Liederabend im Haus Stapel, Havixbeck bei Münster, 26. 5. 2019, 17.00 Uhr

  • Bericht über einen "Romantischen Liederabend" in Haus Stapel in Havixbeck bei Münster am 26. 5. 2019, 17:00 Uhr


    Ein munteres Völkchen war da zusammengekommen, um diesen außergewöhnlichen Liederabend zu gestalten unter der Überschrift:


    Johannes Brahms, Liebesliederwalzer, Sololieder und Ungarische Tänze

    Als Erste ist zu nennen die bekannte lyrische Sopranistin Heike Hallaschka, die auch als künstlerische Leiterin und Protagonistin der Haus-Stapel-Konzerte fungiert, die seit 2011 stattfinden. Sie wird bei ihren Solorecitals etatmäßig begleitet von Professor Clemens Rave, Klavierprofessor an der Uni Münster, der u. a. auch als Liebegleiter der zweiten Sängerin des Abends, der Mezzosopranistin Annette Kleine tätig ist. Bei den vierhändigen Stücken des Abends stand ihm der Pianist Professor Ulrich Rademacher von der Uni Köln zur Seite, der u. a. auch als Liebegleiter tätig und außerdem Mitglied des deutschen Musikrates ist.

    Als weitere Solisten des Abends traten der Tenor Goetz Phillip Körner und der Bassbariton Maximilian Kramer auf:

    Hier sind alle Künstler des Abends zu sehen:

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    Den Abend eröffnete ein sehr lyrisches Lied der Komponistin Annette von Droste-Hülshoff: "Liebe schwärmt auf allen Wegen",(Text Johann Wolfgang von Goethe), das alle vier Solistinnen und Solisten in einem berührenden Quartett vortrugen. Begleitet wurden sie dabei von Clemens Rave, der seit Beginn dieser Konzerte auf diesem Flügel spielt:


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    einem Flügel der münsterschen Firma Knake aus dem Jahre 1873, der 2012 von der Dülmener Firma Gottschling aufwändig restauriert wurde und einen wundervollen kraftvollen Klang produziert. Er steht hier auf dem Foto seit 140 Jahren im Festsaal des Hauses Stapel. Dieses Lied von Annette wird hier auf dem YT-Video bei einem einem früheren Konzert von Hallaschka solo vorgetragen, begleitet von Clemens Rave:


    Im Anschluss daran begrüßte die Schlossbesitzerin Dr. med. Mechthild Freifrau Raitz von Frentz, eine Ururenkelin Annettes, das anwesende Publikum im proppenvollen Festsaal.


    Anschließend trug zunächst der Tenor Goetz Phillip Körner die drei Lieder "O komme holde Sommernacht" (Grohe), aus Lieder op. 58 Nr. 4, "Sommerabend" (Heine), op 85 Nr. 1 und "Mondenschein" (Heine), op. 85 Nr. 2, vor.

    Bei seinem Vortrag konnte ich seinen frischen biegsamen und höhensicheren Tenor besser genießen als bei unserem letzten gemeinsamen Konzert, weil der Solist ja im Chorkonzert vom Chor weg singt.

    Hier zeigte er sich auch in der Mittellage sehr sattelfest.

    Als Nächster trat Maximilian Kramer auf, der in der Basslage die Lieder

    "Wir wandelten", [Daumer), op. 96 Nr. 2 , "Heimkehr", (Uhland), op. 7 Nr. 6 und "Wie Melodien zieht es" (Groth), op. 105 Nr. 1, vortrug.

    Seine Stimme kenne ich nun fast seit einem Vierteljahrhundert. Er ist ein glänzenden Liedsänger und trug auch diese Brahms-Lieder sehr ausdrucksvoll und auf hohem sängerischen Niveau vor. Das gilt, das sei an dieser Stelle schon gesagt, für alle vier Solistinnen und Solisten des Abends.


    Im nächsten Programmpunkt trugen Clemens Rave und Ulrich Rademacher "Zehn Liebesliederwalzer für Klavier zu vier Händen" aus op. 39 vor.

