gekonnt am E-Flügel für das melodische Gerüst sorgte, und Martin Klusmann von der Coesfelder Musikschule, der am Schlagzeug den passenden Takt vorgab, sowie Stefan Otters aus Salzuflen, der auf dem gleichen hohen Niveau die Bassgitarre spielte. Es sei noch erwähnt, dass diese instrumentale Formation die erste war, mit der Udo Jürgens im Jahr 1950 in einem Klagenfurter Café seine ersten Engagements bestritt.
Am Schluss sei noch mal erwähnt, dass der Erfolg dieses Konzertes natürlich nur möglich war durch die kluge Auswahl des Programmes zu Beginn, die diesem doch so anderen Repertoire angemessene stimmbildnerische Unterstützung, die akribische Arbeit am Text, der ja eine wichtige Aussage zu transportieren hatte und die natürlich glaubhaft herüberkommen sollte. Letztlich war diese Arbeit gekrönt von der mitreißenden Art wie er die Stommen zusammenführte, den typischen Rhythmus eines jeden Liedes aus dem Chor herauslockte und den Chor veranlasste, mit höchster Konzentration und hoher Textverständlichkeit zu singen. Die Rede ist natürlich von unserem zielstrebigem Dirigenten Maximilian Kramer, der es wie immer es auch diesmal erreicht hat, jede Sängerin und jeden Sänger zu erreichen. Ich bin mir sicher, wenn ich für alle meine Sangeskolleginnen und -kollegen spreche, wenn ich sage: Danke, Max.
Liebe Grüße
Willi
P.S. Fotos der Soloinstrumentalisten waren leider (noch) nicht aufzutreiben. Namen habe ich nachgeliefert (s. o.).