    Hier bestach neben dem hohen technischen Vermögen auch das äußerst gekonnte Zusammenspiel der beiden Protagonisten. Das ist, angesichts ihrer Liedbegleitertätigkeit und der kammermusikalischen Auftritte kein Wunder. So klingt es also, wenn das Klavier zu vier Händen "Lieder singt". Und auch der historische Knake-Flügel machte diesen Gesang klaglos mit.


    Im letzten Block vor der Pause Traten die beiden Damen auf, zunächst die Mezzosopranistin Annette Kleine, die sich in Zusammenarbeit mit Ulrich Rademacher und Clemens Rave schon ein Repertoire von ca. 800 Werken erarbeitet hat. Sie offenbarte neben ihrem klangvollen Fundament auch eine sichere Höhe und zeigt in ihrem Vortrag auch einen tiefen Ausdruck, sowohl in dem Lied "Von ewiger Liebe" (Fallersleben) op. 43 Nr. 1, als auch im nächsten Lied "Immer leiser wird mein Schlummer" (Lingg) op. 105 Nr.. 2 und abschließend "Vergebliches Ständchen" (Florentin) op. 84 Nr. 4.


    Den Abschluss vor der Pause machte Heike Hallaschka.

    Sie sang zuerst das Lied "Ständchen" (Kugler) op. 106 Nr. 1 und dann "Feldeinsamkeit" (anonym) op. 86 Nr. 2.

    Am Schluss ihres Soloauftritts sang sie das Lied im kölnischen Dialekt (volkstümlich) "Och Moder, ich well en Ding han", WoO 33, N3. 33. Sie zeigte ein weiteres Mal ihren prächtigen Sopran, mit dem sie immer begeistert. Nicht die geringste Mühe in den Höhen, eine Kraft auch in den Mittellagen, die man der kleinen, zarten Sängerin gar nicht zutrauen mag, die sie aber dennoch an den Tag legt, ein lyrischer Fluss der Musik auch in den organischen dynamischen Bewegungen..

    Seit ich letztens eine CD von ihr mit Liedern der deutschen romantischen Komponistin Josephine Lang (1815 - 1880) gehört habe, habe ich begonnen, ihren Aufnahmen zu sammeln.


    Nach der Pause, in der sich das Publikum in der Naturumgebung dieses großen Wasserschlosses erging, trugen zunächst die beiden Klavierprofessoren Clemens Rave und Ulrich Rademacher wiederum vierhändig zwei mitreißende ungarische Tänze von Johannes Brahms vor, den Tanz Nr. 2 A-Dur und den Tanz Nr. 5 fis-moll .

    Danach erklangen, sozusagen als Höhepunkt, die "Liebesliederwalzer für vier Singstimmen und Klavier zu vier Händen" op. 52. (Texte Georg Friedrcih Daumer)

    Ein veritabler Höhepunkt, für den ich natürlich leider kein Original-Video habe. Das soll, wie ich in der Konzerteinführung hörte, später zu haben sein, und zwar auf der Homepage des Veranstalters. Wenn dem so ist, werde ich es nachträglich hier einstellen. Bis dahin, quasi als Ersatz, Edith Mathis, Brgitte Fassbaender, Peter Schreier und Barry Mc Daniel in einer Aufnahme von 1983:


    Nach reichhaltigem Schlussbeifall entließ das musikalische Sextett die begeisterte Zuhörerschar nicht ohne zwei Zugaben. Die zweite Zugabe kam dem Schreiber dieses Textes sogleich bekannt vor, stammte er doch aus einem Liebeslieder/Zigeunerlieder-Konzert, in dem er vor vielen Jahren als Chortenor selbst mitgewirkt hatte:

    "Nein, es ist nicht auszukommen mit den Leuten,

    alles wissen sie so giftig auszudeuten!

    Bin ich heiter, hegen soll ich lose Triebe;

    bin ich still, so heißt's, ich wäre irr aus Liebe!"


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

    2 Mal editiert, zuletzt von William B.A. ()